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Technisches
Gebiet der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung richtet sich auf Testverfahren, mit denen
sich bestimmen läßt, ob eine
Testverbindung zur Modulation der Bindung und Aktivität von Dynorphin
A und Analogen am menschlichen MAS-Rezeptor verwendet werden kann. Als
effektive Modulatoren identifizierte Verbindungen besitzen eine potentiell
Verwendung als Therapeutika bei der Behandlung von Schmerzen, neuropathischen
und entzündlichen
Erkrankungen, Lern- und Gedächtnisstörungen,
Angstzuständen
ebenso wie bei der Regulation von Herzkreislauffunktionen.
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Hintergrund der Erfindung
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A. Dynorphin A
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Im
Jahr 1979 wurde entdeckt, daß es
sich bei Dynorphin um ein endogenpotentes Opioidpeptid handelt (PNAS,
USA 76: 6666–6670:1979).
Die pharmakologischen Wirkungen von Dynorphinen sind ziemlich umfangreich.
So konnte gezeigt werden, daß Dynorphin
A und verwandte Peptide bei einer ICV-Verabreichung eine mäßige Wirksamkeit
in der nichtthermischen und mechanischen Analgesie aufweisen (Dubner,
R., Trends Neurosci. 15:96–103,
1992), und sie wurden auch im klinischen Bereich zur Behandlung
hartnäckiger
Schmerzen bei Krebspatienten eingesetzt (Wen, H.L., Central and
peripheral Endorphins: basic and clinical aspects, New York: Raven
Press; 1993:319–323).
Ebenso ist bekannt, daß Dynorphine
eine Wirkung auf das Herzkreislaufsystem über die zentralen und peripheren
Nervensysteme ausüben
(Dumont, M. 37:1–33,
1996). Zudem besitzt Dynorphin A eine immunmodulatorische Aktivität. Wurde
Dynorphin A an Mäuse
verabreicht, so wurde die Phagozytose in den peritonealen Makrophagen
der Maus verbessert. Diese phagozytische Aktivität wurde durch Behandlung mit
Naloxon nicht gehemmt, was auf die Beteiligung eines nichtopioiden
Rezeptors hindeutet (J. Neuroimmunol. 60:37–43, 1995).
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Zwar
wurde Dynorphin A zuerst als ein potentes opioides Peptid mit Selektivität für den Kappa-Opioid-Rezeptor
beschrieben, doch ist vorgeschlagen worden, daß seine pathologischen und
physiologischen Wirkungen von Nicht-Opioidrezeptoren vermittelt werden.
Somit wird hier zum erstenmal die Fähigkeit von Dynorphin A, an
den MAS-Rezeptor
zu binden und diesen zu aktivieren, beschrieben.
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Der
menschliche MAS-Onkogenrezeptor wurde zuerst im Jahr 1986 über einen
Tumorgenitätstest
in Nacktmäusen
isoliert (Young, M., Cell, 45:711–719, 1986). Dieser Rezeptor
codiert für
ein Protein mit sieben Transmembrandomänen, wobei in dessen codierender
Sequenz ein kennzeichnendes Merkmal, wie beispielsweise das NPY-Motiv
in der siebten Transmembrandomäne,
vorhanden ist. Der MAS-Rezeptor wird im zentralen Nervensystem (ZNS)
exprimiert, wobei das höchste
Signal der mRNA im Hippocampus, Kortex, Zerebellum, piriformen Kortex
und Bulbus Olfactorius beobachtet wird. Die mRNA für diesen
Rezeptor wurde auch in peripheren Geweben, einschließlich Hoden,
Niere und Herz, nachgewiesen (FEBS Letters, 357, 27–32, 1995). Die
Expression des MAS-Rezeptors ist während der Entwicklung und neuronalen
Aktivität
stark reguliert. Interessanterweise zeigten Mäuse, denen das MAS-Protoonkogen
fehlte, nicht nur eine erhöhte
Unruhe, sondern die Langzeitpotenzierung verlängerte sich, ohne sich auf
die Gesamtmorphologie des Hippocampus auszuwirken (JBC, 273, 11867–11873,
1998).
