DE3905340A1 - Pfropfpolymerisate auf basis von funktionalisiertem polyphenylenether - Google Patents
Pfropfpolymerisate auf basis von funktionalisiertem polyphenylenetherInfo
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Description
Die Erfindung betrifft Pfropfpolymerisate aus
- A) einem Basispolymeren, das erhältlich ist durch Funktionalisieren eines Polyphenylenethers a 1 oder eines Gemisches aus a1 und bis zu 20 Gew.%, bezogen auf das Gemisch, eines vinylaromatischen Polymeren a 2 mit einer ethylenisch ungesättigten Verbindung a 3, die mindestens eine Carbonsäure-, Carbonsäureanhydrid-, Ester-, Amid- oder Imidgruppe enthält, und
- B) einem Gemisch aus einem vinylaromatischen ethylenisch ungesättigten Monomeren b 1 und einem nitrilgruppenhaltigen ethylenisch ungesättigten Monomeren b 2.
Es ist allgemein bekannt, daß Polyphenylenether mit Styrolacrylnitril
copolymeren (SAN), die über ca. 8 Gew.% Acrylnitril enthalten,
unverträglich ist, so daß aus derartigen Mischungen Formkörper mit
schlechten mechanischen Eigenschaften erhalten werden.
Es wurden daher verschiedene Versuche unternommen, die Verträglichkeit zu
verbessern.
So wird in EP-A 25 200, EP-A 17 939 und US-A 40 97 556 vorgeschlagen,
Monomere wie Styrol, Acrylnitril bzw. Maleinsäureanhydrid in speziellen
Verfahren wie in einer Gas-Festphasenreaktion (EP-A 25 200), in wäßriger
Dispersion (EP-A 17 939) oder in der Schmelze (US-A 40 97 556) auf
Polyphenylenether oder Polyphenylenether-Polystyrol-Mischungen
aufzupfropfen. Solche Pfropfpolymeren weisen in Mischungen mit ABS- oder
ASA-Polymeren mangelnde Phasenhaftung auf, so daß nur unzureichende
multiaxiale Zähigkeiten erreicht werden.
Weiterhin wird in der EP-A 83 098 vorgeschlagen, Polyphenylenether durch
Aufpfropfen von Styrol und Acrylnitril zu modifizieren, um die
Verträglichkeit des Polyphenylenethers mit schlagzäh modifizierten
Styrolacrylnitrilcopolymeren (ABS, ASA) zu verbessern. Allerdings müssen
die modifizierten Polyphenylenether in den vorgeschlagenen Mischungen
einen hohen Pfropfmodifikationsgrad aufweisen, derart, daß die
modifizierten Polyphenylenether nach 48 Stunden in Methylenchlorid keinen
unlöslichen Niederschlag bilden. Bei der Herstellung von solchen
Polymermischungen ist jedoch die aufwendige Abtrennung des nicht
gepfropften Polyphenylenethers bzw. des Polyphenylenethers mit niedrigem
Pfropfmodifikationsgrad von großem Nachteil.
In der DE-A 31 00 534 wird dem gegenüber vorgeschlagen, Styrol und
Acrylnitril auf spezielle Phenylenether-Copolymere aufzupfropfen. Es
werden Copolymere aus 2-Alkenyl-6-alkylphenolen mit 2,6-Dialkylphenolen
vorgeschlagen. Diese Copolymeren enthalten mindestens eine olefinische
C=C-Doppelbindung. Jedoch ist man in der Wahl der verwendbaren
Polyphenylenether stark eingeschränkt. Nachteilig ist auch, daß die für
die Synthese des Copolymeren benötigten 2-Allyl-6-Alkylphenole nicht in
größeren Mengen kommerziell erhältlich sind. Außerdem ist die
Reindarstellung dieser Allylphenole aus dem bei der Synthese anfallenden
Isomerengemisch nur mit großem Aufwand möglich.
In WO-A 86/00 540 wird beschrieben, daß an sich bekannte, mit Styrol und
Acrylnitril gepfropfte Polyphenylenether mit carboxylhaltigen Monomeren
funktionalisiert werden können. Wenn solche modifizierten Polyphenylen
ether mit ABS gemischt werden, erhält man jedoch Formmassen, deren
Spannungsrißbeständigkeit und Bruchverhalten unzureichend sind.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es daher, Pfropfpolymerisate auf
Basis von Polyphenylenether bereitzustellen, die sich mit ggf. schlagzäh
modifizierten SAN-Polymeren zu Formmassen mit einem ausgewogenen Niveau
von mechanischen und chemischen Eigenschaften verarbeiten lassen. Es
sollen dabei eine gute Spannungsrißbeständigkeit und ein gutes
Bruchverhalten erhalten werden.
