DE19818956A1 - Materialien mit mikrorauhen, bakterienabweisenden Oberflächen - Google Patents
Materialien mit mikrorauhen, bakterienabweisenden OberflächenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft Materialien mit mikrorauhen, bakterienabweisenden
Oberflächen sowie Erzeugnisse, wie Geräte, Vorrichtungen und andere Gegenstände,
die aus diesen Materialien bestehen oder solche Materialien enthalten.
Die Ansiedelung und Vermehrung von Bakterien auf Oberflächen ist eine in der
Regel unerwünschte Erscheinung, die häufig mit nachteiligen Folgen verbunden ist.
So können in der Trinkwasser- und Getränketechnik Bakterienpopulationen zu einer
gesundheitsgefährdenden Qualitätsminderung führen. Bakterien auf oder in
Verpackungen bewirken häufig den Verderb von Lebensmitteln oder verursachen
sogar Infektionen bei dem Verbraucher. In steril zu betreibenden biotechnischen
Anlagen stellen systemfremde Bakterien ein erhebliches prozeßtechnisches Risiko
dar. Solche Bakterien können mit Rohstoffen eingetragen werden oder bei
mangelhafter Sterilisation in allen Anlageteilen zurückbleiben. Teile der
Bakterienpopulation können sich durch Adhäsion dem normalen
Flüssigkeitsaustausch beim Spülen und Reinigen entziehen und sich im System
vermehren.
Weiterhin sind Bakterienansiedelungen in Wasseraufbereitungsanlagen (z. B. zur
Entsalzung durch Membranen) oder auch in Behältern bekannt, die mit gelösten oder
flüssigen unverdünnten organischen Substanzen gefüllt sind und für
Bakterienpopulationen vorteilhafte Bedingungen aufweisen. Solche mikrobiellen
Belegungen können in erheblichem Umfang zur Blockierung und/oder korrosiven
Zerstörung der Anlage führen.
Besondere Bedeutung kommt dem Schutz vor Bakterienanhaftung und -ausbreitung
in der Ernährung, der Pflege, hier insbesondere in der Altenpflege und in der Medizin
zu. Bei Massenbeköstigungen oder -ausschank existieren besonders dann erhebliche
Risiken, wenn zur Vermeidung von Abfall von Einweggeschirr abgesehen wird und
eine nur unzureichende Reinigung des Mehrweggeschirrs erfolgt. Die schädliche
Ausbreitung von Bakterien in lebensmittelführenden Schläuchen und Rohren ist
ebenso bekannt wie die Vermehrung in Lagerbehältern sowie in Textilien in feuchter
und warmer Umgebung, z. B. in Bädern. Solche Einrichtungen sind bevorzugte
Lebensräume für Bakterien, ebenso wie bestimmte Oberflächen in Bereichen mit
hohem Publikumsverkehr, so z. B. in öffentlichen Verkehrsmitteln, Krankenhäusern,
Telefonzellen, Schulen und insbesondere in öffentlichen Toiletten.
In der Alten- und Krankenpflege erfordern die häufig geminderten Abwehrkräfte der
Betroffenen sorgfältige Maßnahmen gegen Infektionen, insbesondere auf
Intensivstationen und in der häuslichen Pflege.
Besondere Sorgfalt bedarf die Verwendung medizinischer Gegenstände und Geräte
bei medizinischen Untersuchungen, Behandlungen und Eingriffen, vor allem dann,
wenn derartige Geräte oder Gegenstände mit lebendem Gewebe oder mit
Körperflüssigkeiten in Kontakt kommen. Im Falle von Langzeit- oder
Dauerkontakten, beispielsweise bei Implantaten, Kathetern, Stents, Herzklappen und
Herzschrittmachern, können Bakterienkontaminationen zu einem lebensbedrohenden
Risiko für den Patienten werden.
