DE4405261A1 - Kovalent-nucleophil selbsthärtende Systeme - Google Patents
Kovalent-nucleophil selbsthärtende SystemeInfo
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Description
Die Erfindung betrifft kovalent-nucleophil selbsthärtende Sy
steme auf der Basis polymerisierbarer und hydrolytisch kon
densierbarer bzw. kondensierter Silicium-Verbindungen. Die
erfindungsgemäßen Systeme bestehen aus zwei Komponenten, ei
ner Komponente 1 und einer Komponente 2, die gegebenenfalls
übliche Additive und/oder Füllstoffe und gegebenenfalls wei
tere copolymerisierbare Monomere und/oder Oligomere und/oder
weitere hydrolytisch kondensierbare und/oder kondensierte
Verbindungen des Siliciums und gegebenenfalls anderer Elemen
te aus der Gruppe Al, Ti, Zr, B, P, Sn, Pb, der Übergangsme
talle, der Lanthaniden und der Actiniden enthalten. Ferner
betrifft die Erfindung die Herstellung dieser Systeme sowie
deren Verwendung. Insbesondere betrifft die vorliegende Er
findung kovalent-nucleophil selbsthärtende Systeme auf der
Basis von Acrylaten und/oder Methacrylaten, deren Herstellung
sowie deren Verwendung.
Selbsthärtende Kunststoffe sind seit langem in großer Zahl
bekannt. Derartige Systeme finden für die verschiedensten
Zwecke Verwendung, z. B. als Vergußmassen, Klebstoffe, Dich
tungsmassen, Beschichtungsmassen, in Formgebungsverfahren,
zur Füllstoffherstellung, als Komposit oder Bindemittel, in
der Abform- und Verbindungstechnik und zur Herstellung von
Fasern oder Folien etc. Aufgrund dieser vielfältigen Anwen
dungsmöglichkeiten besteht aber auch ein ständiges Bedürfnis
nach Modifizierung der bereits bekannten Systeme, zum einen
um dadurch neue Anwendungsgebiete zu erschließen, und zum an
deren, um deren Eigenschaften für bestimmte Verwendungszwecke
noch weiter zu optimieren.
Selbsthärtende Systeme bestehen aus einer oder mehreren Kom
ponenten und enthalten u. a. reaktive Monomere, die durch ver
schiedene Starter/Aktivator-Systeme polymerisieren und damit
härten. Bei Zweikomponentenmaterialien z. B. enthält die eine
Komponente einen Aktivator, die zweite Komponente einen Star
ter, und beim Zusammengeben und Vermischen der beiden Kompo
nenten polymerisieren die reaktiven Monomere und das System
härtet aus. Als reaktive Monomere werden z. B. verschiedenar
tig strukturierte Acrylate bzw. Methacrylate eingesetzt, als
Aktivatoren z. B. aromatische Amine wie N,N-Dimethyl-p-tolui
din, und als Starter z. B. Dibenzoylperoxid (DBP). Hier han
delt es sich dann um eine radikalische Polymerisation und
Härtung. Es sind noch weitere Initiator/Aktivator-Systeme be
kannt.
Als übliche Additive werden den selbsthärtenden Systemen z. B.
Pigmente, Stabilisatoren, Weichmacher oder Schlagzähigkeits
verbesserer zugesetzt, sowie Füllstoffe der verschiedensten
Art.
Ein entscheidender Nachteil der selbsthärtenden Systeme auf
der Basis von Acrylaten oder Methacrylaten ist in den Meth
acrylat- und Acrylatmonomeren zu sehen. Vor allem niedermole
kulare Acrylat- und Methacrylat-Monomere verüben neben einer
starken Geruchsbelästigung oft eine akute toxische Wirkung.
Ein weiterer großer Nachteil der selbsthärtenden Systeme nach
dem Stand der Technik besteht darin, daß bei der Verwendung
von Aminen als Aktivatoren diese nach der Härtung im System
noch vorhanden und beweglich sind, was zu großen toxikologi
schen Problemen führt und insbesondere eine Anwendung der
selbsthärtenden Systeme im medizinischen Bereich nahezu aus
schließt.
Aufgrund der mannigfaltigen Einsatzmöglichkeiten von selbst
härtenden Systemen, verbunden mit den verschiedenartigsten
Anforderungen an diese ist immer Raum für neue Entwicklungen.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, weitere
selbsthärtende Systeme zur Verfügung zu stellen. Diese Sy
steme sollen universell einsetzbar und leicht zu handhaben
sein und sie sollen flexibel in der Verarbeitungs- bzw. Ap
plikationszeit sein, d. h. einstellbare Härtungszeiten zwi
schen einer und ca. 30 Minuten aufweisen. So sollen z. B.
selbsthärtende Systeme für Verklebungen schnell und solche
für die Herstellung von Formkörpern langsam härten. Ferner
sollen diese Systeme mit Additiven und Füllstoffen versehen
werden können und sie sollen mit thermisch und/oder UV-härt
baren Systemen bzw. Komponenten in weiten Bereichen mischbar
sein. Außerdem sollen diese Systeme in ein organisch-anorga
nisches Netzwerk eingebaut werden können, und die Bestandtei
le des Systems, insbesondere die reaktiven Monomere, sollen
toxikologisch unbedenklich sein.
Eine weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist die Be
reitstellung solcher selbsthärtenden Systeme, die mit toxiko
logisch unbedenklichen Aktivatoren härtbar sind, so daß ein
Einsatz dieser Systeme im medizinischen Bereich möglich wird.
Diese Aufgabe wird durch kovalent-nucleophil selbsthärtende
Systeme auf der Basis polymerisierbarer und hydrolytisch kon
densierbarer und/oder hydrolytisch kondensierter Silicium-
Verbindungen gelöst. Die erfindungsgemäßen kovalent-nucleo
phil selbsthärtenden Systeme bestehen aus zwei Komponenten,
aus einer Komponente 1 und einer Komponente 2, die gegebenen
falls übliche Additive und/oder Füllstoffe und gegebenenfalls
weitere copolymerisierbare Monomere und/oder Oligomere und/
oder weitere hydrolytisch kondensierbare und/oder konden
sierte Verbindungen des Siliciums und gegebenenfalls anderer
Elemente aus der Gruppe Al, Ti, Zr, B, P, Sn, Pb, der Über
gangsmetalle, der Lanthaniden und der Actiniden enthalten.
Des weiteren enthält die Komponente 1 eine oder mehrere Sili
cium-Verbindungen der Formel I, gegebenenfalls in (vor)kon
densierter Form,
{XaRbSi[R′(A)c](4-a-b)}xB (I)
in der die Reste und Indices gleich oder verschieden sind
und
A gleich O, S, PR′′, POR′′, NHC(O)O oder NHC(O)NR′′ bedeu tet,
B ein geradkettiger oder verzweigter organischer Rest ist, der sich von einer Verbindung B′ mit mindestens einer (für c = 1 und A = NHC(O)O oder NHC(O)NR′′) bzw. mindestens zwei C=C-Doppelbindungen und 5 bis 50 Koh lenstoff-Atomen ableitet,
R gleich Alkyl, Alkenyl, Aryl, Alkylaryl oder Arylal kyl,
R′ gleich Alkylen, Arylen oder Alkylenarylen,
R′′ gleich Wasserstoff, Alkyl oder Aryl,
X gleich Wasserstoff, Halogen, Hydroxy, Alkoxy, Acyl oxy, Alkylcarbonyl, Alkoxycarbonyl oder NR′′₂ ist, mit
a gleich 1, 2 oder 3,
b gleich 0, 1 oder 2, c gleich 0 oder 1, und
x gleich einer ganzen Zahl, deren Maximalwert der An zahl von Doppelbindungen in der Verbindung B′ minus 1 entspricht, bzw. gleich der Anzahl von Doppelbindun gen in der Verbindung B′ ist, wenn c = 1 und A für NHC(O)O oder NHC(O)NR′′ steht,
wobei die obigen Alkyl- bzw. Alkenyl-Reste gegebenenfalls substituierte geradkettige, verzweigte oder cyclische Re ste mit 1 bzw. 2 bis 20 Kohlenstoff-Atomen sind, Aryl für gegebenenfalls substituiertes Phenyl, Naphthyl oder Bi phenyl steht und sich die obigen Alkoxy-, Acyloxy-, Al kylcarbonyl-, Alkoxycarbonyl-, Alkylaryl-, Arylalkyl-, Arylen-, Alkylen- und Alkylenaryl-Reste von den oben de finierten Alkyl- und Aryl-Resten ableiten,
und die Komponente 2 enthält eine oder mehrere Verbindungen mit mindestens einer substituierten und/oder unsubstituierten Amino-Gruppe.
A gleich O, S, PR′′, POR′′, NHC(O)O oder NHC(O)NR′′ bedeu tet,
B ein geradkettiger oder verzweigter organischer Rest ist, der sich von einer Verbindung B′ mit mindestens einer (für c = 1 und A = NHC(O)O oder NHC(O)NR′′) bzw. mindestens zwei C=C-Doppelbindungen und 5 bis 50 Koh lenstoff-Atomen ableitet,
R gleich Alkyl, Alkenyl, Aryl, Alkylaryl oder Arylal kyl,
R′ gleich Alkylen, Arylen oder Alkylenarylen,
R′′ gleich Wasserstoff, Alkyl oder Aryl,
X gleich Wasserstoff, Halogen, Hydroxy, Alkoxy, Acyl oxy, Alkylcarbonyl, Alkoxycarbonyl oder NR′′₂ ist, mit
a gleich 1, 2 oder 3,
b gleich 0, 1 oder 2, c gleich 0 oder 1, und
x gleich einer ganzen Zahl, deren Maximalwert der An zahl von Doppelbindungen in der Verbindung B′ minus 1 entspricht, bzw. gleich der Anzahl von Doppelbindun gen in der Verbindung B′ ist, wenn c = 1 und A für NHC(O)O oder NHC(O)NR′′ steht,
wobei die obigen Alkyl- bzw. Alkenyl-Reste gegebenenfalls substituierte geradkettige, verzweigte oder cyclische Re ste mit 1 bzw. 2 bis 20 Kohlenstoff-Atomen sind, Aryl für gegebenenfalls substituiertes Phenyl, Naphthyl oder Bi phenyl steht und sich die obigen Alkoxy-, Acyloxy-, Al kylcarbonyl-, Alkoxycarbonyl-, Alkylaryl-, Arylalkyl-, Arylen-, Alkylen- und Alkylenaryl-Reste von den oben de finierten Alkyl- und Aryl-Resten ableiten,
und die Komponente 2 enthält eine oder mehrere Verbindungen mit mindestens einer substituierten und/oder unsubstituierten Amino-Gruppe.
Überraschenderweise wurde festgestellt, daß sich die Silane
der Formel l ganz hervorragend zum Einsatz als reaktive Mono
mere in kovalent-nucleophil selbsthärtenden Systemen eignen.
Die C=C-Doppelbindungen der silangebundenen Reste B ermögli
chen nach Zusatz von Verbindungen mit Amino-Gruppen über eine
organische, ionische Polyaddition eine schnelle Härtung, wo
bei die Reaktionsgeschwindigkeit, d. h. die Härtungszeit, über
die Reaktivität der C=C-Doppelbindung (Methacrylat ↔
Acrylat) und/oder über die Reaktivität der Amine, d. h. durch
deren Substitution (z. B. primär ↔ sekundär, aliphatisch ↔
aromatisch), gesteuert werden kann. Des weiteren kann die Här
tungszeit auch über die Anzahl der vernetzbaren Komponenten
bzw. der vernetzbaren Gruppen, z. B. der Acrylat-Gruppen,
und/oder über die Anzahl der Amino-Gruppen gesteuert werden.
Somit ist es möglich, die erfindungsgemäßen Systeme sowohl
für die Herstellung von Formkörpern einzusetzen, wo lange
Härtungszeiten erwünscht sind, als auch für Verklebungen, wo
eine schnelle Härtung gefordert wird. Damit bergen die erfin
dungsgemäßen Systeme ein reichhaltiges Variationspotential
bzgl. ihrer Anwendung.
Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Systeme besteht
darin, daß die Silylalkoxy-Gruppen der Silane der Formel I
die Möglichkeit bieten, nach den Prinzipien des Sol-Gel-Ver
fahrens ein anorganisches Netzwerk aufzubauen, wobei in die
ses Netzwerk weitere anorganisch vernetzende Komponenten ein
gebaut werden können, so daß dieses in weiten Bereichen vari
ierbar ist und einfach und universell den Erfordernissen des
jeweiligen Anwendungsfalles angepaßt werden kann.
