-
TECHNISCHES GEBIET DER ERFINDUNG
-
Die
Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Steuerung und Überwachung
einer elektromagnetisch betätigten
Bremse mit einer ein Magnetfeld erzeugenden Spule und einer durch
das Magnetfeld gegen eine Vorspannkraft bewegbaren Ankerscheibe,
die durch die Vorspannkraft gegen einen Reibbelagträger mit
einem Reibbelag vorgespannt ist, wobei das Magnetfeld durch Beaufschlagung
der Spule mit einem Spulenstrom erzeugt und der Zeitverlauf dieses
Spulenstroms überwacht
wird. Die Erfindung betrifft auch eine mit einer entsprechenden
Vorrichtung versehene Bremsenanordnung.
-
HINTERGRUND DER ERFINDUNG
-
Elektromagnetisch
betätigte
Bremsen und Vorrichtungen der hier in Frage stehenden Art sind gut
bekannt, z.B. aus der
EP
1 462 673 B1 oder der
EP 1 534 130 B1 , die allgemeines Fachwissen
betreffend das hier in Frage stehende technische Gebiet enthalten
und auf deren Offenbarung insofern zur Vermeidung von Wiederholungen
verwiesen wird.
-
Elektromagnetische
Bremsen der hier betroffenen Art dienen z.B. als Sicherheitsbremsen
bei Kränen
dazu, ein Abrollen eines Zugseiles und damit ein Herunterfallen
einer Last bei Ausfall eines Motors zu verhindern. Sie sind im Grundzustand
eingerückt, d.h.
die Ankerscheibe ist z.B. durch Schraubenfedern gegen eine Reibbelagscheibe
vorgespannt. Durch Anlegen eines Stromes baut sich in der Spule
ein Magnetfeld auf, das bei einem bestimmten Strom, dem sog. Erregerstrom,
stark genug ist, die Ankerscheibe von der Reibbelagscheibe zu lösen, so
daß zwischen den
Scheiben ein Luftspalt entsteht, weshalb man davon spricht, daß die Bremse "lüftet".
-
In
der
EP 0 735 292 B1 wird
eine Verfahren zum Steuern einer solchen Bremse beschrieben, bei dem
nach dem Erreichen des Erregerstroms auf einen niedrigeren Haltestrom
umgeschaltet wird.
-
OFFENBARUNG DER ERFINDUNG
-
Aufgabe
der Erfindung ist es, eine Vorrichtung zur Steuerung und Überwachung
einer elektromagnetisch betätigten
Bremse der eingangs genannten Art anzugeben, welche ein besonders
schnelles Schließen
der Bremse ermöglichen,
was z.B. bei Kränen
besonders wichtig ist, um schwere oder gar tödliche Unfälle durch herabrutschende Lasten
zu vermeiden. Ein weiterer Aspekt der Erfindung ist es, den Verschleißzustand
der Bremse zu ermitteln und dem Benutzer derart anzuzeigen, daß er Wartungszeiten genau
planen kann.
-
Die
Aufgabe wird gelöst
von einer Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 1. Vorteilhafte
Aus- und Durchführungsformen
sind Gegenstand der Unteransprüche.
Der nebengeordnete Anspruch 11 betrifft eine Bremsenanordnung mit
einer erfindungsgemäßen Vorrichtung.
-
Die
Erfindung erlaubt es, eine Bremse derart zu speisen, daß beim Ausschalten
der Spule die Ankerscheibe sehr schnell "abfällt", d.h. sich von dem durch
die Spule gebildeten Elektromagneten löst und damit schließt, da nur
ein im Verhältnis
zum Lösestrom,
der auch Erregerstrom genannt wird und der zum Aufbauen des die Ankerscheibe
von dem Reibbelagträger
lösenden
Magnetfeldes notwendig ist, deutlich geringerer Haltestrom abzubauen
ist.
-
Weitere
Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
rein beispielhaften und nicht-beschränkenden Beschreibung eines
Ausführungsbeispiels
in Verbindung mit der Zeichnung.
-
KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
-
1 zeigt
ein Prinzipschaltbild einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Steuerung
und Überwachung
von vier Bremsen.
-
2 zeigt
den zeitlichen Verlauf des Spulenstroms beim Ansteuern einer Bremse
mittels einer erfindungsgemäßen Vorrichtung.
