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Die
Neuerung betrifft ein Screeningsystem gemäß des ersten Schutzanspruchs.
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Screeningsyteme
der eingangs genannten Art dienen dem systematischen Austesten von
chemischen oder biochemischen Substanzen wie Wirkstoffen auf eine
Vielzahl von anderen Substanzen oder Umgebungsbedingungen, z.B.
für den
Einsatz als Reinigungsmittel im Haushalt. Ziel dieser Untersuchungen
ist beispielsweise eine Vorauswahl von geeigneten Substanzen hinsichtlich
ihrer Wirkung auf Keime. Andere Bereiche liegen bei medizinischen Anwendungen,
beispielsweise in der Diagnostik.
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Oft
werden Screeningversuche im Labor einzeln in Petrischalen oder in
einfachen Substratplatten mit einzelnen wenigen (z.B. vier bis acht
petrischalenähnlichen)
Vertiefungen durchgeführt,
in denen eine Probe mit einer Testsubstanz ausgesetzt wird. Auch
Versuche zur Aufzucht von Keimen auf den Materialproben erfolgt
in vergleichbaren Behältnissen.
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Alternativ
kommen im Rahmen von Screeningsystemen so genannte Mikrotiterplatten
(MTP) zum Einsatz, meist als Einwegartikel. Sie umfassen eine chemisch
und biologisch inerte Substratplatte, meist aus Kunststoff, über dessen
Substratfläche eine
Vielzahl gleichartiger Vertiefungen, so genannter Wells, verteilt
ist. Die Vertiefungen dienen als Containment für je eine Probe einer zu untersuchenden
Substanz, welche dann mit der Mikrotiterplatte gemeinsam einer bestimmten
Behandlung zugeführt werden.
Die Probenvolumina einer Einzelprobe liegen dabei meist im Mikro-
oder Nanoliterbereich, d.h. in einem mikrotechnischen Bereich. Für bestimmte Untersuchungen
können
die Wells durch Fluidkanäle untereinander
verbunden sein und sind damit parallel oder seriell durch ein Fluid
durchströmbar.
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Die
vorgenannten Mikrotiterplatten sind als Standardprodukte im Medizin-
oder Biobereich bekannt und von verschiedenen Herstel lern kommerziell
erhältlich.
Typische Anwendungsfelder für
Mikrotiterplatten finden sich in der Mikrobiologie, Immunologie,
Hämatologie
oder der DNA-Analyse.
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In
der
US 6.599.696 B2 wird
ein Screeningsystem offenbart, bei dem eine Substratplatte ähnlich einer
Mikrotiterplatte mit mehreren Wells formschlüssig durch ein Deckel abdeckbar
ist. Auf der Deckelunterseite befinden sich Erhebungen, die bei
aufgesetztem Deckel in die Wells hineinragen. Die Erhebungen können mit
verschiedenen Beschichtungen als Testsubstanz versehen werden. Auf
den Erhebungen wird zunächst
ein Biofilm gezüchtet,
der anschließend
nach Aufsetzen des Deckels den Wirkstoffen in den Wells ausgesetzt
wird.
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Die
US 6.596.505 B2 offenbart
ein vergleichbares System zur Untersuchung von biologischen Beschichtungen.
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Die
Erhebungen sind jedoch nicht auswechselbar und aus dem Material
des Deckels. Insofern eignet sich ein derartiges Screeningsystem
praktisch ausschließlich
für eine
Beschichtungszusammensetzung, die simultan in alle Wells hineinragt.
Eine simultane Untersuchung von beispielsweise verschiedenen Testsubstanzen
in verschiedenen Testfluiden ist, wenn überhaupt, nur mit einem erheblichen
Aufwand oder einer hohen Kontaminationsgefahr bei den Teststoffen
untereinander möglich.
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Es
ist daher Aufgabe der Neuerung, ein universell einsetzbares Screeningsystem
vorzuschlagen, welches sich auch für ein einfach durchzuführendes
simultanes Testen verschiedener Testsubstanzen in verschiedenen
Testfluiden eignet.
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Die
Aufgabe wird durch ein Screeningsystem mit den Merkmalen des ersten
Schutzanspruchs gelöst.
Die Unteransprüche
geben vorteilhafte Ausgestaltungen des Screeningsystems wieder.