Des weiteren besteht ein Vorteil der erfindungsgemäßen Systeme
darin, daß über die Silylalkoxy-Gruppen sowie über die C=C-
Doppelbindungen der Silane der Formel I ein organisch- anor
ganisches Netzwerk aufgebaut wird, das ebenfalls in weiten
Bereichen variierbar ist und ebenfalls einfach und universell
den Erfordernissen des jeweiligen Anwendungsfalles angepaßt
werden kann. So können z. B. weitere copolymerisierbare,
selbsthärtende sowie thermisch und/oder UV-härtbare Monomere
den erfindungsgemäßen Systemen zugesetzt werden, um damit de
ren chemische und physikalische Eigenschaften den Anforderun
gen des jeweiligen Anwendungsfalles anzupassen.
Mit den erfindungsgemäßen, kovalent-nucleophil selbsthärten
den Systemen werden Materialien zur Verfügung gestellt, die
die Herstellung von anorganisch-organischen Verbundpolymeren
mit den unterschiedlichsten Eigenschaften ermöglichen. Diese
unterschiedlichen Eigenschaften sind z. B. über die struktu
rellen Verhältnisse innerhalb der eingesetzten Silane der
Formel I einstellbar, durch die strukturellen Verhältnisse
innerhalb der eingesetzten Amine, sowie durch die strukturel
len Verhältnisse der copolymerisierbaren Monomere bzw. der
weiteren cohydrolysierbaren Komponenten.
Die erfindungsgemäßen, kovalent-nucleophil selbsthärtenden
Systeme können entweder als solche oder in Form von Lösungen
in der Verbindungstechnik (z. B. von optisch-elektronischen
Bauteilen) als Kleber bzw. Haftvermittler für die verschie
densten Substrate eingesetzt werden, ferner zur Oberflächen
versiegelung konventioneller Komposite, als Klebstoffe, Kom
posite, Bulkmaterialien, als Verguß-, Dichtungs- und Be
schichtungsmassen oder in Formgebungsverfahren bzw. in der
Abformtechnik (z. B. in der Replikatechnik). Des weiteren kön
nen die erfindungsgemäßen Systeme zur Herstellung von Fasern,
Folien oder Füllstoffen eingesetzt werden. Ferner wird beim
Einsatz von reaktiven Acrylat- bzw. Methacrylat-Gruppen eine
schnelle und vollständige Härtung ermöglicht, wobei die Här
tungszeiten über deren Anzahl und deren Reaktivität gesteuert
werden kann. Des weiteren ist eine Kombination von Selbsthär
tung mit z. B. photoinduzierter bzw. thermischer Härtung mög
lich.
Ein weiterer großer Vorteil der erfindungsgemäßen, selbsthär
tenden Systeme gegenüber dem Stand der Technik besteht darin,
daß polymerisierbare, toxische Monomeren, z. B. toxische
Acrylate oder Methacrylate, fest an die Silane der Formel I
gebunden und dadurch fest in das anorganisch-organische Netz
werk eingebettet sind, so daß selbst im Falle einer unvoll
ständigen Polymerisation nach der Härtung keine freien Mono
mere vorliegen können. Bei den selbsthärtenden Systemen nach
dem Stand der Technik auf der Basis von Acrylaten bzw. Meth
acrylaten besteht indes immer die Gefahr, daß nach der Här
tung aufgrund einer unvollständigen Polymerisation noch freie
Monomere vorliegen, die zu erheblichen toxischen Problemen
führen können.
Deshalb besteht die Möglichkeit, die erfindungsgemäßen Syste
me auch im medizinischen Bereich einzusetzen. Eine mögliche
Anwendung ist z. B. die Verwendung als Introkularlinsen-Füll
material bei der Bekämpfung von Katarakt und anderen Augen
krankheiten. Bezüglich näherer Einzelheiten hierzu wird auf
die DE 39 27 667 A1 verwiesen.
Die Silane der Formel I sind über die Reste B polymerisier
bar, bzw. addierbar, und über die Reste X hydrolysierbar.
Über die hydrolysierbaren Gruppen kann ein anorganisches
Netzwerk mit Si-O-Si-Einheiten aufgebaut werden, während die
im Rest B enthaltenen Doppelbindungen unter Aufbau eines or
ganischen Netzwerkes polymerisieren bzw. mit den Aminen der
Komponente 2 eine Polyaddition eingehen.
Die Alkyl-Reste sind z. B. geradkettige, verzweigte oder cyc
lische Reste mit 1 bis 20, insbesondere mit 1 bis 10 Kohlen
stoff-Atomen und vorzugsweise niedere Alkyl-Reste mit 1 bis
6, besonders bevorzugt mit 1 bis 4 Kohlenstoff-Atomen. Spezi
elle Beispiele sind Methyl, Ethyl, n-Propyl, i-Propyl, n-
Butyl, i-Butyl, s-Butyl, t-Butyl, n-Pentyl, n-Hexyl, Cyclohe
xyl, 2-Ethylhexyl, Dodecyl und Octadecyl.
Die Alkenyl-Reste sind z. B. geradkettige, verzweigte oder
cyclische Reste mit 2 bis 20, bevorzugt mit 2 bis 10 Kohlen
stoff-Atomen und vorzugsweise niedere Alkenyl-Reste mit 2 bis
6 Kohlenstoff-Atomen, wie z. B. Vinyl, Allyl und 2-Butenyl.
Bevorzugte Aryl-Reste sind Phenyl, Biphenyl und Naphthyl. Die
Alkoxy-, Acyloxy-, Alkylamino-, Dialkylamino-, Alkylcarbonyl-,
Alkoxycarbonyl-, Arylaklyl-, Alkylaryl-, Alkylen- und Alky
lenarylen-Reste leiten sich vorzugsweise von den oben genann
ten Alkyl- und Aryl-Resten ab. Spezielle Beispiele sind Meth
oxy, Ethoxy, n- und i-Propoxy, n-, i-, s- und t-Butoxy, Mono
methylamino, Monoethylamino, Dimethylamino, Diethylamino, N-
Ethylanilino, Acetyloxy, Propionyloxy, Methylcarbonyl,
Ethylcarbonyl, Methoxycarbonyl, Ethoxycarbonyl, Benzyl, 2-
Phenylethyl und Tolyl.
Die genannten Reste können gegebenenfalls einen oder mehrere
Substituenten tragen, z. B. Halogen, Alkyl, Hydroxyalkyl, Alk
oxy, Aryl, Aryloxy, Alkylcarbonyl, Alkoxycarbonyl, Furfuryl,
Tetrahydrofurfuryl, Amino, Monoalkylamino, Dialkylamino,
Trialkylammonium, Amido, Hydroxy, Formyl, Carboxy, Mercapto,
Cyano, Isocyanato, Nitro, Epoxy, SO₃H oder PO₄H₂.
Unter den Halogenen sind Fluor, Chlor und Brom und insbeson
dere Chlor bevorzugt.
Für a 2 bzw. b=2 können die Reste X und R jeweils dieselbe
oder eine unterschiedliche Bedeutung haben.
In bevorzugten Ausführungsformen der erfindungsgemäßen,
selbsthärtenden Systeme sind die Reste X, R, R′, A, a, b, c
und x in der allgemeinen Formel I wie folgt definiert:
X : (C₁-C₄)-Alkoxy, insbesondere Methoxy und Ethoxy; oder
Halogen, insbesondere Chlor;
R : (C₁-C₄)-Alkyl, insbesondere Methyl und Ethyl;
R′ : (C₁-C₄)-Alkylen, insbesondere Methylen und Propylen;
A : O, S oder NHC(O)O, insbesondere S oder NHC(O)O;
a : 1, 2 oder 3;
c : 0 oder 1, vorzugsweise 1,
4-a-b : 0 für c = 0 und 1 für c = 1;
x : 1 oder 2.
R : (C₁-C₄)-Alkyl, insbesondere Methyl und Ethyl;
R′ : (C₁-C₄)-Alkylen, insbesondere Methylen und Propylen;
A : O, S oder NHC(O)O, insbesondere S oder NHC(O)O;
a : 1, 2 oder 3;
c : 0 oder 1, vorzugsweise 1,
4-a-b : 0 für c = 0 und 1 für c = 1;
x : 1 oder 2.
Bei besonders bevorzugten Ausführungsformen der erfindungsge
mäßen Systeme ist in der allgemeinen Formel I die Struktur
einheit mit dem Index x ausgewählt aus Triethoxysilyl, Me
thyldiethoxysilyl, Methyldichlorsilyl, 3-Methyldimethoxy
silyl-propylthio, 3-Triethoxysilyl-propylthio, Ethoxydime
thylsilyl-methylthio, Methyldiethoxysilyl-methlythio oder 3-
Triethoxysilylpropylurethan.
Der Rest B in der allgemeinen Formel I leitet sich ab von ei
ner substituierten oder unsubstituierten Verbindung B′ mit
mindestens einer bzw. mit mindestens zwei C=C-Doppelbindun
gen, z. B. mit Vinyl-, Allyl-, Acryl- und/oder Methacryl-Grup
pen, und mit 5 bis 50, vorzugsweise mit 6 bis 30 Kohlenstoff-
Atomen. Vorzugsweise leitet sich B ab von einer substituier
ten oder unsubstituierten Verbindung B′ mit zwei oder mehre
ren Acrylat- und/oder Methacrylat-Gruppen. Derartige Verbin
dungen werden im folgenden als (Meth)Acrylate bezeichnet.
Falls die Verbindung B′ substituiert ist, können die Substi
tuenten unter den oben genannten Substituenten gewählt sein.
Bei weiteren bevorzugten Ausführungsformen der erfindungsge
mäßen Systeme werden Silane der allgemeinen Formel I einge
setzt, in der sich B von Acrylsäureestern von Trimethylolpro
pan, Pentaerythrit, Dipentaerythrit, C₂-C₄-Alkandiolen, z. B.
von Glycerin (z . B. Glycerindimethacrylat), Polyethylenglyco
len, Polypropylenglycolen oder von gegebenenfalls substitu
iertem und/oder alkoxyliertem Bisphenol A ableitet.
Konkrete Beispiele für Silane der allgemeinen Formel I sowie
deren Herstellung sind der EP 0451709 A2 zu entnehmen.
Neben den Silanen der allgemeinen Formel I können noch weite
re hydrolytisch kondensierbare Verbindungen des Siliciums
oder anderer Elemente aus der Gruppe Al, Ti, Zr, B, P, Sn,
Pb, der Übergangsmetalle, der Lanthaniden und der Actiniden
entweder als solche oder bereits in vorkondensierter Form zur
Herstellung der erfindungsgemäßen Systeme herangezogen wer
den.
Bevorzugt ist es, wenn mindestens 50 Mol-%, insbesondere min
destens 80 Mol-% und speziell mindestens 90 Mol-%, auf Basis
monomerer Verbindungen, der zur Herstellung der erfindungsge
mäßen Systeme herangezogenen Ausgangsmaterialien Silicium-
Verbindungen sind. Ebenso ist es bevorzugt, wenn den erfin
dungsgemäßen Systemen mindestens 10 Mol-%, z. B. 25 bis 100
Mol-%, insbesondere 50 bis 100 Mol-% und speziell 75 bis 100
Mol-%, jeweils auf Basis monomerer Verbindungen, an einem
oder mehreren der Silane der allgemeinen Formel I zugrunde
liegen.
Unter den von Silanen der allgemeinen Formel I verschiedenen
hydrolytisch kondensierbaren Silicium-Verbindungen, die gege
benenfalls eingesetzt werden können, sind solche der allge
meinen Formel VII bevorzugt,
Rx(R²Z)ySiX4-(x+y) (VII)
in der die Reste R, R² und Z gleich oder verschieden sind und
folgende Bedeutung haben:
R = Alkyl, Alkenyl, Aryl, Alkylaryl oder Arylalkyl,
R² = Alkylen oder Alkenylen, wobei diese Reste durch Sauer stoff- oder Schwefelatome oder -NH-Gruppen unterbrochen sein können,
X = Wasserstoff, Halogen, Hydroxy, Alkoxy, Acyloxy, Alkyl carbonyl, Alkoxycarbonyl oder NR′′₂, mit R′′ = Wasserstoff, Alkyl oder Aryl,
Z = Halogen oder eine gegebenenfalls substituierte Amino-, Amid-, Aldehyd-, Alkylcarbonyl-, Carboxy-, Mercapto-, Cyano-, Alkoxy-, Alkoxycarbonyl-, Sulfonsäure-, Phos phorsäure-, Acryloxy-, Methacryloxy-, Epoxy- oder Vi nyl-Gruppe,
x = 0, 1, 2, oder 3,
y = 0, 1, 2, oder 3, mit x+y = 1,2 oder 3.
