DE4039213A1 - Verfahren und vorrichtung zur entstaubung, entschwefelung und entstickung von verbrennungsabgasen - Google Patents
Verfahren und vorrichtung zur entstaubung, entschwefelung und entstickung von verbrennungsabgasenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur
Entstaubung, Entschwefelung und Entstickung von
Verbrennungsabgasen sowie auf eine Vorrichtung zur
Durchführung des Verfahrens.
Bei der Energieerzeugung zum Zweck der Stromgewinnung sowie
der Durchführung endothermer Prozesse durch Verbrennung von
Brennstoffen mit Luftsauerstoff entstehen
Verbrennungsabgase, die Stickstoff, Kohlendioxid, Wasser
und Sauerstoff sowie verschiedene Schadstoffe enthalten.
Der Sauerstoffgehalt der Verbrennungsabgase beträgt in der
Regel 1 bis 10%. Als besonders wichtige Schadstoffe werden
insbesondere HCl, Oxide des Schwefels und Stickstoffs -
also SO2, SO3, NO und NO2 - sowie die staubförmige
Flugasche, die aus dem Verbrennungsraum mit dem Abgasstrom
ausgetragen wird, angesehen. Diese Schadstoffe müssen
weitgehend aus den Verbrennungsabgasen abgetrennt werden.
Der SO2-Gehalt der Verbrennungsabgase liegt in der Regel
zwischen 500 und 10 000 mg/Nm3, während der SO3-Gehalt nur
bis zu 50 mg/Nm Abgas beträgt. Die Oxide des Stickstoffs
sind in den Verbrennungsabgasen in einer Menge von ca. 100
bis 3000 mg/Nm3, berechnet als NO2, enthalten. Der
Staubgehalt der Verbrennungsabgase beträgt in der Regel
ca. 1 bis 10 g/Nm3; er kann aber auch auf Werte um 50 g/Nm3
ansteigen. Neben diesen, mengenmäßig besonders bedeutenden
Schadstoffen sind in den Verbrennungsabgasen weitere
Schadstoffe, z. B. N2O, HF, Schwermetalle,
Schwermetallverbindungen, Dioxine, Furane, hochkondensierte
aromatische Kohlenwasserstoffe sowie CO, enthalten, deren
Abtrennung an dieser Stelle außer Betracht bleiben kann.
Die Entstaubung von Verbrennungsabgasen nach bekannten
Verfahren wird in der Praxis in erheblichem Umfang
durchgeführt, wobei insbesondere die Fliehkraftabscheidung,
die Filtration und die Elektrofiltration zur Anwendung
kommen. Zur Entschwefelung der Verbrennungsabgase - also
zur Abtrennung von SO2 und SO3 - werden heute nasse,
quasi-trockene und trockene Abscheideverfahren eingesetzt,
die im wesentlichen entweder mit wäßrigen alkalischen
Lösungen oder den festen Absorptionsmitteln CaO bzw.
Ca(OH)2 arbeiten. Bei den bekannten
Entschwefelungsverfahren wird auch der größte Teil des HCl
aus den Verbrennungsabgasen entfernt. Die Entstickung der
Verbrennungsabgase - also die Abtrennung von NO und NO2 -
wird heute durch katalytische Reduktion mit NH3 bei
Temperaturen von 300 bis 500°C oder durch nichtkatalytische
Reduktion mit NH3 bei 750 bis 1000°C erreicht. Auch die
gleichzeitige Entschwefelung und Entstickung von
Verbrennungsabgasen wurde bereits vorgeschlagen.
