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Köder und Verfahren zur Bekämpfung von Wühlmäusen Zur Bekämpfung
von Wühlmäusen (Arvicola terrestris L. und verwandte Arten) in Gartenanlagen, Obstplantagen
und dergleichen sind zahlreiche Maßnahmen bekannt. So kann man durch Aufstellen
von Fallen, Auslegen von selbsttätigen Schießapparaten oder von giftige Gase entwickelnden
Präparaten in den Wühlmausgängen gu-te Erfolge erzielen, doch sind diese Verfahren
umständlich und zeitraubend, Auch das Auslegen von begifteten Ködern wird vielfach
ausgeübt, doch müssen diese ebenfalls in die befahrenen Wühlmausgänge eingelegt
werden, wenn sie hinreichend wirksam werden sollen.
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Die Erfahrung hat aber gezeigt, daß ungeschulte Klein- und Hausgartenbesitzer
mit diesem Verfahren in der Mehrzahl keine befriedigenden Erfolge erzielen und den
Wühlmausbestand allenfalls unbedeutend reduzieren. Für Erwerbsbetriebe der Landwirtschaft,
des Obst- und Gartenbaus ist das Ausfindigmachen der Gänge normalerweise zu arbeitsaufwendig.
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Da die Mißerfolge nicht auf eine mangelnde Wirkung der bekannten Mittel
zurückzuführen sind, sondern auf der Schwierigkeit der richtigen Anwendung beruhen,
stellte sich die Aufgabe, ein Verfahren zu finden, das in der Anwendung einfach
und unkompliziert ist und das auch ohne spezielle Fachkenntnisse sichere Erfolge
erzielen läßt. Die Lösung der Aufgabe beruht darauf, daß lebende Blumenzwiebeln,
insbesondere Tulpenzwiebeln, von den Wühlmäusen auch außerhalb ihrer Gänge aktiv
aufgesucht und mit Vorliebe gefressen werden.
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Gegenstand der Erfindung sind daher Köder zur Bekämpfung von Wühlmausen,
bestehend aus lebenden Blumenzwiebeln, insbesondere Tulpenzwiebeln, die mit einem
gegen Wühlmäuse wird~' samen Giftstoff präpariert sind.
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Weiterhin ist Gegenstand der Erfindung ein Verfahren zur Bekämpfung
von Wühlmäusen, dadurch gekennzeichnet, daß man lebende Blumenzwiebeln, insbesondere
Tulpenzwiebeln, die mit einem gegen Wühlmäuse wirksamen Giftstoff präpariert sind,
auf den befallenen Flächen außerhalb der Wühlmausgänge in beliebiger Verteilung
auspflanzt oder in anderer Weise oberirdisch oder unterirdisch auslegt.
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Als Köder im Sinne der Erfindung werden Tulpenzwiebeln besonders bevorzugt,
da sie auf die Wühlmäuse eine außerordentlich hohe Anziehungskraft ausüben und von
diesen in stärkerem Maße als andere pflanzliche Materialien angenommen werden. Es
kommen jedoch auch andere Blumenzwiebeln, z.B. Scillazwiebeln in Betracht.
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Für die Begiftung der Blumenzwiebeln können alle bekannten Nagetiergifte
verwendet werden, wie Cumarinderivate, chlorierte cyclische Kohlenwasserstoffe,z.B.
das unter der Kurzbezeichnung "Endrin" bekannte Hexachlorepoxyoctahydro-dimethano-naphthalin.
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Bei der Auswahl der Begiftungsmittel ist zu fordern, daß die Giftstoffe
geschmacklich die Köderwirkung nicht negativ beeinflussen und somit den Argwohn
der Tiere hervorrufen. Ferner müssen die Giftstoffe weitgehend witterungsunempfindlich
sein und sich in Form von Pulvern, Lösungen, Suspensionen, Emulsionen oder Pasten
leicht auf die Blumenzwiebeln aufbringen lassen. Je nach der Zubereitungsform erfolgt
die Begiftung durch Tauchen, Bestreichen, Bepudern oder auch durch Inkorporation,
beispielsweise mittels Bohrlöchern, durch Injektion oder dergleichen. Nicht völlig
feuchtigkeitsbeständige Stoffe können durch eine Schutzschicht aus Paraffin, Wachsen,
Fetten oder dergleichen für eine ausreichende Frist stabilisiert werden. Besonders
vorteilhaft sind Giftstoffe,die
das Austreiben und die Blühwilligkeit
der Blumenzwiebeln nicht beeinträchtigen, Die blühenden Tulpen sind zugleich ein
Indikator für den Erfolg der Bekämpfungsmaßnahme.
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Ein besonderer Vorteil der Erfindung besteht darin, daß die Auslegung
der als Köder dienenden Blumenzwiebeln nicht in der üblichen Weise durch Einbringen
in die Wühlmausgänge erfolgen muß. Die präparierten Zwiebeln lassen sich vielmehr
zur Anlage von Blumenbeeten, Rabatten oder in anderer gärtnerischer Weise verwenden.
Allerdings muß mit der Vernichtung eines Teils dieser Zwiebeln durch Wühlmausfraß
gerechnet werden, was sich jedoch durch Nachlegen der fehlenden Zwiebeln leicht
ausgleichen läßt. Infolge der starken Reduzierung oder Ausrottung der Wühlmauspopulation
sind dann weitere Ausfälle kaum mehr zu befürchten.