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Das
Screeningsystem umfasst eine Mikrotiterplatte, alternativ auch eine
Substratplatte mit mehreren Wells, sowie einen De ckel, der auf die
Mikrotiterplatte oder Substratplatte aufsetzbar ist. Beim Aufsetzen
des Deckels auf die Mikrotiterplatte erfolgt eine formschlüssige Verbindung,
die scherende Bewegungen der vorgenannten Komponenten zueinander
verhindert. Auf der Deckelunterseite befinden sich Erhebungen, die
bei aufgesetztem Deckel in die Wells hineinragen. Vorzugsweise ragt
dabei nur eine Erhebung in den Well hinein, und zwar bevorzugt in der
Weise, dass der Abstand zwischen Erhebung und substratseitigen Wandung
des Wells einen Mindestabstand nicht unterschreitet. Dabei bietet
es sich an, die Erhebung mittig (konzentrisch) im Well zu positionieren.
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Wesentlich
ist jedoch auch, dass die Erhebungen nicht Bestandteil des Deckels
sind, sondern als separate Komponenten in diesen einsetzbar sind. Die
Erhebungen werden dabei jeweils durch eine Extremität der Komponenten,
vorzugsweise die Pinspitze eines Pins gebildet. Die Komponenten
werden entweder in deckelseitige Sackbohrungen in die Deckelunterseite
oder in durchgehende Bohrungen im Deckel in diesen eingesetzt, wobei
diese durch den Deckel formschlüssig
axial und lateral im Well positioniert sind. Die Fixierung der Komponenten,
vorzugsweise der Pins, oder die Aufnahme oder Adaption von zusätzlichen Überwachungseinheiten
kann anstelle des Deckels auch durch eine zusätzliche Halterung als separates
Bauteil auf dem Deckel übernommen
werden.
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Vorzugsweise
sind die Komponenten (Pins) in der vorgenannten separaten Halterung
eingesetzt, wobei die Extremitäten
(Pinspitzen) durch Durchbrüche
im Deckel in die Wells hineinragen. Die Durchbrüche im Deckel dienen dabei
der Führung
nicht nur der Komponenten sondern auch der Halterung auf dem Deckel
und damit zu den Wells der Mikrotiterplatte. Dies bietet sich besonders
dann an, wenn das Screeningsystem mit zusätzlichen Überwachungseinheiten wie optischen
oder elektrischen System (z.B. Mikroskop, Kamerasysteme, Potentialmesssystem
etc.) oder anderen Analysen- oder Messwerterfassungseinheiten für eine online-Überwachung während des
Versuchs, beispielsweise mit Tei len im Pin, ausgestattet werden
soll. Diese werden dann bevorzugt über die Halterung oder am Deckel
an das Screeningsystem angedockt.
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Grundsätzlich bietet
es sich, wenn auch nicht zwingend, an, den Deckel als sterile Einwegkomponente
aus dem selbem Material wie die Mikrotiterplatte herzustellen. Dies
kompensiert auch thermische Ausdehungen zwischen diesen Komponenten.
Eine separate Halterung der vorgenannten Art ist je nach Einsatz
bevorzugt auch als sterilierbare Mehrwegkomponente zu konzipieren.
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Weiterhin
weist sich die Neuerung durch weitere bevorzugte Ausgestaltungsmöglichkeiten und/oder
Vorteile aus:
Die Komponenten, insbesondere die Pins können auch
beim simultanen Einsatz in einem Screeningversuch in einem Screeningsystem
aus unterschiedlichen Materialien (z.B. Thermoplaste, Metalle, Keramik,
Gummi etc.) bestehen, und zwar in kompakter, strukturierter oder
auch poröser
Form einerseits und als Materialverbund mit zwei oder mehreren Materialfraktionen
andererseits. Außerdem
können
die Komponenten, insbesondere die vorgenannten Extremitäten oder
andere Bereiche desselben, grundsätzlich auch unterschiedliche
Geometrien (z.B. kreisförmiger
oder polygoner Voll- oder Hohlquerschnitt, Spitze zur Aufnahme von
Materialproben, Spitze zum Einklipsen von Mikrosystemen etc.) sowie
je nach Art des Screeningversuchs unterschiedliche, auch optisch
wirkende wie spiegelnde Oberflächenstrukturen (z.B.
Nanostrukturen für „Lotuseffekt" etc.) oder Beschichtungen
aufweisen.
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Bei
der Neuerung kann auf kommerziell erhältliche Standardmikrotiterplatten
zurückgegriffen werden,
die grundsätzlich
nicht zu modifizieren sind, an deren Geometrie aber der Deckel angepasst
werden muss.
