Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung
eines Prüfmusters mit definierten Oberflächenfehlern.
Bei der zerstörungsfreien Werkstoffprüfung von stabförmi
gen metallischen Produkten, beispielsweise Rohren, zur
Aussonderung solcher mit Oberflächenfehlern kommen Ultra
schall- oder Wirbelschichtverfahren zur Anwendung. Hier
bei handelt es sich um vergleichende Prüfverfahren, da es
keine absoluten Meßgrößen für einen zulässigen Fehler
gibt. Die Prüfanlagen müssen mittels eines Prüfmusters
geeicht werden. Bei einem Prüfmuster handelt es sich um
ein dem zu prüfenden Produkt abmessungsgleiches Teil mit
vorgegebenen definierten Oberflächenfehlern.
Ein künstlicher Fehler wird an Prüfmustern in Form von in
die Oberfläche eingebrachten Nuten erzeugt. Diese können
in axialer Richtung des Prüfmusters als Längsfehler oder
quer zur Längsrichtung als Querfehler hergestellt werden.
Die Nuten weisen in der Regel eine Breite zwischen 0,1 mm
bis 8,0 mm und eine Tiefe zwischen 0,1 mm bis 1,0 mm auf.
Die Länge liegt zwischen 5,0 mm und 300 mm.
Für die Prüfung unterschiedlicher Produkte und jede Feh
lerart ist ein gesondertes Prüfmuster erforderlich.
Dementsprechend ist ein sehr hoher Bedarf an unterschied
lichen Prüfmustern vorhanden, welche in Bezug auf den
künstlichen Fehler mit hoher Präzision hergestellt sein
müssen.
Bislang werden die auf dem Markt erhältlichen Prüfmuster
handwerklich gefertigt. Die Vermessung der Prüfmuster er
folgt durch eine optische Vermessung eines Querschliffes,
wozu das Prüfmuster allerdings zerstört werden muss. Eine
andere Möglichkeit besteht darin, einen Abdruck des Ober
flächenfehlers mittels einer plastischen aushärtenden
Masse zu nehmen und diesen anschließend zu vermessen.
Die auf diese Weise hergestellten Prüfmuster sind aufwen
dig in der Fertigung und dementsprechend teuer. Insbeson
dere das Vermessen der Prüfmuster ist sehr zeitaufwendig.
Die Prüfmuster erfüllen aber auch häufig nicht die an sie
gestellten Anforderungen. Letztendlich ist die Qualität
vom jeweiligen Geschick des Werkzeugmachers abhängig, so
dass eine gleichbleibende Qualität nicht gewährleistet
ist.
Der Erfindung liegt daher ausgehend vom Stand der Technik
die Aufgabe zugrunde, ein wirtschaftliches Verfahren zur
Herstellung von Prüfmustern hoher Präzision und gleich
bleibender Qualität zu schaffen.
Die Lösung dieser Aufgabe besteht nach der Erfindung in
einem Verfahren gemäß Anspruch 1.
Danach erfolgt die Herstellung eines Prüfmusters mit de
finierten Oberflächenfehlern auf einer numerisch gesteu
erten Werkzeugmaschine, wobei ein stabförmiger Metallkör
per mit einer Nut als Oberflächenfehler versehen wird und
die Geometrie dieser Nut mit Hilfe einer vollautomati
schen opto-elektronischen Messeinrichtung in Form eines
Lichtschnittsensors (Endoskop) vermessen und dokumentiert
wird.
Die Herstellung der Prüfmuster auf einer numerisch ge
steuerten Werkzeugmaschine gewährleistet in Kombination
mit der optimalen Vermessung eine gleichbleibende Bear
beitungsqualität bei kürzeren Fertigungszeiten und gerin
gen Ausschuss- und Kontrollkosten. Vorteilhaft ist auch,
dass eine zuverlässige und zeitnahe präzise Dokumentation
der Geometrie eines Oberflächenfehlers möglich ist, wel
che unmittelbar zur Anzeige oder Ausgabe gebracht werden
kann.
Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich besonders gut
für die Herstellung von rohrförmigen, also hohlzylindri
schen Prüfmustern.
