DE4311597A1 - Verfahren zur Messung an einem Elektromotor - Google Patents
Verfahren zur Messung an einem ElektromotorInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Messung an einem
Elektromotor für Rotations- oder Linearbewegungen mit
mechanisch und/oder magnetisch ausgeprägten Polen am Rotor
bzw. am sich linear bewegenden Sekundärteil, beispielsweise
nach dem Reluktanzprinzip, zur sensorlosen Ermittlung der
Rotordrehzahl bzw. der Geschwindigkeit des Sekundärteils,
der Lage des Rotors bzw. des Sekundärteils und des am Elek
troantrieb wirkenden Lastmomentes bzw. der am Sekundärteil
wirkenden Kräfte, wobei an den Anschlußklemmen des Elektro
motors der zeitliche Verlauf der angelegten elektrischen
Spannung u(t) und des dabei fließenden elektrischen Stromes
i(t) während des Betriebes gemessen wird.
Ein solches Verfahren ist bereits vorgeschlagen worden:
ETEP Vol. 1, No. 1/1991, "New Rotor Position Detector for
Permanent Magnet Synchronous Machines Using the ′Inform′-
Method". Dabei werden unter Vermeidung von teurer und
störanfälliger Sensorik ausschließlich elektrische Größen
gemessen, um auf diesem Wege die physikalischen Kennwerte
des Elektromotors ermitteln zu können. Zu diesem Zweck wer
den dem Elektromotor vom Umrichter erzeugte Spannungs
sprünge eingeprägt, die entweder während des Betriebes des
Elektromotors ohnehin auftreten oder, wenn das nicht der
Fall ist, künstlich generiert werden. Mit jeder derartigen
Veränderung der elektrischen Spannung ändert sich auch der
an den Klemmen meßbare elektrische Strom. Die Meßwerte bei
der physikalischen Größen werden von einem Rechner ins Kom
plexe übertragen, und es kann eine komplexe Kenngröße er
mittelt werden, welche dem Quotienten aus Stator-Spannungs-Raumzeiger
und zeitlicher Änderung des Stator-Strom-Raum
zeigers proportional oder umgekehrt proportional ist. Diese
Kenngröße schwankt infolge der zeitabhängigen Längs- und
Querinduktivitäten des Rotors mit dessen Lage; aus ihr wird
durch Rechnung im Komplexen der gesuchte Polradwinkel er
mittelt.
Da im allgemeinen die erforderlichen Spannungssprünge nicht
zur Verfügung stehen, wenn eine Messung erfolgen soll,
bleibt nichts weiter übrig, als derartige Spannungssprünge
im Umrichter zu erzeugen und auf den Elektromotor auf zu
schalten. Dabei besteht die Gefahr, daß der Elektromotor
ungleichmäßig läuft und eine erhebliche zusätzliche Ge
räuschentwicklung auftritt. Die Messung kann auch nicht
fortlaufend durchgeführt werden, weil ein Spannungssprung
zunächst abgeklungen sein muß, bevor ein neuer Spannungs
sprung induziert wird. Es ist auch unvorteilhaft, wenn die
gesamte Rechnung im Komplexen abgewickelt werden muß, um
die Lage des Rotors zu ermitteln. Es führt dies zu einer
sehr aufwendigen Rechnung. Außerdem müssen die bei der Bil
dung der komplexen Kenngrößen auftretenden spannungs-,
strom-, drehzahl- und flußbetragsabhängigen Offsets in
Real- und im Imaginärteil durch Korrekturwerte berücksich
tigt bzw. eliminiert werden. Diese Korrekturwerte müssen
für den Motor bekannt sein.
