DE2829021B1 - Verfahren zur Verminderung der Formaldehydabgabe von Spanplatten - Google Patents
Verfahren zur Verminderung der Formaldehydabgabe von SpanplattenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Verminderung der Formaldehydabgabe von aminoplastgebundenen
Span- oder Faserplatten.
Für die Herstellung von Spanplatten werden Holzspäne oder andere lignocellulosehaltige Partikel
mit Aminoplasten in Mengen von üblicherweise 8 bis 10 Gew.-% — bezogen auf das trockene Spangut —
beleimt, zu Spanmatten gestreut und unter Hitze und Druck gepreßt. Die noch heißen Spanplatten werden
nach dem Pressen gestapelt.
Spanplatten, die Aminoplaste als Bindemittel enthalten, geben nach der Herstellung Formaldehyd über
relativ lange Zeiträume hinweg ab. Die Formaldehydabgabe dieses Plattentyps hängt von verschiedenen
Faktoren ab, wie Molverhältnis von Harnstoff zu Formaldehyd in dem verwendeten Harz, Preßzeit,
Bindemittelaufwand, Alter der Platten usw. Der abgegebene Formaldehyd kann Werte erreichen, die
das Wohlbefinden von Menschen in Räumen, in denen aminoplastgebundene Spanplatten eingebaut sind, stark
beeinträchtigen. Ferner gibt es bislang keine einheitliche Meinung über die gesundheitliche Bedenklichkeit
bzw. Unbedenklichkeit des abgegebenen Formaldehyds. Um die nachträgliche Formaldehydabgabe von Spanplatten
zu verringern, ist bereits vorgeschlagen worden, Harnstofformaldehydharze mit niedrigem Gehalt an
einkondensiertem Formaldehyd einzusetzen. Die Verwendung dieser Harze verringert die nachträgliche
Formaldehydabgabe erheblich, kann sich aber auf die physikalisch-technologischen Eigenschaften negativ
auswirken (s. O. Wittmann: »Formaldehyde Urea-Resins for the Manufacture of Particle Boards«, 3.
Schenck-Spanplattentagung 1974 und Dr. E. Roffael: »Einfluß des Formaldehydgehaltes in Harnstoffharzen
auf ihre Reaktivität und die Formaldehydabgabe damit gebundener Spanplatten«, Holz als Roh- und Werkstoff
34 [1976], S. 385-390). Weiterhin ist bekannt (DE-OS 16 53167), daß durch Beimengung von Harnstoff
und/oder Ammoniak zum Harnstofformaldehydharz die Formaldehydabgabe verringert werden kann, da diese
ίο Stoffe den Formaldehyd chemisch abzubinden vermögen.
Die Zugabe von derartigen Stoffen zum Harz ist nur begrenzt möglich, da mit zunehmendem Gehalt an
derartigen Stoffen die Abbindegeschwindigkeit des Harzes verlangsamt wird und die physikalisch-technologischen
Eigenschaften der Platten bei konstanter Preßzeit verschlechtert werden. Dort ist auch bereits
vorgeschlagen worden, den Holzspänen nach dem Beleimen feinteilige Stoffe beizumengen, die mit dem
Formaldehyd chemisch reagieren. Hierbei ist nachteilig, daß der Einsatz dieser Stoffe die Festigkeitseigenschaften
der Spanplatten beeinträchtigt, so daß diese Stoffe nicht in dem Umfang eingesetzt werden können, wie
dies für die Reduzierung der Formaldehydabgabe notwendig wäre.
Darüber hinaus ist vorgeschlagen worden, Harnstofformaldehydharze mit Gerbstoffen bzw. Gerbstoffderivaten
und -abbauprodukten zu vermengen, die den Formaldehyd chemisch abfangen (DE-OS 23 17 884).
Praktische Erfahrungen liegen hier jedoch noch nicht vor, wohl u. a. deshalb, weil die Gerbstoffe bzw. deren
Derivate sehr teuer im Vergleich zu den Harnstoffharzen sind.
