DE19840671A1 - Verfahren zur Diagnose von Rezidiven bei nodal-negativem Brustkrebs - Google Patents
Verfahren zur Diagnose von Rezidiven bei nodal-negativem BrustkrebsInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bestimmung der Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Rezidiven bei nodal-gegativen Patientinnen mit einem Mammakarzinom, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß die Konzentrationen der Tumormarker VEGF und uPA im Brustgewebe bestimmt werden und die Werte jeweils mit Schwellenwerten verglichen werden. Aus dem Verhältnis der Werte beider Tumormarker zu den jeweiligen Schwellenwerten läßt sich die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Rezidiven prognostizieren. Dabei kann, falls die Werte für VEGF und uPA beide unter dem jeweiligen Schwellenwert liegen, vorausgesagt werden, daß die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Rezidives unter 5% liegt.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bestimmung der Wahr
scheinlichkeit des zukünftigen Auftretens von Rezidiven bei
nodal-negativen Patientinnen mit einem Mammakarzinom, welches
dadurch gekennzeichnet ist, daß die Konzentrationen der Tumor
marker VEGF und uPA im Brustgewebe bestimmt werden und die Werte
jeweils mit Schwellenwerten verglichen werden. Aus dem Verhält
nis der Werte beider Tumormarker zu den jeweiligen Schwellen
werten läßt sich die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Rezi
diven prognostizieren.
In Deutschland wird pro Jahr bei 45 000 Patientinnen ein Mamma
karzinom diagnostiziert. Bei etwa der Hälfte der Patientinnen
wird zusätzlich ein Befall der benachbarten Lymphknoten mit
Tumorzellen beobachtet. Bei diesen Patientinnen ist die Wahr
scheinlichkeit hoch, daß nach Entfernung des ersten Tumors wei
tere Tumore, sogenannte Rezidive, ausgebildet werden. Die Rezi
dive können entweder durch Metastasierung oder aufgrund einer
unvollständigen Entfernung des Primärtumors entstehen.
Patientinnen mit Befall der Lymphknoten mit Tumorzellen werden
im Sinne dieser Erfindung als nodal-positiv, solche ohne Befall
der Lymphknoten als nodal-negativ bezeichnet. Bei nodal-negati
ven Patientinnen wird nur in einer Minderheit der Fälle das
Auftreten von Rezidiven beobachtet (Kaufmann, M., Review of
known prognostic variables, Rec. Res. Cancer Res. 140 : 77-87
(1996)). Gegenwärtig läßt sich zum Zeitpunkt der Entfernung des
primären Mammakarzinoms nicht vorhersagen, bei welchen der no
dal-negativen Patientinnen die Bildung von Rezidiven zu erwarten
ist. Daher werden zur Zeit gemäß den Empfehlungen der Konsensus-
Konferenz von St. Gallen (Goldhirsch, A. et al., Fith interna
tional conference on adjuvant therapy of breast cancer, St.
Gallen March 1995, International consensus panel on the treat
ment of primary breast cancer, Eur. J. Cancer 31A(11):1754-1759,
(1995)) die meisten der nodal-negativen Patientinnen nach der
Operation zusätzlich mit einer Chemo- oder Hormontherapie behan
delt (adjuvante Therapie). Zwangsläufig werden somit zahlreiche
Patientinnen unnötig behandelt. Da zu befürchten ist, daß die
adjuvante Chemotherapie selbst in vielen Fällen zum Auftreten
von Rezidiven führt (Graeff, H. et al., prognostische und thera
pierelevante Faktoren beim Mammakarzinom - Ergebnisse einer Kon
sensuskonferenz, Onkologie 20, 426-429 (1997)), sollten über
flüssige Behandlungen dieser Art unbedingt vermieden werden.
Zusätzlich leiden die mit adjuvanter Chemotherapie behandelten
Patientinnen regelmäßig unter starken Nebenwirkungen. Dabei
handelt es sich unter anderem um Völlegefühl, Durchfall, Hitze
wallungen, Haarausfall, Gewichtsabnahme und Erbrechen.
Es ist daher wünschenswert, den Kreis der Patientinnen, die mit
einer adjuvanten Chemotherapie behandelt werden, soweit als
möglich einzuschränken. Hierzu ist jedoch eine sichere Voraus
sage darüber erforderlich, bei welchen der nodal-negativen Pa
tientinnen ein Rezidiv zu erwarten ist. Während der vergangenen
Jahre war es daher Ziel zahlreicher Forschungsarbeiten, Krite
rien zu ermitteln, die es erlauben, frühzeitig Patientinnen mit
niedrigem oder hohem Rezidivrisiko zu unterscheiden.
Derzeit wird in der Klinik die Wahrscheinlichkeit für das Auf
treten eines Rezidives anhand folgender Kriterien bestimmt:
Tumordurchmesser, Befall der Lymphknoten mit Tumorzellen, Diffe renzierungsgrad der Tumorzellen, histologischer Typ des Tumors, Auftreten von Hormonrezeptoren im Tumorgewebe und das Alter der Patientin (Graeffet al., a.a.O).
Tumordurchmesser, Befall der Lymphknoten mit Tumorzellen, Diffe renzierungsgrad der Tumorzellen, histologischer Typ des Tumors, Auftreten von Hormonrezeptoren im Tumorgewebe und das Alter der Patientin (Graeffet al., a.a.O).
Im Rahmen mehrerer Studien hat es sich gezeigt, daß neben diesen
Parametern zwei Eigenschaften des Tumors entscheidend für seine
Fähigkeit sind, Rezidive zu bilden:
Tumorzellen brauchen einen Zugang zur Blutbahn, um sich vom
Primärtumor lösen zu können. Dies setzt einen hohen Anteil an
Blutgefäßen im Tumorgewebe voraus. Der Tumor induziert durch die
Produktion blutgefäßbildender, sogenannter angiogener Faktoren
die Bildung von Blutgefäßen im Tumorgewebe. Drei wichtige angio
gene Faktoren sind die Proteine Angiogenin, basischer Fibrobla
stenwachstumsfaktor (bFGF) und vaskulärer endothelialer Wachs
tumsfaktor (vascular endothelial growth factor, VEGF; siehe
Folkman, J., Clinical applications of research on angiogenesis,
N. Engl. J. Med. 333: 1757-1763, (1995); Harris, A. L., Antiangio
genesis for cancer therapy, Lancet 349: 13-15, (1997); Gast, G.
et al., Angiogenesis as a target for tumor treatment, Oncology
54: 177-184, (1997)).