Umrichtergesteuerte Elektromotoren gewinnen durch die fort
schreitend verbesserte Leistungs- und Informationselektronik
zunehmend an Bedeutung. Sie sind gegenüber elektrisch
erregten Elektromotoren insbesondere von höherer Robust
heit. Allerdings wird ein solcher Elektromotor wiederum
empfindlicher, wenn Sensoren eingebaut werden müssen, um
bestimmte physikalische Motorkenngrößen zu ermitteln. Auch
die Kosten eines solchen Elektromotors steigen mit der An
zahl der Sensoren und der damit verbundenen Auswerteelek
tronik. Andererseits ist die Kenntnis insbesondere der
Drehzahl und der Lage des Rotors wie auch des wirksamen
Lastdrehmomentes erwünscht, um sicherzustellen, daß der
Elektromotor synchron läuft und erforderliche Drehzahlände
rungen unter Berücksichtigung der Motorleistung zeitoptimal
verlaufen.
Die Erfindung hat sich demzufolge die Aufgabe gestellt, ein
Verfahren der eingangs näher bezeichneten Art so auszufüh
ren, daß die bei dem oben näher beschriebenen Meßverfahren
auftretenden Nachteile vermieden werden. Dabei sollen ins
besondere am speisenden Umrichter keinerlei Manipulationen
vorgenommen werden wie das Aufschalten von Spannungssprün
gen; die Messung der eingangs bezeichneten physikalischen
Kenngrößen soll kontinuierlich erfolgen und die erforderli
chen Kenngrößen des Elektromotors sollen gleichzeitig be
stimmt werden. Außerdem ist es erwünscht, daß das Verfahren
über die reine Messung hinaus auch zur Bereitstellung der
Regelgrößen verwendet werden kann, wenn beispielsweise
Rotordrehzahl und Rotorposition geregelt werden sollen.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch die im kennzeichnen
den Teil des Hauptanspruches angegebenen Merkmale gelöst.
Die Erfindung beseitigt die Nachteile des Standes der Tech
nik in einfacher Weise. Besonders bemerkenswert ist es, daß
für das gesamte Meßverfahren lediglich die elektrischen
Meßwerte von Strom und Spannung an den Klemmen des Elektro
motors gemessen werden, aus denen sich durch ein geeignetes
mathematisches Modell für die Übergangsfunktion des Elek
tromotors alle relevanten physikalischen Kenngrößen konti
nuierlich mit Hilfe des Mikroprozessors berechnen lassen.
In wenig aufwendiger Weise läuft dabei die Auswertung ab,
wenn die Übergangsfunktion, die auch als Differentialglei
chungen vorliegen kann, durch z-Transformation in eine
Differenzengleichung überführt wird. Die dabei zu erzie
lende Genauigkeit bei der Berechnung der physikalischen
Kenngröße reicht im allgemeinen aus. Außerdem werden dabei
Offseteinflüsse selbständig kompensiert.
Weitere Merkmale der Erfindung enthalten die Unteransprü
che.
Das Verfahren ist geeignet, die Lage des Rotors kontinuier
lich zu messen. Es ist deshalb möglich, das Verfahren zur
Regelung der Rotordrehzahl über die Frequenz und die Span
nungsamplitude des Umrichters bei optimalem Betriebspunkt
(minimale Blindleistung) unter Ausnutzung der Feld
schwächung zu verwenden. Ist der Polradwinkel bekannt, dann
kann im nichtstationären Betrieb unter Verwendung seiner
Beschleunigung und mit Hilfe der an den Klemmen gemessenen
elektrischen Größen das auf die Motorwelle reduzierte Mas
senträgheitsmoment des Rotors berechnet werden. Ist dieses
Massenträgheitsmoment bekannt, dann ist zu jedem Zeitpunkt
bei Drehzahländerungen das Motormoment aufteilbar in das
zur Beschleunigung des Rotors erforderliche und das an der
Welle wirksame Drehmoment, d. h. das Lastdrehmoment kann
über diese Beziehung bestimmt werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist vorteilhaft auch auf Li
nearmotore zur Optimierung des Energiebedarfs anwendbar.
