DE4216699A1 - Verfahren und Einrichtung zum automatischen Schutz einer Anlage, insbesondere eines Kernkraftwerks - Google Patents
Verfahren und Einrichtung zum automatischen Schutz einer Anlage, insbesondere eines KernkraftwerksInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum automati
schen Schutz einer Anlage, vorzugsweise zum Schutz eines
Kraftwerks, insbesondere eines Kernkraftwerks, wobei mit
einem Rechennetzwerk Eingangssignale aus der Anlage redun
dant erfaßt und verarbeitet und Ausgangssignale in Form
von Auslöse- und/oder Stellbefehlen für Stellglieder abge
geben werdend wenn vorgegebene Kriterien erfüllt sind.
Für die leittechnische Überwachung einer Anlage, insbeson
dere eines Kraftwerks, und in noch verstärktem Maße für
den leittechnischen Schutz eines Kernkraftwerks sind für
die Festlegung des Schutzkonzeptes und die Auswahl der
Gerätetechnik folgende Kriterien maßgebend: größtmögliche
Sicherheit, hohe Verfügbarkeit und bestmögliche Wirtschaft
lichkeit. Das Kriterium "größtmögliche Sicherheit" hat
absoluten Vorrang vor allen anderen. Das Kriterium "hohe
Verfügbarkeit" ergibt sich aus den relativ hohen Investi
tionskosten und den großen Einheitsleistungen sowie - bei
Kernkraftwerken - aus den niedrigeren Betriebskosten im
Vergleich zu fossil beheizten Kraftwerken. Unter dem
Kriterium "bestmögliche Wirtschaftlichkeit" ist insbesonde
re der materialschonende Betrieb und die optimale Ausnut
zung des Brennstoffs zu verstehen.
Die Leittechnik kann in zwei Teilbereiche aufgeteilt wer
den, in die Sicherheitsleittechnik und in die betriebliche
Leittechnik. Die vorliegende Erfindung befaßt sich vorwie
gend mit der Sicherheitsleittechnik, deren Funktions
fähigkeit durch redundanten Aufbau und/oder durch selbst
tätige Funktionsprüfung oder andere Maßnahmen dauernd
sichergestellt wird, die jedoch im völlig ungestörten
Betrieb keine Aktionen auszuführen hat. Im Anforderungsfall
haben die Systeme der Sicherheitsleittechnik Vorrang vor
allen Aktionen der betrieblichen Leittechnik. Zur Sicher
heitsleittechnik zählen bei einem Kernreaktor der Reaktor
schutz, die Reaktor-Begrenzungen und in begrenztem Maße
die Reaktorregelung und das Informationssystem.
Bei Einsatz der bisherigen analog/binären Geräte- und
Systemtechnik für die Reaktor-Sicherheitsleittechnik wurden
mit Rücksicht auf die begrenzten Möglichkeiten dieser Tech
nik, aber auch die geforderte Zuverlässigkeit der Funktio
nen, möglichst einfache Funktionen vorgesehen. Dies gilt
sowohl für die Störungserkennung als auch für die Entschei
dung der Durchführung von (Abhilfe-)Maßnahmen. Damit wurde
dem deutschen kerntechnischen Regelwerk (KTA 3501) Rech
nung getragen, wonach pro betrachtetem Störereignis zwei
unterschiedliche Anregungskriterien zur Ausführung sehr
sicher auszulösender Schutzaktionen gefordert werden. Da
durch soll eine Schutzaktion ohne Rücksicht darauf ausge
löst werden, daß man weder das jeweilige Störfallspektrum
noch jede der postulierten Störungen mit ausreichender
Sicherheit kennt bzw. voraussagen kann. Für die dazugehöri
ge Hardware der Leittechnik (in analog/binärer Wirkungswei
se) wurde eine Diversitäts-Forderung nicht erhoben, da die
Hardware in der historisch gewachsenen und durch hohe Be
triebsstundenanzahl bewährten Ausführung als hinreichend
zuverlässig angesehen wurde. Außerdem waren die besonders
zuverlässig auszuführenden Schutzmaßnahmen in den meisten
Fällen abschaltender Art. Schutzmaßnahmen wurden mit
festem Vorrang vor Hand- oder Regelungsaktionen ausgeführt
(und dabei meist sehr konservativ dimensioniert).
Durch die vorliegende Erfindung soll das Verfahren der ein
gangs genannten Art so ausgestaltet werden, daß auch bei
Einsatz komplexer, hochwertiger digitaler Leittechnik, die
Anwendung sogenannter Anregungskriterien und eine verfei
nerte anschließende Vorrangbildung ermöglicht werden.
