DE4415354A1 - Verfahren zur Ausfällung, Verfestigung und Entklebung von (Meth)acrylestern in Rückständen - Google Patents
Verfahren zur Ausfällung, Verfestigung und Entklebung von (Meth)acrylestern in RückständenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Ausfällung und Verfesti
gung von Rückständen, welche bei der Verarbeitung von Lacken
anfallen. Beim Beschichten mit Lacken sind Abfälle, die nicht auf
die zu beschichtenden Gegenstände gelangen, nicht zu vermeiden.
Besonders große Abfallmengen fallen als sog. "Overspray" in
Spritzanlagen an. Hier stellt sich daher in besonderem Maße das
Problem der Beseitigung bzw. Wiederverwendung der Lackabfälle und
-rückstände.
Eine Wiederverwendung der Rückstände und Abfälle als Bindemittel
für Lacke ist im allgemeinen nicht möglich, da schon teilweise
eine Polymerisatbildung eingetreten sein kann und eine notwendige
Abtrennung aller in die Abfälle und Rückstände gelangter Ver
unreinigungen zu aufwendig ist.
Durch Ausfällung, bzw. Entklebung und Verfestigung der Rückstände
zu festen Partikeln ist jedoch eine Weiterverwertung möglich.
Verfestigte Rückstände können durch einfache Verfahren wie Aus
fällen, Aufschlämmen, Zentrifugieren, Filtrieren, Pressen, Mahlen etc.
von Verdünnungsmitteln abgetrennt und aufbereitet werden, um
eine Weiterverwendung z. B. als Füllstoff oder Brennmaterial zu
ermöglichen und abgetrenntes Wasser oder Lösungsmittel ebenfalls
wiederverwenden oder entsorgen zu können.
Bei (Meth)acrylsäureestern ist die Rückstandesbeseitigung durch
ihre Dispersionsstabilität und Klebrigkeit erschwert.
Von K. Panzer wird in Industrie Lackierbetrieb 6, 1990,
S. 211-212 ein mehrstufiges Fällungsverfahren für Rückstände von
UV-härtbaren Wasserlacken beschrieben.
Aus der US-A-38 61 887 ist ein Verfahren zur Entfernung von
Lackierrückständen mit einer Mischung aus einem polykationischen
Polymeren und einem wasserlöslichen Metallsalz bekannt.
Gegenstand der GB-1 056 189 sind nach einem speziellen Verfahren
hergestellte Polyamine, die als Koaguliermittel für Styrol/Buta
dien-Dispersionen verwendet werden.
Es ist bisher kein effektives Verfahren bekannt zur Entfernung
von (Meth)acrylsäureesterrückständen, insbesondere von Rück
ständen solcher (Meth)acrylsäureester, die in Form von wäßrigen,
durch Schutzkolloide stabilisierten Dispersionen vorliegen. Bei
(Meth)acrylsäureestern stellt sich neben der Ausfällung und
Verfestigung von Rückständen auch das Problem der Entklebung,
d. h. der Abtrennung von Oberflächen, da die (Meth)acrylsäureester
aufgrund ihrer Klebrigkeit leicht an Oberflächen haften.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist daher ein einfaches und
effektives Verfahren zur Ausfällung, Verfestigung und Entklebung
von (Meth)acrylsäureestern in Rückständen.
Die Aufgabe wurde gelöst durch ein Verfahren zur Ausfällung,
Verfestigung und Entklebung von (Meth)acrylsäureestern, dadurch
gekennzeichnet, daß den (Meth)acrylsäureestern Polyamine mit pri
mären und/oder sekundären Aminogruppen zugesetzt werden, wobei
die Polyamine insgesamt mindestens 3 an ein Aminostickstoffatom
gebundene Wasserstoffatome enthalten.
Bei den (Meth)acrylsäureestern handelt es sich insbesondere um
Rückstände von Lösungen oder Dispersionen, vorzugsweise wäßrigen
Dispersionen z. B. Emulsionen von (Meth)acrylsäureestern.
Bei den (Meth)acrylsäureestern kann es sich z. B. um Verbindungen
mit 1 bis 30, vorzugsweise 1 bis 12, besonders bevorzugt 1 bis 6
(Meth)acrylgruppen handeln.