Die Erfindung wird nachstehend anhand der Zeichnung an ei
nem Ausführungsbeispiel näher erläutert. Es zeigen
Fig. 1a bis 1c je eine schematische Skizze der geometrischen
Verhältnisse zwischen Rotor und Stator eines
Elektromotors mit zwei verschiedenen
Polrad-Stellungen bzw. eines
Linearmotors,
Fig. 2 und 2a den theoretischen Verlauf der Ersatzinduktivität
L′ über dem Rotorwinkel und
die Zuordnung der Ersatzinduktivität L′
zum Rotorwinkel zwischen Maximal- und
Minimalwert der Ersatz
induktivität L′, ohne
(Fig. 2) und mit
unterschied
licher
(Fig. 2a) Belastung,
Fig. 3 den gemessenen Induktivitätsverlauf in Abhängig
keit vom Rotorwinkel bei nichtangetriebener Ma
schine,
Fig. 4 ein Übertragungsmodell,
Fig. 5 ein Ersatz-Übertragungsmodell,
Fig. 6 Spannungs- und Stromverlauf an einer Motorklemme
bei der Simulation eines asynchronen Anlaufs,
Fig. 7a und 7b die schematische Darstellung des Synchron-(Reluktanz-)Motors
mit (Fig. 7a) kleinem
und (Fig. 7b) großen Lastwinkel,
Fig. 8 den Verlauf von gemessener Klemmenspannung u, ge
messenem Klemmenstrom i und berechneter Ersatz Induktivität
L′ und
Fig. 9 den Verlauf von Spannung u und Strom i bei sich
änderndem Lastdrehmoment.
An den Anschlußklemmen des Motors wird der zeitliche Ver
lauf von Spannung und Strom gemessen. Dabei ist der Strom
verlauf wesentlich von der Rotorlage abhängig, da sich die
auf die Wicklung wirkende Induktivität mit der Rotorlage
ändert. Die wirksame Induktivität ist der Luftspaltlänge
indirekt proportional. Danach wirkt auf die Wicklung eine
große Induktivität, wenn sich der Pol des Rotors an der
Wicklung befindet, hingegen wirkt auf die Wicklung eine
kleine Induktivität, wenn sich die Pollücke an der Wicklung
befindet. Dies verdeutlicht der in Fig. 1 dargestellte
schematische Aufbau eines Elektromotors mit ausgeprägten
Polen. Diese geschilderten Sachverhalte sind bekannt und in
der Literatur hinreichend beschrieben. Aufgrund dieser
Überlegungen ergibt sich an einer Wicklung prinzipiell der
in Fig. 2 angegebene Induktivitätsverlauf in Abhängigkeit
von der Rotorlage, wobei der Kurvenverlauf noch besonders
geprägt sein kann von der Ausgestaltung von Polen und Pol
lücken. Der Induktivitätsverlauf, der aus Messungen an ei
ner nichtrotierenden Maschine entstanden ist, ist in Abhän
gigkeit von der Rotorposition in Fig. 3 dargestellt und be
stätigt die theoretischen Überlegungen bezüglich des Induk
tivitätsverlaufs in Abhängigkeit vom Rotorwinkel. Neu ge
genüber dem derzeitigen Stand der Technik bei diesem Ver
fahren zur Messung des Induktivitätsverlaufes bei rotieren
der Maschine ist, daß keine Aufschaltung von Testsignalen
auf die Maschine durch den Umrichter erforderlich ist, daß
es ein kontinuierliches Ausgangssignal liefert, daß zur Be
rechnung der Induktivität ein Verfahren benutzt wird, wel
ches unter Umgehung der komplexen Rechnung auf der z-Trans
formation beruht und wenig Rechenleistung erfordert und daß
aus einem Testlauf für jeden Motor die Information über den
Zusammenhang zwischen Rotorlagewinkel und der auf die Wick
lung wirksamen Induktivität gewonnen werden kann.
Zur Anwendung dieses Verfahrens wird das Übertragungsmodell
der Maschine, wie es in Fig. 4 angegeben ist, in ein sehr
stark vereinfachtes Modell mit dem Ersatzwiderstand R′ und
der Ersatzinduktivität L′ überführt, wie es in Fig. 5 ge
zeigt ist.
Um von der Ersatzinduktivität auf den Lastwinkel ϕ
schließen zu können, muß noch der Zusammenhang zwischen
diesen beiden Größen ermittelt werden. Dies kann während
eines asynchronen Anlaufes geschehen, wenn die Frequenz des
Drehfeldes der angelegten Spannung wesentlich größer ist
als die Drehzahl des Rotors. Die sich dabei ergebenden Ver
läufe von Spannung und Strom an einer Wicklung sind in Fig.