Auch auf dem Gebiet der Biotechnologie spielt die Ansiedelung von Bakterien auf
der Oberfläche von Anlageteilen, wie Lagerbehältern oder Rohrleitungen, eine Rolle,
z. B. bei der Abtrennung von körpereigenen Eiweißstoffen aus Körperflüssigkeiten,
wie Blut oder Lymphe. Eiweißstoffe neigen bei der Adsorption an Oberflächen zur
Denaturierung und bieten dann einen bevorzugten Nährboden für Bakterien.
Es wurde bereits auf vielfältige Weise versucht, die Ansiedelung und Ausbreitung
von Bakterien auf Oberflächen zu unterbinden. In J. Microbiol. Chemoth. 31 (1993);
261-271 beschreiben S. E. Tebbs und T. S. J. Elliott lackartige Beschichtungen mit
quaternären Ammoniumsalzen als antimikrobiell wirkenden Komponenten. Es ist
bekannt, daß diese Salze von Wasser, wäßrigen oder anderen polaren Medien sowie
von Körperflüssigkeiten aus dem Beschichtungsmaterial herausgelöst werden und
ihre Wirkung somit nur von kurzer Dauer ist. Dies gilt gleichermaßen für die
Einarbeitung von Silbersalzen in Beschichtungen, so beschrieben in WO 92/18098.
T. Ouchi und Y. Ohya beschreiben in Progr. Polym. Sci. 20 (1995), 211 ff., die
Immobilisierung von bakteriziden Wirkstoffen auf Polymeroberflächen durch
kovalente Bindung oder ionische Wechselwirkungen. Häufig sind in solchen Fällen
die keimtötenden Wirkungen gegenüber dem reinen Wirkstoff deutlich reduziert.
Heteropolare Bindungen erweisen sich oft als nicht hinreichend stabil. Darüber
hinaus führt die Keimabtötung in der Regel zu unerwünschten Ablagerungen auf den
Oberflächen, die die weitere bakterizide Wirkung maskieren und die Grundlage für
eine nachfolgende Bakterienbesiedelung bilden.
W. Kohnen et al. berichten in Zbl. Bakt. Suppl. 26, Gustav Fischer Verlag, Stuttgart -
Jena - New York, 1994, Seiten 408 bis 410, daß die Adhäsion von Staphylococcus
epidermidis auf einem Polyurethanfilm vermindert wird, wenn der Film durch eine
Glimmentladung in Gegenwart von Sauerstoff vorbehandelt und dann mit Acrylsäure
gepfropft wird.
Es besteht nach wie vor Bedarf an alternativen, einfachen und wirkungsvollen
Möglichkeiten, der Adhäsion und Ausbreitung von Bakterien entgegenzuwirken. Es
ist daher eine Aufgabe der Erfindung, neue Materialien mit bakterienabweisender
Oberfläche bereitzustellen. Eine andere Aufgabe der Erfindung besteht darin, eine
Verwendung dieser neuen Materialien für Geräte, Vorrichtungen und andere
Gegenstände bzw. für Teile davon vorzuschlagen.
Es wurde überraschenderweise gefunden, daß Materialien mit einer mikrorauhen
Oberfläche bakterienabweisende Eigenschaften aufweisen.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind daher Materialien mit mikrorauher
Oberfläche, die durch mindestens zwei der folgenden, sowohl für die Messung in x-
Richtung als auch für die in y-Richtung geltenden Parameter gekennzeichnet sind:
Zehnpunkthöhe Rz | 10 bis 1.000 nm, |
arithmetischer Mittenrauhwert Ra | 5 bis 100 nm, |
mittlerer Abstand der örtlichen Profilspitzen S | 30 bis 1.000 nm, |
bakterienabweisende Eigenschaften aufweisen.