Insbesondere sollen die Vorteile der digitalen Technik
(vor allem verbesserte Rechenmöglichkeiten und damit die
Anwendung sogenannter analytischer Redundanz) so genutzt
werden, daß die notwendigen Sicherheitsmargen verringert
werden, dabei aber trotzdem gleich große oder gar noch
größere Zuverlässigkeit, als sie durch die bisherige Leit
technik erreichbar ist, verwirklicht wird.
Erfindungsgemäß wird die gestellte Aufgabe mit einem Ver
fahren der eingangs genannten Art gemäß Kennzeichen des
Anspruchs 1 durch die folgenden Maßnahmen gelöst:
- a) in mindestens zwei, jeweils mehrkanaligen und zueinander diversitären Rechensystemen werden über Signalbewertungs stufen aus den Eingangssignalen analoge und/oder binäre Informationen erzeugt, welche anomalie-signifikante Prozeßvariable der Anlage, sogenannte Teilkriterien, liefern;
- b) die Teilkriterien werden einer oder mehreren Signalvor rangstufen zugeführt, welche jeweils die Information der Teilkriterien nutzen, ein störungs-, störfall- oder situations-signifikantes Anregungskriterium als - ggf. zeitabhängige - Funktion AK(t) = f(PKi) der Teilkrite rien PKi zu ermitteln, welches als Schlüsselwert zur Auswahl der jeweils am besten geeigneten Gegenmaßnahmen dient.
Vorteilhafte Weiterbildungen dieses Verfahrens sind in den
Ansprüchen 2 bis 6 angegeben. Bevorzugt verwendet von den
zueinander diversitären Rechensystemen nach Anspruch 1
eines oder eine Gruppe ereignis-orientierte Anregungs
kriterien und das andere Rechensystem oder eine andere
Gruppe von Rechensystemen symptom-orientierte Anregungs
kriterien. Vorteilhaft ist es auch, wenn zur Erkennung ein
und desselben Störfalls im Sinne einer analytischen Redun
danz mehrere vollständig diversitäre Anregungskriterien
herangezogen werden, so daß aus dieser Mehrzahl von
Anregungskriterien dasjenige mit der höchsten Priorität
ausgewählt werden kann.
Wenn in einer oder mehreren Signalvorrangstufen eine
Vorrangbildung hinsichtlich eines oder mehrerer Anregungs
kriterien getroffen wurde, so wird gemäß einem weiteren
Merkmal der Erfindung mittels einer nachgeschalteten und
zur Ansteuerung von Stellgliedern vorgesehenen Maßnahmen-
Auswahlstufe jeweils diejenige Maßnahmenkombination ange
wählt, welche die am besten geeigneten Gegenmaßnahmen gegen
die dem jeweils ermittelten Anregungskriterium entsprechen
de Störung oder unerwünschte Situation umfaßt.
Das Anregungskriterium oder mehrere solcher Kriterien kön
nen grundsätzlich in analoger oder binärer Form vorliegen.
Eine Analogform der Anregungskriterien erhält man gemäß
einem weiteren Merkmal der Erfindung dadurch, daß inner
halb der jeweiligen Signalbewertungsstufe die Eingangs
signale einer Auswahlstufe, z. B. einer Zwei-von-vier-Aus
wahlstufe, zugeleitet werden und/oder dem ausgewählten
oder durchgelassenen Signal in einer Wichtungsstufe ein
zwischen Null und 100 % (bzw. zwischen Null und 1) liegen
der Signalpegel aufgedrückt wird, welcher der Anomalie-
Signifikanz des so erzeugten Teilkriteriums gerecht wird.
Besonders einfach ist es in diesem Zusammenhang, wenn zur
Bildung des Anregungskriteriums die Signalpegel der Teil
kriterien innerhalb der jeweiligen Signalvorrangstufe ein
ander überlagert werden.
Ein vorteilhafter Verfahrensschritt zur Bildung eines
Anregungskriteriums besteht darin, daß in den Signalvorrang
stufen zugeordneten oder vorgeschalteten Wichtungsstufen
Wichtungssignale erzeugt werden, die im Vergleich zu einem
ersten Wichtungssignal verzögert sind, so daß sich in der
betreffenden Signalvorrangstufe zunächst eine Dominanz des
ersten Wichtungssignals als Vorrangsignal und nach Ablauf
der Verzögerungszeit eine Dominanz der weiteren Wichtungs
signale als Vorrangsignal ergibt, wobei dann das dominie
rende Vorrangsignal das Anregungskriterium repräsentiert.
