DE19807501C1 - Verfahren zur Nachvernetzung von Hydrogelen mittels Borsäureestern - Google Patents
Verfahren zur Nachvernetzung von Hydrogelen mittels BorsäureesternInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gel- bzw
Oberflächennachvernetzung von wasserabsorbierenden Hydrogelen mittels
Borsäureestern mehrwertiger Alkohole.
Hydrophile, hochquellfähige Hydrogele sind insbesondere Polymere aus
(co)polymerisierten hydrophilen Monomeren, Pfropf(co)polymere von einem oder
mehreren hydrophilen Monomeren auf einer geeigneten Pfropfgrundlage, vernetzte
Cellulose- oder Stärkeether, vernetzte Carboxymethylcellulose, teilweise vernetztes
Polyalkylenoxid oder in wäßrigen Flüssigkeiten quellbare Naturprodukte, wie
beispielsweise Guarderivate. Solche Hydrogele werden als wäßrige Lösungen
absorbierende Produkte zur Herstellung von Windeln, Tampons, Damenbinden und
anderen Hygieneartikeln, aber auch als wasserzurückhaltende Mittel im
landwirtschaftlichen Gartenbau verwendet.
Zur Verbesserung der Anwendungseigenschaften, wie z. B. Rewet in der Windel
und AUL, werden hydrophile, hochquellfähige Hydrogele im allgemeinen
oberflächen- oder gelnachvernetzt. Diese Nachvernetzung ist dem Fachmann an
sich bekannt und erfolgt bevorzugt in wäßriger Gelphase oder als
Oberflächennachvernetzung der gemahlenen und abgesiebten Polymerpartikel.
Dazu geeignete Vernetzer sind Verbindungen, die mindestens zwei Gruppen
enthalten, die mit den Carboxylgruppen des hydrophilen Polymeren kovalente
Bindungen bilden können. Geeignete Vernetzer sind beispielsweise Di- oder
Polyglycidylverbindungen, wie Phosphonsäurediglycidylester,
Alkoxysilylverbindungen, Polyaziridine, Polyamine oder Polyamidoamine, wobei die
genannten Verbindungen auch in Mischungen untereinander verwendet werden
können (siehe beispielsweise EP-A-0 083 022, EP-A-0 543 303 und
EP-A-0 530 438). Als Vernetzer geeignete Polyamidoamine sind insbesondere in
der EP-A-0 349 935 beschrieben.
Ein wesentlicher Nachteil dieser Vernetzer ist deren hohe Reaktivität. Diese ist
zwar, was den chemischen Umsatz betrifft, erwünscht, birgt aber ein höheres
toxikologisches Potential. Die Verarbeitung derartiger Vernetzer im
Produktionsbetrieb erfordert besondere Schutzvorkehrungen, um den
Anforderungen der geltenden Sicherheitsbestimmungen und der
Arbeitsplatzhygiene gerecht zu werden. Darüber hinaus erscheint die Verwendung
derartig modifizierter Polymere in Hygieneartikeln bedenklich.
Als Vernetzer sind auch polyfunktionelle Alkohole bekannt. Beispielsweise lehren
EP-A-0 372 981, US-4 666 983 sowie US-5 385 983 die Verwendung von
hydrophilen Polyalkoholen bzw. die Verwendung von Polyhydroxytensiden. Die
Reaktion wird hiernach bei Temperaturen von 120-250°C durchgeführt. Das
Verfahren hat den Nachteil, daß die zur Vernetzung führende Veresterungsreaktion
selbst bei diesen Temperaturen nur relativ langsam abläuft.
Somit bestand die Aufgabe darin, unter Verwendung relativ reaktionsträger, aber
dennoch mit Carboxylgruppen reaktionsfähiger Verbindungen eine im Vergleich
zum Stand der Technik ebenso gute oder bessere Gel- bzw.
Oberflächennachvernetzung zu erreichen. Diese Aufgabe war so zu lösen, daß die
Reaktionszeit möglichst kurz und die Reaktionstemperatur möglichst niedrig sind.
Im Idealfall sollten dieselben Reaktionsbedingungen herrschen wie bei der
Verwendung von hochreaktiven Epoxiden.