Bevorzugte Materialien sind solche mit mindestens zwei der folgenden Parameter:
Zehnpunkthöhe Rz | 30 bis 700 nm, |
arithmetischer Mittenrauhwert Ra | 10 bis 80 nm, |
mittlerer Abstand der örtlichen Profilspitzen S | 50 bis 500 nm. |
Schließlich weisen besonders bevorzugte Materialien mindestens zwei der folgenden
Parameter aus:
Zehnpunkthöhe Rz | 80 bis 200 nm, |
arithmetischer Mittenrauhwert Ra | 10 bis 30 nm, |
mittlerer Abstand der örtlichen Profilspitzen S | 100 bis 450 nm. |
Die bakterienabweisenden Eigenschaften der erfindungsgemäßen Materialien sind
überraschenderweise stärker ausgeprägt als die der entsprechenden Materialien mit
weniger rauher oder rauherer Oberfläche unter sonst gleichen Bedingungen. Man
hätte erwarten sollen, daß Bakterien auf einer glatten Fläche schlechtere
Haftmöglichkeiten finden als auf einer rauhen Fläche. Es war nicht zu erwarten, daß
zwischen rauhen und glatten Flächen ein mikrorauher Bereich existiert, der durch ein
Minimum an Bakterienadhäsion und -ausbreitung ausgezeichnet ist.
Die bakterienabweisenden Eigenschaften der erfindungsgemäßen mikrorauhen
Materialien sind besonders dann ausgeprägt, wenn die Werte für alle drei Parameter
in den angegebenen Bereichen liegen, und zwar bei Messung sowohl in x- als auch in
y-Richtung. Die Bezeichnung der obigen Parameter folgt der Vorschrift DIN 4762
(ISO 4287/1); x- und y-Richtung sind senkrecht aufeinander stehende
(cartesianische) Koordinaten.
Die Ist-Oberfläche (ebenfalls gemäß DIN 4762 [ISO 4287/1]) wird mit einem
Rasterkraftmikroskop bestimmt. Ein geeignetes Gerät ist das AFM vom Typ
"Explorer" der Fa. Topometrix Corp., Santa Clara, California, USA. Die Messung
wird im sogenannten contact mode (bei konstanter Kraft etwa im Bereich von 0,4 bis
1,8 nN) mit einem Siliciumnitrid-Cantilever (ebenfalls von Topometrix Corp.) mit 50
nm Spitzenkrümmungsradius und einer Federkonstante von 0,032 N/m bei
25°C und 40% relativer Luftfeuchtigkeit durchgeführt. Die Meßstrecke des
Scanners beträgt in x- und y-Richtung jeweils 2.300 nm. Zur Auswertung und
Bildverarbeitung eignet sich die Software-SPM-Lab. Version 2.06.06 der Fa.
Topometrix.
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung der erfindungsgemäßen
Materialien, indem die mikrorauhe Oberfläche durch Bestrahlen erzeugt wird. In
einer besonderen Ausführungsform der vorliegenden Erfindung werden die
erfindungsgemäßen Materialien hergestellt, indem die Materialoberfläche durch
Prägen oder Abguß gestaltet wird.
Weiterhin sind Gegenstände der Erfindung die Verwendung der erfindungsgemäßen
Materialien zur Herstellung von Erzeugnissen, wie Geräten, Vorrichtungen und
anderen Gegenständen, die aus diesen Materialien bestehen oder Teile aus solchen
Materialien enthalten und daher bei bestimmungsmäßiger Verwendung von Bakterien
weitgehend freigehalten werden; sowie diese Erzeugnisse, Geräte, Vorrichtungen
und Gegenstände als solche.
Schließlich ist ein Gegenstand der Erfindung die Verwendung dieser Erzeugnisse,
Geräte, Vorrichtungen und anderen Gegenstände auf bestimmten, in der Folge
spezifizierten technischen Gebieten.
Zu den Bakterien, deren Adhäsion und Ausbreitung auf den erfindungsgemäßen
Materialien bzw. Geräten wirkungsvoll und nachhaltig gehemmt wird, zählen
Staphylococcus aureus, Staphylococcus epidermidis, Escherichia coli, Klebsiella
pneumoniae, Pseudomonas aeruginosa, Serratia mercescens und Candida albicans.
