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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Filtermaterial aus Kalksteinsand,
insbesondere Kalksteinbrechsand, mit einem hohen CaCO3-Gehalt
für Retentionsbodenfilteranlagen,
das eine hohe hydraulische Leistungsfähigkeit und ein großes stoffliches
Leistungsvermögen
besitzt, ohne dabei sekundäre
Folgen, wie Versinterung des Dränsystems
oder Hemmung des Schilfwachstums zu bewirken. Des Weiteren bezieht
sich die vorliegende Erfindung auf eine Retentionsbodenfilteranlage,
die das erfindungsgemäße Filtermaterial
umfasst.
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TECHNISCHER
HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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Gemäß des Merkblatts
178 der Vereinigung für
Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V (DWA-M 178) werden mit
Schilf bepflanzte Retentionsbodenfilteranlagen in Deutschland seit
ca. 1990 gebaut und für die
weitergehende Behandlung von Regenwasserabflüssen in Misch- und Trennsystemen
eingesetzt. Filtermaterialien für
Retentionsfilteranlagen unterliegen hohen Anforderungen an die Fähigkeit,
Feststoffe, sauerstoffzehrende Stoffe und auch oxidierbare Stickstoffverbindungen
(anorganische Stickstoffverbindungen und Ammoniak) und Schwermetalle
zu entfernen. Diese Eigenschaft wird auch als stoffliches Leistungsvermögen bezeichnet.
Um das stoffliche Leistungsvermögen über einen
möglichst
langen Zeitraum zu erhalten, muss ein geeignetes Filtermaterial
in der Lage sein, die Carbonatversorgung langfristig sicherzustellen.
Ein hoher Carbonatgehalt bewirkt eine Nitrifikation der Stickstoffverbindungen
und die Fixierung von Schwermetallen. Im Laufe des Betriebs wird
Carbonat verbraucht und mit dem Filterablauf ausgetragen. Der Carbonatvorrat
nimmt also stetig ab, mit der Folge, dass die Nitrifikation und
Schwermetallfixierung zurückgehen.
Bereits gebundene Metalle können
wieder in Lösung
gehen und ausgetragen werden. Ein ausreichender Carbonatgehalt ist
daher zur Sicherstellung einer langjährigen Funktion erforderlich.
Jedoch könnte
ein zu hoher Carbonatgehalt zur Versinterung (mineralische Ablagerung)
des Dränsystems
führen.
Weiterhin sollten die Filtermaterialien eine hohe Härte aufweisen.
Diese Eigenschaft ist eine Voraussetzung für eine geringe Frostverwitterung.
Wäre die Frostverwitterung
hoch, könnte
im Laufe der Betriebszeit des Filters eine Kornverfeinerung des
Filtermaterials auftreten, die zu unakzeptabler hydraulischer Minderleistung
des Filters führen
kann. Darüber
hinaus darf das Filtermaterial auch das Schilfwachstum nicht hemmen.
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Bisher
werden überwiegend
Natursande, wie fluviatiler Sand, der aus Flussläufen gewonnen wird, als Filtermaterial
für Retentionsfilteranlagen
verwendet, die keinen oder nur einen sehr geringen Carbonatgehalt besitzen.
Daher sollte laut DWA-Regelwerk
dem fluviatilen Flusssand-Filtermaterial vorzugsweise Carbonatbrechsand
zugemischt werden. Übliche
Retentionsbodenfilteranlagen bedienen sich deshalb eines Filtermaterials,
das nur 10 bis 20 Gew.-% CaCO3 enthält. Als
Folge des geringen CaCO3-Gehalts neigen
diese herkömmlichen
Filteranlagen mit Natursand zur Versauerung, mit der Folge, dass
das stoffliche Leistungsvermögen
sehr stark abnimmt.
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KURZE BESCHREIBUNG
DER ERFINDUNG
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Der
vorliegenden Erfindung lag die Aufgabe zugrunde ein Filtermaterial
für Retentionsbodenfilteranlagen
bereitzustellen, das ein sehr hohes stoffliches Leistungsvermögen und
trotzdem gute hydraulische Eigenschaften besitzt, das Schilfwachstum
nicht hemmt und keine nennenswerte Versinterung des Dränsystems
bewirkt.
