System zur Wellenfrontrnessung
Die Erfindung betrifft ein System zur Weilenfrontmessung mit einem Wellenfrontsen- sor und einem Kompensator zur Vorkompensation optischer Abbildungsfehler der Strahlung, die von dem Wellenfrontsensor zu vermessen ist.
In der Ophthalmologie werden optische Aberrationen des Auges nach dem Stand der Technik mit Wellenfrontsensoren gemessen. Bekannt sind insbesondere Wellenfront- sensoren nach Shack-Hartmann und Tscherning. Solche Äberrometer erlauben die Vermessung optischer Eigenschaften des Gesamtsystems „Auge" und dienen insbe¬ sondere als Grundlage für refraktive chirurgische Eingriffe, zum Beispiel mit dem La¬ ser gemäß dem LASIK-Verfahren. Die vorliegende Erfindung betrifft allgemein ein System zur Weilenfrontmessung, welches als Grundlage dienen kann sowohl für dia¬ gnostische als auch therapeutische Zwecke in der Ophthalmologie.
Der Stand der Technik kennt bereits bei der Weilenfrontmessung eine sogenannte „NulP-Messung, bei der ein Großteil der Abbildungsfehler des Auges vor der Weilen¬ frontmessung vorkompensiert wird. Dabei ist der vorkompensierte Fehler bekannt und der verbleibende, im Wellenfrontsensor vermessene Fehler kann dann mit sehr viel höherer Genauigkeit bestimmt werden, weil der sogenannte Dynamikbereich des Wellenfrontsensors, d.h. der zulässige Abstand zwischen den Maximal- und den Mi¬ nimalwerten, stark erweitert ist. Der Stand der Technik kennt für die Vorkompensati¬ on optischer Fehler, wie Defokus und Astigmatismus, verfahrbare Teleskope (Badal Optometer) und auch gekreuzte Zylinderlinsen. Sollen darüber hinaus optische Abbil- dungsfehler höherer Ordnung, zum Beispiel die sphärische Aberration, zeitlich kom¬ pensiert werden, dann erfolgt dies nach dem Stand der Technik nur über adaptive Spiegelsysteme, welche die Strahlung reflektieren. Eine zeitliche Kompensation be¬ zeichnet man auch als „closed loopw System, wenn eine kontinuierliche Messung von optischen Wellenfrontfehlem und deren kontinuierlicher Ausgleich durch geometri- sehe Veränderungen an einem adaptiven Spiegel erfolgt.
Die US-Patentanmeldung US 2003/0193647 Al zeigt ein System, bei dem ausschlie߬ lich ein Teleskop für die Kompensation von Defokus-Fehlem in einer geschlossenen Schleife eingesetzt wird; eine Kompensation von sphärischer Aberration oder Koma ist nicht gezeigt.
Auch die US 2004/0041978 Al zeigt ein System mit einem Teleskop, welches mittels eines Raumfilters die optischen Aberrationen höherer Ordnung in einer am Wellen- frontsensor gemessenen Wellenfront eliminiert. Ein optisches Raumfilter liefert keine Kompensation von optischen Aberrationen, es filtert diese nur. Man kann also diesen Stand der Technik wie einen Tiefpassfilter verstehen, in welchem die Aberrationen höherer Ordnung abgeschnitten werden.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein System zur Wellenfront- messung bereitzustellen, bei dem insbesondere Abbildungsfehler höherer Ordnung in einfacher weise und mit hoher Zuverlässigkeit vorkompensiert werden können, um den Dynamikbereich des eingesetzten Wellenfrontsensors zu verbessern.
Hierzu stellt die Erfindung ein System zur Wellenfrontmessung bereit mit einem WeI- lenfrontsensor und einem Kompensator zur Vorkompensation optischer Abbildungs- fehler von in den Wellenfrontsensor gerichteter Strahlung wobei der Kompensator zur Vorkompensation von optischen Abbildungsfehlern höherer Ordnung transmittie- rende optische Elemente aufweist und Mittel vorgesehen sind, um zumindest eines der optischen Elemente zur Einstellung der Vorkompensation zu bewegen.
Unter einem „optischen Abbildungsfehler höherer Ordnung" ist hier insbesondere eine Aberration der dritten Ordnung und einer höheren Ordnung (koma-artige Aber¬ ration) zu verstehen. Somit sind insbesondere auch Aberrationen der vierten Ord¬ nung als „optische Abbildungsfehler höherer Ordnung" im Sinne der vorliegenden Erfindung zu verstehen, also sphärische Aberrationen.
