DE4314611A1 - Alanin Racemase und Methoden zu deren Reinigung - Google Patents
Alanin Racemase und Methoden zu deren ReinigungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die Enzyme Alanin Racemase und Methoden zur Reinigung
der Alanin Racemase.
Der Pilz Tolypocladium niveum ist mikrobiologisch in die Klasse der imperfekten
Pilze einzuordnen und ist besonders wegen seiner Fähigkeit Cyclosporine zu bilden von
biotechnologischem Interesse. Als Cyclosporine wird eine Klasse von zyklischen
Undekapeptiden, die aus hydrophoben aliphatischen Aminosäuren aufgebaut sind,
bezeichnet. Diese Substanzen zeigen vielfältige biologische Effekte: der Hauptmetabolit
Cyclosporin A wird aufgrund seiner immunsuppressiven Wirkung als wichtigstes
Medikament zur Verhinderung von Organabstoßungen nach Transplantation eingesetzt.
Die Biosynthese der Cyclosporine erfolgt, wie auch für andere Peptid-Antibiotika
beschrieben, nach dem nicht-ribosomalen Thiotemplate-Mechanismus (Kleinkauf und von
Döhren, 1990). Bemerkenswert ist, daß die gesamte Biosynthese von einem Multienzym
gesteuert wird, welches aus einer einzigen Polypeptidkette besteht und Cyclosporin
Synthetase genannt wird. Dieses Enzym wurde biochemisch gereinigt und charakterisiert
(Schmidt et al., 1992).
Cyclosporin A enthält drei nicht proteinogene Aminosäuren: D-Alanin in Position 8,
α-Aminobuttersäure in Position 3 und die ungewöhnliche Aminosäure (4R)-4-[(E)-2-
Butenyl]-4-Methyl-L-Threonin (Bmt) an Position 1. Solche nicht proteinogenen Aminosäuren
sind charakteristische Bestandteile von Peptid-Antibiotika. In bezug auf den
Einbau von D-Aminosäuren wurde in den bisher untersuchten Peptidsynthetasen
festgestellt, daß die L-Aminosäure von Enzym aktiviert, das heißt, als Thioester gebunden,
und dann direkt am Enzym epimerisiert wird.
Die Cyclosporin Synthetase besitzt im Gegensatz dazu keine integrale Epimerase-Funktion
(Kleinkauf und von Döhren, 1990): sie muß D-Alanin als Baustein für die
Biosynthese zugeführt bekommen. Tolypocladium niveum muß daher über eine Alanin
Racemase verfügen. Es ist bemerkenswert, daß alle bisher beschriebenen Alanin
Racemasen prokaryontischen Ursprungs sind. Die Hauptfunktion der prokaryontischen
Alanin Racemasen besteht in der Bereitstellung von D-Alanin für die Zellwandsynthese.
Die Hemmung dieser Enzyme als antibiotisches Prinzip wurde daher sehr intensiv
untersucht (Thornberry et al., 1987). Alanin Racemase aus Tolypocladium niveum ist das
erste Enzym dieser Klasse, welches aus einem eukaryontischen Organismus isoliert wurde.
Aminosäure Racemasen in isolierter Form oder als Bestandteil immobilisierter
Zellen sind für die großtechnische Herstellung von Aminosäuren (in L- oder D-Form)
interessant, die unter anderem als Futteradditiva oder für ähnliche Zwecke verwendet
werden (z. B. Ishiwata et al., 1990, Takeda 1988). Die häufig breite Substratspezifität dieser
Enzyme (Inagaki et al., 1987, Asano and Endo, 1988) ermöglicht dabei vielfältige
Anwendungsmöglichkeiten.
Die Erfindung bezieht sich auf die Alanin Racemase aus Tolypocladium niveum in
gereinigter Form, Methoden zur Reinigung der Alanin Racemase und ihre Anwendung zur
enzymatischen Herstellung von D-Aminosäuren. Beispiele für Tolypocladium niveum
schließen Tolypocladium niveum ATCC 34921 und davon abgeleitete Stämme ein.