Zur Bildung von Rezidiven ist müssen im Blut zirkulierende Tu
morzellen in der Lage sein, durch die Gefäßwände zu wandern, um
ins Gewebe eindringen zu können. Voraussetzung hierfür ist die
Fähigkeit der Tumorzellen, Proteine abzubauen, welche die Gefäß
wände und die darunterliegenden Gewebe umschließen. Diese Fähig
keit wird als proteinabbauende oder auch proteolytische Aktivi
tät der Tumorzellen bezeichnet. Ihr zugrunde liegt die Produk
tion durch die Zellen sowohl von proteolytischen Enzymen als
auch von Proteinen, die die proteolytische Aktivität regulieren.
Beispiele für derartige Faktoren sind Plasminogenaktivator vom
Urokinase-Typ (urokinase type plasminogen aktivator (uPA)) und
dessen Inhibitor Plasminogenaktivator-Inhibitor I (PAI-I) (Weid
ner, N., Tumor angiogenesis: review of current applications in
tumor prognostication, Semin. Diag. Pathol. 10: 302-313 (1993)).
In mehrerem Studien ist untersucht worden, ob die Konzentratio
nen an angiogenen und proteolytischen Faktoren im Mammakarzinom
gewebe mit der Wahrscheinlichkeit der Bildung von Rezidiven
assoziiert sind (Toi M. et al., Association of vascular endo
thelial growth factor expression with tumor angiogenesis and
early relapse in primary breast cancer, Jpn. J. Cancer Res.
85: 1045-1049, (1994)). Zu diesem Zweck wurden die Konzentratio
nen dieser Faktoren im Tumorgewebe von Patientinnen gemessen. In
keiner der Studien konnte allerdings eine ausreichende Korrela
tion zwischen der Konzentration eines oder mehrerer Faktoren im
Tumorgewebe und der Wahrscheinlichkeit der Bildung von Rezidiven
ermittelt werden, da die Qualität der Voraussage davon abhängt,
ob das Auftreten von Rezidiven zuverlässig vorhergesagt werden
kann.
Durch die Messung von uPA und PAI-I konnten in einer Ver
gleichsstudie, bei der sowohl nodal-positive und als auch nodal
negative Patientinnen zusammen untersucht wurden, 75% aller
Rezidive vorausgesagt werden (Grandahl-Hansen, J. et al., High
levels of urokinase type plasminogen activator (uPA) and its
inhibitor PAI-I in cytosolic extracts of breast carcinomas are
associated with poor prognosis, Cancer Res. 53: 2513-2521,
(1993)). Bei der Gruppe der nodal-negativen Patientinnen lag
dieser Wert bei 85% (Jänicke, F. et al., Urokinase (uPA) and its
inhibitor PAI-1 are strong and independent prognostic factors in
node-negative breast cancer, Breast Cancer Res. Treat.,
24: 195-208, (1993); Foekens, J. A. et al., Plasminogen activator
inhibitor-1 and prognosis in primary breast cancer. J. Clin.
Oncol. 12: 1648-1658, (1994)). Es zeigte sich bei einer anderen
Studie, bei der das Rezidivrisiko in einer Patientinnengruppe
unabhängig vom Befall der Lymphknoten untersucht wurde, daß
durch eine Kombination der Messungen für VEGF, uPA und PAI-I
keine Verbesserung der Vorhersagequalität zu erzielen ist (Ep
penberger, U. et al., Molekulare Faktoren bestimmen die primäre
und sekundäre Therapie des Mammakarzinoms, Therapeutische Um
schau 54: 451-456, (1997)). Somit führten diese Studien zu dem
Ergebnis, daß die Qualität der Vorhersagen, die im Stand der
Technik möglich sind, nicht ausreicht, um das Auftreten von
Rezidiven mit hoher Sicherheit vorherzusagen.
Das Fehlen einer sicheren Prognose ist besonders für die nodal
negativen Patientinnen von Bedeutung, da bei diesen nach Entfer
nung des Primärtumors eine Entscheidung über den Beginn einer
Therapie zu treffen ist. Dabei steht die Frage im Vordergrund,
ob überhaupt mit einer Therapie begonnen werden muß. Erst in
zweiter Linie ist über die Art der Therapie zu entscheiden.
Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren
zur Verfügung zu stellen, das eine sichere Prognose von Rezi
diven bei nodal-negativen Patientinnen ermöglicht. Auf der Basis
einer derartigen Prognose kann gegebenenfalls eine Therapieemp
fehlung erfolgen.
Zur Lösung der gestellten Aufgabe wird ein Verfahren vorgeschla
gen, bei dem die Mengen an VEGF und uPA im Brusttumorgewebe von
nodal-negativen Patientinnen quantitativ gemessen und mit dem
jeweiligen Schwellenwert verglichen werden. Dabei ist die Wahr
scheinlichkeit für das Auftreten eines Rezidivs bei einer Pa
tientin sehr gering, sofern sowohl die Mengen für VEGF als auch
die für uPA unter dem jeweiligen Schwellenwert liegen.
Im Rahmen der Erfindung hat es sich überraschenderweise gezeigt,
daß es bei nodal-negativen Patientinnen im Gegensatz zu anderen
Patientinnengruppen durch die kombinierte Messung von VEGF und
uPA im Gewebe der Primärtumoren möglich ist, diejenigen Patien
tinnen zu ermitteln, bei denen die Wahrscheinlichkeit für das
Auftreten von Rezidiven so gering ist, daß von einer adjuvanten
Chemotherapie abgesehen werden kann. Die Verwendung eines ver
gleichsweise hohen Schwellenwertes ermöglicht es dabei, bei
überraschend vielen Patientinnen festzustellen, daß die Wahr
scheinlichkeit des Auftretens von Rezidiven gering ist. Unerwar
teterweise spielen andere Faktoren wie bFGF oder PAI-1 für die
Voraussage von Rezidiven bei nodal-negativen Patientinnen keine
Rolle.
Erfindungsgemäß wird ein Verfahren zur Prognose von Rezidiven
bei nodal-negativen Patientinnen mit Mammakarzinom vorgeschla
gen, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß man
- a) die Mengen an vaskulärem endothelialem Wachstumsfaktor (vascular endothelial growth factor, VEGF) und Plasminogen aktivator vom Urokinase-Typ (urokinase type plasminogen activator, uPA) im Gewebe des jeweiligen Mammakarzinoms be stimmt und
- b) die in Stufe a) für VEGF und uPA ermittelten Werte jeweils mit Schwellenwerten für VEGF bzw. uPA vergleicht, um die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Rezidiven zu bestimmen.
