DE3600644A1 - Verfahren zur vorbereitenden behandlung von kontaminierten und kontaminierenden stoffen - Google Patents
Verfahren zur vorbereitenden behandlung von kontaminierten und kontaminierenden stoffenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren gemäß der im Oberbegriff
des Patentanspruchs 1 bezeichneten Art.
Die in eine umweltverträgliche Form zu überführenden Stoffe sind
teilweise unmittelbar Abfallstoffe und fallen teilweise bei der Produk
tion an sich relativ ungiftiger Stoffe an. Zur beispielsweisen Veran
schaulichung sei das bei der Herstellung von 2, 4, 5-Trichlorphenol ent
stehende extrem toxische 2, 3, 7, 8-Tetrachlordibenzoldioxin (Dioxin)
benannt, dessen Beseitigung extreme Sorgfalt erforderlich macht. Se
kundäre Entstehungsursache derartiger Giftstoffe kann auch die übli
che Abfallbehandlung durch Müllverbrennung sein. So entstehen Dioxine
u. a. auch bei der Verbrennung von zuvor mit 2, 4, 5-Trichlorphenol be
handeltem Holz. Wegen des niedrigen Siedepunktes kondensieren der
artige Stoffe leicht bei der Abkühlung der Verbrennungsabgase nor
maler Müllverbrennungsanlagen, die mit Temperaturen unter 1050°C
betrieben werden und nicht besondere Hochtemperatur-Nachverbrennungs
anlagen besitzen.
In den Aschen und abgeschiedenen Stäuben derartiger Anlagen und in
dustrieller Einrichtungen finden sich vielfach Chloride des Bleis,
Quecksilbers, Zinks, Cadmiums, Arsens, Antimons, Selens, Tellurs,
Thalliums, Germaniums, Vanadiums und weiterer Metalle sowie Oxide
des Siliziums, Aluminiums, Kalziums und Eisen, an deren Oberfläche
häufig die extrem giftigen chlororganischen Verbindungen absorbiert
sind. Die erwähnten Stoffe lassen sich außer durch eine Sonder
deponie insbesondere durch eine Hochtemperaturbehandlung bei einer
bis zu 1400°C betragenden Temperatur in eine umweltverträgliche Form
überführen, wobei die chlororganischen Verbindungen eine Ausscheidung
als Salzsäure, Kohlendioxyd und Wasserdampf erfahren, während die
Schlacken und Metallverbindungen über die Schmelzphase zumindest im
mobilisiert werden können.
Von den weiteren Stoffen, deren Beseitigung als Alt- oder
Abfallstoffe aus umweltlicher Sicht geboten ist, seien vor
allem schwere Kohlenwasserstoffe unterschiedlicher Art benannt.
In der Regel kontaminieren die Stoffe das Erdreich, das dann
gemäß Oberbegriff des Anspruchs 1 zu behandeln ist. Die erwähnte
Temperaturbehandlung kann sowohl im mittleren Temperaturbereich
unter 1050°C als auch im Hochtemperaturbereich bis zu 1500°C
liegen.
Hiervon ausgehend liegt der Erfindung die Aufgabenstellung zugrunde,
ein Verfahren zur vorbereitenden Behandlung der einleitend benannten
Stoffe anzugeben, welches deren Lagerung, Transport und Deponie
ohne nennenswerte Umweltgefährdung ermöglicht. Darüber hinaus soll
die Wirkung der Temperaturbehandlung verbessert werden, so daß ins
gesamt die erfindungsgemäß vorzunehmende Behandlung der genannten
Stoffe zu einer Herabsetzung der Umweltgefährdung führt.
Die Erfindung löst die genannte Aufgabenstellung durch den Vor
schlag gemäß Kennzeichnungsteil des Patentanspruchs 1 für den die
Unteransprüche 2 bis 18 vorteilhafte Weiterentwicklungen vorsehen.