Die Alanin Racemase aus Tolypocladium niveum ist in der Literatur bisher nicht
beschrieben worden. Um einen Zugang zu diesem Enzym zu finden, war es daher zunächst
erforderlich, einen Aktivitätsnachweis zu entwickeln. Da dieses Enzym den Baustein D-Alanin
für die Cyclosporin Biosynthese zuliefert, und diese Aminosäure von der
Cyclosporin Synthetase mit sehr hoher Affinität erkannt wird, wurde zum Auffinden des
Enzyms zunächst der Diketopiperazin-Assay (DKP-Assay) entwickelt. Cyclosporin
Synthetase bildet bei Anwesenheit von D-Alanin, Leucin und AdoMet das Diketopiperazin
cyclo(D-Ala-N-MeLeu) (Billich and Zocher 1987). Bei Anwesenheit von L-Alanin wird
das entsprechende L-Isomere des DKP gebildet. Allerdings ist die Affinität der Cyclosporin
Synthetase gegenüber D-Alanin um so vieles höher als gegenüber L-Alanin, daß schon
Spuren von D-Alanin neben L-Alanin ausreichen, um ganz spezifisch das D-isomere DKP
zu bilden. Durch diesen Assay (beschrieben in Beispiel 1) war es erstmals möglich, dieses
Enzym nachzuweisen. Da die Methode sehr aufwendig in der Durchführung und nicht
quantifizierbar ist, außerdem gereinigte Cyclosporin Synthetase benötigt wird, war es
notwendig, weitere, einfachere Nachweisverfahren zu entwickeln.
Als ebenfalls sehr sensitive Methode bot sich die Entwicklung eines
Nachweisverfahrens über Derivatisierung der Aminosäuren mit einer chiralen
fluoreszierenden Gruppe an. Diese Methode hat gegenüber der DKP-Methode vor allem
den Vorteil, daß sie auf praktisch alle Aminosäuren angewendet werden kann und sich
daher gut für die Untersuchung von Substratspezifitäten eignet. Die nachzuweisenden
Aminosäuren werden mit einem fluoreszierenden, chiralen Reagenz derivatisiert, wobei
verschiedene Reagentien in der Literatur beschrieben sind. Durch diese Derivatisierung
entstehen diastereomere Verbindungen, die aufgrund ihrer sterischen Verschiedenheit auf
einer achiralen stationären Phase getrennt werden können. Bevorzugt werden dafür
chromatografische Methoden an Silicagel-Materialien, die sich für einen Betrieb unter
Hochdruckbedingungen eignen (HPLC), verwendet. Im speziellen Fall erwies sich die
Derivatisierung mit (+)-1-(9-Fluorenyl)ethylchloroformat als besonders geeignet. Die
Auftrennung der derivatisierten Aminosäuren erfolgte auf einem Silicagel-Material. Die
Methode ist in Beispiel 2 beschrieben. Als Enzymeinheit ist nach IUPAC-Nomenklatur
jene Menge Protein definiert, die pro Minute 1 µmol L-Alanin zu D-Alanin epimerisiert.
Eine weitere Methode, die sich die unterschiedliche Stereochemie von L- und D-Enantiomeren
zunutze macht, ist die Auftrennung der underivatisierten Aminosäuren an
einer achiralen Phase. Dazu kann man z. B. achirale Dünnschichtplatten verwenden, wie sie
unter Beispiel 5 beschrieben sind. Ein Nachteil der Methode ist, daß mit radioaktiv
markierten Aminosäuren gearbeitet werden muß, um die nötige Nachweisempfindlichkeit
zu erreichen. Ein Vorteil der Methode besteht darin, daß sie wie die HPLC-Methode zur
Untersuchung aller Aminosäuren verwendet werden kann.
Eine weitere Methode, mit der ebenfalls die Epimerisierung aller Aminosäuren
analysiert werden kann, ist der PHZ-Assay (2,4-dinitrophenylhydrazin), der unter Beispiel
4 beschrieben ist.
Zur Aufreinigung des Enzyms ist es in erster Linie wichtig, einen Assay zur Hand
zu haben, der einfach und schnell in der Durchführung ist. Weiters soll er genügend
empfindlich sein, das heißt, es soll die Epimerisierung jener Aminosäure getestet werden,
auf die das Enzym am spezifischsten reagiert. Im Fall der Racemase aus Tolypocladium
niveum ist das die Aminosäure L-Alanin. Der einfachste und zuverlässigste Nachweis der
Epimerisierung von L-Alanin kann mit der DAO/LDH-Methode, beschrieben in Beispiel
3, geführt werden.