Unabhängig von der mikrorauhen Oberflächenstruktur können die
erfindungsgemäßen Materialien aus beliebigen festen Stoffen bestehen, wie Metallen,
Kunststoffen, Glas, Hartholz und Keramik, die ihre charakteristische
Oberflächenstruktur unter Schwerkrafteinwirkung und unter
Umgebungsbedingungen nicht oder nicht nennenswert verändern. Von den in der
Technik gebräuchlichen Metallen seien z. B. Eisen, Chrom, Nickel und Aluminium
sowie deren Legierungen erwähnt. Weiterhin eignen sich der gegebenen Definition
für feste Stoffe entsprechende Polymere, wie Polyurethane, Polyamide, Polyester und
-ether, Polyetherblockamide, Polystyrol, Polyvinylchlorid, Polycarbonate,
Polyorganosiloxane, Polyolefine, Polysulfone, Polyisopren, Poly-Chloropren,
Polytetrafluorethylen (PTFE), Polyacrylate, Polymethacrylate, entsprechende
Copolymere und Blends sowie natürliche und synthetische Kautschuke. Ferner
können beliebige anorganische technische Gläser, wie Flachglas, Behälterglas oder
Bleikristallglas, ebenso erfindungsgemäß mit einer mikrorauhen Oberfläche
ausgestattet werden wie technische Keramiken. Die erfindungsgemäßen Materialien
schließen auch Verbundmaterialien und beschichtete Materialien ein, soweit und
solange die jeweils äußere Lage oder Schicht eine mikrorauhe Oberfläche aufweist.
Als Beispiele seien lackierte oder mit Kunststoff beschichtete Metall-, Glas- oder
Holzkörper genannt.
Zur Herstellung der mikrorauhen Oberflächenstruktur geht man am besten von
weniger rauhen Oberflächen aus, die durch Ablation (Abtragung) oder Beschichtung
in Oberflächen mit der erfindungsgemäßen mikrorauhen Struktur umgewandelt
werden. Ablation kann, je nach Topographie und Härte des weniger rauhen
Materials, z. B. durch Schleifen, Bestrahlen (z. B. Sandstrahlen), Ätzen,
Beflammung, Plasmabehandlung, Laserablation, UV-Bestrahlung,
Röntgenlithographie oder thermische Behandlung erfolgen. Diesen abtragenden
Verfahren stehen die beschichtenden Verfahren gegenüber, z. B. Lackieren mit
gering verlaufenden Lacken (auch Pulverlacken), Bedampfen, Besputtern, Bedrucken
und Bestrahlen mit Materialeintrag zur Seite. Mikrorauhe Oberflächen können auch
als Matrize für die Strukturierung weiterer, gleichermaßen mikrorauher Oberflächen
dienen, beispielsweise beim Spritzgießen oder beim Gießen von Folien aus Lösung.
Die Wahl eines geeigneten Verfahrens zur Schaffung einer mikrorauhen Oberfläche
hängt von einer Reihe von Gegebenheiten ab, bei Ablationsverfahren z. B. von der
Härte oder Zähigkeit des Materials, der Einwirkungstemperatur sowie der Art, Dauer
und Intensivität der Einwirkung. Bei Bestrahlen bestimmen u. a. die Natur, die Härte,
die Größe und die Oberflächenbeschaffenheit des Strahlgutes, dessen
Aufprallgeschwindigkeit und die Bestrahldauer den Behandlungserfolg. Der
Fachmann kann die für einen gegebenen Fall optimalen Verfahren unschwer ohne
erfinderisches Zutun durch Routineversuche ermitteln.
Besonders bewährt haben sich Verfahren, bei denen die mikrorauhen Oberflächen
durch Bestrahlen erzeugt werden. Dies kann direkt durch Bestrahlen des
gewünschten Materials erfolgen, aber auch die Herstellung einer Negativform durch
Bestrahlen mit anschließendem Abguß- oder Prägeverfahren ist möglich.