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Deckel
und Pins sind voneinander trennbar und für eine Wiederverwendung separat
reinigbar und bedarfsweise sterilierbar.
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Das
Screeningsystem eignet sich besonders auch für mehrstufige Screeningversuche,
wobei zischen den Schritten der Deckel mit den Komponenten (Pins)
von einer Mikrotiterplatte auf eine andere Mikrototerplatte mit
einem anderen Testfuid ausgewechselt werden kann. Beispielsweise
kann in einem ersten Schritt in einem ersten Testfuid eine Keimbildung
erfolgen, in einem zweiten Schritt ein Aufbau einer Beschichtung
in einer Nährflüssigkeit
als zweites Testfluid ausgehend von den Keimen erfolgen, um in weiteren
Schritt die Wechselwirkung dieser Beschichtung mit einem dritten
oder weiteren Testfluid zu überprüfen. Auch
Trocknungs- oder Bewetterungsvorgänge in einem Gas, Dampf oder
Aerosol als Testfluid, bewegte Testfluide (z.B. Spülungen, Verdünnungsreihen
etc.) in einer Mikrotiterplatte mit durchspülbaren Wells oder auch elektrolytische, elektrostatische
oder auch elektrophoretische Vorgänge mit Elektroden (separate
Elektroden im Well oder die Wellwandung und die Extremitäten als
Elektroden) sind wie alle anderen biologischen, chemischen oder
physikalischen Wechselwirkungen zwischen einem Testfluid und einer
Testsubstanz grundsätzlich
als Einzelschritte in der Neuerung mit eingeschlossen. Insofern
kann sich auch die Testsubstanz während eines Screeningversuchs ändern oder wechseln,
wie beispielsweise von einem Keimbildungssubstrat zu einer Beschichtung
der vorgenannten Art oder bei chemischer Veränderung der Testsubstanzoberflächen (wie
Korrosion, Passivierung, Elementeinlagerungen etc.).
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Ferner
seien weitere Vorteile der Neuerung genannt, die die Durchführung von
Screeningversuchen mit der Neuerung, insbesondere die Reihenfolge
der Versuchsdurchführung
betreffen:
Die vorgenannten Komponenten (Pins), insbesondere
deren Extremitäten
(Pinspitzen) lassen sich vor dem Einsetzen in den Deckel individuell
mit Wirkstoffen oder anderen Substanzen physikalisch (z.B. Bestrahlung)
und/oder chemisch behandeln oder imprägnieren, bevor sie dem eigentlichen
Screeningversuch oder der Anzucht von Keimen in einem mit Nährflüssigkeit
gefüllten
Well zugeführt
werden.
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Im
Screeningsystem wird das Testfluid oder das Medium, in dem die Keime
angezüchtet
werden, üblicherweise
nicht bewegt. Somit kann der Flüssigkeitsstand
in den Wells definiert eingestellt werden. Eine Verdunstung kann
insbesondere bei nicht ausgasenden Reaktionen von Testsubstanz und
Testfluid durch eine entsprechende Gestaltung des Deckels als dichtende
Abdeckung weitgehend unterdrückt werden.
Damit ist – über die
Eintauchtiefe der Extremitäten,
vorzugsweise der Pinspitzen – auch
die Größe der mit
Keimen bewachsenen Oberfläche
an den Pins festgelegt. Unter Keimen sind alle eukaryotischen oder
prokaryotische Organismen, Viren oder Prionen in natürlicher
oder gentechnisch veränderter Form
einzeln oder in Kombination zu verstehen. Das erlaubt eine Bestimmung
der Keimzahl pro Fläche
als Maß für die Wirksamkeit
einer getesteten Substanz sowie die Ermittlung von Dosis-Wirkungs-Kurven, wie
z.B. LD50 Dosis, bei der 50% der Keime eines Kollektivs getötet werden
oder die ED50 Dosis (effektive Dosis für 50° Wirkung).