Als Ausgangsbasis wurde die für prokaryontische Racemasen in der Literatur
beschriebene Methode verwendet (Badet et al., 1984, Wang und Walsh, 1978): das
gebildete D-Alanin wird nachgewiesen, indem man es mit D-Aminosäureoxidase zu
Pyruvat oxidiert; Pyruvat wird wiederum unter NADH-Verbrauch zu Lactat reduziert. Der
Verbrauch an NADH ist equimolar zum gebildeten D-Alanin und wird durch die Abnahme
der UV-Absorption bei 340 nm bestimmt. In der Literatur ist dieser Assay in seiner
"gekoppelten" Form beschrieben, das heißt, alle genannten Reaktionen (Epimerisierung des
Alanins, Oxidation zu Pyruvat und Reduktion zu Lactat) werden simultan durchgeführt.
Diese Methode hat in nur grob angereicherten Enzymextrakten aus Tolypocladium niveum
nur unzuverlässige Meßwerte geliefert. Aus diesem Grund wurden die Reaktionen
entkoppelt: im ersten Teilschritt wurde die Epimerisierung des L-Alanins zum D-Alanin
durchgeführt, und nach Hitzeinaktivierung der Enzyme wurde das gebildete D-Alanin in
einem zweiten Teilschritt zu Pyruvat und Lactat umgesetzt. Diese Entkopplung hat auch
den Vorteil, daß die optimalen Bedingungen für die Epimerisierungsreaktion ohne
Beeinflussung durch die nachfolgenden Reaktionen ermittelt werden können. Durch
sorgfältige Optimierung der Reaktionsparameter (pH-Optimum, T-Optimum, Cofaktor-Bedarf,
Oxidationsschutz) im ersten Teilschritt konnte damit eine hochempfindliche
Nachweismethode für die Alanin Racemase aus Tolypocladium niveum etabliert werden,
deren Prinzip (Entkopplung der Teilreaktionen) auch auf Alanin Racemasen aus anderen
Organismen angewendet werden kann.
Die Reinigung des Enzyms erfolgt nach üblichen Verfahren. Der Zellaufschluß
kann aus feuchten oder lyophilisierten Zellen durchgeführt werden. Liegen die Zellen
feucht vor, kann ein Druckaufschluß, z. B. mit einer Manton Gaulin Apparatur oder mit
einer French Press, oder ein Aufschluß mit einer Glaskugelmühle durchgeführt werden.
Lyophilisierte Zellen werden dagegen zweckmäßigerweise durch Zermörsern unter
flüssigem Stickstoff aufgeschlossen. Im Fall der Alanin Racemase lag das Mycel in
lyophilisiertem Zustand vor, so daß ein Aufschluß des Mycels durch Zermörsern unter
flüssigem Stickstoff am zweckmäßigsten war.
Dem Aufschluß folgt eine grobe Klärung des Rohextrakts durch mitteltourige
Zentrifugation (um 10 000 g).
Die Alanin Racemase kann aus einem derart geklärten Rohextrakt durch die
üblichen Methoden der Proteinreinigung angereichert werden. Es können alle üblichen
Proteinfällungsmethoden (z. B. Aussalzen mit Ammoniumsulfat) und alle üblichen
chromatografischen Verfahren zur Reinigung der Alanin Racemase herangezogen werden,
wie z. B. Ionenaustausch-Chromatografie, Gelpermeations-Chromatografie, hydrophobe
Interaktions-Chromatografie, Pseudoaffinitäts-Chromatografie an Farbstoff-Sepharosen,
Chromatografie an anorganischen Trägermaterialien, wie z. B. Hydroxylapatit, und andere.
Bei der Alanin Racemase wurde die Reinigung in folgenden Stufen durchgeführt:
Ionenaustausch-Chromatografie an QAE-Sepharose, gefolgt von hydrophober Interaktions-Chromatografie
an Phenyl-Sepharose, Gelfiltration an Superdex TM200 und
Kationenaustausch-Chromatografie an Cellulose-Phosphat. Als letzter Schritt erwies sich
eine Anionenaustausch-Chromatografie an Mono-Q als besonders günstig, da an dieser
Säule eine hohe Auflösung der Proteine erzielt werden kann. Nach dieser Stufe war die
spezifische Racemase-Aktivität gegenüber dem Rohextrakt etwa 6000fach angereichert und
betrug etwa 50 units/mg.