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Des
Weiteren ist es eine erfindungsgemäße Aufgabe, eine Retentionsbodenfilteranlage,
die das erfindungsgemäße Filtermaterial
umfasst, zur Verfügung
zu stellen.
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Die
oben zuerst erwähnte
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch
das Filtermaterial gemäß Anspruch
1 gelöst.
Bevorzugte Ausführungsformen
dieses Filtermaterials sind in den abhängigen Ansprüchen 2 bis
10 beschrieben.
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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich weiterhin auf eine Retentionsbodenfilteranlage.
Dieser Aspekt der vorliegenden Erfindung wird in Anspruch 11 beschrieben.
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Die
erfindungsgemäßen Filtermaterialien
besitzen ein sehr hohes stoffliches Leistungsvermögen, das deutlich
höher ist
als das der üblichen
Flusssande, ohne dabei zu hydraulischer Minderleistung zu führen. Die erfindungsgemäßen Filtermaterialien
weisen im Gegensatz zu herkömmlichen
Materialien aus Flusssand neben dem sonstigen stofflichen Leistungsvermögen auch
eine nennenswerte Bindung von Phosphaten auf. Die erfindungsgemäßen Filtermaterialien
hemmen das Schilfwachstum nicht und der hohe Carbonatgehalt führt nicht
zu einer Versinterung des Dränsystems.
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DETAILLIERTE BESCHREIBUNG
DER ERFINDUNG
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1. Definitionen
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1.1 Kalksteinsand
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Kalksteinsand
im Sinne der Erfindung ist ein festes Material, das durch die folgende
Korngrößen- und Zusammensetzungseigenschaften
gekennzeichnet ist.
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Kalksteinsand
im Sinne der Erfindung zeichnet sich durch eine Korngrößenverteilung
aus, die einer der Kategorien Feinkies, Sand, Schluff und Ton gemäß DIN 4022
entspricht, oder die durch Mischung von Materialien mit Korngrößen entsprechend
zweier oder mehrerer der genannten Kategorien erhalten werden kann.
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Kalksteinsand
im Sinne der Erfindung besteht zu mindestens 55 Gew.-% aus CaCO3.
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1.2 Kalksteinbrechsand
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Als
Kalksteinbrechsand im Sinne der Erfindung wird Kalksteinsand aus
Kalkstein gemäß Definition
1.1 verstanden, der nach DIN-EN 12620 eine Korngröße von 0
bis 4 mm (Korngruppe D (obere Siebgröße) nicht größer als
4 mm) aufweist, der in dieser Norm als Sand oder feine Gesteinskörnung bezeichnet
wird.
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1.3 Korngröße
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Bezeichnung
für die
Teilchengröße in partikulären Substanzen
wie Pulvern, Stäuben,
Granulaten, körnigen
Gemengen und Schuttgütern.
Die Korngrößeneinteilung
von Sedimenten und Sedimentgesteinen im Sinne der Erfindung wird
nach DIN 4022 vorgenommen und ist in Tabelle 1 angegeben: Tab.
1: Korngrößeneinteilung
der Sedimente und Sedimentgesteine nach DIN 4022
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1.4 Filtermaterial
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Als
Filtermaterial im Sinne der Erfindung versteht man ein Material,
das befähigt
ist, aus Wasser einen oder mehrere von Feststoffen, sauerstoffzehrenden
Stoffen (chemische Verbindungen, die unter Sauerstoffverbrauch oxidiert
werden können),
Ammoniumsalze, Ammoniumverbindungen, organischen Aminen, Phosphaten
und Schwermetallen zu entfernen.
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1.5 Retentionsbodenfilteranlage
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Eine
Retentionsbodenfilteranlage (RBF) ist ein offenes Rückhaltebecken
mit einer als Bodenfilter ausgebildeten Sohle, in der sich das Filtermaterial
befindet.
