DE19942278C2 - Quantitative Bestimmung des Xenongehaltes in Flüssigkeiten mit Hilfe der NMR-Spektroskopie - Google Patents
Quantitative Bestimmung des Xenongehaltes in Flüssigkeiten mit Hilfe der NMR-SpektroskopieInfo
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Abstract
Das Verfahren zur Bestimmung des Xenongehaltes in einer Flüssigkeit ist gekennzeichnet durch folgende Schritte: DOLLAR A - Zugabe eines löslichen Relaxationsbeschleunigers zu der Flüssigkeit, DOLLAR A - Messung der ·129·Xe-NMR-Signalfläche der Flüssigkeit relativ zu der ·129·Xe-NMR-Signalfläche eines vorher bestimmten Arylxenon-Komplexes.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bestimmung des Xenongehaltes
in einer Flüssigkeit sowie die Verwendung von Verbindungen als Xenon-NMR-
Standard.
Xenon kommt in der Natur in 9 Isotopen vor, von denen die Isotope 129Xe, (natürliche
Häufigkeit 26,4%; Kernspin I = ½; Empfindlichkeit 31,8 (vgl. 13C = 1, 1H =
5680)) und 131Xe (natürliche Häufigkeit 21,2%; Kernspin I = 3/2; Empfindlichkeit
3,31) NMR aktiv sind, wobei hauptsächlich 129Xe von Bedeutung ist. Während die
Relaxationszeiten (T1) von 129Xe-Kernen in Verbindungen sehr klein sind (T1 << 1 s,
hohe Repititionsrate, gutes Signal-Rausch-Verhältnis innerhalb kurzer Zeit
erreichbar, d. h. Meßzeit für eine "normale Probe" ca. 30. Minuten), liegen die
Relaxationszeiten für Xenon-Gas bei bis zu 12,75 Tagen (bei 30 atm), d. h. die
Aufnahme eines "typischen" NMR-Spektrums unter vergleichbaren Bedingungen
(1024 scans, um quantitative Aussagen treffen zu können) würde ca. 35,75 Jahre
dauern.
In Lösung bzw. Emulsion sind die T1-Zeiten kürzer. A. Bifone et al berichten in
PNAS USA 93 (1996) S. 12932 ff. T1-Werte für 129Xe im Blut. Diese betragen für rote
Blutkörperchen 4,5 ± 1 s, für Plasma 9,6 ± 2 s und 26,3 ± 1,4 s für Wasser. M. S.
Albert et al. berichten im J. Comput. Assist. Tomogr. 19 (1995) S. 976
Relaxationszeiten für in Lipid eingeschlossenes Xenon (Intralipid) von 40 ± 3 s.
Bei 1024 scans ergeben sich somit durchschnittliche Meßzeiten von: 1,28 h (rote
Blutkörperchen), 2,73 h (Plasma), 7,48 h (Wasser) und 11,38 h (Intralipid). Da das
Xenon aus dem zu untersuchenden Material ausgast, sind Messungen mit diesen
Parametern ungeeignet. Für medizinische Applikationen wird daher
hyperpolarisiertes Xenon eingesetzt, welches jedoch nur unter extremem
apparativen Aufwand darstellbar ist.
In Phys. Blätt. 55, Nr. 3 (1999), S. 45-47, wird die Kernspintomographie der Lunge
unter anderem mit 129Xe beschrieben.
DE 691 31 721 T2 beschreibt ein Kontrastmittel für die magnetische Resonanz-
Abbildung, wobei das Kontrastmittel eine wäßrige Lösung oder Suspension eines
biokompatiblen, nicht vernetzten Polymers und ein biokompatibles Gas (u. a.
Xenon) umfaßt.
Die Verwendung von Standards zum Signalvergleich und die Ermittlung von NMR-
Signalflächen sind in "Ein- und zweidimensionale NMR-Spektroskopie", H.
Friebolin, VCH-Verlag, Weinheim 1992, S. 22-24 und 32-33, beschrieben.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es somit, ein Verfahren zu entwickeln, um in
angemessener Zeit den Xenongehalt in Flüssigkeiten NMR-spektroskopisch zu
bestimmen.