Es können Nuten in der Innenwand ebenso wie in der Außen
wand als Meßnormal für eine Rohrprüfung stoßend oder zie
hend auf einer numerisch gesteuerten Werkzeugmaschine
eingebracht werden. Hierzu wird ein Rohr im Futter der
Werkzeugmaschine eingespannt und verdrehgesichert. Zur
Nuteinbringung kommt ein Sonderwerkzeug zum Einsatz, des
sen Form der einzubringenden Nut entspricht. Dieses wird
in der Werkzeugspannvorrichtung aufgenommen und auf dem
Werkzeugschlitten positioniert. Anschließend kann der Be
arbeitungszyklus für die Nutherstellung gestartet werden.
Während der Fertigung kann die Nut optisch vermessen wer
den. Hierdurch erfolgt eine Kontrolle, ob die Solltiefe
erreicht ist. Ebenso ist es möglich, die Nut nach ihrer
Herstellung optisch zu vermessen. Die Vermessung erfolgt
mit Hilfe eines Lichtschnittsensors (Endoskop) mit inte
grierter Beleuchtung, Mikroverstelleinheit und Optik. Der
Lichtschnittsensor zeichnet ein zweidimensionales Bild
der Nut auf und vermisst dieses automatisch unter Einsatz
entsprechender Rechen- und Steuerwerke sowie Datenverar
beitungsprogrammen. Die Meßergebnisse werden dann doku
mentiert.
Eine Dokumentation kann durch Darstellung der Bildszene
mit den ermittelten Maßen auf einem Kontrollmonitor er
folgen. Weiterhin ist es möglich, die Meßergebnisse sowie
das Kontrollbild in digitale Signale zu transformieren
und an eine Datenverarbeitungsanlage zu übertragen, wo
sie archiviert werden. Diese archivierten Daten können
bedarfsgerecht über Ausgabegeräte wie Drucker oder
Plotter ausgegeben werden.
Eine besonders vorteilhafte Weiterbildung des erfindungs
gemäßen Verfahrens ist in Anspruch 2 zu sehen. Danach
wird ein hohlzylindrisches Prüfmuster, welches Oberflä
chenfehler sowohl in der Innenwand als auch in der Außen
wand haben kann, aus zwei Prüfmusterteilen zusammenge
setzt, die schrumpftechnisch verbunden werden. Vorzugs
weise erfolgt die schrumpftechnische Verbindung durch
Stickstoffschrumpfen.
Rohrförmige Prüfmuster müssen aus technischen Gründen
eine Mindestlänge von ca. 2 m haben, wobei der künstlich
erzeugte Oberflächenfehler ca. in der Mitte des Prüfmu
sters angeordnet ist. Durch den Aufbau des Prüfmusters
aus zwei oder mehr Prüfmusterteilen kann insbesondere die
Herstellung des Innenfehlers erleichtert werden. Nach der
Bearbeitung der einzelnen Prüfmusterteile werden diese
dann verbunden. Erfindungsgemäß erfolgt die Schrumpfver
bindung durch Abkühlung mittels flüssigem Stickstoff.
Diese Vorgehensweise ermöglicht die rationelle Herstel
lung von Prüfmustern hoher Qualität, welche sich im Ge
gensatz zu schweißtechnisch verbundenen Prüfmustern durch
eine höhere Geradheit auszeichnen.
Gemäß den Maßnahmen des Anspruchs 3 werden die mittels
des Lichtschnittsensors gewonnenen Bildinformationen in
digitale Signale umgewandelt, hieraus ein zweidimensiona
les Abbild rechnergestützt ermittelt und vermessen.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht die Vermessung
der Oberflächenfehler bereits in der Werkzeugmaschine so
wie die komplette Anzeige und Dokumentation der Meßergeb
nisse.
Die Erfindung ist nachfolgend mit Bezug auf die Zeichnun
gen beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1 im vertikalen Längsschnitt einen Ausschnitt
aus einem zweiteiligen Prüfmuster und
Fig. 2 im vertikalen Querschnitt einen Ausschnitt
aus einem Prüfmuster mit der Darstellung
eines Innenfehlers.
Die Fig. 1 zeigt ein Prüfmuster 1, welches aus zwei
Prüfmusterteilen 2, 3 zusammengesetzt wird. Hierzu werden
die beiden Prüfmusterteile 2, 3 schrumpftechnisch verbun
den. Das Prüfmuster 1 weist einen Oberflächenfehler 4 in
der Innenwand 5 (Innenfehler) und einen Oberflächenfehler
6 in der Außenwand 7 (Außenfehler) auf. Ein solches Prüf
muster 1 dient zur Eichung von zerstörungsfrei arbeiten
den Werkstoffprüfanlagen.
