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Die
vorliegende Erfindung betrifft allgemein die Verarbeitung viskoser
Verbindungen, vorzugsweise aber nicht ausschliesslich plastifizierter
Polymerverbindungen, wie normalerweise fester thermoplastischer Polymere
bei Extrusionstemperaturen, die typisch im Bereich von etwa 150–300°C liegen.
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Ein
mit dieser Art der Verarbeitung zusammenhängendes Problem ist das gleichmässige Vermischen zusätzlicher
Bestandteile oder Zusätze
mit solchen Polymerverbindungen. Allgemein erfolgt ein solches Vermischen,
wenn die Polymermasse plastifiziert oder geschmolzen ist. Wegen
der allgemein hohen Viskositäten von
Polymerverbindungen bei Verarbeitungstemperaturen ist dies jedoch
nicht problemlos, weil Füllstoffe
wie Glasfüller
oder -fasern, welche – obwohl
manchmal für
mechanische Armierung der Endprodukte wesentlich – relativ
fragil sind und zum zerkleinert werden neigen oder überaus zerfallsanfällig sind
oder sich zersetzen, wenn sie den beim Mischen erzeugten Kräften ausgesetzt
werden, sodass ihr maximaler Beitrag zur Endproduktqualität nicht
ausgeschöpft
wird.
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Verschiedene
Mittel und Verfahren zum effizienten Vermischen von Zusätzen einschliesslich
von Füllern
mit Polymerverbindungen sind aus dem Stand der Technik bekannt.
Tatsächlich
werden viele Prozessoren vom Schnecken-Extrudertyp für diesen
Zweck verwendet, die jedoch dazu neigen, die fragilen Füllstoffe
zu zerkleinern. Besondere Erwähnung
verdienen Ko-rotierende Doppelschnecken-Extruder, die häufig zum
Vermischen thermoplastischer Polymere verwendet werden. Solche Vorrichtungen
wurden in den vergangenen Dekaden mit steigender Verarbeitungsgeschwindigkeit
entwickelt, z.B. bis zu 1200 U/min., um höchsten Anforderungen an den
Durchsatz zu genügen.
Es kann jedoch passieren, dass solche Höchstgeschwindigkeiten ernsthaft
mit der für
verschiedene Anwendungen erforderlichen Qualität in Konflikt geraten, z.B.
wenn eine niedrige und eine sehr niedrige Verarbeitungsgeschwindigkeit
zum Erzielen bestimmter Qualitätsvorgaben
verlangt sind. Es wäre
jedoch nicht hilfreich, konventionelle plastifizierende Mischer
wie ko-rotierende Doppelschnecken-Extruder zu verwenden und einfach
die Verarbeitungsgeschwindigkeit zu verringern, weil bei niedrigen
oder sehr niedrigen Geschwindigkeiten die Bedingungen für das Schmelzen
nicht mehr erreicht werden können.
Wie Fachpersonen auf dem Gebiet der Extrusion bekannt ist, benötigt das
Schmelzen von Polymeren oft eine bestimmte Menge der von den rotierenden
Schnecken erzeugten Reibungswärme;
wenn die Betriebsgeschwindigkeit jedoch unter einen bestimmten kritischen
Wert sinkt, erzeugen die rotierenden Schnecken nicht mehr genügend Reibungswärme und
das Extrusionssystem liefert nicht genügend thermische Schmelzenergie.
Mit anderen Worten, bei Verwendung eines konventionellen Schnecken-Extruders,
bei dem der gleiche Schaft sowohl die Plastifikation als auch das
Mischen bewirkt, ist es bestenfalls schwierig, gleichzeitig eine optimale
Geschwindigkeit für
die Plastifizierung sowie eine optimale Geschwindigkeit zum Mischen
zu erreichen; dies aus dem einfachen Grunde, dass sich zwei solche
optimale Geschwindigkeiten voneinander unterscheiden.
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Ein
besonderer Prozessortyp zum Beifügen
verschiedener Bestandteile zu viskosen Polymerverbindungen in einem
Extruder, genannt "Schleuseneinrichtung", ist in EP-A 0 907
492 sowie in den dort erwähnten Verweisen
offenbart. EP-A 0 907 492 sei hier zum Zwecke der Offenbarung und
Abgrenzung beigeschlossen.
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Das
Problem der optimalen Beimischung zusätzlicher Bestandteile zu einer
Polymermasse und, namentlich die Steuerung von Mischsystemen aufgrund
deren Belastung, wurde nicht in einer befriedigenden Weise durch
die Mittel und Verfahren des Stands der Technik gelöst.
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Untersuchungen,
die zur vorliegenden Erfindung führten,
haben ergeben, dass eine wirksame Steuerung sowohl von distributiven
Effekten als auch von dispersiven Effekten von Mischvorrichtungen
und -funktionen für
eine optimale Produktqualität
benötigt
wird in dem allgemeinen Sinne, dass distributive Effekte stark beibehalten
werden, während
dispersive Effekte zwischen Null und einem maximalen Wert abhängig von
der Art des Verarbeitungssystems geregelt werden können. Mit
anderen Worten, was benötigt
wird, ist ein belastungsgesteuertes Vermischen, hier auch als SCM
("strain controlled
mixing") bezeichnet,
wobei Belastung definiert ist als Produkt von Schergeschwindigkeit
und Scherdauer.
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Dementsprechend
ist es eine allgemeine Aufgabe der Erfindung, die Beschränkungen
der Mischmittel und -verfahren des Stands der Technik zu überwinden
und belastungsgesteuertes Vermischen zu ermöglichen. Es wurde gefunden,
dass dieses Ziel erfindungsgemäss
mit einer Vorrichtung nach Anspruch 1 erzielt werden kann. Bevorzugte
Ausführungsformen
der Vorrichtung weisen die in den Ansprüchen 2–9 angegebenen Merkmale auf.
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Ferner
bietet die Erfindung ein Verfahren zum belastungsgesteuerten Vermischen
eines viskosen Fluidums mit einem Füller oder Pigment, wie in Anspruch
10 angegeben.
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Bevorzugte
Ausführungsformen
des Verfahrens sind in Ansprüchen
11 und 12 angegeben, während Ansprüche 13–15 einen
geformten Artikel beschreiben, der durch das Verfahren nach Anspruch
10 erhalten wird.
