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Die
Erfindung betrifft die Verwendung von Schwarzkümmelöl
als Arzneimittel zur Therapie oder Prophylaxe von intraoralen Erkrankungen,
eine pharmazeutische Zusammensetzung zur Behandlung von intraoralen
Erkrankungen bei Säugetieren und einen Kit zur Therapie
oder Prophylaxe von intraoralen Erkrankungen.
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Bei
Säugetieren, insbesondere beim Menschen, kommt es häufig
zu Erkrankungen der Zähne, des Zahnhalteapparates und der
intraoralen Schleimhäute, denen zumeist entzündliche
bakterielle Infektionen zu Grunde liegen.
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Die
der vorliegenden Erfindung zu Grunde liegende Aufgabe bestand darin,
ein Mittel zur Behandlung derartiger Erkrankungen bereit zu stellen.
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Gemäß der
vorliegenden Erfindung wird Schwarzkümmelöl, das
aus der ägyptische Schwarzkümmelpflanze (Nigella
sativa Linneaus) gewonnen wird, als Arzneimittel zur Therapie oder
Prophylaxe von intraoralen Erkrankungen, wie entzündlichen
bakteriellen Erkrankungen, verwendet. Insbesondere können
Zahnerkrankungen und Mundschleimhauterkrankungen erfindungsgemäß behandelt
werden. Dazu zählen vor allem Paradontitis, Stomatitis,
Gingivitis, Aphthen und Mukositis.
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Je
nach der zu behandelnden Erkrankung kann das Schwarzkümmelöl
entweder nativ oder mit geeigneten Zusatzstoffen in unterschiedlichen
Zusammensetzungen verabreicht werden.
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Zur
Behandlung einer Mukositis erfolgt die Behandlung bevorzugt durch
eine Mundspülung mit dem nativen Schwarzkümmelöl.
Bei der Behandlung einer Parodontits oder von Aphthen liegt das
Schwarzkümmelöl bevorzugt zusammen mit einem hydrophoben
Träger vor, wie einem hydrophoben Basisgel. Das Schwarzkümmelöl
und der hydrophobe Träger können insbesondere
eine Emulsion, Suspension oder Lösung bilden und weitere
geeignete Zusatzstoffe enthalten.
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Zur
Behandlung einer Paradontitis wird die Kombination von Schwarzkümmelöl
mit einem hydrophoben Träger vorteilhafter Weise mittels
einer Fertigspritze appliziert. Im Rahmen einer Aphthenbehandlung
kann die Applikation des Schwarzkümmelöls mit
dem hydrophoben Träger mittels eines Spatels erfolgen.
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Als
hydrophober Träger kann Vaseline oder ein Oleogel wie hydrophobes
Basisgel DAC verwendet werden. Es könne auch andere geeignete
Stoffe verwendet werden, die dem Fachmann bekannt sind.
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Das
Verhältnis zwischen Schwarzkümmelöl und
hydrophoben Träger kann zwischen 1% zu 99% bis 99% zu 1%
betragen. Besonders vorteilhaft ist es, wenn das Verhältnis
zwischen Schwarzkümmelöl und hydrophobem Träger
40% zu 60% bis 60% zu 40% beträgt.
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In
einem weiteren Aspekt der Erfindung kann Schwarzkümmelöl
auch zur Herstellung einer pharmazeutischen Zusammensetzung verwendet
werden, die zur Behandlung von intraoralen Erkrankungen gemäß der
obigen Beschreibung geeignet ist. Derartige pharmazeutische Zusammensetzungen
zur Behandlung von intraoralen Erkrankungen bei Säugetieren
enthalten Schwarzkümmelöl oder weisen Schwarzkümmelöl
auf. Derartige pharmazeutische Zusammensetzungen können
einen hydrophoben Träger, etwa in Form eines hydrophoben
Basisgels aufweisen.
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Das
Säugetier, das mit der pharmazeutischen Zusammensetzung
behandelt werden kann, kann ein Haustier oder ein Nutztier oder
auch ein Mensch sein.
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Das
Verhältnis von Schwarzkümmelöl und hydrophobem
Trägern innerhalb der pharmazeutischen Zusammensetzung
kann im Bereich von 1% zu 99% bis 99% zu 1% liegen. Bevorzugt ist
ein Verhältnis von 40% zu 60% bis 60% zu 40%.