Demgemäß wurden die eingangs beschriebenen Pfropfpolymerisate gefunden.
Bevorzugte Ausgestaltungen sind den Unteransprüchen zu entnehmen.
Weiterhin wurden ein Verfahren zur Herstellung dieser Pfropfpolymerisate
sowie deren Verwendung zur Herstellung von Formteilen und Formmassen durch
Abmischen mit SAN-, ABS- und/oder ASA-Polymeren gefunden.
Daneben werden thermoplastische Formmassen aus den Pfropfpolymerisaten und
SAN-, ABS- und/oder ASA-Polymeren gemäß Anspruch 8 gefunden.
Das erfindungsgemäße Pfropfpolymerisat ist im allgemeinen herstellbar aus
30 bis 65, bevorzugt 40 bis 60 Gew.% des Basispolymeren A und 20 bis 70,
bevorzugt 40 bis 55 Gew.% jeweils bezogen auf das Pfropfpolymerisat, des
Pfropfmonomerengemisches B.
Das Basispolymere A ist erhältlich durch Funktionalisieren von
Polyphenylenether a 1 oder einem Gemisch aus a1 mit 0 bis 20, bevorzugt 5
bis 20 Gew.%, bezogen auf das Gemisch, eines vinylaromatischen
Polymeren a 2. Unter Funktionalisieren wird eine Umsetzung des
Polyphenylenethers a 1, ggf. gemischt mit a2, mit den ungesättigten
Monomeren a 3 verstanden. Funktionalisierte Polyphenylenether sind an sich
bekannt, z.B. aus EP-A 2 22 246, EP-A 2 23 116 und EP-A 2 54 048.
Die Polyphenylenether a 1 sind an sich bekannt. Sie werden nach üblichen
Verfahren aus in ortho-Position durch Alkylgruppen disubstituierten
Phenolen durch oxidative Kupplung hergestellt (vgl. US-Patente 36 61 848,
32 19 625, 33 78 505, 33 06 874, 33 06 875 und 36 39 656). Geeignete
Polyphenylenether sind beispielsweise Poly(2,6-diethyl-1,4-phenylen)
ether, Poly(2-methyl-6-ethyl-1,4-phenylen)ether, Poly(2-methyl-
6-propyl-1,4-phenylen) ether, Poly(2,6-dipropyl-1,4-phenylen)ether,
Poly(2-ethyl-6-propyl-1,4-phenylen)ether oder Copolymere, wie solche, die
2,3,6-Trimethylphenol enthalten, außerdem Polymermischungen. Bevorzugt ist
Poly(2,6-dimethyl-1,4-phenylen)ether. Die in einem solchen Verfahren
hergestellten Polyphenylenether weisen im allgemeinen eine relative
Viskosität von 0,3 bis 0,8 dl/g, gemessen in 1 gew.%iger Lösung in CHCl3
bei 25°C auf.
Das ggf. dem Polyphenylenether a 1 beigemischte vinylaromatische
Polymere a 2 ist im allgemeinen mit a1 verträglich.
Beispiele für solche mit Polyphenylenether verträglichen vinylaromatischen
Polymere sind der Monographie von O. Olabisi, Polymer-Polymer Miscibility
(1979) S. 224 bis 230 und 245 zu entnehmen. Nur stellvertretend seien hier
vinylaromatische Polymere aus Styrol, Chlorstyrol, α-Methylstyrol und
para-Methylstyrol genannt; in untergeordneten Anteilen (vorzugsweise nicht
mehr als 8 Gew.%), können auch Comonomere wie (Meth)acrylnitril oder
(Meth)acrylsäureester am Aufbau beteiligt sein. Ein besonders bevorzugtes
vinylaromatisches Polymer ist Polystyrol. Es versteht sich, daß auch
Mischungen dieser Polymeren eingesetzt werden können.
Das Molekulargewicht dieser an sich bekannten Polymeren liegt im
allgemeinen im Bereich von 1500 bis 1 000 000, vorzugsweise im Bereich von
70 000 bis 500 000.