Gelöst wird die Aufgabe durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs
1.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Bestimmung des Xenongehaltes in einer
Flüssigkeit umfaßt die Schritte der Zugabe eines löslichen
Relaxationsbeschleunigers zu der Flüssigkeit sowie der Messung der 129Xe-NMR-
Signalfläche der Flüssigkeit relativ zu der 129Xe-NMR-Signalfläche eines vorher
bestimmten Arylxenon-Komplexes. Dieses Verfahren erlaubt eine quantitative
Bestimmung des Xenongehaltes einer Probe durch Vergleich zu einer vorher
quantitativ bestimmten Menge eines Arylxenon-Komplexes. Die Bestimmung des
Arylxenon-Komplexes erfolgt am einfachsten durch exakte Einwaage der
hochgereinigten Arylxenon-Verbindung. In besonders einfacher Weise läßt sich die
Arylxenon-Verbindung als externer Standard verwenden, wenn beispielsweise mit
der in Fig. 1 dargestellten NMR-U-Rohr-Doppelrohrtechnik gemessen wird.
Hierbei liegt die Arylxenon-Verbindung als externer Standard getrennt von der zu
messenden Probe vor und kann daher beliebig wiederverwendet werden.
Entscheidend ist der Zusatz eines Relaxationsbeschleunigers zur Flüssigkeit, da
hierdurch die Meßzeiten erheblich gesenkt werden können. Die Wahl des
Relaxationsbeschleunigers ist abhängig von der Polarität des Lösungsmittels in der
Probe. Für unpolare Lösungsmittel eignet sich insbesondere
Chrom(III)acetylacetonat. Für polare Proben eignet sich dieses Reagenz nicht, da es
hierin unlöslich ist. Geeignet sind dann insbesondere Natriumsalze von
[Gd(DTPA)]2-, erhältlich als Magnevist von der Firma Schering und [Mn(DTPA)]3-.
Diese Verbindungen sind im wässrigen sehr gut löslich und verringern die
Relaxationszeit von Xenon drastisch. Für xenonbeladene Intralipidemulsionen
ergaben sich Relaxationszeitverkürzungen auf 7,9 s [Gd(DTPA)]2- bzw - in
Abhängigkeit von der Konzentration des Relaxationsbeschleunigers - Werte von
4,3 s bzw 2,0 s für [Mn(DTPA)]3-. Geht man nun von einer Meßzeit von 2 s plus
anschließender Relaxation des Xenonkernes aus, ergeben sich so Meßzeiten von
1,8 bzw. 1,16 h bei 1024 scans.
Geeignete Arylxenon-Verbindungen sind insbesondere solche, bei denen das Kation
ausgewählt wird aus der Gruppe [Xe(2,4,6-F3C6H2)]+, [Xe(2-F-5-NO2-C6H3)]+,
[Xe(2-F-5-CF3-C6H3)]+, [Xe(3,5-(CF3)2C6H3)]+ und [Xe(2,6-F2C6H3)]+.
Geeignete Anionen sind insbesondere BF4 -, [OSO2CF3 -] und AsF6 -. Diese
Verbindungen sind beispielsweise in Acetonitril löslich. Die Synthese
entsprechender Verbindungen ist beispielsweise beschrieben in D. Naumann et al.
Inorganic Chemistry, 32 (1993) 861-863 und D. Naumann et al., Z. Anorg. Allg.
Chem. 623 (1997) 1821-1834, worauf hiermit Bezug genommen wird. Beispiele für
geeignete Arylxenon-Verbindungen sind in D. Naumann et al., Z. Anorg. Allg.
Chem. 623 (1997) 1821-1834, insbesondere in Tab. 2 (S. 1824), Tab. 3 (S. 1825)
und Tab. 4 (S. 1827) aufgeführt, die durch Bezugnahme Teil der Beschreibung
sind.
XeF2 wird per Definition eine chemische Verschiebung von 0 ppm zugeordnet.
Elementares Xenon weist eine Verschiebung von -3400 ppm auf; Arylxenon-
Verbindungen eine chemische Verschiebungen im Bereich von -2000 ppm. Es ist
vorteilhaft, wenn die chemischen Verschiebungen des elementaren Xenons und des
Standards möglichst dicht beieinander liegen, da dies den apparativen Aufwand
klein hält. Darüber hinaus ist für eng beieinander liegende chemische
Verschiebungen die Genauigkeit der quantitativen Bestimmung höher.
Gegenstand der Erfindung ist auch die Verwendung von Arylxenon-Verbindungen als
Standard in der Xenon-NMR-Spektroskopie und zwar insbesondere die
Verbindung als quantitativer Standard, insbesondere in der 129Xe-NMR-
Spektroskopie.