Die Vorrangbildung kann gemäß einem anderen Verfahrens
schritt auch dadurch erfolgen, daß von den weiteren Wich
tungssignalen wenigstens eines mit einer Bedingung verknüpft
wird, so daß abhängig davon, ob die Bedingung eintritt
oder nicht, die weiteren Wichtungssignale über ein erstes
Wichtungssignal als Vorrangsignal dominieren oder nicht.
Zur Ermöglichung einer (normalerweise nicht erforderlichen)
Handauslösung ist es vorteilhaft, daß mit einer Wichtung,
welche die Wichtung des normalerweise dominierenden Wich
tungssignals überschreitet, eine Handauslösung in Wirkver
bindung mit wenigstens einer Vorrangstufe gebracht wird.
Die mit der Erfindung erzielbaren Vorteile sind vor allem
darin zu sehen, daß aufgrund der analogen und/oder digita
len Signalauswertung und der verbesserten Rechenmöglichkei
ten mit digitaler Technik viele nicht meßbare physikalische
Größen und sinnvolle "Sicherheitsvariable" schnell, zuver
lässig und genau genug berechnet werden können, und nun
mit ihrer Hilfe Anregungskriterien abgeleitet werden kön
nen, die nicht nur Mindestinformationen enthalten, sondern
durch Zusatzinformation sowohl in ihrer Zuverlässigkeit
gegen (auch mehrere) Eingangssignalfehler resistenter ge
macht werden können als auch nennenswert die Wahrschein
lichkeit korrekter Identifikation einer bestimmten Störung
oder Situation (mit einer definierten Streuung) erhöhen.
Die algorithmischen Möglichkeiten umfangreicherer Simula
tionen gestatten auch die Diversifizierung der Anregungs
kriterien (ereignis- und symptom-orientiert) und eine
Zuordnung optimaler Gegenmaßnahmen zu jeder identifizier
ten Störung oder unzulässigen Situation. Es kann damit ge
zielt materialschonend sowohl der Stärke als auch dem zeit
lichen Ablauf einer einsetzenden Störung entsprechend
entgegengearbeitet werden.
Gegenstand der Erfindung ist gemäß Anspruch 7 auch eine
leittechnische Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens
nach einem der Ansprüche 1 bis 6, zum selbsttätigen Schutz
einer Anlage, vorzugsweise zum Schutz eines Kraftwerks,
insbesondere eines Kernkraftwerks, mit einem Rechennetz
werk zur mehrfach redundanten Verarbeitung von störungs-,
störfall- und situations-relevanten Eingangssignalen, wel
che als abfragbare Parameter der zu schützenden Anlage vor
liegen und welche vom Rechennetzwerk zur Abgabe von Aus
gangssignalen in Form von Auslöse- oder Stellbefehlen für
Stellglieder verarbeitbar sind, wenn vorgegebene Kriterien
erfüllt sind, welcher sinngemäß die eingangs gestellte
Aufgabe zugrundeliegt und welche zur Lösung dieser Aufgabe
die im Kennzeichen des Anspruchs 7 angegebenen Merkmale
aufweist.
Vorteilhafte Weiterbildungen dieser leittechnischen Ein
richtung nach Anspruch 7 sind in den Ansprüchen 8 bis 12
angegeben.
Im folgenden werden anhand der Zeichnung, in welcher mehre
re Ausführungsbeispiele dargestellt sind, das Verfahren
nach der Erfindung und leittechnische Einrichtungen zu
dessen Durchführung noch näher erläutert. In der Zeichnung
zeigen in zum Teil vereinfachter, schematischer Darstel
lungsweise:
Fig. 1 eine leittechnische Einrichtung mit drei zueinan
der diversitären digitalen Rechensystemen;
Fig. 2 das Detail der ersten Signalvorrangstufe, welche
dem ersten und zweiten Rechensystem gemeinsam ist;
Fig. 3 in Tabellenform die Bildung des Anregungskrite
riums aus der ersten Signalvorrangstufe zugeführten Teil
kriterien;
Fig. 4 das Detail der zweiten Signalvorrangstufe aus
Fig. 1;
Fig. 5 in Tabellenform die Bildung des Anregungs
kriteriums aus der zweiten Signalvorrangstufe zugeführten
Teilkriterien;
Fig. 6 das Detail der dritten Signalvorrangstufe und
Fig. 7 in Tabellenform die Bildung des Anregungskrite
riums bei der dritten Signalvorrangstufe aus dieser Stufe
zugeführten Teilkriterien.