Das ethylenisch ungesättigte Monomere a 3, mit der der Polyphenylenether
funktionalisiert ist, enthält mindestens eine Carbonsäure-,
Carbonsäureanhydrid-, Ester-, Amid- oder Imidgruppe. Bevorzugt sind
Monomere a 3, die zwei C=O-Gruppen enthalten. Beispielhaft genannt seien
Methylmaleinsäure, Methylmaleinsäureanhydrid, Itakonsäure,
Itakonsäureanhydrid, Maleinsäure, Maleinsäureanhydrid, Butenylbern
steinsäure, Butenylbernsteinsäureanhydrid, Tetrahydrophthalsäure,
Tetrahydrophthalsäureanhydrid, Fumarsäure, N-Phenylmaleinimid, Mono- oder
Diester der genannten Säuren mit C1- bis C12-Alkoholen wie Methanol oder
Ethanol, die Mono- oder Diamide der genannten Säuren, die am N ggf. mit
Alkyl- oder Arylresten mit bis zu 12 C-Atomen substituiert sein können.
Besondere Vorteile bieten Maleinsäure, Fumarsäure und Maleinsäureanhydrid.
Üblicherweise werden bei der Funktionalisierung 50 bis 99,9 bevorzugt 50
bis 90 Gew.% a1, 0 bis 20, bevorzugt 5 bis 20 Gew.% a2 und 0,1 bis 50,
bevorzugt 10 bis 30 Gew.% a3 eingesetzt. Es kann von Vorteil sein, die
Funktionalisierung in Gegenwart von bis zu 5 Gew.% Radikalstarter a 4
durchzuführen. Es wird jedoch bevorzugt, ohne Radikalstarter zu arbeiten.
Die angegebenen Gewichtsprozente beziehen sich jeweils auf die Summe der
eingesetzten Stoffe a 1 bis a4.
Die Wahl des Radikalstarters richtet sich in üblicher Weise nach der
Reaktionstemperatur. Bekannte Radikalstarter sind beispielsweise
Di-(2,4-dichlorbenzoyl)peroxid, tert.-Butylperoxid, Di-(3,5,5-
trimethylhexanol)peroxid, Dilauroylperoxid, Didecanoylperoxid,
Dipropionylperoxid, Dibenzoylperoxid, tert.-Butylperoxy-2-ethylhexoat,
tert.-Butylperoxydiethylacetat, tert.-Butylperoxyisobutyrat,
1,1-Di-tert.-butylperoxy-3,3,5-trimethylcyclohexan, tert.-Butylperoxy
isopropylcarbonat, tert.-Butylperoxy-3,3,5-trimethylhexoat,
tert.-Butylperacetat, tert.-Butylperbenzoat, 4,4-Di-tert.-butylperoxy
valeriansäure-butylester, 2,2-Ditert.-butylperoxybutan, Dicumylperoxid,
tert.-Butylcumylperoxid, 1,3-Di-(tert.-butylperoxyisopropyl)benzol und
Di-tert.-butylperoxid. Genannt seien ebenfalls organische Hydroperoxide
wie Di-isopropyl-benzolmonohydroperoxid, Cumolhydroperoxid,
tert.-Butylhydroperoxid, p-Menthylhydroperoxid und Pinanhydroperoxid sowie
2,3-Dimethyl-2,3-diphenylbutan, 3,4-Dimethyl-3,4-diphenylhexan und
2,2,3,3-Tetraphenylbutan.
Die Funktionalisierung kann in bekannter Weise bei Temperaturen zwischen
240 und 360°C, bevorzugt von 250 bis 300°C im Verlaufe von 0,2 bis 15,
bevorzugt 1 bis 10 Minuten in geeigneten Misch- und Knetaggregaten wie
Zweischneckenextrudern erfolgen.
Das Monomerengemisch B besteht üblicherweise aus 50 bis 90, bevorzugt 60
bis 70 Gew.% b1 und 10 bis 50, bevorzugt 30 bis 40 Gew.% b2. Das
vinylaromatische ethylenisch ungesättigte Monomere b 1 umfaßt Styrol,
Chlorstyrole, Bromstyrole, α-Methylstyrol und kernalkylierte Styrole, wie
para-Methylstyrol, wobei Styrol selbst bevorzugt wird. Das nitril
gruppenhaltige ethylenisch ungesättigte Monomere b 2 umfaßt Acrylnitril und
C1- bis C4-Alkylacrylnitrile, von denen Acrylnitril und Methacrylnitril
bevorzugt werden.
Die Pfropfung des funktionalisierten Polyphenylenethers A mit den
Monomeren B wird in bekannter Weise, wie z.B. in der DE-A 31 00 534
beschrieben, durchgeführt.