Zur Bestrahlung eignen sich insbesondere Sandstrahlverfahren mit Korund-, Stahl-
oder Glaspartikel. Es können gängige Geräte, wie z. B. der Sandstrahler der Fa. Auer
ST 1000, eingesetzt werden. Typische Strahlzeiten betragen 5 Sekunden bis 3
Minuten, bei harten Materialien wie Stahl bevorzugt 1 bis 2 Minuten. Die so
erhaltenen Oberflächen müssen vor der Weiterverwendung gereinigt bzw. sterilisiert
werden.
Die erfindungsgemäßen Materialien können auch durch Prägen oder Abgießen einer
entsprechenden Form gestaltet werden. Eine solche Form kann ebenfalls durch
Bestrahlen hergestellt werden. Die einzuhaltenden Verfahrensparameter sind die
gleichen wie bei der direkten Bestrahlung; es sollten lediglich ausreichend formstabile
Materialien wie Edelstahl oder Messing eingesetzt werden. Die erfindungsgemäßen
Materialien können anschließend durch Prägen, Gießen, Spritzgießen oder
Foliengießen aus einer Lösung hergestellt bzw. gestaltet werden. Dieses Verfahren
bietet sich insbesondere für die bereits genannten polymeren Werkstoffe an.
Die erfindungsgemäßen Materialien eignen sich zur Herstellung von Erzeugnissen,
wie Geräten, Vorrichtungen und anderen Gegenständen, die aus diesen Materialien
bestehen oder Teile aus solchen Materialien enthalten und daher bei
bestimmungsgemäßer Verwendung von Bakterien weitgehend freigehalten werden.
Was die Fertigungstechnik betrifft, so können die Geräte, Vorrichtungen oder
anderen Gegenstände oder Teile davon zuerst in eine zweckentsprechende Form
gebracht und dann mit einer mikrorauhen Oberfläche versehen werden. Bei einer
anderen Variante fallen sie unmittelbar bei der Formgebung als Gerät, Vorrichtung
oder anderer Gegenstand mit mikrorauher Oberfläche an, z. B. bei der Extrusion von
Rohren, beim Spritzgießen von Formteilen oder Foliengießen aus Lösungen.
Schließlich können die erfindungsgemäßen Materialien auch Halbzeuge sein, die zu
einem erfindungsgemäßen Gerät, einer Vorrichtung oder einem Gegenstand
verarbeitet werden. So können z. B. Stahl- oder Kunststoffplatten mit mikrorauher
Oberfläche zu einem erfindungsgemäßen Gegenstand, z. B. einem Behälter,
zusammengefügt werden.
Dem Ziel der Bakterienhemmung sowie den gegebenen Erläuterungen zum Stand der
Technik entsprechend, können diese Geräte, Apparate und anderen Gegenstände u. a.
auf den Gebieten der Wasser- und Abwassertechnik, der Getränke-,
Nahrungsmittel- und Genußmitteltechnik, der Biotechnologie, der Hygienevorsorge
und der Medizintechnik Verwendung finden.
Die folgenden Beispiele sollen die Erfindung weiter erläutern, nicht aber ihren
Umfang begrenzen.
Die Prüfung auf Adhäsion von Bakterien kann mit verschiedenen Stämmen
vorgenommen werden. Hierzu eignen sich besonders die in Tabelle 1 aufgeführten
Bakterien, da sie in klinischen Isolaten von infizierten Kathetern häufig vorkommen.
Bakterienstämme zur Messung der primären Adhäsion
Bakterienstämme zur Messung der primären Adhäsion
Das Verfahren zur Bestimmung der primären Adhäsion (also unabhängig von
späterer Vermehrung) dieser Bakterienstämme wird beispielhaft für Klebsiella
pneumoniae in der Folge beschrieben. Die primäre Adhäsion der anderen Stämme
(B1 bis B3) wurde analog bestimmt.