Ein transmittierendes optisches Element in diesem Sinne lässt die elektromagnetische Strahlung durch und hat somit Brechwirkung für diese Strahlung. Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, dass mit transmittierβnden optischen Elemente die oben gestellte Aufgabe in vorteilhafter Weise gelöst und der Dynamikbereich des Wellen- frontsensors mit Blick auf bestimmte ausgewählte optische Abbildungsfehler zum Beispiel eines Auges maximiert werden kann.
Gemäß der Erfindung werden also gezielt zuvor berechnete Linsen eingesetzt, welche eine definierte Größenordnung an sphärischer Aberration aufweisen. Durch Auswahl von bestimmten Kombinationen der jeweiligen sphärischen Aberrationen bei den un¬ terschiedlichen optischen Elementen ergibt sich in der Summe (am Meß-Sensor) eine Überlagerung der optischen Fehler. Durch Verschieben der optischen Elemente rela¬ tiv zueinander lassen sich nun gezielte Werte von zum Beispiel sphärischer Aberrati¬ on oder Koma einstellen.
Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Mittel zum Bewegen zumindest eines der optischen Elemente Signale vom Wellenfrontsen- sor erhalten, um das optische Element in Abhängigkeit von dem Signal zu bewegen. Bei dieser Variante der Erfindung kann die Vorkompensation selektiv optimiert wer- den, insbesondere im Hinblick auf den vorzukompensierenden optische Fehler höhe¬ rer Ordnung und die damit zu gewinnende Verbesserung des Dynamikbereichs hinsichtlich bestimmter optischer Aberrationen. Der Vorkompensator kompensiert auch optische Fehler niederer Ordnung in bekannter Weise.
Eine andere bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung sieht Mittel vor zum Anzeigen von der vorkompensierten Wellenfront entsprechenden Daten, sodass ein Arzt wäh¬ rend der Wellenfrontmessung Informationen über die Vorkompensation erhält und, falls gewünscht, selektiv eingreifen könnte.
Es ist auch möglich, die Vorkompensation ohne die oben beschriebene Rückkopplung statisch gemäß vorgegebenen optischen Fehlern, die zu kompensieren sind, durchzu¬ führen.
Die Mittel zum Anzeigen der vorkompensierten Wellenfront können auch für eine funktionelle Prüfung des Sehvermögens des Auges dienen.
Der letztlich zu messende Wellenfrontfehler des Auges ergibt sich dann aus der nach der Vorkompensation durchgeführten Wellenfrontmessung unter Berücksichtigung des vorkompensierten Fehlers, der zu dem Ergebnis der Wellenfrontmessung zu ad¬ dieren ist.
Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der Zeichnung nä¬ her erläutert. Es zeigt:
Figur 1 schematisch ein System zur Wellenfrontmessung mit Vorkompensation;
Figur 2 ein weiteres System zur Wellenfrontmessung mit Vorkompensation un¬ ter Verwendung eines Tscherning Aberrometers;
Figuren 3, 4 Einzelheiten eines Kompensators für die Vorkompensation; und
Figur 5 ein System zur Wellenfrontmessung mit Anzeigeeinrichtungen.
Figur 1 zeigt schematisch den Strahlungsverlauf und die Verarbeitung der Strahlung. Eingesetzt wird ein dem Fachmann gut bekannter Shack-Hartmann Sensor für die Wellenfrontmessung. Die Darstellung in Figur 1 beginnt mit dem optischen System „Auge" 10. Der auf das Auge gerichtete Messstrahl und seine Formung ist als solches hinreichend bekannt und in Figur 1 weggelassen. Die Darstellung beginnt also mit der das zu vermessende Auge verlassenden Wellenfront, welche die optischen Abbil¬ dungsfehler (Aberrationen) des Auges aufweist, also insbesondere die als solche be-
kannten Abbildungsfehler einfacher und höherer Ordnung. Ein typischer Abbildungs¬ fehler höherer Ordnung ist bekanntlich die sphärische Aberration. Diese vom Auge kommende Strahlung wird in ein optisches System 12 eingegeben, zum Beispiel ein Teleskop. Danach gelangt die Strahlung in einen Kompensator 14, der die Wellen- front vorkompensiert. Dieser Kompensator 14 weist transmittierende optische Ele¬ mente im obigen Sinne auf, d.h. die Strahlung durchlassende und brechende Elemente, die in den Figuren 3 und 4 beispielhaft dargestellt sind. Der Kompensator 14 führt eine Vorkompensation von optischen Fehlern höherer Ordnung durch.