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EP 1 002 633 beschreibt
eine Vorrichtung, bei der ein erster und aufstromseitiger Prozessor
zur Erzeugung eines Stroms aus geschmolzenem/plastifiziertem Harz
verwendet wird, das in einen zweiten und abstromseitigen Prozessor
eingefüllt
wird. Dieser zweite Prozessor ist ein ko-rotierender Doppelschnecken-Extruder
mit fördernden
Bereichen sowie nichtfördernden
Bereichen, die abstromseitig von den fördernden Bereichen angeordnet
sind und als Schleuseneinrichtung zum Einführen eines weiteren Bestandteils
in den Strom aus geschmolzenem thermoplastischen Harz, welches im
abstromseitigen Prozessor erzeugt wurde, verwendet wird. Da der
zugefügte
Bestandteil jedoch Gummi ist, der in der Schleuseneinrichtung geschmolzen und
geknetet wird, werden Schmelzen und Beimischen nicht getrennt. Folglich
kann kein belastungsgesteuertes Mischen erzielt werden, weil die
Energiezufuhr in die Schleuseneinrichtung ausreichend sein muss,
um sowohl Schmelzen der zugefügten
Bestandteile als auch ein Vermischen der erhaltenen Schmelze mit
dem geschmolzenen thermoplastischen, in die Schleuseneinrichtung
eingeführten
Harz zu erzielen.
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Erfindungsgemässe ko-rotierende
Rotoren haben ineinander passende Schneckenbereiche, die in den
Hohlraum genau eingepasst sind, sind im Stand der Technik bekannt
und im Handel erhältlich,
typisch in der Form von Elementen zum Zusammenbau auf einem länglichen
Kern mit geeigneten Vertiefungen oder Vorsprüngen und entsprechenden Vorsprüngen und
Vertiefungen auf der Innenseite der externen Elemente der Rotoren.
Solche Elemente können
fördernd
(Schneckengang mit verschiedenen Neigungswinkeln) oder nichtfördernd oder
knetend sein. Ob ein Element der fördernden Art tatsächlich fördernd ist
oder nicht, hängt
vom Neigungswinkel ab, der "positiv" oder "negativ" in Bezug auf die
Rotationsachse sein kann. In diesem Zusammenhang werden die Ausdrücke "positiver Neigungswinkel" resp. "negativer Neigungswinkel" hier als Synonyme
zu "positive Steigung" resp. "negative Steigung" verwendet. Eine
positive Steigung verursacht allgemein einen Materialfluss zum Auslass
hin ("abstromseitige
Richtung"), während eine
negative Steigung einen Materialfluss zum Einlass hin verursacht
("aufstromseitige
Richtung").
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Schliesslich
wird der Ausdruck "Knetelemente" hier für Elemente
verwendet, welche die Form von Förderelementen
haben können,
jedoch einen Steigungswinkel von 90° aufweisen, um keinerlei Fluss
in irgendeiner Richtung zu bewirken. Förderelemente können verschiedene
Steigungen haben, und sowohl Förder-
als auch Knetelemente können
verschiedene Längen
aufweisen. Die Länge
oder Dicke der Knetelemente beträgt typischerweise
von wenigen bis zu mehreren Millimetern, z.B. von 2 mm bis 100 mm,
abhängig
von der erforderlichen Dispergiergeschwindigkeit des Mischens.
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Die
Ausdrücke "aufstromseitig" und "abstromseitig" beziehen sich hier
auf die Fliessrichtung einer viskosen Masse, die mit erfindungsgemässen Mitteln
und nach erfindungsgemässen
Verfahren verarbeitet wird. Zum Beispiel wird ein Prozessor (z.B.
ein plastifizierender Extruder), der das Einfüllen oder Einlass in die Schleuseneinrichtung
bewirkt, als "aufstromseitig" bezüglich der
Schleuseneinrichtung angesehen, währenddessen ein Prozessor (z.B.
ein Produktionsextruder), der das viskose Material mit den beigemischten
Bestandteilen aus der Schleuseneinrichtung empfängt, als "abstromseitig" angesehen wird. In diesem Zusammenhang kann
ein Extruder wegen der allgemein spiralförmigen Konfiguration der Rotoren "Schneckenprozessor" genannt werden.
Prozessoren, die zwei ineinander passende Rotoren enthalten, können als "Doppelschnecken-Prozessoren" bezeichnet werden
und können
in Gegenrotation oder in Ko-Rotation betrieben werden, wie in der
Fachwelt bekannt ist.
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Der
Ausdruck "Prozessor", wie er hier verwendet
wird, ist jedoch keinesfalls auf Extruder-Prozessoren beschränkt, soll aber unter anderem
Ausgabe- oder Formeinrichtungen zur direkten Transformation des
Ausgangsmaterials aus der Schleuseneinrichtung in ein Produkt, z.B.
in ein kontinuierliches oder diskontinuierliches Extrudat, z.B.
ein Granulat oder eine andere Art von Konzentrat, umfassen. Weitere
Beispiele von abstromseitigen Prozessoren in einer erfindungsgemässen Vorrichtung
oder Anlage sind Ausgabesteuereinrichtungen wie Zahnradschmelzpumpen
oder Schraubflussventile.
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Rotoren
von Doppelschnecken-Prozessoren, welche typischerweise für den ko-rotierenden
Betrieb verwendet werden, weisen die gleichen Strukturen und Grössen auf,
was zwar kein kritisches Erfordernis per se ist, aber aus praktischen
Gründen
wie Wirtschaftlichkeit und Einfachheit bevorzugt wird.
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Die
Begriffe "Kavität" und "Umschliessung" beziehen sich auf
das, was auch ein "Barrel" genannt wird, d.h.
der äussere
Teil oder Gehäuse
eines Schnecken-Prozessors. Wiederum sind passende Barrele verschiedener
Hersteller im Handel erhältlich.
Solche Gehäuse können versehen
sein und verwendet werden mit verschiedenen Temperatur-Steuereinrichtungen
wie Kühlmittel
und Erhitzer.
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Gemäss einer
bevorzugten Ausführungsform
ist der erste Förderschneckenbereich
jedes Rotors von einem ersten spiralförmigen, schabenden Schneckenbereich
gebildet, der eine positive Steigung aufweist, während der zweite nichtfördernde
Bereich jedes der ineinander passenden Rotoren durch einen Knetelementbereich
oder durch einen zweiten spiralförmigen,
schabenden Schneckenbereich mit einer negativen Steigung gebildet
ist.