Die Pfropfung kann in Masse, Suspension, Emulsion oder bevorzugt in Lösung
erfolgen, wobei mit Vorteil in Gegenwart von Polymerisationsinitiatoren
gearbeitet wird. Als Lösungsmittel für die Pfropfreaktion kommen solche in
Betracht, die das Basispolymere A lösen. Genannt seien beispielsweise
Aromaten wie Toluol, Xylole oder Ethylbenzol. Die Temperatur ist in weiten
Bereichen wählbar, üblicherweise zwischen 80 und 200°C. Es wird im
allgemeinen bei Normaldruck oder leichtem Überdruck gearbeitet. Die
aufzupfropfenden Monomeren sowie die Polymerisationsinitiatoren können dem
Reaktionsgemisch auf einmal, absatzweise in mehreren Anteilen oder
vorzugsweise kontinuierlich während der Polymerisation zugegeben werden.
Die Pfropfmischpolymerisation des Gemisches von Styrol, Acrylnitril und
gegebenenfalls weiteren Comonomeren in Gegenwart der funktionalisierten
Polyphenylenether A wird im allgemeinen so geführt, daß sich eine
möglichst hohe Pfropfausbeute im Pfropfmischpolymerisat ergibt. Die
Steuerung der Pfropfausbeute bei der Pfropfmischpolymerisation und somit
des Pfropfgrades des fertigen Pfropfmischpolymerisates ist im Prinzip
jedem Fachmann geläufig und kann beispielsweise unter anderem durch die
Dosiergeschwindigkeit der Monomeren oder durch Reglerzugabe erfolgen
(Chauvel, Daniel, ACS Polymer Preprints 15 (1974), Seite 329 ff.). Auch
die Wahl der Polymerisationsinitiatoren kann die Pfropfausbeute in
bekannter Weise beeinflussen. Bevorzugt ist tert.-Butylperneodecanoat,
tert.-Butylperpivalat, tert.-Butylperbenzoat oder insbesondere
Di-tert.-butylperoxid.
Die erfindungsgemäßen Pfropfpolymerisate eignen sich zur Herstellung von
Formteilen durch z.B. thermoplastische Verarbeitung. Sie sind besonders
geeignet zur Herstellung von Formmassen mit handelsüblichen
Styrolacrylnitrilpolymeren (SAN), die auch schlagzäh modifiziert sein
können (ABS, ASA). Die Mengenverhältnisse beim Abmischen der
Pfropfpolymerisate mit SAN, ABS bzw. ASA sind je nach Verwendungszweck
unterschiedlich und in weiten Bereichen wählbar. Üblicherweise werden 5
bis 95, bevorzugt 35 bis 85 Gew.% der erfindungsgemäßen Pfropfpolymerisate
und 5 bis 95, bevorzugt 15 bis 65 Gew.% der SAN-, ABS- oder ASA-Polymeren
oder eines Gemisches aus mindestens 2 dieser Polymeren zu einer Formmasse
gemischt, wobei sich die Gewichtsprozente jeweils auf die Formmasse
beziehen. Die Formmasse kann zusätzlich bis zu 20 Gew.%, bevorzugt 1 bis
20 Gew.% übliche Zusatzstoffe enthalten.
Unter einem SAN-Polymer im Sinne dieser Erfindung wird ein Styrolacryl
nitrilcopolymerisat verstanden. Das Copolymerisat besteht im allgemeinen
aus mindestens 50 Gew.% eines vinylaromatischen Monomeren mit 8 bis
12 C-Atomen, wie α-Methylstyrol, para-Methylstyrol oder insbesondere
Styrol selbst und aus einem nitrilgruppenhaltigen, ethylenisch
ungesättigten Monomeren mit 3 bis 6 C-Atomen, insbesondere Acrylnitril
oder Methacrylnitril. Es enthält 15 bis 40 Gew.% der einpolymerisierten
Nitrilmonomeren. Es kann ferner noch bis zu 20 Gew.%, bezogen auf das
Copolymerisat, Monomere wie Methacrylsäureester, Acrylsäureester, z.B.
Methylmethacrylat oder Ethylmethacrylat, Butylacrylat oder 2-Ethyl
hexylacrylat sowie Methacrylamide oder Gemische dieser Verbindungen
einpolymerisiert enthalten.
Diese SAN-Polymere sind an sich bekannt und im Handel erhältlich. Sie
werden in üblicher Weise in Lösung, Emulsion oder Masse kontinuierlich
oder diskontinuierlich hergestellt. Sie weisen im allgemeinen Viskositäts
zahlen zwischen 0,5 und 1,5 dl/g, gemessen bei 25°C in 0,5%iger Lösung in
Dimethylformamid, auf.
Unter einem ABS- oder ASA-Polymer im Sinne dieser Erfindung wird ein
Pfropfmischpolymerisat aus einem Butadien- oder Acrylatkautschuk als
Pfropfgrundlage und einem SAN-Copolymerisat als Pfropfhülle verstanden,
dem gegebenenfalls freies SAN-Copolymerisat beigemischt sein kann.