Erfindungsgemäß wird das Mammakarzinomgewebe der Patientin ent
nommen. Dies kann beispielsweise während einer Operation, bei
der das Tumorgewebe entfernt wird, oder im Rahmen einer Biopsie
geschehen.
Anschließend wird das Gewebe für die Mengenbestimmungen präpa
riert. Je nach Art der Mengenbestimmung sind unterschiedliche
Präparationsmethoden erforderlich. Erfindungsgemäß wird vorge
schlagen, die Messungen in zytosolischen Extrakten des Tumorge
webes durchzuführen. Dazu wird das Tumorgewebe zunächst mit dem
Fachmann bekannten Methoden homgenisiert. Die Zusammensetzungen
der verwendeten Puffer sind dem Fachmann bekannt (Jänicke, F. et
al., Both the cytosols and detergent extracts of breast cancer
tissues are suited to evaluate the prognostic impact of the
urokinase type plasminogen activator and its inhibitor, plasmi
nogen activator inhibitor type 1, Cancer Res., 54: 2527-2530,
(1994)). Ferner ist dem Fachmann bekannt, welche Variationen der
Puffer möglich sind. Zu diesen Variationen zählen unter anderem
der Zusatz von Detergentien oder von Proteaseinhibitoren (Jänic
ke, F. et al., Both the cytosols and detergent extracts of bre
ast cancer tissues are suited to evaluate the prognostic impact
of the urokinase type plasminogen activator and its inhibitor,
plasminogen activator inhibitor type 1, Cancer Res.,
54: 2527-2530, (1994)).
Anschließend werden die Zellkerne und die an die Zellmembran
gebundenen Bestandteile der Zellen durch mehrere aufeinander
folgende Zentrifugationsschritte abgetrennt. Die so erhaltenen
zytosolischen Extrakte werden für die Messung verwendet.
Erfindungsgemäß eingeschlossen ist auch jede andere Präparation
methode von Tumorgewebe, die es ermöglicht, die Mengen an VEGF
und uPA in dem Gewebe zu messen. Insbesondere können VEGF und
uPA in Rohextrakten ohne vorherige Ultrazentrifugation und in
Extrakten mit Puffern, welche Detergentien (z. B. Triton X-100,
Tween-20 und ähnliche) enthalten, gemessen werden. Diese nicht
tionischen Detergentien werden häufig verwendet, um schwach an
Membranen gebundene Proteine ebenfalls in Lösung zu bringen.
Erfindungsgemäß wird vorgeschlagen, die Konzentrationen an VEGF
und uPA mittels "Enzyme Linked Immuno Sorbent Assay" (ELISA)
oder "Chemiluminescence Linked Immuno Sorbent Assay" (CLISA) zu
messen. Die zugrundeliegenden Techniken sind dem Fachmann be
kannt (Crowther, J. R. ELISA: theory and practice. Methods in
molecular biology, Vol. 42, Humana Press, Totowa (1995); Diaman
dis, E. and Christopoulus, T., Immunoassay, Academic Press, San
Diego, (1996); Stanley, P. E. and Kricka, L. J. (eds.) Biolumi
nescence and chemiluminescence current Status. Wiley Press,
Cambridge (1991)). Bei ELISA und CLISA wird die Menge an VEGF
bzw. uPA durch Bindung an für VEGF bzw. uPA spezifische Antikör
per bestimmt, wobei die Bindung durch eine Farbreaktion nach
gewiesen wird.
Die Mengen an VEGF und uPA können erfindungsgemäß auch durch
weitere Verfahren bestimmt werden. Dazu zählen beispielsweise
der Radioimmungssay (RIA) und der Enzymimmunoassay (EIA; Porst
mann, T. und Kiessig, S. T., Enzyme immunoassay techniques. An
overview, J. Immunol. Meth. 150: 5-21, (1992)) oder entsprechende
Aktivitätstests. Bei den Aktivitätstests wird die biologische
Aktivität des zu untersuchenden Stoffes getestet. Die Induktion
der Bildung von Blutgefäßen durch VEGF kann beispielsweise im
"Rabbit Cornea Assay" (Conrad, T. J. et al., In vivo measurement
of corneal angiogenesis with video data acquisition and compute
rized image analysis, Lab. Invest. 70: 426-434, 1994), bei der
Implantierung von Matrigel (Baatout, S., Endothelial difieren
tiation using Matrigel (review). Anticancer Res., 17: 451-455,
(1997) oder beim "Hühner Embryo Chorioallatois Memmbrane Assay"
(Ribatti, D. et al., The chick embryo chorioallantoic membrane
as a model for in vivo research on angiogenesis. Int. J. Dev.
Biol. 40: 1189-1 197, (1996) gemessen werden. Die biologische
Aktivität von uPA kann beispielsweise durch Messung der proteo
lytischen Aktivität der Fraktionen bestimmt werden. Durch spezi
fische Inhibierung von uPA kann der Anteil von uPA an der pro
teolytischen Aktivität bestimmt werden. Die Menge an uPA kann
außerdem durch Nachweis der mRNA mittels Northern Blot Analyse,
RT-PCR oder RNAse Protection bestimmt werden (Sambrook et al.,
Molecular cloning, 2nd edition, Cold Spring Harbor Laboratory
Press (1989)).
Erfindungsgemäß werden die für VEGF und uPA im Gewebe des jewei
lige Mammakarzinoms ermittelten Werte mit Schwellenwerten (cut
off-values) für VEGF bzw. uPA verglichen. Die Schwellenwerte
wurden ermittelt, indem im Mammakazinomgewebe von mehr als 100
nodal-negativen Patientinnen die Mengen an VEGF bzw. uPA be
stimmt wurden. Dann wurde bei jeder dieser Patientinnen beobach
tet, ob und wann bei ihr Rezidive auftraten. Die Patientinnen
wurden dann in zwei Gruppen aufgeteilt: Unterhalb einer gewissen
Menge an VEGF und uPA im Tumorgewebe war die Wahrscheinlichkeit'
der Ausbildung von Rezidiven sehr gering, oberhalb dieser Menge
sehr hoch. Diese Menge wurde als der Schwellenwert bezeichnet.
Erfindungsgemäß liegt bei: der Messung von VEGF und uPA in zyto
solischen Extrakten der Schwellenwert für VEGF bei 0,18 ng/mg
Gesamtprotein, während der Schwellenwert für uPA bei 0,8 ng/mg
Gesamtprotein liegt.