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Die
Begriffe "beimischen", "mischen" und "Mischungen" werden hier synonym
Begriffen wie "miteinander
mischen", "vermischen" und "Abmischung" verwendet und sollen
sich auf jegliches Verfahren beziehen, welches die Inhomogenität der Masse,
die aus zwei oder mehr Bestandteilen gebildet ist, vermindert. Dies
ist ein wichtiger Schritt bei der Polymerverarbeitung, weil mechanische,
physikalische und chemische Eigenschaften sowie das Aussehen des
Produkts allgemein von der Homogenität der Zusammensetzung eines
Produkts abhängig
sind. Typische Beispiele für "Mischen", so wie es hier
verwendet wird, umfassen sowohl Festflüssig-, Flüssig/flüssig- als auch Gas/flüssig-Systeme,
wie das Vermischen von Polymer-Verbindungen mit Farbstoffkonzentraten,
Füllern,
Gas oder anderen Zusatzstoffen. Daher ist "Mischung" als Ergebnis eines Mischarbeitsschrittes
hier definiert als der Zustand, der durch eine Zusammensetzung von
zwei oder mehr Bestandteilen gebildet ist, die nicht notwendigerweise
in einem festen Verhältnis
zueinander stehen und die, allerdings zerkleinert, als Bewahrung
eines gesonderten Bestands begriffen werden können aber nicht müssen. Allgemein
ist ein erfindungsgemässer
Mischarbeitsschritt eine Handlung, die zur Reduktion von Inhomogenität einer
Mischung gedacht ist.
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Dispersion
von Russ oder organischen Pigmenten, Agglomerate oder Cluster in
einer viskosen Schmelze, z.B. eines Polyalkens wie Polyethylen und
Polypropylen, ist ein typisches und wichtiges Beispiel einer erfindungsgemässen Fest/flüssig-Mischoperation,
während
das Vermischen von Polymerschmelzen ein Beispiel für eine erfindungsgemässe Flüssig/flüssig-Distributivoperation
ist. Ferner ist das Mischen einer gasförmigen Komponente, z.B. Stickstoff
in eine viskose LDPE-Polymer-Matrix, um geschäumte Produkte zu erhalten,
ein anderes Beispiel einer erfindungsgemässen Gas/flüssig-Mischoperation. Solche
Operationen werden von einem vorrangigen Faktor dominiert: der Viskosität solcher
Systeme.
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Aus
diesem Zusammenhang ist ersichtlich, dass Verbindungen mit sehr
hohen Viskositäten,
z.B. im Bereich von 10'000
Pa·s
oder darüber,
für die
Zwecke der Erfindung als "flüssig" angesehen werden,
vorausgesetzt dass solche Verbindungen mit einem extruderatigen
Mittel verarbeitet werden können,
welches eine geeignete Temperaturregelung zur Aufrechterhaltung
von Verarbeitbarkeit einer bestimmten Verbindung enthalten. Während Polymer-Verbindungen
bevorzugte Beispiele für
erfindungsgemässe
Verwendungen darstellen, werden ferner andere Arten viskoser Verbindungen
von Stoffen wie Schlamm oder Teer zur Verarbeitung in einer erfindungsgemässen Schleuseneinrichtung
in Betracht gezogen.
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Der
hier verwendete Begriff "Polymer-Verbindung" soll sowohl synthetische
als auch natürliche
und semi-synthetische Polymere umfassen. Der Begriff "Polymer" wird in synonymer
Weise wie "makromolekulare Substanzen" verwendet und umfast
jegliche Arten von Polymeren wie Homopolymere, Ko-Polymere, Pfropfpolymere
und sämtliche
Gemische davon einschliesslich Gemischen mit Stoffen, die nicht
polymerisch sondern monomerisch oder oligomerisch sind, wie verschiedene
Arten von Plastifizierern, Füllern,
Stabilisatoren und anderen bei der Verarbeitung verwendeten Zusätzen. Der
Begriff "plastifizierend" oder "Plastifikation" betrifft die Transformation
eines normalerweise festen Stoffes in einen "erweichten" oder "geschmolzenen" oder einen anderen Viskositätszustand.
Typisch wird dies durch Erhitzen einer Polymerverbindung auf eine
Temperatur erreicht, bei der die Verbindung fliessfähig wird.
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In
der Praxis kann die Aufgabe des Vermischens eines zusätzlichen
Bestandteils mit einer viskosen Masse von einem fast "rein distributiven
Mischen" bis zu
einer Kombination von "distributiv-dispersivem
Mischen" reichen.
Der Begriff "distributives
Mischen" wird hier
zur Bezeichnung eines Mischvorgangs verwendet, welcher die optimale
räumliche
Umlagerung der Komponenten fördert,
um Inhomogenität
der Masse zu minimieren, während
der Begriff "dispersives
Mischen" hier zur
Bezeichnung jener Mischart verwendet wird, bei der in einem Mischschritt
ein Minimum an mechanischer Energie zugeführt wird, um die erforderliche
Mischqualität
zu erreichen. Zum Beispiel ist das zu lösende Hauptproblem in einem
typischen Fall von "Weichmischen", bei dem hohle Glaskugeln
einer Polymerschmelze verteilt werden, die Glaskugeln im Polymer
optimal zu verteilen, ohne die Unversehrtheit der Glaskugeln zu
beeinträchtigen,
welche so brüchig
sein können,
dass die Mischbelastung minimiert werden muss.
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Ein
anderes Beispiel für
die Notwendigkeit, die Mischbelastung (hauptsächlich eine Scherbelastung) zu
minimieren, ist das Vermischen von zerhackten Glasfasern mit Polymerschmelze.
Faserfilamente werden oft in kleinen Bündeln aus Tausenden von zerhackten
Glasfasern geliefert, die durch Zusatzstoffe wie Silane, normalerweise
als Leimungsmittel usw. verwendet, zusammengehalten werden. Zum
Beispiel werden Bündel von
zerhackten Filamenten aus Glas vom Typ "E" mit
einer typischen mittleren Länge
von 3–4,5
mm oder 8–15 mm
von grösseren
Glasfaser-Herstellern vertrieben, wobei solche zerhackten Glasbündel während des
Mischens nur sehr wenig scherbeansprucht werden dürfen, um
das Brechen der Glasfasern zu vermeiden.
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Noch
ein weiterer typischer Fall, bei dem eine Kombination eines hinreichend
distributiven Effekts mit einer hochgradig dispergierenden Wirkung
erforderlich ist, ist das Vermischen von organischen Pigmenten, z.B.
Phtalocyanin-Blau, mit einer Polymerverbindung, z.B. geschmolzenem
LLPE, für
die Herstellung eines Farb- oder Pigmentkonzentrats. In diesem Fall
ist es wünschenswert,
Pigmentcluster in einzelne Pigmentpartikel im Mikrometerbereich
aufzubrechen. Optimale Dispersion der Partikel ergibt eine hohe
Farbstärke
des Farbkonzentrats und ist zur Vermeidung von Pigmentflecken bei
den Endprodukten unentbehrlich.