Fig. 1 zeigt eine Schaltung, die drei digital arbeitende
Rechensysteme C1, C2 und C3 unterschiedlicher Kategorien 1
bis 3 umfaßt. Jedes der Rechensysteme C1 bis C3 ist redun
dant aufgebaut; so umfaßt das erste Rechensystem vier Un
tersysteme A, von denen jedes an eine Leitung a des vier
solche Leitungen a aufweisenden Leitungsbus LB1 angeschlos
sen ist. Das zweite Rechensystem C2 umfaßt vier Unter
systeme B und vier weitere Untersysteme C in jeweils vier
fach redundanter Ausführung, wobei je eines der Unter
systeme B bzw. C an je eine der Leitungen b c des Vierfach-
Leitungsbus LB2 angeschlossen sind. Das dritte Rechensystem
C3 enthält lediglich zwei Untersysteme D. Den Rechensyste
men C1 bis C3 bzw. ihren Untersystemen A, B, C und D sind
als Ganzes mit SBS bezeichnete Signalbewertungsstufen nach
geschaltet, die im einzelnen mit VSA, VSB, VSC und VSD be
zeichnet sind. Die Signalbewertungsstufe VSA bildet ein
Zwei-von-vier-System und ist vierkanalig an die Buslei
tungen a angeschlossen, die Signalbewertungsstufen VSB und
VSC sind entsprechend vierkanalig an die Busleitungen b c
angeschlossen und bilden je ein Zwei-von-vier-System. Die
Signalbewertungsstufe VSD des Rechensystems C3 (Kategorie
3) bildet lediglich ein Doppelsystem. Jede der Signalbewer
tungsstufen hat eine Auswahleinrichtung gegen Fehlverhalten
einzelner Bausteine, die man auch als Voting Units bezeich
nen könnte. Den Signalbewertungsstufen SBS sind als Ganzes
mit SVS bezeichnete Signalvorrangstufen über Signalleitun
gen v1 bis v7 nachgeschaltet, wobei der Signalfluß der
genannten Signalleitungen v1 bis v7 noch über Wichtungs
stufen WS1 bis WS7 geleitet werden kann, wie durch kleine
Kästchen angedeutet; diese Signalwichtungsstufen könnten
auch Bestandteil der Signalbewertungsstufen SBS sein.
Im einzelnen ist die Signalvorrangstufe PSI den beiden
Signalbewertungsstufen VSA und VSB über die Signalleitungen
v1 und v2 und ferner der Signalbewertungsstufe VSC über
die Signalleitung v3 nachgeschaltet. Auf die erste Signal
vorrangstufe PSI wirkt noch eine Handauslösung H über Sig
nalleitung h1 (oder über eine mittels Code entriegelbare
Schalterwelle) ein, welche über eine Wichtungsstufe WS8
geführt sein kann. Die Signalvorrangstufe PSII ist den
beiden Signalbewertungsstufen VSB und VSC über je eine
Signalleitung v4 bzw. v5 nachgeschaltet; auf sie wirkt
ferner eine Handauslösung H, ggf. über eine Wichtungsstufe
WS8 ein. Die Signalvorrangstufe PSIII ist der Signalbewer
tungsstufe VSC und der Signalbewertungsstufe VSD über je
eine Signalleitung v6 bzw. v7 nachgeschaltet; auf sie
wirkt ebenfalls eine Handauslösung H, ggf. über eine Wich
tungsstufe WS8, ein. Über die Signalleitungen v1 bis v7
werden den daran angeschlossenen Signalvorrangstufen die
elektrischen Signale für Teilkriterien zugeleitet, die als
Ganzes mit PKi und im einzelnen mit V1 bis V7 bezeichnet
sind. Die Bezeichnung der Teilkriterien korrespondiert zur
Bezeichnung der zugehörigen Signalleitung, wobei die Sig
nalleitung mit kleinen Buchstaben und die Signale für die
Teilkriterien mit Großbuchstaben bezeichnet sind.
In den Signalvorrangstufen PSI bis PSIII werden aus den
Teilkriterien (zu denen auch die Teilkriterien H1 der Hand
auslösung zu rechnen sind) die Anregungskriterien gebildet,
welche jeweils Vorrangcharakteristika repräsentieren, und
diese werden im Auslösefalle auf die beispielhaft einge
zeichneten Stellglieder SG1 (Motor), SG2 (Ventil) oder SG3
(elektrischer Schalter) gegeben. Welche der Anregungskrite
rien oder Vorrangcharakteristika auf welche der den Signal
vorrangstufen SVS nachgeschalteten Stellglieder gegeben
werden, muß für das jeweilige Stellglied im Zusammenhang
mit den jeweiligen Auslöse-Funktionen festgelegt werden.