Aus der DE-OS 36 42 980 ist ein Verfahren zur katalytischen
Reduktion von in einem Gas enthaltenen NO mit dem
Reduktionsmittel NH3 bekannt, bei dem das NO-haltige Gas
mit NH3 gemischt und die Mischung bei 185 bis 500°C sowie
bei Normaldruck am Katalysator zur Reaktion gebracht wird
und bei dem der Katalysator aus einem sauren Träger sowie
den katalytisch aktiven Substanzen CuSO4, MnSO4, FeSO4
und/oder Fe2(SO4)3 besteht. In der DE-OS 36 42 980 wird
ferner vorgeschlagen, daß die katalytische Reduktion des NO
in der Wirbelschicht, vorzugsweise in der zirkulierenden
Wirbelschicht, durchgeführt wird. Dieses bekannte Verfahren
ist nicht nur auf die Entstickung von Verbrennungsabgasen
gerichtet, sondern es eröffnet auch die Möglichkeit, daß
der katalytischen Entstickung in der Wirbelschicht eine
Vorrichtung zur Staubabscheidung nachgeschaltet wird, die
auch den noch im Abgas enthaltenen Staub abtrennt.
Ferner wird in der DE-OS 37 01 527 ein Verfahren zur
gleichzeitigen Entstickung und Entschwefelung eines
sauerstoffhaltigen Abgases vorgeschlagen, bei dem das Abgas
mit NH3 gemischt und dann als Wirbelgas einer Wirbelschicht
zugeführt wird, wobei das Wirbelbett aus einem Katalysator
besteht, der die Reduktion des NO mit NH3 zu N2 und H2O
sowie die Oxidation des SO2 mit O2 zu SO3 bewirkt. Der in
der DE-OS 37 01 527 vorgeschlagene Katalysator besteht aus
einem Träger, den katalytisch aktiven Substanzen V2O5 sowie
Fe2O3, FeSO4 und/oder Fe2(SO4)3 sowie Alkalisulfaten. Das
durch Oxidation gebildete SO3 kann in Form von
Schwefelsäure gewonnen oder durch ein Entschwefelungsmittel
gebunden werden, das aus Na2CO3, MgO, MgCO3, CaO, CaCO3
und/oder Ca(OH)2 besteht. Das Entschwefelungsmittel kann
entweder direkt in die Wirbelschicht eingebracht werden,
oder es wird mit dem Wirbelgas in Kontakt gebracht, nachdem
das Wirbelgas die Wirbelschicht verlassen hat. Das bekannte
Verfahren wird bei einer Temperatur von 350 bis 600°C
durchgeführt. Obwohl das aus der DE-OS 37 01 527 bekannte
Verfahren die gleichzeitige Entschwefelung und Entstickung
von Verbrennungsabgasen ermöglicht, hat es dennoch den
Nachteil, daß zu seiner Durchführung ein Katalysator
benötigt wird, dessen Herstellung Kosten verursacht und der
im Verlauf des Betriebs durch mechanischen Abrieb
verbraucht wird. Außerdem führen größere Staubgehalte im
Rohgas zu Verfahrensstörungen. Schließlich ist es
außerordentlich schwierig, aus dem die Wirbelschicht
verlassenden Gas das nicht verbrauchte
Entschwefelungsmittel - insbesondere CaO und Ca(OH)2 -
quantitativ abzuscheiden.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein
Verfahren zur Entstaubung, Entschwefelung und Entstickung
von Verbrennungsabgasen zu schaffen, das betriebssicher und
kostengünstig arbeitet und das in Gegenwart der im
Verbrennungsabgas enthaltenen Flugasche eine hohe
Entschwefelungs- und Entstickungsleistung aufweist sowie
eine optimale Entstaubung ermöglicht, wobei insbesondere
eine weitgehende Abtrennung des nicht verbrauchten
Entschwefelungsmittels erreicht werden soll.