Man trifft eine Zuordnung der Proteinbande zur Aktivität, in dem man den Verlauf
der Enzymaktivität in den nacheinander von Mono-Q eluierenden Fraktionen mit dem
Auftreten der einzelnen Proteinbanden in einem SDS-PAGE korreliert. Im Fall der Alanin
Racemase konnte unter denaturierenden Bedingungen (SDS) eine Proteinbande mit Mr ca.
39 000 zugeordnet werden. Anfärbung der Proteine im SDS-PAGE mit Coomassie Blue
ergab, daß die Alanin Racemase nach dem in Beispiel 6 durchgeführten
Reinigungsprotokoll eine homogene Präparation darstellt.
Zur weiteren Charakterisierung der Alanin Racemase wurde die relative Molmasse
des nativen Enzyms ermittelt. Durch Gelpermeations-Chromatografie wurde eine Mr um
100 000 ermittelt. Die durch solche Analysen erhaltenen Werte dürfen bekannterweise nur
als Richtwerte betrachtet werden, da das Verhalten eines Proteins auf einem Molekularsieb
nicht nur von seiner Größe, sondern auch von seiner (nicht bekannten) Gestalt, von seiner
Hydrophobizität und von unspezifischen Wechselwirkungen mit der Gelmatrix abhängt. In
Kombination mit der Mr des denaturierten Proteins von 39 000 ist es sehr wahrscheinlich,
daß die Alanin Racemase als Homodimeres vorliegt, wie auch für eine Reihe anderer
Racemasen beschrieben wurde (Inagaki et al., 1986, Inagaki et al., 1987, Wang und Walsh,
1978).
Die biochemische Charakterisierung der homogenen Enzympräparation ergab für
das Enzym folgende Kenndaten: pH-Optimum für die Epimerisierung von L-Alanin ist pH
8,8. In vitro liegt das T-Optimum bei 47°C, was für eine hohe Temperaturstabilität des
Enzyms spricht. Durch diese Eigenschaft ist zu erwarten, daß das Enzym robust genug ist,
um zur Herstellung eines Biokatalysators verwendet werden zu können. Für optimale
Aktivität benötigt das Enzym Zusätze von DTT (20 mM) sowie von Pyridoxalphosphat (50 µM); letztere Substanz entspricht dem natürlichen Cofaktor von Aminosäure Racemasen.
Die Anwendbarkeit einer Aminosäure Racemase wird durch ihre Substrat-Spezifitäten
festgelegt. Besonders solche Enzyme sind für großtechnische Anwendungen
interessant, die ein breites Substrat-Spektrum aufweisen, also eher unspezifisch sind. Die
Alanin Racemase aus Tolypocladium niveum kann praktisch jede angebotene Aminosäure
epimerisieren, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß. Da jedoch alle Versuche unter
Bedingungen durchgeführt wurden, die für die Epimerisierung von L- zu D-Alanin
optimiert wurden, kann man berechtigt annehmen, daß die Epimerisierungsausbeute für
bestimmte Aminosäuren durch Optimierung der Reaktionsparameter erhöht werden kann.
So liegt z. B. der optimale pH-Bereich für die Epimerisierung von D- zu L-Alanin bei pH
9,5 anstatt bei pH 8,8 (Steigerung der Umsatzrate um 100%).
Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung, ohne sie jedoch zu beschränken.
Diese Methode kann nur für den Nachweis der Racemisierung von L- zu D-Alanin
verwendet werden. Das Prinzip der Methode beruht darauf, daß auch geringe Mengen D-Alanin
für die Cyclosporin Synthetase ein wesentlich besseres Substrat darstellen als das
im Überschuß vorhandene Racemisierungs-Substrat L-Alanin. Der Nachweis des gebildeten
D-Alanins erfolgt über seinen Einbau in das Diketopiperazin cyclo(D-Ala-MeLeu),
katalysiert von der Cyclosporin Synthetase.
Die Reaktion wird durch Zugabe von je 2 ml H₂O gestoppt; das gebildete
DKP wird mit 2 ml H₂O-gesättigtem Ethylacetat extrahiert und nach dem Abdampfen der
EtOAc-Phase auf Dünnschicht nachgewiesen.
Die eingedampften Proben werden in je 10 µl EtOAc
aufgenommen und chromatografiert.