Diese schlagzähmodifizierten SAN-Copolymerisate sind an sich bekannt, z.B.
aus Ullmanns "Encyklopädie der Technischen Chemie", 4. Auflage, Bd. 19,
1980, S. 277 bis 295 und im Handel erhältlich.
Das Pfropfmischpolymerisat besteht im allgemeinen aus 20 bis 70, bevorzugt
55 bis 65 Gew.%, bezogen auf das Pfropfmischpolymerisat, eines
Butadien- und/oder Acrylatkautschuks als Pfropfgrundlage und 30 bis 80,
bevorzugt 35 bis 45 Gew.%, bezogen auf das Pfropfmischpolymerisat, eines
Copolymerisates als Pfropfhülle. Dieses Copolymerisat wird durch
Polymerisation einer Monomermischung in Gegenwart der Pfropfgrundlage
erhalten. Die Monomermischung besteht im allgemeinen aus mindestens
50 Gew.%, bezogen auf die Mischung, eines vinylaromatischen Monomeren mit
8 bis 12 C-Atomen, wie α-Methylstyrol, para-Methylstyrol, oder
insbesondere Styrol selbst und einem nitrilgruppenhaltigen Monomeren mit 3
bis 6 C-Atomen wie Acrylnitril oder Methacrylnitril. Sie enthält 15 bis
40 Gew.%, bezogen auf die Mischung, der einpolymerisierten Nitril
monomeren. Sie kann ferner noch bis zu 20 Gew.%, bezogen auf die Mischung,
weitere Monomere wie üblicherweise (Meth)acrylsäureester wie Methylmeth
acrylat, Ethylmethacrylat, Butyl- oder 2-Ethylhexylacrylat, Methacrylamide
oder Acrylamide oder Gemische dieser Verbindungen enthalten.
Der an sich bekannte Butadienkautschuk (EP-A 1 99 334), der die
Pfropfgrundlage bilden kann, sollte eine Glastemperatur (nach K.H. Illers
und H. Breuer, Kolloid-Zeitschrift 176, (1961) Seite 110) haben, die unter
0°C liegt. Als Kautschuk kommen beispielsweise in Frage: Polybutadien
(vgl. DE-A 14 20 775 und DE-A 14 95 089), daneben auch Copolymerisate aus
überwiegend Butadien und Styrol mit Comonomeren wie Isopren, Acrylnitril
oder Vinylmethylether.
Als Pfropfgrundlage kommt auch ein an sich aus der EP-A 2 01 763 bekanntes
Acrylesterpolymerisat in Frage, dessen Glastemperatur unter 0°C, bevorzugt
unter -30°C, liegt. Diese Polymerisate können in der Hauptsache aufgebaut
sein aus Alkylacrylaten mit 1 bis 8 C-Atomen im Alkylrest wie n-Butyl
acrylat oder 2-Ethyl-hexylacrylat, daneben auch aus bis zu 50,
insbesondere 10 bis 20 Gew.%, bezogen auf das Polymerisat, weiterer
copolymerisierbarer Monomerer wie Butadien, Isopren, Styrol, Acrylnitril
oder Vinylmethylether oder Mischungen davon. Bevorzugt sind diese
Acrylesterpolymerisate vernetzt. In diesem Fall enthalten sie 0,1 bis 5,
bevorzugt 1 bis 4 Gew.%, bezogen auf das Polymerisat, eines mehr
funktionellen Monomeren, wie Divinylbenzol oder Di-hydro-di-cyclo
pentadienylacrylat.
Sowohl die Kautschuke als auch die Pfropfmischpolymerisate werden in
bekannter Weise in Emulsion oder Lösung hergestellt, wobei die Pfropfung
auch in üblicher Art in mehreren Stufen erfolgen kann. Es entstehen
Pfropfmischpolymerisate, bei denen die Pfropfhülle in dem Fachmann
bekannten Grenzen auf die elastomere Grundlage gepfropft ist.
Als Zusatzstoffe kommen bekannte Verarbeitungshilfsmittel in den dem
Fachmann bekannten Mengen in Betracht, die für die Herstellung der
Polymeren üblich sind, z.B. Mineralöle, Silikonöle oder andere Gleit- und
Entformungsmittel, außerdem übliche Modifiziermittel, z.B. Polymere, sowie
Farbstoffe und Pigmente in üblichen Mengen. Geeignete Zusatzstoffe sind
auch Verstärkungsmittel wie Glasfasern, Kohlenstoffasern, aromatische
Polyamidfasern und/oder Füllstoffe, Gipsfasern, synthetische
Calciumsilikate, Kaolin, calcinierter Kaolin, Wollastonit, Talkum, Kreide,
ferner Flammschutzmittel, z.B. Phosphorverbindungen wie Triphenylphosphat
oder bromierte oder chlorierte organische Verbindungen, gegebenenfalls in
Mischung mit Antimon-Verbindungen.