Die beiden Prüfmusterteile 2, 3 werden aus Rohrabschnit
ten 8, 9 hergestellt. Hierzu werden die Rohrabschnitte 8,
9 auf einer numerisch gesteuerten Werkzeugmaschine bear
beitet. Die Oberflächenfehler 4, 6 werden am Rohrab
schnitt 8 als axiale Nuten 10, 11 in der Innenwand 5 bzw.
der Außenwand 7 stoßend bzw. ziehend eingebracht, wobei
ein Sonderwerkzeug zum Einsatz kommt, dessen Form der
einzubringenden Nut 10 bzw. 11 entspricht. Für die Bear
beitung wird der Rohrabschnitt 8 im Drehbankfutter der
numerisch gesteuerten Werkzeugmaschine eingespannt und
verdrehgesichert. Anschließend wird der Bearbeitungszy
klus gestartet und die Nuten 10, 11 hergestellt. Dabei
wird die Nut 10 in der Innenwand 5 von Ende 12 ausgehend
in axialer Richtung des Rohrabschnitts 8 erzeugt.
Die Nuteinbringung wird während der Fertigung zur Kon
trolle, ob die Solltiefe erreicht ist, optisch überwacht
und hierbei die Geometrie vermessen. Diese kann direkt
dokumentiert werden. Ebenso erfolgt nach der Fertigung
einer Nut 10, 11 eine optische Vermessung über die ge
samte Länge auf der Drehbank mit Dokumentation.
Die optische Vermessung wird durch einen Lichtschnittsen
sor (Endoskop) vorgenommen. Dieser kann in den Arbeits
raum der Drehmaschine eingeschwenkt werden und so die
Bildszene sowohl bei der Nutherstellung als auch an
schließend aufnehmen. Die Bildszene mit den aufgezeichne
ten Maßen wird auf einem Kontrollmonitor zur Anzeige ge
bracht. Ferner können die Meßergebnisse und das Kontroll
bild zu einer Datenverarbeitungsanlage übertragen und
dort archiviert werden.
Der Rohrabschnitt 8 wird am Ende 12 mit einer Aufnahme 13
versehen. Am Ende 14 des Rohrabschnitts 9 wird ein
gegengleicher Zapfen 15 abgedreht. Dieser weist gegenüber
dem Durchmesser D1 der Aufnahme 13 einen um 0,03 mm
größeren Durchmesser D2 auf.
Nach Fertigstellung der beiden Prüfmusterteile 2, 3 wer
den diese durch eine Schrumpfverbindung zusammengefügt.
Hierzu wird das Prüfmusterteil 3 mittels flüssigem Stick
stoff abgekühlt und mit seinem Zapfen 13 in die Aufnahme
12 eingefügt. Nach einem Temperaturausgleich und der sich
infolge der Erwärmung ergebenden Volumenzunahme stellt
sich eine zuverlässige Verbindung der beiden Prüfmusterteile
2, 3 zum Prüfmuster 1 ein.
Einige beispielhafte Abmessungen des Prüfmusters 1 bzw.
der Prüfmusterteile 2, 3 sind den Fig. 1 und 2 zu ent
nehmen. Danach beträgt die Länge des Außenfehlers 6
80 mm. Auch der Innenfehler 4 ist 80 mm lang. Der Innen
fehler 4 ist gegenüber dem Außenfehler 6 in Umfangsrich
tung um 180° versetzt. Zwischen dem Außenfehler 6 und dem
Innenfehler 4 besteht ein axialer Abstand von 50 mm. Die
Breite B eines Oberflächenfehlers 4 oder 6 liegt üb
licherweise zwischen 0,1 mm und 8 mm bei einer Tiefe T
zwischen 0,1 mm bis 1,0 mm.
Bezugszeichenliste
1
Prüfmuster
2
Prüfmusterteil
3
Prüfmusterteil
4
Oberflächenfehler
5
Innenwand
6
Oberflächenfehler
7
Außenwand
8
Rohrabschnitt
9
Rohrabschnitt
10
Nut
11
Nut
12
Ende v.
8
13
Aufnahme
14
Ende v.
9
15
Zapfen