Eine Über-Nacht-Kultur des Bakterienstammes Klebsiella pneumondiae in
Hefeextrakt-Pepton-Glukose-Nährmedium (1% + 1% + 1%) wird abzentrifugiert
und in Phosphat-gepufferter Saline (= PBS; 0,05 m KH2PO4, pH 7,2 + 0,9% NaCl)
wieder aufgenommen. Man verdünnt mit PBS-Puffer auf eine Zellkonzentration von
108 Zellen/ml. Die suspendierten Bakterien werden mit dem zu untersuchenden
Folienstück für 3 h in Berührung gebracht. Dazu werden doppelseitig beschichtete
kreisförmige Folienstücke mit einem Durchmesser von 1,6 cm (= 4,02 cm2) auf eine
Präpariernadel gesteckt und mit der Zellsuspension geschüttelt. Einseitig beschichtete
Folien werden in Form einer runden, ebenen Scheibe von 4,5 cm Durchmesser und
mit einer Stützmembran aus 2-3 cm dickem Weich-PVC in eine
Membranfilterapparatur eingespannt. Auf die nach oben zeigende Seite mit der zu
prüfenden Beschichtung wird die Zellsuspension aufgegeben und 3 Stunden
geschüttelt. Die Membranfilterapparatur muß dicht sein, d. h. es darf keine
Zellsuspension durch undichte Zellen ausfließen.
Nach Ablauf der Kontaktzeit wird die Bakteriensuspension mit einer
Wasserstrahlpumpe abgesaugt, und die Folienstücke werden zum Waschen mit 20 ml
steriler PBS-Lösung in einem 100 ml Becherglas 2 Minuten geschüttelt. Das
Folienstück wird nochmals in sterile PBS-Lösung eingetaucht und dann in 10 ml
erhitztem TRIS/EDTA (0,1 M Trishydroxyethylaminomethan, 4 mM
Ethylendiamintetraessigsäure, mit HCl auf pH 7,8 eingestellt) für 2 Minuten im
siedenden Wasserbad extrahiert.
Mit der Extraktionslösung werden keine Eppendorf-Cups befüllt und sofort bis zur
Biolumineszenz-Bestimmung des extrahierten Adenosintriphosphats (ATP) bei -20°C
eingefroren. Die Bestimmung wird wie folgt ausgeführt: In ein transparentes
Röhrchen aus Polycarbonat wird 100 µl Reagentienmix (Biolumineszenz-Test CLS
II. Fa. BOEHRINGER MANNHEIM GmbH) gegeben, und über einen Zeitraum
von 10 Sekunden werden in einem Lichtimpuls-Meßgerät LUMAT LB9501
(Laboratorien Prof. Berthold GmbH, 75323 Bad Wildbad, Deutschland) in
Lichtimpulse integriert. Dann wird eine 100 µl Probe zugegeben und erneut
gemessen. Die relativen Lichteinheiten (RLU) werden durch Subtraktion der
Lichtimpulse im Reagentienmix von der Anzahl der gemessenen Lichtimpulse im
kompletten Ansatz erhalten. Dieser Wert steht in Relation zu der Anzahl der an der
Folie adhärierten Bakterien. Der Umrechnungsfaktor zwischen dem RLU-Wert und
der Bakterienzahl wird bestimmt, indem ein Aliquot von 0,1 ml der
Bakteriensuspension mit 108 Zellen/ml in 10 ml heißem TMS/EDTA extrahiert und
dann der ATP-Gehalt bestimmt wird.
Für Klebsiella pneumoniae ergibt sich ein Wert von 1,74.104 RLU = 1.107 Zellen im
ATP-Extraktionsansatz. Bei einem gemessenen Wert von 4,7.104 von 4 cm3 Folie
waren pro cm2 Folienoberfläche
primär adhäriert.
Es wurden 5 gedrehte Scheiben aus 1.4571 Edelstahl mit einem Durchmesser von 70
mm und einer Dicke von 5 mm einseitig hochglanzpoliert. 4 davon wurden
nachfolgend mit Glasperlen in einem Sandstrahler Auer ST1000 bestrahlt. Dabei
wurde für jede Scheibe Glasperlen einer anderen Körnung verwendet. Es kamen die
Körnungen 20, 50, 120 und 220 zum Einsatz. Die so gewonnenen Scheiben wurden
in 10% w/w Wasserstoffperoxidlösung mit 5% w/w Perchlorsäure 16 Stunden bei
Raumtemperatur inkubiert, um sie zu reinigen und anschließend 2 Stunden bei 70°C
getrocknet.