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Somit
könnten
auf den MAS-Rezeptor als Agonisten, Antagonisten oder inverse Agonisten
gerichtete Arzneistoffe potentiell zur Behandlung von Problemen
von Langzeitgedächtnis-,
neuropathischen und entzündlichen
Störungen
ebenso wie einer Herzkreislauffunktionsstörung eingesetzt werden.
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B. G-Protein-gekoppelte
Rezeptoren
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G-Protein-gekoppelte
Rezeptoren (GPCRs) bilden eine Familie von Proteinen, die eine gemeinsame strukturelle
Organisation teilen, die durch ein extrazelluläres N-terminales Ende, sieben hydrophobe Alpha-Helices,
die mutmaßlicherweise
Transmembrandomänen
ausbilden, sowie eine intrazelluläre C-terminale Domäne gekennzeichnet
ist. GPCRs binden eine große
Vielfalt von Liganden, die intrazelluläre Signale durch die Aktivierung
transduzierender G-Proteine auslösen
(Caron, et al., Rec. Prog. Horm. Res. 48:277–290 (1993); Freedman, et al.,
Rec. Prog. Horm. Res. 51:319–353
(1996)).
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Bisher
konnten mehr als 300 GPCRs kloniert werden, wobei allgemein angenommen
wird, daß weit über 1000
derartige Rezeptoren existieren. Etwa 50–60% aller klinisch relevanten
Arzneistoffe wirken über
die Modulation der Funktionen verschiedener GPCRs (Gudermann et
al., J. Mol. Med. 73:51–63
(1995)). Viele der klinisch relevanten Rezeptoren sind im zentralen
Nervensystem lokalisiert.
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Unter
den GPCRs, die identifiziert und kloniert wurden, befindet sich
ein Gen, das für
ein zu den Rezeptoren der DRR/RTA-Familie homologes Protein kodiert.
Dieser Rezeptor wurde von uns MAS-Rezeptor genannt, wobei die Struktur
des Gens, wie es im Menschen existiert, beschrieben wurde. Allerdings
konnte der endogene Ligand für
diese Familie von Rezeptoren bisher noch nicht identifiziert werden
(Cell:45, 711–719 1986,
JBC 273, 11867–11873
1998, WO 99/32519).
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Kurze Beschreibung
der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung beruht auf der Entdeckung, daß Dynorphin
A und seine Analogen (Dynorphin A-Amid und Dynorphin 1–13) den
MAS-Rezeptor der Ratte und des Menschen aktivieren. Dabei können rekombinante
Zellen, die den MAS-Rezeptor entweder aus der Ratte oder dem Menschen
exprimieren, in Verbindung mit Dynorphin A und seinen Analogen in
zur Identifizierung von Agonisten, inversen Agonisten und Antagonisten
vorgesehenen Screening-Tests verwendet werden. Somit bezieht sich
in ihrem ersten Aspekt die Erfindung auf ein Verfahren zum Testen
einer Testverbindung auf ihre Fähigkeit
zur Bindung an den MAS-Rezeptor. Dies wird dadurch erreicht, daß man das
Rezeptorgen exprimierende Zellen oder Membranen mit Dynorphin A
und seinen Analogen sowie der Testverbindung inkubiert. Anschließend wird
der Grad der Verdrängung
der Bindung des Dynorphin A und seiner Analogen bestimmt. Dabei
können
Radioligandentests oder ELISA-Tests (enzyme-linked immunosorbent
assays) durchgeführt
werden, bei denen entweder Dynorphin A und seine Analogen oder die
Testverbindung nachweisbar markiert ist. Obwohl eine beliebige,
den MAS-Rezeptor exprimierende Zelle verwendet werden kann, ist
eine rekombinante Zelle, die ein heterologes MAS-Rezeptorgen entweder
aus der Ratte oder dem Menschen exprimiert, bevorzugt. Dabei bezieht
sich der Begriff "heterolog", wie er hier verwendet
wird, auf ein beliebiges MAS-Rezeptorgen, das in eine Zelle transfiziert
wird, d.h. der Begriff bezieht sich auf einen beliebigen nichtendogenen
MAS-Rezeptor.