In Betracht kommen z. B. (Meth)acrylsäureester von C₁- bis
C₁₆-Alkanolen, (Meth)acrylsäureester von hydroxyfunktionellen C₅-
bis C₁₀-cycloaliphatischen Verbindungen oder hydroxyfunktionellen
C₅- bis C₁₂-aromatischen Verbindungen mit einer Hydroxylgruppe,
sowie (Meth)acrylsäureester von voranstehend genannten Alkanolen,
hydroxyfunktionellen Cycloaliphaten oder Aromaten, welche z. B.
mit Propylenoxid oder Ethylenoxid alkoxyliert sind.
Zu nennen sind z. B. Methyl(meth)acrylat, Ethyl(meth)acrylat, n- und
iso-Propyl(meth)acrylat, n-Butyl(meth)acrylat, 2-Ethyl
hexyl(meth)acrylat, Cyclohexyl(meth)acrylat und Phenoxy
ethyl(meth)acrylat.
Als (Meth)acrylsäureester mit mehr als einer (Meth)acrylgruppe zu
nennen sind z. B. (Meth)acrylsäureester von 2- bis 5-wertigen
Alkoholen, welche gegebenenfalls mit Alkylenoxiden wie Ethylen
oxid oder Propylenoxid alkoxyliert sein können. In Betracht kom
men z. B. Butandioldiacrylat, Hexandioldiacrylat, Trimethylol
propantriacrylat oder Oligoetheracrylate wie sie durch Umsetzung
von 2- bis 5-wertigen Alkoholen mit 1 bis 8 Mol Alkylenoxiden;
z. B. Ethylenoxid oder Propylenoxid, pro Mol des mehrwertigen
Alkohol und 1 bis 5 Mol (Meth)acrylsäure pro Mol des mehrwertigen
Alkohol erhältlich sind.
Im weiteren seien auch Polyester(meth)acrylate,
Epoxid(meth)acrylate oder Urethan(meth)acrylate genannt.
Bei den Polyester(meth)acrylaten handelt es sich vorzugsweise um
Polyester auf Basis von Dicarbonsäuren und Diolen, deren end
ständige Hydroxylgruppen mit (Meth)acrylsäure verestert sind.
Bei den Epoxidacrylaten handelt es sich insbesondere um Di
glycidetherverbindungen, die mit (Meth)acrylsäure umgesetzt sind.
Als Diglycidetherverbindungen seien z. B. Bisphenol-A-diglycid
ether oder n-Alkandioldiglycidether genannt.
Urethan(meth)acrylate sind Umsetzungsprodukte von Polyisocyanaten
mit vorzugsweise C₂- bis C₁₂-Hydroxyalkyl(meth)acrylaten.
Als Polyisocyanaten kommen z. B. Diisocyanate, Triisocyanate wie
Isocyanurate oder Umsetzungsprodukte von Diisocyanaten mit Poly
olen vorzugsweise Diolen in Betracht.
Das Molgewicht der (Meth)acrylsäureester liegt im allgemeinen
zwischen 100 und 20 000, vorzugsweise zwischen 300 und 10 000.
Die (Meth)acrylsäureester finden insbesondere z. B. auch als
strahlungshärtbare Bindemittel Verwendung.
Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich insbesondere auch für
wäßrige Emulsionen von (Meth)acrylsäureestern, welche Schutz
kolloide enthalten. Bei Rückständen solcher Emulsionen sind die
(Meth)acrylsäureester durch den Schutzkolloidgehalt stabilisiert
und eine Verfestigung oder Entklebung daher zusätzlich erschwert.
Schutzkolloide sind z. B. Polyvinylpyrrolidon, Copolymerisate aus
Vinylpropionat bzw. -acetat und Vinylpyrrolidon, Polyvinyl
alkohole mit unterschiedlichem Restacetatgehalt, Celluloseether,
Gelatine, hydrophil modifizierte Polyurethane oder Polyacrylate
oder Mischungen dieser Stoffe. Gut geeignete Schutzkolloide sind
Polyvinylalkohole mit einem Restacetatgehalt von unter 35, ins
besondere 5 bis 30 mol-% bezogen auf die Summe der Alkohol- und
Acetatgruppen und/oder ein Vinylpyrrolidon-/Vinylpropionat-Copo
lymere mit einem Vinylpropionatgehalt von unter 35, insbesondere
5 bis 30 Gew.-%.