Fig. 1 zeigt ein geeignetes Meßröhrchen in NMR-U-Rohr-Doppelrohrtechnik. Das
folgende Beispiel soll das erfindungsgemäße Verfahren erläutern:
Für die Messung wurde ein NMR-Doppelrohr verwendet. Als quantitativer Standard
wurde [2,6-F2C6H3Xe][BF4] in CDCN3 in ein 5 mm Innenrohr eingefüllt. Die zu
messende Probe befand sich im 10 mm Außenrohr. Unter Vernachlässigung der
Glasstärke und des spitzen Zulaufs des NMR-Doppelrohrs ergibt sich ein
Volumenverhältnis (c) zwischen der Probe und dem Standard von 3 : 1.
Als Relaxationsbeschleuniger wurde eine 20 millimolare [Mn(DTPA)]3--Lösung in
einer Konzentration von 10 µl pro ml der zu untersuchenden Flüssigkeit
verwendet.
Die Bestimmung des Xenongehaltes der Probe erfolgte durch Integration über die
Signalfläche des elementaren Xenons und die NMR-Signalfläche des Standards.
Die Stoffmenge an Xenon (nXe) errechnet sich als (n: Molmenge; c:
Volumenverhältnis = (VolumenAußenrohr - VolumenInnenrohr)/VolumenInnenrohr):
Das Volumen an Xenon (VXe) errechnet sich durch Multiplikation mit dem
Molvolumen bei Normalbedingungen von 22,4 mol/l, d. h. als
VXe = 22.4 mol/l × nXe.
Als Probe wurde eine Lipidemulsion, die mit Xenon beladen war, verwendet. Die
129Xe-MNR-Signale waren relativ für die Probe 1 und für den Xenon-Standard
3,62, dies entspricht einem Xenon-Volumen von 0,2054 ml.
Sechs Stunden später wurde die relative Signalfläche bestimmt als Integral der Probe
= 1 und Integral des Standards = 4,06, entsprechend 0,1832 ml Xenon.
Dies bedeutet, daß nach 6 h ca. 10% des Xenon ausgegast sind.
Die Messung wurde in einem weiteren Experiment mit einer Bestimmung mittels ICP-
MS verglichen. Der hier gemessene Wert betrug 0,7 ml Xenon pro ml der
Lipidemulsion. Mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens wurden gemessen 0,683 ml
Xenon pro ml Lipidemulsion bzw. 90 Minuten später 0,644 ml Xenon pro ml
Lipidemulsion. Die Werte sind also in guter Übereinstimmung mit den ICP-MS-
Messungen.
Claims (11)
1. Verfahren zur Bestimmung des Xenongehaltes in einer Flüssigkeit mit folgenden
Schritten:
- - Zugabe eines löslichen Relaxationsbeschleunigers zu der Flüssigkeit,
- - Messung der 129Xe-NMR-Signalfläche der Flüssigkeit relativ zu der 129Xe- NMR-Signalfläche eines vorher bestimmten Arylxenon-Komplexes.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es sich um eine
wässrige Flüssigkeit handelt.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß es
sich bei der Flüssigkeit um Blut oder eine Lipid-Emulsion handelt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der
Relaxationsbeschleuniger im Wässrigen löslich ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der
Relaxationsbeschleuniger ein Mn- oder Gd-Komplex ist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der
Relaxationsbeschleuniger Na2[Gd(DTPA)] oder Na3[Mn(DTPA)] ist.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der
Arylxenon-Komplex ein Salz ist, dessen Kation ausgewählt wird aus der Gruppe
[Xe(2,4,6-F3C6H2)]+, [Xe(2-F-5-NO2-C6H3)]+, [Xe(2-F-5-CF3-C6H3)]+,
[Xe(3,5-(CF3)2C6H3)]+ und [Xe(2,6-F2C6H3)]+.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der
Aryl-Xenon-Komplex als externer Standard verwendet wird.
9. Verwendung von Arylxenonverbindungen als Standard in der Xenon-NMR-
Spektroskopie.
10. Verwendung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die
Arylxenonverbindung als quantitativer Standard verwendet wird.
11. Verwendung nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Xenon-
Aryl-Komplex ein Salz ist, dessen Kation ausgewählt wird aus der Gruppe
[Xe(2,4,6-F3C6H2)]+, [Xe(2-F-5-NO2-C6H3)]+, [Xe(2-F-5-CF3-C6H3)]+,
[Xe(3,5-(CF3)2C6H3)]+ und [Xe(2,6-F2C6H3)]+.
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