Die Gesamtproteinmenge kann nach jeder beliebigen, dem Fachmann
bekannten Methode, beispielsweise nach Bradford (Bradford, M. M.,
A rapid and sensitive method for the quantification of microgram
quantities of protein utilizing the principle of protein-dye
binding, Anal. Biochem. 72: 248-245, (1976)), bestimmt werden.
Mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens kann somit durch den
Vergleich der Mengen an VEGF und uPA im Mammakarzinomgewebe der
jeweiligen Patientin mit den Schwellenwerten für VEGF bzw. uPA
die Wahrscheinlichkeit bestimmt werden, mit der ein Rezidiv
auftreten wird. Dem liegt die überraschende Erkenntnis zugrunde,
daß bei nodal-negativen Patientinnen durch den gleichzeitigen
Vergleich der Mengen an VEGF und uPA im Tumorgewebe mit den
jeweiligen Schwellenwerten die Prognose des Auftretens von Rezi
diven mit einer im Stand der Technik nicht erreichten Genauig
keit möglich ist. Bei Konzentrationen an VEGF und uPA unter dem
jeweiligen Schwellenwert ist die Wahrscheinlichkeit für das Auf
treten von Rezidiven gering. Bei einem Schwellenwert von 0,18
ng/mg für VEGF und 0,8 ng/mg für uPA ist die Wahrscheinlichkeit
für das Auftreten von Rezidiven kleiner als 10%. Durch Wahl
dieser hohen Schwellenwerte ist es gleichzeitig möglich, viele
Patientinnen zu bestimmen, bei denen die Wahrscheinlichkeit für
das Auftreten eines Rezidives sehr gering ist. Auf diese Weise
werden viele Patientinnen ermittelt, die als gesund gelten und
bei denen die Therapieempfehlung lautet, auf eine adjuvante
Chemotherapie zu verzichten.
Liegt eine der beiden Konzentrationen über dem Schwellenwert, so
ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Rezidives
erhöht. Liegen die Werte für VEGF und uPA beide über dem Schwel
lenwert, so ist die Wahrscheinlichkeit hoch, daß Rezidive auf
treten.
Die Erfindung betrifft ferner einen Kit zur Durchführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens, der dadurch gekennzeichnet ist,
daß er Mittel zur Bestimmung der Menge an VEGF in den Extrakten
des jeweiligen Mammakarzinoms und Mittel zur Bestimmung der
Menge an uPA in den Extrakten des jeweiligen Mammakarzinoms ent
hält.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform enthält der Kit Mittel,
um VEGF und/oder uPA mittels "Enzyme Linked Immuno Sorbent As
say" (ELISA) zu messen. Dabei muß der Kit mindestens die folgen
den Bestandteile umfassen:
- 1. Antikörper gegen VEGF und/ oder uPA, entweder lyophilisiert oder in stabilisierter gekühlter Lösung, wobei diese Anti körper an eine Oberfläche, bevorzugt an eine Kunststoff oberfläche gebunden werden können;
- 2. Detektions-Antikörper, ebenfalls gerichtet gegen VEGF und/ oder uPA, eventuell markiert mit einem Enzym, in stabili sierter Lösung; und
- 3. geeignete Standards von VEGF und uPA (lyophilisiert, gefro ren oder in stabilisierter gekühlter Lösung), die eine akkurate Kalibrierung der Messung erlauben.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform enthält der Kit
Mittel, um VEGF und/oder uPA mittels "Chemiluminescence Linked
Immuno Sorbent Assay" (CLISA) zu messen. Dabei muß der Kit min
destens die folgende Bestandteile umfassen:
- 1. Antikörper gegen VEGF und/oder uPA, entweder lyophilisiert oder in stabilisierter gekühlter Lösung, wobei diese Anti körper an eine Oberfläche, bevorzugt an eine Kunststoff oberfläche gebunden werden können;
- 2. Detektions-Antikörper, ebenfalls gerichtet gegen VEGF und uPA, markiert mit Chemolumineszentmarker in stabilisierter Lösung; und
- 3. geeignete Standards von VEGF und uPA (lyophilisiert, gefro ren oder in stabilisierter gekühlter Lösung), die eine akkurate Kalibrierung der Messung erlauben.
Kommerziell erhältliche Einzelkits, mit denen VEGF und uPA ein
zeln mittels ELISA, CLISA, EIA oder RIA gemessen werden können,
können zu dem erfindungsgemäßen Kit zusammengestellt werden,
sofern das erfindungsgemäße Verfahren durch die Kombination
dieser Einzelkits durchgeführt werden kann.
Mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens und unter Verwendung
der erfindungsgemäßen Kits ist es erstmals möglich geworden, bei
nodal-negativen Patientinnen genaue Voraussagen über das Auf
treten von Rezidiven zu machen. Mittels der Erfindung kann die
Zahl der nodal-negativen Patientinnen, die mit einer adjuvanten
Therapie behandelt werden müssen, auf diejenigen mit hohem Rezi
divrisiko eingeschränkt werden.
Die Erfindung wird durch die folgenden Beispiele und Figuren
erläutert.
Fig. 1 Rückfallfreies Überleben bei Patienten mit primärem
Brustkrebs ohne Differenzierung in nodal-negative bzw.
nodal-positive Patientinnen als Funktion von VEGF- (A)
und Angiogenin- (B) Konzentrationen, wobei VEGF + bzw.
Angiogenin + bedeuten, daß die Werte für die einzelnen
Patientinnen über dem Schwellenwert liegen und VEGF
- bzw. Angiogenin - bedeuten, daß die Werte für die
einzelnen Patientinnen unter dem Schwellenwert liegen.
Die Zahl in Klammern gibt die Anzahl an Rückfällen in
der einzelnen Gruppe pro Gesamtzahl an Patientinnen in
der Gruppe an.
Fig. 2 Rückfallfreies Überleben bei Patienten mit primärem
Brustkrebs ohne Differenzierung in nodal-negative bzw.
nodal-positive Patientinnen als Funktion von uPA- (A)
und PAI-1- (B) Konzentrationen, wobei uPA + bzw. PAI-1 +
bedeuten, daß die Werte für die einzelnen Patientin
nen über dem Schwellenwert liegen und uPA- bzw. PAI-1 -
bedeuten, daß die Werte für die einzelnen Patientin
nen unter dem Schwellenwert liegen. Die Zahl in Klam
mern gibt die Anzahl an Rückfällen in der einzelnen
Gruppe pro Gesamtzahl an Patientinnen in der Gruppe
an.