Die Herstellung der thermoplastischen Formmassen aus den erfindungsgemäßen
Pfropfpolymeren erfolgt zweckmäßigerweise durch Mischen der Komponenten
bei Temperaturen im Bereich von 200 bis 320°C, vorzugsweise 250 bis 300°C
in üblichen Mischvorrichtungen, wie z.B. Knetern, Banbury-Mischern und
Einschneckenextrudern, vorzugsweise in einem Zweischneckenextruder. Um
eine möglichst homogene Formmasse zu erhalten, ist eine intensive
Durchmischung notwendig, was in bekannter Weise erreicht werden kann. Die
Verweilzeiten liegen im allgemeinen im Bereich von 0,5 bis 30 Minuten,
vorzugsweise von 1 bis 5 Minuten. Die Reihenfolge des Mischens der
Komponenten kann variiert werden, es können zwei oder gegebenenfalls drei
Komponenten vorgemischt sein oder es können auch alle Komponenten
gemeinsam gemischt werden.
Die erfindungsgemäßen Pfropfpolymerisate sind in einfacher Weise
herstellbar. Mit ihnen sind vorteilhafte Formmassen mit ggf. schlagzäh
modifizierten SAN-Copolymeren herstellbar, die ein ausgewogenes Niveau von
mechanischen und chemischen Eigenschaften aufweisen. Diese Formmassen
liefern Formkörper, die insbesondere eine gute Spannungsrißbeständigkeit
und ein gutes Bruchverhalten aufweisen.
Zur Ausführung von Beispielen und Vergleichsversuchen wurden die folgenden
Komponenten verwendet:
I(1): | |
90 Gew.-Teile Poly(2,6-dimethyl-1,4-phenylen) ether mit einer relativen Viskosität von 0,63 dl/g (1-gew.%ig in CHCl3 bei 25°C), 10 Gew.-Teile Polystyrol (PS 144 C der BASF AG, MFI bei 200°C/5 kg = 24 g/10 min) und 15 Gew.-Teile Fumarsäure wurden in einem Zweischneckenextruder (ZSK 53, Werner & Pfleiderer) dosiert, in einem ersten Teil unter Verwendung von Knetelementen bei 25°C aufgeschmolzen, in einem weiteren Teil unter Kneten bei 265°C umgesetzt und anschließend bei 255°C durch Anlegen von Vakuum entgast. Die mittlere Verweilzeit im Extruder betrug 2,5 Minuten. Die austretende Schmelze wurde durch ein Wasserbad geleitet, granuliert und getrocknet. | |
50 Gew.-Teile des so funktionalisierten Polyphenylenethers wurden in 450 Gew.-Teilen Ethylbenzol bei 80°C gelöst. Nach dem Abkühlen wurden 32,5 Gew.-Teile Styrol und 17,5 Gew.-Teile Acrylnitril sowie 1 Gew.-Teil Di-tert.-Butylperoxid zugegeben. Danach wurde unter Rühren auf 120°C erwärmt und 12 Stunden polymerisiert. Das Produkt wurde durch Fällen in Methanol isoliert und nach dem Abfiltrieren bei 80°C unter Vakuum getrocknet. | |
I(2): | 90 Gew.-Teile Poly(2,6-dimethyl-1,4-phenylen)ether und 10 Gew.-Teile Polystyrol, beide wie bei I(1), und 25 Gew.-Teile Maleinsäure wurden wie bei I(1) umgesetzt und granuliert. |
80 Teile dieses funktionalisierten Polyphenylenethers wurden mit 32,5 Gew.-Teilen Styrol und 17,5 Gew.-Teilen Acrylnitril wie bei I(1) beschrieben gepfropft. | |
IV(1): | 50 Gew.-Teile Poly(2,6-dimethyl-1,4-phenylen)ether wie bei I(1) wurden in 500 Gew.-Teilen Ethylbenzol bei 80°C gelöst. Nach dem Abkühlen wurde mit 32,5 Gew.-Teilen Styrol und 17,5 Gew.-Teilen Acrylnitril wie bei I(1) beschrieben gepfropft. |