6 dargestellt. Daraus ist erkennbar, daß sich bei kleiner
Ersatzinduktivität (Pollücke) ein großer Strom und eine
kleine Phasenverschiebung und bei großer Ersatzinduktivität
(Pol) ein kleiner Strom und eine große Phasenverschiebung
ergibt. Diese Verläufe wurden in einer Simulation ermit
telt. Dann nämlich wirkt über mehrere Drehfeldperioden der
Pol auf die Wicklung, und genauso wirkt über mehrere Peri
oden die Pollücke auf die Wicklung. Während der Pol auf die
Wicklung wirksam ist, kann nach der beschriebenen Methode
die Ersatzlängsinduktivität L′d bestimmt werden, und wäh
rend die Pollücke auf die Wicklung wirkt, kann die Er
satzquerinduktivität L′q ermittelt werden. Zwischen beiden
liegt bei einer Maschine, wie sie schematisch in Fig. 1c
dargestellt ist, eine Rotorverdrehung von 90°. Da der Dreh
winkel des Rotors einen linearen Verlauf aufweist, kann je
der zwischen der Ersatzlängsinduktivität L′d (Pol) und der
Ersatzquerinduktivität L′q (Pollücke) ermittelten Indukti
vität ein bestimmter Rotorwinkel zugeordnet werden. Damit
ist es möglich, im laufenden Betrieb über die berechnete
Ersatzinduktivität auf den Rotorwinkel zu schließen. Bei
Synchronmaschinen mit ausgeprägten Polen steigt bekanntlich
mit zunehmender Belastung der Winkel zwischen dem am Stator
umlaufenden Drehfeld und dem Rotor an. Dieser Lastwinkel
beeinflußt ebenfalls die aus den Klemmengrößen ermittelbare
Ersatzinduktivität. Um dies zu verdeutlichen, wird das
Dreiphasensystem am zweckmäßigsten in eine Zweiachsendar
stellung mit den Spannungen uα und uβ überführt. Diese
Spannungen werden zu einem Vektor, dem Spannungsraumzeiger,
zusammengefaßt.
Zwischen dem umlaufenden Spannungsraumzeiger und dem Rotor
stellt sich der momentenabhängige Lastwinkel ein (Fig. 7).
In Fig. 7 sind die Darstellungen für zwei unterschiedliche
Lastwinkel angegeben. Man erkennt, daß bei einem kleinen
Lastwinkel in a.) die Feldlinienlänge s kleiner ist als in
b.) bei einem großen Lastwinkel. Da die Ersatzinduktivität
indirekt proportional der Feldlinienlänge s ist, ist die
aus dem Lastwinkel resultierende Ersatzinduktivität bei
kleinem Lastmoment größer als bei großem Lastmoment. Die
aus der Last resultierende Ersatzinduktivität und die aus
der Rotorlage sich ergebende Ersatzinduktivität überlagern
sich zu der Gesamtinduktivität, die über die Klemmengrößen
zu ermitteln ist. Werden die ermittelten Ersatzinduktivitä
ten über einen Rotorwinkel von 90° gemittelt, so ist dies
eine aussagefähige Größe für den Lastwinkel. Gegebenenfalls
muß der Zusammenhang zwischen dem Mittelwert der Ersatz Induktivität
und dem Lastwinkel meßtechnisch ermittelt wer
den. Um auch bei belasteter Maschine den Rotorlagewinkel
ermitteln zu können, ist in einem Testlauf aus dem Verlauf
der Ersatzinduktivität mit Maximalwert L′d und Minimalwert
L′q die Beziehung Rotorwinkel = f (Ersatzinduktivität) zu
bestimmen. Diese Beziehung kann dann benutzt werden, um
über die ermittelte Ersatzinduktivität den Rotorwinkel zu
bestimmen. Fig. 8 zeigt den Verlauf der Ersatzinduktivität
über dem Rotorwinkel. Diese Ersatzinduktivität wurde mit
dem beschriebenen Verfahren aus dem Spannungs- und Strom
verlauf ermittelt, die an einer laufenden Reluktanzmaschine
aufgenommen sind. Der Verlauf zeigt auch, daß durch unter
schiedliche Gestaltung der Pole an der Höhe der Ersatzin
duktivität exakt festgestellt werden kann, welcher der Pole
bei einer zweipoligen Maschine gerade auf die Wicklung
wirkt.