Die Einbindung der Stoffe in Gestalt von auf der Grundlage von
Tonerdezement verfestigten Formstücken führt zu besonders
abriebfesten Stücken, so daß bei deren Lagerung und Transport die
Bildung von kontaminierenden Stäuben weitgehend vermieden wird.
Von großer Bedeutung ist dabei, daß die Festigkeit der Stücke be
reits nach einer im Vergleich zu üblichem Zement außerordentlich
kurzen Abbindezeit erreicht wird, so daß die Anwendung des er
findungsgemäßen Verfahrens oft auch in Gefahrensituationen be
sonders angezeigt ist. Sofern größere Formstücke gebildet werden
sollen, lassen sich diese mit in der Betonwarenfabrikation üblichen
Boden- und Etagenfertigern als Würfel mit beispielsweise 10 cm
Kantenlänge oder zur noch weitergehenden Herabsetzung des Kanten
abriebes mit Sechseckquerschnitt ausbilden und bereits nach 24-
stündiger Abbindezeit transportieren und lagern. Die Formstücke
sind chemisch weitgehend resistent und können nicht von sulfat
und karbonathaltigen Wässern ausgelaugt werden. Dies ermöglicht in
vielen Fällen sogar deren Unterbringung auf normalen Deponien.
Die Einbindung im Tonerdezement führt bei Erhitzung im Anschluß an die
Dehydratation zu einer keramischen Verfestigung. Dadurch gelingt
es, daß die Formstücke bereits bei der Mitteltemperaturbehandlung
ohne nennenswerten Staubanfall hinreichend stabil bleiben, um nach
der Behandlung gefahrlos deponiert werden zu können. Für den Fall
einer vorgesehenen Hochtemperaturbehandlung wird erreicht, daß
die zu behandelnden Stoffe wegen der Feuerfestigkeit der Form
stücke auch wirklich die Hochtemperaturzone erreichen, so daß dort
die beabsichtigten, einleitend beschriebenen Reaktionen auch ein
treten können.
Die Menge des pulverförmigen Tonerdezementes beträgt ins
besondere zwischen 18 bis 33 Gew.% des Trockengewichtes der Stoffe,
die besonders hohe Kaltdruckfestigkeit und thermische Bestän
digkeit der Formstücke zu gewährleisten. Aus gleichem Grunde ist
es vorteilhaft, den Wassergehalt auf den 1-fach bis 0,75-fachen
Gewichtsanteil des Tonerdezementes einzustellen.
Um einer Staubentwicklung während des Mischens entgegenzuwirken,
wird das Bindungswasser zumindest teilweise zusammen mit den Stof
fen eingebracht. Demnach können letztere in schlammförmiger Be
schaffenheit oder in erdiger Beschaffenheit vorliegen.
Die Wirksamkeit der Hochtemperaturbehandlung läßt sich noch da
durch steigern, daß der trockenen Mischung bis zu 50 Gew.% Scha
motte zugesetzt werden. Schamotte hat hochfeuerfeste Eigenschaften
und erhöht damit noch die Feuerbeständigkeit der Formstücke. Zweck
mäßig wird die Schamotte in einer Körnung zwischen 0 bis 3 mm
zugefügt, während ihr Al2O3-Gehalt etwa 41% beträgt.
Bei weniger extrem hohen Anforderungen an die Verweilzeit der Stof
fe in der Hochtemperaturzone lassen sich der Mischung vorteilhaft
feinkörnige Metallträgerstoffe zusetzen, wie Walzensinter. Dies
hat die Wirkung, daß im Zuge der Hochtemperaturbehandlung eine
Metallschmelze entsteht, die sich leicht abziehen läßt und ihrer
seits eine Vielzahl von metallischen und nichtmetallischen Stoffen
aufnehmen kann, sofern sie nicht mit flüssiger Schlacke abgezogen,
granuliert und gefahrlos deponiert werden.