Überraschend wurde nun gefunden, daß Ester der Borsäure mit mehrwertigen
Alkoholen als Oberflächennachvernetzungsmittel gut geeignet sind. Diese Ester
sind synthetisch leicht zugänglich durch Umsetzung von Borsäure oder Boroxid mit
Alkohol.
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Oberflächennachvernetzung
wasserabsorbierender Polymere, dadurch gekennzeichnet, daß die Polymere mit
einer Oberflächennachvernetzungslösung behandelt und während oder nach dem
Behandeln durch Temperaturerhöhung nachvernetzt und getrocknet werden,
dadurch gekennzeichnet, daß der Vernetzer einen Ester der Borsäure mit einem
zwei- oder mehrwertigen Alkohol, gelöst in einem inerten Lösemittel enthält.
Unter einem Borsäureester versteht man eine Verbindung der Formel
B(OR)3. Borsäureester bilden sich bei der Reaktion von Borsäureanhydrid B2O3 mit
Alkoholen unter gleichzeitiger Bildung von Borsäure gemäß
B2O3 + 3ROH → B(OR)3 + H3BO3
oder bei höherem Alkoholüberschuß gemäß
B2O3 + 6ROH → 2B(OR)3 + 3H2O
oder durch die Reaktion von Borsäure mit Alkoholen bei gleichzeitiger Abtrennung
des Wasser während der Veresterungsreaktion gemäß
B(OH)3 + 3ROH → B(OR)3 + 3H2O
Ebenso sind die höheren Ester der Borsäure durch Umesterungsreaktionen
zugänglich:
B(OR1)3 + 3R2OH → B(OR2)3 + 3R1OH,
wobei der niedrigsiedendere Alkohol destillativ aus der Gemisch getrennt wird.
Bei den im erfindungsgemäßen Verfahren zur Oberflächennachvernetzung
eingesetzten Borsäureester handelt es sich um Ester di- oder polyfunktioneller
Alkohole. Bei Umsetzung der Borsäure oder des Borsäureanhydrids oder bei der
Umesterungsreaktion mit bi- oder polyfunktionellen Alkoholen können sich auch
cyclische Verbindungen oder Polyester bilden.
Betrachtet man die Reaktion von Ethylenglykol (R1 = H) oder Propandiol 1,2
(R1 = CH3) so können sich folgende Borsäureester bilden:
Im Unterschuß Alkohol bilden sich zunächst bevorzugt eine teilveresterte Borsäure
wie z. B.
oder auch das entsprechende Anhydrid dieser Verbindungen:
Eine vollständige Veresterung führt bevorzugt zu folgenden Produkten:
daneben in geringerem Ausmaß zu zyklischen Verbindungen und Polyester mit
folgender Wiederholungseinheit
Verwendet man hingegen andere di- oder polyfunktionellen Alkohole, so bilden sich
die analogen Borsäureester.
Der Rest R1 steht für Wasserstoff oder eine Alkylgruppe, vorzugsweise mit 1 bis 12,
insbesondere 1 bis 6 Kohlenstoffatomen.
Die Temperatur zur Nachvernetzung beträgt bevorzugt 50-250°C, insbesondere
zwischen 50-200°C, speziell zwischen 100-180°C.
Zur Beschleunigung der Reaktion der Oberflächennachvernetzungslösung kann ein
saurer Katalysator zugesetzt werden. Als Katalysator im erfindungsgemäßen
Verfahren sind alle anorganischen Säuren, deren korrespondierende Anhydride,
bzw. organischen Säuren und deren korrespondierende Anhydride verwendbar.
Beispiele sind Borsäure, Schwefelsäure, Iodwasserstoffsäure, Phosphorsäure,
Weinsäure, Essigsäure und Toluolsulfonsäure. Insbesondere sind auch deren
polymere Formen, Anhydride, sowie die sauren Salze der mehrwertigen Säuren
geeignet. Beispiele hierfür sind Boroxid, Schwefeltrioxid, Diphosphorpentaoxid, und
Ammoniumdihydrogenphosphat.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird vorzugsweise so durchgeführt, daß eine
Lösung des Oberflächennachvernetzers auf das trockene Grundpolymerpulver
aufgesprüht wird. Im Anschluß an das Aufsprühen wird das Polymerpulver
thermisch getrocknet, wobei die Vernetzungsreaktion sowohl vor als auch während
der Trocknung stattfinden kann. Bevorzugt ist das Aufsprühen einer Lösung des
Vernetzers in Reaktionsmischern und Sprühmischern oder Misch- und
Trocknungsanlagen wie beispielsweise Lödige-Mischer, ®BEPEX-Mischer,
®NAUTA-Mischer, ®SHUGGI-Mischer oder ®PROCESSALL. Überdies können
auch Wirbelschichttrockner eingesetzt werden. Die Trocknung kann im Mischer
selbst erfolgen, durch Beheizung des Mantels oder Einblasen von Warmluft.
