Die Erfindung bezieht sich auf einen Gewindebohrer nach dem Oberbegriff des Pa
tentanspruchs 1.
Gewindebohrer weisen zumeist einen Anschnitt und einen sich an diesen anschlie
ßenden Führungsbereich auf. Man unterscheidet gerade und wendelförmig genutete
Gewindebohrer, wobei sich letztere u. a. durch den Drallwinkel unterscheiden.
Aus OS 47 08 542 ist ein gerade genuteter Gewindebohrer bekannt geworden, der
mit einer Titannitritbeschichtung versehen ist und bei dem die an sich geraden Span
nuten im Anschnittbereich wendelförmig angespitzt sind.
Wendelförmig genutete Gewindebohrer sind aus der DE 26 05 009 oder dem GM 18 08 963
bekannt geworden. Bei dem zuerst angeführten spiralgenuteten Maschi
nengewindebohrer ist die Spanfläche im Führungsteil bis auf den Kerndurchmesser
unter einem positiven Spanwinkel entsprechend der Steigung der Spannut zurückge
setzt. Hierdurch soll erreicht werden, daß den ablaufenden Spänen keine Angriffs
möglichkeit zur Verklemmung geboten wird. Bei dem zuletzt genannten bekannten
Gewindebohrer ist im hinteren Teil des Anschnitts bis unter Umständen mehrere
Gänge nach dem Anschnitt beginnend auf den Zahnstegen eine von der Spiralstei
gung abweichende bis in axialer oder etwas darüber hinausgehender Richtung ver
laufende Nute in gerader konkaver oder konvexer Form eingearbeitet. Die zusätzli
che Nut hat die Aufgabe, das nach dem Anschnitt abfließende Spanmaterial aufzu
fangen und zum Einklemmen neigende Spanmaterial abzuweisen bzw. abzuscheren,
um so die Gefahr der Zahnausbrüche und des Bohrerbruchs weitgehend zu beseiti
gen.
Bei Gewindebohrern, die z. B. nach dem PVD-Verfahren beschichtet sind, also z. B.
mit Titannitrit (TiN) oder Titancarbonitrit (TiCN) ist häufig erforderlich, die Span
fläche nach dem Beschichten wieder blank zu schleifen. Ursache dafür ist, daß die
Beschichtung zu veränderten Gleit- und Reibeigenschaften führt, woraus Spanfor
men resultieren, die häufig Störungen beim Gewindebohren verursachen. So entste
hen z. B. durch eine geringe Spanstauchung Wirrspäne, die miteinander verwickelt
werden und Spanknäuel verursachen. Derartige Spanknäuel können leicht die Ferti
gung zum Stillstand bringen.
Es ist auch bekannt, daß versucht wird, bei spiralgenuteten Gewindebohrern mit
kleineren Drallwinkeln von z. B. 15° kürzere Späne zu erzeugen, die das Entstehen
von Wirrspänen nicht zulassen. Kleinere Drallwinkel sind jedoch aus anderen Grün
den nicht bevorzugt.
Aus der DE 43 19 789 ist ferner bekannt, in der Spanfläche der Spannut im Bereich
des Anschnitts der Schneidkante benachbart eine zweite wendelförmige Nut einzu
formen, deren Drallwinkel kleiner ist als der der Spannut, wobei die Breite der Nut
nur ein Bruchteil der Breite der ersten Nut ist und der Drallwinkel der zweiten Nut
um mindestens die Hälfte kleiner ist als der Drallwinkel der ersten Nut. Mit einem
derartigen Gewindebohrer wird insbesondere bei einer Hartstoffbeschichtung eine
gute Spanabfuhr gewährleistet.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Gewindebohrer zu schaffen, der
eine gleichmäßige und saubere Zerspanung ermöglicht bei gleichzeitig gut förderba
ren Spänen.
Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst.
Bei dem erfindungsgemäßen Gewindebohrer wird am vorlaufenden Ende der Zähne
(Schneidkanten) eine Schrägfläche oder eine Fase geformt, die sich unterhalb des
Scheitels bis zum Scheitel hin erstreckt. Die Höhe der Schrägfläche, die den wesent
lichen Abschnitt der Spanfläche ausmacht und einen Spanwinkel (β) von -5 bis -25°,
vorzugsweise von -10 bis -12°, bildet, erstreckt sich nur über einen Teil der Gesamt
höhe der Zähne bzw. der Profiltiefe.