Die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe wird dadurch
gelöst, daß die staubhaltigen Verbrennungsabgase mit NH3
gemischt und dann als Wirbelgas einem Wirbelschichtreaktor
zugeführt werden, der ein Feststoffgemisch aus Flugasche,
Eisensulfaten und den Kalziumverbindungen Ca(OH)2, CaCO3,
CaO, CaSO4 sowie CaSO3 enthält, dem Ca(OH)2 sowie FeSO4
zugeführt werden und der bei einer Temperatur von 300 bis
450°C betrieben wird, daß die aus dem Wirbelschichtreaktor
austretenden Verbrennungsabgase in einen mehrstufigen
Elektroabscheider geführt werden, daß die in der ersten
Stufe des Elektroabscheiders abgeschiedenen Feststoffe in
den Wirbelschichtreaktor zurückgeführt und die in den
weiteren Stufen des Elektroabscheiders abgeschiedenen
Feststoffe teilweise in den Wirbelschichtreaktor
zurückgeführt und teilweise ausgetragen werden. Durch diese
Verfahrensführung wird in vorteihafter Weise sowohl eine
weitgehende Entstaubung, als auch eine weitgehende
Entschwefelung und Entstickung der Verbrennungsabgase
erreicht. Während im Reingas immer ein Reststaubgehalt von
weniger als 50 mg/Nm3 eingehalten werden kann, liegt der
SO2- und der NOx-Gehalt (letzterer berechnet als NO2) im
Reingas immer jeweils unter 200 mg/Nm3. Es kommt hinzu, daß
nur sehr geringe Mengen der Eisensulfate ausgetragen
werden, da mindestens 90% der Eisensulfate in der ersten
Stufe des Elektroabscheiders abgeschieden und in den
Wirbelschichtreaktor zurückgeführt werden. Ein besonderer
Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens, der für den
Fachmann nicht vorhersehbar war, besteht darin, daß die
Eisensulfate, welche die erste Stufe des Elektroabscheiders
passieren, die Abscheidung der feinteiligen Flugasche, der
feinteiligen Reaktionsprodukte des Ca(OH)2 - also CaSO3,
CaSO4 und CaCO3 - und des feinteiligen, nicht verbrauchten
Ca(OH)2 entscheidend begünstigt, so daß nahezu die gesamte
Menge des nicht verbrauchten Ca(OH)2 im Feststoffkreislauf
verbleibt und für die Bindung der Oxide des Schwefels zur
Verfügung steht. Die durch die Eisensulfate verursachte,
nahezu quantitative Abscheidung des Ca(OH)2 im
Elektroabscheider bewirkt, daß der molare stöchiometrische
Überschuß von Ca(OH)2 zum gesamten Schwefelgehalt der
Verbrennungsabgase im Gegensatz zu dem bei den bekannten
trockenen Entschwefelungsverfahren üblichen molaren
Überschuß lediglich 1,3 bis 1,8 beträgt. Dieser Vorteil
stellt einen erheblichen technischen Fortschritt dar.
Schließlich wird auch das im Verbrennungsabgas enthaltene
HCl nahezu quantitativ durch Reaktion mit dem Ca(OH)2
abgetrennt. Die im Wirbelschichtreaktor befindlichen
Eisensulfate entstehen aus FeSO4, das dem
Wirbelschichtreaktor in kristallwasserhaltiger Form
zugeführt wird. Die Eisensulfate sind ein wasserfreies
Gemisch aus FeSO4, Fe2(SO4)3 und Oxisulfaten des Eisens.
Die im Wirbelschichtreaktor befindlichen
Kalziumverbindungen entstehen durch Reaktion von SO2, SO3
und CO2 mit dem Ca(OH)2, das dem Wirbelschichtreaktor
zugeführt wird.
In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß
den Verbrennungsabgasen pro Mol NO2 0,7 bis 1,3 Mol NH3
zugegeben werden. Der NH3-Überschuß führt nicht zu einem
Ammoniakschlupf im Reingas, und die aus dem
Elektroabscheider abgezogenen festen Verfahrensrückstände
enthalten nur eine sehr geringe Menge an Ammoniumsalzen.
