DE19848737C2 - Lage- und Bahnregelung von Satelliten - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft eine Lage- und Bahnregelung von
Satelliten mit am Satelliten angeordneten strahlungsbeauf
schlagten Flächen, die mit auf die Strahlungsquelle abge
stimmten und veränderbarem Reflexionseigenschaften ausge
bildet sind.
Die Lage- und Bahnregelung von Satelliten erfolgt über
wiegend mit Hilfe von eigens hierfür vorgesehenen An
trieben. Dabei wird gespeicherte Energie dazu genutzt, im
Satelliten mitgeführten Massen einen Impuls aufzuprägen
durch den sich diese Massen vom Satelliten entfernen und
dem Satelliten einen Gegenimpuls vermitteln. Dieser ändert
den Gesamtimpuls des Satelliten und beeinflußt dadurch
seine Bahn oder Lage in der angestrebten Weise.
Die für diesen Vorgang erforderliche Energie kann aus
unterschiedlichen Quellen stammen, beispielsweise aus einer
chemischen Reaktionen oder einem radioaktivem Zerfalls
prozeß. Es kann auch elektrische Energie eingesetzt werden,
die zum Beispiel durch eine Photovoltaik-Umwandlung aus dem
Sonnenlicht gewonnen wird. Auch die in der Sonnenstrahlung
enthaltene thermische Energie wird für diese Zwecke
genutzt.
Die bei diesen Vorgängen ausgestoßenen Massen sind entweder
passive Materialien oder sie sind mit dem Energieliefe
ranten, beispielsweise dem Treibstoff, kombiniert. Daher
ist bei all diesen bekannten Verfahren zur Lage- oder Bahn
regelung von Satelliten das mitgeführte Material mit der
Zeit aufgebraucht. Soll eine längere Betriebsdauer erreicht
werden, so muß die in die Umlaufbahnen zu transportierende
Masse, die entweder beim Satellitenstart mitgenommen oder
nachgeliefert werden muß, vergrößert werden.
Auch bei einem anderen bekannten Verfahren zur Lage-
und/oder Bahnregelung von Satelliten, einer Bestrahlung vom
Erdboden aus, durch die auf eigens hierfür vorgesehene
Flächen Energie übertragen wird und es dadurch zu einer
oberflächlichen Abtragung von sogenanntem Ablativmaterial
kommt, ist die Mitnahme von eigens für diesen Zweck benö
tigtem Material erforderlich.
Um diesen Nachteil zu vermeiden, stellt es eine bereits
bekannte Maßnahme dar, den Strahlungsdruck des Sonnen
windes, einem von der Korona der Sonne ausgehenden Strom
hochenergetischer Teilchen, im Sinne des sogenannten Solar-
Sailing-Effektes auszunutzen. Dabei werden die Solargene
ratoren in Abhängigkeit von der zu erzielenden Steuerwir
kung gefaltet und/oder verdreht, so daß unterschiedliche
Projektionsflächen der Solargeneratoren dem Sonnenwind
zugewandt sind und dadurch unterschiedliche Drehmomente
erzeugt werden können. In diesem Zusammenhang mit der
Nutzung dieses Effektes ist bereits in der DE 33 29 955 A1
ein aktives System zur Lageregelung von Satelliten vorge
schlagen worden.
Ferner ist nach der EP 668 212 A1 bekannt, eine Lage
regelung von Satelliten mit am Satelliten angeordneten
strahlungsbeaufschlagten Flächen durchzuführen, wobei die
Flächen mit auf die Sonne als Strahlungsquelle abgestimmten
Reflektionseigenschaften ausgebildet sind.
Nach der DE 33 23 145 A1 ist es weiterhin bekannt, zur Auf
rechterhaltung eines geostationären in Äquator-Ebene
liegenden Orbits eines Satelliten Sonnensegel vorzusehen,
wobei dieses so orientiert wird, daß der Satellit unter
Ausnutzung des solaren Strahlungsdruckes, der während eines
ersten Teiles des Orbits in eine erste Richtung und während
eitles zweiten Teiles des Orbits in eine zweite entegegen
gesetzte Richtung segelt, um den Kräften, die den Satel
liten aus seiner Äquatorumlaufbahn ziehen, entgegen
zuwirken.
