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Verfahren zur Verbesserung der aus nicht ausreichend zersetzter Laubund.
Nadelstreu bestehenden Rohhumusauflageschichten von Waldböden und zur Förderung
des Holzzuwachses der Waldbäume Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur
Verbesserung bzw. zur Heilung degradierter Waldböden bei gleichzeitiger Förderung
des Holzzuwachses der Waldbäume.
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Mehr und mehr genügt die Ablagerungsdecke, gebildet aus Nadeln und/oder
Blättern der Waldbäume, nicht .mehr zur Gpsunderhältung und zur Erhaltung des Biogenen
Nährstoffkreislaufes des Waldbodens, insbesondere bei reinem Nadelholzwald. Versuche,
diese biologisch mehr oder minder tote Bodenauflageschicht, die als Rohhumus bezeichnet
wird, z. B. durch Zugabe von Kalk zu aktivieren, führten nicht nur einen befriedigenden
Dauererfolg nicht herbei, sondern bewirkten in einer Reihe von Fällen eine Schädigung
der Waldbäume.
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Es wurde nun gefunden, daß eine überraschende Verbesserung und in
Fällen von krankem Boden eine Gesundung des Waldbodens, einhergehend mit einer beachtlichen
Erhöhung der Wasserkapazität des Waldbodens und eine überraschende Förderung des
Holzzuwachses und der Baumgesundheit erreicht werden durch eine Zugabe von Ammoniakstickstoff
in die Rohhumusauflage, sei es in- Form von gasförmigem Ammoniak oder flüssigem
Ammoniak oder Ammoniakwässer in einer Menge, die nur einen Bruchteil, z. B. to bis
z5'°/o, des im Rohhumus enthaltenen Stickstoffs ausmacht. Beträgt
z.
B. der Gehalt an Stickstoff 1,511/o der organischen Trockensubstanz und wird Ammoniakstickstoff
in einer Menge von o, i 25 bis o,5 °/o des Gewichtes an Rohhumus eingebracht, so
genügt eine solche Gabe vollauf zu einer Wirkung und Schnelligkeit überraschenden
Verbesserung--und Heilung des Wald-Bodens bzw. zu der Umwandlung des Rohhumus in
stabilen Humus bei gleichzeitiger Förderung des Baumwuchses sowie der Holzqualität,
derart, daß bei sonst unveränderten Bedingungen der Wirtschaftsweise die günstige
Wirkung etwa io Jahre und länger anhält, so daß - wie Versuche ergeben haben - das
Zusetzen von Ammoniakstickstoff in einer Menge, die weit unter- i 11/o der organischen
Trockensubstanz liegt, vorzugsweise z. B. bei o,1.25 bis o,5 0/0, für 15 bis 2o
Jahre hinreicht.
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Die Zugabe von Ammoniakstickstoff bewirkt -wie festgestellt wurde
- eine Aktivierung des blockierten Stickstoffs im Rohhumus des Waldes als Folge
einer Aktivierung der Tätigkeit der Kleinlebewesen, derart, daß durch diese erhöhte
Tätigkeit eine überraschende Verbesserung des Bodens geschaffen wird, die erst allmählich
im Laufe vieler Jähre zurückgedämmt wird durch die Zufuhr an abfallenden Nadeln,
welchen der nötige Stickstoff fehlt, der in Nadel-Laubholz-Mischbeständen vorhanden
ist. Die wirtschaftlichen Notwendigkeiten verlangen aber die vermehrte Anlage von
Nadelholz-Monokulturen. Diese Wirkung, die zu erklären ist durch die Anregung der
Tätigkeit der Kleinlebewesen in der Waldbodenauflagedecke, läßt sich feststellen
durch laufende Prüfung des Gehalstes an von Pflanzen aufnehmbarem Stickstoff in
der Rohhumus-Trockensubstanz, der von einem Anfangswert von etwa i,511/o bzw. zuzüglich
von etwa 2% zugegebenem Ammoniakstickstoff rasch auf q.0% und mehr bis etwa 711/o
.steigt, und zwar im Verlaufe weniger Monate nach der Ammoniakgabe zum Rohhumus:
So wurden bei Freilandversuchen 3 Monate nach der Gabe von Ammoniakstickstoff in
einem reinen Nadelrohhumus von 50 cm Stärke in Höhe von o,i 11/o des Gewichtes
der organischen Trockensubstanz Werte von etwa q.11/0 an aufnehrnbarem Stickstoff
im Rohhumus festgestellt bei einem Ausgangsgehalt von 1,516% Ges.-Stickstoff.