Aus Fig. 6 kann man entnehmen, daß die Phasenverschiebung
α1 klein ist bei niedriger Induktivität L. Dies ist der
Fall, wenn (bei einem einzigen Polpaar) nur die Querinduk
tivität Lq des Rotors R wirksam ist. Der Polradwinkel π be
trägt dann 90°. Die Phasenverschiebung erreicht für α2 ihr
Maximum, wenn bei einem Polradwinkel π von 0° die Längsin
duktivität Ld wirksam ist, bei der der an der Klemme gemes
sene Strom i ein Minimum hat.
Unter Ausnutzung dieses Sachverhaltes ist man in der Lage,
während des Hochlaufes des Rotors aus dem Stand durch Mes
sung des maximalen Stromes i und der minimalen Phasenver
schiebung α1 auf die Größe der Querinduktivität Lq und
durch Erfassung des minimalen Stromes i und der maximalen
Phasenverschiebung α2 die Größe der Längsinduktivität Ld
bzw. deren Ersatzgrößen zu errechnen. Wird diese Messung
bei jedem Anlaufvorgang durchgeführt, dann ist gewährlei
stet, daß die Induktivitäten und Ströme stets unter Berück
sichtigung aller mit dem Elektromotor verbundenen Wider
stände, Induktivitäten und Kapazitäten ermittelt werden. Es
werden deshalb stets und zwanglos die tatsächlichen Werte
der Querinduktivität Lq und der Längsinduktivität Ld bzw.
deren Ersatzgröße für den jeweiligen apparativen Zustand
ermittelt.
Die Fig. 9 zeigt den Verlauf der Spannung u und des Stromes
i bei geändertem Lastdrehmoment. Es ist zu erkennen, daß
die Phasenverschiebung α1 bei kleinem Lastdrehmoment größer
ist als die Phasenverschiebung α2 bei einem größeren Last
drehmoment. Es besteht also ein Zusammenhang zwischen dem
Lastdrehmoment und dem Polradwinkel, der über die Klemmen
spannung bzw. den Klemmenstrom bestimmt werden kann. Be
rücksichtigt man noch die Wirkleistung und die Verluste des
Elektromotors, dann kann dieser Zusammenhang mathematisch
beschrieben werden. Da man außer dem Polradwinkel auch die
Drehfeldfrequenz zu jedem Zeitpunkt kennt, kann man daraus
unter Einbeziehung der Abtastzeit die Winkelbeschleunigung
des Rotors berechnen. Damit ist es möglich, das Lastdrehmo
ment zu zerlegen in den Anteil, der zur Beschleunigung des
Rotors erforderlich ist, und in den Anteil, der als An
triebsmoment an der Motorwelle zur Verfügung steht.