-
BESCHREIBUNG EINER BEVORZUGTEN
AUSFÜHRUNGSFORM
-
Die
erfindungsgemäße Vorrichtung
wird vorteilhaft in Form eines elektronischen Schaltgerätes für Federdruckbremsen
realisiert, an das mehrere Bremsen gleichzeitig angeschlossen werden
können.
Die 1 zeigt ein Prinzipschaltbild eines solchen, durch
die punktierte Linie 10 angedeuteten Schaltgerätes, an
das bei diesem Beispiel vier Bremsen 12, 14, 16 und 18 angeschlossen
sind, die jeweils über
eine ein Magnetfeld erzeugende Spule und eine durch das Magnetfeld
gegen eine Vorspannkraft bewegbare Ankerscheibe besitzen, die durch
die Vorspannkraft gegen einen Reibbelagträger mit einem Reibbelag vorgespannt
ist, wobei das Magnetfeld durch Beaufschlagung der Spule mit einem
Spulenstrom erzeugt wird.
-
Handelt
es sich bei den Bremsen z.B. um Bremsen mit jeweils einer 110V-Spule,
kann das Schaltgerät
zu ausgelegt sein, daß es
mit einer aus dem Wechselstromnetz stammenden Nennspannung zwischen
220 V und 440 V betrieben wird, die, ggf. nach Durchgang durch einen
optionalen Filter 20, in einem Gleichrichter 22 gleichgerichtet
wird.
-
Die
Bremsen 12, 14, 16 und 18 werden
dann durch elektronische Schalter (Halbleiterbauelemente) in Form
der Transistoren 24 und 26 aus der gleichgerichteten
Netzspannung betrieben. Die Transistoren sind wie gezeigt über eine
Freilaufdiode 27 miteinander verbunden. Die elektronischen
Schalter werden aktiviert, wenn der (nicht gezeigte) Steuereingang
des Geräts
mit einem logischen Spannungssignal bestromt wird.
-
Damit
der Ausfall eines Schalters oder dessen Ansteuerung nicht zum ungewollten
Lüften
der Bremse führt,
ist in beiden Speiseleitungen der Bremsen jeweils ein elektronsicher
Schalter vorgesehen. Die elektronischen Schalter sind somit redundant ausgeführt.
-
Beide
Schalter werden von einem in das Gerät integrierten Mikrocontroller 28 angesteuert.
Dieser prüft
zunächst
die korrekte Funktion der elektronischen Schalter bevor diese bei
erfolgreich abgelaufener Diagnose gemeinsam betätigt werden.
-
Vorteilhaft
kann vorgesehen werden daß zur Betätigung der
Bremsen übergeordnetes
zusätzliches
Freigabesignal vorhanden sein muß, das als Freigabesignal mit
der Ansteuerung der beiden elektronischen Schalter über die
Hardware verknüpft
ist. Dies stellt sicher, daß die
elektronischen Schalter nur bei korrekter externer Ansteuerung vom
Mikrocontroller angesteuert werden können. Die Ansteuerung der elektronischen
Schalter per Software des Mikrocontrollers erfolgt dann zweckmäßigerweise
ebenfalls nur bei korrekt erkanntem Freigabesignal. Ferner kann
vorgesehen sein, daß der
Mikrocontroller 28 beide Eingangssignale und das resultierende
Freigabesignal überwacht,
so daß eine
Ansteuerung der elektronischen Schalter über die Software nur bei plausibler
Signalsequenz erfolgt, die über
das Mikrocontroller-Programm geprüft wird, was verhindert, daß der Defekt
eines einzelnen Bauteils oder ein Programmfehler zu einem ungewollten
Einschalten der Bremse führt.
-
Die
Wicklungen der Spulen der angeschlossenen Bremsen werden dann derart
gespeist, daß sie
bei Vorliegen eines Steuersignals zunächst mit der vollen gleichgerichteten
Wechselspannung erregt werden, bis die jeweilige Ankerscheibe komplett lüftet, um
anschließend
den Spulenstrom durch eine Stromtaktung auf Haltestrom abzuregeln.
Dabei erfolgt das Regeln auf den Haltestrom über die Ansteuerelektronik
des Transistors 24. Der Haltestrom ist getaktet und gegenüber dem
Erregerstrom deutlich niedriger. Er besitzt einen sägezahnförmigen Zeitverlauf.
Der Verlauf des Stromes der einzelnen Bremsen kann über Stromwandler 32, 34, 36, 38 erfaßt werden.