Nach einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist der Anteil der Schrägfläche
oder Fase an der Gesamthöhe der Zähne zwischen 1/10 und 3/10.
Die Erfindung ist zwar auch auf gerade genutete Gewindebohrer anwendbar, bevor
zugt ist jedoch die Anwendung auf spiral- bzw. wendelförmig genutete Gewindeboh
rer, und hier insbesondere auf mit Hartstoff beschichtete Gewindebohrer. Der Drall
winkel bei spiralgenuteten Gewindebohrern kann relativ groß gewählt werden.
Die Schrägfläche, die bei einer Ausbildung des erfindungsgemaßen Gewindebohrers
erzielt wird, sorgt für relativ kurze Späne auch bei größeren Drallwinkeln. Vor allen
Dingen wird eine gleichmäßige saubere Zerspanung erhalten bei gut förderbaren,
relativ kurzen Spänen.
Die Schrägfläche oder Fase ist vor allen Dingen im Anschnittbereich des Gewinde
bohrers vorgesehen. Es können jedoch auch im Anschnittbereich benachbarte Zähne
mit einer Fase versehen werden.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Zeichnungen näher erläutert.
Fig. 1 zeigt perspektivisch einen Steg eines spiralgenuteten Gewindebohrers nach der
Erfindung im Anschnittbereich.
Fig. 2 zeigt perspektivisch die Ansicht eines Zahns gemäß Fig. 1.
Fig. 3 zeigt einen Schnitt durch den Steg des Gewindebohrers nach Fig. 1 im einge
kreisten Bereich.
In Fig. 1 ist perspektivisch ein Steg 10 eines nicht weiter dargestellten spiralgenute
ten Gewindebohrers dargestellt mit einem Anschnitt 12 und einem Führungsabschnitt
14. Die abgeflacht gezeichneten Zähne 16 haben ein vorlaufendes trapezförmiges
Ende 18 und ein nacheilendes Ende 20.
Wie aus den Fig. 1 bis 3 hervorgeht, ist am vorlaufenden Ende im Bereich der Span
fläche eine Schrägfläche 22 geformt, die sich über die gesamte Breite der Endfläche
erstreckt und einen Kantenbruch oder eine Fase bildet (Fig. 3). Der Winkel β zwi
schen dem Radius R und der Schrägfläche (hier übertrieben dargestellt) beträgt
zwischen -8° und -20°. Der positive Spanwinkel α beträgt hier z. B. +12°.
Die Erstreckung der Schrägfläche 22 in der Höhe der Endflächen ist nur ein Bruch
teil der Gesamthöhe eines Zahns 16, hängt jedoch von vielen Faktoren ab, z. B. vom
Werkstoff der Anschnittform, der Gewindesteigung, dem Gewindedurchmesser, der
Anzahl der Stege usw. Bei einem M10-Gewindebohrer mit wendelförmiger Spannut
liegt sie bei etwa 1/10 bis 3/10 der gesamten Zahnhöhe.
In Fig. 3 ist auch die wendelförmige Spannut 24 eingezeichnet. Wie insbesondere
auch aus Fig. 3 hervorgeht, ergibt sich somit ein Bruch in der Spanfläche, welcher
zur Folge hat, daß die erzeugten Späne in ihrer Länge begrenzt werden. Es ist daher
möglich, die Steigung der Spannut relativ klein zu wählen. Im Hinblick auf den
Spanwinkel ergibt sich je nach Gewindegeometrie ein positiver oder negativer Span
winkel, z. B. zwischen +12 und -10°.
In Fig. 1 ist angedeutet, daß die Schrägflächen 22 nur im Anschnittbereich 12 vorge
sehen sind, und zwar, wie sich von selbst versteht, für jeden Steg des Gewindeboh
rers. Es ist jedoch auch möglich, an den Anschnitt angrenzende Gänge ebenfalls mit
einer Schrägfläche zu versehen.