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Für viele
praktische Zwecke sollten distributive Effekte im Allgemeinen gross
sein, wohingegen dispersive Effekte eine feine Abstimmung zwischen
Null und dem Maximum erfordern. In diesem Zusammenhang sollte erwähnt werden,
dass bei den meisten Vorrichtungen zum kontinuierlichen Mischen
von viskosen Polymerverbindungen, wie Polymerschmelzen, der Fliessmechanismus
eher von der Art eines "Ziehfliessens" als eines positiven
Verschiebungsflusses oder eines Scher-Fliessmechanismus ist, weil
der Fluss von der Scherung der Flüssigkeit und nicht durch deren
Verdrängung
induziert ist. Dieses Konzept ist wichtig, weil das Grundgesetz
solchen Fliessens wohlbekant ist als Newtonsches Viskositätsgesetz.
Im Übrigen
ereignet sich Scherfliessen als der Fliessmechanismus, der in ko-rotierenden
Doppelschneckenextrudern auftritt.
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Ein
erfindungsgemässes
belastungsgesteuertes Mischsystem (SCM) ist auf alle Arten des Vermischens
von Polymeren, Polymerlegierungen, Zugaben von Füll- und Armierungspolymeren,
der Herstellung von Farbkonzentraten hoher Qualität mit sehr
hohen Pigmentkonzentrationen und anderen Verfahren anwendbar, bei
denen der Stand der Technik keine optimalen Lösungen bietet. Ein wichtiger
und neuer Aspekt von SCM ist die Besonderheit, dass Mischabläufe gesteuert
werden können,
um irgendetwas zwischen einer sehr weichen und sehr harten Dispergierrate
je nach dem für
die besondere Verwendung erforderlichem Mischen vorzusehen, entweder
für die
Herstellung von Fertigprodukten, Halbprodukten oder Vorprodukten
wie Pellets oder Farbkonzentraten. Im Gegensatz zum Stand der Technik,
bei dem Plastifizierung und Mischschritte normalerweise vom selben
Extruder vorgenommen werden, welcher zuerst das Polymer schmilzt
und ein Mischen abstromseitig von der Plastifizierung vorsieht,
basiert ein erfindungsgemässes
SCM-System auf einer Separations- und Plastifizierungsstufe aus
der Mischstufe durch Verwendung eines aufstromseitigen Prozessors
zur Erzeugung der plastifizierten Masse, die in die erfindungsgemässe Schleuseneinrichtung
zum Vermischen mit weiteren Bestandteilen des beabsichtigten Produkts
eingeführt
wird.
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Eine
typische für
die Erfindung belangvolle viskose Masse hat vorzugsweise eine Viskosität im Bereich von
etwa 50 bis etwa 10'000
Pa·s
für Scherraten
zwischen etwa 1 und etwa 1000 s–1.
In diesem Zusammenhang und mit Bezug auf jegliche hier angeführte numerische
Werte umfasst der Begriff "etwa" vor solchen numerischen
Werten allgemein vernünftige,
positive oder negative Abweichungen von bis zu 30% des genannten Wertes.
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Wegen
der Abhängigkeit
der Viskosität
vor der Temperatur und allgemeinen Verfahrenserfordernissen werden
die Betriebstemperaturen in einer erfindungsgemässen Schleuseneinrichtung bevorzugt
gewählt
im Bereich zwischen dem Schmelz- oder Erweichungspunkt einerseits
und der Temperatur der thermischen Entmischung andererseits. Für praktische
Zwecke ist ein bevorzugter Bereich von Betriebstemperaturen zwischen etwa
140°C und
etwa 320°C
für thermoplastische
Polymere. Es ist jedoch zu betonen, dass die Anwendung der Erfindung
nicht auf thermisch plastifizierte Polymerverbindungen beschränkt ist,
sondern für
die Verarbeitung von Verbindungen, welche Viskositätswerte
im obigen Bereich bei normaler Raumtemperatur (25°C) aufweisen,
nützlich
ist.
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Ein
anderes wichtiges Konzept im Zusammenhang mit Mischen ist die Scherbelastung,
d.h. die Belastung, die eine Flüssigkeit
erfährt,
die eine bestimmte Zeit geschert wird. Scherbelastungseinheiten
können
als Produkt der Scherrate in s–1 und der Mischzeit
in Sekunden definiert werden, woraus eine dimensionslose Grösse resultiert.
Ein und derselbe Scherbelastungswert kann aus einer Vielzahl von
verschiedenen Scherraten und -zeiten zusammengesetzt sein. Zum Beispiel
können
100 Belastungseinheiten entweder aus einer Scherrate von 20 s–1 und
einer Zeit von 5 s oder umgekehrt oder durch eine unendliche Anzahl
von Paaren, die multipliziert ein Resultat von 100 ergeben, zusammengesetzt
sein. Gewiss haben nicht alle solche Belastungskombinationen den
selben Mischwert. Obwohl es unmittelbar einleuchtet, dass die Rolle,
die die Zeit spielt, sowohl bei distributivem als auch dispersivem
Mischen ähnlich
ist, da sie sich auf die Anzahl der Durchgänge durch belangvolle Mischzonen
bezieht, die die geschmolzene Masse erfährt, kann eine passende Scherrate
dennoch eine kritische Grösse
sein, hauptsächlich
im Falle von dispersivem Mischen. Da eine ungenügende Mischzeit oder ungenügende Scherrate
zu einer inakzeptabel niedrigen Produktequalität führen kann – während exzessive Mischzeit oder
Scherrate zu Polymerdegradation und/oder exzessiven Kosten des Verfahrens
führen
können – können sowohl
die Mischzeit als auch die Scherrate mit sehr einfachen Mitteln vom
Betreiber von Fall zu Fall bestimmt werden, damit ein optimales
spezifisches Mischergebnis erzielt wird. Diese Art von besonderer
Steuerung von Mischzeit und Scherrate (Geschwindigkeit des Mischers)
ist das, was hier als belastungsgesteuertes Mischsystem (SCM) bezeichnet
wird.
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Eine
wichtige Eigenschaft einer erfindungsgemässen Schleuseneinrichtung ist
ihre inhärente
Fähigkeit,
eine einstellbare Scherrate durch Einstellen der Rotationsgeschwindigkeit
zu bieten, wenn eine erfindungsgemässe Schleuseneinrichtung betrieben
wird. Daher sind typische Rotationsgeschwindigkeiten der Rotoren
einer erfindungsgemässen
Schleuseneinrichtung im Bereich von etwa 5 bis etwa 600 Umdrehungen
pro Minute (U/min) und vorzugsweise von etwa 5 bis 300 Umdrehungen
pro Minute (U/min).