Platten: HPLC KG 60 ohne F₂₅₄ (Merck Nr. 5641)
Laufmittel: EtOAc+MeOH+H₂O=100+5+1
Laufstrecke: 18 cm
Platten: HPLC KG 60 ohne F₂₅₄ (Merck Nr. 5641)
Laufmittel: EtOAc+MeOH+H₂O=100+5+1
Laufstrecke: 18 cm
Die Dünnschichtplatten werden nach dem Trocknen entweder direkt oder
nach dem Besprühen mit einem Enhancer ("Amplify" von Amersham; Cat.code RPN. 16)
autoradiografiert. Dauer: ca. 2-3 Tage ohne und über Nacht mit Amplifizierung. Die
Zuordnung von D- bzw. L-DKP erfolgt durch simultane Chromatogafie von "heißen"
DKP-Markern. Zur Quantifizierung werden die DC-Platten in einem Radioaktivitäts-Scanner
ausgewertet. Die Rf-Werte von D-DKP bzw. L-DKP liegen bei 0,33 bzw. 0,18.
Die Herstellung der DKP-Marker erfolgt nach dem gleichen Pipettierschema wie die
DKP-Synthese aus dem Racemase-Ansatz, nur daß statt dem Inkubat der Racemase-Reaktion
D-Alanin bzw. L-Alanin in einer Endkonzentration von 700 µM zugesetzt wird.
Diese Methode kann für den Nachweis der Racemisierung jeder beliebigen
Aminosäure verwendet werden. Das Nachweisprinzip beruht auf der Derivatisierung der
Aminosäure zu einer fluoreszierenden Verbindung, was einen sehr empfindlichen Nachweis
nach Auftrennung an einer reversed phase-Säule ermöglicht.
In einen 10 ml-Erlenmeyerkolben werden 0,5 ml Wasser, 0,5 ml
Aceton und 0,5 ml Kaliumkarbonatpuffer pH 9,9 vorgelegt, mit 50 µl
Inkubationslösung (1. Stufe, enzymatischer Assay) versetzt und nach Zugabe von 0,5 ml
(+)-Flec ((+)-1-(9-Fluorenyl)ethylchloroformat, 18 mM in Aceton) die Reaktion gestartet.
Nach genau 2 Minuten wird durch Zugabe von 20 µl Eisessig die Derivatisierungsreaktion
gestoppt, die Probe 2 mal mit je 2,5 ml Pentan extrahiert, die wäßrige Phase zentrifugiert
und der klare Überstand in HPLC-Vials abgefüllt.
HPLC: Pumpe und Sampler: HP-1050, Spektralfluorometer SFM 23B (Kontron)
Fluß: 1,0 ml/min
Eluent: Phase A: Acetatpuffer (32 mM, pH 4,35); Phase B: Tetrahydrofuran
Gradient: linear von 15% auf 35% B in 35 Minuten
Injektionsvolumen: 20 µl
Säulentemperatur: 35°C
Säule: 150 * 6,3 * 4,6 mm (Länge * Außendurchmesser * Innendurchmesser), gefüllt mit Nucleosil 100-3, C18, 3 µm
Detektion: Fluoreszenz, Anregungswellenlänge 265 nm, Emissionswellenlänge 340 nm, Empfindlichkeit LOW
Fluß: 1,0 ml/min
Eluent: Phase A: Acetatpuffer (32 mM, pH 4,35); Phase B: Tetrahydrofuran
Gradient: linear von 15% auf 35% B in 35 Minuten
Injektionsvolumen: 20 µl
Säulentemperatur: 35°C
Säule: 150 * 6,3 * 4,6 mm (Länge * Außendurchmesser * Innendurchmesser), gefüllt mit Nucleosil 100-3, C18, 3 µm
Detektion: Fluoreszenz, Anregungswellenlänge 265 nm, Emissionswellenlänge 340 nm, Empfindlichkeit LOW
Nach Flächenintegration der entsprechenden Peaks erfolgt die Auswertung mit
Hilfe der externen Standardmethode.
Diese Methode eignet sich in erster Linie zum Nachweis der Racemisierung von L-
zu D-Alanin. Ihr Vorteil liegt in der einfachen und schnellen Handhabung.
Wie unter Beispiel 2 beschrieben.
Die Ansätze werden in 500 µl Quarz-Küvetten (Quarzglas Suprasil Mikroküvetten
von Hellma, Nr. 104.002-QS) überführt, und der durch den NADH-Verbrauch bewirkte
Extinktionsabfall wird 20-30 Minuten bei 340 nm gemessen.