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1.6 Hydraulische Leitfähigkeit
kf
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Die
hydraulische Leitfähigkeit
kf wird auch die Wasserleitfähigkeit
oder Durchlässigkeit
eines Materials genannt. Die hydraulische Leitfähigkeit ist direkt proportional
zu der Wassermenge, die je Zeiteinheit durch einen Fließquerschnitt
aus einem Material strömt
[m/s]. Der kf-Wert ist somit ein Maß für Wasserdurchlässigkeit eines
Materials. Man unterscheidet in einen kfA und
kfB Wert. Der kfA Wert
ist in DIN 18130-1 definiert und bezieht sich auf den Ausgangswert
des frisch bespannten Filtermaterials; der kfB Wert
wird hingegen nach mehrjährigem
Betrieb der Anlage bestimmt. Im allgemeinen soll der kfA Wert
mindestens 10–4 m/s
betragen.
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1.7 Infiltrationsrate
IR
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Wasservolumen,
das je Zeiteinheit in den Boden versickert.
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1.8. Nitrifikation
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Unter
Nitrifikation versteht man die bakterielle Oxidation von Ammoniak
(NH3) bzw. Ammonium-Ionen (NH4 +) zu Nitrat (NO3 –).
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2. Das erfindungsgemäße Filtermaterial
aus Kalksteinsand
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2.1 Filtermaterial
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Das
erfindungsgemäße Filtermaterial
besteht überwiegend
aus Kalksteinsand. Der Gewichtsanteil des Kalksteinsands ist bevorzugt
40 Gew.-% oder mehr, stärker
bevorzugt 60 Gew.-% oder mehr. Des Weiteren kann das erfindungsgemäße Filtermaterial
einen entsprechenden Anteil eines anderen Materials enthalten. Das
andere Material ist nicht festgelegt. Am stärksten bevorzugt ist die Verwendung
von reinem Kalksteinsand.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung hat das Filtermaterial einen Anteil an
CaCO3 von 65 Gew.-% bis max. 95 Gew.-%,
bezogen auf das Gesamtgewicht des Filtermaterials.
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2.2 Kalksteinsand
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Der
erfindungsgemäße Kalksteinsand
liegt bevorzugt in einer Korngrößenverteilung
entsprechend Sand, Schluff oder Ton oder Mischungen daraus vor.
Stärker
bevorzugt liegt es in der Form von Kalksteinbrechsand mit einer
Korngröße zwischen
0 und 4 mm vor, besonders bevorzugt mit einer Korngröße zwischen 0
und 2 mm. Körner
mit einer Korngröße dieser
bevorzugten Ausführungsform
von 2-5 mm können
in einem Anteil von bis zu 15 Gew.-% vorliegen.
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Im
Hinblick auf die hydraulischen Eigenschaften des Filtermaterials
ist es bevorzugt, dass der erfindungsgemäße Kalksteinsand einen Feinkornanteil
mit einer Korngröße kleiner
als 0.06 mm (Ton und Schluff (T + U)) zwischen 2 und 18 Gew.-%,
stärker
bevorzugt zwischen 3 und 12 Gew.-%, am stärksten bevorzugt zwischen 4
und 8 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht des Kalksteinsands,
aufweist.
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Die
obigen Angaben zu bevorzugten Korngrößen gelten ebenso für die im
vorstehenden Abschnitt angesprochenen anderen Materialien, die neben
dem Kalksteinsand vorliegen können.
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Der
erfindungsgemäße Kalksteinsand
hat einen CaCO3-Gehalt (typischerweise in
Form von Calcit oder Aragonit) von 55 Gew.-% oder mehr, bezogen
auf das Gesamtgewicht des Kalksteinsands, stärker bevorzugt 65 bis 95 Gew.-%.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform liegt der CaCO3-Gehalt des Brechsandes zwischen 70 und
90 Gew.-%.
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3. Die erfindungsgemäße Retentionsbodenfilteranlage
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Die
erfindungsgemäße Retentionsbodenfilteranlage
kann jegliche bekannte Retentionsbodenfilteranlage sein. Derartige
Retentionsbodenfilteranlagen bestehen üblicherweise aus einer Vorstufe
und einem Filterbecken. Vorstufe und Filterbecken bilden üblicherweise
eine verfahrenstechnische Einheit.
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4. Herstellung
von Kalksteinsand und dessen Eigenschaften
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4.1 Herstellung von Kalksteinsand
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Der
erfindungsgemäß zu verwendende
Kalksteinsand kann aus herkömmlichem
Betonsplitt oder Straßensplitt
erhalten werden. Das Ausgangsmaterial kann mittels einer Hochgeschwindigkeitsprallmühle zerkleinert
werden und anschließend
nach der Korngröße aufgetrennt
werden. Es kann sich noch ein Schritt der Abtrennung von Feinpartikeln
anschließen.
