DE19816865A1 - Dentalimplantat - Google Patents
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Dentalimplantat, wobei das Dentalimplantat zumindest in dem Bereich, in dem es von der Gingiva (3) umgeben ist, eine Beschichtung (5) aus einem bioaktiven Silikatglas aufweist. Überraschenderweise wurde gefunden, daß die Epithelzellen der Gingiva an die Beschichtung anwachsen können und so ein dichter Abschluß zur Mundhöhle hin erreicht wird.
Description
Die Erfindung betrifft ein Implantat, vorzugsweise
Dentalimplantat, ein Verfahren zu dessen Herstellung,
sowie die Verwendung einer
Silikatglaszusammensetzung.
Ein natürlicher Zahn besteht aus der Krone, die über
das Zahnfleisch hinausragt und vom Schmelz überzogen
wird, sowie aus der Wurzel, die in der Alveole des
Kiefers steckt. Die Wurzel wird vom Zement, einem
geflechtartigen Knochen, umkleidet. Über die
Wurzelhaut (Desmodontium) wird der Zahn federnd in
der knöchernen Alveole des Kiefers aufgehängt. Dazu
verlaufen zwischen Alveolenwand und Zement Fasern in
verschiedenen Richtungen, so daß gegen jede
mechanische Einwirkung ein Zugwiderstand entsteht.
Der Teil des Zahnes, an dem Schmelz und Zement
aneinandergrenzen, wird als Zahnhals bezeichnet.
Das Zahnfleisch besteht aus mehrschichtigem
unverhorntem Plattenepithel und dessen Lamina
propria, die fest mit dem Periost des Kiefers
verwachsen ist. Als äußeres Saumepithel bekleidet es
den Alveolarfortsatz außen; es ist hoch und durch
Papillarfortsätze mit der Lamina propria verzahnt.
Stellenweise kann Verhornung auftreten. Als inneres
Saumepithel zieht es über den oberen Rand der Alveole
hinweg an den Zahnhals heran und bedeckt das
Desmodontium von oben.
Die derzeit verwendeten Dentalimplantate bestehen
meist aus einem Verankerungsteil aus Metall, der in
Form einer Platte, einer zylindrischen Nadel oder
einer Schraube ausgebildet ist und durch mechanische
Verzahnung im Knochen verankert ist. Um das
Einsprießen von Knochengewebe zu ermöglichen und
damit eine bessere Fixierung der Verankerung im
Knochengewebe zu ermöglichen, ist vorgeschlagen
worden, den metallischen Körper mit einer
Polymermatrix zu überziehen, in der kugelförmige
Partikel aus resorbierbaren, bioaktiven
Calciumphosphaten eingelagert sind (DE 27 33 394).
Mit der Resorption der Phosphate kann Knochenmaterial
in die Hohlräume einsprießen, so daß eine intensive
Verbindung zwischen dem Verankerungsteil und dem
Knochen ausgebildet wird. Auf das Verankerungsteil
kann nach dem Einwachsen in den Knochen eine Krone
aufgesetzt werden. Zu diesem Zweck ist zwischen der
künstlichen Wurzel und der über dem Zahnfleisch
angebrachten Krone ist ein Zwischenstück vorgesehen,
das dem Zahnhals des natürlichen Zahns entspricht.
Dieses Zwischenstück besteht aus Gold oder einem
goldbeschichteten Material. Auch eine Metallkeramik
kann für diesen Abschnitt verwendet werden. An diesem
Zwischenstück liegt das Zahnfleisch an. Dies
geschieht, damit die Öffnung im Zahnfleisch, die beim
Einsetzen des Verankerungsteils in den Kiefer
geschaffen wurde, vernäht wird und dabei das
Zahnfleisch möglichst eng um den seitlichen Rand des
Zwischenstücks gelegt wird. Da die Zellen des
Zahnfleischen jedoch nicht an der Metalloberfläche
des Zwischenstücks anwachsen können, bildet sich ein
Spalt, durch den Bakterien entlang des Implantats in
Richtung auf den Alveolarknochen vordringen können.
Dies kann zu Entzündungen, Knochenschwund und in
ungünstigen Fällen zu einem Verlust der Verankerung
des Implantats im Knochen führen. Probleme bestehen
weiter darin, daß sich der Übergang zwischen
Verankerungsteil und Zahnfleisch nur schwierig
reinigen läßt, also an dieser neuralgischen Stelle
vermehrte Bakterienanlagerungen in Kauf genommen
werden müssen. Schließlich bestehen auch ästhetische
Bedenken, insbesondere wenn ein Implantat einen
frontalen Zahn ersetzen soll, da das goldfarbene
Zwischenstück über das Zahnfleisch hinausragt und
damit sichtbar ist.