Auswertung: Unter der berechtigten Annahme, daß nahezu alles gebildete D-Alanin von DAO und LDH umgesetzt wird (wurde überprüft), und daß weiters pro Mol gebildetem D-Alanin ein Mol NADH verbraucht wird, läßt sich die Umsatzrate von L-Ala zu D-Ala direkt aus dem NADH-Abfall berechnen.
Auswertung: Unter der berechtigten Annahme, daß nahezu alles gebildete D-Alanin von DAO und LDH umgesetzt wird (wurde überprüft), und daß weiters pro Mol gebildetem D-Alanin ein Mol NADH verbraucht wird, läßt sich die Umsatzrate von L-Ala zu D-Ala direkt aus dem NADH-Abfall berechnen.
Eignet sich allgemein zum Nachweis von D-Aminosäuren (Nagata et al., 1985).
Wie unter Beispiel 2 beschrieben.
100 µl der 1. Stufe werden mit 0,75 units DAO und 90 µl Puffer (50 mM Tris-HCl pH 8,5,
4 mM EDTA, 20 mM DTT, 50 µM PLP) gemischt und 20 Minuten bei 37°C inkubiert.
Danach werden 100 µl PHZ-Lösung (1 mM in 1 N HCl) zugesetzt, 10 Minuten bei 37°C
geschüttelt, danach 700 µl 0,6 N NaOH zugesetzt. Nach 5minütigem Stehenlassen bei
Raumtemperatur wird die Absorption bei 445 nm gemessen.
Diese Methode eignet sich prinzipiell zum Nachweis der Racemisierung aller
Aminosäuren.
Wie unter Beispiel 2 beschrieben.
Stoppen der Reaktion und Fällung der Proteine durch Zugabe von
150 µl Aceton. Nach Zentrifugation wurde der Überstand einrotiert und in 10 µl 0,1 M
HCl/Methanol (1 : 1, v/v) aufgenommen. Die gesamte Probe wurde auf eine DC-Chiralplatte
aufgetragen.
Platte: Chiralplatte Kieselgel RP mit Cu2+ und chiralem Reagenz; Macherey-Nagel Art. Nr. 811057
Laufmittel: Aceton : MeOH : H₂O=10 : 2 : 2
Laufdauer: 2 Stunden
Platte: Chiralplatte Kieselgel RP mit Cu2+ und chiralem Reagenz; Macherey-Nagel Art. Nr. 811057
Laufmittel: Aceton : MeOH : H₂O=10 : 2 : 2
Laufdauer: 2 Stunden
Durch Autoradiografie (einige Tage); zur Quantifizierung mit dem
Dünnschicht-Radioaktivitätsscanner.
Fermentationsbrei wurde bei 16 000 g, 10 Minuten, abzentrifugiert. Der Brei wurde
zweimal mit physiologischer Kochsalzlösung unter Zusatz von 5 mM EDTA gewaschen
und gefriergetrocknet. In dieser Form kann er über mehrere Monate bei -70°C gelagert
werden. Zur Extraktion wurde das Myzel unter flüssigem Stickstoff zermörsert und mit 10 ml
Puffer A (10 ml/g: 200 mM Tris-HCl, pH 8,5, 300 mM KCl, 4 mM EDTA, 20 mM
DTT, 50 µM PLP) 1 Stunde gerührt. Diese und alle folgenden Schritte wurden bei 0-4°C
durchgeführt. Um Schwebeteilchen zu entfernen, wurde der Extrakt 30 Minuten
zentrifugiert (Beckman M2-21, JA 14-Rotor, 10 000 upm). Der Überstand wurde als
Rohextrakt bezeichnet.
Der Überstand der Extraktion (250 ml, dialysiert gegen Puffer B: 50 mM Tris-HCl pH 8,5,
4 mM EDTA, 20 mM DTT, 50 µM PLP) wurde auf eine 12×2,5 cm große Säule mit 6 ml/min
aufgetragen. Beim Trennmaterial handelte es sich um eine QAE-Sepharose Fast
Flow von Pharmacia, vorequilibriert mit 150 ml Puffer B. Nach dem Auftragen wurde mit
Puffer B gespült, bis kein Protein mehr eluierte. Die Racemase-Aktivität wurde mit 80 ml
Puffer B mit einem Salzgehalt von 150 mM NaCl eluiert. Zur Regeneration wurde die
Säule mit 1 M NaCl gewaschen.
