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Aus der
EP 1 723 847 A1 ist eine Identifizierungsmarke in Form einer Viehmarke bekannt, die drei unterschiedliche Informationen enthält: erstens ist ein Transponder vorgesehen, der eine maschinenlesbare Information enthält. Insbesondere kann der Transponder einen beschreibbaren Speicher aufweisen, so dass er nicht nur ausschließlich unveränderliche Identifikationsdaten enthält, sondern so dass in dem Transponder auch unterschiedliche Stationen dokumentiert werden können, die das Tier durchläuft bzw. durchlaufen hat. Zweitens sind auf der Viehmarke alphanumerische Informationen vorgesehen, die menschenlesbar sind und beispielsweise als Ziffernfolge ausgestaltet sein können. Drittens weist die Marke einen Hohlraum als Teil einer Stanzvorrichtung auf, so dass mittels dieser Viehmarke eine Gewebeprobe des Tiers genommen und in der Viehmarke aufbewahrt werden kann.
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Beispielsweise kann die Gewebeprobe als DNA-Probe genutzt werden oder um das Tier auf Krankheiten zu untersuchen. Mittels der Viehmarke kann das Tier identifiziert und der Werdegang des Tiers im Sinne einer Nachverfolgbarkeit dokumentiert werden. Die gattungsgemäße Viehmarke wird in der gewerblichen Nutzung von Vieh verwendet, ähnlich wie bei Industrieprodukten, beispielsweise technischen Geräten, eine Rückverfolgbarkeit von Lieferketten oder Bearbeitungsstationen bekannt ist.
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Von dieser Situation unterscheidet sich der Umgang mit Objekten, insbesondere auch Tieren, die sich in der Wildnis befinden, erheblich. Als Wildnis wird in diesem Zusammenhang ein Gelände bezeichnet, welches nicht vom Menschen gemacht ist, also ein unbefestigtes Gelände, mit einem ggf. zufälligen Bewuchs und ggf. ohne eine Umzäunung bzw. Ummauerung, und welches der natürlichen Witterung ausgesetzt ist.
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Diese Unterschiedlichkeit der Erfassungssituation hängt erstens damit zusammen, dass die Objekte sich in einer nichtmenschengemachten Umgebung befinden, also nicht auf einer umzäunten Weide, in einem Stall oder überhaupt in einer Halle, in einer Melkstation, einem Viehtransporter, einem Schlachtbetrieb oder dergleichen.
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Die Unterschiedlichkeit der Erfassungssituation hängt zweitens auch damit zusammen, dass die Objekte häufig in nichtprofessionellen Situationen bzw. auf nicht professionelle Weise erfasst werden. Als Beispiel kann die Erfassung eines erlegten Wildtiers durch einen Jäger herangezogen werden: ein amtlich vorgesehener „Wildursprungsschein“ in Papierform, mit mehreren Durchschlägen, ist unter bestimmten Bedingungen auszufüllen, beispielsweise bei der Erlegung von Schalenwild. Der Wildursprungsschein enthält Angaben über den Erleger, das Jagdrevier bzw. eine noch konkretere Angabe des Erlege-Orts innerhalb des Jagdreviers, den Erlegezeitpunkt, die Wildart und das Geschlecht sowie eine Schätzung des Gewichts und des Alters des erlegten Stücks. Im Vergleich zu einer menschengemachten Umgebung ist in der Wildnis typischerweise auch die Ortsbestimmung weniger präzise möglich, da keine Bezeichnungen von Gebäuden oder sogar Räumen innerhalb eines Gebäudes, von Fahrzeugen oder Straßenadressen möglich sind.
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Die erwähnten Angaben in den erwähnten Wildursprungsschein unter ggf. widrigen Licht- und Witterungsbedingungen einzutragen ist daher nicht immer komplikationslos, was die Genauigkeit der angestrebten Dokumentation beeinträchtigen kann. Ähnlich verhält es sich mit anderen Objekten, die sich in der Wildnis befinden, beispielsweise mit zum Fällen markierten Bäumen, gefällten Baumstämmen, im Forst verwendeten Arbeitsgeräten und dergleichen.