-
Die 3 zeigt einen typischen Stromverlauf nach
dem Einschalten einer Bremse. Der nach Gleichrichtung mit einer
leichten Welligkeit behaftete Strom steigt zunächst an, bis die Ankerscheibe
vom Reibbelag löst
(Zeitpunkt t1) und sich in Richtung auf die Spule in Bewegung setzt.
Wenn die Ankerscheibe einen nahe der Spule angeordneten Anschlag
erreicht, steigt der Spulenstrom bis auf einen durch den Spulenwiderstand
bestimmten Endwert (Erregerstrom/Lösestrom), der zum Zeitpunkt
t2 erreicht wird. Zu diesem Zeitpunkt kann von einem sicheren, vollständigen Lösen der
Bremse ausgegangen werden, so daß auf den niedrigeren Haltestrom
mit Sägezahnprofil
umgeschaltet werden kann.
-
Damit
nicht nur das Lüften
der Bremse beschleunigt wird, sondern auch beim Ausschalten des Magnetfeldes
die Ankerscheibe noch schneller abfällt, kann die beim Abschalten
durch die Spuleninduktivität
erzeugte Gegenspannung auf hohem Niveau konstant gehalten und die
zurückgespeiste
Energie über
eingebaute Varistoren 30 in Wärme umgesetzt werden, bis der
Spulenstrom ganz abgeklungen ist.
-
Vorteilhaft
kann die beim Ausschalten des der Spule zugeführten Stromes durch die Spuleninduktivität erzeugte
Gegenspannung auf einen Wert im Bereich von 800 bis 1000 V begrenzt
werden, was gegenüber
dem Stand der Technik eine Erhöhung
um rund 100 % darstellt und den Vorteil hat, zu einem besonders
schnellen Abbau des Magnetfeldes und damit Schließen der
Bremse zu führen.
Bei den aus dem Stand der Technik bekannten Geräten mit herkömmlichen
Schaltern war wegen der Lichtbogenproblematik eine Gegenspannung
von nur rund 400 V möglich.
Zusammen mit dem ohnehin niedrigeren Haltestrom schließt daher
eine erfindungsgemäß gesteuerte
Bremse etwa doppelt bis dreimal so schnell wie herkömmlich gesteuerte
Bremsen.
-
Das
Konzept und damit die Ermittlung des Verschleißzustands des Reibbelages einer
Bremse basiert auf dem aus dem für
die Bremse abgeleiteten Ersatzschaltbild. Aus dem Ersatzschaltbild
leiten sich die für
die Softwareerstellung erforderlichen mathematischen Beziehungen
ab. Dabei können
vorteilhaft nicht nur der ohmsche und der induktive Teil einer Bremse,
sondern auch ein zusätzlicher
transienter (virtueller) Widerstand berücksichtigt werden, der schwindet
und nur während
der Reaktionsphase der Ankerscheibe existiert. Für die Verschleißermittlung werden
dann charakteristische Kenngrößen bestimmter
Bremsen eingespeichert. Diese Größen fungieren
gleichzeitig auch als Parameter der magnetischen Beziehungen die
mit in das Formelwerk der Software einfließen.
-
Der
integrierte Mikrocontroller kann dann den Verschleißzustand
des Reibbelags ermitteln und frühzeitig
z.B. über
Relais und Leuchtdioden eine Wartungsmeldung z.B. bei einem Abnutzungsgrad von
90 % ausgeben, bevor der Reibbelag vollständig abgenutzt ist, was es
vorteilhaft erlaubt, Wartungszeiten frühzeitig zu planen. Ist der
Reibbelag abgenutzt, erfolgt eine entsprechende Warnmeldung. Dabei
ermittelt der Mikrocontroller den Verschleißzustand eines Reibbelags berührungslos über Strom-, Spannungs-
und Zeitmessung.
-
Vorteilhaft
kann in die Ermittlung des Verschleißzustandes auch die Temperatur
der Spule einfließen,
die nach dem Stand der Technik bislang nicht berücksichtigt wurde, obwohl die
Temperatur einen deutlichen Einfluß auf die Verschleißermittlung
hat. Dabei kann die Temperatur der Spule indirekt, insbesondere
aus dem Spulenwiderstand beim Abfallen der Bremse, ermittelt werden.