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Die
Neuerung eignet sich insbesondere für ein Wirkstoffscreening. Dabei
ist eine schnelle Aussage darüber
zu treffen, ob und in welcher Weise ein Wirkstoff (z.B. im Testfluid)
auf eine bestimmte Oberfläche
(z.B. Testsubstanz, d.h. Beschichtung oder Pinmaterial) wirkt, beispielsweise
hinsichtlich qualitativer und quantitativer Beschreibung der eingesetzten
Wirkstoffe hinsichtlich Wirkungsqualität, Wirkungsart, Wirkungsstärke (Ausmaß der Abweichung vom
Ausgangszustand) und/oder Wirkungsdauer (Zeit zwischen Beginn und
Ende einer Wirkung, sowie der eingesetzten Pinmaterialien (Testsubstanzen)
oder modifizierter Testoberflächen
(Pinoberflächen)
hinsichtlich Biokompatibilität,
Material- bzw. Oberflächenwiderstandskraft
gegenüber
Testfluiden bzw. Testkeimen. Auch eignet sich das System zur Selektion
von Keimen, vorliegend in ihrer natürlichen Form oder gentechnisch
verändert,
und selektive Medien und/oder Pinmaterialien und/oder Pinoberflächen. Das
Screeningsystem dient dann beispielsweise dazu, viele verschiedene
Wirkstoff-Testsubstanz-Paarungen
in einem Screeningsystem simultan, d.h. bei einer Um gebungsbedingung
zu testen (z.B. Austestung von Verdünnungsreihen).
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Die
Neuerung und einzelne Details dieser werden beispielhaft, d.h. nicht
auf konkrete Zusammenhänge
beschränkend
anhand von Ausführungsbeispielen
mit den folgenden Figuren näher
erläutert. Es
zeigen
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1 eine
Schnittdarstellung einer Mikrotiterplatte sowie eines formschlüssig auf
diese aufsetzbaren Deckels,
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2 eine
Ausführungsform
eines Pins,
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3 eine
Schnittdarstellung einer Pinspitze mit eingesetzter Materialprobe
für optische
Untersuchung sowie
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4a bis
c Detailschnittdarstellungen je eines Deckelabschnitts mit mehreren
Pins.
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Ein
Screeningsystem gemäß der Neuerung, dargestellt
in 1, umfasst neben einer Mikrotiterplatte 1 (z.B.
Standardprodukt mit 96 Wells) den vorgenannten Deckel 2 sowie
eine Vielzahl von in den Deckel eingesetzte und einzeln entnehmbare
Pins 3. Die Pinspitzen 4 ragen aus der Deckelunterseite 5 hinaus.
Der Deckel 2 lässt
sich formschlüssig
auf die Mikrotiterplatte 1 aufsetzen, wobei die Deckelunterseite
direkt auf der Mikrotiterplatte aufliegt und über formschlüssige Führungsränder 6 und 7 auf
dieser gegen laterale Scherbewegungen gesichert wird.
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Die
Pins sind im aufgesetzten Deckel so positioniert, dass die Pinspitzen 4 mittig
in den Wells 8 der Miktrotiterplatte hineinragen. Dabei
wird ein Mindestabstand, vorzugsweise auch ein maximaler Abstand,
der Pinspitzenoberflächen
zu den Wandungen der Wells sichergestellt. Dadurch wird in vorteilhafter Weise
sichergestellt, dass sich eine auf der Pinspitzenoberfläche ein
vorzugsweise biologisches oder chemisches Reaktionsprodukt aus dem
Testfluid (im Well) und der Testsubstanz, vorzugsweise das Pinmaterial
oder eine Beschichtung auf der Pinspitze, als neue Schicht auf der
Pinspitze aufbauen kann. Besonders werden durch diese geometrischen
Rahmenbedingungen die Möglichkeit
mehrstufiger Screeningversuche erweitert. Beispielsweise können Keime
auf einer Testsubstanz, die sich in einem ersten Testfluid bilden,
in einer zweiten Stufe in einer Nährflüssigkeit weiter zu einer Beschichtung
gezüchtet
und/oder selektiert werden. Dabei muss lediglich ein Austausch der
Mikrotiterplatte unter dem Deckel erfolgen, d.h. ein Austausch der
Wells mit dem ersten Testfluid durch Wells mit der Nährflüssigkeit.
Es bietet sich an, den genannten Abstand an jedem Punkt der Pinspitzenwandung
konstant zu konzipieren, was in besonders vorteilhafter Weise auch
bei fortgeschrittener Dicke der gezüchteten Beschichtung eine ausreichenden
Zugang der Nährflüssigkeit über die gesamte
Beschichtungsfläche
sicherstellt.
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Eine
Ausführungsform
der vorgenannten Komponente zeigt 2 in der
Form eines Pins 3. Die Komponente der dargestellten Ausführungsform ist
einstückig
und besteht aus einem Pinschaft 9 und der vorgenannten
Pinspitze 4 (Extremität).