Nach der Vorkompensation im Kompensator 14 passiert die Strahlung ein optisches System 16, mit dem sie auf einen Wellenfrontsensor 18 abgebildet wird. Der Wellen- frontsensor 18 ermöglicht eine Wellenfrontmessung mit den eingangs geschilderten Merkmalen und Vorzügen. Das System ermöglicht mit den vorstehend dargestellten Komponenten zunächst eine statische Vorkompensation mit einem vorgebbaren opti- sehen Fehler, der zu kompensieren ist. Der Kompensator 14 weist bewegbare trans¬ mittierende optische Elemente (Figur 3, 4) auf, die mittels einer Steuerung 20 bewegbar sind.
Gemäß einer besonderen Ausgestaltung, die in Figur 1 ebenfalls dargestellt ist, er- folgt eine Rückkopplung des Messergebnisses vom Wellenfrontsensor 18 zum Kom¬ pensator 14 mittels der Steuerungselektronik 20. In Abhängigkeit vom Messsignal des Wellenfrontsensors 18 können dann die einzelnen transmittierenden optischen Elemente des Kompensators 14 wahlweise so eingestellt werden, dass der Dynamik¬ bereich im Wellenfrontsensor 18 hinsichtlich des besonders interessierenden Fehlers höherer Ordnung maximiert werden kann.
Figur 2 zeigt ein System zur Wellenfrontmessung unter Verwendung eines Tscher- ning-Aberrometers. Auch hier sind, wie bei Figur 1, die Komponenten zur Erzeugung und Formung und Führung des Laserstrahls, mit dem die Messung durchgeführt wird, weggelassen. Die Darstellung in Figur 2 beginnt mit dem Maskensystem 22 für die Erzeugung eines Punktmusters, mit dem die optischen Aberrationen des Auges in
bekannter Weise nach Tscherning vermessen werden. Das Punktmuster wird über eine Optik 24, z.B. ein Teleskop, in einen Wellenfrontkompensator 26 abgebildet, von dem Ausführungsbeispiele in den Figuren 3 und 4 dargestellt sind. Der Kompensator 26 weist also wieder transmittierende optische Elemente auf. Die vom Kompensator 26 kommende Strahlung wird über eine Abbildungsoptik 28 auf die Netzhaut des Auges 30 abgebildet. Diese Abbildung wird in an sich bekannter Weise im Wellen- frontsensor 32, d.h. hier dem Tscherning-Aberrometer, zur Vermessung der Punkt¬ verschiebungen abgebildet.
Der Wellenfrontkompensator 26 wird mit seinen einzelnen Komponenten mittels ei¬ ner Steuerung 34 so angesteuert, dass die gewünschte Vorkompensation erfolgt. Gemäß einer erweiterten Ausgestaltung ist eine Rückkopplung vom Wellenfrontsen- sor 32 zum Wellenfrontkompensator 26 vorgesehen, wobei eine Steuerelektronik 34 Signale vom Wellenfrontsensor 32 erhält, um entsprechend diesen Signalen die EIe- mente des Kompensators 26 zur Erzielung einer gewünschten Vorkompensation an¬ zusteuern.
Die mitteis der Kompensatoren 14 bzw. 26 durchzuführende Vorkompensation kann zum Beispiel eine sphärische Aberration, ein Koma oder auch ein Astigmatismus sein.
Einzelheiten der Kompensatoren 14 bzw. 26 sind in den Figuren 3 und 4 dargestellt. Der Aufbau als solches ist bekannt aus Buchroeder und Hooker, Applied Optics, 14, 2476,2479 (1975). Es handelt sich bei dem Linsensystem nach Figur 3 um ein afoka¬ les teleskopisches Galilei-System. Nach der Linse 4 ist der Strahlengang parallel und wird durch die Linse 5 auf die Bildebene fokussiert. Die erste Linse 1 ist sphärisch stark überkorrigierend. Die Linse 4 des teleskopischen Systems ist sphärisch korri¬ giert. Die Einstellung (Steuerung) der zum Beispiel sphärischen Aberration findet in der Linsengruppe 2/3 statt. Diese Linsengruppe hat praktisch keine Brechkraft mehr, dafür eine starke sphärische Unterkorrektur durch die Linse 2. Durch Verschiebung in der z-Richtung (also in Richtung des Laserstrahls) kann eine gewollte sphärische A- berration mit wahlweise (je nach Verschieberichtung) positivem oder negativem Vor-
zeichen erzeugt werden. Die Linsengruppe 2/3 kann auch dazu verwendet werden,, ein Koma einzustellen. Hierfür wird sie in der xy-Ebene (senkrecht zur Papierebene) verschoben. Zwei sich in der sphärischen Aberration kompensierende Elemente er¬ geben bei lateraler Verschiebung ein Koma (vgl. Lopez, „Generation of third-order spherical and coma aberrations by use of radially symmetrical four-order lenses", JOSA A, 15, 2563-2571 (1998)).