Ebenso geeignet ist ein nachgeschalteter Trockner wie z. B. ein Hordentrockner, ein
Drehrohrofen, oder eine beheizbare Schnecke. Es kann aber auch beispielsweise
eine azeotrope Destillation als Trocknungsverfahren benutzt werden. Die
Verweilzeit bei der bevorzugten Temperatur im Reaktionsmischer oder Trockner
liegt bei 5 bis 90 Minuten, bevorzugt bei weniger als 30 Minuten, ganz besonders
bevorzugt bei weniger als 10 Minuten.
Als inertes Lösemittel bevorzugt ist Wasser sowie Gemische von Wasser mit
einfachen oder mehrfachfunktionellen Alkoholen. Es können jedoch alle mit Wasser
unbegrenzt mischbaren organischen Lösemittel, wie beispielsweise bestimmte
Ester und Ketone eingesetzt werden, die nicht selbst unter den
Verfahrensbedingungen reaktiv sind. Sofern ein Alkohol/Wasser-Gemisch
eingesetzt wird, beträgt der Alkoholgehalt dieser Lösung 10-90 Gew.-%, bevorzugt
30-70 Gew.-%, insbesondere 40-60 Gew.-%. Es können alle mit Wasser
unbeschränkt mischbaren Alkohole eingesetzt werden sowie Gemische mehrerer
Alkohole (z. B. Methanol + Glycerin + Wasser). Besonders bevorzugt ist die
Verwendung folgender Alkohole in wäßriger Lösung: Methanol, Ethanol,
Isopropanol, Ethylenglykol und besonders bevorzugt 1,2-Propandiol sowie 1,3-
Propandiol. Die Oberflächennachvernetzungslösung wird in einem Verhältnis von 1
-20 Gew.-% bezogen auf die Polymermasse eingesetzt. Besonders bevorzugt ist
eine Lösungsmenge von 2,5-15 Gew.-% bezüglich Polymer. Der Vernetzer selbst
wird dabei in einer Menge von 0,01-1,0 Gew.-% bezogen auf das eingesetzte
Polymer verwendet.
Das wasserabsorbierende Polymer ist bevorzugt eine polymere Acrylsäure oder ein
Polyacrylat. Die Herstellung dieses wasserabsorbierenden Polymeren kann nach
einem aus der Literatur bekannten Verfahren erfolgen. Bevorzugt sind Polymere,
die vernetzende Comonomere enthalten (0,001-10 mol-%), ganz besonders
bevorzugt sind jedoch Polymere die über radikalische Polymerisation erhalten
wurden und bei denen ein mehrfunktioneller ethylenisch ungesättigter
Radikalvernetzer verwendet wurde, der zusätzlich noch mindestens eine freie
Hydroxylgruppe trägt (wie z. B. Pentaerythritoltriallylether oder
Trimethylolpropandiallylether).