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Bei
einer erfindungsgemässen
Schleuseneinrichtung hängen
die Mischzeiten ab von der Geometrie der Schleuseneinrichtung und
der Fliessgeschwindigkeit der viskosen Masse, die in die Schleuseneinrichtung eingeführt wird.
Aus diesem Grunde kann die Qualität oder Geometrie einer aufstromseitigen
Vorrichtung, z.B. eines Plastifizierungsextruders, der die viskose
Masse erzeugt, ein nützlicher
Parameter bei einer Vorrichtung gemäss einer zweiten allgemeinen
Ausführungsform
der Erfindung sein, die eine Schleuseneinrichtung als eine Komponente
enthält
zusätzlich
zu einem aufstromseitigen Prozessor zur Erzeugung der viskosen Masse und
einem abstromseitigen Prozessor zur Aufnahme der von der Schleuseneinrichtung
erzeugten Mischung und deren Einführung in eine Formungsstufe
zur Herstellung eines geformten Artikels.
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Folglich
hat die Schleuseneinrichtung gemäss
einer bevorzugten erfindungsgemässen
Ausführungsform
eine relativ kurze Achslänge
und einen relativ breiten Schneckendurchmesser. Eine bevorzugte
Schleuseneinrichtung weist ein bevorzugtes Verhältnis auf von Länge des
länglichen
Hohlraums zum Durchmesser des Hohlraums (auch als L/D-Verhältnis bezeichnet)
im Bereich von etwa 2 bis etwa 20.
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In
diesem Zusammenhang wird das Verhältnis vom äusseren Durchmesser der Schnecke
zum Schneckenkerndurchmesser, auch als D/d-Verhältnis bezeichnet, (wobei der
Schneckenkern gleich ist wie der äussere Schneckendurchmesser
vermindert um die doppelte Kanaltiefe) vorzugsweise relativ hoch
sein, um das grösste
Mischvolumen zu ermöglichen,
das mit den gegebenen Grössen
der Schleuseneinrichtung erhalten werden kann. In der Praxis ist
die obere kritische Schranke für
solch ein D/d-Verhältnis
durch das Drehmoment gegeben, das auf die Rotorwellen angelegt werden
kann, wobei das Verhältnis
genügend
hoch sein sollte, damit eine Torsion oder Deformation des Rotors
gemäss
den bekannten Gesetzen der Mechanik der starren Körper bewirkt
wird. Es ist zu bemerken, dass zu einem gegebenen Durchsatz eine
bevorzugte erfindungsgemässe
Schleuseneinrichtung durch ein Drehmoment gekennzeichnet ist, welches
eher klein ist verglichen mit dem Drehmoment, das bei herkömmlichen
ko-rotierenden Doppelschneckenextrudern verwendet werden kann. Dies
liegt daran, dass herkömmliche
Einrichtungen sowohl Schmelzen als auch maximales Mischen bewerkstelligen
müssen,
wohingegen bei einer Schleuseneinrichtung lediglich das Mischen
erfolgt. Daraus ergibt sich ein grosses Verhältnis des in einem herkömmlichen
ko-rotierenden Doppelschneckenextruder verwendeten Drehmoments,
während
das Drehmoment, das bei einer Schleuseneinrichtung verwendet wird,
sich typisch im Bereich von etwa 2 bis etwa 4 bewegt.
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Als
Konsequenz der eben erwähnten
Aspekte liegt das D/d-Verhältnis
bei einer erfindungsgemässen Schleuseneinrichtung
bevorzugt im Bereich von etwa 1,3 bis etwa 3 und bevorzugter zwischen
etwa 1,4 und etwa 2,5.
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Erneut
und unter Bezugnahme auf eine Vorrichtung, die eine Schleuseneinrichtung
enthält,
die zwischen einer aufstromseitigen Baugruppe zur Erzeugung einer
viskosen Masse angeordnet ist, die einer Schleuseneinrichtung zugeführt wird,
welche wiederum einen abstromseitigen Prozessor zur Herstellung
eines geformten Artikels versorgt, wird bevorzugt, dass der aufstromseitige
Prozessor ebenfalls ein ko-rotierender Hochgeschwindigkeits-Doppelschnecken-Extruder
ist, beispielsweise fähig
bei Geschwindigkeiten bis zu 1200 U/min. zu arbeiten und im wesentlichen
geeignet, das in die Schleuseneinrichtung einzuleitende Polymer
zu schmelzen oder zu plastifizieren; dies bietet eine ausgezeichnete
Schmelzleistung bei dichtesten Raumverhältnissen für maximale Verfahrensökonomie,
wenn z.B. Kleindurchmesser- oder Hochgeschwindigkeits-Extruder verwendet
werden. Zum Beispiel wurde bei der Anwendung der Erfindung erkannt,
dass ein aufstromseitiger ko-rotierender
Doppelschneckenextruder mit einem Durchmesser von 40 mm und einer
Länge von 10–15 Durchmessern,
der zur Versorgung einer erfindungsgemässen Schleuseneinrichtung verwendet
wird, typisch bis zu 0,3–0,4
kg/Stunde·Umdrehung
typischer Polyolefine zu plastifizieren vermag, sodass eine Ausgabe
von etwa 360 kg pro Stunde bis zu 480 kg pro Stunde bei 1200 U/min.
erreicht wird.
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Die
erfindungsgemässe
Schleuseneinrichtung, die stromabwärts vom plastifizierenden ko-rotierenden Doppelschneckenextruder
angeordnet ist, sollte für
eine entsprechende Zufuhr (z.B. 400 kg) ausgelegt sein und einen
Durchmesser haben, der etwa 1 bis 5 mal grösser ist, als der Durchmesser
des aufstromseitigen Prozessors (z.B. 120 mm) und eine Gesamtlänge aufweisen,
die vom etwa 5 bis zum etwa 15-fachen Durchmesser je nach Anwendung
reicht.
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Ein
anderes belangvolles Verhältnis
in diesem Zusammenhang ist das Verhältnis der Rotationsgeschwindigkeit
des aufstromseitigen Prozessors (der die Schleuseneinrichtung versorgt)
zur Rotationsgeschwindigkeit der Rotoren der Schleuseneinrichtung.
Vorzugsweise liegt solch ein Verhältnis im Bereich von etwa 2
bis etwa 15.