Wäßrige Dispersionen der (Meth)acrylsäureester können Schutz
kolloide im allgemeinen in Mengen von 0,1 bis 50, vorzugsweise 1
bis 20 Gew.-% bezogen auf die (Meth)acrylsäureester enthalten.
Den (Meth)acrylsäureestern werden erfindungsgemäß Polyamine mit
primären und/oder sekundären Aminogruppen zugegeben, wobei die
Polyamine insgesamt mindestens 3, vorzugsweise mindestens 4,
besonders bevorzugt mindestens 5 an ein Aminostickstoffatom ge
bundene Wasserstoffatome der primären oder sekundären Aminogrup
pen enthalten.
Die Polyamine enthalten vorzugsweise keine anionischen oder kat
ionischen Gruppen, z. B. Ammoniumgruppen.
Polyamine mit 2 primären Aminogruppen enthalten z. B. 4 solcher
Wasserstoffatome.
Als Polyamine mit primären Aminogruppen kommen solche der Formel
R¹(NH₂)n I
in Betracht, worin R¹ für einen n-wertigen organischen Rest und n
für eine ganze Zahl größer oder gleich 2 steht.
Polyamine der Formel I können z. B. Polymere mit seitenständigen
primären Aminogruppen sein. Bei R¹ kann es sich um einen
n-wertigen aliphatischen, aromatischen oder alkaromatischen Rest
mit vorzugsweise 2 bis 30 Kohlenstoffatomen, welcher z. B. auch
tertiäre Stickstoffatome und sekundäre Aminogruppen enthalten
kann, handeln. n steht vorzugsweise für eine Zahl von 2 bis 10.
Als Polyamine der Formel I kommen insbesondere auch Diamine der
Formel
H₂N-R³-NH₂,
wobei R³ für einen C₂-C₁₆-Alkylenrest steht, in Betracht.
Als Diamine genannt seien z. B. Ethylendiamin, 1,2-Propylendiamin,
1,3-Diaminopropan, Neopentandiamin und Hexamethylendiamin.
Weitere Polyamine sind solche, welche Struktureinheiten der
Formel II
-[R²-NH]- II
worin R² für eine C₂-C₁₆-Alkylen, vorzugsweise für eine
C₂-C₈-Alkylengruppe steht, enthalten.
Polyamine, welche Struktureinheiten II enthalten, können z. B.
Di-C₂-C₈-alkylentriamine, wie Diethylentriamin
(NH₂-CH₂-CH₂-NH-CH₂-CH₂-NH₂), mit einer Struktureinheit II oder
Polyimine mit mindestens 2 Struktureinheiten II sein.
Solche Polyimine sind z. B. Tri-C₂-C₈-alkylentetramine, vorzugs
weise Triethylentetramin oder Tetra-C₂-C₈-alkylenpentamine,
vorzugsweise Tetraethylenpentamin.
Höhermolekulare Polyimine können leicht durch Umsetzung von
Dihalogenverbindungen z. B. Ethylendichlorid mit Ammoniak oder
Verbindungen mit zwei endständigen primären Aminogruppen, wie es
z. B. in der US-A 3 371 129 beschrieben ist, hergestellt werden.
Solche Polyimine können z. B. bis zu 50 000, vorzugsweise bis zu
20 000, besonders bevorzugt bis zu 10 000 der Struktur
einheiten II enthalten.
Die Polyamine können z. B. in Substanz, in wäßriger Lösung oder
wäßriger Dispersion zu den (Meth)acrylsäureester enthaltenden
Rückständen gegeben werden.
Der Polyaminbedarf zur Verfestigung und Entklebung der
(Meth)acrylsäureester sinkt mit steigendem Molekulargewicht der
(Meth)acrylsäureester.
Im allgemeinen sind Polyaminomengen unter 10 Gew.-% insbesondere
kleiner 5 Gew.-%, bezogen auf die (Meth)acrylsäureester, aus
reichend. Ein Gehalt an Salzgruppen oder Säuregruppen in den
(Meth)acrylsäureestern kann hilfreich sein, ist jedoch nicht not
wendig.
Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich generell für Rück
stände von (Meth)acrylsäureestern, welche in Substanz oder die in
Form von wäßrigen oder organischen Lösungen oder Dispersionen
vorliegen.