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Der Neuerung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Ursprungsmarke anzugeben, welche auch unter widrigen Witterungsbedingungen eine schnelle und unkomplizierte Handhabung ermöglicht, und ein System anzugeben, welches unter Verwendung einer solchen Ursprungsmarke eine verbrauchergerechte Rückverfolgbarkeit von komplexen Prozessketten ermöglicht.
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Diese Aufgabe wird durch eine Ursprungsmarke mit den Merkmalen des Anspruchs 1 und durch ein System nach Anspruch 6 gelöst.
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Die Neuerung schlägt eine digitalisierte Ursprungsmarke und insbesondere deren Einbindung in eine größere Informations-Infrastruktur vor, welche auch ein zentrales Register umfasst. Das Register kann vorzugsweise eine gestaffelt unterschiedliche Informationstiefe zur Einsicht bereitstellen, so dass durch unterschiedliche Zugangsberechtigungen festgelegt werden kann, in welchem Umfang Angaben zu einem in der Wildnis erfassten Objekt aus diesem Register ausgelesen werden können.
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Die vorschlagsgemäße Ursprungsmarke beruht auf einer modifizierten Pfandplombe, die mittels mehrerer technischer Merkmale eine eineindeutige Kennzeichnung auf- und ausweist. Für die Eineindeutigkeit können mehrere Vergabemöglichkeiten eingesetzt werden: Eine Vergabemöglichkeit für die Eindeutigkeit kann die Errechnung von UUIDs/GUIDs, Unique Universal Identifiern / Global Unique Identifiern sein, die sich nach der Internet Engineering Task Force (IETF) in der Spezifikation Request For Comments (RFC) gemäß IETF RFC 4122 errechnen lassen und mittels eine Zeichendarstellung von üblicherweise 32-Zeichen abbilden lassen. Diese Abbildung kann verkürzt durch Verwendung von Hash-Algorithmen auf 20 Zeichen verkürzt werden oder als Zahl im Dezimalsystem mit 40 Stellen verlängert werden. Gleich welche Darstellungsform gewählt wird, erlaubt die Einbindung dieses Verfahrens ohne eine zentrale Vergabestelle und ohne Verbindung mit dem Internet jederzeitig an jedem Ort eine Eineindeutigkeit des Merkmals zu errechnen, so dass auch einzelne technische Geräte ohne Verbindung mit einem Netzwerk dieses eineindeutige Merkmal bestimmen können.
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Für eine nach Wahrscheinlichkeitsüberlegungen praktisch dublettenfreie Vergabe nach diesem Verfahren kann in dem nachfolgend beschriebenen Gesamtsystem die Eigenschaft der Rückverfolgbarkeit von Unikaten erzielt werden. Um prüfbar für behördliche Stellen abzubilden, dass alle Ursprungsmarken vollständig erfasst sind, also in Anlehnung an die Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung jeder Geschäftsvorfall vollständig erfasst ist, wird die Eineindeutigkeit für die Vergabemöglichkeit UUIDs hinreichend erreicht, wenn sichergestellt ist, dass jede Ursprungsmarken mit ihrer eineindeutigen Merkmalsausprägung in einem zentralen Register registriert ist.
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Tritt aus behördlicher Sicht im Sinne der ordnungsgemäßen Nachverfolgbarkeit noch die Anforderung einer lückenlos fortlaufenden Nummerierung eineindeutiger Ursprungsmarken hinzu, so kann dem durch folgendes technisches Geschehen Rechnung getragen werden: In einem zentralen technischen System werden alle fortlaufenden Nummerierungen verwaltet und die Ausgabe von eineindeutigen Nummern erfolgt fortlaufend, synchronisiert und sequentiell, so dass eine Doppelvergabe ausgeschlossen ist. Die Nummernvergabe erfolgt in Gruppen, so dass solche Gruppen als Segmente der Nummerierung an Verwendungsstellen in Geräten, z.B. Smartphones, in einem Zwischenspeicher vorgehalten werden. Aus Sicht des Zentralsystems ist damit nach erfolgter Vergabe ein Nummernintervall als Gruppe an ein Gerät X ausgeben worden, welches die detaillierte Verwendung der Nummern aus diesem Intervall weiter protokollieren und rückmelden kann. Das Gerät kann mit dieser Gruppe auch ohne Verbindung zum zentralen System Nummern aus dieser Gruppe zur eineindeutigen Kennzeichnung verwenden und dann aber bei nächster Kommunikationsverbindung zum zentralen Vergabesystem den Verwendungsnachweis an das zentrale System melden. Durch Ausschöpfung der zentral fortlaufenden Gruppen in Verbindung mit dem dezentralen Speicher entstehen fortlaufende Nummerierungen, die lückenlos verfolgbar sind.