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Eine
erfindungsgemässe
Schleuseneinrichtung kann in verschiedenen Anordnungen von horizontal bis
vertikal betrieben werden, solange die Schwerkraft nicht wesentlich
die fördernde
Wirkung der Rotoren beeinflusst. Gemäss einer für viele Zwecke bevorzugten
Ausführungsform
erstrecken sich der Hohlraum und die Rotoren einer Schleuseneinrichtung
in einer im wesentlichen vertikalen Richtung in dem Sinne, dass
der Materialfluss durch die Schleuse abwärts verläuft, sodass die Schwerkraft
zur fördernden
Wirkung der ersten Schneckenbereiche eher beiträgt, als sich ihr entgegenzustellen.
Eine vertikale Bauweise kann wichtige Vorteile bieten, wie eine
kompakte Anordnung, eine vorteilhafte, von der Rotorgeschwindigkeit
unabhängige
Füllleistung,
eine höchst
effektive Belüftung
der Schmelze stromaufwärts
von der Mischzone und andere Vorteile der vertikalen Orientierung.
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Wie
vorstehend kurz erwähnt,
ist die zweite allgemeine Ausführungsform
der Erfindung eine Vorrichtung oder "Anlage" zur Verarbeitung eines Stroms einer
viskosen Polymermasse zur Erzeugung eines geformten Polymer-Extrudats
aus der Polymermasse; wobei eine solche Vorrichtung enthält:
mindestens
eine Schleuseneinrichtung wie hier beschrieben;
mindestens
einen Prozessor, z.B. einen plastifizierenden Extruder und vorzugsweise
einen ko-rotierenden Doppelschnecken-Extruder, der aufstromseitig
in Wirkverbindung mit der Schleuseneinrichtung steht (d.h. zur Erzeugung
der plastifizierten Polymermasse, die in die Schleuseneinrichtung
eingefüllt
und hier allgemein als "aufstromseitiger
Prozessor" bezeichnet
wird); und
mindestens einen Prozessor, z.B. einen Produktionsextruder,
der mit Formungsmitteln verbunden ist, z.B. einem Kalander, einer
Pressmatrize, Spinndüse,
Spritzgussform, Pressform, usw., der abstromseitig in Wirkverbindung
(hier als "abstromseitiger
Prozessor" bezeichnet)
mit der Schleuseneinrichtung steht.
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Vorzugsweise
ist der aufstromseitige Prozessor ein ko-rotierender ineinander
passender selbstreinigender Extruder, der einen Hohlraum mit einem
Durchmesser aufweist, dass das Verhältnis des Durchmessers zum
Durchmesser des länglichen
Hohlraums der Schleuseneinrichtung im Bereich von etwa 1:1 und 1:5
liegt.
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Gemäss einer
weiteren allgemeinen Ausführungsform
bietet die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung von geformten
Artikeln aus einer Polymermasse, die mindestens einen im Normalfall
festen Füller
enthält; wobei
das Verfahren die Bereitstellung einer Vorrichtung wie oben definiert
und die Formung der viskosen Polymermasse mit dem Füller für die Herstellung
der Artikel umfasst. Obwohl jeglicher bekannte Füllertyp für die erfindungsgemässe Verarbeitung
geeignet ist, wird ein besonderer Füllstoff bevorzugt, der aus
relativ brüchigem
Material wie Mineralglas in der Form von Glasfasern von einer mittleren
Länge von
mindestens etwa 2 mm, Glashohlkugeln, usw. gebildet ist.
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Folglich
bietet die Erfindung geformte Artikel, die nach dem hier beschriebenen
Verfahren erhalten werden können,
z.B. in der Form von tragenden Platten, die eine Polymerverbindung
und einen armierenden Füller
enthält,
um ein Biegemodul von mindestens 6000 MPa (106 Pascal)
zu erzielen, vorzugsweise versehen mit einer abriebfesten und rutschfesten
Oberfläche.
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Schliesslich
bietet die Erfindung ein Verfahren zur Verarbeitung von Polymerverbindungen
durch Verteilen eines armierenden Füllers darin, das die folgenden
Schritte umfasst: Bereitstellung einer plastifizierten Polymermasse;
Einführung
der plastifizierten Polymermasse in eine Schleuseneinrichtung, wie
hier beschrieben; Zufügen
eines armierenden Füllers
zur plastifizierten Polymermasse in der Schleuseneinrichtung; Verteilen
des Armierungsfüllers
ohne dessen signifikante Zerkleinerung in der plastifizierten Polymermasse
durch Betrieb der länglichen
Rotoren; und Ausgabe der plastifizierten Masse mit dem darin verteilten
Armierungsfüller.
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Die
Erfindung wird nun detaillierter beschrieben mit Verweisen zu den
beigeschlossenen Zeichnungen, die nicht-beschränkende Beispiele der verschiedenen
Ausführungsformen
darstellen. Es zeigen:
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1 eine
schematische Schnittansicht einer Ausführungsform einer erfindungsgemässen Schleuseneinrichtung;
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1A und 1B schematische
Schnittansichten der nicht-fördernden
Teile der Rotoren einer in 1 dargestellten
Schleuseneinrichtung;
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1C und 1D Schnittansichten
zur Illustration der in 1 dargestellten Rotoranordnung;
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2 eine
schematische, teilweise aufgeschnittene Seitenansicht einer erfindungsgemässen mehrteiligen
Vorrichtung oder Anlage;
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2A, 2B und 2C schematische
Seitenansichten verschiedener Formungswerkzeuge am Auslassende des
in 2 gezeigten abstromseitigen Produktionsextruders;
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3 eine
schematische Seitenansicht eines anderen Formungswerkzeugs zur Verbindung
mit dem Auslassende des abstromseitigen Produktionsextruders von 2;
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4 eine
schematische Seitenansicht eines weiteren Formungswerkzeugs zur
Verbindung mit dem Auslassende des abstromseitigen Produktionsextruders
von 2;
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5 und 6 perspektivische
Ansichten von bevorzugten Artikeln, die nach dem erfindungsgemässen Verfahren
hergestellt werden; und
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7 eine
schematische, teilweise aufgeschnittene Draufsicht einer erfindungsgemässen mehrteiligen
Vorrichtung oder Anlage.
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Die
in 1 gezeigte Schleuseneinrichtung 10 ist
in einer schematischen und teilweise ausgeschittenen Ansicht dargestellt
und umfasst einen Hohlraum 11, welcher der Innenraum einer
Umschliessung 15 ist in der Form eines Gehäuses oder
Barrels zur Aufnahme zweier länglicher
Rotoren 12, 14, die an deren oberem Ende 17 mit
einem Antrieb (nicht dargestellt in 1) verbunden
sind und einen ersten oder oberen fördernden Bereich 121, 141 und
einen zweiten oder unteren nicht-fördernden Bereich 161, 182 aufweisen,
wie unten im Einzelnen mit Bezug zu 1A und 1B erklärt wird.