In der DE 24 55 828 wird vorgeschlagen, im
Verankerungsteil an der Stelle des Durchtritts durch
die Gingiva eine Einschnürung vorzusehen. Dadurch
soll der Weg, den die Bakterien auf dem Weg zum
Alveolarknochen zurückzulegen haben, verlängert
werden und so die Infektionsgefahr sinken. Die
Oberfläche des Verankerungsteils ist mit einer dünnen
Porzellanschicht überzogen, die an der Einschnürung
noch zusätzlich von einem glasierten Überzug bedeckt
ist. Durch die Einschnürung ist die Öffnung im
Zahnfleisch, die für den Durchtritt des
Verankerungsteils in die Mundhöhle benötigt wird,
kleiner, wodurch die Ausdehnung des Spalts zwischen
Verankerungsteil und Zahnfleisch verringert werden
kann. Um eine Verringerung der Infektionsgefahr zu
erreichen, wird also einerseits die Ausdehnung des
Spaltes entlang des Umfangs des Verankerungsteils
verringert und andererseits der Weg, den Bakterien in
Richtung auf den Alveolarknochen zurückzulegen haben,
verlängert. Auch bei diesem Aufbau bleibt jedoch eine
Gefahr einer Infektion bestehen. Ebenso ist das
Problem der Reinigung des Übergangs zwischen
Implantat und Zahnfleisch nicht gelöst und auch die
erwähnten ästhetischen Nachteile bleiben bestehen.
In jüngerer Zeit gehen die Bemühungen dahin, die
Materialien für Implantate und Prothesen möglichst
eng an die Bedingungen in der Zellumgebung
anzupassen. Die Materialien sollen nicht nur vom
Körper akzeptiert werden, also biokompatibel sein,
sondern bioaktiv. Darunter wird verstanden, daß
Gewebe am Implantat anwächst, das Implantat also in
physiologische Vorgänge integriert wird. Dafür
geeignet sind bioaktive Gläser und bioaktive
Glaskeramik. Wangpeng Cao und Larry L. Hench geben in
einem Artikel "Bioctive Materials" (Ceramics
International 22 (1996) 493-507 einen Überblick
über den gegenwärtigen Kenntnisstand über derartige
Materialien.
In der WO 97/45377 wird eine
Silikatglaszusammensetzung zur Modifikation
keramischer Werkstoffe beschrieben. Dabei werden die
keramischen Massen nicht wie bisher üblich, aus
Mineralien gewonnen, sondern aus synthetisch
hergestellten Metalloxiden. Dadurch lassen sich die
Eigenschaften der Zusammensetzung sehr genau und
reproduzierbar über das Verhältnis der eingesetzten
Metalloxide steuern.
Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ein Implantat,
vorzugsweise Dentalimplantat, zur Verfügung zu
stellen, das eine hohe Stabilität und Bioaktivität
aufweist.
Die Aufgabe wird dadurch gelöst, daß das Implantat
zumindest in einem Abschnitt eine Beschichtung aus
einem bioaktiven Silikatglas aufweist, das durch
Zusammenschmelzen hochreiner synthetischer
Metalloxide erhalten worden ist.
Überraschenderweise wurde gefunden, daß Zellen,
speziell Epithelzellen der Gingiva, an der Oberfläche
der bioaktiven Silikatglasbeschichtung festwachsen
können. Zurückgeführt wird dies einerseits auf die
hohe Reinheit der synthetischen Metalloxide,
andererseits auf die Reproduzierbarkeit der
Silikatglaszusammensetzung und ihrer Eigenschaften.
Bisher wurden Glasuren und keramische Beschichtungen
nämlich aus natürlich vorkommenden Mineralien,
insbesondere Feldspat, hergestellt. Diese Mineralien
können zwar bis zu einem sehr hohen Grad gereinigt
werden, es bleiben jedoch immer Verunreinigungen
zurück. Diese Verunreinigungen diffundieren aus der
fertiggestellten Keramik aus. Diese Keramiken zeigen
daher eine Bioverträglichkeit, d. h. im Körper werden
keine Abstoßungsreaktionen beobachtet, die
Verunreinigungen verhindern jedoch eine Bioaktivität
der Keramik, d. h. ein Anwachsen von Gewebe wurde
bisher bei derartigen Werkstoffen nicht beobachtet.