Aufgabe der Erfindung ist es, eine Vorrichtung der eingangs
genannten Art so auszubilden, daß eine effektive Bahnrege
lung eines Satelliten erfolgt.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die
Flächen von einer erdgebundenen oder satellitengestützten
Strahlungsquelle beaufschlagt werden.
Es wird ein passives System geschaffen und benötigt am
Satelliten weder Solarsegel noch sogenannte Solar-Arrays
und ist ohne aktive Komponenten, wie Motoren, einsetzbar.
Es entfällt somit nicht nur die Notwendigkeit, Material
oder Energiespeicher zusammen mit einem Satelliten in die
Umlaufbahn zu transportieren und es besteht die
Möglichkeit, ausschließlich erdgebundene Ressourcen
einzusetzen. Außerdem ist es möglich, Satelliten mit
defekten Subsystemen vom Erdboden aus zu beeinflussen.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform werden an einem
bzw. an mehreren geeigneten Standorten auf der Erde Strah
lungsquellen positioniert. Geeignet hierfür sind insbesondere
Laser oder Spiegel, die das Sonnenlicht umlenken
und auf das Ziel, den zu beeinflussenden Satelliten, aus
richten.
Bei einem Einsatz herkömmlicher existierender Strahlen
quellen, also keiner sogenannten Superlaser, oder von
Spiegelsystemen analog zu den bei Sonnenöfen verwendeten,
ist pro Quelle nur eine vergleichsweise beschränkte Inten
sität verfügbar. Damit kann einem Satelliten innerhalb von
einigen Minuten Bestrahlungsdauer nur eine verhältnismäßig
geringe Beschleunigung vermittelt werden, wodurch eine ent
sprechend längere Bestrahlungsdauer erforderlich wird. Es
ist aber auch möglich, durch eine Totalreflexion in die
Ausgangsrichtung der Strahlung und eine geeignete Einrich
tung am Boden die reflektierte Strahlung erneut zu fokus
sieren und wieder auf den Satelliten zu richten und damit
den Impulsübertrag zu vergrößern.
Satelliten in einem geostationären Orbit können von der
Erde aus nur unter einem relativ flachen Winkel zum Lot auf
den Erdmittelpunkt bestrahlt werden, da als maximale theo
retische Auslenkung nur der Erdradius zur Verfügung steht.
Die relative Position der Strahlenquelle zum Satelliten ist
in diesem Fall allerdings nahezu konstant. Satelliten in
einem niedrigen Erdorbit können nahezu frontal, seitlich
oder von hinten angestrahlt werden. Da sie sehr schnell
über den Standort der Strahlenquelle hinwegwandern, so daß
zwischen ihrem Auftauchen über dem Horizont und dem erneu
ten Verschwinden hinter dem Horizont nur wenige Minuten
verbleiben, ist in weiterer Ausgestaltung der Erfindung für
diesen Fall eine Bahnverfolgung mit der Strahlung über eine
entsprechende Ansteuerung der Bodenstation vorgesehen.
Eine andere vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung be
steht in einem Einsatz mehrerer über die Erde verteilt angeordneter
und miteinander verknüpfter Bodenstationen.
Diese Anordnung ist insbesondere für die Bahn- und Lageregelung
großer erdumspannender Satellitensysteme von
Vorteil. Ihre abgestimmte gemeinsame Ansteuerung kann zum
Beispiel mittels eines sogenannten Wide Area Networks
erfolgen.
Als Störung für das erfindungsgemäße System kommen sowohl
atmosphärische Störungen als auch Störobjekte im Strahlen
gang, wie Flugzeuge und Vögel, in Betracht. Solche
Störungen können den Strahl kurzfristig unterbrechen,
geringfügig ablenken oder zu einer leichten Strahl
aufweitung führen, wodurch sich die Effizienz nur gering
fügig verringern würde.
