DE19858187C5 - Verfahren und Vorrichtung zur Reduzierung der organischen Anteile eines ausfaulbaren Substrats - Google Patents

Verfahren und Vorrichtung zur Reduzierung der organischen Anteile eines ausfaulbaren Substrats Download PDF

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Abstract

Verfahren zur Reduzierung der organischen Anteile eines ausfaulbaren Substrats mit mindestens zwei Faulstufen, dadurch gekennzeichnet, daß das ausfaulbare Substrat nach mindestens einer anaeroben mesophilen als Endprodukt Methan bildenden Faulstufe (3) bei etwa 35°C einer zweistufigen thermischen Desintegration (2) unterzogen wird, die in zwei Phasen erfolgt, wobei dem ausfaulbaren Substrat in der ersten Phase (6) Wärme zugeführt wird und das ausfaulbare Substrat in der zweiten Phase (7) über eine substanzspezifische Zeit (t) auf einer substanzspezifischen Temperatur (T) gehalten wird und anschließend Wärme entzogen wird und anschließend einer zweiten anaeroben thermophilen als Endprodukt Methan bildenden Faulstufe (4) zugeführt wird (die Merkmale "mesophil", "bei etwa 35°C" und "thermophil" stellen unzulässige Erweiterungen dar, aus denen keine Rechte abgeleitet werden können).

Description

  • Die vorliegende Erfindung befasst sich mit einer Vorrichtung und einem Verfahren zur Reduzierung der organischen Anteile in einem ausfaulbaren Substrat, insbesondere mit ausfaulbarem Klärschlamm, wie er in üblichen Kläranlagen als Primär- und Überschussschlamm vorhanden ist. Die FR 27 11 980 A1 beschreibt ein Verfahren zur anaeroben Schlammbehandlung, bei welchem ein einstufiger Faulprozeß abläuft. Nach einer ersten Phase des Faulprozesses, in welcher ein Hydrolyse-Säurebildungsprozeß stattfindet, wird das Substrat einer thermischen Behandlung unterzogen. Danach wird der Faulprozeß mit der Methangas bildenden Phase fortgesetzt.
  • Ein weiteres Verfahren ist aus der Druckschrift EP 0 737 651 bekannt, bei dem der Klärschlamm zunächst in einer thermophilen Vorstufe einer Wärmebehandlung bei ca. 60°C oder einer höheren Temperatur unterzogen wird. In einem weiteren, an die Wärmebehandlung anschließenden Verfahrensschritt, wird dann der Klärschlamm teilweise entwässert. Mit der Wärmebehandlung bei ca. 60°C oder einer höheren Temperatur wird der Klärschlamm hygienisiert, das heißt, es werden weitgehend pathogene Keime abgetötet, wobei auch die Methanbakterien zur Bildung von Biogas mit abgetötet werden, was sich insgesamt nachteilig auf die Methangasausbeute auswirkt.
  • Hauptziel ist es bei der Anaerob-Technik, die im allgemeinen in kommunalen Kläranlagen in Faultürmen betrieben wird, die geruchsbildenden Inhaltsstoffe und die organischen Schlammfeststoffe zu verringern.
  • Bei diesen Faulprozessen entstehen Gase, insbesondere Methan-Gas, das zum Betreiben sogenannter Blokheizkraftwerke (BHKW) verwendet werden kann. Die Hälfte der ursprünglichen 65% an organischen Schlamminhaltsstoffen je kg Trockensubstanz verlassen die Kläranlage jedoch nah auf dem Wege der Klärschlammentsorgung. Dabei bleibt ein Großteil ausfaulbarer organischer Trockensubstanz (etwa 50%) im Klärschlamm nach der ersten Faulung zurück.