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Aufgrund
der Eigenschaften von Schwarzkümmelöl kann die
beschriebene pharmazeutische Zusammensetzung zur Schmerzreduktion,
zum Abtöten von Bakterien und zur Entzündungshemmung
im Mundraum verwendet werden. Daraus ergibt sich, dass die Zusammensetzung
insbesondere zur Herstellung von pharmazeutischen Zubereitungen
geeignet ist, die zur Therapie oder Prophylaxe von intraoralen Erkrankungen, insbesondere
bei Haus- und Nutztieren, sowie beim Menschen geeignet sind.
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Die
pharmazeutische Zusammensetzung kann in Abhängigkeit von
den neben dem Schwarzkümmelöl enthaltenen Inhaltsstoffen,
wie beispielsweise einem hydrophoben Träger, in Form einer
Emulsion, Suspension oder Lösung vorliegen. Dementsprechend
kann die pharmazeutische Zusammensetzung Emulgiermittel und/oder
Dispergiermittel aufweisen. Als mögliche Hilfsstoffe erwähnt
seien Wasser, nicht-toxische Lösungsmittel wie Paraffin
(z. B. Erdölfraktionen), pflanzliche Öle (z. B.
Erdnuss-, Sesamöl), Alkohole (z. B. Ethylalkohol, Glycerin),
Trägerstoffe, wie natürliche Gesteinsmehle (z.
B. Kaoline, Tonerde, Talkum, Kreide), synthetische Gesteinsmehle
(z. B. hochdisperse Kieselsäure, Silikate), Zucker (z.
B. Rohr-, Milch- und Traubenzucker), Emulgiermittel (z. B. Polyoxyethylen-Fettsäure-Ester,
Polyoxyethylen-Fettalkohol-Ether), Dispergiermittel (z. B. Lignin,
Sulfitablaugen, Methylcellulose, Stärke und Polyvinylpyrolidon)
und Gleitmittel (z. B. Magnesiumstearat, Talkum, Stearinsäure
und Natriumsulfat).
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Die
Erfindung betrifft weiterhin einen Kit zur Therapie oder Prophylaxe
von intraoralen Erkrankungen. Ein derartiger Kit weist neben Schwarzkümmelöl
in einer geeigneten Formulierung ein Mittel zur Applikation dieses
Schwarzkümmelöls in der Mundhöhle eines
Patienten auf. Derartige Mittel sind im Stand der Technik bekannt
und umfassen Spatel, Spritzen, Tupfer, Wattebausche, saugfähige
Fäden oder Chips (z. B. PerioChips®),
wobei letztere nach Tränkung mit Schwarzkümmelöl
appliziert werden können.
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Die
beschriebene pharmazeutische Zusammensetzung kann bevorzugt zur
Herstellung von pharmazeutischen Zubereitungen zur Therapie oder
Prophylaxe von intraoralen Erkrankungen bei Säugetieren,
insbesondere bei Haus- und Nutztieren und beim Menschen verwendet
werden. Unter intraorale Erkrankungen fallen insbesondere entzündliche
bakterielle Erkrankungen der Mundhöhle, einschließlich
der Zähne, des Zahnhalteapparates und der Mundschleimhäute.
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Die
Applikation erfolgt oral. Tabletten können selbstverständlich
außer den genannten Trägerstoffen auch Zusätze,
wie Natriumcitrat, Calciumcarbonat und Dicalciumphosphat zusammen
mit verschiedenen Zuschlagstoffen, wie Stärke, vorzugsweise
Kartoffelstärke, Gelatine, und dergleichen enthalten. Weiterhin
können Gleitmittel, wie Magnesiumstearat, Natriumlaurylsulfat
und Talkum zum Tablettieren mitverwendet werden. Außerdem
können Geschmacksaufbesserer oder Farbstoffe zugesetzt
sein.
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Die
Erfindung wird anhand von Beispielen näher erläutert,
ohne auf diese Beispiele beschränkt zu sein. Die Ergebnisse
der in den Beispielen beschriebenen Versuche sind in den Figuren
dargestellt.