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Zu erklären ist dieser außerordentliche Anstieg an aufnehmbarem Stickstoff
einerseits durch Sprengen von stickstoffhaltigen heterogenenRingen. in der Auflagedecke
und andererseits durch ständigen Aufbau und Abbau von Bakterieneiweißstoffen. Die
Anregung der Tätigkeit der Kleinlebewesen und damit die Umwandlung von blockiertem
Stickstoff in durch Pflanzen assimilierbaren Stickstoff geht durch die ,gesamte
Dicke der Auflagedecke, was sich dadurch erklärt, daß die sich bildenden Ammonhumate
wasserlöslich sind und also (im Gegensatz zu Kalkhumaten) mit der Feuchtigkeit durch
die Decke nach unten geführt werden. Hierdurch wird auch das wasserabweisende Verhalten
der Auflagedecke geändert, und hierauf ist wohl die Tatsache zurückzuführen, daß
.der Waldboden, behandelt nach dem Verfahren der Erfindung, ein weitaus größeres
Wasserhaltevermögen bekommt,' das wiederum= einer Verbesserung und .gegebenenfalls
Heilung des Waldbodens und Förderung des Baumwuchses sich auswirkt..
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Durch die Gabe von Ammoniakstickstoff zum -Rohhumus wird also eine
Art Kettenreaktion ausgelöst, die zu einer spontanen Behebung der Mängel führt und
anhalten würde, wenn nicht bei den heute überwiegenden Monokulturen (Nadelholz)
die günstigen Bedingungen allmählich wieder beseitigt würden.
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Da dies aber - wie oben ausgeführt - eine erheblich lange Zeit. in
Anspruch nimmt und da die Ammoniakgaben verhältnismäßig gering sind und, anders
als bei dem Düngen von Äckern,.nicht vorwiegend als Pflanzennahrung dienen, sondern
zur Belebung der Aktivität der Kleinlebewesen, so ist das Vorgehen gemäß der Erfindung
- nicht nur tragbar, sondern auch 1i1 ungünstigen Fällen wirtschaftlich: Erläuternd
zu bemerken ist,. daß die organische Substanz einer Auflagedecke pro' Hektar und
pro cm Dicke etwa .2o ooo kg organische Substanz beträgt, also eine 5 cm dicke Ariflagedecke
- ein typischer Wert - pro Hektar ioo ooo kg organische Substanz enthält. In dieser
Decke sind üblicherweise etwa 1,511/o Ges.-Stickstoff vorhanden (also etwa i5oo
kg/ha Ges.-Stickstoff), die nicht ohne weiteres von den Pflanzen aufgenommen werden
können, da sie blockiert sind. Bei Zugabe von z. B. Zoo kg Ammonstickstoff (rechnerisch
eine Erhöhung von 1,5 auf 1,711/o Stickstoff in der Auflageschicht) werden insgesamt
mindestens q.0/0 bis dahin blockierten Stickstoffs in pflanzenphysiologisch verwertbaren
Stickstoff übergeführt, so daß ,also von der Verwertbarkeit aus gesehen durch .eine
Gabe von nur Zoo kg Ammoniakstickstoff pro Hektar4ooo kg Stickstoff pro Hektar (bei
5 cm dicker Auflagedecke) in pflanzenaufnehmbarer Form gewonnen werden. Da diese
Gewinnung in sehr kurzer Zeit erreicht wird, z. B. etwa in a bis q. Monaten, und
in dem sich bildenden Mull - (stabiler Humus) durch die erhöhte Aktivität der Kleinlebewesen
eine Blockierung des Stickstoffs in den Vermoderungsprodukten der herabfallenden
Nadeln verhindert wird, so ist also die Wirtschaftlichkeit ohne weiteres gegeben,
da der Preis der Zugabe von Zoo kg Ammoniakstickstoff pro Hektar bei 5 cm dicker
Auflagedecke für einen Zeitraum von io Jahren (tatsächlich ist die Wirkung .länger)
ohne weiteres tragbar ist. Die Untersuchung des Baumwuchses zeigt, daß die Kosten
der Zugabe vielfach aufgewogen werden, ganz abgesehen von der geschilderten Wirkung
der Verbesserung der Wasserkapazität, die sich nicht nur für den Wald selbst, sondern
für Acker und Wiesen und im übrigen für die OOualität des zu Tal fließenden Wassers
hervorragend günstig auswirkt; insbesondere aber für die gesamte Wasserwirtschaft,
da durch das geschilderte Verfahren der von der Bodendegradierung betroffene Waldanteil
(65 % der gesamten Waldfläche) wieder zu einem echten Wasserspeicher für Trockenperioden
wird.