Die im erfindungsgemäßen Verfahren einzusetzenden hydrophilen,
hochquellfähigen Hydrogele sind insbesondere Polymere aus (co)polymerisierten
hydrophilen Monomeren, Pfropf(co)polymere von einem oder mehreren hydrophilen
Monomeren auf einer geeigneten Pfropfgrundlage, vernetzte Cellulose- oder
Stärkeether oder in wäßrigen Flüssigkeiten quellbare Naturprodukte, wie
beispielsweise Guarderivate. Diese Hydrogele sind dem Fachmann bekannt und
beispielsweise beschrieben in US-4 286 082, DE-C-27 06 135, US-4 340 706,
DE-C-37 13 601, DE-C-28 40 010, DE-A-43 44 548, DE-A-40 20 780,
DE-A-40 15 085, DE-A-39 17 846, DE-A-38 07 289, DE-A-35 33 337,
DE-A-35 03 458, DE-A-42 44 548, DE-A-42 19 607, DE-A-40 21 847,
DE-A-38 31 261, DE-A-35 11 086, DE-A-31 18 172, DE-A-30 28 043,
DE-A-44 18 881, EP-A-0 801 483, EP-A-0 455 985, EP-A-0 467 073,
EP-A-0 312 952, EP-A-0 205 874, EP-A-0 499 774, DE-A-26 12 846,
DE-A-40 20 780 EP-A-0 205 674, US-5 145 906, EP-A-0 530 438, EP-A-0 670 073,
US-4 057 521, US-4 062 817, US-4 525 527, US-4 295 987, US-5 011 892,
US-4 076 663 oder US-4 931 497. Der Inhalt der vorstehend genannten
Patentdokumente ist ausdrücklich Bestandteil der vorliegenden Offenbarung.
Zur Herstellung dieser hydrophilen, hochquellfähigen Hydrogele geeignete
hydrophile Monomere sind beispielsweise polymerisationsfähige Säuren, wie
Acrylsäure, Methacrylsäure, Vinylsulfonsäure, Vinylphosphonsäure, Maleinsäure
einschließlich deren Anhydrid, Fumarsäure, Itaconsäure, 2-Acrylamido-2-
methylpropansulfonsäure, 2-Acrylamido-2-methylpropanphosphonsäure sowie
deren Amide, Hydroxyalkylester und aminogruppen- oder ammoniumgruppenhaltige
Ester und Amide. Desweiteren sind wasserlösliche N-Vinylamide oder auch
Diallyldimethylammoniumchlorid geeignet. Bevorzugte hydrophile Monomere sind
Verbindungen der allgemeinen Formel 2
worin
R1 Wasserstoff, Methyl oder Ethyl,
R2-COOR4, eine Sulfonylgruppe, eine Phosphonylgruppe, eine mit (C1-C4)-Alkanol veresterte Phosphonylgruppe oder eine Gruppe der Formel 3
R1 Wasserstoff, Methyl oder Ethyl,
R2-COOR4, eine Sulfonylgruppe, eine Phosphonylgruppe, eine mit (C1-C4)-Alkanol veresterte Phosphonylgruppe oder eine Gruppe der Formel 3
R3 Wasserstoff, Methyl, Ethyl oder eine Carboxylgruppe,
R4 Wasserstoff, Amino oder Hydroxy-(C1-C4)-Alkyl und
R5 eine Sulfonylgruppe, eine Phosphonylgruppe oder eine Carboxylgruppe bedeuten.
R4 Wasserstoff, Amino oder Hydroxy-(C1-C4)-Alkyl und
R5 eine Sulfonylgruppe, eine Phosphonylgruppe oder eine Carboxylgruppe bedeuten.
Beispiele für (C1-C4)-Alkanole sind Methanol, Ethanol, n-Propanol oder n-Butanol.
Besonders bevorzugte hydrophile Monomere sind Acrylsäure und Methacrylsäure.
Geeignete Pfropfgrundlagen für hydrophile Hydrogele, die durch
Pfropfcopolymerisation olefinisch ungesättigter Säuren erhältlich sind, können
natürlichen oder synthetischen Ursprungs sein. Beispiele sind Stärke, Cellulose
oder Cellulosederivate sowie andere Polysaccharide und Oligosaccharide,
Polyalkylenoxide, insbesondere Polyethylenoxide und Polypropylenoxide, sowie
hydrophile Polyester.
Geeignete Polyalkylenoxide haben beispielsweise die Formel
worin
R6 und R7 unabhängig voneinander Wasserstoff, Alkyl, Alkenyl oder Acryl,
X Wasserstoff oder Methyl und
n eine ganze Zahl von 1 bis 10000 bedeuten.
R6 und R7 unabhängig voneinander Wasserstoff, Alkyl, Alkenyl oder Acryl,
X Wasserstoff oder Methyl und
n eine ganze Zahl von 1 bis 10000 bedeuten.