IV(2): | 90 Gew.-Teile der Komponente IV(1) wurden mit 10 Gew.-Teilen Polystyrol wie bei I(1) und 15 Gew.-Teilen Fumarsäure in einem Zweischneckenextruder (ZSK 53, Werner & Pfleiderer) dosiert und unter Verwendung von Knetelementen bei 255°C aufgeschmolzen, in einem zweiten Teil unter Verwendung von Knetelementen bei 265°C umgesetzt und anschließend bei 255°C durch Anlegen von Vakuum entgast. Die mittlere Verweilzeit im Extruder betrug 2,5 Minuten. Die austretende Schmelze wurde durch ein Wasserbad geleitet, granuliert und getrocknet. |
IV(3): | Für die Propfung wurde ein Copolymerisat aus 2,6-Xylenol und 2-Allyl-6-methylphenol nach den Angaben von Beispiel 1 der DE-A 29 17 819 hergestellt. 50 Gew.-Teile des Copolymerisats wurde wie bei I(1) beschrieben mit 32,5 Gew.-Teilen Styrol und 17,5 Gew.-Teilen Acrylnitril gepfropft. |
IV(4): | 39 Gew.-Teile Poly(2,6-dimethyl-1,4-phenyl)ether, 4,5 Gew.-Teile Polystyrol, jeweils wie bei I(1), und 6,5 Gew.-Teile Fumarsäure wurden in 500 Gew.-Teilen Ethylenbenzol unter Erwärmung gelöst. Nach dem Abkühlen werden 32,5 Gew.-Teile Styrol, 77,5 Gew.-Teile Acrylnitril und 1 Gew.-Teil Di-tert.-Butylperoxid zugegeben. Danach wird auf 120°C erwärmt und 12 Stunden polymerisiert. Nach Fällen in Methanol wird das Polymere abfiltriert und bei 80°C im Vakuum getrocknet. |
II: | ABS-Polymer hergestellt gemäß Beispiel 1 von DE-B 24 27 960, Umsetzung A. Wie dort beschrieben, wurde dem Pfropfmischpolymerisat aus Polybutadien, Styrol und Acrylnitril SAN-Copolymerisat (65 : 35) im Gewichtsverhältnis 3 : 7 zugemischt. |
III: | ASA-Polymer aus einer Mischung aus 50 Gew.-Teilen eines Copolymerisates aus 65 Gew.% Styrol und 35 Gew.% Acrylnitril mit einem Gewichtsmittel des Molekulargewichtes von 100 000 und 50 Gew.-Teilen eines Emulsionspfropfmischpolymerisates aus 60 Gew.%, bezogen auf das Emulsionspfropfmischpolymerisat eines vernetzten Acrylatkautschukes (98 Gew.% N-Butylacrylat und 2 Gew.% Dihydrodicyclopentadienylacrylat) als Pfropfgrundlage und 40 Gew.%, bezogen auf das Emulsionspfropfmischpolymerisat eines Copolymerisates aus 65 Gew.% Styrol und 35 Gew.% Acrylnitril als Pfropfhülle. |
IV: | Copolymerisat aus 65 Gew.-Teilen Styrol und 35 Gew.-Teilen Acrylnitril mit einer Viskositätszahl von 0,8 dl/g. |
Die in der Tabelle angegebenen Komponenten wurden mit jeweils
0,8 Gew.-Teilen Trisnonylphenylphosphit auf einem Zweischneckenextruder
bei 280°C geschmolzen, homogenisiert, gemischt und granuliert.
Die Durchstoßarbeit W ges wurde nach DIN 53 443 an Prüfkörpern bestimmt,
die bei 280°C durch Spritzguß hergestellt wurden. Die Wärmeform
beständigkeit wurde nach Vicat DIN 53 460/B bestimmt. Die Spannungs
rißbeständigkeit wurde nach DIN 53 449 ermittelt. Verwendet wurden bei
280°C spritzgegossene Prüfkörper, die für die Dauer von 1 Stunde in
Isopropanol bei 23°C gelagert wurden.
Claims (9)
1. Pfropfpolymerisate aus
- A) einem Basispolymeren, das erhältlich ist durch Funktionalisieren eines Polyphenylenethers a₁ oder eines Gemisches aus a1 und bis zu 20 Gew.%, bezogen auf das Gemisch, eines vinylaromatischen Polymeren a 2 mit einer ethylenisch ungesättigten Verbindung a 3, die mindestens eine Carbonsäure-, Carbonsäureanhydrid-, Ester-, Amid- oder Imidgruppe enthält, und
- B) einem Gemisch aus einem vinylaromatischen ethylenisch ungesättigten Monomeren b 1 und einem nitrilgruppenhaltigen ethylenisch ungesättigten Monomeren b 2.