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Die
Erfindung umfaßt
ebenso Verfahren auf Grundlage eines Funktionstests zur Bestimmung
davon, ob es sich bei einer Testverbindung um einen Agonisten, Antagonisten
oder inversen Agonisten der Bindung von Dynorphin A und seinen Analogen
handelt. Dabei besteht ein Weg zur Durchführung solcher Tests darin, eine
den MAS-Rezeptor exprimierende Zelle mit der Testverbindung zu inkubieren
und anschließend
zu bestimmen, ob intrazelluläre
Phospholipase C, Adenylcyclase-Aktivität oder intrazelluläre Calciumkonzentrationen
moduliert werden. Dabei sollten die Ergebnisse typischerweise mit
denjenigen Ergebnissen, die erhalten werden, wenn Inkubationen auf ähnliche
Weise, jedoch in Abwesenheit der Testverbindung durchgeführt werden,
verglichen werden. Im allgemeinen werden Funktionstests dieser Art
in Verbindung mit Bindungstests der oben beschriebenen Art durchgeführt. Als
Zelle wird zur Verwendung in den Tests eine rekombinante Zelle bevorzugt,
die mit einem MAS-Rezeptorgen transformiert wurde. Als Agonisten
wirkende Testverbindungen sollten eine Erhöhung der Phospholipase C, eine
Abnahme oder Erhöhung
der Adenylylcyclase-Aktivität
oder eine Erhöhung
der intrazellulären
Calciumspiegel produzieren. Inverse Agonisten können die Phospholipase-C-Aktivität oder intrazellulären Calciumspiegel
erniedrigen, insbesondere, wenn Tests in Gegenwart einer festen Menge
an Dynorphin A und seinen Analogen durchgeführt werden. Antogonisten sollten
die Bindung von Dynorphin A und seinen Analogen an den Rezeptor
blockieren, jedoch nicht die entgegengesetzte Reaktion bezüglich Phospholipase-C-Aktivität oder intrazellulärem Calcium
produzieren, die das Kennzeichen eines inversen Agonisten ist.
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Ausführliche
Beschreibung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung richtet sich auf Tests, die sich zum Screening
von Verbindungen auf deren Fähigkeit
zur Modulation der Bindung von Dynorphin A und seinen Analogen an
die MAS-Rezeptoren der Ratte und des Menschen verwenden lassen.
Dabei können
Dynorphin A und seine Analogen oder Fragmente in beliebiger Form
verwendet werden (Dynorphin A: YGGFLRRIRPKLKWDNQ-COOH oder NH2).
Derartige Peptide können
kommerziell erhalten (z.B. Bachem, American Peptide Company) oder
mit im Fachgebiet allgemein bekannten Standardmethoden synthetisiert
werden. Das Peptid kann nachweisbar mit Radioisotopen, wie z.B. 125I, markiert werden, oder es können als
Alternative Fluoreszenz- oder Chemilumineszenzmarkierungen eingebaut
werden. Ebenso kann das Peptid mit Enzymen verknüpft werden, die leicht nachweisbar
sind, wie z.B. Meerrettich-Peroxidase.
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Der
MAS-Rezeptor kann aus Zellen/Geweben der Ratte und/oder des Menschen
unter Verwendung des bei Young, M., Cell, 45:711–719, 1986 beschriebenen Verfahrens
kloniert werden. Der Beispielteil enthält eine ausführliche
Beschreibung einer Verfahrensweise, die bei der Klonierung des MAS-Rezeptors
verwendet werden kann. Nach Erhalten der MAS-Rezeptorsequenz sollte
diese in einen Expressionsvektor mit einem in Säugerzellen aktiven Promotor
eingebaut werden (Sambrook, et al., Molecular Cloning: A Laboratory
Manual, 2nd Ed., Cold Spring Harbor Press (1989)). Zu verwendbaren
Promotoren gehören
beispielsweise der des Metallothionein-I-Gens der Maus (Hamer, et
al., J. Mol. Appl. Gen. 1:273–288
(1982)); der "immediate-early" und TK-Promotor
aus Herpesvirus (Yao, et al., J. Virol. 69:6249–6258 (1995); McKnight, Cell
31:355–365
(1982)); der frühe
SV 40-Promotor (Benoist, et al., Nature 290:304–310 (1981)); und der CMV-Promotor
(Boshart, et al., Cell 41:521–530
(1985)). Vektoren können
auch Enhancer und andere Regulationselemente enthalten.