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Es
zeigen:
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1:
eine graphische Darstellung (Boxpots) der Resultate der Behandlung
von Aphten mit Schwarzkümmelöl; und
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2:
die Differenz der Sondierungstiefe vor bzw. eine Woche nach Behandlung
mit Schwarzkümmelöl bei Verum- bzw. Plazebogabe.
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Beispiele
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Ein
großer Teil der Arbeit eines Zahnarztes darin besteht,
intraorale Manifestationen von Inflammation und Infektion zu beherrschen
und zu bekämpfen. Erfindungsgemäß wird
das Öl von Nigella sativa (Schwarzkümmelöl)
in der Prophylaxe und Therapie von Erkrankungen der Zähne,
des Zahnhalteapparates und der intraoralen Schleimhäute
verwendet.
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Um
die Wirksamkeit des Schwarzkümmelöls bei der Behandlung
verschiedener Krankheitsbilder belegen zu können, wurden
Studien durchgeführt, die im Folgenden beschrieben wird.
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Das Öl
von Nigella damascena ist zwar von ähnlichem Geruch und
Geschmack wie das von Nigella sativa, hat aber abgesehen von einem
leichten östrogenartigen Effekt (Agradi E, Fico
G, Cillo F, Francisci C, Tomè F: Estrogenic activity of
phenolic compounds from Nigella damascena evaluated using a recombinant yeast
screen. Planta Med 67: 553 (2001)) keine spezifischen pharmakologischen
Wirkungen und wurde daher zur Kontrolle der Wirksamkeit von Nigella
sativa eingesetzt.
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Anwendung bei Aphthen
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Die
rekurrente aphthöse Stomatitis (RAS), auch bekannt als
Aphthen oder Mundsoor, ist eine der häufigsten intraoralen
Erkrankungen. Die Krankheit ist charakterisiert durch wiederkehrende,
schmerzhafte Ulzera der Mundschleimhaut, die rund bis oval und von
einem entzündlichen Hof umgeben sind (Scully C:
Aphthous ulceration. N Engl J Med 355: 165 (2006)). Insgesamt
leiden etwa ein Drittel der Menschen irgendwann in ihrem Leben einmal
an einer leichten Form der RAS (Hamazaki K, Itomura M, Hamazaki
T, Sawazaki S: Effects of cooking plant oils an recurrent aphthous
stomatitis: a randomized, placebo-controlled, double-blind trial.
Nutrition 22: 534 (2006)).
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Bei
der RAS handelt es sich um eine chronisch-inflammatorische Erkrankung
unbekannter Ätiologie (Ship JA: Recurrent aphthous
stomatitis. An update. Oral Surg Oral Med Oral Pathol Oral Radiol
Endod 81: 141 (1996); Sun A, Chang JG, Kao CL,
Liu BY, Wang JT, Chu CT, Yuan JH, Chiang CP: Human cytomegalovirus
as apotential etiologic agent in recurrent aphthous ulcers and Behcet's
disease. J Oral Pathol Med 25: 212 (1996)). Ungeachtet
ihrer Häufigkeit ist die RAS eine der am wenigsten verstandenen
intraoralen Krankheiten, und als Resultat der unspezifischen Morphologie
der Läsionen sowie dem völligen Fehlen identifizierbarer
intrinsischer oder extrinischer Ursachen ist die Identifizierung
von Natur und Ätiologie außerordentlich schwierig
(Scully C, Porter S: Recurrent aphthous stomatitis: current
concepts of etiology, pathogenesis and management. J Oral Pathol
Med 118: 21 (1989); Vincent SD, Lilly GE: Clinical,
historic, and therapeutic features of aphthous stomatitis. Literature
review and open clinical trial employing steroids. Oral Surg Oral
Med Oral Pathol 74: 79 (1992)) und bis heute nicht gelungen
(Scully C: Aphthous ulceration. N Engl J Med 355: 165 (2006)).