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Die Auslegung kann auch in ungezielter Form in beliebiger Verteilung
durch Eingraben oder oberirdische Verlegung auf den befallenen Flächen erfolgen.
Da ein oberflächliches offenes Auslegen von Giftködern ein gewisses Risiko für andere
Tiere birgt, kann das Auslegen in geeigneten Behältern, beispielsweise in Dränagerohren,
Futterkisten oder dergleichen erfolgen. Auch mit dieser Methode lassen sich hervorragende
Erfolge erzielen, da die Wühlmäuse ihre Nahrung nicht nur unterirdisch, sondern
auch - und vermutlich während der Vegetationszeit vorwiegend - oberirdisch suchen.
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Aus einem Aufsatz von H. Fischer in der Zeitschrift "Schädlingsbekämpfung"
44 (1952) S. 201 - 206, ist es bekannt, Wühlmäuse in Obstanlagen der Marschgebiete
dadurch zu bekämpfen, daß man an und in Wassergräben abgeschnittene Obstbaupiweige
auslegt, die mit einer Giftpaste bestrichen sind.
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Diese Form der Bekämpfung läßt sich jedoch nur gegen die 'tWasserform"
der Wühlmäuse anwenden, d.h. gegen solche Wühlmauspopulationen, die die Öffnungen
ihrer Gänge an den Böschungen von Wassergräben anlegen. Wie in der erwähnten Arbeit
ausdrücklich
dargelegt wird, ist das Verfahren in normalen Obstgärten nicht anwendbar, da außerhalb
der Gräben oberirdisch ausgelegte Obstbauzzweige nicht beachtet werden.
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Beispiel Als Versuchsflächen wurden zwei von Wühlmäusen stark befallene
benachbarte Hausgärten mit einer Fläche von 460 und 380 qm ausgewählt. In beiden
Gärten waren Jahre hindurch alle Versuche, Tulpen durch Auslegen von Zwiebeln heranzuzi-ehen,
gescheitert. Selbst bei einer Auspflanzung von über 100 Zwiebeln kamen nur einzelne
zur Entwicklung und Blüten In diesen beiden Gärten wurden Mitte Februar 100 bzw.
80 begiftete Tulpenzwiebeln ausgelegt, und zwar in einer Reihe im-Abstand von etwa
1 m rings um das Gartenstück nahe der Grenze. Damit wurde zugleich eine Abschirmung
gegen Zuwanderung aus Revieren der benachbarten Gärten bezweckt.
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Die in dem kleineren Garten ausgelegten Tulpenzwiebeln waren mit einem
chlorierten cyclischen Kohlenwasserstoff-Derivat (Endrin) begiftet. Der Giftstoff
wurde durch Eintauchen der Tulpenzwiebeln in eine 17 ziege organische lösung aufgebracht.
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Die in dem größeren Garten ausgelegten Tulpenzwiebeln wurden vor der
Verwendung mit einem die Blutgerinnung hemmenden Cumarin-Derivat (Acetonyl-chlorbenzyl-hydroxycumarin
) in Pastenform bestrichen, wobei etwa 500 g Cumarinpaste pro Kilo Tulpenzwiebeln
zur Anwendung kamen. Nach dem Antrocknen der Paste wurden auch diese Zwiebeln in
der angegebenen Weise in dem größeren Garten ausgelegt.
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Die Rrfolgskontrolle beruhte auf der bekannten Tatsache, daß befahrene
Gänge, die geöffnet werden, von den Wühlmäusen spätestens über Nacht verschlossen
werden. Bleiben Gänge über Nacht offen, so sind sie außer Benutzung. Geschieht das
bei zuvor stets verschlossenen Gängen nach der Anwendung von Giftköderrl, so ist
mit hohe Wahrscheinlichkeit auf eine Abtötung .. et Wühlmäuse zu schließen.
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Die drei Wochen nach der Auslegung durchgeführte Erfolgskontrolle
ergab, daß in dem kleineren Garten alle geöffneten Wühlmausgänge unverschlossen
blieben und auch jede Anlage neuer Gänge unterblieb. Daraus neunte mit Sicherheit
auf eine vollständige Vernichtung des Wühlmausbestandes geschlossen werden.
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In dem größeren Garten war fast auf der ganzen Fläche das gleiche
zu beobachten; nur in der Mitte des Grundstückes, wo sich der Stumpf einer im Vorahr
gefällten Pappel befand, ließ das Verschließen der geöffneten Gänge erkennen, daß
hier noch Wühlmäuse lebten. Offensichtlich diente das umfangreiche Wurzelwerk des
Pappelstumpfes den Wühlmäusen als Dauernahrung.
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Nachdem in diesem Bereich einige begiftete Tulpenzwiebeln nachgelegt
worden waren, blieben bei einer nachfolgenden Erfolgskontrolle die geöffneten Gänge
auch hier unverschlossen und es wurden keine neuen Gänge angelegt.
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Im nachfolgenden Frühjahr kamen in beiden Gärten über 90 % der ausgelegten
Tulpenzwiebeln zur Entwicklung und Blüte.
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Daraus kann geschlossen werden, daß nur ein kleiner Teil, nämlich
weniger als 10 O/o der ausgelegten Zwiebeln, durch die Wühlmäuse vernichtet wurden
und zur vollständigen Ausrottung der Wühlmäuse ausgereicht hatten.