  • Selbst bei an sich vielversprechenden Pasteurisierungsmaßnahmen von Klärschlamm bei einer Temperatur von etwa 70°C und einer Einwirkzeit von 25 bis 30 Minuten werden zwar Krankheitskeime und Wurmeier weitgehend vernichtet, ein Großteil ausfaulbarer Trockensubstanz bleibt jedoch im Klärschlamm weiterhin enthalten. Ende der 70er Jahre wurde erkannt, daß eine Pasteurisierung des Klärschlamms gravierende Nachteile aufweist. Durch die Pasteurisierung werden nicht nur die unerwünschten pathogenen Keime abgetötet, sondern auch die Methanbakterien, die zur Bildung von Biogas notwendig sind. Der pasteurisierte Klärschlamm ist also weitgehend frei von allen lebenden Mikroorganismen. Außerdem wird durch die Pasteurisierung Substrat in Lösung gebracht. Wenn der nachpasteu risierte Schlamm wieder mit Keimen infiziert wird, können sich die eingetragenen Keime völlig ungehindert vermehren. Da unter diesen Keimen natürlich auch verschiedene pathogene Keime enthalten sein können, ist der Erfolg der Entseuchung in Frage gestellt.
  • Da in dem technisch ausgefaulten Substrat/Klärschlamm ein erheblicher Restanteil an organischen Feststoffen enthalten ist, erhebt sich die Frage, wie diese abbaubaren organischen Feststoffe, die bei der Entsorgung erhebliche Probleme aufwerfen, weiter abgebaut werden können. Ziel aller Faulungsprozesse in kommunalen Kläranlagen ist es, den hohen Energiegehalt des Rohschlamms, der in Form von Kohlehydraten, Proteinen und Fetten vorliegt, möglichst weit abzubauen, d. h. die hochmolekularen reduzierten Verbindungen in niedermolekulare oxidierte Verbindungen zu überführen. Da im anaeroben Milieu kein Sauerstoff für eine vollständige Oxidation bis zum anorganischen Endprodukt (CO2, NO3) zur Verfügung steht, können die Abbauschritte nur bis zum energieärmeren Produkt führen. Um ein weitgehend stabilsiertes Substrat zu erhalten, müssen daher mehrere Abbauschritte, die von verschiedenen Organismengruppen durchgeführt werden, nacheinander ablaufen, um den Energiegehalt schrittweise zu reduzieren. Im Falle des vollständigen anaeroben Abbaus (Faulung) wird als Endprodukt Methan gebildet, das gasförmig aus dem System entweicht und erst bei einer externen Verbrennung zu CO2 und H2O abgebaut wird.
  • Die anaerobe Ausfaulung hat gegenüber der aeroben Kompostierung den Vorteil, daß bei der anaeroben Ausfaulung eine Gasausbeute erzielt werden kann. Ohne im einzelnen auf die biologischen Unterschiede bei den aeroben und anaeroben Abbauprozessen einzugehen, ist zu erwähnen, daß die Lebensfähigkeit der Bakterien von bestimmten Umweltbedingungen stark abhängig ist. Eine äußere Beeinflussung des Abbauprozesses muß sich deshalb in der Hauptsache auf die optimalen Lebensbedingungen der Methanbakterien ausrichten, die äußerst empfindlich auf Umweltänderungen reagieren.
  • Der Arbeitsbereich der Methanbakterien liegt zwischen 0 und 70°C. Bei höheren Temperaturen werden sie bis auf wenige Stämme, die bis zu 90°C leben können, abgetötet. Die Temperatur beeinflußt in hohem Maße biologische Vorgänge. Durch die Erhöhung der Temperatur innerhalb eines für die in Frage kommenden Bakterien verträglichen Temperaturbereichs wird der maximale Stoffwechselumsatz dieser Bakterienart eingestellt. Die Lage des optimalen Temperaturbereichs ist organismenspezifisch und kann je nach Organismusart unter 20°C und bis zu 90°C betragen. Daher erfolgt häufig auch eine Einteilung der Mikroorganismen nach Temperaturbereichen. Ferner spielt die Substratzusammensetzung, das Verhältnis von Kohlenstoff zu Stickstoff und Phosphor, zur Aufrechterhaltung der Lebensfunktion und zum Aufbau neuer Zellsubstanzen eine entscheidende Rolle. Weiterhin ist die Kenntnis des aktuellen pH-Wertes im Substrat für den kontinuierlichen Verlauf der Faulung von ausschlaggebender Bedeutung.