Die thermischen Voraussetzungen der Temperaturbehandlung werden
vielfach durch den Zusatz von Koksgrus zur Mischung begünstigt,
indem der Kohlenstoff des Koksgruses durch Verbrennung zur Tem
peraturerhöhung führt. Die Zusätze der erwähnten Art lassen sich
bis zu 50 Gew.% der wasserfreien Substanz der Ausgangsstoffe
vornehmen.
Man kann die Zusätze auch so wählen, daß sie unmittelbar zu einer
endothermen Reaktion führen, die durch Erhitzung eingeleitet wird.
Beispielsweise können aluminothermisch wirksame Metalle in feiner
Verteilung, wie Aluminiumpulver, eingebracht werden, sofern ent
sprechende Oxyde, wie Eisenoxyd oder Zinkoxyd, zugegen sind.
Die Stoffe lassen sich schließlich auch teilweise in flüssigem Zu
stand in die Mischung einbringen, so daß man auf diesem Wege zu
gleich weitere schädliche chlororganische Verbindungen, wie PCB,
erfassen kann, bei denen es auf die Gewährleistung bestimmter Min
destzeiten in der Hochtemperaturzone ankommt.
Als Öfen für die Hochtemperaturbehandlung finden bekannte Anlagen
Anwendung, also elektrisch oder mit Brennstoffen beheizte Schacht
oder Herdöfen. Für mittlere Temperaturbereiche stehen insbesondere
Schacht- und Drehrohröfen zur Verfügung. Hier verhindert die erfin
dungsgemäße Vorbehandlung einen überhöhten Staubanfall und ermög
licht die Verflüchtigung und Wiedergewinnung von z. B. Zink oder
Kohlenwasserstoffen.
Als Tonerdezement können unterschiedliche Qualitäten einqesetzt
werden. Die nachstehende Tabelle veranschaulicht die Zusammensetzung
einiger verschiedener Qualitäten, ohne daß damit die Gesamtspann
weite für die erfindungsgemäß einzusetzenden Zemente umrissen ist:
Die Stoffe liegen vorteilhaft in der Körnung gemäß nachstehender
Tafel vor:
Prozentualer Anteil beim Körnungsaufbau der Stoffe in mm:
30-60%:0-0,2 mm
40-70%:0,2-3 mm
Die in der erfindungsgemäßen Weise erfolgende Abbindung der Stoffe
bietet deshalb den Vorteil der weitgehenden chemischen Bestän
digkeit, weil beim Abbinden und Erhärten des Tonerdezementes im
Gegensatz zu üblichen Zementen praktisch kein freies Kalkhydrat
gebildet wird. Demgemäß unterbleiben chemische Reaktionen der
Stoffe mit dieser Verbindung, so daß die Formstücke in ihrer Be
ständigkeit und Deponiefähigkeit durch innere Korrosionen praktisch
nicht gefährdet werden.
Die bereits erwähnte Formgebung der Formstücke läßt sich noch dahin
gehend weitergestalten, daß die Formstücke nach ihrer Herstellung
mit den in Betonwarenfabriken üblichen Boden- oder Etagenfertigern
auf Paletten gesetzt und ausgehärtet werden. Neben dieser Herstellung
kommt indes mit Vorteil auch eine Herstellung der Formstücke in
einer Brikettpresse in Betracht. Ferner lassen sich die Formstücke
auch durch Pelletisieren in einem Drehrohr oder auf einem Dreh
teller gewinnen. Die beiden letztgenannten Herstellungsverfahren
haben den Vorteil, daß sie weitgehend kontinuierlich betrieben
werden können, ohne nennenswerte maschinelle Einrichtungen ein
setzen zu müssen. Dies hat insbesondere bei der Sanierung konta
minierten Erdreichs Bedeutung, weil in derartigen Fällen häufig
großflächig gearbeitet werden muß.
Insgesamt führt die Erfindung zu einem leicht anwendbaren und
besonders wirkungsvollen Verfahren, um bei vorhandenen oder zu
erwartenden Kontaminationen die davon betroffenen und daran be
teiligten Stoffe in eine umweltverträgliche Form zu überführen.