R = Alkyl, Alkenyl, Aryl, Alkylaryl oder Arylalkyl,
R² = Alkylen oder Alkenylen, wobei diese Reste durch Sauer stoff- oder Schwefelatome oder -NH-Gruppen unterbrochen sein können,
X = Wasserstoff, Halogen, Hydroxy, Alkoxy, Acyloxy, Alkyl carbonyl, Alkoxycarbonyl oder NR′′₂, mit R′′ = Wasserstoff, Alkyl oder Aryl,
Z = Halogen oder eine gegebenenfalls substituierte Amino-, Amid-, Aldehyd-, Alkylcarbonyl-, Carboxy-, Mercapto-, Cyano-, Alkoxy-, Alkoxycarbonyl-, Sulfonsäure-, Phos phorsäure-, Acryloxy-, Methacryloxy-, Epoxy- oder Vi nyl-Gruppe,
x = 0, 1, 2, oder 3,
y = 0, 1, 2, oder 3, mit x+y = 1,2 oder 3.
Silane der allgemeinen Formel VII sind entweder im Handel er
hältlich oder lassen sich nach bekannten Methoden herstellen;
vgl. W. Noll, "Chemie und Technologie der Silicone", Verlag
Chemie GmbH, Weinheim/ Bergstraße (1968). Im übrigen wird auf
die deutsche Patentanmeldung P 40 11 044.3 verwiesen und auf
die DE 34 07 087 C2.
Die Alkyl-Reste sind z. B. geradkettige, verzweigte oder cyc
lische Reste mit 1 bis 20, vorzugsweise mit 1 bis 10 Kohlen
stoff-Atomen, und besonders bevorzugt sind niedere Alkyl-Re
ste mit 1 bis 6 Kohlenstoff-Atomen. Spezielle Beispiele sind
Methyl, Ethyl, n-Propyl, i-Propyl, n-Butyl, s-Butyl, t-Butyl,
i-Butyl, n-Pentyl, n-Hexyl, Cyclohexyl, 2-Ethylhexyl, Dodecyl
und Octadecyl.
Die Alkenyl-Reste sind z. B. geradkettige, verzweigte oder
cyclische Reste mit 2 bis 20, vorzugsweise mit 2 bis 10 Koh
lenstoff-Atomen, und besonders bevorzugt sind niedere Alke
nyl-Reste mit 2 bis 6 Kohlenstoff-Atomen, wie z. B. Vinyl,
Allyl oder 2-Butenyl.
Bevorzugte Aryl-Reste sind Phenyl, Biphenyl und Naphthyl. Die
Alkoxy-, Acyloxy-, Alkylcarbonyl-, Alkoxycarbonyl- und Amino-
Reste leiten sich vorzugsweise von den oben genannten Alkyl-
und Aryl-Resten ab. Spezielle Beispiele sind Methoxy, Ethoxy,
n- und i-Propoxy, n-, i-, s- und t-Butoxy, Methylamino,
Ethylamino, Dimethylamino, Diethylamino, N-Ethylanilino,
Acetyloxy, Propionyloxy, Methylcarbonyl, Ethylcarbonyl, Meth
oxycarbonyl, Ethoxycarbonyl, Benzyl, 2-Phenylethyl und Tolyl.
Die genannten Reste können gegebenenfalls einen oder mehrere
Substituenten tragen, z. B. Halogen, Alkyl, Hydroxyalkyl, Alk
oxy, Aryl, Aryloxy, Alkylcarbonyl, Alkoxycarbonyl, Furfuryl,
Tetrahydrofurfuryl, Amino, Alkylamino, Dialkylamino, Trial
kylammonium, Amido, Hydroxy, Formyl, Carboxy, Mercapto,
Cyano, Isocyanato, Nitro, Epoxy, SO₃H und PO₄H₂.
Unter den Halogenen sind Fluor, Chlor und Brom bevorzugt.
Spezielle Beispiele für hydrolytisch kondensierbare Silane
der allgemeinen Formel VII sind:
CH₃-Si-Cl₃, CH₃-Si-(OC₂H₅)₃, C₂H₅-Si-Cl₃, C₂H₅-Si-(OC₂H₅)₃, CH₂=CH-Si-(OC₂H₅)₃, CH₂=CH-Si-(OC₂H₄OCH₃)₃, (CH₃)₂-Si-Cl₂, CH₂=CH-Si-(OOCCH₃)₃, (CH₃)₂-Si-(OC₂H₅)₂, (C₂H₅)₃-Si-Cl, (C₂H₅)₂-Si-(OC₂H₅)₂, (CH₃)₂(CH₂=CH)-Si-Cl₂, (CH₃)₃-Si-Cl, (t-C₄H₉) (CH₃)₂-Si-Cl, (CH₃O)₃-Si-C₃H₆-NH-C₂H₄-NH-C₂H₄-NH₂, (CH₃O)₃-Si-C₃H₆-SH, (CH₃O)₃-Si-C₃H₆-NH-C₂H₄-NH₂, (CH₃O)₃-Si-C₃H₆-Cl, (CH₃O)₃-Si-C₃H₆-O-C(O)-C (CH₃)=CH , (CH₃)₂(CH₂=CH-CH₂)-Si-Cl, (C₂H₅O)₃-Si-C₃H₆-NH₂, (C₂H₅O)₃-Si-C₃H₆-CN,
CH₃-Si-Cl₃, CH₃-Si-(OC₂H₅)₃, C₂H₅-Si-Cl₃, C₂H₅-Si-(OC₂H₅)₃, CH₂=CH-Si-(OC₂H₅)₃, CH₂=CH-Si-(OC₂H₄OCH₃)₃, (CH₃)₂-Si-Cl₂, CH₂=CH-Si-(OOCCH₃)₃, (CH₃)₂-Si-(OC₂H₅)₂, (C₂H₅)₃-Si-Cl, (C₂H₅)₂-Si-(OC₂H₅)₂, (CH₃)₂(CH₂=CH)-Si-Cl₂, (CH₃)₃-Si-Cl, (t-C₄H₉) (CH₃)₂-Si-Cl, (CH₃O)₃-Si-C₃H₆-NH-C₂H₄-NH-C₂H₄-NH₂, (CH₃O)₃-Si-C₃H₆-SH, (CH₃O)₃-Si-C₃H₆-NH-C₂H₄-NH₂, (CH₃O)₃-Si-C₃H₆-Cl, (CH₃O)₃-Si-C₃H₆-O-C(O)-C (CH₃)=CH , (CH₃)₂(CH₂=CH-CH₂)-Si-Cl, (C₂H₅O)₃-Si-C₃H₆-NH₂, (C₂H₅O)₃-Si-C₃H₆-CN,
Des weiteren sind unter den von Silanen der allgemeinen Formel
I verschiedenen hydrolytisch kondensierbaren Silicium-Ver
bindungen, die gegebenenfalls eingesetzt werden können, sol
che der allgemeinen Formel VIII ebenfalls bevorzugt,
Yn Si Xm R4-(n+m) (VIII)
in der die Reste X, Y und R gleich oder verschieden sind und
folgende Bedeutung haben:
R = Alkyl, Alkenyl, Aryl, Alkylaryl oder Arylalkyl,
X = Wasserstoff, Halogen, Hydroxy, Alkoxy, Acyloxy, Alkyl carbonyl, Alkoxycarbonyl oder NR′′₂, mit R′′ = Wasserstoff, Alkyl oder Aryl,
Y = ein Substituent, der einen substituierten oder unsub stituierten 1,4,6-Trioxaspiro-[4,4]-nonan-Rest enthält,
n = 1, 2 oder 3,
m = 1, 2 oder 3, mit n+m 4.
R = Alkyl, Alkenyl, Aryl, Alkylaryl oder Arylalkyl,
X = Wasserstoff, Halogen, Hydroxy, Alkoxy, Acyloxy, Alkyl carbonyl, Alkoxycarbonyl oder NR′′₂, mit R′′ = Wasserstoff, Alkyl oder Aryl,
Y = ein Substituent, der einen substituierten oder unsub stituierten 1,4,6-Trioxaspiro-[4,4]-nonan-Rest enthält,
n = 1, 2 oder 3,
m = 1, 2 oder 3, mit n+m 4.
Die Silane der allgemeinen Formel VIII sind ebenso wie die
Silane der allgemeinen Formel I hydrolysierbar und polymeri
sierbar und können wie die Silane der Formel I in ein orga
nisch-anorganisches Netzwerk eingebaut werden. Ferner sind
Silane der allgemeinen Formel VIII stabile Verbindungen, die
im basischen Milieu hydrolysier- und kondensierbar sind, ohne
daß der Spirokomplex vorzeitig geöffnet wird. Ferner bieten
sie den großen Vorteil, daß durch ihren Zusatz das Schrumpf
verhalten der erfindungsgemäßen Systeme während der Härtung,
d. h. während der Polymerisation so beeinflußt wird, daß keine
oder nur eine geringe Schrumpfung auftritt und sogar eine Ex
pansion möglich ist.
Die Reste X und R der allgemeinen Formel VIII sind wie in der
allgemeinen Formel VII definiert. Konkrete Beispiele für Si
lane der allgemeinen Formel VIII sowie deren Herstellung sind
der DE 41 25 201 C1 zu entnehmen.
Unter den gegebenenfalls zur Herstellung der erfindungsgemä
ßen Systeme verwendeten hydrolysierbaren Aluminium-Verbindun
gen sind diejenigen besonders bevorzugt, die die allgemeine
Formel IX aufweisen,
AlR°₃ (IX)
in der die Reste R°, die gleich oder verschieden sind, ausge
wählt sind aus Halogen, Alkoxy, Alkoxycarbonyl und Hydroxy.
Hinsichtlich der näheren (bevorzugten) Definitionen dieser
Reste kann auf die Ausführungen im Zusammenhang mit den ge
eigneten hydrolysierbaren Silicium-Verbindungen verwiesen
werden. Die soeben genannten Gruppen können auch ganz oder
teilweise durch Chelatliganden (z. B. Acetylaceton oder Acet
essigsäureester, Essigsäure) ersetzt sein.
Besonders bevorzugte Aluminium-Verbindungen sind Aluminium
alkoxide und -halogenide. In diesem Zusammenhang können als
konkrete Beispiele Al(OCH₃)₃, Al(OC₂H₅)₃, Al(O-n-C₃H₇)₃, Al(O-
i-C₃H₇)₃, Al(OC₄H₉)₃, Al(O-i-C₄H₉)₃, Al(O-s-C₄H₉)₃, AlCl₃ und
AlCl(OH)₂ genannt werden. Bei Raumtemperatur flüssige Verbin
dungen, wie z. B. Aluminium-sek-butylat und Aluminium-isopro
pylat, werden besonders bevorzugt.
Geeignete hydrolysierbare Titan- und Zirkon-Verbindungen, die
erfindungsgemäß eingesetzt werden können, sind solche der
allgemeinen Formel X,
M Xk R₁ (X)
in der M Titan oder Zirkon bedeutet, die Reste R und X gleich
oder verschieden und wie im Falle der allgemeinen Formel I
definiert sind. Dies gilt auch für die bevorzugten Bedeutun
gen. k stellt eine ganze Zahl von 1 bis 4 dar, insbesondere 2
bis 4, und 1 steht für 0, 1, 2 oder 3, vorzugsweise für 0, 1
oder 2. Besonders bevorzugt handelt es sich bei den Verbin
dungen der Formel X um solche, in denen k gleich 4 ist.
Wie im Falle der obigen Al-Verbindungen können auch komple
xierte Ti- oder Zr-Verbindungen eingesetzt werden. Zusätzli
che bevorzugte Komplexbildner sind hier Acrylsäure und Meth
acrylsäure.
Konkrete Beispiele für einsetzbare Zr- und Ti-Verbindungen
sind TiCl₄, Ti(OC₂H₅)₄, Ti(OC₃H₇)₄, Ti(O-i-C₃H₇)₄, Ti(OC₄H₉)₄,
Ti(2-ethylhexoxy)₄, ZrCl₄, Zr(OC₂H₅)₄, Zr(OC₃H₇)₄, Zr(O-i-
C₃H₇)₄, Zr(OC₄H₉)₄, Zr(2-ethylhexoxy)₄ und ZrOCl₂.
Weitere hydrolysierbare Verbindungen, die zur Herstellung der
erfindungsgemäßen Systeme eingesetzt werden können, sind z. B.
Bortrihalogenide und Borsäureester, wie z. B. BCl₃, B(OCH₃)₃
und B(OC₂H₅)₃, Zinntetrahalogenide und Zinntetraalkoxide, wie
z. B. SnCl₄ und Sn(OCH₃)₄, und Vanadyl-Verbindungen, wie z. B.
VOCl₃ und VO(OCH₃)₃.