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Ein
erster Einlass 112 nahe dem oberen Ende der Umschliessung 15 dient
als Verbindung zum Einführen
eines plastifizierten Polymers oder einer anderen Art viskoser Masse,
die von einer aufstromseitigen Baugruppe (nicht dargestellt in 1)
ausgegeben wird. Ein zweiter Einlass 111 dient zur Einführung eines zusätzlichen
Bestandteils, der flüssig
oder aus teilchenförmigem
Feststoff, typisch einem Füller,
sein kann und z.B. aus einem Aufgabetrichter mit oder ohne Metermass
(nicht gezeigt in 1) abgegeben wird. Ein Auslass 119 ist
am unteren Ende der Schleuseneinrichtung 10 angeordnet
zur Verbindung mit einem abstromseitigen Prozessor (nicht gezeigt
in 1).
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Die
nichtfördernden
Bereiche 161, 182 der Rotoren 12, 14 können von
zwei ineinander passenden Knetbereichen 161a, 182a,
wie in 1A dargestellt, oder von zwei
ineinander passenden Schneckenbereichen 161b, 182b mit
umgekehrter oder negativer Steigung, wie in 1B dargestellt,
gebildet sein.
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1C stellt
weitere Grössen
dar, nämlich
die Strecke "a" zwischen den Achsen
der Rotoren 12, 14 mit einer maximalen Breite "D" der Schneckenbereiche, einer minimalen
Breite "d" der Schneckenbereiche
und der Breite "h" der Überlappungsfläche.
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Eine
Vorrichtung oder Anlage 20, die ein erfindungsgemässes belastungsgesteuertes
Mischsystem verkörpert,
ist schematisch in 2 dargestellt und umfasst eine
Schleuseneinrichtung 210, die von einem Paar Rotoren 21a, 21b in
einer Umschliessung in der in 1 offenbarten
Art gebildet ist, wie oben beschrieben. Die Schleuseneinrichtung 210 ist
versehen mit einer optionalen Rückförderungsleitung,
die mit durchbrochenen Linien angedeutet ist, und enthält ein herkömmliches
Durchflusssteuerungsmittel (nicht gezeigt) zur Regulierung des Grads
der Rückförderung,
sofern vorhanden.
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Die
plastifizierte Zufuhrmasse wird erzeugt in einem aufstromseitigen
Prozessor 201, bevorzugt einem Extruder, der von einem
herkömmlichen
Einleitungsverteiler 202 versorgt wird und in Wirkverbindung
mit der Schleuseneinrichtung 210 über einen Einlass 211 ist.
Ein Füller,
z.B. ein armierender oder nicht-armierender Füller und/oder Pigment oder
ein anderer Bestandteil des vom abstromseitigen Prozessor 203 zu
verarbeitenden Produkts wird durch ein zweites aufstromseitiges
Fördermittel 212 zugeführt, das
von einem anderen herkömmlichen
Einleitungsverteiler 213 versorgt wird.
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Die
Schleuseneinrichtung 210 enthält einen Antrieb 28 und
ist in Wirkverbindung mit einem abstromseitigen Prozessor 203,
z.B. einem herkömmlichen
Produktionsprozessor. Das Auslassende 204 kann mit einer
Ausgabevorrichtung, z.B. einer Kombination 206 einer Schlitzdüse mit einem
Kalander, wie in 2A gezeigt, einem Spinndüsenverteiler
oder Spinndüse 207,
wie in 2B gezeigt, einer Formungsdüse 208,
wie in 2C dargestellt oder einer anderen
in der Fachwelt der Polymerverarbeitung bekannten Art eines Produktformungsgerätes verbunden
sein.
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Eine
weitere Art Ausgabeeinrichtungen zur Verbindung mit dem Auslassende 204 des
abstromseitigen Extruders 203 von 2 ist schematisch
in 3 dargestellt. Eine Einrichtung 30 empfängt die
vollständig zusammengesetzte
plastifizierte Polymermasse, die in einer Schleuseneinrichtung 210 via
einen abstromseitigen Extruder 203 mittels eines Verbindungsstücks 304 hergestellt
ist und eine Einspritzvorrichtung enthält, die von einem Barrel 32 und
einem oszillierenden Hubkolben 31 zur Einspritzung in eine
Formmaschine 37 gebildet ist, die zwischen zwei Platten 34, 36 und
einer herkömmlichen
Form 39 gebildet ist. Natürlich sind Antriebsmittel für den Betrieb
des Kolbens 31 und der Formmaschine 37 erforderlich,
wurden aber in 3 einfachheitshalber weggelassen.
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Eine ähnliche
Ausgabevorrichtung 40 ist schematisch in 4 dargestellt,
wobei wiederum das Ausgabematerial aus dem abstromseitigen Prozessor 203 von 2 via
das Verbindungsstück 404 in
eine Einspritzvorrichtung ähnlicher
Bauart, wie der in 3 gezeigten, zugeführt wird,
d.h. mit einem Barrel 42 und einem darin angeordneten oszillierenden
Hubkolben 41. Die viskose Masse wird eingeführt in eine
Formpresse 47, die durch eine obere Düse 46 und eine untere
Düse 49 zwischen
den Platten 44, 45 gebildet ist, die von einem
(nicht dargestellten) Antrieb in einer oszillierenden Art betrieben
werden.
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5 und 6 sind
perspektivische Ansichten einer faserarmierten tragenden Platte 50 resp. 60,
die aus einer Polymermasse gebildet sind, z.B. auf der Grundlage
von rezykliertem Polypropylen, das einen Armierungsfüller enthält, z.B.
Glasfasern des oben geschilderten Typs. Die Platten 50, 60 werden
von einer Schale 51, 61 gebildet, die vier parallele
längs angeordnete
Tunnel 52, 62 umschliesst. Platten dieser Art
sind per se bekannt, z.B. aus WO 00/31359, auf das für weitere
Einzelheiten verwiesen wird. Es können sehr hohe Festigkeiten
erreicht werden, z.B. ein Biegemodul von mindestens 6000 MPa. Vorzugsweise
und erfindungsgemäss
werden die Deckobeflächen
durch Einschluss von kleinen festen Glaskügelchen in der Polymermasse,
die für
die Deckflächenbeschichtung
beider verwendet wird, abriebfest gemacht, sowie durch Prägung der Deckoberfläche 53 in
einer kalottenförmigen
oder Deckoberfläche 63 kreuzweise
gerippten Art rutschfest gemacht.