Ferner ist in weiterer Ausgestaltung der Erfindung
vorgesehen, daß das Ca(OH)2 ganz oder teilweise durch CaO
ersetzt wird. Hierdurch können die Verfahrenskosten gesenkt
werden, ohne daß es zu einer Beeinträchtigung der
Entschwefelungsleistung kommt. Es ist lediglich darauf zu
achten, daß sowohl das Ca(OH) 2 als auch das CaO feinteilig
sind - also einen Teilchendurchmesser < 50 µm aufweisen
und daß diese beiden Stoffe möglichst wenig CaCO3 enthalten
- also der CaCO3-Gehalt beider Verbindungen sollte
< 5 Gew.% sein.
Nach der Erfindung ist vorgesehen, daß der
Wirbelschichtreaktor mit einer mittleren
Feststoffkonzentration von 0,3 bis 3 kg/Nm3 und einer
Gasgeschwindigkeit von 2,5 bis 7,5 m/sec. betrieben wird.
Unter diesen Bedingungen tritt eine gleichmäßige
Vermischung aller Reaktanten ein, und andererseits erleidet
der Wirbelschichtreaktor durch die Feststoffteilchen keine
mechanische Erosion. Bei den erfindungsgemäßen Bedingungen
bleibt aber auch die kristalline Struktur der Eisensulfate
und insbesondere des FeSO4 weitgehend erhalten.
Zur Erhöhung der Entstickungsleistung ist in weiterer
Ausgestaltung der Erfindung vorgesehen, daß dem
Feststoffgemisch pro Mol des in den Wirbelschichtreaktor
eingebrachten FeSO4 0,1 bis 0,5 Mol MnSO4 zugegeben werden.
Durch diese Maßnahme läßt sich die Entstickungsleistung von
ca. 90% auf ca. 93 bis 95% steigern. Andererseits ist das
MnSO4 - wie auch die Eisensulfate - in den festen
Verfahrensprodukten, die den Elektroabscheider verlassen,
in so geringer Menge enthalten, daß es die Umwelt nicht
belastet.
Nach der Erfindung ist vorgesehen, daß das FeSO4 entweder
in Form einer wäßrigen Lösung oder als kristalliner
Feststoff in den Wirbelschichtreaktor eingetragen wird oder
daß das FeSO4 in Wasser gelöst sowie dann auf Quarzsand
oder Flugasche bei 300 bis 400°C aufgebracht und daß das
dabei anfallende Granulat in den Wirbelschichtreaktor
eingetragen wird. Die Erzeugung eines FeSO4-haltigen
Granulats hat den Vorteil, daß der FeSO4-Abrieb vermindert
werden kann. Das direkte Einbringen von kristallinem FeSO4
in den Wirbelschichtreaktor ist deshalb besonders
vorteilhaft, weil im Handel befindliche,
kristallwasserhaltige und preisgünstige Produkte zum
Einsatz kommen können.
Nach der Erfindung ist schließlich vorgesehen, daß der
Wirbelschichtreaktor mit einem Feststoffgemisch betrieben
wird, das aus 0,1 bis 5 Gew.% Eisensulfaten, berechnet als
FeSO4, 10 bis 60 Gew.% Flugasche und Rest
Kalziumverbindungen besteht. Bei diesen Bedingungen werden
sowohl hinsichtlich der Entstaubung als auch hinsichtlich
der Entstickung und Entschwefelung sehr gute Ergebnisse
erreicht. Der in der Flugasche eventuell enthaltene,
unverbrauchte Kohlenstoff beeinflußt die Abgasreinigung
nicht nachteilig.
Die festen Verfahrensprodukte zeichnen sich in
überraschender Weise dadurch aus, daß sie einen sehr
geringen Gehalt an CaSO3, CaO und Ca(OH)2 aufweisen und daß
die Eigenschaften der Flugasche durch das bei der
Entschwefelungsreaktion entstehende CaSO4 und das als
Nebenprodukt anfallende CaCO3 erheblich verbessert werden.