R6 und R7 bedeuten bevorzugt Wasserstoff, (C1-C4)-Alkyl, (C2-C6)-Alkenyl oder
Phenyl. Bevorzugte Hydrogele sind insbesondere Polyacrylate, Polymethacrylate
sowie die in US-4 931 497, US-5 011 892 und US-5 041 496 beschriebene
Pfropfcopolymere.
Die hydrophilen, hochquellfähigen Hydrogele sind bevorzugt vernetzt, d. h. sie
enthalten Verbindungen mit mindestens zwei Doppelbindungen, die in das
Polymernetzwerk einpolymerisiert sind. Geeignete Vernetzer sind insbesondere
Methylenbisacryl- bzw. -methacrylamid, Ester ungesättigter Mono- oder
Polycarbonsäuren von Polyolen, wie Diacrylat oder Triacrylat, z. B. Butandiol- oder
Ethylenglykoldiacrylat bzw. -methacrylat sowie Trimethylolpropantriacrylat und
Allylverbindungen wie Allyl(meth)acrylat, Triallylcyanurat, Maieinsäurediallylester,
Polyallylester, Tetraallyloxyethan, Triallylamin, Tetraallylethylendiamin, Allylester
der Phosphorsäure sowie Vinylphosphonsäurederivate, wie sie beispielsweise in
der EP-A-0 343 427 beschrieben sind. Besonders bevorzugt werden im
erfindungsgemäßen Verfahren jedoch Hydrogele, die unter Verwendung von
Polyallylethern als Vernetzer und durch saure Homopolymerisation von Acrylsäure
hergestellt werden. Geeignete Vernetzer sind Pentaerythritoltri- und -tetraallylether,
Polyethylenglykoldiallylether, Monoethylenglykoldiallylether, Glyceroldi- und
triallylether, Polyallylether auf Basis Sorbitol, sowie alkoxylierte Varianten davon.
Die hydrophilen, hochquellfähigen Hydrogele können durch an sich bekannte
Polymerisationsverfahren hergestellt werden. Bevorzugt ist die Polymerisation in
wäßriger Lösung nach dem Verfahren der sogenannten Gelpolymerisation. Dabei
werden 15 bis 50 Gew.-%ige wäßrige Lösungen eines oder mehrerer hydrophiler
Monomerer und gegebenenfalls einer geeigneten Pfropfgrundlage in Gegenwart
eines Radikalinitiators, vorzugsweise ohne mechanische Durchmischung, unter
Ausnutzung des Trommsdorff-Norrish-Effektes (Makromol. Chem. 1, 169 (1947)),
polymerisiert.
Die Polymerisationsreaktion kann im Temperaturbereich zwischen 0°C und 150°C,
vorzugsweise zwischen 10°C und 100°C, sowohl bei Normaldruck als auch unter
erhöhtem oder erniedrigtem Druck durchgeführt werden. Die Polymerisation kann
auch in einer Schutzgasatmosphäre, vorzugsweise unter Stickstoff, ausgeführt
werden.
Zur Auslösung der Polymerisation können energiereiche elektromagnetische
Strahlen oder die üblichen chemischen Polymerisationsinitiatoren herangezogen
werden. Solche sind beispielsweise organische Peroxide, wie Benzoylperoxid, tert.
Butylhydroperoxid, Methylethylketonperoxid, Cumolhydroperoxid, Azoverbindungen
wie Azodiisobutyronitril sowie anorganische Peroxiverbindungen wie (NH4)2S2O8,
K2S2O8 oder H2O2. Sie können gegebenenfalls in Kombination mit
Reduktionsmitteln wie Natriumhydrogensulfit, Eisen(II)-sulfat oder Redoxsystemen
verwendet werden. Redoxsysteme enthalten als reduzierende Komponente im
allgemeinen eine aliphatische und aromatische Sulfinsäure, wie Benzolsulfinsäure
oder Toluolsulfinsäure oder Derivate dieser Säuren enthalten, wie z. B.
Mannichaddukte aus Sulfinsäure, Aldehyden und Aminoverbindungen, wie sie in
DE-C-13 01 566 beschrieben sind.
Durch mehrstündiges Nachheizen der Polymerisatgele im Temperaturbereich 50 bis
130°C, vorzugsweise 70 bis 100°C, können die Qualitätseigenschaften der
Polymerisate noch verbessert werden.