Es gilt die Beziehung
u = i * (R′+s * L′) (1)
mit
s=j * ω (2)
Aus Gleichung (1) ergibt sich die s-Übertragungsfunktion für das Ersatzsystem
Um L′ und R′ aus den digitalisierten Verläufen von Klemmenspannung u(t) und
Klemmenstrom i(t) ermitteln zu können, muß das System über die z-Transformation in den
abgetasteten Zeitbereich überführt werden. Die z-Übertragungsfunktion mit einem
Halteglied nullter Ordnung lautet
Zum Einsetzen in Gl. (4) wird Gl. (3) folgendermaßen umgeformt
Mit der Zeitkonstanten T=L′R′ folgt aus Gl. (5)
Durch Einsetzen von Gl. (6) in Gl. (7) folgt nach Ausführung der z-Transformation mit der
Abtastzeit T₀
Mit den Abkürzungen
und
a₁ = -e-T₀/T (9)
folgt aus Gl. (7)
Die z-Übertragungsfunktion in Gl. (10) kann durch den Rechtsverschiebungssatz der
z-Transformation in eine Differenzengleichung überführt werden. Diese lautet
i (k) = -α1 * i (k-1) + b1 * u (k-1) (11)
Damit ist der Klemmenstrom zum Abtastzeitpunkt k * T0 abhängig von der
Klemmenspannung und vom Klemmenstrom zum Abtastzeitpunkt (k-1) * T0 sowie von den
Parametern der Differenzengleichung a1 und b1. Für den vorhergehenden Abtastschritt gilt
i (k-1) = -α1 * i (k-2)+b1 * u(k-2) (12)
Die Gln. (11) und (12) lassen sich in Matrix schreibweise folgendermaßen darstellen
Aus Gl. (13) lassen sich a₁ und b₁ berechnen nach der Beziehung
Damit lassen sich a1 und b1 aus den letzten drei gemessenen Werten des Klemmenstromes
und aus den letzten beiden Werten der aufgeschalteten Klemmenspannung berechnen. Sind
a1 und b1 bekannt, so lassen sich daraus mit Hilfe der Gln. (9) und (8) und mit der
Definition der Zeitkonstanten die Ersatzinduktivität L′ und der Ersatzwiderstand R′
berechnen.
Claims (14)
1. Verfahren zur Messung an einem Elektromotor für Rota
tions- oder Linearbewegungen mit mechanisch und/oder magne
tisch ausgeprägten Polen am Rotor bzw. am sich linear bewe
genden Sekundärteil, beispielsweise nach dem Reluktanzprin
zip, zur sensorlosen Ermittlung der Rotordrehzahl bzw. der
Geschwindigkeit des Sekundärteils, der Lage des Rotors bzw.
des Sekundärteils und des am Elektroantrieb wirkenden Last
momentes bzw. der am Sekundärteil wirkenden Kräfte, wobei
an den Anschlußklemmen des Elektromotors der zeitliche Ver
lauf der angelegten elektrischen Spannungen u(t) und des
dabei fließenden elektrischen Stromes i(t) während des Be
triebes gemessen wird,
dadurch gekennzeichnet, daß
- a) durch einen Rechner, beispielsweise einen Mi kroprozessor, aus den so gewonnenen Meßdaten der Spannung (u(t)) und des Stromes (i(t)) ein Er satzwiderstand (R′(t)) und eine zeitabhängige Er satzinduktivität (L′(t)) eines nur diese beiden Größen in Reihe verwendenden Übertragungsmodells des Stromkreises des Elektromotors fortlaufend mittels eines Rechenalgorithmus gemäß Anlage 1 berechnet und als Meßsignale digitalisiert und abrufbar gespeichert werden,
- b) unter Einfügen von geometrischen Randbedingungen in das Rechenprogramm, die durch den konstrukti ven Aufbau des Elektromotors vorgegeben sind, beispielsweise von singulären Ersatzinduktivitä ten (L′(ϕ)s) bei bestimmten Polrad-Stellungen, die Meßsignale für die zeitabhängige Ersatzinduk tivität (L′(t)) in solche einer dazu in bekannter und im Rechenprogramm realisierbarer, beispiels weise linearer Beziehung stehenden polradwin kelabhängigen Ersatzinduktivität (L′(ϕ)) trans formiert und abrufbar im Rechner gespeichert wer den und
- c) durch Vorgabe einer definierten Laufzeit (t0) des Elektromotors aus den gespeicherten Meßsignalen der polradwinkelabhängigen Ersatzinduktivität der zu der vorgegebenen Laufzeit (t0) ge hörige Polradwinkel (ϕ0(t0)) ermittelt und abruf bar gespeichert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
der Polradwinkel (ϕ0(t0)) während des synchronen Betriebes
des Elektromotors gemessen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der Polradwinkel (ϕ0(t0)) während des asynchronen Be
triebes des Elektromotors, beispielsweise während des An
laufens oder unter Last, gemessen wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß anstelle des Polradwinkels (ϕ0(t0)) die