Es wurde nämlich beobachtet, daß die Handhabbarkeit des
festen Verfahrensprodukts durch Besprühen mit Wasser
erheblich verbessert werden kann, da das resultierende
Produkt krümelig ist, keinen Staubcharakter hat und durch
den Verdünnungseffekt der Kalziumverbindungen insgesamt
einen sehr geringen Schwermetallgehalt aufweist. Außerdem
liegen die im Verfahrensprodukt enthaltenen Schwermetalle
weitgehend in immobilisierter Form - also z. B. als Oxide -
vor, was noch durch den geringen Gehalt an CaO und Ca(OH)2
sowie durch die Bindungswirkung des wasserfreien CaSO4
begünstigt wird.
Die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe wird ferner
durch die Schaffung einer Vorrichtung zur Durchführung des
Verfahrens gelöst, die aus einem mit konischem Boden
versehenen sowie einbautenfreien Wirbelschichtreaktor und
einem mehrstufigen Elektroabscheider besteht, welche durch
einen Abgaskanal miteinander verbunden sind, bei der in den
konischen Boden des Wirbelschichtreaktors die Leitung für
die Zufuhr der staubhaltigen Verbrennungsabgase mündet, bei
der jede Stufe des Elektroabscheiders einen Staubbunker
aufweist, bei der die einzelnen Staubbunker durch eine
Feststoffrückführleitung mit dem konischen Teil des
Wirbelschichtreaktors verbunden sind und bei der die
Feststoffrückführleitung eine Einrichtung zur Entnahme von
Feststoffen aufweist. Diese Vorrichtung gestattet die
betriebssichere Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens auch im großen Maßstab. Die Höhe des
Wirbelschichtreaktors ist so zu bemessen, daß für die
Feststoffteilchen bei einmaligem Durchgang durch den
Reaktor eine mittlere Verweilzeit von 2 bis 8 Sekunden zur
Verfügung steht.
Nach der Erfindung ist vorgesehen, daß die Wand der ersten
Stufe des Elektroabscheiders, die der Gasaustrittsöffnung
des Abgaskanals benachbart ist, Gasdurchtrittsöffnungen
aufweist und daß sich unterhalb der Wand ein Staubbunker
befindet, der über die Feststoffrückführleitung mit dem
konischen Teil des Wirbelschichtreaktors verbunden ist. In
überraschender Weise hat sich gezeigt, daß bereits an der
mit Gasdurchtrittsöffnungen versehenen Wand ein großer Teil
der Eisensulfate abgeschieden wird und über den unterhalb
der Wand angeordneten Staubbunker in den konischen Teil des
Wirbelschichtreaktors zurückgeführt werden kann. Diese
Gestaltung des Elektroabscheiders ermöglicht also, daß aus
dem Feststoffkreislauf nur eine sehr geringe Menge der
Eisensulfate ausgetragen wird.
Schließlich ist nach der Erfindung vorgesehen, daß dem
Elektrofilter ein Schlauchfilter nachgeschaltet ist, das
über die Feststoffrückführleitung mit dem konischen Teil
des Wirbelschichtreaktors in Verbindung steht. Diese
Ausführung kommt in den Fällen zur Anwendung, in denen es
erforderlich ist, den Staubgehalt des Reingases auf einen
Wert unter 20 mg/Nm3 abzusenken. Das Schlauchfilter wird
durch Rückspülung oder Pulsen abgereinigt, und die
abgeschiedenen Feststoffteilchen werden über die
Feststoffrückführleitung teilweise in den konischen Teil
des Wirbelschichtreaktors zurückgeführt. Die verwendeten
Schlauchfilter und Abreinigungsvorrichtungen sind an sich
bekannt.
Das erfindungsgemäße Verfahren und die Vorrichtung zu
seiner Durchführung werden nachfolgend anhand der Zeichnung
beispielhaft erläutert.
Über die Leitung 1 wird das staubhaltige Verbrennungsabgas,
dessen Temperatur ca. 380°C beträgt und das einen
Staubgehalt von ca. 6 g/Nm3, einen mittleren SO2-Gehalt von
1500 mg/Nm3 sowie einen NOx-Gehalt von etwa 600 mg/Nm3
(berechnet als NO2) hat, in den konischen Boden 2 des
Wirbelschichtreaktors 3 als Fluidisierungsgas eingebracht.