Durch die Reinheit der Ausgangsstoffe können auch die
physikalischen Bedingungen der Keramik sehr genau
gesteuert werden. Beispielsweise kann die Ausbildung
der Leucitkristalle sehr genau gesteuert werden. Der
Kristallgehalt hat wiederum Auswirkungen auf die
biologische Aktivität der Oberfläche des Glases bzw.
der Glaskeramik. Ebenso kann die Härte der
Beschichtung sowie ihre Haftung am Substrat sehr genau
beeinflußt werden.
Als günstig hat sich eine Zusammensetzung erwiesen,
bei der die Beschichtung bezogen auf Gewichtsbasis im
wesentlich besteht aus
SiO2 | 40-50% |
Al2O3 | 8-12% |
K2O | 7-15% |
Na2O | 8-15% |
B2O3 | 4-10% |
LiO2 | 0,8-1% |
Gläser dieser Zusammensetzung lassen sich
beispielsweise auf ein metallisches Grundgerüst aus
Titan oder anderen in der Dentalrestauration üblichen
Metallen oder Legierungen aufbrennen. Durch die beim
Aufbrennvorgang auf dem metallischen Grundgerüst
ausgebildeten Oxidschicht wird eine intensive
Verbindung zwischen Grundgerüst und Beschichtung
erreicht, wie sie beispielsweise bei Dental- oder
Oberschenkelimplantaten wegen der dort vorhandenen
extremen mechanischen Belastungen gefordert wird.
Bei dieser Zusammensetzung zeigt die Beschichtung
einen niedrigen Schmelzpunkt von 700-950°c,
einen Erweichungspunkt von < 600°c und einen
Transformationspunkt von < 550°c. Die Glasur läßt
sich dadurch auch in zahntechnischen Laboratorien
problemlos verarbeiten und auf metallischen Trägern
aufbringen.
Die Eigenschaften der Beschichtung lassen sich weiter
verändern, wenn die Beschichtung bezogen auf
Gewichtsbasis enthält:
K2O | 7-10% und/oder |
Na2O | 8-10% und/oder |
B2O3 | 4-6% |
Insbesondere für Dentalimplantate, bei denen ein
möglichst naturgetreues Aussehen gefordert wird, kann
vorgesehen werden, daß die Beschichtung bezogen auf
Gewichtsbasis weiter enthält:
TiO2 | 3-5% und/oder |
ZrO2 | 7-11% und/oder |
SnO2 | 0,1-3% |
Dadurch kann die Färbung, die Helligkeit sowie die
Opaleszenz des Implantats eingestellt werden.
Die Bioaktivität der Beschichtung kann weiter erhöht
werden, wenn bezogen auf die Gesamtmasse die
Beschichtung einen Anteil von 10-40%
Calciumphosphate, vorzugsweise Hydroxylapatit,
und/oder Aluminiumhydroxid aufweist. Hydroxylapatit
kann vom Körper resorbiert werden und wirkt sich
positiv auf das Zellenwachstum aus. In die
entstehenden Hohlräume kann dann Gewebe einsprießen.
Es stehen somit zwei weitere Parameter zur Verfügung,
mit denen die Eigenschaften der Beschichtung variiert
werden können. Während durch Calciumphosphate die
Körperverträglichkeit des Implantats gesteigert wird,
wird durch das Aluminiumoxid die mechanische
Belastbarkeit der Beschichtung erhöht. Durch das
Verhältnis von Aluminiunoxid zu Calciumphosphat bzw.
Aluminiumhydroxid kann die Stabilität bzw. die
Bioverträglichkeit der Beschichtung optimal den
jeweiligen Bedürfnissen angepaßt werden.
Das Anwachsen der Epithelschicht verbessert sich,
wenn der Anteil kristalliner Bereiche des
Silikatglases bezogen auf das Silikatglas geringer
als 60% ist. Dabei wurde gefunden, daß das Anwachsen
um so leichter geschieht, je geringer der Anteil
kristalliner Bereiche im Silikatglas ist. Bereiche
von Leucitkristallen werden jeweils von einer Schicht
aus amorphem Glas umgeben. Der Gehalt an
kristallinenen Bereichen hat vor allem Auswirkungen
auf den Grad der Bioaktivität der Oberfläche der
Keramik. Vermutlich lassen sich die amorphen
Bereiche, die thermodynamisch auf einem höheren
Niveau liegen, leichter von den körpereigenen Medien
anlösen, so daß durch die Zellen eine Veränderung der
Oberfläche der Implantatbeschichtung erreicht werden
kann. Insbesondere Alkaliionen lassen sich leicht aus
dem Glas herauslösen und ermöglichen so eine
Veränderung der Oberfläche des Implantats. Diese
Dynamik entspricht den natürlichen Vorgängen, bei
denen in Abhängigkeit von der Belastung ständig
Umbauvorgänge zur Anpassung an den körpereigenen
Strukturen durchgeführt werden.