Der Pinschaft dient der Führung
des Pins im Deckel, während
die Pinspitze als wiederverwertbare Biofilm- bzw. Keimträger (Testsubstanz)
oder als Testsubstanz selbst dient. Der dargestellte Pin ist rotationssymmetrisch
und ragt während
eines Screeningschritts konzentrisch in einen Well hinein.
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Pins
(bzw. die vorgenannten Komponenten allgemein) aus einem optisch
transparenten Material wie Glas oder Plexiglas (komplett oder Teile
der Pins) ermöglichen
optische Untersuchungen oder Kontrollen der bekannten Art (Reflexionsmessungen,
Färbungen,
Fluoreszenzmessungen etc.) einer vorgenannten Beschichtung noch
während
des Screeningversuchs. Auch Untersuchungen mittels Mikroskop oder
Kamera durch den Pinschaft zur Pinspitze hin bieten sich hierbei
an, wobei das hierfür
benötigte Licht
durch die Miktrotiterplatte oder ebenfalls durch den Pinschaft eingeleitet
werden kann. Auch lässt sich
ein mögliches
Eindringen des Testfluids oder Teile bzw. Wirkstoffe desselben in
ein transparentes Pinspitzenmaterial optisch und über den
gesamten Screeningversuch hinweg on-line beobachten. Es versteht
sich von selbst, dass die Pinflächen,
die als Anschlussfläche
zu einem optischen System mit erhöhter Auflösung (Mikroskop, Kamera etc.)
oder für Spiegelungen
herangezogen werden, eine geringe Oberflächenrauhigkeit in optischer
Qualität
(Rauhigkeit bzw. absolute Strukturhöhen z.B. < 20nm) aufweisen, d.h. vorzugsweise
poliert sind.
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Darüber hinaus
können
die vorgenannten Komponenten wie die Pins so gestaltet sein, dass
sie ein oder mehrere optische, fluidische, elektrische und/oder
sonstige Mikrosysteme zur integrierten Analytik aufnehmen können bzw.
enthalten (Analytik in der Komponente oder im Pin). Insbesondere
können
integrierte Licht- oder
Bildleiter im Pin Analytik in an den Pin angeschlossenen Spektrometern
oder sonstigen Geräten
ermöglichen
(Analytik außerhalb der
Mikrotiterplatte). Darüber
hinaus können
die Pins so gestaltet sein, dass sie sowohl Materialproben an ihrer
Spitze als auch Mikrosysteme zur Analytik aufnehmen bzw. enthalten
können
(Analytik im Pin). Insbesondere können integrierte Licht- oder
Bildleiter im Pin Analytik in an den Pin angeschlossenen Spektrometern
oder sonstigen Geräten
ermöglichen
(Analytik außerhalb
der Mikrotiterplatte), ggf. in Beziehung zu den am Pin befindlichen
Materialproben. Nur im einfachsten Fall stellt der gesamte Pin den
vorgenannten Lichtleiter dar.
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3 zeigt
beispielhaft den Querschnitt einer Pinspitze, umfassend einen röhrenförmigen Lichtleiter 13 sowie
einer distalseitig eingesetzten Probe 14 als Testsubstanz.
Das distale Ende 15 des Lichtleiters ist vorzugsweise so
geformt, dass ein durch den Lichtleiter 13 geleiteter Lichtstrahl 16 durch
Spiegelung auf die Probe 14 umgeleitet wird. Die Probe
lässt sich
dann über
die vorgenannten optischen Systeme proximalseitig durch den röhrenförmigen Lichtleiter
beobachten und analysieren (z.B. spektroskopische Streif- oder Durchlichtmessungen). Alternativ
lässt sich über einen
auf die Probe und von dort mittels einer zweiten Spiegelung umgelenkten und über den
Lichtleiter 13 wie der zurückgeführten Lichtstrahl 16 die
Dicke einer Beschichtung auf der Probe 14 laufen überwachen
(Analogie zur Lichtschranke mit kontinuierlicher Lichtstärkenmessung
je nach Abdeckungsgrad).
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Pins
aus verschiedenen Materialien können in
den Deckel als Träger
problemlos und ohne einen direkten Kontakt untereinander eingesetzt
werden. Der Deckel dient als inerte Trennung zwischen den Pins untereinander
und verhindert Wechselwirkungen zwischen unterschiedlichen Pinmaterialien.
Weitere Fremdmaterialien wie Klebstoffe oder Dichtmittel sind grundsätzlich nicht
erforderlich.