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Beim
Patienten kann die Erkrankung sehr unterschiedliche Symptome zwischen
leichter Missempfindung und schweren Schmerzzuständen mit
Inappetenz, Gewichtsverlust und beeinträchtigter Lebensqualität auslösen
(Mumcu G, Inanc N, Ergun T, Ikiz K, Gunes M, Islek U, Yavuz
S, Sur H, Atalay T, Direskeneli H: Oral health related quality of
life is affected by disease activity in Behcet's disease. Oral Dis
12: 145 (2006)). Ihre Behandlung kann für Patient
und Arzt bzw. Zahnarzt äußerst frustrierend sein,
da Methoden mit erwiesener Wirksamkeit und vertretbarer Kosten-Nutzen-Relation
kaum zur Verfügung stehen.
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Die
Stichprobe der durchgeführten Studie bestand aus 20 weiblichen
Patientinnen, von denen 10 mit Nigella sativa-Öl behandelt
wurden und die anderen 10 unbehandelt blieben. Es handelte sich
somit um eine offene Beobachtungsstudie mit niedriger Evidenz. Die
Patientinnen waren zwischen 21 und 40 Jahre alt (Mittelwert 29,6 ± 5,8
Jahre, Median 28 Jahre).
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Das
native Schwarzkümmelöl wurde zweimal täglich über
insgesamt 3 Tage auf die Läsionen aufgetragen, und die
Patientinnen wurden aufgefordert, mindestens je eine Stunde nach
der Behandlung nichts zu trinken und den Mund nicht zu spülen.
In der Kontrollgruppe wurde keine Intervention vorgenommen.
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Zur
Auswertung wurden die Patientinnen gefragt, wie lange der Schmerz
nach Beginn der Behandlung bzw. Observation angehalten hatte und
ob und, wenn ja, wann die Läsionen verschwunden waren.
Die Daten wurden statistisch mit dem Mann-Whitney-U-Test ausgewertet,
das Signifikanzniveau wurde auf p < 0,05
festgelegt.
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Die
Ergebnisse der Auswertung zeigen Tabelle 1 und 1.
Die Behandlung mit dem Schwarzkümmelöl erzielte
bei allen Patientinnen Schmerzfreiheit. Ein erster analgetischer
Effekt wurde von den Patientinnen bereits nach 0,3–2 Stunden
(Mittelwert 1,07 ± 0,61, Median 1 Stunde) beobachtet. 4
Patientinnen bemerkten eine vorübergehende Widerverschlechterung
zwischen 8 und 20 Stunden nach der ersten Anwendung des Öls,
die nach der zweiten Anwendung in allen Fällen reversibel
war. Komplette Beschwerdefreiheit wurde zwischen einer und 28 Stunden
nach der Erstbehandlung (Mittelwert 9,55 ± 9,56, Median
6,75 Stunden) erzielt; in deutlichem Gegensatz dazu hielt der Schmerz
in der Kontrollgruppe typischerweise zwischen 4 und 5 Tagen an (Mittelwert
123,2 ± 57,3, Median 103 Stunden) [p < 0,001]. Die Läsionen heilten
in der Therapiegruppe auch sehr viel schneller ab: Nach der Behandlung
mit Nigella sativa-Öl waren alle Läsionen nach
3–6 Tagen komplett abgeheilt (Mittelwert 4,20 ± 1,03,
Median 4 Tage); bei den Patientinnen, die lediglich beobachtet wurden, war
dies erst nach 7–19 Tagen der Fall (Mittelwert 10,60 ± 4,03,
Median 9 Tage) [p < 0,0001].
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Bei
beiden Kriterien war die maximale Dauer in der Prüfgruppe
niedriger und bezüglich der Schmerzdauer erheblich niedriger
als die minimale Dauer in der Beobachtungsgruppe. Praktisch bedeutet
dies, dass alle behandelten Patientinnen mindestens bereits 1,5
Tage komplett schmerzfrei waren, als dies bei der ersten der beobachteten
Patientinnen der Fall war. Tabelle 1: Ergebnisse der offenen Beobachtungsstudie
der Behandlung von Aphthen mit Nigella sativa-Öl
| Mittelwert | Std.-Abw. | Minimum | Maximum | Median |
Schmerzfrei
nach ... [Stunden], Gesamtgruppe | 66,375 | 70,716 | 1,000 | 228,000 | 46,500 |
Nigella
sativa-Öl | 9,550 | 9,662 | 1,000 | 28,000 | 6,750 |
Keine
Behandlung | 123,200 | 57,341 | 65,000 | 228,000 | 103,000 |
Heilung
nach ... [Tage], Gesamtgruppe | 7,400 | 4,358 | 3,000 | 19,000 | 6,500 |
Nigella
sativa-Öl | 4,200 | 1,033 | 3,000 | 6,000 | 4,000 |
Keine
Behandlung | 10,600 | 4,033 | 7,000 | 19,000 | 9,000 |
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Die
Ergebnisse belegen die Wirksamkeit des Schwarzkümmelöls
bei der Behandlung von Aphthen.