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Aus
der obigen Erklärungen
des erfindungsgemässen
SCM-Systems ist es einleuchtend, dass verbessertes Beimischen von
erfindungsgemässem
Armierungsfüller
eine bessere Produktequalität
und/oder Wirtschaftlichkeit bietet.
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7 zeigt
eine weitere Ausführungsform
einer Vorrichtung 70 für
belastungsgesteuertes Mischen, z.B. für die Herstellung von Farbkonzentratmaterialien
oder Pigmentkonzentraten. Der aufstromseitige Prozessor 701,
vorzugsweise ein plastifizierender Extruder, der von einem herkömmlichen
Einleitungsverteiler 702 versorgt wird, ist in Wirkverbindung
mit einer Schleuseneinrichtung 710 via einen Einlass 711.
Ein Einleitungsverteiler 71 wird zur Einführung eines
flüssigen
oder festen Bestandteils, z.B. eines Stabilisators, Pigments oder
anderer herkömmlichen
Komponente zur Polymerverarbeitung in die Schleuseneinrichtung 710 verwendet.
Bemerkenswert ist, dass im Falle der Einführung von Gas, wie Stickstoff,
zum Beimischen in eine viskose Polymermasse in der Schleuseneinrichtung,
das Gas durch eine herkömmliche
Gasdüse
an einer Stelle des länglichen
Hohlraums 11 zugeführt
werden sollte, die nahe der nicht-fördernden Zone 161, 182 ist,
damit ein Entweichen des Gases verhindert werden kann, wie es Fachpersonen
auf dem Gebiet der Herstellung von Produkten auf der Basis von geschäumten Polymerverbindungen
wohlbekannt ist. Antriebs- und Übersetzungsmittel 77, 72 sind
für den
Betrieb der Schleuseneinrichtung 710 vorgesehen, deren
Ausgabe in eine herkömmliche
Faserdüsengruppe 703 zum
weiteren Pelletieren geführt
wird.
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BEISPIELE
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Beispiel 1
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Rezykliertes
Polypropylen wurde in einem aufstromseitigen Prozessor (Schneckendurchmesser
45 mm, Länge
25D) von einer Vorrichtung wie in 2 plastifiziert
und in eine Schleuseneinrichtung (ko-rotierende, voll ineinander
greifende selbstreinigende Doppelschnecke; Schneckendurchmesser
60 mm, Länge
10D und ein nicht-fördernder
Endbereich wie in 1B dargestellt) als plastifizierte
Polymermasse unter Betriebsbedingungen zur Plastifikation eingeführt. Zerhackte
Glasfasern von einer Initiallänge
von etwa 8 bis 10 mm wurden von einem Einteilungsverteiler zugefügt, damit
sie etwa 30 Gew.-% der Endzusammensetzung ausmachen, welche aus
der Schleuseneinrichtung zum abstromseitigen Prozessor und von da
in einen Extrusionskopf und, weiterhin stromabwärts, in einen Kalibrierungsbereich
geführt
wird zur Herstellung von Bauplatten mit einer Biegesteifheit von
etwa 7000 MPa.
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Beispiel 2
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Handelsübliches
lineares Polyethylen niedriger Dichte (LLDPE) wurde in einem aufstromseitigen
Prozessor von einer Vorrichtung plastifiziert, wie in 2 gezeigt
und in Beispiel 1 spezifiziert, und in eine Schleuseneinrichtung
(nicht-fördernder
Endbereich wie in 1A gezeigt) als plastifizierte
Polymerverbindung eingeführt.
Mikronisiertes Calciumcarbonat wurde durch einen Einleitungsverteiler
zugefügt,
bis es etwa 50 Gew.-% der Endzusammensetzung ausmachte, die aus
der Schleuseneinrichtung zum abstromseitigen Prozessor, der zur
Herstellung von hochgradig gefüllter
dehnbarer Folie eingerichtet war, geleitet wurde.
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Das
erhaltene Folienprodukt hatte ein sehr gutes Aussehen und war imstande,
nach Streckung (etwa bis zum 3,5-fachen seiner Länge im ungestreckten Zustand)
Wasserdampf durchzulassen.
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Beispiel 3
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Es
wurde eine Reihe von Tests mit einer Schleuseneinrichtung gemäss
1 durchgeführt, die
ein D/d-Verhälnis
(Verhältnis
von innerem Barrel-Durchmesser zu demselben um die doppelte Schneckentiefe verminderten
Wert) von 1,72 und eine vertikale Anordnung aufwies. Verschiedene
geschmolzene Polymerverbindungen wurden bei verschiedenen Geschwindigkeiten,
Verweilzeiten und Mischvolumina je nach der spezifischen Aufgabenstellung
verarbeitet. Die Resultate sind in Tabelle 1 dargestellt. Tabelle
1 (Schneckendurchmesser
60 mm)
- * Die effektive Schergeschwindigkeit wurde
für eine
Schneckenkanaltiefe von 12,5 mm berechnet und die Vergleichsscherbelastung
wurde durch Division aller mittleren Belastungswerte Werte durch
den Wert von Fall 1 bestimmt.
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Obwohl
verschiedene Ausführungsformen
offenbart und detailliert dargestellt wurden, muss betont werden,
dass sich eine solch detaillierte Offenbarung auf nicht beschränkende Beispiele
bezieht, sodass verschiedene Modifikationen und Änderungen offensichtlich sind.
Obwohl zum Beispiel die Temperatur- und Druckbedingungen des Betriebs
nicht in allen Einzelheiten erklärt
wurden, ist es offensichtlich, dass die Viskosität ein temperaturabhängiger Parameter
ist, aber dass die Betriebstemperaturen nicht zu Entmischung führen dürfen. Ferner
ist bekannt, dass der Betrieb von Schneckenprozessoren wegen der
viskosen Wärmeabgabe,
die parallel zum Mischen auftritt, zu Wärmeproduktion neigt, sodass
Kühl- und/oder
Heizmittel zum optimalen Betrieb der Erfindung erforderlich sein
können.
Von verschiedenen anderen Betriebsparametern ist bekannt, dass sie
für kommerziellen
Betrieb von praktischer Wichtigkeit sind und sie werden hier aus
Gründen der
Knappheit nicht diskutiert. Der Umfang der Erfindung soll daher
durch Auslegung der nachfolgenden Ansprüche zusammen mit den Kenntnissen
von Fachpersonen auf dem Gebiet der Polymerverarbeitung bestimmt
werden.