  • Im Hinblick auf die ständig steigenden Anforderungen zur Vermeidung und Minderung von Abfallstoffen, ist es unerlässlich, sich Gedanken zum weitergehenden Ab bau energiehaltiger Stoffe im Klärschlamm zu machen. Zur Zeit werden ca. 25% des anfallenden Klärschlamms landwirtschaftlich verwertet, 50% deponiert, 10% verbrannt und 15% gehen in sonstige Entsorgungswege. Daher nehmen die entstehenden Kosten bei der Entsorgung des Klärschlamms einen Großteil des kommunalen Budgets ein.
  • Daher ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren und eine Vorrichtung bereitzustellen, die in der Lage sind, eine befriedigende Verringerung der organi schen Trockensubstanz in einem ausfaulbaren Substrat und einen energieautarken kostengünstigen Betrieb der Anlage zu gewährleisten.
  • Diese Aufgabe wird mit den Merkmallen der unabhängigen Hauptansprüche gelöst.
  • Vorteilhaft ist die erfindungsgemäße Methode zur Reduzierung der organischen Anteile insbesondere bei bestehenden Kläranlagen, die ohne größeren technischen Aufwand eine Zwischenstufe, die thermische Desintegration, einschalten können. Dabei sind die für die erste Faulstufe benötigten Behältnisse bereits als sogenannte Faultürme vorhanden, in denen die erste anaerobe Faulung und an- schließend eine weitere Faulung durchlaufen wird.
  • In vielen Fällen ist bereits eine zweite anaerobe Faulstufe vorgesehen, so daß erfindungsgemäß lediglich die thermische Desintegrationsstufe zwischengeschaltet werden muß.
  • Für den Fall, daß nur eine anaerobe Faulstufe vorhanden ist, ist es zweckmäßig, nach der ersten Faulstufe die thermische Desintegration zu installieren und die mit einer Restorganik behaftete Substanz abermals der ersten Faulstufe zuzuführen.
  • Als äußerst praktisch hat es sich erwiesen, daß die thermische Desintegration in mindestens zwei Phasen erfolgt, wobei dem Substrat in der ersten Phase Wärme zuge- führt wird und das Substrat in der zweiten Phase über eine vorbestimmte Zeit (t) auf einer vorbestimmten Temperatur (T) gehalten wird und dem Substrat anschließend wieder Wärme entzogen wird.
  • Vorteilhaft ist es ferner, bei normalem Klärschlamm, die Verweilzeit zwischen 10 und 120 Minuten und die Verweiltemperatur (T) zwischen 60°C und 90°C zu wählen.
  • Um das ausfaulbare Substrat für eine weitere Faulung aufzubereiten, ist es notwendig, dem Substrat die zugeführte Wärme mit einem geeigneten Wärmetauscher im Anschluß an die thermische Desintegration wieder zu entziehen.
  • Vorteilhaft ist es ebenfalls, die bei den Faulungsprozessen entstehende Gasmenge einem Gasmotor zuzuführen, der die freiwerdende Energie mittels eines Generators in Strom umwandelt.
  • Für den reibungslosen und betriebssicheren Ablauf der anaeroben thermischen Ausfaulung ist es vorteilhaft, die wichtigsten Parameter, wie organische Trockensubstanz-Konzentration, Temperatur, pH-Wert und Gasmengenentwicklung automatisch mit geeigneten Sonden zu messen und zu steuern.
  • Ferner ist es vorteilhaft, die einzelnen thermischen Behandlungsstufen des ausfaulbaren Substrats kontinuierlich zu beschicken.