Die erhaltenen Gele werden zu 0-100 mol-% bezogen auf eingesetztes Monomer
neutralisiert, bevorzugt zu 25-100 mol%, und besonders bevorzugt zu
50-85 mol-%, wobei die üblichen Neutralisationsmittel verwendet werden können,
bevorzugt Alkalimetallhydroxide oder -oxide, besonders bevorzugt jedoch
Natriumhydroxid, Natriumcarbonat oder Natriumhydrogencarbonat. Üblicherweise
wird die Neutralisation durch Einmischung des Neutralisationsmittels als wäßrige
Lösung oder bevorzugt auch als Feststoff erreicht. Das Gel wird hierzu mechanisch
zerkleinert, beispielsweise mittels eines Fleischwolfes, und das
Neutralisationsmittel wird aufgesprüht, übergestreut oder aufgegossen, und dann
sorgfältig untergemischt. Dazu kann die erhaltene Gelmasse noch mehrmals zur
Homogenisierung gewolft werden.
Die neutralisierte Gelmasse wird dann mit einem Band- oder Walzentrockner
getrocknet bis der Restfeuchtegehalt unter 10 Gew.-%, bevorzugt unter 5 Gew.-%
liegt. Das getrocknete Hydrogel wird hernach gemahlen und gesiebt, wobei zur
Mahlung üblicherweise Walzenstühle, Stiftmühlen oder Schwingmühlen eingesetzt
werden können. Die bevorzugte Partikelgröße des gesiebten Hydrogels liegt im
Bereich 45-1000 µm, besonders bevorzugt bei 45-850 µm, und ganz besonders
bevorzugt bei 200-850 µm.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Produkt hergestellt nach dem oben
beschriebenen Verfahren.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung der nach dem
erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Produkte in Hygenieartikeln,
Verpackungsmaterialien, und in Nonwovens.
Zur Bestimmung der Güte der Oberflächennachvernetzung wird das getrocknete
Hydrogel dann mit den im Stand der Technik bekannten, Testmethoden geprüft, die
nachfolgend beschrieben sind:
- 1. Zentrifugenretentionskapazität (CRC):
Bei dieser Methode wird die freie Quellbarkeit des Hydrogels im Teebeutel bestimmt. Es werden ca. 0.200 g trockenes Hydrogel in einen Teebeutel eingeschweißt (Format: 60 mm × 60 mm, Dexter 1234T-Papier) und für 30 Minuten in einer 0,9 gew.-%ige Kochsalzlösung eingeweicht. Anschließend wird der Teebeutel 3 min in einer handelsüblichen Wäschezentrifuge (Bauknecht WS 130, 1400 U/min. Korbdurchmesser 230 mm) geschleudert. Die Bestimmung der aufgenommenen Flüssigkeitsmenge geschieht durch auswägen des zentrifugierten Teebeutels. Zur Berücksichtigung der Aufnahmekapazität des Teebeutels selbst wird ein Blindwert bestimmt (Teebeutel ohne Hydrogel), welcher von der Auswaage (Teebeutel mit gequollenem Hydrogel) abgezogen wird.
Retention CRC [g/g] = (Auswaage Teebeutel - Blindwert - Einwaage Hydrogel) ÷ Einwaage Hydrogel - 2. Absorption unter Druck (0,3/0,5/0,7 psi):
Bei der Absorption unter Druck werden 0,900 g trockenen Hydrogels gleichmäßig auf dem Siebboden einer Meßzelle verteilt. Die Meßzelle besteht aus einem Plexiglaszylinder (Höhe = 50 mm, Durchmesser = 60 mm), auf den als Boden ein Sieb aus Stahlgewebe (Maschenweite 36 micron bzw. 400 mesh) aufgeklebt ist. Über das gleichmäßig verteilte Hydrogel wird eine Abdeckplatte gelegt und mit einem entsprechenden Gewicht belastet. Die Zelle wird dann auf ein Filterpapier (S 589 Schwarzband, Durchmesser = 90 mm) gestellt, welches auf einer porösen Glasfilterplatte liegt, diese Filterplatte liegt in einer Petrischale (Höhe = 30 mm, Durchmesser = 200 mm), welche soviel 0,9 gew.-%ige Kochsalzlösung enthält, daß der Flüssigkeitsspiegel zu Beginn des Experiments identisch mit der Oberkante der Glasfritte ist. Man läßt das Hydrogel dann für 60 min die Salzlösung absorbieren. Dann nimmt man die komplette Zelle mit dem gequollenen Gel von der Filterplatte, und wägt die Apparatur nach Entfernen des Gewichts zurück.