Ein Astigmatismus kann mit dem optischen System gemäß Figur 3 zum Beispiel durch Kippen der Linse 5 generiert werden. Dies ist durch den gekrümmten Pfeil in Figur 3 angedeutet.
Figur 4 zeigt entsprechend eine laterale Verschiebung der Linsen 2/3 zur Erzeugung von Koma, wobei gleichzeitig die Linse 5 zur Erzeugung von Astigmatismus in Bezug auf die optische Achse gekippt ist.
Handelsübliche achromatische Linsensystem sind für sphärische Aberration und Ko¬ ma korrigiert, sie können jedoch nicht für Astigmatismus korrigiert werden. Dies kann für die Zwecke der vorliegenden Erfindung ausgenutzt werden. Weil die Bildfeldwöl¬ bung bei einem Achromaten ebenfalls nicht korrigiert ist, wird die Bildebene geeignet gewölbt ausgewählt, sodass sie zwischen der tangentialen und sagittalen Bildschale zu liegen kommt.
Auf diese Weise ist es möglich, insbesondere die folgenden monochromatischen WeI- lenfrontaberrationen zu generieren: sphärische Aberration, Koma, Defokus und Astigmatismus.
Es ist auch möglich, Farbfehler (Dispersion) zu korrigieren. Bei den Systemen gemäß den Figuren 3 und 4 könnte man erwarten, dass aufgrund der Verwendung von Ein¬ zellinsen keine Farbkorrektur gegeben ist. Dies ist insbesondere bei der Prüfung des Sehvermögens von Augen über das optische System von Bedeutung.
In dem hier aufgeführten Beispiel sind die beiden achromatischen Linsen 4 und 5 für sichtbares Licht farbkorrigiert. Weil sie aber bei dem Ausführungsbeispiel mit Licht einer Wellenlänge von 785 nm eingesetzt werden, sind sie chromatisch unterkorri- giert. Der (die) chromatische(n) Effekt(e) der Linse 1 auf der einen Seite, und der Linsen 4 und 5 andererseits, führen aber zu einer recht guten chromatischen Korrek¬ tur des Gesamtsystems (Minimierung der chromatischen Fehler).
Die in den Figuren 3 und 4 erläuterten Linsensysteme ermöglichen u.Ä. eine stati¬ sche, d.h. fest vorgegebene Steuerung der Wellenfrontaberration mit den nicht näher gezeigten mechanischen Baugruppen für zum Beispiel eine Linearbewegung zur Er¬ zeugung der sphärischen Aberration und des Komas, oder auch für eine Drehung zur Erzeugung des Astigmatismus. Es ist auch möglich, die gewünschte Wellenfrontaber¬ ration dynamisch im Wege eines Regelkreises mit Rückkopplung zu erzeugen, wie anhand der Figuren 1 und 2 beschrieben ist.
Typische Werte für die verwendeten Linsen sind: Linse (1) Brennweite f = -24 mm mit einer stark überkorrigierten Sphärischen Aberration und negativer Dispersion; Linse (2) Brennweite f = +40mm mit einer stark unterkorrigierten Sphärischen Aber¬ ration und positiver Dispersion; Linse (3) Brennweite f = -40 mm mit negativer Dis- persion.
Die optischen Elemente gemäß den Figuren 3 und 4 ermöglichen also eine Korrektur der Dispersion (des Farbfehlers) des optischen Kompensators.
Figur 5 zeigt ein weiteres Ausführungsbeispiel eines Systems zur Wellenfrontmes- sung, bei dem die dem Ausführungsbeispiel nach Figur 1 entsprechenden Kompo¬ nenten mit gleichen Bezugszeichen, um einen Strich ergänzt, versehen sind. Insoweit wird auf die obige Beschreibung verwiesen. Zusätzlich ist bei dem System nach Figur 5 vorgesehen, Informationen über die vorkompensierte Wellenfront dem behandeln- den Arzt in einer Anzeigeeinrichtung 40 anzuzeigen.
Die optischen Elemente gemäß den Figuren 3 und 4 können so angeordnet werden, dass das untersuchte Auge hindurchsehen kann. Dies kann für Sehtests verwendet werden. Es ist auch möglich, mit den Anzeigeeinrichtungen 40 oder 42 nach Figur 5 ein optisches System zu verbinden, um mögliche Vergrößerungsfehler aufgrund des Kompensators 14' auszugleichen. Dabei kann das vergrößernde optische System auch dazu dienen, funktionelle Prüfungen des Sehvermögens des untersuchten Au¬ ges durchzuführen.