Der Wirbelschichtreaktor 3 hat eine Höhe von 20 m und wird
mit einer Gasgeschwindigkeit von 4 m/sec. betrieben, so daß
die Feststoffteilchen im Wirbelschichtreaktor bei
einmaligem Durchgang eine Verweilzeit von ca. 5 sec. haben.
Aus dem Vorratsbehälter 4 werden über die Leitung 5 pro Nm3
Abgas 250 mg gasförmiges NH3 in die Leitung 1 eingebracht,
die als Mischstrecke wirkt. Aus dem Vorratsbunker 6 werden
über die Leitung 7 pro Nm3 Abgas 2610 mg Ca(OH)2 über den
konischen Boden 2 in den Wirbelschichtreaktor 3 pneumatisch
eingebracht, wobei als Fördermedium Luft verwendet wird.
Das Ca(OH)2 hat einen mittleren Teilchendurchmesser von
ca. 10 µm und einen CaCO3-Gehalt < 3%.
Im Wirbelschichtreaktor 3 mischen sich alle Reaktanten und
gelangen über die Gasaustrittsöffnung 10 des Abgaskanals 8
in den Elektroabscheider 9, der aus drei Stufen 9a, 9b, 9c
besteht. Die dem Abgaskanal 8 benachbarte Wand 11 der
ersten Stufe 9a des Elektroabscheiders 9 ist mit
Gasdurchtrittsöffnungen 12 versehen, durch die das Abgas in
die erste Stufe 9a des Elektroabscheiders 9 eintritt. Die
einzelnen Stufen des Elektroabscheiders 9 sind jeweils mit
den Staubbunkern 13a, 13b und 13c ausgerüstet, während sich
unterhalb des Abgaskanals S der Staubbunker 14 befindet,
der an die Wand 11 der ersten Stufe 9a des
Elektroabscheiders 9 unmittelbar angrenzt. Der
Elektroabscheider 9 weist die an sich bekannten Merkmale
auf; er ist also mit Sprüh- und Niederschlagselektroden
ausgerüstet und wird durch Klopfung abgereinigt, wobei der
abgereinigte Staub in die einzelnen Staubbunker 13a, 13b
und 13c fällt. Das entstaubte Abgas verläßt den
Elektroabscheider 9 über die Leitung 15. Es hat einen
Staubgehalt von 50 mg/Nm3, einen SO2-Gehalt von weniger als
200 mg/Nm3 und einen NOx-Gehalt von weniger als 200 mg/Nm3.
Im Schlauchfilter 16 erfolgt eine weitere Entstaubung, so
daß der Staubgehalt des über die Leitung 17 in die
Atmosphäre entlassenen Reingases kleiner als 10 mg/Nm3 ist.
Das Schlauchfilter wird durch periodisches Pulsen mit einem
Reingasstrom abgereinigt.
Aus dem Vorratsgefäß 18 werden über die Leitungen 19 und 20
sowie über den konischen Boden 2 pro Nm3 Abgas 366 mg FeSO4
·7 H2O in den Wirbelschichtreaktor 3 gefördert. Das FeSO4 · 7 H2O wird während des Durchgangs durch den
Wirbelschichtreaktor 3 und den Elektroabscheider 9
entwässert und teilweise oxidiert, so daß im
Verfahrensprodukt ein Gemisch aus Eisensulfaten vorliegt.
Ca. 90% der Eisensulfate werden durch Prallabscheidung im
Staubbunker 14 gesammelt und über die Leitung 20 in den
Wirbelschichtreaktor 3 zurückgeführt. Aus den
Staubbunkern 13a, 13b, 13c sowie aus dem Schlauchfilter 16
gelangt der dort angefallene Staub ebenfalls in die
Feststoffrückführleitung 20 und wird teilweise über den
konischen Boden 2 in den Wirbelschichtreaktor 3
eingetragen. Die Förderung des rückgeführten Staubs erfolgt
pneumatisch mit Luft.