Die ästhetische Erscheinung des Dentalimplantats kann
verbessert werden, wenn das Implantat zweiteilig
ausgebildet ist, mit einem Verankerungsteil und einer
Krone, wobei das Verankerungsteil eine Höhe aufweist,
die so gewählt ist, daß es im implantierten Zustand
von der Gingiva überragt wird, vorzugsweise mit dem
Alveolarknochen abschließt, und die Verbindungsstelle
zwischen Verankerungsteil und Krone völlig von der
Gingiva bedeckt wird. Das Implantat bekommt dadurch
das Aussehen eines natürlichen Zahns, weil der
Übergang zwischen Verankerungsteil und Krone nicht
sichtbar ist. Da auch die Krone im Bereich der
Gingiva eine Beschichtung aus bioaktiver
Silikatkeramik aufweist, verwachsen sowohl
Verankerungsteil als auch Krone mit den sie
umgebenden Epithelzellen. Die bisher bestehenden
Hygieneprobleme können somit beseitigt werden. Das
Implantat fügt sich in die körpereigenen
Reinigungsprozesse, die z. B. durch Bewegungen der
Zunge erfolgen, ein. Ferner kann das Implantat wie
ein natürlicher Zahn mit Hilfe einer Zahnbürste
gereinigt werden. Im Zwischenraum zwischen Krone und
Gingiva können sich keine Speisereste oder Bakterien
ansammeln, da dieser Spalt durch die der natürlichen
Form eines Zahns eng angenäherten Gestalt des
Implantats entfällt. Ebenso ist es möglich, die
mechanische Belastung des Zahns, die z. B. beim Kauen
entsteht, besser in den Kieferknochen abzuleiten.
Die Verbindung von Verankerungsteil und Krone erfolgt
durch eine Verklebung. Dazu ist am Verankerungsteil
und an der Krone eine Klebefläche und zwischen den
Klebeflächen ein Zement vorgesehen. Da die
Klebestelle von der Gingiva umschlossen wird, darf
der Zement keine Substanzen, z. B. Monomere oder
Weichmacher ausbluten, da dies zu einem Zurückweichen
des Gewebes führen würde.
Die hohe Gewebeverträglichkeit einer
Silikatglasbeschichtung, die im wesentlichen besteht
aus:
SiO2 | 40-50% |
Al2O3 | 8-12% |
K2O | 7-15% |
Na2O | 8-15% |
B2O3 | 4-10% |
LiO2 | 0,8-1% |
und die durch Zusammenschmelzen der hochreinen
Metalloxide hergestellt wird, begründet ihre
Verwendung als Anwachsfläche für Zellen, insbesondere
Epithelzellen der Gingiva, in Implantaten,
vorzugsweise Dentalimplantaten.
Die Eignung der Silikatglaszusammensetzung als
Anwachsfläche für Zellen kann weiter verbessert
werden, wenn die Beschichtung bezogen auf
Gewichtsbasis weiter enthält:
K2O | 7-10% und/oder |
Na2O | 8-10% und/oder |
B2O3 | 4-6% |
Insbesondere für die Verwendung als Anwachsfläche
Epithelzellen in Dentalimplantaten ist günstig, wenn
die Silikatglaszusammensetzung weiter enthält:
TiO2 | 3-5% und/oder |
ZrO2 | 7-11% und/oder |
SnO2 | 0,1-3% |
Eine weitere Steigerung der Eignung als Anwachsfläche
wird erreicht, wenn die Beschichtung einen Anteil von
Calciumphosphaten, vorzugsweise Hydroxylapatit
und/oder Aluminiumhydroxid aufweist. Die
Calciumphosphate und/oder das Aluminiumhydroxid
sollte dabei möglichst feinverteilt sein.
Die Beschichtung kann sehr einfach in einem
Dentallabor auf einen Grundkörper des
Dentalimplantats aufgebrannt werden. Dazu werden die
Metalloxide fein gepulvert und im gewählten
Verhältnis gemischt, mit einer Anmischflüssigkeit,
vorzugsweise Ethanol, in eine cremige Konsistenz
überführt werden, auf einen Grundkörper des
Implantats, der vorzugsweise nach den anatomischen
Bedingungen eines Implantatträgers geformt ist, in
einer dünnen Schicht aufgetragen werden und nach dem
Trocknen bei einer Temperatur < 850°C gebrannt. Weil
das Verfahren sehr einfach mit konventionellen
Mitteln durchzuführen ist, können individuell
angepaßte Implantate hergestellt werden. Dies war mit
den bisherigen Implantaten nicht möglich. Der
osseointegrierte Teil des Implantats wurde
standardisiert fabrikmäßig hergestellt, wobei eine
Beschichtung mit Hydroxylapatit oder einer anderen
Keramik durch Aufpressen oder Aufsprayen, z. B.
mittels Plasmasprayverfahren, aufgebracht wurde.