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Nach
der Konstruktion von Expressionsvektoren können diese in eine Säugerzelllinie
mit Verfahren, wie beispielsweise Calciumphosphatpräzipitation,
Mikroinjektion, Elektroporation, Liposomentransfer, Virustransfer
oder partikelvermitteltem Gentransfer, eingeführt werden. Obwohl andere Säugerzellen
verwendet werden können,
stellte sich heraus, daß HEK-293-Zellen
erfolgreiche Ergebnisse liefern, wobei im Beispielteil eine Verfahrensweise
zur Expression von MAS-Rezeptor in diesen Zellen beschrieben ist.
Zur Selektion und zum Testen der Zellen auf die Expression von MAS-Rezeptor
(z.B. mittels Northern-Analyse) können Standardverfahren durchgeführt werden.
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Nach
Erhalten des Dynorphin-A-Peptids (oder eines analogen Peptids) sowie
von die MAS-Rezeptoren der Ratte und des Menschen exprimierenden
Zellen können
Tests durchgeführt
werden, um zu bestimmen, ob Testverbindungen irgendeinen Effekt
auf die Bindung haben. Dabei können
eine große
Vielfalt unterschiedlicher Arten von Tests unter Verwendung von
im Fachgebiet allgemein bekannten Standardverfahren durchgeführt werden.
So werden beispielsweise in Radioliganden Bindungstests MAS-Rezeptor
exprimierende Zellen mit Dynorphin A und seinen Analogen sowie mit
einer auf Bindungsaktivität
getesteten Verbindung inkubiert. Als Quelle für MAS-Rezeptor sind rekombinante
transformierte HEK-293-Zellen bevorzugt. Es können auch andere Zellen verwendet
werden, vorausgesetzt, daß sie
keine anderen Proteine, die Dynorphin A und seine Analogen stark
binden, exprimieren. Dies läßt sich
leicht bestimmen, indem man Bindungstests an mit MAS-Rezeptor transformierten
Zellen durchführt
und die erhaltenen Ergebnisse mit den bei Verwendung ihrer nichttransformierten
Gegenstücke
erhaltenen Ergebnissen vergleicht.
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Tests
können
entweder unter Verwendung intakter Zellen oder mit aus den Zellen
präparierten
Membranen durchgeführt
werden (siehe z.B. Wang, et al., Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A: 90:10230–10234 (1993)). Wie
oben vorgeschlagen, werden die Membranen, oder Zellen, mit Dynorphin
A und seinen Analogen sowie mit einer Präparation der getesteten Verbindung
inkubiert. Nach vollständiger
Bindung wird der Rezeptor von der Liganden und Testverbindung enthaltenen
Lösung
getrennt, z.B. durch Filtration, und die Menge an stattgefundener
Bindung bestimmt. Dabei wird der verwendete Ligand vorzugsweise
mit einem Radioisotop, wie z.B. 125I, nachweisbar
markiert. Es können
jedoch auch falls gewünscht
andere Arten von Markierungen verwendet werden. Zu den am häufigsten
verwendeten Fluoreszenzmarkierungsverbindungen gehören Fluoresceinisothiocyanat,
Rhodamin, Phycoerythrin, Phycocyanin, Allophycocyanin-o-Phthalaldehyd
und Fluorescamin. Zu geeigneten Chemilumineszenzverbindungen zählen Luminol,
Isoluminol, aromatischer Acridiniumester, Imidazol, Acridiniumsalz
und Oxalatester.
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Nichtspezifische
Bindung kann bestimmt werden, indem man die Bindungsreaktion in
Gegenwart eines großen Überschusses
an unmarkiertem Liganden durchführt.
So können
beispielsweise markiertes Dynorphin A und seine Analogen mit Rezeptor
und Testverbindung in Gegenwart eines tausendfachen Überschusses
an nichtmarkiertem Dynorphin A und/oder seinen Analogen inkubiert
werden. Nichtspezifische Bindung sollte von der Gesamtbindung, d.h.
Bindung in Abwesenheit von nichtmarkiertem Liganden, subtrahiert
werden, um die spezifische Bindung für die jeweils getestete Probe
zu erhalten. Die Tests können
je nach Bedarf weitere Schritte, wie beispielsweise Waschen, Rühren, Schütteln, Filtern
und dergleichen, beinhalten. Typischerweise werden Waschschritte
nach der Trennung von membrangebundenen Liganden von in Lösung verbliebenen
Liganden und vor der Quantifizierung der Menge an gebundenem Liganden,
z.B. durch Zählen
von radioaktivem Isotop, eingefügt.