Durch den erfindungsgemäßen Einsatz von von Silicium-Verbin
dungen verschiedenen hydrolysierbaren Verbindungen ist es
möglich, Hetero-Atome in das anorganische Netzwerk einzubauen
und damit die Eigenschaften der erfindungsgemäßen Systeme den
Anforderungen des jeweiligen Anwendungsfalles anzupassen,
z. B. bzgl. der Röntgenopazität, der thermischen Ausdehnung
etc.
Die Komponente 2 der erfindungsgemäßen Systeme enthält eine
oder mehrere Verbindungen mit einer oder mehreren substitu
ierten oder unsubstituierten Aminogruppen. Nach Vermischen
der beiden Komponenten 1 und 2 wird die Härtung der erfin
dungsgemäßen Systeme durch einen organisch-ionischen Polyad
ditionsschritt eingeleitet, wobei die Amino-Gruppen an die
C=C-Doppelbindungen der Reste B der Silane der allgemeinen
Formel I addiert werden.
Enthält die Komponente 2 nur Verbindungen mit jeweils einer
Amino-Gruppe, so handelt es sich hier, um eine Vernetzung zu
gewährleisten, um primäre Aminogruppen. Es erfolgt eine Zwei
fach-Addition an die C=C-Doppelbindungen, woraus eine sehr
kurze Verbindungskette (1 Atom) resultiert. In allen anderen
Fällen liegen neben primären auch sekundäre Amino-Gruppen
vor. Am Beispiel eines (Meth)acrylats (Komponente 1) und ei
nes Diamins (Komponente 2) wird der Reaktionsmechanismus zur
Selbsthärtung, d. h. zur Erreichung eines ionisch vernetzten
Polymers, näher erläutert.
In bevorzugten Ausführungssystemen enthält die Komponente 2
eine oder mehrere Verbindungen mit mindestens zwei substitu
ierten und/oder unsubstituierten Amino-Gruppen. Solche Ver
bindungen fallen z. B. unter die allgemeinen Formel (II),
R′′₂N-R³-NR′′₂ (II)
in der die Reste R′′ gleich oder verschieden sind und Wasser
stoff, Alkyl oder Aryl bedeuten, R³ einen gegebenenfalls sub
stituierten Alkylen-, Arylen-, Arylenalkylen- oder Alkylen
arylen-Rest mit 1 bis 20 Kohlenstoff-Atomen darstellt, der
geradkettig, verzweigt oder cyclisch ist, wobei Aryl für ge
gebenenfalls substituiertes Phenyl, Naphthyl oder Biphenyl
steht, und in der die Amino-Gruppen an einem oder an ver
schiedenen Kohlenstoff-Atomen sitzen.
Ohne Einschränkung der Allgemeinheit sind konkrete Beispiele
für Diamine der Formel II : Diaminoaceton, Diaminoacridin,
Diaminoadamantan, Diaminoanthrachinon, Benzidin, Diaminoben
zoesäure, Phenylendiamin, Diaminobenzophenon, Diaminobutan,
Diaminocyclohexan, Diaminodecan, Diaminodicyclohexylmethan,
Diaminodimethoxybiphenyl, Diaminodimethylhexan, Diaminodimet
hylpropan, Diaminodiphenylmethan, Diaminododecan, Diaminohep
tan, Diaminohexan, Diaminomenthan, Diaminomesitylen, Diamino
methylpentan, Diaminomethylpropan, Naphthylendiamin, Diamino
neopentan, Diaminononan, Diaminooctan, Diaminopentan, Diami
nophenanthren, Diaminopropan, Diaminopropanol, Diaminopurin,
Diaminopyridin und Diaminopyrimidin.
In Abhängigkeit von der Konstitution der Reste R₃ werden Po
lymere mit den unterschiedlichsten Eigenschaften gebildet. So
führen z. B. aliphatische Verbindungseinheiten, wie etwa in
NH₂-CH₂-CH₂-NH₂ oder NH₂-(CH₂)₃-NH₂, bis hin zu NH₂-(CH₂)₁₂-NH₂
zu Copolymeren, die mit steigender Länge der Verbindungsein
heit eine zunehmende Flexibilität (d. h. sinkendes E-Modul)
aufweisen. Steifere Verbindungseinheiten, wie z. B. in
NH₂-C₆H₄-NH₂, NH₂-C₆H₄-O-C₆H₄-NH₂, NH₂-C₆H₄-C (CH₃)₂-C₆H₄-NH₂ oder
NH₂-C₆H₄-SO₂-C₆H₄-NH₂ resultieren in Copolymeren mit höherer
Steifigkeit.
In weiteren bevorzugten Ausführungsformen enthält die Kompo
nente 2 der erfindungsgemäßen Systeme eines oder mehrere
Triamine der allgemeinen Formel (III),
in der die Reste R′′ gleich oder verschieden sind und Wasser
stoff, Alkyl oder Aryl bedeuten, R⁴ einen gegebenenfalls sub
stituierten Alkylen-, Arylen-, Arylenalkylen.- oder Alkylen
arylen-Rest mit 1 bis 20 Kohlenstoff-Atomen darstellt, der
geradkettig, verzweigt oder cyclisch ist, wobei Aryl für ge
gebenenfalls substituiertes Phenyl, Naphthyl oder Biphenyl
steht, und in der die Amino-Gruppen an drei, an zwei oder an
einem Kohlenstoff-Atom sitzen,
und/oder eines oder mehrere Tetraamine der allgemeinen Formel (IV),
und/oder eines oder mehrere Tetraamine der allgemeinen Formel (IV),
in der die Reste R′′ gleich oder verschieden sind und Wasser
stoff, Alkyl oder Aryl bedeuten, R⁵ einen gegebenenfalls sub
stituierten Alkylen-, Arylen-, Arylenalkylen- oder Alkylen
arylen-Rest mit 1 bis 20 Kohlenstoff-Atomen darstellt, der
geradkettig, verzweigt oder cyclisch ist, wobei Aryl für ge
gebenenfalls substituiertes Phenyl, Naphthyl oder Biphenyl
steht, und in der die Amino-Gruppen an vier, an drei oder an
zwei verschiedenen Kohlenstoff-Atomen sitzen.
Amine der Formel III und IV stellen eine dreidimensionale,
stark vernetzende Verbindungseinheit dar und führen zu
Copolymeren mit höherer Vernetzungsdichte und damit höherer
Steifigkeit und Härte.
In weiteren bevorzugten Ausführungsformen der erfindungsgemä
ßen Systeme enthält die Komponente 2 als Amino-Gruppen halti
ge Verbindung(en) Silane der allgemeinen Formel V und/oder
VI.
XaSi(R′-NR′′₂)4-a (V)
XaSi(R′-NR′′-R′-NR′′₂)4-a (VI)
XaSi(R′-NR′′-R′-NR′′₂)4-a (VI)
in der jeweils die Reste X, R′ und R′′ gleich oder verschieden
und wie in Formel I definiert sind, mit a gleich 1, 2 oder 3.
Die Aufgabe des Bereitstellens selbsthärtender Systeme, die
toxikologisch unbedenklich sind, wird durch die Kombination
von Silanen der allgemeinen Formel I mit silangebundenen Ami
nen der allgemeinen Formel V oder VI gelöst. Ohne Einschrän
kung der Allgemeinheit sind konkrete Beispiele für diese
Amine:
Ferner 4-Aminobutyldimethylmethoxysilan, 4-Aminobutyltrieth
oxysilan, (Aminoethylaminomethyl)phenylethyltrimethoxysilan,
N-(2-Aminoethyl)-3-aminopropylmethyldimethoxysilan, N-(2-Ami
noethyl-3-aminopropyl)trimethoxysilan, N-2-Aminoethyl-3-ami
nopropyltris(2-ethylhexoxy)silan, 6-(Aminohexylaminopropyl)
trimethoxysilan, Aminomethyltrimethylsilan, Aminophenyltri
methoxysilan, 3-(1-Aminopropoxy)-3,3-dimethyl-1-propenyltri
methoxysilan, 3-Aminopropyldiethylmethylsilan, 3-Aminopropyl
tris(methoxyethoxyethoxy)silan, 3-Aminopropyldimethylethoxy
silan, 3-Aminopropylmethyldiethoxysilan, 3-Aminopropyltrieth
oxysilan, 3-Aminopropyltrimethoxysilan, 3-Aminopropyltris-
(trimethylsiloxy)silan und ω-Aminoundecyltrimethoxysilan.
Überraschenderweise wurde festgestellt, daß Amine der allge
meinen Formel V oder VI ebenfalls eingesetzt werden können
und zur Selbsthärtung der erfindungsgemäßen Systeme führen.
Der Einsatz dieser Amine bietet den großen Vorteil, daß die
Aminkomponente über den Silananteil während der Hydrolyse und
der Kondensation in das anorganische Netzwerk eingebaut und
dort fest verankert wird. Damit liegen nach der Härtung keine
freien Amine vor und es treten diesbezüglich keine toxikolo
gischen Probleme auf. Damit sind die erfindungsgemäßen Syste
me unter Verwendung von Aminen der Formel V oder VI insbeson
dere zum Einsatz im medizinischen Bereich geeignet.
Bei der Verwendung von Aminen der Formel V oder VI besteht
der große Vorteil der erfindungsgemäßen Systeme darin, daß
sowohl die Amino-Silane als auch die reaktiven Monomere der
Formel I nach der Härtung fest im anorganisch-organischen
Netzwerk verankert, d. h. chemisch gebunden sind, also nicht
mehr frei vorliegen und somit toxikologisch unbedenklich
sind. Die Kombination von reaktiven Monomeren der Formel I
mit Amino-Silanen der Formel V oder VI bietet also gegenüber
dem Stand der Technik ganz erhebliche toxikologische Vortei
le.
Farbstoffe, UV-Absorber, Biomoleküle, Füllstoffe oder andere
Additive können durch einfaches Zumischen zu den Komponenten
1 und/oder 2 in die erfindungsgemäßen Systeme eingebracht
werden. Es ist aber auch möglich, diese Additive kovalent an
das Amin der Komponente 2 zu binden und auf diese Art und
Weise in das erfindungsgemäße System einzuführen. Dabei kann
entweder das Amin der Komponente 2 in der eben geschilderten
Weise modifiziert sein oder aber die Komponente 2 enthält zu
sätzlich noch modifiziertes Amin. Neben einer Funktionalisie
rung innerhalb der Vernetzungskomponente (d. h. des vernetzen
den Amins) besteht also auch die Möglichkeit, durch einen
nicht vernetzenden, d. h. nicht härtend wirkenden Bestandteil
der Komponente 1 und/oder 2, z. B. über ein Monoamin, zusätz
liche funktionelle Gruppen in das System zu bringen. Beispie
le für funktionalisierte, vernetzende Amine sind zur nD-Stei
gerung C₆H₅-NH₂ oder C₆H₅-S-C₆H₄-NH₂.
In analoger Weise ist es möglich, Funktionalität über funkti
onalisierte (Meth)acrylate in die erfindungsgemäßen Systeme
einzubringen.
Damit steht ein reichhaltiges Potential zur Verfügung, die
verschiedensten kovalent-nucleophil selbsthärtenden Systeme
bereitzustellen, sowie ihr Eigenschaftsprofil in weiten Be
reichen zu variieren. So läßt sich z. B. die Vernetzungsdichte
über die Komponente 1 (z. B. über die Anzahl der
(Meth)Acrylat-Gruppen) und/oder über die Komponente 2 (z. B.
über die Anzahl der Amino-Gruppen) einstellen, um damit z. B.
die mechanischen Eigenschaften der gehärteten, erfindungsge
mäßen Systeme den Anforderungen des jeweiligen Anwendungsfal
les anzupassen. Des weiteren lassen sich über in den Komponen
ten 1 und/oder 2 enthaltene funktionelle Gruppen die ver
schiedensten Funktionalitäten (z. B. UV-absorbierend, farbig,
nD-steigernd/senkend etc.) in die erfindungsgemäßen Systeme
einbauen. Ferner steht über die Struktur des vernetzenden
Amins (Kettenlänge, starr, flexibel, etc.) ein weiteres In
strument zur Verfügung, um die Eigenschaften der erfindungs
gemäßen Systeme in der gewünschten Weise zu beeinflussen.
Auch läßt sich die Reaktionsgeschwindigkeit bzgl. der Additi
on und damit bzgl. der Härtung in weiten Bereichen variieren.
So reagieren z. B. primäre Amino-Gruppen mit Acrylat-Gruppen
spontan und heftig beim Zusammengeben, während sekundäre
Amino-Gruppen mit Methacrylaten bei Raumtemperatur nur sehr
langsam bzw. erst bei höheren Temperaturen reagieren. Somit
ist eine Anpassung an verschiedene Verarbeitungsverfahren
möglich.