Das erste Rechensystem C1 sei ein besonders zuverlässiges,
einfaches Rechensystem, das vorwiegend besonders zuverläs
sig auszuführende Funktionen bearbeitet. Die Untersysteme
B und C des Rechensystems C2 (Kategorie 2) bestehen dagegen
aus leistungsfähigeren, komplexen (potenteren) Rechenbau
steinen, die es z. B. unter anderem gestatten, Modellrech
nungen durchzuführen, so daß die gleichen Funktionen, die
im System C1 in bewußt einfacher Form behandelt werden,
hier in Spezifizierung und Programmierung zu den Funktionen
des Systems C1 völlig diversitärer Art ermittelt werden,
was den Vorteil der sogenannten analytischen Redundanz hat.
Ein weiterer Vorteil der höheren Leistungsfähigkeit des
Rechensystems C2 mit seinen Untersystemen B, C ist es, daß
die Ermittlung der notwendigen Aktionen mit größerer Genau
igkeit erfolgt als es die Funktionen des Rechensystems C1
(Kategorie 1) können. Eine Begleiterscheinung der höheren
Leistungsfähigkeit und Komplexität ist es aber, daß die
Funktionen mit unter Umständen geringerer Zuverlässigkeit
(da ja die Rechensysteme komplizierter sind) oder längerer
Berechnungszeit ausgeführt werden. Dieser Tatsache wird
dadurch Rechnung getragen, daß die Funktionen der Katego
rie 1 (System C1) zunächst Vorrang haben vor allen Funktio
nen der Kategorie 2 (Rechensystem C2) und natürlich auch
Vorrang haben vor den Funktionen der Kategorie 3, wobei
dieser Vorrang eventuell später (mit Zeitverzögerung)
durch eine geänderte Gewichtung verändert wird.
Praktische Beispiele für die Vorrangbildung sind in den
Fig. 2 bis 7 dargestellt.
Fig. 2 zeigt, daß der Signalvorrangstufe PSI über die
Signaleingangsleitungen v1 bis v3 sowie h1 (Handauslösung)
Teilkriterien bzw. gewichtete Signale V1 bis V3 sowie H1
(Handauslösung) zuleitbar sind. Fig. 3 zeigt in Spalte 1
eine erste Kombination der Teilkriterien, nämlich V1 =
V2 = 0,5, V3 = 0,2 und H1 = 2, was bedeutet, daß das Teil
kriterium V1 immer Vorrang vor den Teilkriterien V2 und V3
(bzw. den entsprechenden Signalen) hat, und auch das Teil
kriterium V2 immer Vorrang vor V3 hat. Angedeutet ist
hier, daß (vor Ort!) grundsätzlich ein Handeingriff vor
gesehen werden kann, der immer Vorrang vor allen anderen
Eingangssignalen hat, der aber nur mit Hilfsmitteln zugäng
lich und nur im äußersten Notfall nutzbar ist. Eine zweite
Kombination von Teilkriterien mit den Werten 1/0,6/0,6/2
(siehe Spalte 2 in Fig. 3) soll bedeuten, daß die Mehr
heitsentscheidung der beiden Untersysteme B und C der Kate
gorie 2 bzw. des Rechensystems C2 (vgl. Fig. 1) ein Anre
gungskriterium der Kategorie 1 überstimmen könnte, wenn
beide Teilkriterien V2 und V3 die gleiche Aktion verlan
gen. Die in Spalte 3 der Fig. 3 angegebene Signalkombi
nation 1/0,6 verzögert /0,6 verzögert soll bedeuten, daß
zunächst das Signal der Kategorie 1 (Rechensystem C1) den
Vorrang hat, daß aber nach vorbestimmter Zeit die Majori
tät der Kategorie 2-Signale bzw. -Teilkriterien die
Führung übernimmt oder dominiert. In Spalte 4 der Fig. 3
ist ein sogenannter bedingter Vorrang für das Teilkriterium
V3 angegeben, wobei dieses Signal die Erfüllung einer be
stimmten Bedingung repräsentieren könnte, die zusammen mit
dem Signal oder Teilkriterium V2 den Vorrang der Signalkom
bination V2-V3 vor dem Signal V1 der ersten Kategorie be
dingen könnte.