Das Polyurethan TECOFLEX® EG 93 der Fa. Thermedics, Inc., Woburn. Mass.,
USA wurde in Tetrahydrofuran gelöst (5% w/w) und auf die vorbereiteten
Stahlscheiben von unterschiedlicher Rauhigkeit gegossen. Die nach Verdampfen des
Lösemittels erhaltenen Folien wurden abgelöst, und die Mikrorauhigkeit und die
Bakterienadhäsion wurden gemessen. Die Ergebnisse gehen aus der folgenden
Tabelle hervor.
Tabelle
Aus der Tabelle geht hervor, daß die Bakterienadhäsion auf den nicht
erfindungsgemäßen glatten (Beispiel I) und rauhen (Beispiel 5) Oberflächen deutlich
stärker ist als auf den erfindungsgemäßen mikrorauhen Oberflächen der Beispiele 2
bis 4.
Claims (9)
1. Materialien mit mikrorauher, bakterienabweisender Oberfläche, gekennzeichnet
durch mindestens zwei der folgenden, sowohl für die Messung in x-Richtung als
auch für die in y-Richtung geltenden Parameter:
Zehnpunkthöhe Rz 10 bis 1000 nm,
arithmetischer Mittenrauhwert Ra 5 bis 100 nm,
mittlerer Abstand der örtlichen Profilspitzen S 30 bis 1000 nm.
2. Materialien nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch mindestens zwei der
folgenden Parameter:
Zehnpunkthöhe Rz 30 bis 700 nm,
arithmetischer Mittenrauhwert Ra 10 bis 80 nm,
mittlerer Abstand der örtlichen Profilspitzen S 50 bis 500 nm.
3. Materialien nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch mindestens zwei der
folgenden Parameter:
Zehnpunkthöhe Rz 80 bis 200 nm,
arithmetischer Mittenrauhwert Ra 10 bis 30 nm,
mittlerer Abstand der örtlichen Profilspitzen S 100 bis 450 nm.
4. Materialien nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie aus Metall, einem Polymer, Hartholz, Glas oder Keramik bestehen.
5. Verfahren zur Herstellung von Materialien gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die mikrorauhe Oberfläche durch Bestrahlen erzeugt wird.
6. Verfahren zur Herstellung von Materialien gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Materialoberfläche durch Prägen oder Abguß gestaltet wird.
7. Verwendung von Materialien nach den Ansprüchen 1 bis 4 zur Herstellung von
Erzeugnissen, die aus diesen Materialien bestehen oder Teile aus solchen
Materialien enthalten.
8. Erzeugnisse, die aus Materialien nach den Ansprüchen 1 bis 4 bestehen oder
Teile aus solchen Materialien enthalten.
9. Verwendung von Erzeugnissen nach Anspruch 8 auf den Gebieten der Wasser-
und Abwassertechnik, der Getränke-, Nahrungsmittel- und Genußmitteltechnik,
der Biotechnologie, der Hygienevorsorge oder der Medizintechnik.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19818956A DE19818956A1 (de) | 1997-05-23 | 1998-04-28 | Materialien mit mikrorauhen, bakterienabweisenden Oberflächen |
Applications Claiming Priority (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19721724 | 1997-05-23 | ||
DE19818956A DE19818956A1 (de) | 1997-05-23 | 1998-04-28 | Materialien mit mikrorauhen, bakterienabweisenden Oberflächen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19818956A1 true DE19818956A1 (de) | 1998-11-26 |
Family
ID=7830352
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19818956A Withdrawn DE19818956A1 (de) | 1997-05-23 | 1998-04-28 | Materialien mit mikrorauhen, bakterienabweisenden Oberflächen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19818956A1 (de) |
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