Des weiteren können eine oder beide Komponenten der erfin
dungsgemäßen, kovalent-nucleophil selbsthärtenden Systeme
thermisch und/oder strahlungsinduziert copolymerisierbare Mo
nomere enthalten. Besonders bevorzugt sind Spiroorthoester,
Spiroorthocarbonate, bicyclische Spiroorthoester, Mono- oder
Oligoepoxide, Epoxysilane oder Vinylether.
Ferner ist es möglich, einer oder beiden Komponenten der er
findungsgemäßen Systeme selbsthärtend copolymerisierbare Mo
nomere zuzusetzen.
Die Silane der allgemeinen Formel I werden entweder alleine
oder zusammen mit anderen hydrolytisch kondensierbaren und
gegebenenfalls polymerisierbaren Komponenten durch hydrolyti
sche Kondensation zu den erfindungsgemäßen, kovalent-nucleo
phil selbsthärtenden Systemen verarbeitet, deren endgültige
Härtung dann durch eine organisch-ionische Polyaddition der
Amino-Gruppen der Komponente 2 an die reaktiven C=C-Doppel
bindungen der Reste B der Komponente 1 erfolgt, und gegebe
nenfalls durch Polymerisation von polymerisierbaren Gruppen,
wobei im Fall der Silane der allgemeinen Formel I diese Poly
merisation über eine Verknüpfung der C=C-Doppelbindungen der
Reste 3 verläuft und im Falle der Spiro-Silane der allgemei
nen Formel VIII über eine Ringöffnung der 1.4.6-Trioxa
spiro-[4.4]-nonan-Gruppen.
Die Silane der allgemeinen Formeln I, VII (die auch polymeri
sierbare Gruppen enthalten können, wie z. B. C=C- oder Epoxy-
Gruppen) und VIII, sowie z. B. Titan-, Zirkon- und Aluminium
verbindungen der allgemeinen Formeln IX und X enthalten hy
drolysierbare Gruppen X bzw. R°, z. B. Alkoxy-Gruppen, durch
die bei der hydrolytischen Kondensation ein anorganisches
Netzwerk aufgebaut wird, während die im Rest B enthaltenen
C=C-Doppelbindungen bzw. die im Rest Y enthaltenen Spiro-
Gruppen bei der Polymerisation bzw. Polyaddition ein organi
sches Netzwerk bilden. Das anorganische Netzwerk kann durch
den Zusatz weiterer hydrolytisch kondensierbarer Verbindungen
zusätzlich modifiziert werden und das organische Netzwerk
durch Zugabe weiterer copolymersierbarer Verbindungen. Die
gehärteten erfindungsgemäßen Systeme bilden somit eine anor
ganisch-organische Matrix, in die bei Bedarf weitere Kompo
nenten, wie z. B. Füllstoffe oder Pigmente, eingebaut sein
können.
Zum Aufbau des anorganischen Netzwerkes bzw. zur Herstellung
der erfindungsgemäßen, kovalent-nucleophil selbsthärtenden
Systeme werden die Silane der allgemeinen Formel I, gegebe
nenfalls unter Zusatz der Silane der Formel VII und/oder VIII
sowie anderer cokondensierbarer Komponenten und gegebenen
falls in Anwesenheit eines Katalysators und/oder eines Lö
sungsmittels durch Einwirken von Wasser oder Feuchtigkeit hy
drolysiert und polykondensiert. Diese Polykondensation er
folgt vorzugsweise nach dem Sol-Gel-Verfahren, wie es z. B. in
den Offenlegungsschriften DE 27 58 414, 27 58 415, 30 11 761,
38 26 715 und 38 35 968 beschrieben ist, und sie erfolgt bei An
wesenheit von Spiroverbindungen (Silane der allgemeinen For
mel VIII, copolymerisierbare Spiroorthoester, Spiroorthocar
bonate, bicyclische Spiroorthoester oder Methacryloyl-Spiro
orthoester) vorzugsweise im basischen Milieu, anderenfalls
kann sie auch im sauren Milieu durchgeführt werden.
Die Herstellung der erfindungsgemäßen, kovalent-nucleophil
selbsthärtenden Systeme kann in der auf dem Gebiet der Po
ly(hetero)kondensate üblichen Art und Weise erfolgen. Werden
praktisch ausschließlich Silicium-Verbindungen eingesetzt,
kann die hydrolytische Kondensation in den meisten Fällen da
durch erfolgen, daß man den zu hydrolysierenden Silicium-Ver
bindungen, die entweder als solche oder gelöst in einem ge
eigneten Lösungsmittel vorliegen, das erforderliche Wasser
bei Raumtemperatur oder unter leichter Kühlung direkt zugibt
(vorzugsweise unter Rühren und in Anwesenheit eines Hydroly
se- und Kondensationskatalysators) und die resultierende Mi
schung daraufhin einige Zeit (ein bis mehrere Stunden) rührt.
Bei Anwesenheit reaktiver Verbindungen des Al, Ti oder Zr,
die auch in komplexierter Form vorliegen können, empfiehlt
sich in der Regel eine stufenweise Zugabe des Wassers. Unab
hängig von der Reaktivität der anwesenden Verbindungen er
folgt die Hydrolyse in der Regel bei Temperaturen zwischen -20
und 130°C, vorzugsweise zwischen 0 und 30°C bzw. dem
Siedepunkt des gegebenenfalls eingesetzten Lösungsmittels.
Wie bereits angedeutet, hängt die beste Art und Weise der Zu
gabe von Wasser vor allem von der Reaktivität der eingesetz
ten Ausgangsverbindungen ab. So kann man z. B. die gelösten
Ausgangsverbindungen langsam zu einem Überschuß an Wasser
tropfen oder man gibt Wasser in einer Portion oder portions
weise den gegebenenfalls gelösten Ausgangsverbindungen zu. Es
kann auch nützlich sein, das Wasser nicht als solches zuzuge
ben, sondern es mit Hilfe von wasserhaltigen organischen oder
anorganischen Systemen in das Reaktionssystem einzutragen.
Als besonders geeignet hat sich in vielen Fällen die Eintra
gung der Wassermenge in das Reaktionsgemisch mit Hilfe von
feuchtigkeitsbeladenen Adsorbentien, z. B. von Molekularsie
ben, und von wasserhaltigen, organischen Lösungsmitteln, z. B.
von 80%igem Ethanol, erwiesen. Die Wasserzugabe kann aber
auch über eine chemische Reaktion erfolgen, bei der Wasser im
Laufe der Reaktion freigesetzt wird. Beispiele hierfür sind
Veresterungen.
Wenn ein Lösungsmittel verwendet wird, kommen neben den nie
deren aliphatischen Alkoholen (z. B. Ethanol oder i-Propanol)
auch Ketone, vorzugsweise niedere Dialkylketone, wie Aceton
oder Methylisobutylketon, Ether, vorzugsweise niedere Dial
kylether wie Diethylether oder Dibutylether, THF, Amide,
Ester, insbesondere Essigsäureethylether, Dimethylformamid,
Amine, insbesondere Triethylamin, und deren Gemische in
Frage.
Werden zur Herstellung der erfindungsgemäßen, kovalent-nucle
ophil selbsthärtenden Systeme Spiro-Silane der allgemeinen
Formel VIII eingesetzt, so wird die Hydrolyse bevorzugt in
einem bzgl. dieser Silane basischen Milieu durchgeführt. Dies
wird entweder durch ein basisches Lösungsmittel, wie z. B.
durch Triethylamin, erzeugt, oder durch Zugabe von basischen
Hydrolyse- und Kondensationskatalysatoren, wie z. B. von NH₃,
NaOH, KOH, Methylimidazol, etc.
Die Ausgangsverbindungen müssen nicht notwendigerweise be
reits alle zu Beginn der Hydrolyse (Polykondensation) vorhan
den sein, sondern in bestimmten Fällen kann es sich sogar als
vorteilhaft erweisen, wenn nur ein Teil dieser Verbindungen
zunächst mit Wasser in Kontakt gebracht wird und später die
restlichen Verbindungen zugegeben werden.
Um insbesondere bei Verwendung von von Silicium-Verbindungen
verschiedenen hydrolysierbaren Verbindungen Ausfällungen wäh
rend der Hydrolyse und der Polykondensation so weit wie mög
lich zu vermeiden, kann die Wasserzugabe in mehreren Stufen,
z. B. in drei Stufen, durchgeführt werden. Dabei kann in der
ersten Stufe z. B. ein Zehntel bis ein Zwangzigstel der zur
Hydrolyse benötigten Wassermenge zugegeben werden. Nach kur
zem Rühren kann die Zugabe von einem Fünftel bis zu einem
Zehntel der erforderlichen Wassermenge erfolgen und nach wei
terem kurzen Rühren kann schließlich der Rest zugegeben wer
den.
Die Kondensationszeit richtet sich nach den jeweiligen Aus
gangskomponenten und deren Mengenanteilen, dem gegebenenfalls
verwendeten Katalysator, der Reaktionstemperatur, etc. Im
allgemeinen erfolgt die Polykondensation bei Normaldruck, sie
kann jedoch auch bei erhöhtem oder bei verringertem Druck
durchgeführt werden.
Das so erhaltene Polykondensat ist lagerstabil und kann ent
weder als solches oder nach teilweiser oder nahezu vollstän
diger Entfernung des verwendeten Lösungsmittels bzw. des wäh
rend der Reaktion gebildeten Lösungsmittels als Komponente 1
in den erfindungsgemäßen Systemen eingesetzt werden. In eini
gen Fällen kann es sich als vorteilhaft erweisen, in dem nach
der Polykondensation erhaltenen Produkt das überschüssige
Wasser und das gebildete und gegebenenfalls zusätzlich einge
setzte Lösungsmittel durch ein anderes Lösungsmittel zu er
setzen, um das Polykondensat zu stabilisieren. Zu diesem
Zweck kann die Reaktionsmischung z. B. im Vakuum bei leicht
erhöhter Temperatur (bis maximal 80°C) so weit eingedickt
werden, daß sie noch problemlos mit einem anderen Lösungsmit
tel aufgenommen werden kann.
Zum Aufbau des organischen Netzwerkes bzw. zur Härtung der
erfindungsgemäßen Systeme wird das Polykondensat, gegebenen
falls nach Zusatz anderer copolymerisierbarer Verbindungen,
sowie von Füllstoffen und anderen Additiven einer Polyadditi
on und gegebenenfalls einer Polymerisation unterworfen, wobei
neben der Selbsthärtung (Polyaddition) bei Zusatz entspre
chender Monomere zusätzlich auch eine thermische und/ oder
eine strahlungsinduzierte Härtung durchgeführt werden kann.
Die endgültige Härtung der erfindungsgemäßen Systeme erfolgt
durch Vermischen der beiden Komponenten 1 und 2. Dabei werden
im Zuge einer organisch-ionischen Polyaddition die Amino-
Gruppen der Komponente 2 mit den C=C-Doppelbindungen der Si
lane der Formel I verknüpft und bei Anwesenheit von Silanen
der allgemeinen Formel VIII im Zuge einer kationischen Poly
merisation die Ringe der Spiro-Gruppen geöffnet.
Es ist auch möglich, den erfindungsgemäßen Systemen vor der
endgültigen Härtung, also vor der Polyaddition, weitere
ionisch und/oder radikalisch polymerisierbare Verbindungen
zuzusetzen. Radikalisch polymerisierbare Monomere, die zuge
setzt werden können, sind z. B. solche mit C=C-Doppelbindun
gen, wie etwa Acrylate oder Methacrylate, wobei die Polymeri
sation über die C=C-Doppelbindungen erfolgt. Ionisch polyme
risierbare Verbindungen, die zugesetzt werden können, enthal
ten z. B. Ringsysteme, die kationisch, ringöffnend polymeri
sierbar sind, wie etwa Spiroorthoester, Spiroorthocarbonate,
bicyclische Spiroorthoester, Mono- oder Oligoepoxide. Es kön
nen aber auch Verbindungen zugesetzt werden, die sowohl kat
ionisch als auch radikalisch polymerisierbar sind, wie z. B.
Methacryloyl-Spiroorthoester. Diese sind radikalisch über die
C=C-Doppelbindung und kationisch unter Ringöffnung polymeri
sierbar. Diese Systeme sind z. B. im Journal f. prakt. Chemie,
Band 330, Heft 2, 1988, S. 316-318, oder im Journal of Polymer
Science: Part C: Polymer Letters, Vol. 26, S. 517-520 (1988)
beschrieben.