Die Absorption unter Druck (AUL = Absorbency under load) wird wie folgt
berechnet:
AUL[g/g] = (Wb - Wa)/Ws
wobei Wb die Masse der Apparatur + Gel nach dem Quellen ist,
Wa die Masse der Apparatur + Einwaage vor dem Quellen ist,
Ws die Einwaage an trockenem Hydrogel ist.
Wa die Masse der Apparatur + Einwaage vor dem Quellen ist,
Ws die Einwaage an trockenem Hydrogel ist.
Die Apparatur besteht aus Messzylinder und Abdeckplatte.
In einem Dreihalskolben mit Rührer, Innenthermometer und Rückflußkühler
werden 9 mol Ethylenglykol vorgelegt und 1 mol Borsäureanhydrid langsam
zugegeben. Die Lösung wird bei 80°C 2 Stunden gerührt und das Ethylenglykol und
Wasser bei reduziertem Druck destillativ abgetrennt. Beim Abkühlen bildet sich
eine weiße, wachsartige Substanz.
In einem Dreihalskolben mit Rührer, Innenthermometer und Rückflußkühler werden
4 mol Propandiol (1, 2) vorgelegt und 1 mol Borsäure zugegeben. Es wird bis zum
Sieden erhitzt und das Wasser bei Normaldruck abdestilliert. Danach wird bei
reduziertem Druck das überschüssige Propandiol (1, 2) abdestilliert. Man erhält
ebenfalls eine beim Abkühlen wachsartige erstarrende, weiße Substanz.
Diese Borsäureester werden erfindungsgemäß zur Vernetzung von
superabsorbierenden Polymeren eingesetzt. Die folgenden Beispielen
verdeutlichen dabei die vernetzende Wirkung der Borsäureester
In einem 40 l-Plastikeimer werden 6,9 kg reine Acrylsäure mit 23 kg Wasser
verdünnt. Zu dieser Lösung fügt man 45 g Pentaerythritoltriallylether unter Rühren
hinzu, und inertisiert den verschlossenen Eimer durch Durchleiten von Stickstoff.
Die Polymerisation wird dann durch Zugabe von ca. 400 mg Wasserstoffperoxid
und 200 mg Ascorbinsäure gestartet. Nach Beendung der Reaktion wird das Gel
mechanisch zerkleinert, und mit soviel Natronlauge versetzt bis ein
Neutralisationsgrad von 75 mol-% bez. auf die eingesetzte Acrylsäure erreicht wird.
Das neutralisierte Gel wird dann auf einem Walzentrockner getrocknet, mit einer
Stiftmühle gemahlen, und schließlich abgesiebt. Dies ist das in den nachfolgenden
Beispielen verwendete Grundpolymer.
Dieses Grundpolymer (1 kg) wird im Loedige-Pflugscharmischer mit der in einem 2-
Stufenprozeß mit der Oberflächennachvernetzungslösung besprüht.
Stufe 1: Zunächst wird eine Lösung des Borsäureesters aus Herstellbeispiel 1 (0,5
Gew.-% bezogen auf Grundpolymer) in dem Lösungsmittel Ethylenglykol (5 Gew.-%
bezogen auf Grundpolymer) aufgesprüht.
Stufe 2: Anschließend wird die Temperatur des Heizmantels linear von 50°C auf
200°C gesteigert, und bei einer Produkttemperatur von 80-90°C wird zusätzlich 5
Gew.-% Wasser (bezogen auf auf Grundpolymer) aufgesprüht. Nach ca. 30 min ist
der Prozess beendet, das Hydrogel wird nochmals gesiebt, um Klumpen zu
entfernen und kann dann eingesetzt werden.