2. Pfropfpolymerisate nach Anspruch 1, in denen B ein Gemisch aus 50 bis
90 Gew.% b1 und 10 bis 50 Gew.% b2 ist.
3. Pfropfpolymerisate nach mindesten einem der Ansprüche 1 bis 2, in
denen die ethylenisch ungesättigte Verbindung Maleinsäure,
Maleinsäureanhydrid, Methylmaleinsäure, Methylmaleinsäureanhydrid,
Maleinimid, N-Phenylmaleinimid, Fumarsäure, Itaconsäure,
Itaconsäureanhydrid, Butenylbernsteinsäure, Butenylbernstein
säureanhydrid, Tetrahydrophthalsäure, Tetrahydrophthalsäureanhydrid,
ein Mono- oder Diester der Malein- oder Fumarsäure mit einem Alkohol
mit bis zu 12 C-Atomen oder deren Mono- oder Diamid von einem Amin bis
zu 12 C-Atomen ist.
4. Pfropfpolymerisate nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, in
denen das Basispolymer A durch Umsetzen von
- a₁) 50 bis 99,9 Gew.% Polyphenylenether
- a₂) 0 bis 20 Gew.% eines vinylaromatischen Polymeren,
- a₃) 0,1 bis 50 Gew.% einer ethylenisch ungesättigten Verbindung mit mindestens einer Carbonsäure-, Carbonsäureanhydrid-, Ester-, Amid- oder Imidgruppe und
- a₄) 0 bis 5 Gew.% Radikalstarter,
wobei sich die Gewichtsprozente auf die Summe von a1 bis a4 beziehen,
im Verlaufe von 0,2 bis 15 Minuten bei 240 bis 360°C hergestellt
wurde.
5. Verfahren zur Herstellung von Pfropfpolymerisaten gemäß mindestens
einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man als
Pfropfmonomeres B ein Gemisch aus 50 bis 90 Gew.% eines
vinylaromatischen ethylenisch ungesättigten Monomeren b₁ und 10 bis
50 Gew.% eines nitrilgruppenhaltigen ethylenisch ungesättigten
Monomeren b2 verwendet.
6. Verwendung der Pfropfpolymerisate gemäß mindestens einem der
Ansprüche 1 bis 4 oder hergestellt gemäß Anspruch 5 zur Herstellung
von Formteilen.
7. Verwendung der Pfropfpolymeren gemäß mindestens einem der Ansprüche 1
bis 4 oder hergestellt gemäß Anspruch 5 zur Herstellung von
thermoplastischen Formmassen durch Abmischen mit mindestens einem
Polymeren aus der Gruppe gebildet aus SAN-, ABS- und ASA-Polymeren.
8. Thermoplastische Formmassen, enthaltend Pfropfpolymerisate gemäß
mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4 oder herstellbar gemäß
Anspruch 5 und mindestens ein Polymeres aus der Gruppe gebildet aus
SAN-, ABS- und ASA-Polymeren.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19893905340 DE3905340A1 (de) | 1989-02-22 | 1989-02-22 | Pfropfpolymerisate auf basis von funktionalisiertem polyphenylenether |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19893905340 DE3905340A1 (de) | 1989-02-22 | 1989-02-22 | Pfropfpolymerisate auf basis von funktionalisiertem polyphenylenether |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3905340A1 true DE3905340A1 (de) | 1990-08-23 |
Family
ID=6374614
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19893905340 Withdrawn DE3905340A1 (de) | 1989-02-22 | 1989-02-22 | Pfropfpolymerisate auf basis von funktionalisiertem polyphenylenether |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3905340A1 (de) |
Cited By (4)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP0513488A1 (de) * | 1991-03-30 | 1992-11-19 | BASF Aktiengesellschaft | Formmassen auf Basis modifizierter Polyarylether |
DE19909219A1 (de) * | 1999-03-03 | 2000-09-07 | Buna Sow Leuna Olefinverb Gmbh | Verfahren zur Herstellung funktionalisierter Polyphenylenether |
WO2003020781A1 (en) * | 2001-08-30 | 2003-03-13 | General Electric Company | Copolymers of functionalized polyphenylene ether resins and blends thereof |
WO2007143334A1 (en) * | 2006-05-30 | 2007-12-13 | Sabic Innovative Plastics Ip B.V. | Rubber composition and article |
-
1989
- 1989-02-22 DE DE19893905340 patent/DE3905340A1/de not_active Withdrawn
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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---|---|---|---|
8130 | Withdrawal |