Das aktive Eluat der QAE-Sepharose wurde direkt mit 1 ml/min appliziert
(Säulendurchmesser 1,3 cm). Beim Säulenmaterial handelte es sich um Phenyl-Sepharose
CL-4B von Pharmacia, vorequilibriert mit Puffer B). Pro mg Protein wurden 0,3 ml
Phenyl-Sepharose verwendet. Nach dem Auftragen wurde mit Puffer B gewaschen, bis im
Durchlauf kein Protein mehr nachweisbar war. Zur Elution wurde ein linearer Gradient von
0 auf 8% Triton X in Puffer B mit einer Laufgeschwindigkeit von 1 ml/min angelegt.
Vor der Gelfiltration wurden die aktivsten Fraktionen der Phenyl-Sepharose-Säule zunächst
durch Ultrafiltration mit Centricon 30 (Amicon) auf ein Volumen von maximal 5 ml
konzentriert. Für die Chromatografie wurde eine fertiggepackte Superdex TM200-Säule (60×1,6 cm,
von Pharmacia) benutzt. Unter Berücksichtigung des nachfolgenden
Reinigungsschrittes wurde die Trennung in Puffer C (50 mM HEPES pH 8,5, 4 mM
EDTA, 20 mM DTT, 50 µM PLP, 50 mM NaCl) durchgeführt. Die Laufgeschwindigkeit
betrug 0,5 ml/min, die Fraktionsgröße 2 ml.
Beim Trennmaterial handelte es sich um P11 Cellulose-Phosphat von Whatman. Die
Chromatografie wurde in Puffer D (wie Puffer C, jedoch pH 7,5; + Zusatz von 15%
Glyzerin) durchgeführt. Das Trennmaterial wurde vor Verwendung nach den Angaben des
Herstellers aktiviert. Das Säulenvolumen betrug 0,5 ml Cellulose-Phosphat pro mg Protein.
Die Säule wurde mit Puffer D equilibriert und nach dem Auftragen der Proteinprobe bis
zum Absinken der Extinktion gewaschen. Die Elution der gebundenen Proteine erfolgte mit
einem linearen NaCl-Gradienten von 0 auf 220 mM in 5 Minuten und von 220 auf 400 mM
in 20 Minuten. Die Flußrate betrug 1 ml/min, die Fraktionsgröße 2 ml.
Nach 30 Minuten Dialyse der aktiven Fraktionen von Cellulose-Phosphat gegen Puffer B
wurden diese auf eine Mono Q HR 5/5 (von Pharmacia, equilibriert in Puffer B)
aufgetragen. Nach dem Waschen der Säule mit Puffer B wurde die Racemase mit einem
Gradienten von 0 auf 70 mM NaCl in 10 min und von 70 auf 120 mM NaCl in 60 min bei
einer Laufgeschwindigkeit von 1 ml/min eluiert. Die Fraktionsgröße betrug 1,8 ml.
Eine Mr-Analyse wurde für das Enzym sowohl im nativen als auch im denaturierten
Zustand durchgeführt.
Die Mr-Analyse
wurde an einer TSK-3000-SWG 21,5×600 mm, mit einer TSK-SWG 21,5×75 mm
Vorsäule, an einer HPLC-Anlage durchgeführt. Puffer: 0,2 M Tris/HCl pH 7,5;
Flußrate: 5 ml/min. Die Kalibrierung der Gelsäule erfolgte mit den Eichproteinen Aldolase
(Mr 160 000), IgG (150 000), alkalische Phosphatase (140 000), BSA (68 000), Ovalbumin
(45 000), Carboanhydrase (30 000) und Myoglobulin (18 800). Es wurde eine Mr um
100 000 ermittelt.
Die
Polyacrylamidgel-Elektrophorese unter SDS wurde nach Lämmli (1970) durchgeführt. Es
wurde ein 10%iges Gel verwendet und die Elektrophorese 1000 Vh lang durchgeführt
(0,75×14×14 cm). Als Referenz wurde ein LMW-Standard von Pharmacia verwendet
(low molecular weight standard). Das Molekulargewicht wurde durch Erstellen einer
Eichkurve mit ca. 39 000 ermittelt.