Für die Signalvorrangstufen PSII, PSIII (vgl. Fig. 4 und
6) sind Beispiele für mögliche Kombinationen von Teilkrite
rien in Fig. 5 und 7 ebenfalls in Tabellenform gegeben.
Fig. 5 verdeutlicht einen Vorrang des Teilkriteriums V4
der Untersysteme B vor dem Teilkriterium V5 der Untersyste
me C, wobei beide Teilkriterien durch einen Handeingriff
(Teilkriterium H1) überstimmt werden können. Die Signal
pegel in Fig. 5 sind V4 = 1, V5 = 0,5 und H1 = 2. Sinn
gemäß ist in Fig. 7 eine Dominanz des Teilkriteriums V6
(= 1) vor dem Teilkriterium V7 (= 0,5) dargestellt, wobei
eines oder beide Teilkriterien durch eine Handauslösung
(H1 = 2) majorisiert werden können. Das Teilkriterium V6
stammt vom Untersystem C der Kategorie 2, und das Teil
kriterium V7 stammt vom Untersystem D der Kategorie 3.
In der bisher erläuterten ersten Ausführungsform der leit
technischen Einrichtung und des dadurch verwirklichten Ver
fahrens ist in den Signalvorrangstufen PSI-PSIII die Funk
tion von Maßnahmen-Auswahlstufen impliziert. Man kann in
dessen die Funktion der Maßnahmenauswahlstufen, generell
mit MAS bezeichnet, noch verfeinern und in ihrer Variations
breite vergrößern, wie es gestrichelt durch die Kästchen
M1 bis M3 und die sie verbindenden Steuerleitungen m12 und
m23 verdeutlicht ist. Zum besseren Verständnis muß man sich
vorstellen, daß die von den einzelnen Signalvorrangstufen
PSI bis PSIII zu den Stellgliedern SG1 bis SG3 führenden
Signalleitungen m1 bis m3 jeweils vierkanalig sind und daß
in den Maßnahmen-Auswahlstufen M1 bis M3 jeweils eine Zwei-
von-vier Auswahl aus den vierfach angebotenen Anregungs
kriterien vorgenommen werden kann. Das heißt, es wird, wenn
mindestens zwei von vier Anregungskriterien übereinstimmend
vorliegen, ein verifiziertes Anregungskriterium AI gemäß
einer ersten Variante zur Anregung des betreffenden Stell
gliedes weitergeleitet. Sinngemäß gilt dies für die Anre
gungskriterien AII und AIII der Maßnahmen-Auswahlstufen M2
und M3. Durch die Signalleitungs-Querverbindungen m12 und
m23 und ein in der jeweiligen Maßnahmen-Auswahlstufe M1
bis M3 vorhandene Maximum/Minimum-Auswahl (abgekürzt:
Max/Min-Auswahl) kann aber gemäß einer zweiten Variante
die Maßnahmenauswahl derart variiert werden, daß durch
eine Signalvorrangstufe, z. B. PSI nicht nur das zugehörige
Stellglied SG1, sondern auch eines oder mehrere weitere
Stellglieder (SG2 und/oder SG3) betätigt werden. Das glei
che gilt für die beiden anderen Signalvorrangstufen PSII
und PSIII. Welches "Betätigungsmuster" der Stellglieder
durch die Signalvorrangstufen veranlaßt wird, kann z. B.
durch die jeweilige Max/Min-Auswahl bestimmt werden. Würde
z. B. die Signalvorrangstufe PSI mit der höchsten Priorität
aufgrund der getroffenen Analyse in ihrer Maßnahmenauswahl
stufe M1 die Betätigung der Stellglieder SG1 und SG2
"wünschen" und würde die Signalvorrangstufe PSII mit gerin
gerer Priorität die Betätigung nur des Stellgliedes SG1
"wünschen", dann würde bei der Maßnahmenauswahl und der
dementsprechenden Betätigung der Stellglieder die Signal
vorrangstufe PSI dominieren. Es ist also möglich, in den
Maßnahmenauswahlstufen MAS zusätzliche "Intelligenz" unter
zubringen, welche zu einer Verfeinerung des Betätigungs
musters der Stellglieder und damit zu einer Optimierung
der zu treffenden Gegenmaßnahmen führt.