Die erhaltene spezifische Bindung in Gegenwart von Testverbindung
wird mit der in Gegenwart von markiertem Liganden allein verglichen,
um den Grad der Verdrängung
der Rezeptorbindung durch die Testverbindung zu bestimmen.
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Bei
der Durchführung
von Bindungstests muß darauf
geachtet werden, Artifakte zu vermeiden, die es möglich machen,
daß eine
Testverbindung mit Rezeptor wechselzuwirken scheint, wenn tatsächlich die
Bindung durch einen anderen Mechanismus gehemmt wird. So sollte die
getestete Verbindung beispielsweise in einem Puffer vorliegen, der
nicht selbst die Bindung von Dynorphin A und seinem Analogen weitgehend hemmt,
und vorzugsweise bei mehreren unterschiedlichen Konzentrationen
getestet werden. Präparationen der
Testverbindung sollten auch auf proteolytische Aktivität untersucht
werden, wobei es wünschenswert
ist, daß die
Tests Antiproteasen beinhalten. Schließlich ist es höchst wünschenswert,
daß Verbindungen,
bei denen festgestellt wurde, daß sie die Bindung von Dynorphin
A und seine Analogen verdrängen,
nochmals in einem Konzentrationsbereich untersucht werden, der zur
Durchführung
einer Scatchard-Analyse der Ergebnisse ausreicht. Diese Art von
Analyse ist im Fachgebiet allgemein bekannt und läßt sich
zur Bestimmung der Affinität
einer Testverbindung für
einen Rezeptor verwenden (siehe z.B. Ausubel, et al., Current Protocols
and Molecular Biology, 11.2.1–11.2,19
(1993)); Laboratory Techniques in Biochemistry and Molecular Biology,
Work, et al., Ed. N.Y. (1978)). Bei der Analyse der Ergebnisse können Computerprogramme
behilflich sein (z.B. Munson, P., Methods Enzymol. 92:543–577 (1983)).
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Je
nach ihrer Wirkung auf die Aktivität des Rezeptors kann es sich
bei Agentien, die die Bindung von Dynorphin A und seinen Analogen
an Rezeptor hemmen, entweder um Agonisten oder Antagonisten handeln. Die
Aktivierung von Rezeptor kann mit einer Reihe unterschiedlicher
Verfahren verfolgt werden. So können beispielsweise
Phospholipase-C-Tests durchgeführt
werden, indem man Zellen in Vertiefungen einer Mikrotiterplatte
anzieht und dann die Vertiefungen in Gegenwart oder Abwesenheit
von Testverbindungen inkubiert. Anschließend können Inositolphosphate (IP)
in ihrer Gesamtheit auf Harzsäulen
extrahiert und im Testpuffer resuspendiert werden. Der Test von
auf diese Weise gewonnenen IP läßt sich
unter Verwendung eines beliebigen Verfahrens zur Bestimmung der
IP-Konzentration
durchführen.
Typischerweise werden Phospholipase-C-Tests getrennt von Bindungstests
durchgeführt,
doch ist es auch möglich,
Phospholipase-C-Bindungstests
an einer einzigen Präparation
von Zellen durchzuführen.
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Die
Aktivierung von Rezeptor kann auch auf Grundlage einer Messung der
intrazellulären
Calciumkonzentration bestimmt werden. So können beispielsweise transformierte
HEK-293-Zellen auf Objektträgern
mit Deckgläschen
zur Konfluenz angezogen werden. Nach dem Spülen können diese in Gegenwart eines
Agens, wie z.B. Fluo-3, Fluo-4 und FURA-2 AM (Molecular Probe F-1221)
inkubiert werden. Nach Spülen
und weiterer Inkubation kann die Calciumverdrängung unter Verwendung eines
Fotometers gemessen werden. Weitere Arten von Tests zur Bestimmung
intrazellulärer
Calciumkonzentrationen sind im Fachgebiet allgemein bekannt und
können
ebenso eingesetzt werden.