Erfolgt neben der Selbsthärtung der erfindungsgemäßen Systeme
auch eine photochemische Härtung, so werden mindestens einer
der beiden Komponenten der erfindungsgemäßen Systeme übliche
kationische Photoinitiatoren zugesetzt. Geeignete Photoiniti
atoren nach dem Stand der Technik sind z. B. Verbindungen, die
bei Bestrahlung Säuren freisetzen, wie etwa C₆H₅-N₂BF₄, o-NO₂-
C₆H₄-CH₂-O-SO₂CF₃ oder Triarylsulfoniumsalze der nachfolgenden
allgemeinen Formeln, in denen die Reste Ar gleich oder ver
schieden sein können und Aryl bzw. Arylen, z. B. Phenyl und
Phenylen, bedeuten, mit X- = BF₄-, AsF₆-- PF₆- oder SbF₆-.
Diese Photoinotiatoren sind kommerziell erwerbbar. Z.B. von
Union Carbide das Triphenylsulfoniumhexafluorophosphat als 50%ige
Lösung in Propylencarbonat unter dem Handelsnamen UVI-
6990, oder von der Firma Degussa KI-85 (Initiator gemäß der
letzten Formel mit Ar = Phenyl bzw. Phenylen und X- = PF₆-
als 50%ige Lösung in Propylencarbonat). Prinzipiell sind
alle Photoinitiatoren geeignet, die für die Polymerisation
von Oxiran-haltigen Molekülen, wie z. B. cycloaliphatischen
Epoxiden, eingesetzt werden.
Unter dem Einfluß der Bestrahlung wird das Triarylsulfonium-
Salz einer Photolyse unterzogen und es entsteht eine Broen
stedsäure, welche die Ringöffnung der Spiro-Gruppen kataly
siert, wobei die Masse polymerisiert.
Erfolgt neben der Selbsthärtung auch eine thermische Härtung
der erfindungsgemäßen Systeme, so werden mindestens einer
Komponente des erfindungsgemäßen Systems thermische Initiato
ren zugesetzt. Geeignete thermische Initiatoren sind z. B. BF₃
als BF₃·H₂NC₂H₅, ZnCl₂, TiCl₄ oder SnCl₂. Auch hier können al
le die thermischen Initiatoren eingesetzt werden, die für die
Polymerisation von Epoxidgruppen geeignet sind.
Die Initiatoren werden in üblichen Mengen zugegeben.
Als Photoinitiatoren können z. B. die im Handel erhältlichen
eingesetzt werden. Beispiel hierfür sind Irgacure 184 (1-Hy
droxycyclohexylphenylketon), Irgacure 500 (1-Hydroxycyclohe
xylphenylketon/Benzophenon), und andere von der Firma Ciba-
Geigy erhältliche Photoinitiatoren vom Irgacure-Typ; Darocure
1173, 1116, 1398, 1174 und 1020 (erhältlich von der Firma
Merck), Benzophenon, 2-Chlorthioxanthon, 2-Methylthioxanthon,
2-Isopropylthioxanthon, Benzoin, 4.4′-Dimethoxybenzoin, Cam
pherchinon und andere.
Als thermische Initiatoren kommen insbesondere organische
Peroxide in Form von Diacylperoxiden, Peroxydicarbonaten, Al
kylperestern, Dialkylperoxiden, Perketalen, Ketonperoxiden
und Alkylhydroperoxiden in Frage. Konkrete und bevorzugte
Beispiele für thermische Initiatoren sind Dibenzoylperoxid,
t-Butylperbenzoat und Azobisisobutyronitril.
Das anorganische Netzwerk ist dafür verantwortlich, daß die
gehärteten, erfindungsgemäßen Systeme bereits ganz ohne Zu
satz von Füllstoffen über eine ausgezeichnete Abrasionsfe
stigkeit und Formstabilität verfügen, und die Ausbildung des
organischen Netzwerkes bewirkt eine geringe oder sogar nega
tive Volumenschrumpfung. Bei Zusatz von Silanen der allgemei
nen Formel VIII kann durch die Anzahl der Spiro-Gruppen in
den erfindungsgemäßen Systemen, d. h. durch die Art und/oder
durch die Menge der eingesetzten Spiro-Silane der allgemeinen
Formel VIII, die Volumenänderung während der Härtung den An
forderungen des jeweiligen Anwendungsfalles angepaßt werden.
Je höher die Anzahl der Spiro-Gruppen ist, desto geringer ist
die Volumenschrumpfung. Ja es ist sogar möglich, die Volumen
änderung bei der Härtung so zu beeinflussen, daß eine Volu
menzunahme resultiert.
Die erfindungsgemäßen, kovalent-nucleophil selbsthärtenden
Systeme können entweder als solche oder zusammen mit üblichen
Zusatzstoffen, wie z. B. Füllstoffen (Filler), Haftvermittlern
oder Pigmenten verarbeitet werden. Dabei werden die vorteil
haften Eigenschaften der gehärteten, erfindungsgemäßen Syste
me durch Zusatz von Füllstoffen noch weiter verbessert, so daß
daraus Materialien resultieren, deren Eigenschaftsprofil ge
genüber dem Stand der Technik ganz erheblich verbessert ist,
und die allen Anforderungen, die an solche Materialien ge
stellt sind, gerecht werden können.
Als Füllstoffe können z. B. Makrofiller (aus Glas, Keramik
oder Quarz, Teilchengrößen zwischen 2 bis 50 µm), homogene
Mikrofiller (z. B. aus pyrogener Kieselsäure, Teilchengrößen
ca. 0.04 µm), inhomogene Mikrofiller (ein Teil der pyrogenen
Kieselsäure liegt als Splitterpolymerisat vor), Hybridfiller
(Mischung von Makro- und Mikrofillern) oder Feinsthybridfil
ler (z. B. Mischung aus Aerosil und Ba- oder Sr-Glas mit Teil
chengrößen von 2 µm) eingesetzt werden. Dabei werden die me
chanischen Eigenschaften der resultierenden, gehärteten Sy
steme durch die Korngröße und die Menge der Füllstoffe mitbe
einflußt. Ferner wird die Schrumpfung (je höher der Füll
stoffgehalt bei gleicher Matrix, desto niedriger die Schrump
fung), die Röntgenopazität (durch Zusatz von z. B. Ba-, Sr-,
Ti- oder Zr-Komponenten im Füllstoff) und der thermische Aus
dehnungskoeffizient (abhängig vom Füllstoffgehalt; Füllstoffe
weisen gewöhnlich einen niedrigeren Ausdehnungskoeffizienten
auf als die organische Matrix) durch den Zusatz von Füll
stoffen weiter positiv beeinflußt.
Ferner ist es möglich, gehärtete erfindungsgemäße Systeme den
erfindungsgemäßen, ungehärteten Systemen in feinteiliger Form
als Füllstoff zuzusetzen. Dazu werden die erfindungsgemäßen
Systeme durch Polyaddition und gegebenenfalls durch Polymeri
sation gehärtet. Das gehärtete Produkt wird getrocknet, gege
benenfalls fein vermahlen und den erfindungsgemäßen Systemen
zugemischt.
Des weiteren ist es möglich, zunächst einen Teil der C=C-Dop
pelbindungen der Komponente 1 mit dem Amin der Komponente 2
vorzuvernetzen (z. B. gezielte Vorvernetzung bzw. Vorhärtung)
und anschließend thermisch oder durch Bestrahlung mit UV-
und/oder sichtbarem Licht auszuhärten. Gegenüber dem Stand
der Technik wird dadurch ein Teil der sehr engmaschigen
(Meth)Acrylat-Vernetzung durch eine weitmaschigere, variable
Amninvernetzung ersetzt. Dadurch ist eine gezielte Beeinflus
sung z. B. der mechanischen Eigenschaften, wie etwa eine Erhö
hung der Schlagzähigkeit, eine Erhöhung des Einstellbereichs
des E-Moduls etc. möglich.
Auch ist es möglich, durch Addition definierter, sehr kleiner
Mengen der Komponente 1 zur Komponente 2 oder umgekehrt, eine
kleine Anzahl von Vernetzungsstellen zu schaffen, um damit
das Molekulargewicht und die Viskosität der erfindungsgemäßen
Systeme gezielt zu steigern.
Des weiteren ist eine Kombination mit Epoxid-, Isocyanat- oder
Anhydrid-haltigen Systemen oder mit anderen Systemen, die
sich für eine Umsetzung mit Amino-Gruppen eignen, möglich.
Anhand von Ausführungsbeispielen werden die erfindungsgemäßen
Systeme näher erläutert.
Zur Vorlage von 84.8 g (0.2 mol) ethoxyliertes Bisphenol-A-
Diacrylat in 200 ml Essigester werden 36.1 g (0.2 mol)
Mercaptopropylmethyldimethoxysilan unter Schutzgasatmosphäre
zugetropft. Unter Kühlung werden 12.6 g einer ethanolischen
KOH-Lösung langsam zugetropft. Nach etwa 5 Minuten ist die
Reaktion (Thioladdition) abgeschlossen. Zur Hydrolyse und
Kondensation der Methoxy-Gruppen werden 5.8 g 0.5 n HCl zuge
tropft. Nach ca. 1tägigem Rühren bei Raumtemperatur wird mit
Wasser ausgeschüttelt, filtriert, einrotiert und an der Öl
pumpe vollständig von flüchtigen Bestandteilen befreit. Das
klare Harz (Komponente I) wird in einer Ausbeute von ca. 95%
erhalten und kann so für die folgende Aushärtung eingesetzt
werden.
4.1 g der Komponente 1 und 0.44 g der Komponente 2
(Ethylendiamin) werden bei Raumtemperatur in einem molaren
Verhältnis von 1 : 0.5 (1 C=C : 1 NH₂) ineinander gelöst und in
eine Härtungsform gegeben (⌀ = 2 cm; d = 2 mm). Nach ca. 3
Minuten wird die Probe fest (gummiartig).
4.0 g der Komponente 1 und 0.35 g der Komponente 2
(Ethylendiamin) werden bei Raumtemperatur in einem molaren
Verhältnis von 1.2 : 0.5 (1.2 C=C : 1 NH₂) ineinander gelöst
und in eine Härtungsform gegeben (⌀ = 2 cm; d = 2 mm). Nach
ca. 3 Minuten wird die Probe fest (gummiartig). Nach ca. 1.5
Stunden ist die Reaktion abgeschlossen (bei 80-100°C Nach
härtung).
Zur Vorlage von 19.3 g (0.2 mol) Trimethylolpropantriacrylat
(TMPTA) in 200 ml Essigester werden 36.1 g (0.2 mol)
Mercaptopropylmethyldimethoxysilan unter Schutzgasatmosphäre
zugetropft. Unter Kühlung werden 12.6 g einer ethanolischen
KOH-Lösung langsam zugetropft. Nach etwa 5 Minuten ist die
Reaktion (Thioladdition) abgeschlossen. Zur Hydrolyse und
Kondensation der Methoxy-Gruppen werden 5.8 g 0.5 n HCl zuge
tropft. Nach ca. 1tägigem Rühren bei Raumtemperatur wird mit
Wasser ausgeschüttelt, filtriert, einrotiert und an der Öl
pumpe vollständig von flüchtigen Bestandteilen befreit. Das
klare Harz (Komponente 1) wird in einer Ausbeute von ca. 97%
erhalten und kann so für die folgende Aushärtung eingesetzt
werden.
5.1 g der Komponente 1 und 0.64 g der Komponente 2
(Ethylendiamin) werden bei Raumtemperatur in einem molaren
Verhältnis von 1.1 : 1 (1.1 C=C : 1 NH₂) ineinander gelöst
und in eine Härtungsform gegeben (⌀ = 2 cm; d = 2 mm). Nach
ca. 1 Minute wird die Probe fest (flexibel).
18.2 g der Komponente 1 und 0.64 g der Komponente 2
(Ethylendiamin) werden bei Raumtemperatur in einem molaren
Verhältnis von 4 : 1 (4 C=C : 1 NH₂) ineinander gelöst und in
eine Härtungsform gegeben (⌀ = 2 cm; d = 2 mm). Nach ca. 4
Minuten geliert das Gemisch und nach ca. ½ Stunde ist die
Probe fest (flexibel). Die restlichen Doppelbindungen (Amin
im Unterschuß) stehen für andere Polymerisationsreaktionen
(z. B. UV-induzierte radikalische Polymerisation) zur Verfü
gung.
15.1 g der Komponente 1 und 0.21 g der Komponente 2
(Ethylendiamin) werden bei Raumtemperatur in einem molaren
Verhältnis von 10 : 1 (10 C=C : 1 NH₂) ineinander gelöst und
in eine Härtungsform gegeben (⌀ = 2 cm; d = 2 mm). Nach ca.
1,25 Stunden geliert das Gemisch und nach ca. 3 Stunden ist
die Probe fest (flexibel). Die restlichen Doppelbindungen
(Amin im Unterschuß) stehen für andere Polymerisationsreakti
onen (z. B. UV-induzierte radikalische Polymerisation) zur
Verfügung.