Nach Zugabe der Polyamine tritt ohne weitere Maßnahmen eine Aus
fällung, Verfestigung und Entklebung der (Meth)acrylsäureester
ein. Durch Verarbeitungsverfahren wie Zentrifugieren oder Ab
filtrieren können die erhaltenen Feststoffe aus flüssigen Phasen
abgetrennt werden und je nach weiterer Verwendung durch
Verpressen oder Mahlen aufgearbeitet werden.
Weiterverwendungsmöglichkeiten bestehen z. B. als Zusatzstoffe,
wie Füllstoffe für Beschichtungs- oder sonstige Kunststoffmassen,
Bitumensysteme, Holzfaserwerkstoffe etc. Zudem können die ver
festigten, trockenen (Meth)acrylsäureesterverbindungen direkt als
Brennmaterial verwertet werden, oder gegebenenfalls in Deponien
gelagert werden.
Zu 100 g einer 50-gew.-%igen Acrylsäureesteremulsion, enthaltend
eine Mischung aus Bisphenol-A-diglycidetherdiacrylat, einem tri
funktionellen Polyetheracrylat und einem Schutzkolloid auf Basis
von Vinylpyrrolidon wurden 5 g eines Polyethylenimins mit einem
Molekulargewicht von Mw = 25 000 (bestimmt durch Streulichtmessun
gen) bei Raumtemperatur gemischt.
Nach einiger Zeit trennte sich die Dispersion in einen ver
festigten Bodenkörper und eine klare wäßrige Phase auf. Aus dem
klebfreien Bodenkörper konnte durch Filtrieren und Pressen
Restwasser abgetrennt werden.
100 g einer 50-gew.-%igen Polyesteracrylatemulsion wurden mit 2 g
Diethylentriamin abgemischt. Nach 45 Minuten bildete sich eine
klebfreie gallertartige Masse mit einer klaren, überstehenden
Wasserphase. Aus der gallertartigen Masse konnte Restwasser
abgepreßt werden.
Claims (5)
1. Verfahren zur Ausfällung, Verfestigung und Entklebung von
(Meth)acrylsäureestern, dadurch gekennzeichnet, daß den
(Meth)acrylsäureestern Polyamine mit primären und/oder
sekundären Aminogruppen zugesetzt werden, wobei die Polyamine
insgesamt mindestens 3 an ein Aminostickstoffatom einer pri
mären oder sekundären Aminogruppe gebundene Wasserstoffatome
enthalten.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Poly
amine der Formel
R¹(NH₂)n Ioder Polyamine, welche Struktureinheiten der Formel-[R²-NH]- IIaufweisen, wobei R¹ für einen n-wertigen organischen Rest und
n für eine Zahl größer oder gleich 2 steht und R² die Be
deutung einer C₂-C₁₆-Alkylengruppe hat, zugesetzt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
es sich bei den Polyaminen, um Poly-C₂-C₈-alkylen-imine
handelt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß es sich bei dem Polyamin um Diethylentriamin
handelt.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es
sich bei den (Meth)acrylsäureestern um Rückstände wäßriger
Dispersionen handelt.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4415354A DE4415354A1 (de) | 1993-05-06 | 1994-05-02 | Verfahren zur Ausfällung, Verfestigung und Entklebung von (Meth)acrylestern in Rückständen |
Applications Claiming Priority (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4314959 | 1993-05-06 | ||
DE4415354A DE4415354A1 (de) | 1993-05-06 | 1994-05-02 | Verfahren zur Ausfällung, Verfestigung und Entklebung von (Meth)acrylestern in Rückständen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4415354A1 true DE4415354A1 (de) | 1994-11-10 |
Family
ID=6487302
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE4415354A Withdrawn DE4415354A1 (de) | 1993-05-06 | 1994-05-02 | Verfahren zur Ausfällung, Verfestigung und Entklebung von (Meth)acrylestern in Rückständen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4415354A1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US5939514A (en) * | 1996-09-26 | 1999-08-17 | Rohm And Haas Company | Coating composition having extended storage stability and method for producing wear resistant coatings therefrom |
-
1994
- 1994-05-02 DE DE4415354A patent/DE4415354A1/de not_active Withdrawn
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US5939514A (en) * | 1996-09-26 | 1999-08-17 | Rohm And Haas Company | Coating composition having extended storage stability and method for producing wear resistant coatings therefrom |
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Legal Events
Date | Code | Title | Description |
---|---|---|---|
8139 | Disposal/non-payment of the annual fee |