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Zur
Bestimmung der Aktivität
inverser Agonisten können
Tests, die die intrinsische Aktivität des Rezeptors messen, wie
beispielsweise solche auf Grundlage von Inositolphosphatmessung,
verwendet werden. Im Gegensatz zu Antagonisten, die die Aktivität von Agonisten
blockieren, jedoch aus sich heraus keine Aktivität produzieren, produzieren
inverse Agonisten eine biologische Reaktion, die der von einem Agonisten
produzierten Reaktion diametral entgegensteht. So würde beispielsweise
bei einer von einem Agonisten geförderten Erhöhung an intrazellulärem Calcium
ein inverser Agonist eine Abnahme interzellulärer Calciumspiegel verursachen.
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Die
oben erörterten
Radioliganden- und Zellaktivierungstests stellen Beispiele für die Arten
von Tests dar, die sich zur Bestimmung davon, ob eine bestimmte
Testverbindung die Bindung von Dynorphin A und seinen Analogen an
die Mensch/Ratte-MAS-Rezeptoren verändert und als Agonist oder
Antagonist wirkt, einsetzen lassen. Diese Tests können in
vielen Variationen vorliegen, die mit der vorliegenden Erfindung
kompatibel sind. Solche Tests können
die Verwendung markierter Antikörper
als Mittel zum Nachweis von an Rezeptor gebundenem Dynorphin A und
seinen Analogen beinhalten oder können in Form des FLIPR-Tests
(fluorescent imaging plate reader assay) vorliegen, wie im hier
vorliegenden Beispielteil beschrieben.
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Beispiele
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I. Verfahren
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Präparation des Klons mit MAS-Rezeptor
der Ratte und des Menschen:
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Siehe Beschreibung in:
Cell 1986 Jun 6; 45 (5):711–9
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Expression
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HEK-293-Zellen
wurden mit einem für
den MAS-Rezeptor aus Ratte und Mensch codierenden Säugerexpressionskonstrukt
(pcDNA 3.1 Vektor, Invitrogen) unter Verwendung des Superfect-Reagens
(Qiagen) transfiziert. Ein stabiler Rezeptor-Pool von MAS-Rezeptor
wurde durch Einsatz eines Selektionsmarkers (G418, 0,9 mg/ml) entwickelt,
wobei die Zellen in diesem Selektionsmedium gehalten wurden. Das
Vorhandensein von für
den MAS-Rezeptorklon
spezifischer mRNA wurde mittels Northern-Blot-Analyse und über reverse-Transkriptase-Polymerasekettenreaktion
(RT-PCR) analysiert.
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Liganden
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Zur
Identifizierung des Liganden des klonierten MAS-Rezeptors der Ratte und des Menschen
wurde eine Sammlung von Peptid- und Nichtpeptidliganden aus kommerziellen
Quellen (Sigma, CalBiochem, American Peptide Company, Bachem, RBI,
Phoenix) bezogen. Die Verbindungen wurden in Wasser/DMSO bei 3 μM gelöst und in
96-Loch-Mikroplatten gegeben. Insgesamt wurden 1000 Verbindungen
(Peptide und Nichtpeptide) hergestellt und getestet.
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Tests
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1) FLIPR-Test
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Es
wurde in einer 96-Loch-Plattform ein Funktionstest mit FLIPR (Fluorescent
Imaging Plate Reader, Molecular Devices) unter Verwendung des fluoreszierenden
Calciumindikators Fluo-3 (Molecular Probes) durchgeführt. Dabei
wurden entweder den Rezeptor exprimierende HEK-293-Zellen oder Wildtyp-Zellen
wie folgt mit Fluo-3 beladen. Den MAS-Rezeptor der Ratte und des
Menschen exprimierende stabile HEK-293-Klone oder Elternzellen wurden
mit einer Dichte von 10 000 Zellen/Loch in einer 96-Loch-Platte
ausplattiert. Am Tag des Experiments wurden die MAS-Rezeptorzellen
mit Fluoreszenzlösung
(Dulbecco's modifiziertes
Medium mit 10% fötalem
Rinderserum mit 4 μM
Fluo-3 und 20% Pluronic Acid) beladen. Die Zellen wurden eine Stunde
in einer luftbefeuchteten Kammer bei 37°C inkubiert. Nach dem Inkubationsschritt
wurden die Zellen fünfmal
in Hanks'-Lösung mit
20mM Hepes und 0,1% BSA (pH 7,4) gewaschen. Die Zellen wurden mit
dem FLIPR-System zur Messung der Mobilisierung von intrazellulärem Calcium
als Antwort auf unterschiedliche Verbindungen analysiert.