15.2 g der Komponente 1 (incl. 1% Irgacure 184, UV-Initiator
der Fa. Ciba Geigy) und 0.21 g der Komponente 2
(Ethylendiamin) werden bei Raumtemperatur in einem molaren
Verhältnis von 10 : 1 (10 C=C : 1 NH₂) ineinander gelöst und
in eine Stäbchenform gegeben (2×2×20 mm). Nach ca. 3 Stunden
ist die Probe fest (flexibel). Die restlichen Doppelbindungen
(Amin im Unterschuß) werden im Rahmen einer UV-induzierten
radikalischen Polymerisation umgesetzt. Dazu werden die
"selbstgehärteten" Stäbchen beidseitig je 100 Sekunden mit
einem UV-Punktstrahler der Fa. Hönle bestrahlt. Mittels 3-
Punkt-Biegeversuch wird das E-Modul des resultierenden Stäb
chens bestimmt:
E-Modul = 900 MPa (± 93).
E-Modul = 900 MPa (± 93).
Zum Vergleich der E-Modul einer Probe (mit den gleichen Di
mensionen), die nur durch UV-Härtung und ohne Amin-Zusatz er
halten wurde:
E-Modul = 1520 MPa (±67).
E-Modul = 1520 MPa (±67).
Durch den Einbau einiger langkettiger Vernetzungsstellen (10
Mol-% aliphatisches Diamin) im Vergleich zur reinen engma
schigen radikalischen Vernetzung der Acrylat-Gruppen wird ein
drastischer Einfluß auf die mechanischen Eigenschaften beob
achtet. Das E-Modul fällt durch diese Maßnahme von 1520 MPa
auf 900 MPa und somit nimmt die Flexibilität des Materials
deutlich zu. Damit ergibt sich die Möglichkeit, z. B. die me
chanischen Eigenschaften der Werkstoffe auf Basis der
(Meth)Acrylatalkoxysilane durch Modifikation mit unterschied
lich strukturierten Aminen in weiten Grenzen zu variieren.
Zur Vorlage von 19.3 g (0.2 mol) Trimethylolpropantriacrylat
(TMPTA) in 200 ml Essigester werden 36.1 g (0.2 mol)
Mercaptopropylmethyldimethoxysilan unter Schutzgasatmosphäre
zugetropft. Unter Kühlung werden 12.6 g einer ethanolischen
KOH-Lösung langsam zugetropft. Nach etwa 5 Minuten ist die
Reaktion (Thioladdition) abgeschlossen. Zur Hydrolyse und
Kondensation der Methoxy-Gruppen werden 5.8 g 0.5 n HCl zuge
tropft. Nach ca. 1tägigem Rühren bei Raumtemperatur wird mit
Wasser ausgeschüttelt, filtriert, einrotiert und an der Öl
pumpe vollständig von flüchtigen Bestandteilen befreit. Das
klare Harz (Komponente 1) wird in einer Ausbeute von ca. 97%
erhalten und kann so für die folgende Aushärtung eingesetzt
werden.
3.22 g der Komponente 1 und 0.44 g der Komponente 2
(Propylamin) werden bei Raumtemperatur in einem molaren Ver
hältnis von 1 : 1 (2 C=C : 1 NH₂) ineinander gelöst und in
eine Härtungsform gegeben (⌀ = 2 cm; d = 2 mm). Nach ca. 2
Stunden geliert das Gemisch und ist nach ca. 18 Stunden kleb
frei (hart und wenig flexibel).
Hier findet überraschenderweise eine 2fache Addition der
Amino-Gruppen statt. Zuerst Addition zum sekundären Amin und
während der weiteren Härtung die zweite Addition zum tertiä
ren Amin.
Daraus resultiert eine sehr kurzkettige Vernetzung der Acry
lat-Gruppen und damit ist das Material nicht mehr hochflexi
bel wie im 4. Beispiel der Beispielgruppe 2, sondern mit
einem hohen E-Modul ausgestattet.
Diese Harzmatrix führt somit zu einem Polymer mit sehr unter
schiedlichen mechanischen Eigenschaften, die durch unter
schiedlich substituierte Amine einstellbar sind.
Zur Vorlage von 19.3 g (0.2 mol) Trimethylolpropantriacrylat
(TMPTA) in 200 ml Essigester werden 36.1 g (0.2 mol)
Mercaptopropylmethyldimethoxysilan unter Schutzgasatmosphäre
zugetropft. Unter Kühlung werden 12.6 g einer ethanolischen
KOH-Lösung langsam zugetropft. Nach etwa 5 Minuten ist die
Reaktion (Thioladdition) abgeschlossen. Zur Hydrolyse und
Kondensation der Methoxy-Gruppen werden 5.8 g 0.5 n HCl zuge
tropft. Nach ca. 1tägigem Rühren bei Raumtemperatur wird mit
Wasser ausgeschüttelt, filtriert, einrotiert und an der Öl
pumpe vollständig von flüchtigen Bestandteilen befreit. Das
klare Harz (Komponente 1) wird in einer Ausbeute von ca. 97%
erhalten und kann so für die folgende Aushärtung eingesetzt
werden.
Zur Vorlage von 38.3 g (0.2 mol) Aminopropylmethyldimethoxy
silan in 100 ml Essigester werden zur Hydrolyse und Kondensa
tion der Methoxy-Gruppen 5.8 g Wasser (incl. Katalysator) zu
getropft. Nach ca. eintägigem Rühren bei Raumtemperatur wird
einrotiert und an der Ölpumpe vollständig von flüchtigen Be
standteilen befreit. Das klare Harz (Komponente 2) wird in
einer Ausbeute von ca. 95% erhalten und kann so für die fol
gende Aushärtung eingesetzt werden.
5.0 g der Komponente 1 und 2.7 g der Komponente 2 werden bei
Raumtemperatur in einem molaren Verhältnis von 1 : 2 (1 C=C
1 NH₂) ineinander gelöst und in eine Härtungsform gegeben (⌀
= 2 cm; d = 2 mm). Nach ca. 2 Minuten geliert das Gemisch und
ist nach kurzer Zeit klebfrei.
Die Reaktionsgeschwindigkeit, d. h. die Bearbeitungszeit nach
Zusammengeben von Komponente 1 und 2 ist durch die Wahl der
Temperatur, (Kühlen, Heizen), durch die Reaktivität der Amin
komponente (Basizität, sterische Verhältnisse, etc.) sowie
durch die Reaktivität der Komponente 1 (z. B. Methacryl-,
Acryl-Gruppen, Anzahl der Doppelbindungen, etc.) steuerbar.
Claims (20)
1. Kovalent-nucleophil selbsthärtendes System auf der Basis
polymerisierbarer und hydrolytisch kondensierbarer und/oder
hydrolytisch kondensierter Silicium-Verbindungen, bestehend
aus einer Komponente 1 und einer Komponente 2, die gegebenen
falls übliche Additive und/oder Füllstoffe und gegebenenfalls
weitere copolymerisierbare Monomere und/oder Oligomere und/
oder weitere hydrolytisch kondensierbare und/oder konden
sierte Verbindungen des Siliciums und gegebenenfalls anderer
Elemente aus der Gruppe Al, Ti, Zr, B, P, Sn, Pb, der Über
gangsmetalle, der Lanthaniden und der Actiniden enthalten,
wobei die Komponente 1 eine oder mehrere Silicium-Verbindun gen der Formel I, gegebenenfalls in (vor)kondensierter Form enthält, {XaRbSi[R′(A)c](4-a-b)}xB (I)in der die Reste und Indices gleich oder verschieden sind und
A gleich O, S, PR′′, POR′′, NHC(O)O oder NHC(O)NR′′ bedeu tet,
B ein geradkettiger oder verzweigter organischer Rest ist, der sich von einer Verbindung B′ mit mindestens einer (für c = 1 und A = NHC(O)O oder NHC(O)NR′′) bzw. mindestens zwei C=C-Doppelbindungen und 5 bis 50 Koh lenstoff-Atomen ableitet,
R gleich Alkyl, Alkenyl, Aryl, Alkylaryl oder Arylalkyl,
R′ gleich Alkylen, Arylen oder Alkylenarylen,
R′′ gleich Wasserstoff, Alkyl oder Aryl,
X gleich Wasserstoff, Halogen, Hydroxy, Alkoxy, Acyloxy, Alkylcarbonyl, Alkoxycarbonyl oder NR′′₂ ist, mit
a gleich 1, 2 oder 3,
b gleich 0, 1 oder 2,
c gleich 0 oder 1, und
x gleich einer ganzen Zahl, deren Maximalwert der Anzahl von Doppelbindungen in der Verbindung B′ minus 1 ent spricht, bzw. gleich der Anzahl von Doppelbindungen in der Verbindung B′ ist, wenn c = 1 und A für NHC(O)O oder NHC(O)NR′′ steht,
wobei die obigen Alkyl- bzw. Alkenyl-Reste gegebenenfalls substituierte geradkettige, verzweigte oder cyclische Re ste mit 1 bzw. 2 bis 20 Kohlenstoff-Atomen sind, Aryl für gegebenenfalls substituiertes Phenyl, Naphthyl oder Bi phenyl steht und sich die obigen Alkoxy-, Acyloxy-, Al kylcarbonyl-, Alkoxycarbonyl-, Alkylaryl-, Arylalkyl-, Arylen-, Alkylen- und Alkylenaryl-Reste von den oben de finierten Alkyl- und Aryl-Resten ableiten,
und wobei die Komponente 2 eine oder mehrere Verbindungen mit mindestens einer substituierten und/oder unsubstituierten Amino-Gruppe enthält.
wobei die Komponente 1 eine oder mehrere Silicium-Verbindun gen der Formel I, gegebenenfalls in (vor)kondensierter Form enthält, {XaRbSi[R′(A)c](4-a-b)}xB (I)in der die Reste und Indices gleich oder verschieden sind und
A gleich O, S, PR′′, POR′′, NHC(O)O oder NHC(O)NR′′ bedeu tet,
B ein geradkettiger oder verzweigter organischer Rest ist, der sich von einer Verbindung B′ mit mindestens einer (für c = 1 und A = NHC(O)O oder NHC(O)NR′′) bzw. mindestens zwei C=C-Doppelbindungen und 5 bis 50 Koh lenstoff-Atomen ableitet,
R gleich Alkyl, Alkenyl, Aryl, Alkylaryl oder Arylalkyl,
R′ gleich Alkylen, Arylen oder Alkylenarylen,
R′′ gleich Wasserstoff, Alkyl oder Aryl,
X gleich Wasserstoff, Halogen, Hydroxy, Alkoxy, Acyloxy, Alkylcarbonyl, Alkoxycarbonyl oder NR′′₂ ist, mit
a gleich 1, 2 oder 3,
b gleich 0, 1 oder 2,
c gleich 0 oder 1, und
x gleich einer ganzen Zahl, deren Maximalwert der Anzahl von Doppelbindungen in der Verbindung B′ minus 1 ent spricht, bzw. gleich der Anzahl von Doppelbindungen in der Verbindung B′ ist, wenn c = 1 und A für NHC(O)O oder NHC(O)NR′′ steht,
wobei die obigen Alkyl- bzw. Alkenyl-Reste gegebenenfalls substituierte geradkettige, verzweigte oder cyclische Re ste mit 1 bzw. 2 bis 20 Kohlenstoff-Atomen sind, Aryl für gegebenenfalls substituiertes Phenyl, Naphthyl oder Bi phenyl steht und sich die obigen Alkoxy-, Acyloxy-, Al kylcarbonyl-, Alkoxycarbonyl-, Alkylaryl-, Arylalkyl-, Arylen-, Alkylen- und Alkylenaryl-Reste von den oben de finierten Alkyl- und Aryl-Resten ableiten,
und wobei die Komponente 2 eine oder mehrere Verbindungen mit mindestens einer substituierten und/oder unsubstituierten Amino-Gruppe enthält.
2. Kovalent-nucleophil selbsthärtendes System nach Anspruch
1, dadurch gekennzeichnet, daß in der allgemeinen Formel I
die Reste und Indices die folgende Bedeutung haben:
X = (C₁-C₄)-Alkoxy, bevorzugt Methoxy und Ethoxy, oder Halogen, bevorzugt Chlor;
R = (C₁-C₄)-Alkyl, bevorzugt Methyl und Ethyl;
R′ = (C₁-C₄)-Alkylen, bevorzugt Methylen und Propylen;
A = O, S, NHC(O)O oder NHC(O)NR′′;
a = 1, 2 oder 3;
c = 0 oder 1;
4-a-b = 0 für c = 0 und 1 für c = 1;
B = wie in Anspruch 1 definiert;
x = wie in Anspruch 1 definiert.