Der Feststoffrückführleitung 20 wird über die Leitung 21
ein Teil des abgeschiedenen, festen Verfahrensprodukts
entnommen und im Sammelbunker 22 gelagert, bevor es - ggf.
nach Besprühen mit Wasser - auf eine hierfür geeignete
Deponie gebracht wird. Das im Sammelbunker 22 befindliche
Produkt besteht aus folgenden Verbindungen:.
Eisensulfate (berechnet als Fe2(SO4)3) = 2,5%, Ca(OH)2 =
0,9%, CaCO3 = 11,1%, CaSO3 = 2,3%, CaSO4 = 26,2%, Rest
Flugasche.
Da die Verbrennungsabgase bei der Energieerzeugung aus
Steinkohle angefallen waren, enthielt das Verfahrensprodukt
keine nachweisbaren Mengen an Quecksilber, Kadmium und
Zink.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren wird eine
Entstaubungsleistung von 99,2%, eine
Entschwefelungsleistung von 95% und eine
Entstickungsleistung von 90% erreicht, wobei das
Endprodukt ein Verhältnis von CaSO4 : CaSO3 von ca. 10 : 1
aufweist und wobei etwa ein Drittel des zugegebenen Ca(OH) 2
zu CaCO3 umgesetzt wird. Das erfindungsgemäße Verfahren
arbeitet mit einem Verhältnis Ca : S von ca. 1,5 : 1, was
als außerordentlich vorteilhafter Wert anzusehen ist. Die
Eisensulfate und insbesondere das FeSO4 wirken als
Katalysator der Entstickungsreaktion, bei der die Oxide des
Stickstoffs NO-und NO2 durch NH3 reduziert werden. Die
Katalysatorwirkung kann einerseits durch Zugabe von
geringen Mengen MnSO4 noch verbessert werden, wobei während
des Dauerbetriebs keine Beeinträchtigung der katalytischen
Wirkung der Eisensulfate und des MnSO4 durch die in den
Verbrennungsabgasen enthaltene Asche beobachtet wurde.
Andererseits kann die Menge des in den Wirbelschichtreaktor
eingebrachten FeSO4 dann vermindert werden, wenn das
Verbrennungsabgas nur geringe Mengen an NOx enthält, z. B.
300 mg/Nm3.
Es ist besonders vorteilhaft, das feste Verfahrensprodukt
nach Abtrennung aus dem Verfahrenskreislauf anzufeuchten,
da die Eisensulfate hierdurch entsprechend der Gleichung
Fe2(SO4)3 + 3 Ca(OH)2 → 2 Fe(OH)3 + 3 CaSO4
in wasserunlösliche Verbindungen überführt werden. Weiterhin ist das im festen Verfahrensprodukt enthaltene CaCO3 ein guter "Puffer" gegenüber dem sauren Regen. Beide Effekte wirken sich positiv auf das Deponie-Verhalten des festen Verfahrensprodukts aus.
Fe2(SO4)3 + 3 Ca(OH)2 → 2 Fe(OH)3 + 3 CaSO4
in wasserunlösliche Verbindungen überführt werden. Weiterhin ist das im festen Verfahrensprodukt enthaltene CaCO3 ein guter "Puffer" gegenüber dem sauren Regen. Beide Effekte wirken sich positiv auf das Deponie-Verhalten des festen Verfahrensprodukts aus.