Ferner ist bekannt, daß die nachträgliche Abgabe von Formaldehyd dadurch verringert werden kann, daß man
die Holzspanplatten mit einem Anstrich auf Basis wäßriger Kunststoffdispersionsfarbe bestimmter Zusammensetzung
allseitig beschichtet. Diese formaldehydbindende Anstrichmittel für Holzspanplatten enthält
Ammoniak, Milchsäurekasein und Hydrazinhydrat in bestimmter Zusammensetzung (DE-PS 11 88 750). Das
Beschichten derartig behandelter Platten mit Farbe, Tapeten oder technischen Beschichtungspapieren ist
dann jedoch kaum mehr möglich, was den Einsatz diese Verfahrens auf wenige Ausnahmefälle beschränkt.
Ferner ist vorgeschlagen worden, dem Aminoplast Molekülverbindungen verschiedener Art beizumengen,
die die Formaldehydabgabe verringern sollen (C. Kubitzky: »Vermeiden von Geruchsbelästigung bei
Spanplatten«, Sonderdruck aus »Industrie-Anzeiger« 53
so [1972], Ausgabe »Kunststoffe — Verarbeitung und Anwendung«, Verlag W. Giradet, Essen). Hierdurch
werden jedoch auch die Festigkeitseigenschaften der Platten beeinträchtigt. Darüber hinaus sind die von
Kubitzky vorgeschlagenen Molekülverbindungen verglichen mit den Harnstoffharzen teuer.
Es ist Aufgabe der Erfindung, die Formaldehydabgabe von aminoplastgebundenen Span- oder Faserplatten
zu vermindern, wobei die Festigkeitseigenschaften dieser Platten nicht beeinträchtigt werden dürfen.
Außerdem müssen die Platten ohne Schwierigkeiten mit Farbe, Tapeten oder technischen Beschichtungspapieren
beschichtet werden können.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch das Verfahren gemäß dem kennzeichnenden Teil des
Anspruchs 1 gelöst. »Heiß« bedeutet in diesem Fall möglichst hohe Temperaturen, in einem Bereich, in dem
die Platten aus der Heizpresse entnommen werden. Je höher die Plattentemperatur bei der Aufbringung ist,
desto wirksamer ist die erfindungsgemäße Maßnahme. Die erfindungsgemäß Behandlung ist z. B. jedoch auch
noch bei 310 K wirksam.
Die Festigkeitseigenschaften der so behandelten Platten werden hierdurch nicht beeinträchtigt. Die
Formaldehydabgabe geht wesentlich zurück.
Vorteilhafterweise geschieht das Aufbringen der Stoffe auf die Platten unmittelbar oder in kurzem
Zeitabstand nach deren Entnahme aus der Heizpresse, da die Platten dann ohnehin noch heiß sind und nicht
erneut erwärmt werden müssen.
Gute Ergebnisse wurden erzielt, wenn das Behandeln der Platten mit Hilfe einer wäßrigen Lösung von
Harnstoff oder anderen ammoniakabspaltenden Stoffen vorgenommen wurde. Das Aufbringen der Stoffe ist in
diesem Fall besonders einfach z. B. durch Aufsprühen möglich.
Sehr gute Ergebnisse wurden mit wäßrigen Harnstofflösungen von 5% bis 20% erreicht, wie im Beispiel
beschrieben ist.
Vorteilhafterweise werden die Platten nach dem Aufbringen der Stoffe im heißen Zustand gestapelt. Die
Abkühlung wird auf diese Weise stark verzögert, wodurch der Harnstoff oder das Ammoniak genügend
Zeit haben, in die Platten einzudringen und mit dem freien Formaldehyd zu reagieren.