-
Die
erfindungsgemäße Vorrichtung
ermöglicht
auch die Durchführung
eines Verfahrens zum Steuern und Überwachen einer elektromagnetisch betätigten Bremse
mit einer ein Magnetfeld erzeugenden Spule und einer durch das Magnetfeld
gegen eine Vorspannkraft bewegbaren Ankerscheibe, die durch die
Vorspannkraft gegen einen Reibbelagträger mit einem Reibbelag vorgespannt
ist, wobei das Magnetfeld durch Beaufschlagung der Spule mit einem
Spulenstrom erzeugt wird, der Zeitverlauf des Spulenstroms überwacht
wird und die Spule bei einem bestimmten Erregerstrom lüftet, wobei
das Verfahren so arbeitet, daß die Spule
nach dem Lüften
mit einem getakteten und gegenüber
dem Erregerstrom niedrigeren Haltestrom mit sägezahnformigem Zeitverlauf
beaufschlagt wird.
-
Besitzt
die Spule eine bestimmte Nennspannung, insbesondere im Bereich von
230 V, besitzt, kann das Verfahren so durchgeführt werden, daß die Spule
zum Lüften
mit einer Spannung ungefähr
im Bereich der doppelten Nennspannung, insbesondere im Bereich von
400 V, beaufschlagt wird.
-
Vorteilhaft
kann beim Ausschalten des der Spule zugeführten Stromes die durch die
Spuleninduktivität
erzeugte Gegenspannung auf hohem Niveau konstant gehalten und die
dabei zurückgespeiste
Energie über
eingebaute Varistoren in Wärme
umgesetzt werden, bis der Spulenstrom ganz abgeklungen ist.
-
Bevorzugt
erfolgt die Stromzufuhr zur Spule über Halbleiterbauelemente und
nicht über
einen den gesamten Spulenstrom führenden
Schutzkontakt.
-
Die
beim Ausschalten des der Spule zugeführten Stromes durch die Spuleninduktivität erzeugte
Gegenspannung kann auf einen Wert im Bereich von 800 bis 1000 V
begrenzt werden.
-
Der
Verschleißzustand
des Reibbelags kann ermittelt und digital in wenigstens zwei verschiedenen
Abnutzungsgraden angezeigt werden. Dabei kann die Ermittlung des
Verschleißzustandes
durch Berücksichtigung
des transienten Spulenwiderstandes erfolgen, der nur während der
Reaktionsphase der Ankerscheibe existiert. Die Ermittlung des Verschleißzustandes
kann auch unter Berücksichtigung der
Temperatur der Spule erfolgen. Dazu kann die Temperatur der Spule
indirekt, und zwar insbesondere aus dem Spulenwiderstand beim Abfallen
der Ankerscheibe, ermittelt werden.
-
Die
Erfindung erlaubt es auch mehrere, insbesondere drei bis acht Bremsen
unter Verwendung eines einzigen elektronischen Schaltgerätes zu steuern
und zu überwachen.
-
Zusammenfassend
kann festgestellt werden, daß die
Erfindung gegenüber
dem Stand der Technik insbesondere
- – Verdrahtungsvorteile
besitzt, da keine Schützkontakte
zum Schalten der Bremse, kein externer Gleichrichter für die Gleichspannungserzeugung und
keine externe Schutzbeschaltung erforderlich sind und ein interner
Kurzschluß-Schutz
und eine interne Erdschlußüberwachung
vorgesehen werden können
und das Schalten der Bremsen durch integrierte Halbleiterschalter
erfolgt, die redundant ausgeführt
sind, wobei Meldungen der korrekten Halbleiterfunktion an eine übergeordnete Steuerung
gegeben werden können,
- – Vorteile
bei der Verschleißermittlung
besitzt, da der Spulenwiderstand und die Erregungsspannung kompensiert
werden können
und das Stromsignals zur Eliminierung der Restwelligkeit werden
kann, so daß ein
höhere
Auflösung
zur besseren Differenzierbarkeit des Stromsignals auch bei Schnellerregung
erzielt wird, wobei
- – eine
Schnellerregung der Bremsen und ein schneller Abbau des Magnetfeldes
erlaubt, so daß kürzere Schaltzyklen
möglich
sind,
- – eine
Regelung des Haltestromes der Bremse durch Pulspaketsteuerung mit
Reduzierung der Verlustleistung bietet,
- – eine
verbesserte Informationsanzeige erlaubt, wie z.B. eine numerische
Verschleißanzeige,
Anzeige von Wartungsintervallen und/oder erweiterte Diagnoseanzeigen
für Erdschluß, Kurzschluß, Überlast.