Der resultierende Sand sollte dann Edelbrechsandqualität aufweisen, bei
dem die einzelnen Körner
bevorzugt in kubischer Form vorliegen, während möglichst keine plattigen Körner vorliegen
sollten.
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4.2 Auftrennung nach Korngröße
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Die
Abtrennung zu großer
Partikel erfolgt üblicherweise
mit Sieben. Feinpartikel können
durch Entstaubungsverfahren und Windsichterverfahren entzogen und
ggf. geregelt zudosiert werden.
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In
einem bevorzugten Herstellungsverfahren werden die gewünschten
Fraktionen nach geeigneter Sieblinie getrennt, und anschließen nach
Bedarf zusammendosiert um einen Brechsand vorgegebener Korngröße zu erhalten
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4.3 Bestimmung der Korngröße
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Die
Korngrößenbestimmung
wird im Labor durch Siebanalyse durchgeführt. In einer Siebmaschine
ist ein Satz von Sieben verschiedener Maschenweite übereinander
angeordnet. Bei der Siebanalyse wird die Korngröße durch die Maschenweite desjenigen
Siebes bestimmt, welches das Korn (Siebdurchlauf, Unterkorn) gerade
noch passieren lässt.
Daraus ergibt sich eine Einteilung in bestimmte Kornklassen, während die in
den einzelnen Kornklassen anfallenden Siebrückstände (Oberkorn) und der Bodentellerinhalt
die Korngrößenverteilung
bezeichnen (zahlenmäßige Angabe
des Anteils der verschiedenen im Untersuchungsgut vorhandenen Korngrößen in Prozent).
Die Siebe werden nach lichter Maschenweite (Quadratmaschen) in mm charakterisiert.
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4.4 Verfahren zur Bestimmung
des CaCO3-Gehalts
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Der
Gehalt an CaCO3 wird nach dem Scheibler-Verfahren
bestimmt (DIN 18129).
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5. Beispiel
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5.1 Analytische Verfahren
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5.1.1 Verfahren zur Bestimmung
der Frostverwitterung
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Zur
Bestimmung der Frostverwitterung wird der normierte Frost-Tau-Wechsel untersucht.
Dabei wird eine Sandprobe, deren Anteil mit einer Korngröße zwischen
0.71 und 2.00 mm 100 Gew.-% beträgt,
einem 10-maligen Frosttauwechsel unterzogen. Anschließend wird
der Gewichtsanteil der Absplitterung der Sandprobe bestimmt, deren
Korngröße kleiner
als 0.5 mm ist. Ist dieser Gewichtsanteil hoch, so ist die Frostverwitterung
groß,
und umgekehrt.
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5.1.2 Verfahren zur Messung
der hydraulischen Leitfähigkeit
kf, der Infiltrationsrate IR, der Säurekapazität des Wassers,
des Carbonat-, NH4 +-,
NO3 –, Phosphor- und Schwermetall-Gehalts
des Wassers
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Diese
Größen wurden
nach herkömmlichen
Verfahren bestimmt.
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5.2 Herstellung von Proben
für die
Säulenversuche
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5.2.1 Probe S1
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Gemäß dem unter
Punkt 4.1 beschriebenen Verfahren wurde ein Kalksteinbrechsand mit
einer Korngröße im Bereich
von 0 bis 2 mm aus Trias-Muschelkalk hergestellt, der einen CaCO3-Gehalt von 78-85 Gew.-% hat, und der einen
Feinkornanteil mit einer Korngröße kleiner
als 0.06 mm (T + U) von 8.5 Gew.-% hat. Die Korngrößenverteilung
kann aus Tabelle 2 entnommen werden.
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5.2.2 Probe S2
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Gemäß dem unter
Punkt 4.1 beschriebenen Verfahren wurde ein Kalksteinbrechsand mit
einer Korngröße im Bereich
von 0 bis 2 mm aus Trias-Muschelkalk hergestellt, der einen CaCO3-Gehalt von 78-85 Gew.-% hat, und der einen
Feinkornanteil mit einer Korngröße kleiner
als 0.06 mm (T + U) von 11.3 Gew.-% hat. Die Korngrößenverteilung
kann aus Tabelle 2 entnommen werden.