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Ein
Testfluid kann gleichzeitig an verschiedenen, individuell für jeden
Versuch zusammenstellbaren Modelloberflächen als Pinoberflächen (Testsubstanz,
Pins aus verschiedenen Materialien, mit verschiedenen Oberflächen oder
Geometrien) getestet werden. Dies kann unter identischen Bedingungen
in derselben Mikrotiterplatte geschehen, sodass in vorteilhafter
Weise keine Handhabung bedingten Versuchsunterschiede zwischen Proben
(Testsubstanz, Pinspitze) aus unterschiedlichen Materialien vorliegen.
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4a bis
c geben beispielhaft verschiedene Möglichkeiten einer Pinpositionierung
im Deckel wieder.
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4a gibt
eine Ausführungsform
wieder, bei der eine Vielzahl von Pins von unten vorzugsweise reibschlüssig (alternativ
auch magnetisch) in durchgehende oder, wie dargestellt, in Sacköffnungen
eingesetzt wird. Diese Ausführungsform
ist vor allem bei Screeningvorrichtungen mit vorgenannten Überwachungseinrichtungen
von Vorteil. Die Schnittstelle zwischen der Überwachungsvorrichtung und Pin
ist dabei vorzugsweise fest im Deckel installiert. Ferner sichert
diese Ausführungsform
eine absolute Fluiddichtigkeit im Bereich der Pinaufnahmen, was eine
Anwendung vor allem bei Screeningversuchen mit Druckunterschieden
(z.B. bei Ausgasungen etc.) begünstigt.
In der dargestellten Form ist eine separate Dichtung zwischen den
Pins und damit den Wells nicht vorgesehen. Die Pinschäfte 9 können jedoch grundsätzlich so
dimensioniert werden, dass sie die einzelnen Wells der Mikrotiterplatte
vollständig
abdecken und je nach erforderlicher Dichtwirkung mit oder ohne zusätzliche
Dichtung (z.B. über
die Pinspitze übergezogener
Ringdichtung oder eine auf die Mikrotiterplatte aufgelegte Dichtungsfläche mit
Durchbrüchen
für die
Pinspitzen) die Wells mehr oder weniger gegeneinander isolieren.
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4b zeigt
dagegen eine Ausführungsform mit
einem Deckel mit einer Vielzahl von Durchbrüchen zum formschlüssigen Einsetzen
der Pins. Die Pins werden von der Deckeloberseite 9 mit
der Pinspitze 4 zuerst in die Durchbrüche eingesetzt und über den
Pinschaft geführt
und vorzugsweise reibschlüssig
und vorzugsweise dichtend gehalten. Bevorzugt weisen die Durchbrüche je einen
axialen Anschlag für
den gegenüber
die Pinspitze 4 breiteren Pinschaft 9 auf, während die
Pinspitzen ohne Berührung
mit dem Deckelmaterial aus der Deckelunterseite hervorstehen. Eine
dichtende Separierung der Wells untereinander erfolgt, sofern erforderlich,
beispielsweise durch planes Aufliegen des Deckels auf der Mikrotierplatte
oder, wie in der vorgenannten Ausführungsform beschrieben, mit
einer separaten Dichtungsfläche
mit Durchbrüchen
für die
Pinspitzen.
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4c gibt
dagegen eine Ausführungsform wieder,
bei der die Pins durch eine vorgenannte separate Halterung 12 gehalten
werden, wobei die Pinspitzen 4 durch Durchbrüche im Deckel 2 durch
diesen hindurchragen und Pins und damit die Halterung auf dem Deckel
und damit auf den Wells der Miktrotiterplatte führen. Es bietet sich an, den
Deckel als Dichtungsfläche
und/oder im Sinne des vorgenannten axialen Anschlags für den Pinschaft
zu konzipieren.
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In
Rahmen der zuletzt genannten Ausführungsform wurde ein Deckel
für eine
Standardmikrotiterplatte mit 96 Wells durch Einbringen von Bohrungen
und Aufsetzten einer Halterung (vgl. 4c) dergestalt
modifiziert, dass durch den modifizierten Deckel hindurch in jedes
Well der Mikrotiterplatte ein Stift (Pin, siehe Anhang, hineinragt.
Alle 96 Pins sind einzeln entnehmbar und können nach Abschluss von Tests
ggf. gereinigt, sterilisiert und wieder neu eingesetzt werden.