  • Weitere erfindungswesentliche Merkmale sind den Unteransprüchen zu entnehmen.
  • Im nun Folgenden wird die Erfindung anhand von Zeichnungen im Detail näher erläutert. Es zeigt:
  • 1a ein Flussdiagramm für eine zweistufige erfindungsgemäße Vorrichtung (1) mit einer thermischen Desintegrationsstufe (2);
  • 1b ein Flussdiagramm für eine erfindungsgemäße Vorrichtung (1'), bei der das Substrat nach der thermischen Desintegrationsstufe (2') nochmals der ersten anaeroben Faulstufe (3') zugeführt wird;
  • 2 eine schematische Darstellung einer zweistufigen erfindungsgemäßen Vorrichtung mit zwei Faultürmen (3, 4), zwischen die die thermische Desintegrationsstufe (2) geschaltet ist;
  • 3 eine schematische Darstellung eines Versuchsaufbaus zur erfindungsgemäßen Vorrichtung (1);
  • 4 ein Diagramm, das die mittlere Verweilzeit (t) in Abhängigkeit von der Verweiltemperatur (T) wiedergibt;
  • 5 eine schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen zweistufigen Vorrichtung (1) mit deren peripheren Komponenten;
  • 6 eine schematische Darstellung einer einstufigen erfindungsgemäßen Vorrichtung mit thermischer Desintegration (2') und deren periphre Komponenten;
  • 7 eine Darstellung des Behältnisses (2) zur thermischen Desintegration des ausfaulbaren Substrats mit einem Wärmetauscher (8) und einem Verweilreaktor (10).
  • Die 1a zeigt das Flussdiagramm einer zweistufigen erfindungsgemäßen Vorrichtung 1. Die erste anaerobe Faulstufe 3 wird mit primärem Überschussschlamm kontinuierlich beschickt.
  • Der Primär- bzw. Überschußschlamm ist allgemein gesprochen das ausfaulbare Substrat, das in der ersten anaeroben Faulstufe 3 einer Faulung von etwa 20 bis 30 Tagen unterzogen wird. Anschließend gelangt die ausgefaulte Substanz in eine thermische Desintegrationsstufe 2, in der das ausfaulbare Substrat einer weiter unten beschriebenen Aufschlußbehandlung unterliegt, in der der Aufschluß des Substrats erfolgt. Im Anschluß an die thermische Desintegration 2 erfolgt eine zweite anaerobe Faulung 4, die eine weitgehende Verringerung der organischen Trockensubstanz im ausfaulbaren Substrat bewirkt. Das technisch ausgefaulte Substrat gelangt dann in den üblichen Kreislauf, der an dieser Stelle nicht näher beschrieben wird.
  • Die 1b zeigt ein Flußdiagramm eines weiteren Ausführungsbeispiels einer erfindungsgemäßen Vorrichtung 1'. Das primäre ausfaulbare Substrat gelangt zunächst in eine erste anaerobe Faulstufe 3' und wird dort einer 20- bis 30-tägigen Faulung unterzogen. Anschließend gelangt das ausfaulbare Substrat in die thermische Desintegrationsstufe 2', in der erfindungsgemäß eine Aufschlußbehandlung des ausfaulbaren Substrats erst erfolgt, wenn der Rohschlamm die bisher übliche Faulung durchlaufen hat. In der Aufschlußbehandlung wird das ausfaulbare Substrat auf eine vorbestimmte Temperatur zwischen 60°C und 95°C erhitzt und etwa 30 Minuten auf dieser Temperatur gehalten, wodurch nicht nur Krankheitserreger und Parasiten weitgehend abgetötet werden, sondern auch in, der ersten Faulung nicht abgebaute Substanz zum Teil aufgeschlossen wird. Ganz besonders ist hierbei jedoch von Interesse, daß die im Schlamm enthaltene anaerobe Biozönose weitgehend abge- tötet und somit selbst einem schnelleren anaeroben Abbau in einer folgenden zweiten Faulung 4', die im Fäulnisbehältnis der ersten Faulstufe 3' durchgeführt wird, zugeführt wird. Das technisch vollständig ausgefaulte Substrat wird dem üblichen, hier nicht näher beschriebenen Kreislauf zugeführt, um endgültig entsorgt zu werden.