Fig. 3 Rückfallfreies Überleben bei Patienten mit primärem
Brustkrebs ohne Differenzierung in nodal-negative bzw.
nodal-positive Patientinnen als Funktion von VEGF-,
uPA- (A) und PAI-1- (B) Konzentrationen, wobei VEGF +,
uPA + bzw. PAI-1 + bedeuten, daß die Werte für die
einzelnen Patientinnen über dem Schwellenwert liegen
und VEGF -, uPA - bzw. PAI-1 - bedeuten, daß die Werte
für die einzelnen Patientinnen unter dem Schwellenwert
liegen. Die Zahl in Klammern gibt die Anzahl an Rück
fällen in der einzelnen Gruppe pro Gesamtzahl an Pa
tientinnen in der Gruppe an.
Fig. 4A Rückfallfreies Überleben in Patientinnen mit primärem
Brustkrebs ohne Differenzierung in nodal-negative bzw.
nodal-positive Patientinnen (n = 287) als Funktion der
Anzahl der befallenen Lymphknoten (keiner, 1 bis 4,
mehr als 4).
Fig. 4B Rückfallfreies Überleben bei nodal-negativen Patien
tinnen als Funktion von uPA- (A) und VEGF- (B) Kon
zentrationen, wobei uPA + bzw. VEGF + bedeuten, daß
die Werte für die einzelnen Patientinnen über dem
Schwellenwert liegen und uPA - bzw. VEGF - bedeuten,
daß die Werte für die einzelnen Patientinnen unter dem
Schwellenwert liegen. Die Zahl in Klammern gibt die
Anzahl an Rückfällen in der einzelnen Gruppe pro Ge
samtzahl an Patientinnen in der Gruppe an.
Die Studie wurde an 305 Patientinnen durchgeführt, die an einem
unbehandelten, operierbaren primären Brustkrebs litten. Es wur
den nur solche Patientinnen in die Studie aufgenommen, die nicht
mit einer neoadjuvanten Therapie behandelt wurden und die vor
der Mammakarzinomdiagnose noch kein oder höchstens ein Karzinom
hatten. Bei allen Patientinnen wurde das primäre Mammakarzinom
entfernt. Im Überwachungszeitraum (Median 27 Monate, Bereich 15
bis 51 Monate) starben von den 305 überwachten Patientinnen 49,
bei 87 weiteren zeigte sich ein Rezidiv. Der klinische und pa
thologische Status dieser Patientinnen ist in Tabelle 1 ge
zeigt.
Das den Patientinnen entnommene Brustgewebe wurde bei -70°C
gelagert. Vor der Homogenisierung wurden die Proben in flüssigem
Stickstoff zu Pulver verarbeitet. Die Homogenisierung geschieht
vorzugsweise mit einem Mikrodismembrator der Firma Braun, Mel
sungen. Eine Alternative ist die Pulverisierung unter Flüssig
stickstoff mit Keramik-Mörser und -Pistill. Diese zweite Methode
muss bei sehr kleinen Gewebeproben angewendet werden.
Das Pulver wurde anschließend in dem 3-4fachen Volumen an Homo
genisierungspuffer (10 mM Tris-HCl, pH-Wert 7,4, 1.5 mM EDTA,
5 mM Dinatriummolybdat, 100 ml/l Glycerol und 1 mM Monothiogly
cerol) aufgenommen. Die Homogenisierung wurde 20-40 Sekunden
lang bei 4°C in einem 13 ml-Röhrchen aus Polypropylen mit einem
Gewebehomogenisator "Ultraturrax" (IKA-Werke) durchgeführt. Die
Homogenate wurden bei 800 g 30 Minuten lang bei 2°C zentrifu
giert, die daraus resultierenden Überstände wurden bei 100 000 g
und 2°C 40 Minuten lang zentrifugiert. Die auf diese Weise als
Überstände erhaltenen zytosolischen Extrakten, die die löslichen
Proteine enthalten, wurden bei -70°C gelagert. Die Proteinkon
zentration in den zytosolischen Extrakten wurde nach Bradford
bestimmt. Die durchschnittliche Proteinkonzentration betrug
21 µg/l.
Die Konzentrationen an vascular endothelia growth factor (VEGF)
wurden mit einem spezifischen Chemilumineszenz-Immunosorbentas
say gemessen (Schlaeppi, J. M. et al., Chemoluminescence immuno
assay for vascular endothelial growth factor in tumor-tissue
homogenates, Clinical Chemistry 42: 1777-1784 (1996)). 200 µl
der zytosolischen Extrakte wurden 1 : 3 mit PBS-Tween (0,1%,
W/V) verdünnt und in die Vertiefungen einer 96-well Mikrotiter
platte gegeben, die mit einem monoklonalen Antikörper gegen VEGF
beschichtet waren. Nach Übernachtinkubation bei 4°C wurden die
Vertiefungen gewaschen und mit einer Lösung inkubiert, die Acri
dinium markierten Detektionsantikörper enthielt. Die Lumineszenz
wurde in einem Luminometer gemessen. Dieser VEGF-Test erkennt
beide sekretierten Isoformen von VEGF (VEGF121 und VEGF165) . Die
Detektionsgrenze betrug 0,1 ng/ml. Für die statistische Auswer
tung wurden VEGF-Werte unter 0,1 ng/ml mit 0 gleichgesetzt.
Unter Einbeziehung des Verdünnungsfaktors wurde die VEGF-Konzen
tration in ng/ml bestimmt. Um den Wert ng VEGF/mg Protein zu
erhalten, wurde die VEGF-Konzentration auf die Proteinkonzen
trationen der zytosolischen Extrakte bezogen.
Die Konzentrationen an Angiogenin und basic fibroblast growth
factor (bFGF) wurden in den zytosolischen Extrakten mit Hilfe
von ELISA-Kits von R Systems (Minneapolis, MN, USA) und Onco
gene Science Inc. (jetzt Calbiochem Oncogene Research Products,
Cambridge, MA, USA) bestimmt. Die zytosolischen Extrakte wurden
in den Vertiefungen der ELISA-Platten mit dem entsprechenden
Probenpuffer verdünnt (1 : 100 für Angiogenin und 1 : 10 für
bFGF).
Die Konzentrationen an urokinase type plasminogen activator
(uPA), plasminogen activator inhibitor-1 (PAI-1), Oestrogen-
Rezeptor (ER) und Progesteron-Rezeptor (PgR) wurden mit Hilfe
der folgenden Kits bestimmt:
uPA und PAI-1 mit ELISA-Kits von American Diagnostica (Green wich, CT, USA).
uPA und PAI-1 mit ELISA-Kits von American Diagnostica (Green wich, CT, USA).