X = (C₁-C₄)-Alkoxy, bevorzugt Methoxy und Ethoxy, oder Halogen, bevorzugt Chlor;
R = (C₁-C₄)-Alkyl, bevorzugt Methyl und Ethyl;
R′ = (C₁-C₄)-Alkylen, bevorzugt Methylen und Propylen;
A = O, S, NHC(O)O oder NHC(O)NR′′;
a = 1, 2 oder 3;
c = 0 oder 1;
4-a-b = 0 für c = 0 und 1 für c = 1;
B = wie in Anspruch 1 definiert;
x = wie in Anspruch 1 definiert.
3. Kovalent-nucleophil selbsthärtendes System nach Anspruch
1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß in der allgemeinen For
mel I die Einheit mit dem Index x ausgewählt ist aus
Triethoxysilyl′ Methyldiethoxysilyl, Methyldichlorsilyl, 3-
Methyldimethoxysilyl-propylthio, 3-Triethoxysilyl-propylthio,
Ethoxydimethylsilyl-methylthio, Methyldiethoxysilyl-methyl
thio oder 3-Triethoxysilyl-propylurethan.
4. Kovalent-nucleophil selbsthärtendes System nach einem
oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß sich in der allgemeinen Formel I B von einer substituier
ten oder unsubstituierten Verbindung B′ mit zwei oder mehre
ren Acrylat- und/oder Methacrylat-Gruppen ableitet.
5. Kovalent-nucleophil selbsthärtendes System nach Anspruch
4, dadurch gekennzeichnet, daß sich in der allgemeinen Formel
I B von Acrylsäureestern von Trimethylolpropan, Pentaeryth
rit, Dipentaerythrit, C₂-C₄-Alkandiolen, Polyethylenglycolen,
Polypropylenglycolen oder gegebenenfalls substituiertem und/
oder alkoxyliertem Bisphenol A ableitet.
6. Kovalent-nucleophil selbsthärtendes System nach einem
oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß die Komponente 2 eine oder mehrere Verbindungen mit min
destens einer substituierten oder unsubstituierten Amino-
Gruppe enthält.
7. Kovalent-nucleophil selbsthärtendes System nach Anspruch
6, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente 2 eine oder
mehrere Verbindungen mit mindestens zwei substituierten und/
oder unsubstituierten Amino-Gruppe enthält.
8. Kovalent-nucleophil selbsthärtendes System nach Anspruch
7, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente 2 eines oder
mehrere Diamine der allgemeinen Formel (II) enthält,
R′′₂N-R³-NR′′₂ (II)in der die Reste R′′ gleich oder verschieden sind und Wasser
stoff, Alkyl oder Aryl bedeuten, R³ einen gegebenenfalls sub
stituierten Alkylen-, Arylen-, Arylenalkylen- oder Alkylen
arylen-Rest mit 1 bis 20 Kohlenstoff-Atomen darstellt, der
geradkettig, verzweigt oder cyclisch ist, wobei Aryl für ge
gebenenfalls substituiertes Phenyl, Naphthyl oder Biphenyl
steht, und in der die Amino-Gruppen an einem oder an ver
schiedenen Kohlenstoff-Atomen sitzen.
9. Kovalent-nucleophil selbsthärtendes System nach Anspruch
7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente 2 eines
oder mehrere Triamine der allgemeinen Formel (III) enthält,
in der die Reste R′′ gleich oder verschieden sind und Wasser
stoff, Alkyl oder Aryl bedeuten, R⁴ einen gegebenenfalls sub
stituierten Alkylen-, Arylen-, Arylenalkylen.- oder Alkylen
arylen-Rest mit 1 bis 20 Kohlenstoff-Atomen darstellt, der
geradkettig, verzweigt oder cyclisch ist, wobei Aryl für ge
gebenenfalls substituiertes Phenyl, Naphthyl oder Biphenyl
steht, und in der die Amino-Gruppen an drei, an zwei oder an
einem Kohlenstoff-Atom sitzen.
10. Kovalent-nucleophil selbsthärtendes System nach einem
oder mehreren der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet,
daß die Komponente 2 eines oder mehrere Tetramine der allge
meinen Formel (IV) enthält,
in der die Reste R′′ gleich oder verschieden sind und Wasser
stoff, Alkyl oder Aryl bedeuten, R⁵ einen gegebenenfalls sub
stituierten Alkylen-, Arylen-, Arylenalkylen- oder Alkylen
arylen-Rest mit 1 bis 20 Kohlenstoff-Atomen darstellt, der
geradkettig, verzweigt oder cyclisch ist, wobei Aryl für ge
gebenenfalls substituiertes Phenyl, Naphthyl oder Biphenyl
steht, und in der die Amino-Gruppen an vier, an drei oder an
zwei verschiedenen Kohlenstoff-Atomen sitzen.
11. Kovalent-nucleophil selbsthärtendes System nach einem
oder mehreren der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet,
daß die Komponente 2 eines oder mehrere Silane der allgemei
nen Formel (V), gegebenenfalls in (vor)kondensierter Form
enthält,
XaSi(R′-NR′′₂)4-a (V)in der die Reste X, R′ und R′′ gleich oder verschieden und wie
in Anspruch 1 definiert sind, mit a gleich 1, 2 oder 3.
12. Kovalent-nucleophil selbsthärtendes System nach einem
oder mehreren der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet,
daß die Komponente 2 eines oder mehrere Silane der allgemei
nen Formel (VI), gegebenenfalls in (vor)kondensierter Form
enthält,
XaSi(R′-NR′′-R′-NR′′₂)4-a (VI)in der die Reste X, R′ und R′′ gleich oder verschieden und wie
in Anspruch 1 definiert sind, mit a gleich 1, 2 oder 3.
13. Kovalent-nucleophil selbsthärtendes System nach einem
oder mehreren der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet,
daß das Amin kovalent gebundene Farbstoffe, UV-Absorber oder
Biomoleküle enthält.
14. Kovalent-nucleophil selbsthärtendes System nach einem
oder mehreren der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet,
daß die Komponente 2 eines oder mehrere Amine mit kovalent
gebundenen Farbstoffen, UV-Absorbern oder Biomolekülen ent
hält.
15. Kovalent-nucleophil selbsthärtendes System nach einem
oder mehreren der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet,
daß Komponente 1 und/oder 2 als weitere hydrolytisch konden
sierbare Verbindungen des Siliciums eine oder mehrere Verbin
dungen der allgemeinen Formel (VII), gegebenenfalls in (vor)
kondensierter Form, enthält,
Rx(R²Z)ySiX4-(x+y) (VII)in der die Reste und Indices gleich oder verschieden sind und
folgende Bedeutung haben:
R = Alkyl, Alkenyl, Aryl, Alkylaryl oder Arylalkyl,
R² = Alkylen oder Alkenylen, wobei diese Reste durch Sauer stoff- oder Schwefelatome oder -NH-Gruppen unterbrochen sein können,
R′′ = Wasserstoff, Alkyl oder Aryl,
X = Wasserstoff, Halogen, Hydroxy, Alkoxy, Acyloxy, Alkyl carbonyl, Alkoxycarbonyl oder NR′′₂,
Z = Halogen oder eine gegebenenfalls substituierte Amino-, Amid-, Aldehyd-, Alkylcarbonyl-, Carboxy-, Mercapto-, Cy ano-, Alkoxy-, Alkoxycarbonyl-, Sulfonsäure-, Phosphor säure-, Acryloxy-, Methacryloxy-, Epoxy- oder Vinyl-Grup pe,
x = 0, 1, 2, oder 3,
y = 0, 1, 2, oder 3, mit x+y = 1,2 oder 3.
R = Alkyl, Alkenyl, Aryl, Alkylaryl oder Arylalkyl,
R² = Alkylen oder Alkenylen, wobei diese Reste durch Sauer stoff- oder Schwefelatome oder -NH-Gruppen unterbrochen sein können,
R′′ = Wasserstoff, Alkyl oder Aryl,
X = Wasserstoff, Halogen, Hydroxy, Alkoxy, Acyloxy, Alkyl carbonyl, Alkoxycarbonyl oder NR′′₂,
Z = Halogen oder eine gegebenenfalls substituierte Amino-, Amid-, Aldehyd-, Alkylcarbonyl-, Carboxy-, Mercapto-, Cy ano-, Alkoxy-, Alkoxycarbonyl-, Sulfonsäure-, Phosphor säure-, Acryloxy-, Methacryloxy-, Epoxy- oder Vinyl-Grup pe,
x = 0, 1, 2, oder 3,
y = 0, 1, 2, oder 3, mit x+y = 1,2 oder 3.
16. Kovalent-nucleophil selbsthärtendes System nach einem
oder mehreren der Ansprüche 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet,
daß Komponente 1 und/oder 2 als weitere hydrolytisch konden
sierbare Verbindungen des Siliciums eine oder mehrere Verbin
dungen der allgemeinen Formel VIII, gegebenenfalls in (vor)
kondensierter Form, enthält,
Yn Si Xm R4-(n+m) (VIII)in der die Reste und Indices gleich oder verschieden sind und
folgende Bedeutung haben:
R = Alkyl, Alkenyl, Aryl, Alkylaryl oder Arylalkyl,
X = Wasserstoff, Halogen, Hydroxy, Alkoxy, Acyloxy, Alkyl carbonyl, Alkoxycarbonyl oder NR′′₂,
R′′ = Wasserstoff, Alkyl oder Aryl,
Y = ein Substituent mit einem substituierten oder unsubsti tuierten 1,4,6-Trioxaspiro-[4,4]-nonan-Rest,
n = 1, 2 oder 3,
m = 1, 2 oder 3, mit n+m 4.
R = Alkyl, Alkenyl, Aryl, Alkylaryl oder Arylalkyl,
X = Wasserstoff, Halogen, Hydroxy, Alkoxy, Acyloxy, Alkyl carbonyl, Alkoxycarbonyl oder NR′′₂,
R′′ = Wasserstoff, Alkyl oder Aryl,
Y = ein Substituent mit einem substituierten oder unsubsti tuierten 1,4,6-Trioxaspiro-[4,4]-nonan-Rest,
n = 1, 2 oder 3,
m = 1, 2 oder 3, mit n+m 4.
17. Kovalent-nucleophil selbsthärtendes System nach einem
oder mehreren der Ansprüche 1 bis 16, dadurch gekennzeichnet,
daß Komponente 1 und/oder 2 als weitere hydrolytisch konden
sierbare Verbindungen eine oder mehrere Aluminium, Titan-
oder Zirkon-Verbindungen, gegebenenfalls in (vor)konden
sierter Form, der allgemeinen Formel IX und/oder X enthält,
AlR°₃ (IX)M Xk R₁ (X)in der die Reste und Indices gleich oder verschieden sind und
folgende Bedeutung haben:
M = Titan oder Zirkon
R° = Halogen, Hydroxy, Alkoxy oder Acyloxy,
k = 1, 2, 3 oder 4, insbesondere 2, 3 oder 4,
l = 0, 1, 2 oder 3, vorzugsweise 0, 1 oder 2,
X = wie im Falle der allgemeinen Formel I definiert,
R = wie im Falle der allgemeinen Formel I definiert.
M = Titan oder Zirkon
R° = Halogen, Hydroxy, Alkoxy oder Acyloxy,
k = 1, 2, 3 oder 4, insbesondere 2, 3 oder 4,
l = 0, 1, 2 oder 3, vorzugsweise 0, 1 oder 2,
X = wie im Falle der allgemeinen Formel I definiert,
R = wie im Falle der allgemeinen Formel I definiert.
18. Kovalent-nucleophil selbsthärtendes System nach einem
oder mehreren der Ansprüche 1 bis 16, dadurch gekennzeichnet,
daß Komponente 1 und/oder 2 thermisch und/oder strahlungsin
duziert copolymerisierbare Monomere und/oder Oligomere und/
oder Polymere enthält.
19. Kovalent-nucleophil selbsthärtendes System nach einem
oder mehreren der Ansprüche 1 bis 18, dadurch gekennzeichnet,
daß Komponente 1 und/oder 2 selbsthärtend copolymerisierbare
Monomere und/oder Oligomere und/oder Polymere enthält.
20. Verwendung der kovalent-nucleophil selbsthärtenden Syste
me nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 19 als Ver
gußmassen, Klebstoffe, Dichtungsmassen, Beschichtungsmassen,
in Formgebungsverfahren, zur Füllstoffherstellung, als Kompo
sit oder Bindemittel, in der Abform- und Verbindungstechnik
und zur Herstellung von Fasern oder Folien.
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- 1995-01-21 EP EP95100809A patent/EP0668326B1/de not_active Expired - Lifetime
- 1995-01-21 AT AT95100809T patent/ATE272096T1/de active
- 1995-01-21 DE DE59510931T patent/DE59510931D1/de not_active Expired - Lifetime
- 1995-01-21 DK DK95100809T patent/DK0668326T3/da active
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