Die Kenndaten des Enzyms wurden mit den in den Beispielen 1-5 beschriebenen
Nachweismethoden für die Epimerisierung von L- zu D-Alanin ermittelt. Das gereinigte
Enzym weist eine spezifische Aktivität von 50 units/mg auf und zeigt seine optimale in
vitro-Aktivität bei 47°C, unter Zusatz von 50 µM PLP, 20 mM DTT und bei pH 8,8. Unter
diesen Bedingungen beträgt sein KM-Wert gegenüber L-Alanin 40 mM.
Zur Bestimmung der Substratspezifität wurden sowohl der HPLC-Assay (Beispiel 2)
als auch der PHZ-Assay (Beispiel 4) verwendet. Die getesteten Aminosäuren wurden in
einer Konzentration von 50 mM angeboten. Die umgesetzte Menge wurde auf den Umsatz
an L-Alanin unter identischen Bedingungen bezogen. Dabei ergaben sich folgende
Spezifitäten:
Asano Y. and Endo K.: Amino acid racemase with broad substrate specificity, its
properties and use in phenylalanine racemization. Appl Microbiol Biotechnol 29 (1988)
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Badet B., Roise D. and Walsh C.: Inactivation of the dadB Salmonella typhimurium alanine racemase by D and L isomers of β-substituted alanines: Kinetics, stoichiometry, active site peptide sequencing, and reaction mechanism. Biochemistry 23 (1984) 5188-5194.
Badet B. and Walsh C.: Purification of an alanine racemase from Streptococcus faecalis and analysis of its inactivation by (1-Aminoethyl)phosphonic acid enantiomers. Biochemistry 24 (1985) 1333-1341.
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Verwendete Abkürzungen | |
µCi | |
Mikrocurie | |
µg | Mikrogramm |
µl | Mikroliter |
µm | Mikrometer |
µM | Mikromolar |
ACV | Aminoadipyl-Cysteinyl-Valin |
AdoMet | S-Adenosyl-Methionin |
ATP | Adenosintriphosphat |
DAO | D-Aminosäure Oxidase |
DTT | Dithiothreitol |
EDTA | Aethylendiamintetraessigsäure |
FPLC | Fast Performance Liquid Chromatography |
g | Gramm |
(g/v)% | Gewicht/Volumen in % |
gv% | Gewicht/Volumen in % |
GBq | Giga-Bequerel |
h | Stunden |
HEPES | N-2-Hydroxyethyl-piperazine-N-2-propansulfonsäure |
HP-RPC | High Pressure - Reversed Phase Chromatography |
HPLC | High Pressure Liquid Chromatography |
kDa | Kilodalton |
l | Liter |
LDH | Lactat-Dehydrogenase |
MBq | Mega-Bequerel |
mg | Milligramm |
min | Minuten |
ml | Milliliter |
mM | Millimolar |
MOPS | 3-Morpholinopropansulfonsäure |
Mr | relative Molmasse |
mU | milli-units |
NADH | Nicotinamid-adenin-dinukleotid, reduziert |
pH | pH-Wert |
PLP | Pyridoxylphosphat |
SDS | Natriumdodecylsulfat |
SDS-PAGE | SDS-Polyacrylamid Gelelektrophorese |
Tricin | N-tris(hydroxymethyl)methylglycine |
Tris | Tris(hydroxymethyl)aminomethane |
Upm | Umdrehungen pro Minute |
V | Volumen |
(v/v)% | Volumen Prozent |
Claims (3)
1. Alanin Racemase aus Tolypocladium niveum in gereinigter Form.
2. Alanin Racemase gemäß Anspruch 1, worin sie aus Tolypocladium niveum ATCC
34921 ist.
3. Alanin Racemase gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Alanin
Racemase eine spezifische Aktivität von zu mindestens 50 units/mg aufweist.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19934314611 DE4314611A1 (de) | 1993-05-04 | 1993-05-04 | Alanin Racemase und Methoden zu deren Reinigung |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19934314611 DE4314611A1 (de) | 1993-05-04 | 1993-05-04 | Alanin Racemase und Methoden zu deren Reinigung |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4314611A1 true DE4314611A1 (de) | 1995-01-12 |
Family
ID=6487072
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19934314611 Ceased DE4314611A1 (de) | 1993-05-04 | 1993-05-04 | Alanin Racemase und Methoden zu deren Reinigung |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4314611A1 (de) |
-
1993
- 1993-05-04 DE DE19934314611 patent/DE4314611A1/de not_active Ceased
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Legal Events
Date | Code | Title | Description |
---|---|---|---|
8131 | Rejection |