Durch das neue Verfahren, bei dem die Keramik
aufgebrannt wird, kann nun eine wesentlich bessere
Verbindung zum Grundgerüst hergestellt werden. Die
bioaktive Keramik wird insbesondere in dem Abschnitt
des Implantats aufgebrannt, das später von der
Gingiva umschlossen wird.
Die Verarbeitung kann weiter vereinfacht werden, wenn
die Metalloxide zunächst zu einem Glas verschmolzen
werden, die Schmelze abgeschreckt wird und die
abgeschreckte Schmelze zu einem Pulver vermahlen
wird.
Die Erfindung wird in einer bevorzugten
Ausführungsform unter Bezugnahme auf eine Zeichnung
beschrieben, wobei weitere vorteilhafte Einzelheiten
den Figuren der Zeichnung zu entnehmen sind.
Funktionsmäßig gleiche Teile sind dabei mit denselben
Bezugszeichen versehen.
Die Figur zeigt im einzelnen:
Fig. 1 Einen schematisierten Schnitt durch ein in
den Alveolarknochen implantiertes
erfindungsgemäßes Dentalimplantat.
Fig. 1 zeigt einen Schnitt durch ein Dentalimplantat,
daß in den Alveolarknochen 1 implantiert wurde. Das
Implantat besteht aus einer Krone 2, welche über die
Gingiva 3 in die Mundhöhle hinausragt, und einem
Verankerungsteil 4. Der Verankerungsteil 4 besteht
aus einem Abschnitt 4a, der im Alveolarknochen
versenkt ist. Er kann in der Form bekannter
Implantate ausgebildet sein, beispielsweise als
Platte, Stift oder, wie dargestellt, in Form einer
Schraube. Beschränkungen in der Formgebung und dem
Material bestehen nicht. Ebenso kann der Abschnitt 4a
mit einer Beschichtung aus Hydroxylapatit versehen
sein, um das Einwachsen des Verankerungsteils in den
Knochen zu erleichtern. Für die Beschichtung des
Abschnitts 4a können alle bekannten Beschichtungen,
einschließlich einer Silikatglasbeschichtung
verwendet werden. Der Verankerungsteil 4 ragt im
Ausführungsbeispiel mit dem Kragen 4b über den
Alveolarknochen 1 hinaus in die Gingiva 3 hinein. Es
ist jedoch auch möglich, das Verankerungsteil soweit
im Knochen zu versenken, daß es mit der Oberseite des
Knochens abschließt. Der Kragen ist im
Ausführungsbeispiel zylinderförmig ausgeführt und hat
im Querschnitt dieselbe Gestalt wie die sich
anschließende Krone. Andere Formen sind jedoch ebenso
möglich. Auf den Seitenflächen des Kragens 4b ist
eine Beschichtung 5 aus Silikatglas aufgebrannt. Der
Aufbrennvorgang und die Zusammensetzung werden weiter
unten beschrieben. Auf der oberen Seite des
Verankerungsteils ist eine Klebefläche 6 vorgesehen.
Auf der Klebefläche 6 ist mittels eines Zements 7 die
Krone 2 aufgeklebt. Die Krone 2 ist aus Keramik nach
den bekannten Verfahren gefertigt. Sie kann
durchgehend aus Keramik gefertigt sein, jedoch auch
beispielsweise einen Metallkern aufweisen. Die Krone
weist einen Abschnitt 2a auf, der innerhalb der
Gingiva 3 verläuft, sowie einen Abschnitt 2b, der
über die Gingiva 3 hinausragt. Zumindest im Bereich
innerhalb der Gingiva 3 ist die Außenfläche des
Abschnitts 2a der Krone 2 mit einer Beschichtung 5
aus bioaktivem Silikatglas beschichtet. Meist wird
jedoch die gesamte Außenfläche der Krone 2 mit der
bioaktiven Silikatglasschicht überzogen. Im Bereich,
in der das Verankerungsteil 4 und die Krone 2
innerhalb der Gingiva verläuft, also in den
Abschnitten 4b und 2a, ist die Gingiva mit dem
Dentalimplantat verwachsen. Es wird dadurch ein
dichter Abschluß zur Mundhöhle hin erzeugt, so daß
keine Bakterien mehr in Richtung auf den
Alveolarknochen 1 entlang der Außenfläche des
Dentalimplantats vordringen können. Die
Verbindungsstelle zwischen Verankerungsteil 4 und
Krone 2 wird vollständig von der Gingiva bedeckt, der
Übergang ist folglich nicht sichtbar, was zu einer
besseren Ästhetik des Implantats führt. Da die
Gingiva mit dem Implantat verwachsen ist, läßt sich
der Übergang zwischen Krone 2 und Gingiva 3 auch
leicht und gründlich reinigen, was zu einer weiteren
Verringerung der Infektionsgefahr führt.