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Anwendung in der Parodontalbehandlung
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Die
Parodontitis ist weltweit eine der Hauptursachen von Zahnverlusten
und damit verantwortlich für einen substantiellen Teil
der Gesamtausgaben für die Gesundheitsversorgung; ihre
Prävention und Behandlung ist daher eine der zentralen
Aufgaben in der Zahnmedizin. In Deutschland hatten in der Dritten
Mundgesundheitsstudie des IDZ (Institut der Deutschen Zahnärzte
(IDZ) im Auftrag der Bundeszahnärztekammer und der Kassenzahnärztlichen
Bundesvereinigung (1999): Dritte Deutsche Mundgesundheitsstudie
(DMS III)) 15% der Erwachsenen zwischen 35 und 44 Jahren und sogar
25% der über 65-jährigen parodontale Taschen über 6
mm Tiefe; in der kürzlich erschienenen Vierten Mundgesundheitsstudie
(Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) im Auftrag von
Bundeszahnärztekammer und Kassenzahnärztlicher
Bundesvereinigung (2006):
Vierte Deutsche Mundgesundheitsstudie
(DMS IV)) sind diese Anteile mit 21% (35–44 Jahre) bzw.
40% (> 65 Jahre) deutlich
gestiegen.
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Von
der Problematik der Zahnverluste abgesehen sind die Parodontalerkrankungen
nach neueren Erkenntnissen auch an wichtiger Stelle in die Ätiopathogenese
schwerer systemischer Krankhei ten wie Diabetes mellitus (Mealey
BL, Rethman MP: Periodontal disease and diabetes mellitus. Bidirectional
relationship. Dent Today 22: 107 (2003)), Atherosklerose
(Persson RE, Rollender LG, Powell LV, MacEntee MI, Wyatt
CCL, Kiyak HA, Persson GR: Assessment of periodontal conditions
and systemic disease in older subjects. II. Focus on cardiovascular
diseases. J Clin Periodontol 29: 803 (2002)) und Störungen
der fetalen Entwicklung (Yeo BK, Lim LP, Paquette DW, Williams
RC: Periodontal disease – the emergence of a risk for systemic
conditions: preterm low birth weight. Ann Acad Med Singapore 34:
111 (2005)) involviert.
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Die Ätiopathogenese
der Parodontitis kann seit geraumer Zeit als geklärt gelten:
In der Mundhöhle herrschen aufgrund der Anatomie sowie
von Faktoren wie Temperatur, Feuchtigkeit und Substratangebot in mehrfacher
Hinsicht sehr vorteilhafte Bedingungen für das Wachstum
von Mikroorganismen (Müller HP: Parodontologie.
Stuttgart: Thieme (2001)):
Streptococcus sanguis,
Streptococcus mutans und Actinomyces viscosus siedeln in den Zahnfissuren,
aber auch auf den glatten Zahnoberflächen und dem Zahnhals,
während Lactobacillus spp. hauptsächlich in kariösen
Defekten nachgewiesen wird. Im Wurzelkanalsystem finden sich verschiedene
obligat anaerobe gramnegative Bakterien. Die Flora im subgingivalen
Sulcus sowie ggf. in den parodontalen Taschen wird von Stäbchen und
Spirochäten sowie ebenfalls anaeroben gramnegativen Bakterien
dominiert. Auf dem Zungenrücken siedeln vor allem Streptococcus
salivarius und Actinomyces naeslundii.