Claims (11)
1. Verfahren zur Entstaubung, Entschwefelung und
Entstickung von Verbrennungsabgasen, dadurch
gekennzeichnet, daß die staubhaltigen Verbrennungsabgase
mit NH3 gemischt und dann als Wirbelgas einem
Wirbelschichtreaktor zugeführt werden, der ein
Feststoffgemisch aus Flugasche, Eisensulfaten und den
Kalziumverbindungen Ca(OH)2, CaCO3, CaO, CaSO4 sowie
CaSO3 enthält, dem Ca(OH)2 sowie FeSO4 zugeführt werden
und der bei einer Temperatur von 300 bis 450°C
betrieben wird, daß die aus dem Wirbelschichtreaktor
austretenden Verbrennungsabgase in einen mehrstufigen
Elektroabscheider geführt werden, daß die in der ersten
Stufe des Elektroabscheiders abgeschiedenen Feststoffe
in den Wirbelschichtreaktor zurückgeführt und die in den
weiteren Stufen des Elektroabscheiders abgeschiedenen
Feststoffe teilweise in den Wirbelschichtreaktor
zurückgeführt und teilweise ausgetragen werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
den Verbrennungsabgasen pro Mol NO2 0,7 bis 1,3 Mol NH3
zugegeben werden.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 2, dadurch
gekennzeichnet, daß das dem Wirbelschichtreaktor
zugeführte Ca(OH)2 ganz oder teilweise durch CaO
ersetzt wird.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß der Wirbelschichtreaktor mit einer
mittleren Feststoffkonzentration von 0,3 bis 3 kg/Nm3
und einer Gasgeschwindigkeit von 2,5 bis 7,5 m/sec.
betrieben wird.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß dem Feststoffgemisch pro Mol des in
den Wirbelschichtreaktor eingebrachten FeSO4 0,1 bis
0,5 Mol MnSO4 zugegeben werden.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß das FeSO4 in Form einer wäßrigen
Lösung oder als kristalliner Feststoff in den
Wirbelschichtreaktor eingetragen wird.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß das FeSO4 in Wasser gelöst sowie
auf Quarzsand oder Flugasche bei 300 bis 400°C
aufgebracht und daß das dabei anfallende Granulat in
den Wirbelschichtreaktor eingetragen wird.
8. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß der Wirbelschichtreaktor mit einem
Feststoffgemisch betrieben wird, das aus 0,1 bis
5 Gew.% Eisensulfaten, berechnet als FeSO4, 10 bis
60 Gew.% Flugasche und Rest Kalziumverbindungen
besteht.
9. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach den
Ansprüchen 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß sie aus
einem mit konischem Boden (2) versehenen sowie
einbautenfreien Wirbelschichtreaktor (3) und einem
mehrstufigen Elektroabscheider (9) besteht, die durch
einen Abgaskanal (8) miteinander verbunden sind, daß in
den konischen Boden (2) des Wirbelschichtreaktors (3)
die Leitung (1) für die Zufuhr der staubhaltigen
Verbrennungsabgase mündet, daß jede Stufe des
Elektroabscheiders (9a, 9b, 9c) einen Staubbunker (13a,
13b, 13c) aufweist, daß die einzelnen Staubbunker (13a,
13b, 13c) durch eine Feststoffrückführleitung (20) mit
dem konischen Boden (2) des Wirbelschichtreaktors (3)
verbunden sind und daß die
Feststoffrückführleitung (20) eine Einrichtung (21) zur
Entnahme von Feststoffen aufweist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet,
daß die Wand (11) der ersten Stufe (9a) des
Elektroabscheiders (9), die der
Gasaustrittsöffnung (10) des Abgaskanals (8) benachbart
ist, Gasdurchtrittsöffnungen (12) aufweist und daß sich
unterhalb der Wand (11) ein Staubbunker (14) befindet,
der über die Feststoffrückführleitung (20) mit dem
konischen Boden (2) des Wirbelschichtreaktors (3)
verbunden ist.
11. Vorrichtung nach den Ansprüchen 9 und 10, dadurch
gekennzeichnet, daß dem Elektroabscheider (9) ein
Schlauchfilter (16) nachgeschaltet ist, das über die
Feststoffrückführleitung (20) mit dem konischen
Boden (2) des Wirbelschichtreaktors (3) in Verbindung
steht.
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