Claims (19)
1. Verfahren zur vorbereitenden Behandlung von im wesentlichen fein
körnigen und staubartigen, kontaminierten und kontaminierenden
Stoffen, die zu transportieren, zu lagern, zu deponieren oder
durch eine Temperaturbehandlung in eine umweltverträgliche Form
zu überführen sind, dadurch gekennzeichnet,
daß die Stoffe mit auf ihr Trockengewicht bezogenen
4 bis 33 Gew.% eines pulverförmigen Tonerde
zementes in Anwesenheit einer für die Hydratation des
selben ausreichenden Menge Wasser gemischt und als Form
stücke gebunden werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Stoffe mit auf ihr Trockengewicht bezogenen
18 bis 33 Gew.% eines pulverförmigen Tonerde
zementes gemischt werden.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekenn
zeichnet,
daß der Wassergehalt in der Mischung auf den 1-fachen
bis 0,75-fachen Gewichtsanteil des Tonerdezementes
eingestellt wird.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekenn
zeichnet,
daß das Bindungswasser zumindest teilweise mit den
Stoffen vermischt eingebracht wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß das Bindungswasser zusammen mit den Stoffen
in schlammförmiger Beschaffenheit eingebracht wird.
6. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß das Bindungswasser zusammen mit den Stoffen
an Erde haftend eingebracht wird.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekenn
zeichnet,
daß der trockenen Mischung bis zu 50 Gew.% Schamotte
zugesetzt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die Schamotte eine Körnung zwischen 0 bis 3 mm
aufweist.
9. Verfahren nach den Ansprüchen 7 und 8, dadurch gekennzeichnet,
daß die Schamotte einen Al2O3-Gehalt von etwa
41% aufweist.
10. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet,
daß der Mischung feinkörnige Eisenträgerstoffe,
wie Walzensinter, zugegeben werden.
11. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet,
daß der Mischung Trägerstoffe von Metallen zugegeben
werden, die, wie Zink, bei der Temperaturbehandlung
eine Verflüchtigung erfahren.
12. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet,
daß der Mischung Koksgrus in einer Körnung zwischen
0 bis 3 mm zugegeben wird.
13. Verfahren nach den Ansprüchen 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet,
daß die Zusätze insgesamt bis zu 50 Gew.% der trockenen
Ausgangsstoffe betragen.
14. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet,
daß Zusätze mit der Maßgabe einer durch Erhitzung
einleitbaren, endothermen Reaktion eingebracht werden.
15. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet,
daß ein Teil der Stoffe in flüssigem Zustand in die
Mischung eingebracht wird.
16. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet,
daß die Formstücke mit in Betonwarenfabriken üblichen
Boden- oder Etagenfertigern hergestellt werden.
17. Verfahren nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet,
daß die Formstücke nach der Formgebung auf Paletten
abgesetzt und ausgehärtet werden.
18. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet,
daß die Formstücke in einer Brikettpresse
hergestellt werden.
19. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet,
daß die Formstücke durch Pelletieren in einem
Drehrohr oder auf einen Drehteller hergestellt werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19863600644 DE3600644A1 (de) | 1986-01-11 | 1986-01-11 | Verfahren zur vorbereitenden behandlung von kontaminierten und kontaminierenden stoffen |
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DE19863600644 DE3600644A1 (de) | 1986-01-11 | 1986-01-11 | Verfahren zur vorbereitenden behandlung von kontaminierten und kontaminierenden stoffen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3600644A1 true DE3600644A1 (de) | 1987-07-16 |
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ID=6291695
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DE19863600644 Withdrawn DE3600644A1 (de) | 1986-01-11 | 1986-01-11 | Verfahren zur vorbereitenden behandlung von kontaminierten und kontaminierenden stoffen |
Country Status (1)
Country | Link |
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