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5.2.3 Vergleichsprobe
S3
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Als
Vergleichsprobe wurde ein fluviatiler Sand der Kiesgesellschaft
Karsee mit der Bezeichnung SB239 mit 78-85 Gew.%-CaCO3 verwendet.
Die Korngrößenverteilung
dieses Sands ist auch in Tabelle 2 angegeben.
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Tab.
2: Korngrößenverteilung
der Proben S1 bis S3 und der fluviatilen Vergleichsprobe in Gew.-%
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5.3 Säulenversuche
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Es
wurden mit den Proben S1, S2 und S3 Säulenversuche durchgeführt, um
deren hydraulische Eigenschaften und stoffliches Leistungsvermögen festzustellen.
Insgesamt wurden 34 Beschickungen der Säulen vorgenommen. In Tabelle
3 sind einige Kenngrößen der
Versuchssäulen
aufgelistet.
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Tab.
3: Physikalische Kenngrößen der
Versuchssäulen
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Die
Wassertemperatur schwankte von 10-23°C, wobei der Mittelwert bei
19.4°C lag.
Als Beschickungswasser wurde feststofffreies Mischwasser aus Dachwasser
und Leitungswasser verwendet. Die Zulaufkonzentrationen mit 150
mg CSBgelöst/l
(chemischer Sauerstoffbedarf: CSB), 10 mg NH4-N/l (NH4-N
steht für Stickstoff,
der in Form von NH4 vorliegt), 5 mg PO4-P/l (PO4-P steht
für Phosphor,
der in Form von PO4 vorliegt), 2000 μg Zngelöst,
800 μg Cugelöst/l
und 400 μg
Pbgelöst/l
sind sehr hoch gewählt
worden, um das Leistungsvermögen
erkennen zu können.
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Während einer
3-monatigen Hauptuntersuchungszeit wurde eine Stapelhöhe (Wasservolumen
(m3) bezogen auf die Filterfläche (m2)) von 21.6 m aufgebracht. Dies entspräche einer
Jahresstapelhöhe
von 86.4 m. Während
der Versuchszeit wurden folgende Betriebs- bzw. Belastungsfaktoren
variiert (s.h. Tabellen 4 und 5):
- • Dränablauf
gedrosselt (3 × 10–5 m/s)
bzw. frei
- • Elektrische
Leitfähigkeit
im Zulauf (EL[μS/cm])
- • Beschickungshöhe 600 mm
bzw. 1200 mm
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5.3.1 Hydraulische Eigenschaften
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5.3.1.1 Hydraulische Leitfähigkeit
kf
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Tabelle
4 zeigt die hydraulische Leitfähigkeit
der Proben S1 und S2 und der Vergleichsprobe S3. Die kf-Werte
der Proben S1 und S2 liegen unterhalb des Wertes der Probe S3. Die
kf-Werte der Proben S1 und S2 liegen jedoch
nach wie vor im akzeptablen Bereich für Filtersande für Retentionsbodenfilteranlagen.
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5.3.1.2 Infiltrationsrate
IR
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Tabelle
5 zeigt die Infiltrationsraten der Proben S1 und S2 und der Vergleichsprobe
S3, die sich aus den Säulenversuchen
ergeben. Die Infiltrationsrate, d.h. der ungesättigte Fluss zu Beschickungsbeginn,
ist bei den Proben S1 und S2 deutlich geringer als bei der Probe
S3. Dies ist ein Vorteil im Großanlagenbetrieb,
da hierdurch die Filterbespannung (Bildung einer geschlossenen Wasseroberfläche auf
dem Filter) schneller erfolgt und dadurch eine gleichmäßigere Belastung
der Filterfläche
erfolgt. Dieser Effekt ist auf den höheren Feinkornanteil der Kalksteinsande
zurückzuführen.