Die Zusammensetzung der Silikatglasbeschichtung wird
innerhalb der folgenden Bereiche gewählt:
SiO2 | 40-50% |
Al2O3 | 8-12% |
K2O | 7-15% |
Na2O | 8-15% |
B2O3 | 4-10% |
LiO2 | 0,8-1% |
TiO2 | 3-5% |
Eine beispielhafte Zusammensetzung ist im folgenden
angegeben:
Oxid | |
Gew.-% | |
SiO2 | 45 |
Al2O3 | 8 |
K2O | 8 |
Na2O | 13 |
B2O3 | 2 |
CaO | 2 |
Li2O | 3 |
SnO2 | 8 |
TiO2 | 9 |
MgO | 1 |
ZrO2 | 1 |
Die feingepulverten Metalloxide, die in der höchsten
im Handel erhältlichen Reinheitsstufe eingesetzt
werden, werden innig vermischt. Das so erhaltene
Pulver wird mit Ethanol zu einer cremigen Konsistenz
angerührt und in einer dünnen Schicht auf die
gewünschten Bereiche des Verankerungsteil bzw. der
Krone, deren Oberfläche zuvor aufgerauht wurden,
aufgetragen. Der anschließende Brennvorgang wird mit
den folgenden Parametern durchgeführt:
Starttemperatur: 400-500°C
Trockenzeit: 2 Minuten
Brennzeit: 2 Minuten
Vakuum: 0
Heizrate: 55-65°C/min
Brenntemperatur: 600-780°c
Haltezeit: 2 Minuten
Abkühlen: 2 Minuten
Trockenzeit: 2 Minuten
Brennzeit: 2 Minuten
Vakuum: 0
Heizrate: 55-65°C/min
Brenntemperatur: 600-780°c
Haltezeit: 2 Minuten
Abkühlen: 2 Minuten
Um das keramische Pulver besser verarbeiten zu
können, kann alternativ aus den innig vermischten
Metalloxiden auch zunächst ein Glas erschmolzen
werden. Die Schmelze wird abgeschreckt und zu einem
feinen Pulver vermahlen. Der Auftrag der Keramik und
der Brennvorgang erfolgen anschließend wie
beschrieben.
Die biologische Verträglichkeit der Beschichtung aus
Silikatglas wurde nach Standardverfahren getestet.
Referenzmethode: BTP 2-4-005-83 MEM Elutions
Zellkultur Zytotoxozitätstest.
Ein Probenkörper aus der oben genannten
Silikatglaszusammensetzung, der ein Anteil von
40 Gew.-%% Hydroxylapatit beigegeben war, wurde
gebrannt. Die Probenkörper hatten die Form von
Plättchen mit den Abmessungen 5 × 5 × 2 mm. Der
Probenkörper wurde für 24 Stunden bei 37°C in
Minimal Essential Medium extrahiert, wobei pro Gramm
Probenkörper 5 ml Medium zugegeben wurden. Nach der
Extraktion wurde das Medium durch ein 0,2 µm Filter
abfiltriert und 2 ml des Extrakts auf eine
Zellkultur, die aus einer Monolage von gesunden L929-
Zellen bestand, gegeben. Die Kultur wurde 24 Stunden
inkubiert und anschließend unter dem Mikroskop
untersucht und klassifiziert.
Zellreihe: L929; 22.01.13
Positivkontrolle: BTL Code Pos.0179
Negativkontrolle: BTL Code Neg. 1080.
Positivkontrolle: BTL Code Pos.0179
Negativkontrolle: BTL Code Neg. 1080.
Die Klassifikation erfolgte nach den folgenden
Vorgaben:
0 keine Zytotoxizität
1 1%-25% der Zellen beschädigt
2 26%-50% der Zellen beschädigt
3 51%-75% der Zellen beschädigt
4 76%-100% der Zellen beschädigt.
1 1%-25% der Zellen beschädigt
2 26%-50% der Zellen beschädigt
3 51%-75% der Zellen beschädigt
4 76%-100% der Zellen beschädigt.
Beurteilt wurde die Confluenz der Monolage,
Krenation, Vakuolisierung und Cytolyse der Zellen.