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Um
mit der Neuerung, vorzugsweise mit den genannten Ausführungsformen,
Substanzen in ihrer Wirkung auf Keime auszutesten, werden die Wells
einer Mikrotiterplatte mit den betreffenden Testfluiden (z.B. Wirkstoffe)
gefüllt.
Abweichend vom üblichen Verfahren
können
auch Verdünnungsreihen
dieser Substanzen angelegt werden. Der Deckel mit eingesetzten Pins
wird aufgesetzt. Dabei ragen alle Pins in jeweils ein Well hinein,
d.h. die Substanzen können auf
die eingetauchten Spitzen der Pins einwirken. Nach einer definierten
Einwirkdauer wird der Deckel mitsamt Pins abgenommen. Gegebenenfalls
wird der Deckel nun zum Spülen
auf eine neue mit Spülflüssigkeit
gefüllte
Mikrotiterplatte aufgesetzt und nach dem Spülen wieder abgenommen. Auf
eine wiederum neue, diesmal mit Keimkulturen beimpfte, Mikrotiterplatte
aufgesetzt, werden an den Pins Keime angezüchtet (festgelegte Bedingungen,
festgelegte Dauer). Die Pins können
schließlich
einzeln entnommen und auf die Menge der angewachsenen Keime untersucht
werden. Die Menge der Keime am Pin erlaubt eine Aussage über die
Wirksamkeit der Substanz, der der Pin ausgesetzt war.
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Grundsätzlich sind
die Pins so geformt, dass sie in der auf den Deckel aufgesetzten
Halterung geführt
werden. Diese Führung
gewährleistet,
dass die Pins beim Einsetzen oder Entnehmen mit ihrem vorderen Ende
keine Bereiche des durchbohrten Deckels oder der aufgesetzten Halterung
berühren.
Die Führung
stellt auch sicher, dass jeder Pin jeweils in das Zentrum eines
Wells hineinragt, und zwar nach allen Seiten hin mit gleichem Abstand
zur Wandung des jeweiligen Wells (konzentrische Anordnung der Pinspitze
im Well). Ein Absatz der vorgenannten Art zwischen Pinspitze und
Pinschaft am Pin stellt sicher, dass der gleiche Abstand auch zum
Boden des Wells eingehalten wird, da der Pin mit diesem Absatz auf der
ursprünglichen
Oberfläche
des Deckels aufsitzt.
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Unabhängig vom
Material der Mikrotiterplatte, des Deckels sowie der Halterung können die
Pins aus beliebigen Materialien hergestellt werden. Dies erlaubt,
wie zuvor angeführt,
insbesondere Wirkungen verschiedener Stoffe (z.B. Testfluide) auf
unterschiedlichen Materialoberflächen
(Testsubstanzen) auszutesten.
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Bei
der Herstellung des Screeningsystems bieten sich die Herstellungsverfahren
der Mikrostrukturtechnik an, insbesondere bei mikrostrukturierten Kunststoffbauteilen
(insbesondere die Testsubstanzen: Komponenten, insbes. Pins, aber
auch des Deckels oder der Halterung). Die Vielfalt der hierbei zur Verfügung stehenden
Materialien erlaubt dabei, den spezifischen Anforderungen an die
Produkte gerecht zu werden. So nutzt man biokompatible und beschichtbare
Kunststoffe für
die Diagnostik, sterilisierbare Kunststoffe für medizinische Applikationen
sowie transparente Kunststoffe für
optische Anwendungen. Die Mikrostrukturprodukte werden dabei mit
verschiedenen Verfahren hergestellt, wie z.B. Laser-Mikromaterialbearbeitung
(z.B. Excimerlaser-Strukturierung), Rapid Micro Product Development
(RMPD) oder Heißprägen. Mikrospritzguß erlaubt
den Einsatz von Kunststoffen, deren Biokompatibilität bereits
in konventionellen Diagnostika nachgewiesen wurde. Im Gegensatz
zum Heißprägen von
Kunststoffen gestattet der Mikrospritzguß eine wesentlich wirtschaftlichere
Produktion von mikrostrukturierten Einwegartikeln mit großen Stückzahlen.