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Vorteilhaft kann es sein, für die Ursprungsmarken das erstgenannte Verfahren der UUIDs zur Bestimmung eines eineindeutigen Merkmals zu sein, da die vollständige Dokumentation durch eine spätere zentrale Registrierung des Merkmals erreicht wird, aber der Mehraufwand zur Koordination einer fortlaufenden Nummerierung entfällt.
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Eine Ursprungsmarke hat durch dieses eineindeutige Merkmal eine Identität und wird somit zum Unikat. Jedes Unikat der Ursprungsmarke kann seine Identität in mehreren Formen ausweisen:
- • Optisch lesbar für Menschen. In Klarschrift. Beispielsweise kann ein 32 Zeichen langer alphanumerischer Code dargestellt sein, z.B. als hexadezimale Abbildung einer Zahl.
- • Optisch maschinenlesbar. Beispielsweise kann ein zweidimensionaler Barcode verwendet werden, z. B. als QR-Code ausgestaltet, der inhaltlich eine Internet-URL abbildet, die das eineindeutige Merkmal enthält,
- • Ebenfalls maschinenlesbar, jedoch auf eine andere als auf optische Weise.
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Vorteilhaft kann diese zweite Maschinenlesbarkeit drahtlos vorgesehen sein, beispielsweise induktiv oder per Funk. Auf diese Weise sind keine außen liegenden elektrischen Kontakte erforderlich, so dass der jeweilige Informationsträger optimal geschützt innerhalb der Ursprungsmarke untergebracht werden kann. Der Informationsträger kann als Transponder & Transmitter ausgestaltet sein, z.B. als RFID- oder NFC-Chip, also einen elektronischen Chip aufweisen, der in einem Speicher das eineindeutige Merkmal enthält.
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Vorteilhaft kann es sein, für die Umsetzung dieser technischen Erfindung bestehende Verfahren einzubinden, z.B. ISO/IEC 16022, ISO/IEC 18004:2006, ISO/IEC 14443, ISO/IEC 15693, ISO/IEC 13157, -16353, -22536, -28361.
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Ein Ausführungsbeispiel einer digitalen Ursprungsmarke wird anhand der schematischen Darstellung näher erläutert. Dabei zeigt
- 1 eine perspektivische Ansicht auf eine digitale Ursprungsmarke, die als digitale Wildmarke zur Kennzeichnung eines erlegten Wildtieres dient.
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Im Rahmen einer ersten konkreten Anwendung der vorliegenden Erfindung wird eine Ursprungsmarke 1 benutzt, die als „Digitale Wildmarke“ (Wildursprungsmarke) bezeichnet wird. Die Ursprungsmarke 1 weist eine Befestigungsschlaufe 2 auf, die ähnlich einem Kabelbinder ausgestaltet ist und eine schnelle und unkomplizierte Befestigung der Ursprungsmarke 1 ermöglicht. Beispielsweise kann die Befestigungsschlaufe 2 durch ein Loch oder einen Schnitt geführt werden, der in ein Ohr eines erlegten Wildtieres eingebracht worden ist. Die Befestigungsschlaufe 2 kann, wie dies von Kabelbindern bekannt ist, wahlweise lösbar, also zerstörungsfrei wieder zu öffnen und erneut verschließbar ausgestaltet sein, oder aber auch unlösbar, in welchem Fall sie nur einmal geschlossen werden kann und nur unter Zerstörung geöffnet werden kann. Im Sinne einer eindeutigen Rückverfolgbarkeit ist die Befestigungsschlaufe 2 vorzugsweise unlösbar ausgestaltet, so dass ausgeschlossen ist, dieselbe Ursprungsmarke 1 wiederholt zu verwenden, nämlich unterschiedliche Wildtiere mit derselben Ursprungsmarke 1 zu kennzeichnen.