Der Probenkörper wird als nicht-zytotoxisch
beurteilt, wenn er in allen Kategorien den Wert 0
erhält.
Nach den Meßergebnissen weist der Probenkörper keine
Zytotoxizität auf.
Referenzmethode: BTP 2-4-001-83 Agar-Diffusions-
Zytotoxizitätstest.
Eine Schicht aus der oben angegebenen
Silikatglaszusammensetzung, der ein Anteil von
40 Gew.-% Hydroxylapatit beigegeben war, wurde auf
einer Platinfolie aufgebrannt (Probenkörper). Der
Probenkörper wurde für 30 Minuten mit UV-Licht
bestrahlt. Anschließend wurde der Probenkörper direkt
auf eine Monoschicht gesunder L929-Zellen auf einem
Agarose-Agar aufgelegt und für 24 Stunden inkubiert.
Nach der Inkubation wurde der Probenkörper abgenommen
und die Zellschicht unter dem Mikroskop untersucht
und klassifiziert.
Zellreihe: L929; 22.01.21
Positivkontrolle: BTL Code Pos.0179
Negativkontrolle: BTL Code Neg. 1080.
Positivkontrolle: BTL Code Pos.0179
Negativkontrolle: BTL Code Neg. 1080.
Der Klassifikationsindex setzt sich zusammen aus
einem Flächenindex und einem Lysis-Index. Beim
Flächenindex wird die Fläche des Probenkörpers ins
Verhältnis zur Fläche der Zellschicht gesetzt wird,
auf der Einflüsse auf die Zellen zu beobachten sind.
Beim Lysis-Index wird der Anteil der geschädigten
Zellen an der betroffenen Fläche beurteilt.
Klassifikationsindex = Flächenindex/Lysis-Index.
Klassifikationsindex = Flächenindex/Lysis-Index.
Die Klassifikation erfolgte nach den folgenden
Bedingungen.
0 keine Veränderungen unter oder um den
Probenkörper
1 Veränderungen auf der Fläche unter dem Probenkörper
2 Veränderungen erstrecken sich um bis zu 0,5 cm über die Fläche des Probenkörpers hinaus
3 Veränderungen erstrecken sich 0,5-1,0 cm über die Fläche des Probenkörpers hinaus
4 Veränderungen erstrecken sich weiter als 1,0 cm über die Fläche des Probenkörpers hinaus
5 Veränderungen betreffen die gesamte Fläche der Nährschale.
1 Veränderungen auf der Fläche unter dem Probenkörper
2 Veränderungen erstrecken sich um bis zu 0,5 cm über die Fläche des Probenkörpers hinaus
3 Veränderungen erstrecken sich 0,5-1,0 cm über die Fläche des Probenkörpers hinaus
4 Veränderungen erstrecken sich weiter als 1,0 cm über die Fläche des Probenkörpers hinaus
5 Veränderungen betreffen die gesamte Fläche der Nährschale.
Lysis-Index
0 keine Zytotoxizität
1 < 20% Schädigung
2 20%-39% Schädigung
3 40%-59% Schädigung
4 60%-80% Schädigung
5 < 80% Schädigung.
1 < 20% Schädigung
2 20%-39% Schädigung
3 40%-59% Schädigung
4 60%-80% Schädigung
5 < 80% Schädigung.
Eine Zytotoxizität des Probenkörpers konnte nicht
beobachtet werden.
Ein zylinderförmiger Probenkörper mit einem
Durchmesser von 2 mm und einer Länge von 5 mm wurde
aus der oben genannten Silikatglaszusammensetzung,
der ein Anteil von 40% Hydroxylapatit beigegeben war
hergestellt. Der Probenkörper wurde in einen zu
beiden Seiten offenen Teflonschlauch eingeführt und
einem Hamster in das subkutane Gewebe eingepflanzt.
Nach einer Woche wurde die Umgebung des Implantats
auf Sicht beurteilt.
Es konnte ein Anwachsen des Bindegewebes an die
freiliegenden Flächen des keramischen Probenkörpers
beobachtet werden. Das Gewebe hatte eine Basallamina
und Hemidesmosomen ausgebildet.
Entzündungserscheinungen in der Umgebung des
Implantats waren nicht feststellbar.
1
Alveolarknochen
2
Krone
2
a
, 2
b Abschnitte
3
Gingiva
4
Verankerungsteil
4
a Abschnitt
4
b Kragen
5
Beschichtung
6
Klebefläche
7
Zement
Claims (14)
1. Implantat, vorzugsweise Dentalimplantat, da
durch gekennzeichnet, daß
das Implantat zumindest in einem Abschnitt eine
Beschichtung (5) aus einem bioaktiven
Silikatglas aufweist, das durch
Zusammenschmelzen hochreiner synthetischer
Metalloxide erhalten worden ist.