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5.3.2 Stoffliches Leistungsvermögen
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5.3.2.1 Stoffdepotbildung:
Bindung von Phosphat und Schwermetallen
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Tabelle
6 zeigt, dass die nicht mineralisierbaren Nähr- und Schadstoffe im Filtermaterial
akkumulieren. Für
Phosphor und die Schwermetalle Cd, Cu und Pb sind gegen Versuchsende
Messwerte (Beschickung 33 und 34) angeführt. Diese Werte zeigen, dass
beim Kalksteinsand S2 eine nennenswerte P-Bindung stattfindet, nicht
jedoch beim Sand der Vergleichsprobe S3. Die Bindung von Cd ist
bei beiden Proben ähnlich
hoch, wohingegen die Bindung von Cu und Pb wesentlich höher ist. Tab.
6: Vergleich der Phosphat und Schwermetallgehalte gegen Ende des
Säulenversuches
- 1) Dränablaufdrosselung,
Beschickung 33
- 2) Freier Dränablauf, Beschickung 34
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5.3.2.2 Ammoniumelimination
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Tabelle
7 zeigt die Ammoniumelimination in Abhängigkeit von unterschiedlichen
Stressfaktoren wie unterschiedlicher elektrischer Leitfähigkeit
des Zulauf-Wassers ELzu, unterschiedliche
Beschickungshöhe
qzu, gedrosselter bzw freier Dränablauf
qab. Die Ammmoniumelimination der Probe
S2 ist unter allen Stressbedingungen sehr hoch. Die Vergleichsprobe
zeigt ebenso hohe Werte der Ammoniumelimination, ist jedoch für die Variante
qzu = 1200 geringer.
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Tab.7:
Ammoniumelimination in Abhängigkeit
von unterschiedliche Stressfaktoren
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5.3.2.3 Mikrobielle Besiedlung
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Die
mikrobielle Besiedlung der Kornoberflächen der Filtermaterialien
mit aeroben Mikroorganismen ist zum einen wichtig, da die Mikroorganismen
wesentlich zur Reinigungsleistung (Nitrifikation und mikrobieller Abbau
von organische Stoffen (CSB)) des Filtermaterials beiträgt. Andererseits
kann eine zu hohe mikrobielle Besiedlung zum Porenverschluss des
Filtermaterials führen,
was mit einer Abnahme der hydraulischen Leitfähigkeit einhergeht. Deshalb
ist es wichtig, dass ein Filtermaterial selbst CSB- und NH4 +-Reinigungsleistung
aufweist, die nicht auf die mikrobielle Besiedlung zurückzuführen ist.
Eine solche Reinigungsleistung wird originäre, abiotische Corg-
und NH4 +-Sorptionskapazität genannt.
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Wie
aus Tabelle 8 ersichtlich zeigt die Probe S2 bei den Säulenversuchen
gegenüber
der Vergleichsprobe S3 eine langsame mikrobielle Einarbeitung. Nach
der mikrobiellen Einarbeitung sind aber beide Proben auf gleich
hohem Niveau. D.h. die Bereitstellung von Siedlungsoberflächen für Mikroorganismen
ist bei Probe S2 gewährleistet.
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Tab.8:
Mikrobielle Einarbeitung der Säulenproben
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Die
Probe S2 und die Vergleichsprobe S3 unterscheiden sich im N-Verbleib
während
der mikrobiellen Einarbeitung. Wie aus Tabelle 9 entnommen werden
kann, nimmt die Vergleichsprobe S3 während der mikrobiellen NH
4 +-Einarbeitung im
Vergleich zur Probe S2 das 2.5-fache an Mineralstickstoff auf. Hieraus
kann gefolgert werden, dass die Biofilmbildung bei Vergleichsprobe
S3 höher
ist. Da beide Substrate nach der mikrobiellen NH
4-Einarbeitung ein
gleich hohes Leistungsniveau aufweisen, muss beim Brechsand der
originäre, abiotische
Sorptionsanteil höher
sein. Tab.9:
Mineralstickstoffbilanz bis zur vollständigen mikrobiellen NH
4-Einarbeitung bis Beschickung 12
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Ein
weiterer Biomasseaufbau, wie während
der mikrobiellen Einarbeitungsphase der Säulen, wird nicht beobachtet.
Dies müsste
sich in einer kontinuierlichen Abnahme der hydraulischen Leitfähigkeit
bedingt durch mikrobiellen Porenverschluss bemerkbar machen. Wie
aus Tabelle 4 hervorgeht, nimmt die hydraulische Leitfähigkeit
jedoch während
des Säulenversuches
mit der Probe S2 nicht ab.