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Abgesehen von der Befestigungsschlaufe 2 weist die Ursprungsmarke 1 insbesondere eine Kennzeichnungsplatte 3 auf, wobei die Kennzeichnungsplatte 3 mitsamt der Befestigungsschlaufe 2 als einstückiges Spritzgussteil aus Kunststoff hergestellt ist. Die Kennzeichnungsplatte 3 enthält die drei unterschiedlichen, aber inhaltsgleichen Angaben zur Identität der Ursprungsmarke 1:
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In den Kunststoff der Kennzeichnungsplatte 3 ist ein durch Funkwellen auslesbarer Chip 4 eingegossen, der dementsprechend an der Oberfläche der Ursprungsmarke 1 nicht ersichtlich ist, und auf dessen Lage daher in der Zeichnung lediglich ein Pfeil hinweist. Alternativ kann vorgesehen sein, den Chip 4 oder ein Gehäuse, in welchem der Chip 4 aufgenommen ist, mit der Kennzeichnungsplatte 3 zu verkleben oder auf andere Weise zu verbinden. Herstellerseitig enthält der Chip 4 einen bestimmten Identifizierungs-Code, welcher die Ursprungsmarke 1 weltweit eindeutig identifiziert. Mittels geeigneter Lesegeräte kann aus dem Chip 4 der Code ausgelesen werden. Zudem ist der Chip 4 bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel auch beschreibbar ausgestaltet, so dass vom Benutzer - im Falle des Ausführungsbeispiels also vom Jäger - zusätzliche Informationen in den Chip 4 eingespeichert werden können. Diese zusätzlichen Informationen können den Erlege-Ort und den Erlege-Zeitpunkt betreffen sowie Angaben über die Wildart, das Geschlecht, das vermutliche Alter und Gewicht des erlegten Wildtiers sowie Verweise auf die Identität des Jägers enthalten. Je nach Speicherkapazität des Chips 4 können auch bildhafte Darstellungen abgespeichert werden. Beispielsweise kann ein Digitalfoto verwendet werden, um besondere Merkmale des Wildtiers zu dokumentieren.
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Bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel ist der maschinenlesbare Chip 4 als NFC-Chip ausgestaltet, so dass er mit handelsüblichen Mobiltelefonen ausgelesen werden kann. Zudem ermöglichen Mobiltelefone, über ihre jeweilige physische oder virtuelle Tastatur, und / oder mithilfe ihrer Kamera die erwähnten zusätzlichen Angaben in alphanumerischer Form oder als Digitalfoto zu erzeugen. Weiterhin bieten Mobiltelefone, insbesondere Smartphones, problemlos die Möglichkeit, ein Programm („App“) für die Kommunikation mit dem Chip 4 laufen zu lassen, um mittels der App Daten aus dem Chip 4 auszulesen oder in den beschreibbaren Speicherbereich des Chips 4 einzuspeichern. Aufgrund der kurzen Reichweite des NFC-Funkstandards (NFC = near field communication) ist eine versehentliche Kommunikation zwischen dem jeweils verwendeten Lesegerät und einer anderen als der gewünschten Ursprungsmarke 1 praktisch ausgeschlossen.
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Derselbe Identifizierungs-Code wie auf dem in die Kennzeichnungsplatte 3 eingegossen NFC-Chip 4 befindet sich auch auf einem Etikett 5, welches auf die Kennzeichnungsplatte 3 aufgeklebt ist. Das bei dem Ausführungsbeispiel vorgesehene Etikett 5 kann problemlos auch vom Anwender selbst beschrieben werden. Abweichend von dem dargestellten Ausführungsbeispiel kann vorgesehen sein, optische Informationen, die auf dem Etikett 5 vorgesehen sind, unmittelbar auf die Kennzeichnungsplatte 3 zu drucken. Insbesondere kann ein Bereich der Kennzeichnungsplatte 3 - beispielsweise durch eine bestimmte Oberflächenrauhigkeit - als beschreibbarer Bereich ausgestaltet sein, der vom Anwender mittels eines sogenannten Fettstifts oder mittels eines Kugelschreibers beschrieben werden kann.