Die Menge der ammoniakabspaltenden Stoffe oder des Harnstoffes liegt bei 10 bis 100 g Feststoff/m2
Oberfläche von Spanplatten handelsüblicher Dicke, d. h. zwischen 5 und 50 mm. Diese Menge ist annähernd
proportional zur Plattendicke in den Dickenbereichen, die außerhalb dieser Abmessungen liegen. Überdosierungen
der Stoffmenge sind in weiten Bereichen unschädlich.
Anhand des folgenden Beispiels wird gezeigt, wie wirksam die erfindungsgemäßen Maßnahmen schon bei
ordnungsgemäß hergestellten Spanplatten wirkt. Diese Wirkung tritt verstärkt auf, wenn Fehler in der
Fertigung zu höherer Formaldehydabgabe führen.
Acht verschiedene harnstofformaldehydharzgebundene Spanplatten mit einer Plattendicke von 19 mm und
ίο einer Rohdichte von 0,7 g/cm3 wurden wie folgt
hergestellt:
Bindemittel
Feuchte vor dem Pressen
Preßzeit
Preßzeit
8% (Gew.-%),
bezogen auf atro Holz
10%
5 Minuten bei 1900C.
Vier der hergestellten Platten wurden unmittelbar nach dem Pressen mit 10%iger wäßriger Harnstofflösung
mit Mengen von 400 g/m2 Oberfläche — entsprechend einer Menge von 40 g/m2 Festharz —, besprüht
und heiß gestapelt. Die anderen vier Platten wurden ohne Besprühung mit Harnstofflösung heiß gestapelt.
Nach einer Woche wurden die beiden Plattentypen auf ihre Formaldehydabgabewerte geprüft Die Bestimmung
des Formaldehyds in Spanplatten erfolgt nach einer im Wilhelm-Klauditz-Institut Braunschweig entwickelten
Prüfmethode (Dr. E. Roffael: »Messung der Formaldehydabgabe — Praxisnahe Mehode zur Ermittlung
der Formaldehydabgabe harnstoffharzgebundener
jo Spanplatten für das Bauwesen«, Holz-Zentralblatt 101
[1975], 111, 1403 und 1404). Die Ergebnisse sind in der
Tabelle zusammengestellt. Aus den Ergebnissen wird deutlich, daß die Besprühung mit Harnstoff eine
Verminderung der Formaldehydabgabe um etwa 35% bewirkt.
Plattenbezeichnung
Beleimung
Nachbehandlung
Formaldehydabgabe nach
dem WKI-Verfahren
(mg HCHO/100 g Spanplatte)
nach 24 Std. nach 48 Std.
RV1-4 8% K 375 keine 34,44 52,28
RV 5—8 8% K 375 nach dem Pressen jede Plattenseite pro m2 mit 400 g 22,91 33,36
Harnstoff (100 g Harnstoff in 11 Wasser) besprüht
Claims (7)
1. Verfahren zur Verminderung der Formaldehydabgabe von aminoplastgebundenen Span- oder
Faserplatten, dadurch gekennzeichnet, daß auf die Oberfläche der heißen Platten Harnstoff
oder andere ammoniakabspaltende Stoffe aufgebrachtwerden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Stoffe auf die Platten unmittelbar
oder in kurzem Zeitabstand nach deren Entnahme aus der Heizpresse aufgebracht werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß eine wäßrige Lösung von
Harnstoff oder ammoniakabspaltenden Stoffen verwendet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß eine 5- bis 20%ige wäßrige Harnstofflösung
verwendet wird.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1, 2, 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Span- oder
Faserplatten nach dem Aufbringen des Harnstoffs oder anderer Ammoniak abspaltender Stoffe in
heißem Zustand gestapelt werden.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Harnstoff
oder die ammoniakabspaltenden Stoffe in einer Menge von 10 bis 100 g Feststoff pro m2
Plattenoberfläche bei Plattenstärken zwischen 5 und 50 mm aufgebracht werden.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Stoffe aufgesprüht werden.
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