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5.3.2.4 Untersuchungen
zum gelösten
Carbonatgehalt
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Da
die Filtermaterialien einen sehr hohen Carbonatgehalt haben, stellt
sich die Frage, ob durch den hohen Carbonatgehalt ein hoher gelöster Carbonataustrag über die
Dränage
provoziert wird, der zur Carbonatversinterung des Dränsytems
führen
könnte.
Die Ergebnisse in Tabelle 10 zeigen, dass der Carbonatgehalt bei
den Proben im Ablauf (meq/l) zwar höher ist als im Zulauf (K
S4.3: Säurekapazität des Wassers
bzw. Säurebindungsvermögen des
Wassers bis zu pH 4.3; entspricht weitgehend dem gelösten Kalk
bzw. Carbonat HCO
3 –),
dass es aber nicht zu sehr hohen Gehalten im Dränablauf kommt. Tab.
10: Gelöstes
Carbonat unter verschiedenen Versuchsbedingungen
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Die
Carbonatgehalte im Ablauf der Proben S1 und S2 liegen zwar über denen
im Zulauf (KS4.3 zu), sind aber mit ca.
2 bis 4 meq/l deutlich unter den Gehalten von Trockenwetterabflüssen im
Kläranlagenzulauf
von carbonathaltigen Einzugsgebieten (~6 meq/l). Die Versinterung
des Dränsystems
ist bei diesen Werten nicht zu befürchten.
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Im
Vergleich zu Filtersystemen mit einem geringen Carbonatgehalt ist
bei den Proben S1 und S2 auch kein Abfallen des KS4.3-Wertes
unter die kritische Grenze von 0.5 meq/l zu erwarten. Unterhalb
dieser Grenze ist mit Nitrifikationshemmung und Schwermetallmobilisierung
zu rechnen.
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5.3.3 Frostverwitterung
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Gemäß dem unter
Punkt 4.1 beschriebenen Verfahren wurde ein Kalksteinbrechsand aus
Trias-Muschelkalk hergestellt, der einen CaCO3-Gehalt
von 78-85 Gew.-% hat, und dessen Korngröße zwischen 0.71 und 2.0 mm
liegt. Die Frostverwitterung wurde gemäß dem unter 5.1.1 beschriebenen
Verfahren durchgeführt. Nach
10-maligen Frost-Tau-Wechsel betrug der Anteil der Absplitterung
(Korngröße kleiner
0.5 mm) zwischen 0.05 bis 0.10 Gew.-%. Dieser geringe Absplitterungsanteil
zeigt, dass die Frostverwitterung des erfindungsgemäßen Kalksteinsands
sehr gering ist. Diese geringe Kornverfeinerung führt nicht
zu einer unakzeptablen hydraulischen Minderleistung des Filters.
Dieses Ergebnis ist auch gestützt
durch die Tatsache, dass die kf-Werte und
IR-Werte bei den Säulenversuchen
mit den Proben S1 und S2, auch bei längerer Betriebszeit keine wesentliche
Veränderung
erfahren (s. Tabellen 4 und 5).
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Weitere
Versuche ergaben, dass derselbe Kalksteinbrechsand auch den verschärften Anforderungen an
die Frost-Tausalzbeständigkeit
in Dosenfrost in 1% NaCl-Lösung
gem. DIN-EN 1367-1
Anh. B entspricht.
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5.3.4 Pflanzenverträglichkeit
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Zur
Beurteilung der Pflanzenverträglichkeit
wurden Ballenpflanzungen (10 cm × 10 cm × 10 cm, 2-jährig) mit
50 cm hohem Schilfaustrieb (Anzucht RSB Adlershof) verwendet. Es
wurden 8 Ballen mit jeweils durchschnittlich 5 Halmaustrieben in
eine Wanne (80 × 40 × 40 cm)
aus Kalksteinbrechsand der Probe S1 eingepflanzt. Das Filtermaterial
wurde über
die ganze Vegetationsperiode mit Wasser überstaut. Es erfolgte eine Startdüngung. Das
Experiment zeigt, dass mit einer Hemmung des Schilfwachstums durch
den erfindungsgemäßen Kalksteinbrechsand unter
den getesteten Wasser- und Nährstoffbedingungen
nicht zu rechnen ist.