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Auf dem Etikett 5 befindet sich der erwähnte Identifizierungs-Code zweifach in optisch lesbarer Ausgestaltung. Einerseits ist ein zweidimensionaler, maschinenlesbarer Code in Form eines sogenannten 2D-Barcodes, z.B. in Form eines QR-Codes oder eines DataMatrix-Codes vorgesehen, der in einem Symbolfeld 6 dargestellt ist. Der maschinenlesbare Code des Symbolfelds 6 kann durch spezielle Lesegeräte erfasst werden, oder er kann durch Mobiltelefone mittels deren Kamera zunächst erfasst und anschließend mittels einer geeigneten, auf dem Mobiltelefon laufenden App ausgelesen und auf dem Display des Mobiltelefons angezeigt werden.
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Schließlich ist derselbe erwähnte Identifizierungs-Code auch in Klarschrift, für Menschen lesbar, als alphanumerischer Code in einem Schriftfeld 7 auf dem Etikett 5 abgebildet.
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Die Einbindung der Ursprungsmarke 1, die als digitale Wildmarke genutzt wird, in ein System, welches mehrere technische Einrichtungen und mehrere Bearbeitungs- bzw. Handhabungsschritte vorsieht und letztlich für den Endverbraucher die Rückverfolgbarkeit eines im Handel erworbenen Stücks Wildbret ermöglicht, wird nachfolgend erläutert.
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Die Digitale Wildmarke („diwima“) wird nach Herstellung und vor Inbetriebnahme in der zweiten technischen Komponente - dem zentralen Wildmarkenregister („wimareg“) - registriert. Das Wildmarkenregister ist in Form einer auf einem Computer laufenden Datenbank mit einer Vielzahl von Datenfelder ausgestaltet und protokolliert alle als zentral erforderlich vereinbarten Informationen. Zu jeder Ursprungsmarke - in dem erwähnten Anwendungsbeispiel also zu jeder digitalen Wildmarke - enthält das Register ein Datenfeld, welches als Kennzeichenfeld bezeichnet ist und welches den Identifikations-Code der jeweiligen Wildmarke enthält. Weitere Datenfelder können die Informationen enthalten, die als öffentlich einsehbar vereinbart sind. Dies kann beispielsweise eine Angabe über den Hersteller und / oder über die Ausgabestelle der Wildmarke betreffen, gegebenenfalls auch Angaben über den Erleger, den Erlege-Zeitpunkt, den Erlege-Ort und Angaben über das erlegte Stück Wild.
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In einer ersten Ausgestaltung weist dieses Register einen öffentlich einsehbaren Bereich auf, der jedermann zugänglich ist und beispielsweise die oben genannten Angaben bzw. Datenfelder unter Berücksichtigung von Datenschutzaspekten ggf. anonymisiert enthält. Während die Datenfelder in diesem öffentlich einsehbaren Bereich von jedermann ausgelesen werden können, ist vorzugsweise vorgesehen, dass diese Datenfelder nur nach dem Nachweis einer entsprechenden Autorisierung beschrieben werden können.
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In einer vorteilhaften Ausgestaltung kann das Register zudem einen sogenannten privaten Bereich aufweisen, der so genannte private Datenfelder enthält, welche nur nach Eingabe einer Zugangsberechtigung einsehbar sind. Beispielsweise können persönliche Daten des jeweiligen Schützen in privaten Datenfeldern hinterlegt sein. Dieser private Bereich kann beispielsweise von den jeweiligen sogenannten „Endanwendern“ genutzt werden, also von denjenigen Personen bzw. Unternehmen die momentan das Stück Wild - und damit die Ursprungsmarke - besitzen bzw. verarbeiten. Dies kann beispielsweise der Jäger sein, der das Bild erlegt hat, oder später ein Fleisch verarbeitender Betrieb, oder später der Handel, der das Wildbret an einen Endkunden abgibt.