ER und PgR mit EIA-Kits von Abbott (Abbott Park, IL, USA).
Die cutoff-Werte für ER und PgR wurden bei 20 fmol/mg entspre
chend publizierten Werten (Duffy, M. M. et al., Estradioal recep
tors in human breast carcinomas assayed by use of monclonal
antibodies, Clin. Chem. 32: 1972-1974 (1986)) festgelegt.
Der Median der Konzentration an VEGF betrug 0,45 ng/mg zytosoli
sches Protein (Bereich 0 bis 13,8; Mittelwert ± Standardabwei
chung 1,19 ± 1,8 ng/mg Protein) (Tabelle 1). Die Inter- und
Intraassayvariationen betrugen 8,2 bis 8,3% und 7,2 bis 7,6%,
respektive. Cox univariate Regressionsanalyse unter Verwendung
nicht-transformierter oder logarithmisch transformierter VEGF-
Werte (Cox, D. R., Regression models and life tables, J. R. Stat.
Soc. (B) 34: 187-220, (19972), Tibshirani, R., A plain man's
guide to the proportional hazards model, Clin. Invest. Med. 5:
63-68, (1982)) ergab, daß in der Studie mit 305 nodal-negativen
und nodalpositiven Patientinnen die intratumoralen VEGF-Werte
mit dem Rückfallrisiko positiv assoziiert waren (P < 0,05).
Isotonische Regressionsanalyse ergab einen optimalen VEGF cutoff
bei 0,14 ng/mg Protein. Dieser Wert liegt nahe bei der Detek
tionsgrenze des Versuches. Vergleichbare Werte an VEGF wurden im
benachbarten Gewebe der entsprechenden primären Tumore gefunden
(Median 0 ng/mg, Bereich 0 bis 0,43, Mittelwert ± Standardabwei
chung 0,02 ± 0,07 ng/mg Protein). Der optimale cutoff fiel bei
nahe mit der ersten Quartfile der VEGF-Verteilung zusammen. Diese
betrug 0,18 ng/mg Protein, dieser Wert wurde im folgenden als
cutoff-Wert (Schwellenwert) verwendet, da auch mit diesem Wert
der RFS-Wert signifikant (p < 0,001) unterschiedlich war für
VEGF-negative Patientinnen (24%) und VEGF-positiven (76%)
Patientinnen (RFS: relapse free survival (rückfallfreies Über
leben), Länge des Zeitraumes zwischen Entfernung des Primärtu
mors und Auftreten des Rezidivs; RFS-Wert: Anteil der Patientin
nen ohne Rezidiv), wobei negativ bedeutet, daß der Wert für die
einzelne Patientin unter dem Schwellenwert liegt und positiv,
daß der Wert für die einzelne Patientin über dem Schwellenwert
liegt. Die VEGF-positive Untergruppe hatte einen berechneten
RFS-Wert von 58% (Konfidenzintervall (CI): 51% bis 67% nach
40 Monaten (Fig. 1A).
Dieser RFS-Wert war schlechter als der der VEGF negativen Unter
gruppe (83%, CI: 75% bis 97%). Diese RFS-Werte gelten für die
Gesamtheit aller Brustkrebspatientinnen ohne Unterscheidung in
nodal-negative bzw. nodal-positive Patientinnen. Isotonische
Regressionsanalysen der Subgruppen, die aufgeteilt wurden ent
sprechend des Nodal-Status, des Menopause-Status oder des Östro
gen-Rezeptor-Status ergaben keinen anderen optimalen cutoff-Wert
für VEGF.
Da intratumorale Neovaskularisierung nicht nur durch VEGF, son
dern auch durch andere Faktoren wie bFGF und Angiogenin hervor
gerufen wird, wurden auch die Proteinkonzentrationen von bFGF
und Angiogenin in den zytosolischen Extrakten bestimmt. Die
Medianwerte für bFGF und Angiogenin waren 0,28 ng/mg zytosoli
sches Protein (Bereich 0 bis 6,5, Mittelwert ± Standardabwei
chung 0,77 ± 1,16 ng/mg Protein) für bFGF und 31,7 ng/mg zytoso
lisches Protein (Bereich 0 bis 138; Mittelwert ± Standardabwei
chung 31,6 ± 20,1 ng/mg Protein) für Angiogenin. Es konnte keine
Korrelation zwischen den bFGF-Konzentrationen und der RFS-Rate
fetsgestellt werden, weder im gesamten Patientenkollektiv noch
in den entsprechenden nodalnegativen und nodalpositiven Unter
gruppen.
Ein optimaler cutoff-Punkt für Angiogenin wurde bei 38 ng/mg
zytosolisches Protein gefunden. Dieser Wert ist höher als der
Median für Angiogenin, der in den entsprechenden Gewebeproben
und im gesunden benachbarten Gewebe gemessen wurde (Median 22,
3; Bereich 8 bis 79; Mittelwert ± Standardabweichung 25,5 ±
18,9 mg/mg Protein). Dieser cutoff-Wert ermöglichte eine signi
fikante Unterscheidung der RFS-Werte (P < 0,005) zwischen Pa
tienten mit negativen (72%) und positiven Angiogeninkonzentra
tionen (28%) (Fig. 1B). Es konnte keine signifikante Korrela
tion zwischen den Angiogeninkonzentrationen und dem RFS-Wert in
nodalnegativen Mammakarzinompatientinnen gefunden werden.
Die Fähigkeit der Tumorextrakte, extrazelluläre Matrix abzu
bauen, wurde bestimmt, indem die uPA (n = 294) und PAI-1 (n = 297)
Konzentrationen in den entsprechenden zytosolischen Fraktionen
gemessen wurden. Der Median für uPA war 0,58 ng/mg zytosolisches
Protein (Bereich 0 bis 7,9; Mittelwert ± Standardabweichung 0,85
±0,18 ng/mg Protein). Der Median für PAI-1 war 5,7 ng/mg zyto
solisches Protein ((Bereich 0 bis 44; Mittelwert ± Standardab
weichung 7,4 ± 0,16 ng/mg Protein). Die Konzentration an uPA und
PAI-1 waren im univariaten Cox-Modell mit dem RFS-Wert bei Pa
tientinnen mit primärem Brustkrebs ohne Differenzierung in no
dal-negative bzw. nodal-positive Patientinnen signifikant asso
ziiert. Entsprechend der isotonischen Regressionsanalyse war der
optimale cutoff (Schwellenwert) für uPA 0,8 ng/mg Protein und
der für PAI-1 8,8 ng/mg Protein. Eine signifikante Abnahme der
Durchschnittszeit bis zum Rückfall korrelierte mit positiven
Werten für uPA (36% positive, P < 0,001) und PAI-1 (30% posi
tive, P < 0,0001). Dies wird aus den Kaplan-Meier-Kurven deut
lich (Fig. 2).