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2) Bindungstest
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Membranen
entweder von den Rezeptor exprimierenden HEK-293-Zellen oder von Wildtyp-Zellen wurden
wie zuvor beschrieben präpariert
und bei –80°C eingefroren.
Am Tag des Experiments wurden die Membranen in einem Puffer mit
50 mM TRIS/HCl pH 7,4, 5 mM MgCl2, EDTA 2 mM, PMSF 0,1 mM, BSA 1 mg/ml
unter Verwendung eines Dounce-Homogenisators homogenisiert und 1
Stunde bei Raumtemperatur mit unterschiedlichen Konzentrationen
an 125I-Dynorphin A-NH2 sowie mit (nichtspezifische
Bindung) oder ohne (spezifische Bindung) 1 μM nichtmarkiertem Dynorphin
A-NH2 inkubiert. Das gebundene 125I-Dynorphin
A-NH2 wurde über
Filtration durch zuvor in PEI getränkte Whatman GF/B-Filter gesammelt.
Die Filter wurden dreimal mit 2,5 ml des kalten Tris/MgCl2-Puffers
gespült
und anschließend
mit dem TopCount NXT (Packard) gezählt. Protein wurde unter Verwendung
eines Farbstoffreagens von Bio-Rad gemessen.
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II. Ergebnisse
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1) FLIPR-Ergebnisse
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HEK-293-Zellen
exprimieren endogen einige GPCRs, wie beispielsweise Bradykinin
und PACAP-Rezeptoren, die als interne Kontrollen für Tests
verwendet werden können.
Das Hintergrundsignal wurde bei allen Verbindungen in den HEK-293-Elternzellen
(nicht transfiziert) mit dem FLIPR-Test ermittelt. Den klonierten MAS-Rezeptor
exprimierende HEK-293-Zellen wurden mit allen Verbindungen stimuliert,
wobei die Calciumantworten mit denen in HEK-293-Elternzellen verglichen
wurden. Drei Verbindungen (Dynorphin A, Dynorphin A-NH2 und Dynorphin
A 1–13)
lösten
beständig
in den transformierten Zellen, jedoch nicht in den Wildtyp-Zellen Signale aus.
Dies deutet darauf hin, daß Dynorphin
A und seine Analogen mit den rekombinant exprimierten Rezeptoren
wechselwirken. Diese Schlußfolgerung
wurde durch die Beobachtung einer dosisabhängigen Beziehung mit Dynorphin
A und seinen Analogen in den mit MAS-Rezeptor transfizierten Zellen,
jedoch nicht in den nichttransfizierten Zellen oder in mit anderen
Orphan-Rezeptoren transfizierten Zellen bestätigt. Es wurde somit ermittelt,
daß es
sich bei dem klonierten MAS-Rezeptor der Ratte bzw. des Menschen
um spezifische Rezeptoren für
Dynorphin A und seine Analogen handelt. Die MAS-Rezeptoren der Ratte
und des Menschen lassen sich zum Screening von Verbindungen verwenden,
die entweder die Wirkung von Dynorphin A und seinen Analogen imitieren
(Agonisten) oder die Wirkung von Dynorphin A und seinen Analogen
antagonisieren (Antagonisten).
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Screening-Tests
lassen sich unter Verwendung des oben beschriebenen FLIPR-Tests
durchführen.
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2) Bindungsergebnisse
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Den
klonierten MAS-Rezeptor exprimierende HEK-293S-Membranen zeigten eine spezifische Bindung
für 125I-Dynorphin A-NH2.
In nichtransfizierten HEK-293S-Membranen
wurde keine spezifische Bindung beobachtet.
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Screening-Tests
lassen sich mit dem oben beschriebenen Bindungstest durchführen. Zu
weiteren Tests, die verwendet werden können, zählen der GTPase-Test, Adenylylcyclase-Tests,
Inositolphosphate messende Tests sowie Reportergen-Tests (z.B. solche
unter Nutzung von Luciferase, Aqueorin, alkalischer Phosphatase
usw.).
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