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Alternativ dazu, dass die Endanwender unmittelbar Zugriff auf den privaten Bereich des zentralen Registers haben, kann vorgesehen sein, dass dieser private Bereich ausschließlich für die Hersteller bzw. Ausgabestellen der Ursprungsmarken zugänglich ist. In diesem Fall kann vorgesehen sein, dass der jeweilige oben erwähnte Endanwender auf eine Datenbank zugreifen kann, die bei dem Hersteller bzw. bei der Ausgabestelle geführt wird. Bestimmte Datenfelder einer solchen Datenbank können automatisch mit dem privaten Bereich des zentralen Registers synchronisiert werden. Darüber hinaus können in der Datenbank des Herstellers bzw. der Ausgabestelle weitere Datenfelder vorgesehen sein, die nicht mit dem zentralen Registers synchronisiert werden, und die anhand der darin gespeicherten Informationen zusätzliche Dienstleistungen ermöglichen, welche der Hersteller bzw. die Ausgabestelle dem Käufer bzw. Verwender der betreffenden Ursprungsmarke oder auch Dritten anbietet.
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Alternativ dazu, öffentliche und private Datenfelder in derselben Datenbank, nämlich in dem zentralen Wildmarkenregister „wimareg“ zu führen, kann vorgesehen sein, unterschiedliche Datenfelder zu derselben Wildmarke einerseits in einem öffentlichen zentralen Wildmarkenregister „wimareg“ zu führen und andererseits in einem privaten Register, welches beispielsweise von dem Hersteller der jeweiligen Wildmarke geführt wird. Beispielsweise kann vorgesehen sein, dass die privaten Datenfelder ausschließlich dem Hersteller bzw. der Ausgabestelle der Wildmarke geführt werden, und das eine Verlinkung vom zentralen Register zu dem dementsprechend privaten Register vorgesehen ist, so dass die dementsprechend berechtigten Personen nach dem Aufruf einer Wildmarke im zentralen Register nach Eingabe der entsprechenden Zugangsberechtigung Zugriff auf die weiteren Einträge erhalten, die im privaten Register des Herstellers bzw. der Ausgabestelle gespeichert sind, bzw. so dass durch diesen Zugriff weitere Informationen in Datenfelder dieses privaten Registers eingetragen und abgespeichert werden können.
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Über technische Schnittstellen erlaubt das Wildmarkenregister die Kooperationen mit verschiedenen herstellereigenen Systemen über die bidirektionale Synchronisation von anhängigen Daten. Das Interaktionsmodell zwischen wimareg und herstellereigenen Systemen ist gedanklich ähnlich zum Unternehmensregister der Amtsgerichte aufgebaut: Zentral werden die als wesentlich festgelegten Informationen (sogar aus dezentralen Amtsgerichten) im Unternehmensregister zusammengeführt. Dennoch bleiben Wirtschaftsauskünfte mit Bonitätsinformationen verschiedenen Unternehmen (Herstellern) vorbehalten, die ihre Zuordnung zu den Unternehmen beispielsweise über die HR-Nummer und -Ort aufrechthalten.
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Die Fortentwicklung dieses Modells kann umgesetzt werden, indem der technische Zentralspeicher (wimareg) über marktmoderne Schnittstellen (z.B. REST/GraphQL) die bidirektionale Synchronisation erlaubt und unter modernen Sicherheitsaspekten (OAuth & andere) die selektiv kontrollierte Verarbeitung von Daten erlaubt. Die herstellereigenen Systeme können im Anwendungsbeispiel „Wildmarke“ aus dem eigenen Geschäftsmodell heraus zusätzliche Daten speichern (z.B. Foto des Schützen), während wimareg sich auf die zentral erforderlichen Daten beschränkt (vgl. „Tierische Lebensmittel-Hygieneverordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 18. April 2018 (BGBl. I S. 480 (619))“, Anlage 8a). Als zentrale Bestandteile können noch Aspekte der Digitalen Signierung und/oder der fortgeschrittenen oder der qualifizierten digitalen Unterschrift nach EU-Recht (z.B: EU-Verordnung 910/2014) einfließen.