2. Implantat nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß die
Beschichtung (5) bezogen auf Gewichtsbasis im
wesentlich besteht aus
SiO2 40-50%
Al2O3 8-12%
K2O 7-15%
Na2O 8-15%
B2O3 4-10%
LiO2 0,8-1%
3. Dentalimplantat nach Anspruch 1 oder 2, da
durch gekennzeichnet, daß
die Beschichtung (5) bezogen auf Gewichtsbasis
enthält:
K2O 7-10% und/oder
Na2O 8-10% und/oder
B2O3 4-6%
4. Dentalimplantat nach Anspruch 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Beschichtung (5) bezogen auf
Gewichtsbasis weiter besteht aus:
TiO2 3-5% und/oder
ZrO2 7-11% und/oder
SnO2 0,1-3%
5. Implantat nach Anspruch 1, 2, 3 oder 4, da
durch gekennzeichnet, daß
bezogen auf die Gesamtmasse die Beschichtung
einen Anteil von 10-40% Calciumphosphat,
vorzugsweise Hydroxylapatit, und/oder
Aluminiumhydroxid aufweist.
6. Implantat nach Anspruch 1, 2, 3, 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Anteil kristalliner Bereiche des
Silikatglases bezogen auf das Silikatglas
geringer als 60% ist.
7. Dentalimplantat nach Anspruch 1, 2, 3, 4, 5
oder 6, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Implantat zweiteilig
ausgebildet ist, mit einem Verankerungsteil (4)
und einer Krone (2), wobei das Verankerungsteil
(4) eine Höhe aufweist, die so gewählt ist, daß
es im implantierten Zustand von der Gingiva (3)
überragt wird, vorzugsweise mit dem
Alveolarknochen abschließt, und die
Verbindungsstelle zwischen Verankerungsteil (4)
und Krone (2) völlig von der Gingiva (3)
bedeckt wird.
8. Dentalimplantat nach Anspruch 7, dadurch
gekennzeichnet, daß am
Verankerungsteil (4) und an der Krone (2) eine
Klebefläche (6) und zwischen den Klebeflächen
ein Zement (7) vorgesehen ist vorgesehen ist.
9. Verwendung einer Silikatglasbeschichtung, die
im wesentlichen besteht aus:
SiO2 40-50%
Al2O3 8-12%
K2O 7-15%
Na2O 8-15%
B2O3 4-10%
LiO2 0,8-1%
und die durch Zusammenschmelzen der hochreinen
Metalloxide erhalten wird, als Anwachsfläche
für Zellen, insbesondere Epithelzellen der
Gingiva, in Implantaten, vorzugsweise
Dentalimplantaten.
10. Verwendung nach Anspruch 9, dadurch
gekennzeichnet, daß die
Beschichtung bezogen auf Gewichtsbasis enthält:
K2O 7-10% und/oder
Na2O 8-10% und/oder
B2O3 4-6%
11. Verwendung nach Anspruch 9 oder 10, da
durch gekennzeichnet, daß
die Beschichtung bezogen auf Gewichtsbasis
weiter enthält:
TiO2 3-5% und/oder
ZrO2 7-11% und/oder
SnO2 0,1-3%
12. Verwendung nach Anspruch 9, 10 oder 11, da
durch gekennzeichnet, daß
die Beschichtung ein Anteil von
Calciumphosphaten, vorzugsweise Hydroxylapatit,
und/oder Aluminiumhydroxid aufweist.
13. Verfahren zur Herstellung eines
Dentalimplantats nach einem der Ansprüche 1 bis
8, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Metalloxide fein
gepulvert und im gewählten Verhältnis gemischt
werden, mit einer Anmischflüssigkeit,
vorzugsweise Ethanol, in eine cremige
Konsistenz überführt werden, auf einen
Grundkörper des Implantats, der vorzugsweise
nach den anatomischen Bedingungen eines
Implantatträgers geformt ist, in einer dünnen
Schicht aufgetragen werden und nach dem
Trocknen bei einer Temperatur < 850°C gebrannt
werden.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch
gekennzeichnet, daß die
Metalloxide zunächst zu einem Glas verschmolzen
werden, die Schmelze abgeschreckt wird und die
abgeschreckte Schmelze zu einem Pulver
vermahlen wird.
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R119 | Application deemed withdrawn, or ip right lapsed, due to non-payment of renewal fee |
Effective date: 20141101 |