  • Die 2 zeigt ein Blockschaltbild der erfindungsgemäßen Vorrichtung 1, in dem die wichtigsten Komponenten der Vorrichtung 1 schematisch dargestellt sind. Die erste anaerobe Faulung findet in einem üblichen Faulturm 3 statt. Im Anschluß an die mehrtägige Ausfaulung gelangt das weiterhin ausfaulbare Substrat in ein Behältnis 2, in dem die thermische Desintegration durchgeführt wird. Dieses Behältnis 2 weist in der Regel mindestens einen Wärmetauscher 8 auf, der mit Hilfe einer Wärmequelle 9 das Substrat von etwa 35°C auf die substratspezifische Temperatur zwischen 60 und 95°C aufheizt. Nachdem das ausfaulbare Substrat auf die gewünschte vorbestimmte Verweiltemperatur T gebracht ist, gelangt es in einen sogenannten Verweilreaktor 10, in dem die in der ersten Faulung nicht abgebaute Substanz zum Teil aufgeschlossen wird. Um die Kontinuität der Beschickung der thermischen Desintegrationsstufe 2 zu gewährleisten, befindet sich am Ausgang 13 der thermischen Desintegrationsstufe 2 ein weiterer hier nich gezeigter Wärmetauscher, der die Temperatur des weiterhin ausfaulbaren Substrats auf ca. 45 bis 50°C herabsetzt. Mit dieser Temperatur gelangt dann das Substrat in den zweiten Faulturm 4, in dem es einer weiteren Faulung bis hin zur vollständigen technischen Ausfaulung unterzogen wird.
  • In 3 wird eine ergänzende schematische Darstellung der erfindungsgemäßen Vorrichtung 1 in einer Versuchsanlage gezeigt. Das in einem Faulturm ausgefaulte Substrat wird zunächst statisch entwässert und anschließend in einem isolierten Behälter 11 für ca. 30 Minuten auf eine Temperatur zwischen 70°C und 75°C erwärmt und mit einem Temperaturfühler 18 kontrolliert. Während der thermischen Behandlung wird mit Hilfe eines Rührwerks 19 das gesamte ausfaulbare Substrat gut durchmischt. Anschließend wird dieses Substrat zur Steigerung der biologischen Aktivität mit Impfschlamm vermischt und einem Rohrreaktor 20 zugeführt, in dem die weitere Umsetzung der organischen Substanzen zu Faulgas erfolgt. Eine Mantelheizung 21 sorgt für die kontrollierte Temperierung des Reaktors auf ca. 33°C. Die Gasausbeute wird am oberen Ende 22 des Reaktors 20 abgeführt. Das technisch ausgefaulte Substrat enthält etwa 3,5% Trockensubstanz, wovon 36% organische Trockensubstanz ist. Der hier beschriebene Ablauf wurde nach Abkühlung 30 des ausgefaulten Klärschlamms einer statischen Eindickung 31 zugeführt, um die Entwässerbarkeit mit dem Entwässerungsverhalten des Ablaufs aus dem Faulturm 3 zu vergleichen. Mit der hier beschriebenen erfindungsgemäßen Versuchsanlage wurden folgende Ergebnisse erzielt. Die organische Trockensubstranz (oTS) des Faul- schlamms aus dem Faulturm 3 der kommunalen Kläranlage wurde innerhalb von 10 Tagen von 45% auf 36% verringert. Ferner wurden Gaserträge aus dem ausgefaulten Schlamm des Faulturms von ca. 200 bis 260 l/kg oTS erzielt, obwohl die Versuchsdurchführung infolge verhältnismäßig niedri- ger Außentemperaturen erschwert wurde. Infolge der thermischen Behandlung des Faulschlamms mit anschließender mesophiler Nachfaulung konnte die statische Entwässerbarkeit des Faulschlamms im Vergleich zum Schlamm aus dem Faulturm der Kläranlage um 28% verbessert werden.