Claims (12)
1. Verfahren zum automatischen Schutz einer Anlage,
vorzugsweise zum Schutz eines Kraftwerks, insbesondere
eines Kernkraftwerks, wobei mit einem Rechennetzwerk
Eingangssignale aus der Anlage redundant erfaßt, verarbei
tet und Ausgangssignale in Form von Auslöse- und/oder
Stellbefehlen für Stellglieder abgegeben werden, wenn
vorgegebene Kriterien erfüllt sind,
gekennzeichnet durch die folgenden
Maßnahmen:
- a) in mindestens zwei, jeweils mehrkanaligen und zueinan der diversitären Rechensystemen (C1-C3) werden über Signalbewertungsstufen (SBS, VSA-VSD) aus den Eingangs signalen analoge und/oder binäre Informationen erzeugt, welche anomalie-signifikante Prozeßvariable (V1-V7) der Anlage, sogenannte Teilkriterien (PKi), liefern;
- b) die Teilkriterien werden einer oder mehreren Signalvor rangstufen (SVS, PSI-PSIII) zugeführt, welche jeweils die Information der Teilkriterien (PKi) nutzen, ein störungs-, störfall- oder situations-signifikantes Anregungskriterium (AK, AI-AIII) als - ggf. zeitabhän gige - Funktion AK(t) = f(PKi) der Teilkriterien (PKi) zu erzeugen, welches als Schlüsselwert zur Auswahl der jeweils am besten geeigneten Gegenmaßnahmen dient.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
mittels einer zur Ansteuerung von Stellgliedern (SG1-SG3)
vorgesehenen Maßnahmen-Auswahlstufe (MAS, M1-M3) aufgrund
der in der jeweiligen Signalvorrangstufe (SVS, PSI-PSIII)
getroffenen Vorrangbildung jeweils diejenige Maßnahmen
kombination angewählt wird, welche die am besten geeigne
ten Gegenmaßnahmen gegen die dem jeweils erzeugten Anre
gungskriterien (AK) entsprechende Störung oder unerwünsch
te Situation umfaßt.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß inner
halb der jeweiligen Signalbewertungsstufe (SBS, VSA-VSD)
die Eingangssignale einer Auswahlstufe, z. B. einer Zwei-von-
Vier-Auswahlstufe, zugeleitet werden und/oder dem ausge
wählten oder durchgelassenen Signal in einer Wichtungs
stufe (WS, WS1-WS8) ein zwischen 0 und 100% liegender
Signalpegel aufgedrückt wird, welcher der Anomalie-Signifi
kanz des so erzeugten Teilkriteriums (PKi) gerecht wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, daß in den
Signalvorrangstufen (SVS, VSA-VSD) zugeordneten oder vor
geschalteten Wichtungsstufen (WS1-WS8) die Wichtungssigna
le (V2, V3) erzeugt werden, die im Vergleich zu einem
ersten Wichtungssignal (V1) verzögert sind, so daß sich
in der betreffenden Signalvorrangstufe (PSI) zunächst eine
Dominanz des ersten Wichtungssignals (V1) als Vorrangsignal
und nach Ablauf der Verzögerungszeit eine Dominanz der wei
teren Wichtungssignale (V2 + V3) als Vorrangsignal ergibt.
5. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, daß von
den weiteren Wichtungssignalen wenigstens eines (V3) mit
einer Bedingung verknüpft wird, so daß abhängig davon, ob
die Bedingung eintritt oder nicht, die weiteren Wichtungs
signale (V2, V3) über ein erstes Wichtungssignal (V1) als
Vorrangsignal dominieren oder nicht.
6. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, daß mit
einer Wichtung, welche die Wichtung des normalerweise
dominierenden Wichtungssignals überschreitet, eine Hand
auslösung (H) in Wirkverbindung mit wenigstens einer
Vorrangstufe (SVS, PSI-PSIII) gebracht wird.