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Aufgrund
unterschiedlicher Nahrungsketten organisieren sich die intraoralen
Mikroorganismen in einer zusammenhängenden Schicht, dem
so genannten ,Biofilm'. dieser haftet aufgrund seines Glykoproteingehalts am
Zahn. Am Tag seiner initialen Formation besteht der Biofilm überwiegend
aus den – relativ harmlosen – grampositiven Kokken;
später zeigt sich im Keimspektrum ein Wandel hin zu den
virulenteren Spezies wie Aktinomyzeten, gramnegativen Kokken, Stäbchen
und Spirochäten (Bernimoulin JP: Recent concepts
in plaque formation. J Clin Periodontol 30: 7 (2003)).
Schließlich formen die Stäbchen und Spriochäten
eine kohäsive Schicht, die so genannte Plaque, und biologische
Reaktionsprodukte führen zu einer inflammatorischen Reaktion
des darunter liegenden Gewebes mit Hypervaskularisierung und Leukozytendiapedese
(Bernimoulin JP: Recent concepts in plaque formation. J
Clin Periodontol 30: 7 (2003)).
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Der
parodontale Gesundheitszustand ist Resultat einer kontinuierlichen
Auseinandersetzung zwischen Noxe – im Wesentlichen die
Bakterien in der Plaque und ihre Reaktionsprodukte – und
natürlichen Barriere- und Abwehrmechanismen. Da die letzteren
individuell unterschiedlich ausgeprägt und nur in Grenzen therapeutisch
zu beeinflussen sind, stehen die Entfernung weicher und harter Zahnbeläge
sowie eine effektive Plaquekontrolle ganz im Vordergrund der Therapie
und Prophylaxe der Parodontitis. Ungeachtet der zunehmenden Belege
für die Bedeutung individueller Host-Response-Faktoren
für die klinische Manifestation der Erkrankung (van
Dyke TE, Sheilesh D: Risk factors for periodontitis. J Int Acad
Periodontol 7: 3 (2005)) verhütet bei der überwältigenden
Mehrheit der Patienten eine effiziente Plaquekontrolle zuverlässig
die Entstehung einer Parodontalerkrankung, wofür die Wirksamkeit
dreier Methoden erwiesen ist (Davies RM: The prevention of
dental caries and periodontal disease from the cradle to the grave:
What is the best available evidence? Dent Update 30: 170 (2003)),
nämlich ausreichend häufiges und technisch adäquates
Zähneputzen, die Anwendung von Hilfsmitteln zur Reinigung
der Approximalräume, wie z. B. Zahnseide und die regelmäßige
professionelle Zahnreinigung.
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Hat
sich dagegen bereits eine Parodontitis entwickelt und liegen harte
subgingivale Zahnbeläge (so genannte Konkremente) vor,
dann ist eine spezifische konservative und/oder chirurgische Behandlung
erforderlich, um ein gesundes Parodont wiederherzustellen. Da das
regenerative Potential des Zahnhalteapparats limitiert ist, führt
die konservative Behandlung meist eher zu einer Stabilisierung der
Defekte als zu einem echten, substantiellen Attachmentgewinn. Es
gibt keinen wirklichen Konsens bezüglich der Frage, von
welcher Taschentiefe an eine chirurgische Behandlung erforderlich
ist, aber bei Taschen bis zu 6 mm Tiefe (und evtl. noch etwas mehr)
gilt im Allgemeinen die konservative Behandlung als Methode der
Wahl (Heitz-Mayfield LJ, Trombelli L, Heitz F, Needleman
I, Moles D: A systematic review of the effect of surgical debridement
vs non-surgical debridement for the treatment of chronic periodontitis.
J Clin Periodontol 29: 92 (2002)).
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Das
zentrale Ziel der konservativen Behandlung ist die vollständige
Entfernung harter und weicher Zahnbeläge sowie infizierten
und nekrotischen Zements.
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Um
die Effektivität von Schwarzkümmelöl
als Adjuvans in der konservativen Parodontalbehandlung zu beurteilen,
erschien eine offene Beobachtungsstudie unzureichend, weil die Tatsache, dass
ein Adjuvans angewendet wurde, Einfluss auf das Mundhygieneverhalten
des Patienten haben und die Ergebnisse damit verfälschen
könnte. Deshalb wurde eine randomisierte kontrollierte
Studie (RCT) mit dem Öl von Nigella damascena – von ähnlichen
Geruch und Geschmack wie Nigella sativa, aber ohne dessen spezifische
Wirkungen – als Kontrolle geplant, die im Split-Mouth-Design
durchgeführt wurde, um auch einen verfälschenden
Einfluss patientenbezogener Faktoren auszuschließen. Die
Randomisierung erfolgte verblindet und die Behandlung doppelt verblindet.