  • In 4 wird der funktionale Zusammenhang zwischen der Verweilzeit (t) und der Verweiltemperatur (T) gezeigt. Die typischen Verweilzeiten liegen zwischen 10 und 120 Minuten, während die typischen Temperaturen zwischen 60 und 95°C liegen. Die Verweilzeit ist die Zeit, in der das ausfaulbare Substrat mit einem gewissen oTS-Gehalt auf einer vorbestimmten substratspezifischen Verweiltem peratur (T) gehalten wird.
  • In 5 ist ein Blockschaltbild einer zweistufigen erfindungsgemäßen Vorrichtung mit ihren peripheren Aggregaten gezeigt. Hier wird schematisiert der praktische Aufbau einer kommunalen Kläranlage wiedergegeben. Der Überschußschlamm wird zunächst in dem auf der Kläran- lage vorhandenen Faulturm 3 20 Tage lang gefault. Dann erfolgt nach einem Schlammspeicher 23 und einem Eindicker 24 die thermische Desintegration in den speziellen Komponenten wie Wärmetauscher 8 und Verweilreaktor 10. Im An schluß daran wird das Substrat einer zweiten Faulstufe im zweiten Faulturm 4 zugeführt. Nach der zweiten Faulung gelangt der technisch ausgefaulte Schlamm in einen soge- nannten Schlammspeicher 25 und anschließend in einen Dekanter 26 zur weiteren Entsorgung des Substrats.
  • In 6 ist schematisch eine erfindungsgemäße Vorrichtung 1' mit einer thermischen Desintegrationsstufe dargestellt. Bei dieser erfindungsgemäßen Ausführungsform gelangt der frische Überschussschlamm zusammen mit dem bereits durch die termische Desintegrationsstufe 2 gelaufenen Überschussschlamms in den Faulturm 3' und wird dann über die Leitung 15 dem Eindicker 24 zugeführt. Über den Zulauf 14 gelangt das Substrat in den Wärmetauscher 8 und vom Wärmetauscher 8 wird das ausfaulbare Substrat in den Verweilreaktor 10, in dem es ca. 30 Minuten verweilt, geleitet. Mit der hernach abgekühlten Substanz wird der Faulturm 3' erneut beschickt, so dass hier eine weitere Faulung des in der ersten Faulstufe bereits ausgefaulten Substrats erfolgt. Das vollständig technisch ausgefaulte Substrat gelangt sodann in den Schlammspeicher 25 und anschließend in den Dekanter 26 zur weiteren Entsorgung des ausgefaulten Substrats.
  • Die 7 zeigt ein Behältnis 2, in dem die thermische Desintegration des ausfaulbaren Substrats durchgeführt wird. Der Wärmetauscher 8 ist im hier gezeigten Ausführungsbeispiel mit Hilfe von Rohrschlangen 28 verwirklicht. Die Rohrschlangen, durch die das ausfaulbare Substrat langsam fließt, sind von einem Heizmantel 29 umgeben, der das Substrat auf die gewünschte vorbestimmte Temperatur bringt. Das aufgeheizte Substrat gelangt anschließend in den sogenannten Verweilreaktor 10, der ebenfalls mit Rohrschlangen 29 besetzt ist. Der Wärmetauscher 8 und der Verweilreaktor 10 sind mit einer Wärmeschutzschicht 30 isoliert. Die thermische Behandlungsstufe wird kontinuierlich beschickt. Der erwärmte Schlamm wird anschließend in den Faulturm 4 geleitet und dort, wie oben beschrieben, weiter ausgefault. Das entste- hende Gas wird über einen hier nicht gezeigten Kondensator, der ebenfalls in dem Behältnis 2 untergebracht ist, in die Gasleitung des Faulturms zum Gasspeicher abgeführt.