Grundpolymer gemäß Beispiel 1 hergestellt wird in einem Waring-Labormischer
mit Vernetzer-Lösung besprüht. Die Lösung ist dabei so zusammengesetzt, daß
folgende Dosierung bezogen auf auf eingesetztes Grundpolymer erreicht wird: 0,5
Gew.-% Borsäureester gemäß Herstellbeispiel 1, 4,5 Gew.-% Propylenglykol, 4,5
Gew.-% Wasser. Das feuchte Polymer wird dann bei 175°C für 60 min getrocknet.
Grundpolymer gemäß Beispiel 1 hergestellt wird in einem Waring-Labormischer mit
Vernetzer-Lösung besprüht. Die Lösung ist dabei so zusammengesetzt, daß
folgende Dosierung bezogen auf auf eingesetztes Grundpolymer erreicht wird: 0,5
Gew.-% Borsäureester gemäß Herstellbeispiel 2, 4,5 Gew.-% Propylenglykol, 4,5
Gew.-% Wasser. Das feuchte Polymer wird dann bei 175°C für 60 min getrocknet.
Grundpolymer gemäß Beispiel 1 hergestellt wird in einem Telschig-Labormischer
mit Vernetzer-Lösung besprüht. Die Lösung ist dabei so zusammengesetzt, daß
folgende Dosierung bezogen auf auf eingesetztes Grundpolymer erreicht wird: 0,5
Gew-% Borsäureester gemäß Herstellbeispiel 2, 7 Gew.-% Methanol, und 3 Gew.-
% Wasser. Das feuchte Polymer wird dann bei 150°C für 60 min getrocknet.
Die gemäß obigen Beispielen hergestellten Polymere wurden getestet und die
Ergebnisse sind in nachfolgender Tabelle zusammengefasst:
Claims (10)
1. Verfahren zur Oberflächennachvernetzung wasserabsorbierender Polymere,
dadurch gekennzeichnet, daß die Polymere mit einer
Oberflächennachvernetzungslösung behandelt und während oder nach dem
Behandeln durch Temperaturerhöhung nachvernetzt und getrocknet werden,
wobei der Vernetzer einen Ester der Borsäure mit einem
zwei- oder mehrwertigen Alkohol, gelöst in einem inerten Lösemittel enthält.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
wasserabsorbierende Polymer eine polymere Acrylsäure oder ein Polyacrylat ist,
insbesondere eine polymere Acrylsäure oder ein Polyacrylat, die über radikalische
Polymerisation erhalten wurden und bei denen ein mehrfunktioneller ethylenisch
ungesättigter Radikalvernetzer verwendet wurde, der zusätzlich noch mindestens
eine freie Hydroxylgruppe trägt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und/oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß zur
Vernetzung ein Katalysator verwendet wird, der eine anorganische Säure, deren
korrespondierendes Anhydrid, oder eine organische Säure oder deren
korrespondierendes Anhydrid umfaßt.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei den
Säuren um Borsäure, Schwefelsäure, Iodwasserstoffsäure, Phosphorsäure,
Weinsäure, Essigsäure, Toluolsulfonsäure, sowie deren polymere Formen,
Anhydride oder sauren Salze handelt.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß das inerte Lösemittel Wasser, ein Gemisch von Wasser mit in
Wasser unbegrenzt löslichen organischen Lösemitteln oder ein Gemisch von
Wasser mit einfachen oder mehrfachfunktionellen Alkoholen ist.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß bei Verwendung
eines Alkohol/Wasser-Gemischs der Alkoholgehalt dieser Lösung 10-90 Gew.-%,
bevorzugt 30-70 Gew.-% beträgt.
7. Verfahren nach Anspruch 5 und/oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß der
Alkohol Methanol, Ethanol, Isopropanol, Ethylenglykol, 1,2-Propandiol oder 1,3-
Propandiol ist.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß die Oberflächennachvernetzungslösung in einem Verhältnis
von 1-20 Gew.-%, insbesondere 2,5-15 Gew.-% bezogen auf die Masse des
Polymeren eingesetzt wird.
9. Wasserabsorbierende Polymere, hergestellt nach dem Verfahren nach
einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8.
10. Verwendung der nach dem Verfahren nach einem oder mehreren der
Ansprüche 1 bis 8 hergestellten Polymere in Hygieneartikeln,
Verpackungsmaterialien und in Nonwovens.
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