Der kombinierte Effekt von dichotomisierten uPA- und PAI-1-Daten
führte zu einer signifikanten Unterscheidung des RFS von Patien
tinnen, bei denen beide Werte negativ waren, und Patientinnen,
bei denen beide Werte positiv waren (P < 0,0001). Patientinnen
mit entweder uPA oder PAI-1 positiven Tumoren hatten eine
schlechtere Prognose verglichen mit den Patientinnen, bei denen
beide Faktoren negativ waren (P < 0,05 und P < 0,01). Bei der
Untersuchung der Patientinnen, bei denen beide Faktoren positiv
waren, konnte keine relevante Verbesserung der Voraussage er
zielt werden. In der nodalnegativen Patientinnensubgruppe
(n = 159) war uPA ein stärkerer zytosolischer Voraussagefaktor
(P < 0,01) als PAI-1 (nicht signifikant). Dieses Resultat zeigt
sich auch in der multivariaten Cox-Regressionsanalyse (Tabel
le 2: P = 0,08 und P = 0,01 für PAI-1 und uPA, respektive).
Unter Verwendung des Mann-Whitney-Tests (Mann, H. B. and Whitney,
D. R., On a test of whether one of two random variable is stocha
stically larger than the other, Annals of Mathematical Stati
stics 18: 50-60, (1947)) konnte keine Beziehung hergestellt wer
den zwischen den intratumoralen Proteinkonzentrationen an VEGF,
bFGF, uPA und PAI-1 und dem entsprechenden Alter oder Nodal- und
ER-Status der entsprechenden Patientinnen. Dies zeigt an, daß
diese Faktoren voneinander biologisch unabhängig sind. Eine
Korrelationsanalyse, bei der die VEGF-, bFGF-, uPA- und PAI-1-
Konzentrationen mit der Tumorgröße (pT1 bis pT4) verglichen
wurden, ergaben allerdings eine signifikante Assoziation zwi
schen steigenden Faktorgrößen und pT1 und pT2 Tumoren
(p < 0,001). Die Konzentrationen an den Faktoren in den Stadien
pT3 oder pT4 unterschieden sich nicht signifikärit von den Kon
zentrationen im Stadium pT2 (Tabelle 1). Dies zeigt an, daß die.
Förderung des Tumorwachstums durch diese Faktoren wichtiger ist
bei kleineren Tumoren. Die Faktoren wirken durch eine Erhöhung
der intratumoralen Gefäßpermeabilität. Dies ermöglicht, daß
mehr Sauerstoff und größere Mengen an Nährstoffen den Tumor
erreichen. Im Gegensatz dazu waren die Konzentrationen an Angio
genin von der Tumorgröße unabhängig.
Zwischen den VEGF- und Angiogeninkonzentrationen wurde eine
schwach positive Assoziation gefunden (X2 - 2,6, P = 0,1). 20%
der Tumore mit VEGF negativen Konzentrationen zeigten einen
Angiogenin-positiven Status. Die Spearmann Rank Correlation
Koeffizienten (Conover, W. J., Practical Nonparametric
Statistics, 2nd ed. New York, Wiley, (1980)) zwischen VEGF und
den Hormonrezeptoren waren schwach: -0,21 und -0,2 für PgR und
ER, respektive. In den PgR-negativen Tumoren waren die VEGF-
Werte (P ≦ 0,001) und PAI-1-Werte (P ≦ 0,001) höher, verglichen
mit ihren Konzentrationen in PgR-positiven Tumoren (Tabelle 1).
Es konnte keine Assoziation gefunden werden für BFGF, uPA und
Angiogenin im bezug auf den PgR-Status. VEGF korrelierte positiv
mit bFGF (rho = 0,27, P < 0,005), Angiogenin (rho = 0,20,
P < 0,05), uPA (rho = 0,31, P < 0,001) und PAI-1 (rho = 0,42,
P < 0,0001).
Um die prognostische Bedeutung von VEGF mit der anderer Faktoren
zu vergleichen, wurde der VEGF-Status mit anderen zytosolischen
Markern wie uPA, PAI-1, ER, und PgR in einer Cox-multivariaten
Analyse (Cox, D. R., Regression models and life tables (with
discussion), Journal of the Royal Statistics, Series B, 34: 187-220,
(19972)) des RFS-Wertes kombiniert (Tabelle 2), dabei wur
den auch klinische Parameter (Menopausestatus, Tumorgröße und
Nodalstatus) mit einbezogen. Der Differenzierungsgrad korrelier
te mit der Rückfallrate (P < 0, 001), aber dies wurde nicht in
die multivariaten Modelle eingefügt, da eine große Anzahl an
Werten fehlt. Der Nodal-Status (Fig. 4) und die Tumorgröße
wurden mit einer erhöhten Wiederholungsrate assoziiert (negati
ver Trend).
Obwohl bei der univariaten Analyse alle untersuchten zytosoli
schen Faktoren mit dem RFS-Wert signifikant assoziiert waren,
waren nur VEGF (P = 0,04) und uPA (P = 0,01) im multivariaten
Modell noch von Bedeutung (Tabelle 2). Die kombinierte Bedeutung
der dichotomisierten VEGF-, uPA- und PAI-1-Daten auf die RFS-
Rate wird durch Kaplan-Meier-Kurven (Kaplan, E. L. and Meier, P.,
Nonparametric estimationfrom incomplete observations, Journal of
the American Statistical Association, 53: 457-481, (1958)) ge
zeigt (Fig. 3). Fünf der acht möglichen Kombinationen an VEGF,
uPA und PAI-1 waren statistisch relevant repräsentiert in den
286 Tumoren. Die 66 VEGF negativen Tumore (23%) zeigten in 80%
der Fälle einen uPA- und PAI-1-negativen Status (n = 53); in 12%
der Fälle einen uPA-positive und PAI-1-negativen Status (n = 8)
und in 8% einen uPA- und PAI-1-positiven Status (n = 5), wobei
negativ bedeutet, daß der Wert für die einzelne Patientin unter
dem Schwellenwert liegt und positiv, daß der Wert für die ein
zelne Patientin über dem Schwellenwert liegt. Für die Untergrup
pe VEGF-negativ, uPA-negativ, PAI-1-positiv, konnte kein Tumor
gefunden werden. Wie in Fig. 3 gezeigt, korrelierte ein negati
ver Status an VEGF, uPA und PAI-1 mit einer besseren RFS-Rate
verglichen mit einem VEGF-positiven, uPA- und PAI-1-negativen
Status (P = 0,05). Beide Untergruppen zeigten eine bessere RFS-
Prognose verglichen mit Tumoren die positive Werte für VEGF, uPA
und PAI-1 zeigten (P < 0,001). Gemäß diesen Resultaten ist eine
Überexpression an uPA und PAI-1 assoziiert mit intratumoralen
VEGF-Konzentrationen.