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Die
Studie wird gegenwärtig auf breiterer Basis – sowohl
in Bezug auf spätere Nachuntersuchungen als auch auf Behandlung
weiterer Patienten – fortgeführt. Die hier präsentierte
Untergruppe besteht aus 10 Patienten (je 5 Männer und 5
Frauen) zwischen 23 und 72 Jahren (Mittelwert 43,9 ± 13,7
Jahre, Median 43,5 Jahre). Die Patienten wurden über den
Sinn und das Design der Studie aufgeklärt und erklärten
schriftlich ihr Einverständnis an der Teilnahme. Den Patienten
wurde keine probate oder allgemein empfohlene Behandlung vorenthalten,
und relevanten Nebenwirkungen waren nicht zu erwarten. Die Studie
wurde in Einklang mit den Grundsätzen der Erklärung
von Helsinki (http://www.wma.net/e/policy/b3.htm)
und den Grundsätzen der „Good Clinical Practice"
(http://www.fda.gov/oc/gcp/) durchgeführt.
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Die
Randomisierung wurde von einem Medizinstatistiker vorgenommen, der
anderweitig an der Studie nicht beteiligt war. Die Randomisierung
erfolgte verblindet: Das Verum (Nigella sativa) und das Plazebo
(Nigella damascena) wurden in unterschiedlichen Gebinden übergeben,
waren aber in identischen Flaschen abgefüllt. Für
die vorliegende Studie wurde eine spezielle Zubereitung hergestellt:
Damit das Öl im frisch behandelten Sulcus verbleibt und
nicht sofort durch Blut und Speichel weggespült wird, wurde
es mit einem hydrophoben Basisgel kombiniert, das zudem wärmebeständiger
als Vaseline ist und so für eine gute Haftung des Öls an
der Zahnoberfläche und den Weichgeweben sorgt. Vom Statistiker,
der nicht wusste, in welchem der Gebinde Verum und in welchem Plazebo
war, wurden die Flaschen nach einem computergenerierten Randomisationsplan
mit Etiketten („Patient 1, links” und so weiter)
versehen und in einem gemeinsamen Gebinde an den Behandler zurückgegeben,
so dass dieser keinerlei Anhaltspunkte hatte, in welchen Flaschen
das Verum und in welchen das Plazebo war. Aufgrund des ähnlichen
Geruchs und Geschmacks konnten weder Patient noch Behandler während
der Behandlung die beiden verschiedenen Öle unterscheiden.
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Alle
Patienten erhielten eine lege artis durchgeführte manuelle
konservative Standardbehandlung an allen betroffenen Zähnen.
Nach dem Scaling und der Wurzelglättung wurde die Mischung
aus Öl und Basisgel mit einer Spritze mit stumpfer Knopfkanüle
in den Sulcus gegeben, wobei die Zuordnung der Mundhälften
zu den verschiedenen Flaschen strikt beachtet wurde. Die Tiefe der
parodontalen Taschen wurde mit einer üblichen druckkalibrierten
Parodontalsonde vor der Behandlung sowie bei jeder Recallsitzung
gemessen und protokolliert. Es wurden keine anderen Adjuvantien
oder Spüllösungen verwendet.
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Die
Daten wurden statistisch mit dem Mann-Whitney-U-Test ausgewertet,
das Signifikanzniveau wurde auf p < 0,05
festgelegt.