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Mikrospritzguß ist eine
Weiterentwicklung der konventionellen Spritzgußtechnologie. Zur Abformung
von mikrostrukturierten Produkten wie die Pins oder auch der Deckel
wird ein Formeinsatz benötigt, der
das Negativ der herzustellenden Struktur trägt. Diese inverse Struktur
wird meist durch Mikrostrukturierungsprozesse in Verbindung mit
galvanischen Abformungen in Metall hergestellt. Zur Verfügung stehen
neben lithographischen Methoden auch die Mikrofunkenerosion, Laserbearbeitung, Ätzver fahren und
mikro-mechanische Verfahren. Die Auswahl der verwendeten Methoden
zur Formeinsatzherstellung hängt
dabei von mehreren Parametern ab: Design der Mikrostrukturen, geometrische
Abmessungen, Aspektverhältnisse
und Anforderungen an die Oberflächenqualität. Wesentliches
Merkmal der Mikrospritzgußtechnik
ist, dass diese zeit- und kostenintensiven Mirostrukturierungsverfahren
nur einmal, zur Formeinsatzherstellung, eingesetzt werden müssen. Der
Mikrospritzguß dient
dann zur Serien-Replikation
der Mikrostrukturprodukte in Kunststoff.
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Beispielhaft
wird die Vorgehensweise eines Screeningversuchs wie folgt dargestellt:
- 1. Sterilisation des Sreeningssystems
- 2. Einsetzen des mit Pins bestückten Deckels auf eine Mikrotiterplatte
mit auszutestenden keimtötenden
Substanzen (im Beispiel: Putzmittel) als Testfluide
- 3. fünfmaliges
Spülen
mit einer Kochsalzlösung
- 4. Anzüchten
von Keimen (im Beispiel: Staphylococcus aureus) an den Pins in der
Miktrotiterplatte, die mit S. aureus geimpftem CASO broth (Nährmedium)
befüllt
ist (37 °C, über Nacht)
- 5. Einsetzen des Pin-bestückten
Deckels in eine Mikortiterplatte mit den auszutestenden keimtötenden Substanzen
- 6. dreimaliges Spülen
in einer mit einer Kochsalzlösung
gefüllten
Mikrotiterplatte
- 7. Einsetzen des Pin-bestückten
Deckels in eine Mikrotiterplatte mit ungeimpftem Nährmedium
- 8. zweimaliges Wiederholen der Punkte (5) – (7) alle 24 h
- 9. dreimaliges Spülen
in einer mit einer Kochsalzlösung
gefüllten
Mikrotiterplatte
- 10. Die Pins werden entnommen und einzeln in mit NaCl gefüllte Eppendorf-Cups
gegeben. 30 Sek. Ultraschallbad, 5 min. Zentrifugieren, Entnahme
der Pins
- 11. Abzentrifugierte Zellen in den Cups aufmixen, Verdünnungsreihen
anlegen, auf Nährbodenplatten
ausstreichen, inkubieren, entstandene Kolonien auszählen.
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Mit
den Versuchen konnten die folgenden Ergebnisse erzielt werden:
- – Nachweis
der Funktionsfähigkeit
des Screeningsystems.
- – Das
System war durch γ-Strahlung
hinreichend sterilisierbar (Beleg durch mitlaufende keimfreie Kontrollproben).
- – Auf
den Pinoberflächen
konnte jeweils ein Biofilm mit ca. 5·107 KBE/cm2 gezüchtet
werden (KBE bzw. cfu: Keimbildende Einheiten).
- – Es
ist bekannt, dass sich bei maximaler Zelldichte des verwendeten
Keims bei dieser Inkubationsmethode ca. 109 Keime
in einem ml Flüssigkeit befinden.
Durch Wiegen der Pins wurde festgestellt, dass die anhaftende Flüssigkeitsmenge etwa
1 mg = 1 μl
beträgt.
Darin können
sich also maximal 106 Zellen befinden. Geht
man davon aus, dass sich die Zellzahl in der anhaftenden Flüssigkeit
beim mehrfachen Abspülen
der Pins auf 1/10 der ursprünglichen
Menge reduziert, so verbleiben 105 Zellen.
Da X·107 Zellen auf einem Pin nachgewiesen werden
konnten, sind eventuelle Zellen in flüssigen Anhaftungen für die Messung
nicht entscheidend.
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- 1
- Mikrotiterplatte
- 2
- Deckel
- 3
- Pin,
Komponente
- 4
- Pinspitze,
Extremität
- 5
- Deckelunterseite
- 6
- Führungsrand
(Deckel)
- 7
- Führungsrand
(Mikrotiterplatte)
- 8
- Well
- 9
- Pinschaft
- 10
- Deckeloberseite
- 11
- Anschlag
- 12
- Halterung
- 13
- Lichtleiter
- 14
- Testsubstanz
- 15
- distale
Ende
- 16
- Lichtstrahl