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Vorteilhaft könnte es somit sein, das zentrale Wildmarkenregister so einzusetzen, dass verschiedene Hersteller in einem offenen Markt den vom Wildmarkenregister vorgegebenen Standard erfüllen (als „wimareg-konform“ bezeichnet), eigene Ursprungsmarken als Unikate im wimareg registrieren und Mehrwertleistungen in eigenen Systemen abbilden, die bidirektional mit dem wimareg synchronisiert werden.
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Vorteilhaft könnte sich die konkrete Umsetzung dieser Erfindung wie folgt im Anwendungsfeld „Digitale Ursprungsmarke: Digitale Wildmarke“ darstellen:
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Ein Hersteller DWM produziert Wildmarken als Unikate mit jeweils eineindeutigen UUIDs, die noch vor Abgabe in Absatzkanäle über wimareg-Schnittstellen registriert werden. Über die Handelskanäle gelangen diese Herstellermarken zu Jägern. Sobald der Jäger ein Stück Schalenwild erlegt hat und rechtlich die Inbesitznahme ausübt, markiert er das Wildstück mit der Digitalen Wildmarke von DWM als Wildursprungskennzeichnung. Mit seinem Smartphone liest er den registrierten UUID-Code über QR-Code oder (z.B. bei Verschmutzung) über Near Field Communication (NFC) ein. Die auf dem Smartphone installierte App meldet die erforderlichen Daten als wimareg-konform (z.B. Identität des Jagdausübungsberechtigten, GPS-Koordinaten vom Erlegeort, Wildart). Zusätzliche Informationen können für das herstellereigene IT-System gleichzeitig erfasst werden. Nach Bergung und Erstverarbeitung des Wildstücks ergänzt der Nutzer weitere Daten (z.B. Alterseinschätzung, Wildbretgewicht, Erlegererklärung gem. LMHV), die dann teils im wimareg und teils im herstellereigenen IT-System gespeichert werden.
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Das wimareg erlaubt nach demselben Prinzip mit weiteren Ursprungsmarkierungen Objekte an die Ursprungsmarke „anzuhängen“. Vorteilhaft kann es sein, Probenbeutel mit Gewebeproben und Abstrichproben, die der amtlichen Laboruntersuchung zuzuordnen sind, mit Ursprungskennzeichnungen gleicher Art zu kennzeichnen (UUID mit 2D-Barcode und NFC-Chip), die dann der Digitalen Wildmarke über eine Smartphone-App zugeordnet werden. Damit wird die Nach- und Rückverfolgbarkeit der Laborproben mit den Wildursprungsdaten im Wildmarkenregister revisionssicher und ggf. im herstellereigenen IT-System mit Mehrwertleistungen ermöglicht.
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Gleiches gilt für im weiteren Verlauf entstehende Urkunden mit den behördlichen Testberichten, die über eine Unikatkennzeichnung mittels UUID- 2D-Barcode wieder den Proben und damit dem Wildstückursprung zugeordnet werden können.
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Das Prinzip der digitalen Unikat-Ursprungskennzeichnung setzt sich ggf. in der Lebensmittelprimärproduktion fort, bei der das geprüfte Stück Wild letztlich zur Verbraucherverpackung küchenfertig verpackt wird, die durch Ursprungsmarken mit UUID in QR-Code und/oder NFC-Tag markiert wird. Über das Zuordnungsverfahren kann dann jeder Verpackung vom Verbraucher unikatgenau den Zugriff mit Einblick in das Wildmarkenregister ermöglichen, so dass jede einzelne Verpackung eines aus dem Stück Wild hergestellten Lebensmitteln (z.B. Wildschweinschinkenstück) eine absolut präzise Dokumentation zur Rückverfolgbarkeit erlaubt, die weit über die Bedürfnisse nach Anhang II Abschnitt III Nummer 3 der Verordnung (EG) Nr. 853/2004 hinausgehen.