Da die Strahlung nach dem Verlassen der Erdatmosphäre nur
noch durch die Strahlaufweitung in ihrer Intensität ver
ringert wird, ist die Anwendung der Erfindung nicht nur auf
in einer Erdumlaufbahn befindliche Satelliten beschränkt,
sondern auch für andere Bahnen geeignet. Auch ist es im
Rahmen der Erfindung möglich, daß die Strahlungsquellen
nicht auf der Erde, sondern auf anderen Himmelskörpern
positioniert werden.
Nachfolgend soll die Erfindung anhand von in der Zeichnung
dargestellten Ausführungsbeispielen näher erläutert werden.
Es zeigen
Fig. 1 ein erstes System zur Lage- und Bahnregelung von
Satelliten,
Fig. 2 ein zweites derartiges System und
Fig. 3 ein Detail einer Ansteuerung eines Satelliten.
Bei der in Fig. 1 dargestellten Anordnung handelt es sich
um einen Satelliten 1, der auf einer vergleichsweise hohen,
durch eine gestrichelte Linie angedeuteten Umlaufbahn die
Erde 2 umkreist. Am Satelliten 1 ist eine Reflexionsfläche
3 angeordnet, die unter einem Winkel zur Verbindungslinie
zwischen Satellit 1 und Erde 2 ausgerichtet ist. Eine von
einer auf der Erde 2 befindlichen, in der Figur nicht dar
gestellten Strahlungsquelle ausgesandte elektromagnetische
Strahlung trifft deshalb unter einem relativ flachen Winkel
auf diese Reflexionsfläche 3 auf und wird praktisch voll
ständig in den Weltraum reflektiert. Dem Satelliten 1 wird
auf diese Weise ein Impuls vermittelt, der, wie in des
Figur angedeutet, eine radiale und eine tangentiale
Komponente in bezug auf die Satellitenbahn aufweist und der
zur einer Veränderung der Position des Satelliten 1 führt.
Bei der in Fig. 2 gezeigten Anordnung umkreist ein Satellit
11 die Erde 12 auf einer niedrigen, wiederum durch eine
gestrichelte Linie angedeuteten Umlaufbahn. Am Satelliten
11 sind mehrere, im Fall des hier dargestellten Aus
führungsbeispiels insgesamt drei, Reflexionsflächen 13 bis
15 angeordnet, die unter unterschiedlichen Winkeln zur Erde
12 ausgerichtet sind. Auch in diesem Fall wird von einer
auf der Erde 12 befindlichen, in der Figur nicht dar
gestellten Strahlungsquelle 16 elektromagnetische Strahlung
ausgesandt. Je nach dem Stand des Satelliten 11 über dem
Horizont - in Fig. 2 sind insgesamt drei unterschiedliche
Positionen eingezeichnet - trifft diese Strahlung auf die
Reflexionsflächen 13 bis 15 mit unterschiedlichen Winkeln
auf und wird den Reflexionsgesetzen entsprechend in unter
schiedliche Richtungen von diesen zurückgeworfen. Dement
sprechend sind auch die Größe und Richtung der an unter
schiedlichen Positionen auf den Satelliten 11 übertragenen
Impulse und ihre Auswirkung auf den Bahnverlauf bzw. die
Lage des Satelliten 11 sehr unterschiedlich, so daß sich
auf diese Weise vielfältige Korrektur- und Beinflussungs
möglichkeiten ergeben.
In Fig. 3 ist dargestellt, wie sich durch Einstrahlung von
elektromagnetischer Strahlung, die in bezug auf ihre late
rale Erstreckung einen Intensitätsgradienten aufweist, bei
einem Satelliten 21 ein für eine Lagekorrektur erforder
liches Drehmoment erzeugen läßt. Dieses Moment wird dadurch
erreicht, daß von zwei seitlich am Satelliten 21 angeordne
ten Reflexionsflächen 22 und 23 eine Fläche 22 mit einer
höheren Strahlungsintensität beaufschlagt wird als die
zweite Fläche 23. Demzufolge ist der auf die Fläche 22
übertragene Impuls, wie in der Figur durch Pfeile ange
deutet, wesentlich größer als der auf die zweite Fläche 23
übertragene, woraus der gewünschte Drehimpuls resultiert.