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Vor
Behandlung wiesen die Taschen der Verum- und der Plazebogruppe keinen
Unterschied bezüglich der Tiefe auf („pocket probing
depth", PPD). Insgesamt hatte die PPD nach einer Woche bei 4 der
Taschen zugenommen; die Mehrzahl zeigte eine Reduktion um bis zu
1 mm, und lediglich in 5 Fällen hatte diese um mehr als
1,5 mm abgenommen. Bemerkenswerterweise waren alle diese Taschen
mit dem Verum, Nigella sativa, behandelt worden (Tabelle 2). Tabelle 2: Änderung der Sondierungstiefe
nach einer Woche, in Kategorien
| Alle
Taschen | Plazebo | Verum |
Zunahme
der Sondierungstiefe | 4
(20,0%) | 3
(30,0%) | 1
(10,0%) |
Reduktion < 1 mm | 9
(45,0%) | 6
(60,0%) | 3
(30,0%) |
Reduktion
1–1,5 mm | 2
(10,0%) | 1
(10,0%) | 1
(10,0%) |
Reduktion
1,5–2 mm | 3
(15,0%) | - | 3
(30,0%) |
Reduktion > 2 mm | 2
(10,0%) | - | 2
(20,0%) |
Gesamt | 20
(100,0%) | 10
(100,0%) | 10
(100,0%) |
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Die
mittlere Sondierungstiefe hatte vor der Behandlung etwa 5 mm betragen,
und insgesamt lag die mittlere Reduktion der PPD etwa bei 0,75 mm
nach einer Woche. Der Betrag der Reduktion war nach der Verumbehandlung
um Größenordnungen höher als nach der
Plazebobehandlung, wobei der Unterschied statistisch signifikant
ist (p < 0,001;
Tabelle 3). Tabelle 3: Entwicklung der Sondierungstiefe
eine Woche nach Behandlung mit Nigella sativa (Verum) bzw. Nigella
damascena (Plazebo) als Adjuvans
| Mittelwert | Std.
Abw. | Minimum | Maximum | Median |
PPD
vor Behandlung, alle Taschen | 5,046 | 1,047 | 3,625 | 6,875 | 4,910 |
PPD
vor Behandlung, Plazebo | 5,151 | 1,145 | 3,625 | 6,875 | 5,000 |
PPD
vor Behandlung, Verum | 4,941 | 0,988 | 3,714 | 6,417 | 4,910 |
PPD
nach 1 Woche, alle Taschen | 4,296 | 1,110 | 2,800 | 6,938 | 4,146 |
PPD
nach 1 Woche, Plazebo | 4,958 | 1,008 | 3,625 | 6,938 | 4,893 |
PPD
nach 1 Woche, Verum | 3,633 | 0,780 | 2,800 | 5,417 | 3,433 |
Δ PPD
vor/nach Behandlung, alle Taschen | 0,751 | 0,880 | –0,572 | 2,333 | 0,434 |
Δ PPD
vor/nach Behandlung, Plazebo | 0,193 | 0,457– | –0,125 | 1,475 | 0,072 |
Δ PPD
vor/nach Behandlung, Verum | 1,308 | 0,857 | –0,572 | 2,333 | 1,475 |
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- - Agradi E,
Fico G, Cillo F, Francisci C, Tomè F: Estrogenic activity
of phenolic compounds from Nigella damascena evaluated using a recombinant
yeast screen. Planta Med 67: 553 (2001) [0024]
- - Scully C: Aphthous ulceration. N Engl J Med 355: 165 (2006) [0025]
- - Hamazaki K, Itomura M, Hamazaki T, Sawazaki S: Effects of
cooking plant oils an recurrent aphthous stomatitis: a randomized,
placebo-controlled, double-blind trial. Nutrition 22: 534 (2006) [0025]
- - Ship JA: Recurrent aphthous stomatitis. An update. Oral Surg
Oral Med Oral Pathol Oral Radiol Endod 81: 141 (1996) [0026]
- - Sun A, Chang JG, Kao CL, Liu BY, Wang JT, Chu CT, Yuan JH,
Chiang CP: Human cytomegalovirus as apotential etiologic agent in
recurrent aphthous ulcers and Behcet's disease. J Oral Pathol Med
25: 212 (1996) [0026]
- - Scully C, Porter S: Recurrent aphthous stomatitis: current
concepts of etiology, pathogenesis and management. J Oral Pathol
Med 118: 21 (1989) [0026]
- - Vincent SD, Lilly GE: Clinical, historic, and therapeutic
features of aphthous stomatitis. Literature review and open clinical
trial employing steroids. Oral Surg Oral Med Oral Pathol 74: 79
(1992) [0026]
- - Scully C: Aphthous ulceration. N Engl J Med 355: 165 (2006) [0026]
- - Mumcu G, Inanc N, Ergun T, Ikiz K, Gunes M, Islek U, Yavuz
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