Ein weiterer Vorteil des Verfahrens der Erfindung besteht
darin, daß infolge der raschen Aktivierung durch die wie eine Initialzündung wirkende
Ammoniakstickstoffgabe -die Auflagedecke in günstigen Jahren für das Keimen herabfallender
Samen geeignet gemacht werden kann. Hierzu sei bemerkt, daß in der Forstwirtschaft
auf eine Naturverjüngung besonderer Wert gelegt wird. Auf Rohhumusböden gehen aber
die jungen Sämlinge in großer Zahl ein, da die Auflagedecke nicht das geeignete
Milieu darstellt und infolge ihrer wasserabweisenden Eigenschaften meist trocken
ist, so daß die aufgekeimten Samen vertrocknen. Die nach der Erfindung behandelte
Auflagedecke hingegen ist ein ideales Saatbett für die Wildsämlinge, wobei eine
gewisse direkte Düngewirkung eine Rolle insofern spielt, als nunmehr aufnehmbarer
Stickstoff zur Verfügung steht. Da die günstigen Jahre überraschend kommen, so kann
auch dann noch infolge der raschen Wirkung des Vorgehens gemäß derErfindung dieAuflagedecke
vorbereitet werden.
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Die Zugabe von anderen Stoffen, z. B. Spurenelementen, ist möglich,
soweit nicht diese Zusatzstoffe sich schädlich auswirken. Oben ist bemerkt, daß
die Zugabe von Kalk sich schädlich auswirken kann, jedoch bezieht sich dies auf
die Zugabe von Kalk allein ohne gleichzeitige Zugabe von Ammoniakstickstoff. Neben
Ammoniakstickstoff kann Kalk zugesetzt werden, wobei zweckmäßig die Menge der Kalkgabe
verhältnismäßig gering gehalten wird. Sehr gute Resultate wurden jedoch ohne Zugaben
anderer Stoffe lediglich mit Ammonstickstoff erreicht.
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Es ist vorgeschlagen worden, Waldbäume zu düngen durch Zufuhr von
Ammoniakstickstoff in Form von Ammonsalzen, d. h. die Düngung des Ackerbodens bzw.
der Ackerpflanzen zu übertragen auf den Waldboden und die Waldbäume. Ein solches
Vorgehen führt - ganz abgesehen von der Unwirtschaftlichkeit dieses Verfahrens -
vielfach nicht zum Ziel, da die Düngung der Waldbäume mit Ammonsalzen die Gefahr
eines schädlichen Stickstoffschocks mit sich bringt und die Zuführung des Stickstoffs
zu den aufnehmenden Wurzeln der Waldbäume eine Verbesserung der Rohhumusdecke im
Sinne der besserenWasserhaltung und der Verdaulichmachung der in ihr enthaltenen
Nährstoffe nicht bewirkt. Die Erfindung hingegen schlägt nicht das Düngen der Waldbäume
mit Stickstoff vor, sondern die Aktivierung der Mikroorganismen in der Rohhumusdecke
durch Zuführung sehr geringer Mengen von Ammoniakstickstoff in Form von gasförmigem
oder flüssigem Ammoniak zu dieser Humusdecke, die durch die Aktivierung der Mikroorganismen
und zum Teil durch die chemische Bindung des zugeführten Ammoniakstickstoffs in
Nährhumus umgewandelt wird, wodurch ohne die Gefahr eines Stickstoffschocks bei
,einer wirtschaftlich tragbaren Ammoniakzugabe, die sich durch lange Jahre hindurch
auswirkt, das Wasserhaltevermögen und die Struktur' der Rohhumusdecke unter Umwandlung
in Nährhumus wesentlich verbessert und die Nährstoffe der Auflagedecke pflanzenaufnehmbar
gemacht werden.