Polverschiebung zwischen Stator und Sekundärteil eines Li
nearmotors ermittelt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß mittels des Rechenalgorithmus gemäß An
lage 1 die Längsinduktivität (Ld) und die Querinduktivität
(Lq) des Rotors (R) bzw. des Sekundärteiles oder deren Er
satzgrößen errechnet werden und daraus der stationäre Pol
radwinkel (ϕs) zwischen dem Ständerfeld (S) und der
Längsachse (D) des Rotors (R) bzw. die relative Polver
schiebung zwischen Stator und Sekundärteil bestimmt wird
und daß daraus beim synchronen Betrieb mittels dieser
Größen der jeweilige Polradwinkel (ϕ0(t0)) bzw. die Pol
verschiebung errechnet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß
die Längsinduktivität (Ld) oder deren Ersatzgröße aus dem
Maximum der Phasenverschiebung (α1) und die Querinduktivi
tät (Lq) oder deren Ersatzgröße aus dem Minimum der Phasen
verschiebung (α2) zwischen Strom (i) und Spannung (u) be
stimmt werden, die beim asynchronen Betrieb des Elektromo
tors, z. B. beim Anlaufen, ermittelt worden sind.
7. Verfahren nach Anspruch 5 und 6, dadurch gekennzeich
net, daß der Istwert des Polradwinkels (ϕo) aus der momen
tanen Gesamtinduktivität (L′(t0)), die aus den gemessenen
Größen für den Strom (i(t0)), die Spannung (u(t0)) und die
Phasenverschiebung (α0(t0)) von dem Rechner berechnet wird,
und der zuvor bestimmten Längsinduktivität (Ld) und der
Querinduktivität (Lq) durch den Prozessor errechnet wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß aus der Änderung der Phasenverschiebung
(α) und/oder aus der Änderung des Polradwinkels (ϕ) bzw.
der Polverschiebung die Drehzahl (n) des Rotors (R) und
daraus das wirksame Lastmoment bzw. das Motordrehmoment
(mA) durch den Prozessor ermittelt werden.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß
von dem Prozessor der Istwert des Polradwinkels (ϕo) bzw.
der Polverschiebung mit einem als Sollwert dienenden Pol
radwinkel (ϕo,s) bzw. Polverschiebung verglichen und die
dabei ermittelte Regelabweichung zur Regelung der
Rotordrehzahl (n) bzw. der Geschwindigkeit des Sekundartei
les verwendet wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß
in Abhängigkeit der Polradwinkeldifferenz die Führungs
größen so verstellt werden, daß eine minimale Blindleistung
erhalten wird.
11. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß
aus der Änderung der Phasenverschiebung (α) und/oder aus
der Änderung des Polradwinkels bzw. der Polverschiebung die
Winkelgeschwindigkeit bzw. die Lineargeschwindigkeit und
-beschleunigung errechnet werden.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß aus dem Polradwinkel bzw. der Polver
schiebung, dem Massenträgheitsmoment bzw. Masse und der Be
schleunigung des Rotors bzw. des Sekundärteiles das von der
Motorwelle abgegebene Moment bzw. die vom Sekundärteil auf
gebrachte Kraft errechnet wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch
gekennzeichnet, daß der Motor von einem Wechselrichter ge
speist wird.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß
zur Berechnung der elektrischen Größen der Prozessor des
Wechselrichters verwendet wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4311597A DE4311597A1 (de) | 1992-04-22 | 1993-04-08 | Verfahren zur Messung an einem Elektromotor |
Applications Claiming Priority (2)
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---|---|---|---|
DE4213190 | 1992-04-22 | ||
DE4311597A DE4311597A1 (de) | 1992-04-22 | 1993-04-08 | Verfahren zur Messung an einem Elektromotor |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4311597A1 true DE4311597A1 (de) | 1993-12-09 |
Family
ID=25914119
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE4311597A Withdrawn DE4311597A1 (de) | 1992-04-22 | 1993-04-08 | Verfahren zur Messung an einem Elektromotor |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4311597A1 (de) |
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1993
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