Die Erfindung ermöglicht auf diese Weise eine deutliche
Steigerung der Wirtschaftlichkeit des Einsatzes von Satel
liten, indem sie entweder die Mitnahme einer entsprechenden
Masse beim Start der Satelliten ersetzt, was die Transport
kosten senkt, oder aber die Lebensdauer von Satelliten ver
längert, was eine längere Nutzung der Investitionen be
deutet. Bei Satelliten mit gestörten Antriebssystemen
ermöglicht sie zudem auf einfache Weise das Erreichen des
vorgesehenen Zielorbits, so daß es nicht schon vor Inbe
triebnahme zu einem Totalverlust kommt, oder sie ermöglicht
das Beibehalten des Zielorbits trotz der Abbremsung durch
die Atmosphäre, und verlängert dadurch die vorgesehene
Lebensdauer. Schließlich gestattet sie eine Rückholung von
Satelliten zu Reparaturzwecken, indem sie die Steuerung in
einen Orbit für eine Begegnung mit einem anderen Raum
fahrzeug, beispielsweise einem Shuttle möglich macht.
Bei geeigneter Dimensionierung der bodengebundenen
Strahlungsquellen bezüglich der Anzahl der Stationen und
deren Verteilung über die Erde, ist es möglich, auf einige
der Satelliten-Subsysteme, die der Lage- und Bahnregelung
dienen, zu verzichten. Andererseits wird bei der Instal
lation derartiger Strahlungsquellen in den Satelliten einer
Satellitenkonstellation selbst auf einfache Weise eine
relative Positionierung der Satelliten untereinander
möglich.
Als Energiequelle ist im Prinzip auch die Sonne allein
geeignet; sei es, daß die bodengebundenen Strahlungsquellen
aus Spiegelanlagen zur Sammlung und Fokussierung bestehen,
oder, daß in einer Satellitenkonstellation die Sonnen
strahlung umgelenkt wird. Durch eine geeignete Anbringung
und Dimensionierung der Reflektoren kann auch die direkte
Sonneneinstrahlung sinnvoll genutzt werden. Eine einfache
Ausgestaltung einer solchen Anordnung kann die Verspiege
lung der gegen die Flugrichtung gerichteten Satellitenober
fläche und die Belegung der anderen Oberflächen mit diffus
reflektierenden oder absorbierenden Materialien vorsehen.
Auch eine Kombination von bodengebundenen Strahlungsquellen
mit einer solchen direkt auf die Sonne ausgerichteten, am
Satelliten vorgesehenen Anordnung ist sinnvoll. Dabei kann
beispielsweise die bodengebundenen Strahlungsquelle für
eine Anhebung des Satelliten auf eine höhere Bahn einge
setzt werden, während das am Satelliten angeordnete System
für die relative Positionierung des Satelliten verwendet
wird.
Claims (5)
1. Lage- und Bahnregelung von Satelliten mit am Satelliten
angeordneten strahlungsbeaufschlagten Flächen, die mit
auf die Strahlungsquelle abgestimmten und veränderbaren
Reflexionseigenschaften ausgebildet sind, dadurch
gekennzeichnet, daß die Flächen (3, 13, 14, 15, 22, 23) von
einer erdgebundenen oder satellitengestützten
Strahlungsquelle (16) beaufschlagt werden.
2. Lage- und Bahnregelung von Satelliten nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Strahlungsquelle (16)
von einem Laser gebildet wird.
3. Lage- und Bahnregelung von Satelliten nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die erdgebundenen
Strahlungsquelle (16) von einer Spiegelanordnung gebil
det wird.
4. Lage- und Bahnregelung von Satelliten nach einem der
Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
Strahlungsquelle (16) mit einer Bahnverfolgungssteuerung
ausgestattet ist.
5. Lage- und Bahnregelung von Satelliten nach einem der
Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere
erdgebundene Strahlungsquellen (16) vorgesehen sind.
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Cited By (1)
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1998
- 1998-10-22 DE DE19848737A patent/DE19848737C2/de not_active Expired - Fee Related
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DE19848737A1 (de) | 2000-04-27 |
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