  • Die Erfindung ist deshalb für die Praxis von großer Bedeutung, weil in den kommunalen Klärschlämmen ein Anteil von ca. 45% bis 50% Organik enthalten ist. Ziel der erfindungsgemäßen Vorrichtung bzw. Methode ist es neben der weitergehenden Reduzierung der organischen Schlam- minhaltsstoffe (oTS), eine weitgehende Klärschlammentseuchung durchzuführen, wobei potentielle Infektionsketten infolge von Krankheitserregern durch die Abtötung von Bakterien und die Schädigung von Parasiten unterbrochen werden. Klärschlamm enthält praktisch alle Krankheitserreger, die im Einzugsgebiet der Kläranlage in das Abwasser gelangen, soweit sie nicht bereits im Abwasser selber oder bei der Klärschlammgewinnung und Behandlung absterben. Diese Zielsetzung wurde weitgehend mit der erfindungsgemäßen Anlage erreicht.

Claims (10)

  1. Verfahren zur Reduzierung der organischen Anteile eines ausfaulbaren Substrats mit mindestens zwei Faulstufen, dadurch gekennzeichnet, daß das ausfaulbare Substrat nach mindestens einer anaeroben mesophilen als Endprodukt Methan bildenden Faulstufe (3) bei etwa 35°C einer zweistufigen thermischen Desintegration (2) unterzogen wird, die in zwei Phasen erfolgt, wobei dem ausfaulbaren Substrat in der ersten Phase (6) Wärme zugeführt wird und das ausfaulbare Substrat in der zweiten Phase (7) über eine substanzspezifische Zeit (t) auf einer substanzspezifischen Temperatur (T) gehalten wird und anschließend Wärme entzogen wird und anschließend einer zweiten anaeroben thermophilen als Endprodukt Methan bildenden Faulstufe (4) zugeführt wird (die Merkmale "mesophil", "bei etwa 35°C" und "thermophil" stellen unzulässige Erweiterungen dar, aus denen keine Rechte abgeleitet werden können).
  2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß nach der thermischen Desintegration (2) die Substanz abermals der ersten anaeroben Faulstufe (3) zugeführt wird.
  3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß bei normalem ausfaulbarem Substrat (Klärschlamm) die Verweilzeit (t) zwischen 10 und 120 Minuten und die Verweiltemperatur (T) zwischen 60°C und 90°C liegt.
  4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen der thermischen Desintegration (2) und der nachfolgenden Faulung (4) des ausfaulbaren Substrats ein Wärmetauscher geschaltet wird.
  5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Verfahrensparameter organische Trockensubstanz-Konzentration (oTS), Temperatur (T), pH-Wert, Gasmengenentwicklung automatisch überwacht und gesteuert werden.
  6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die thermischen Behandlungsstufen kontinuierlich mit Substrat beschickt werden.
  7. Vorrichtung zur Minderung der organischen Anteile eines ausfaulbaren Substrats mit mindestens zwei Fäulnisbehältern (3, 4) und einer Zwischeneinrichtung (2, 2'), dadurch gekennzeichnet, daß zwischen dem ersten Fäulnisbehälter (3, 3') und dem zweiten Fäulnisbehälter (4, 4') ein zweistufiger Desintegrationsreaktor (2) geschaltet ist, welcher aus einer Wärmeübertragungseinheit (8) und einem Verweilreaktor (10) besteht.
  8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur (T) im Verweilreaktor (10) einen konstanten Wert zwischen 60°C und 95°C besitzt.
  9. Vorrichtung nach Anspruch 7, gekennzeichnet durch Meßsonden, mit denen die wichtigsten Parameter wie Temperatur (T), pH-Wert, Trockensubstanz-Konzentration, kontinuierlich meßbar sind.
  10. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß am Ende des Kreislaufs des ausfaulbaren Substrats ein Dekanter (26) installiert ist.
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