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Dieselbe Erfindung kann analog auch als Digitale Ursprungsmarke im Forstbereich eingesetzt werden, bei der die Umsetzung in Kunststoff samt NFC-Chip und QR-Code lediglich mit hammerschlagfestem Kunststoff und wetter- sowie abriebfester Darstellung erfolgt (Laserdruck oder Laserbeschriftung). Mittels der Ursprungsmarke können beispielsweise der Standort eines Baumes und der Zeitpunkt seiner Fällung protokolliert werden. Die Standortbestimmung kann durch die Markierung eines Baumstammes auf dem Rückeplatz, also im Holzpolter, zumindest gebietsgenau erfolgen. Durch die Markierung des noch stehenden Baumes oder unmittelbar nach dem Fällen kann die Markierung jedoch wahlweise auch metergenau erfolgen. Beispielsweise können sich aufgrund unterschiedlicher klimatischer Bedingungen wie z.B. Sonneneinstrahlung oder Windeinwirkung die Hölzer von Bäumen standortabhängig unterscheiden, selbst wenn die Bäume beispielsweise im selben Tal stehen, jedoch an unterschiedlichen Hangseiten. Diese Unterschiede beeinflussen die technischen Eigenschaften des Holzes, was beispielsweise in akustischer Hinsicht für den Bau von Musikinstrumenten oder in mechanischer Hinsicht für die Verwendung des Holzes als Konstruktionswerkstoff von Bedeutung sein kann.
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In einer vorteilhaften Ausgestaltung können die jeweils verwendeten Transponder- und Transmitter-Chips der Ursprungsmarken mit dualen Antennen für verschiedene Übertragungsfrequenzen ausgestattet sein, so dass der derselbe Chip auf NFC-Frequenz von einem Smartphone im Nahbereich auslesbar ist, zugleich aber auch im UHF-Bereich mittels Industrie-RFID-Komponenten auslesbar ist. Dies ermöglicht die Kommunikation mit dem Chip über deutlich größere Entfernungen von mehreren Metern, z.B. aus einem Fahrzeug heraus. In Verbindung mit aktiven Transmittern, wie sie beispielsweise aus dem Bereich der iBeacons bekannt sind - vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/Types_of_beacons - können auch größere Distanzen zwischen Leseeinheit und Digitaler Ursprungsmarke überbrückt werden.
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Die flächengestützte Erhebung von per Digitaler Ursprungsmarke markierten Lokationen - im Forst von Ernteholzstämmen - kann mittels modifizierten Drohnen erfolgen, die um eine entsprechende Leseeinheit erweitert wurden. Im Überflug kann auch ohne Sichtverbindung die Signalstärke respondierender Transmitter zur Auslotung des groben Standorts in Verbindung mit den drohneneigenen-GPS-Daten zur Dokumentation der erkannten Standorte verwendet werden.
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Insofern kann die digitale Ursprungsmarke unabhängig vom Gedanken der Rückverfolgbarkeit verwendet werden, nämlich lediglich als Marker, der die automatische, funkgestützte Positionserfassung eines mit diesem Marker versehenen Objekts ermöglicht. Dementsprechend kann ein solcher Marker nicht nur zur Kennzeichnung von erlegtem Wild oder geerntetem Holz genutzt werden, sondern beispielsweise auch zur Markierung von mobilen Gegenständen, die dementsprechend automatisch aufgefunden, erfasst und kartographiert werden können, beispielsweise unter Einsatz der oben erwähnten Drohnen. Beispielsweise lassen sich in der Landwirtschaft oder im Forst verwendete Arbeitsgeräte mithilfe derartiger Marker auffinden, die Position von mobilen, entsprechend markierten Ansitzböcken feststellen, und dergleichen. Auch die Kartographie von bestimmten Gebieten, beispielsweise Jagdreviere oder auch bestimmte Abschnitte eines Jagdreviers, ist möglich, indem die entsprechenden Gebietsgrenzen mithilfe derartiger Marker markiert werden.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Ursprungsmarke
- 2
- Befestigungsschlaufe
- 3
- Kennzeichnungsplatte
- 4
- Chip
- 5
- Etikett
- 6
- Symbolfeld (2D-Code)
- 7
- Schriftfeld (Alphanumerischer Code)
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- ISO/IEC 16022 [0016]
- ISO/IEC 18004:2006 [0016]
- ISO/IEC 14443 [0016]
- ISO/IEC 15693 [0016]
- ISO/IEC 13157, -16353, -22536, -28361 [0016]