7. Leittechnische Einrichtung zur Durchführung des
Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 6, zum selbst
tätigen Schutz einer Anlage, vorzugsweise zum Schutz eines
Kraftwerks, insbesondere eines Kernkraftwerks,
mit einem Rechennetzwerk zur mehrfach redundanten Verarbei
tung von störungs-, störfall- und situations-relevanten
Eingangssignalen, welche als abfragbare Parameter der zu
schützenden Anlage vorliegen und welche vom Rechennetzwerk
zur Abgabe von Ausgangssignalen in Form von Auslöse- oder
Stellbefehlen für Stellglieder verarbeitbar sind, wenn
vorgegebene Kriterien erfüllt sind,
mit den folgenden weiteren Merkmalen:
- a) zwei oder mehr, jeweils mehrkanalige und zueinander diversitäre Rechensysteme (C1-C3) umfassen jeweils mindestens eine Signalbewertungsstufe (SBS, VSA-VSD) oder sind einer solchen Signalbewertungsstufe vorge schaltet, wobei die jeweilige Signalbewertungsstufe (SBS, VSA-VSD) zur Erzeugung von analogen oder binären Informationen aus den Eingangssignalen eingerichtet ist, wobei die Informationen anomalie-signifikante Prozeßvariable (V1-V7) der Anlage, sogenannte Teil kriterien (PKi), repräsentieren,
- b) den Signalbewertungsstufen (SBS, VSA-VSD) ist wenig stens eine Signalvorrangstufe (SVS, PSI-PSIII) nachge schaltet, wobei mindestens eine der beiden Stufen (SBS) bzw. (SVS) Auswahl- und/oder Wichtungsstufen umfaßt und die Signalvorrangstufe (SVS) zur Verarbeitung der zuge leiteten Signale der Teilkriterien (PKi) derart einge richtet ist, daß ein störungs-, störfall- oder situa tions-signifikantes Anregungskriterium (AK) als - gegebenenfalls zeitabhängige - Funktion AK(t) = f(PKi) der Teilkriterien (PKi) ermittelte wird, wobei das Anregungskriterium (AK) als Schlüsselwert zur Auswahl der am besten geeigneten Gegenmaßnahmen dient.
8. Einrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, daß der
jeweiligen Signalvorrangstufe (SVS, VSA-VSD) mindestens
eine zur Ansteuerung von Stellgliedern (SG1-SG3) vorgese
hene Maßnahmenauswahlstufe (MAS) nachgeschaltet ist, welche
zur Auswahl einer Maßnahmenkombination aufgrund der in der
vorgeschalteten Signalvorrangstufe (SVS; PSI-POSIII) ge
troffenen Vorrangbildung derart eingerichtet ist, daß die
am besten geeigneten Gegenmaßnahmen gegen die dem jeweils
erzeugten Anregungskriterium (AK) entsprechende Störung
oder unerwünschte Situation eingeleitet werden.
9. Einrichtung nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet, daß ihre
Rechensysteme (C1-C3) als digitale Computer ausgebildet
sind.
10. Einrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, daß ein
erstes Rechensystem (C1) einer ersten Kategorie vierkana
lig ausgebildet ist und seine vier Kanalausgänge an eine
Signal-Auswahlstufe (SBS; VSA) angeschlossen sind, welche
eine Zwei-von-Vier-Auswahl trifft.
11. Einrichtung nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet, daß wenig
stens ein weiteres Rechensystem (C2) einer anderen Katego
rie in seiner Signalverarbeitung höherwertig ausgelegt ist
als das erste Rechensystem (C1) und z. B. Langzeit-Kurven
verläufe oder Meßwertableitungen nach der Zeit bildet.
12. Einrichtung nach Anspruch 10 oder 12,
dadurch gekennzeichnet, daß an wei
tere Rechensysteme (C2, C3) Auswahlstufen (VSB, VSC, VSD)
jeweils angeschlossen sind, denen - bezogen auf die Auswahl
stufe (VSA) des ersten Rechensystems - andere Auswahlkrite
rien zugrundeliegen, z. B. ein Zwei-von-drei- oder ein
Eins-von-zwei-Auswahlkriterium.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4216699A DE4216699A1 (de) | 1992-05-20 | 1992-05-20 | Verfahren und Einrichtung zum automatischen Schutz einer Anlage, insbesondere eines Kernkraftwerks |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4216699A DE4216699A1 (de) | 1992-05-20 | 1992-05-20 | Verfahren und Einrichtung zum automatischen Schutz einer Anlage, insbesondere eines Kernkraftwerks |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4216699A1 true DE4216699A1 (de) | 1993-11-25 |
Family
ID=6459344
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE4216699A Withdrawn DE4216699A1 (de) | 1992-05-20 | 1992-05-20 | Verfahren und Einrichtung zum automatischen Schutz einer Anlage, insbesondere eines Kernkraftwerks |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4216699A1 (de) |
Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO1998056009A1 (en) * | 1997-06-06 | 1998-12-10 | Abb Combustion Engineering Nuclear Power, Inc. | Digital plant protection system |
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CN104733064A (zh) * | 2015-04-09 | 2015-06-24 | 山东中实易通集团有限公司 | 用于提高核电站常规岛调试安全性的系统可视化分包方法 |
-
1992
- 1992-05-20 DE DE4216699A patent/DE4216699A1/de not_active Withdrawn
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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CN104733064A (zh) * | 2015-04-09 | 2015-06-24 | 山东中实易通集团有限公司 | 用于提高核电站常规岛调试安全性的系统可视化分包方法 |
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