In den nodalnegativen Patientinnen waren VEGF und uPA starke
Prognosefaktoren (P < 0,01 für beide), so daß mittels univariate
Analyse zwischen einer guten und einer schlechten Prognose un
terschieden werden konnte. Wenn VEGF und uPA in die Analyse als
kontinuierliche Variablen in Kombination mit der Tumorgröße
eingebracht wurden, ergaben im multivariaten Cox-Regressions
modell beide Faktoren ein besseres Ergebnis (Tabelle 3). Die
kombinierten Effekte der dichotomisierten VEGF- und uPA-Daten
werden in Fig. 4 gezeigt und mit dem RFS-Wert in Korrelation
mit der Anzahl an Lymphknoten, die in Mitleidenschaft gezogen
wurden, verglichen. Gemäß der Kaplan-Meier-Analyse hatte die
VEGF- und uPA-negative Untergruppe eine um 18% bessere RFS-Rate
als die gesamte nodalnegative Gruppe nach einem Medianunter
suchungszeitraum von 37 Monaten (Fig. 4A/B), während Patienten
mit VEGF-/uPA-positiven Tumoren eine RFS-Prognose hatten, die so
schlecht war wie bei Patientinnen, bei denen 1 bis 4 Lymphknoten
betroffen waren (VEGF-/uPA-negativ versus VEGF-/uPA-positiv
P < 0,001). Bei nodal-negativen Patientinnen waren VEGF und uPA
somit überraschenderweise bessere Prognosefaktoren als bei den
Patientinnen, bei denen nicht nach dem Nodal-Status differen
ziert wurde.
Claims (9)
1. Verfahren zur Prognose von Rezidiven bei nodal-negativen
Patientinnen mit Mammakarzinom, dadurch gekennzeichnet, daß
man
- a) die Mengen an vaskulärem endothelialem Wachstumsfaktor (vascular endothelial growth factor, VEGF) und Plasmi nogenaktivator vom Urokinase-Typ (urokinease type plas minogen activator, uPA) im Gewebe des jeweiligen Mamma karzinoms bestimmt und
- b) die in Stufe a) für VEGF und uPA ermittelten Werte je weils mit Schwellenwerten für VEGF bzw. uPA vergleicht, um die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Rezidiven zu bestimmen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man
die Menge an VEGF und uPA in zytosolischen Extrakten des
jeweiligen Mammakarzinoms bestimmt.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 oder 2, dadurch gekennzeich
net, daß der Schwellenwert für VEGF 0,18 ng/mg Gesamtprotein
ist.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeich
net, daß der Schwellenwert für uPA 0.8 ng/mg Gesamtprotein
ist.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeich
net, daß die Konzentrationen an VEGF und uPA mittels ELISA
bestimmt werden.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeich
net, daß die Konzentrationen an VEGF und uPA mittels CLISA
bestimmt werden.
7. Kit zur Durchführung der Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis
4, dadurch gekennzeichnet, daß er Mittel zur Bestimmung der
Menge an VEGF in Extrakten des jeweiligen Mammakarzinoms und
zur Bestimmung der Menge an uPA in Extrakten des jeweiligen
Mammakarzinoms enthält.
8. Kit nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Mittel
zur Bestimmung der Mengen an VEGF und uPA im Gewebe jeweils
enzyme linked immunosorbent assays (ELISA) sind.
9. Kit nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Mittel
zur Bestimmung der Mengen an VEGF und uPA im Gewebe jeweils
chemoluminescense linked immunosorbent assays (CLISA) sind.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1998140671 DE19840671A1 (de) | 1998-08-26 | 1998-08-26 | Verfahren zur Diagnose von Rezidiven bei nodal-negativem Brustkrebs |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1998140671 DE19840671A1 (de) | 1998-08-26 | 1998-08-26 | Verfahren zur Diagnose von Rezidiven bei nodal-negativem Brustkrebs |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19840671A1 true DE19840671A1 (de) | 2000-03-02 |
Family
ID=7880010
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1998140671 Ceased DE19840671A1 (de) | 1998-08-26 | 1998-08-26 | Verfahren zur Diagnose von Rezidiven bei nodal-negativem Brustkrebs |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19840671A1 (de) |
Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2003010337A1 (en) * | 2001-07-23 | 2003-02-06 | Masaaki Oka | Scoring system for the prediction of cancer recurrence |
US7399602B2 (en) | 2001-05-18 | 2008-07-15 | Virogates A/S | Method of prognosticating respiratory bacterial infection using urokinse receptor measurement |
CN106370864A (zh) * | 2016-08-31 | 2017-02-01 | 镇江华测金太医学检验所有限公司 | 一种中性粒细胞明胶酶相关脂质运载蛋白的化学发光盒 |
-
1998
- 1998-08-26 DE DE1998140671 patent/DE19840671A1/de not_active Ceased
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US7399602B2 (en) | 2001-05-18 | 2008-07-15 | Virogates A/S | Method of prognosticating respiratory bacterial infection using urokinse receptor measurement |
WO2003010337A1 (en) * | 2001-07-23 | 2003-02-06 | Masaaki Oka | Scoring system for the prediction of cancer recurrence |
CN100398663C (zh) * | 2001-07-23 | 2008-07-02 | 霍夫曼-拉罗奇有限公司 | 用于预测癌症复发的评定体系 |
US7747389B2 (en) | 2001-07-23 | 2010-06-29 | F. Hoffmann-La Roche Ag | Scoring system for the prediction of cancer recurrence |
US8655597B2 (en) | 2001-07-23 | 2014-02-18 | F. Hoffmann-La Roche Ag | Scoring system for the prediction of cancer recurrence |
CN106370864A (zh) * | 2016-08-31 | 2017-02-01 | 镇江华测金太医学检验所有限公司 | 一种中性粒细胞明胶酶相关脂质运载蛋白的化学发光盒 |
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