DE19711846A1 - Mechanischer Schwingungstilger - Google Patents
Mechanischer SchwingungstilgerInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf einen mechanischen Schwingungstilger nach
dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
Hydraulische oder mechanische Schwingungstilger, wie sie etwa bei Hub
schraubern Verwendung finden, um die vom Rotor-Getriebesystem einwir
kenden dynamischen Belastungen von der Hubschrauberzelle fernzuhalten,
enthalten ein vom schwingenden Bauteil mechanisch oder hydraulisch erreg
tes Feder-Massesystem, welches so abgestimmt ist, daß lokal eine Aufhe
bung der dynamischen Kraftanteile an der Tragstruktur erfolgt, so daß im
Antiresonanzfall praktisch keine Schwingungen mehr vom Bauteil an die
Tragstruktur übertragen werden. Aus Gründen einer hohen Tilgungswirkung
bei zugleich geringer Pendelmasse benötigen derartige Schwingungstilger
ein großes Übersetzungsverhältnis und eine Federanordnung, die eine ge
ringe Federsteifigkeit besitzen, gleichzeitig aber auch eine hohe Schwing
festigkeit aufweisen muß, um den statischen und dynamischen Lastan
teilen langdauernd standzuhalten. Darüber hinaus unterliegen solche Schwin
gungstilger häufig, vor allem in der Luftfahrt, strikten Gewichts- und Platz
beschränkungen.
Diese Forderungen werden von den bekannten Schwingungstilgern nur in
begrenztem Umfang erfüllt: So sind aus der DE 29 51 526 C2 Schwingungs
tilger mit einer hydraulischen Übersetzung bekannt, die aus unterschiedlich
großen, miteinander kommunizierenden, jeweils durch einen metallischen
Federbalg begrenzten Hydraulik-Teilräumen besteht. Da die Federbälge zu
sätzlich zu den dynamischen und statischen Lastanteilen auch den hydrau
lischen Druckänderungen im Inneren ausgesetzt sind, müssen sie eine relativ
große Wandstärke besitzen und daher bei entsprechend weicher Feder
charakteristik auch eine große Baulänge. Eine weitere Feder wird zur Er
höhung des statischen Flüssigkeitsdrucks in der hydraulischen Übersetzung
benötigt, um zu verhindern, daß es während des Expansionshubs der Pendel
masse in den Hydraulik-Teilräumen zu Kavitationserscheinungen kommt.
Bedingt durch die Mehrfach-Federanordnung und die große Federlänge er
fordern derartige Schwingungstilger daher, bezogen auf die erzielbare Til
gungswirkung, ein hohes Bauvolumen und -gewicht.
Ferner ist aus der US 3 322 379 ein mechanischer Schwingungstilger der
eingangs genannten Art bekannt, der aus einem einerseits an dem dynamisch
erregten Bauteil und andererseits an der Tragstruktur gelenkig angeschlosse
nen, am freien Hebelende mit einer Pendelmasse versehenen Übersetzungs
hebel sowie einer zwischen Bauteil und Tragstruktur wirksamen Schrauben
federanordnung besteht. Hierbei erhöht sich der ohnehin schon große Platz
bedarf für die bei ausreichender Federweichheit und Schwingungsfestigkeit
voluminöse Schraubenfederanordnung noch zusätzlich um die Einbaulänge
des mechanischen Hebel-/Pendelsystems, so daß auch dieser Schwingungs
tilger einen erheblichen Einbauraum benötigt, welcher häufig nicht zur Ver
fügung steht.
Aufgabe der Erfindung ist es, einen Schwingungstilger der eingangs genann
ten Art so auszubilden, daß er über eine große Lebensdauer, eine hohe Til
gungswirkung und eine große Schwingungsfestigkeit verfügt und zugleich
ein sehr geringes Einbauvolumen besitzt.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch den im Patentanspruch 1 ge
kennzeichneten Schwingungstilger gelöst.
Erfindungsgemäß wird durch die Verwendung eines einzelnen, rein mecha
nisch belasteten und daher trotz hoher Federweichheit und Schwingungs
festigkeit sehr kompakt ausführbaren Federbalgs in Verbindung mit der ge
schachtelten Anordnung von Federbalg und mechanischem Hebelsystem ein
Schwingungstilger geschaffen, der, bezogen auf die erzielbare Tilgungswir
kung und Lebensdauer, ein äußerst geringes Bauvolumen besitzt und sich
auch unter beengten Platzverhältnissen, also etwa bei Hubschraubern zwi
schen Rotorgetriebe und Zellstruktur, problemlos unterbringen läßt.
In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist die Pendelmasse
nach Anspruch 2 im Hinblick auf eine weitere Verringerung des Einbau
volumens zweckmäßigerweise als einseitig offener, den Federbalg auf der
Außenfläche mit radialem Abstand in Längs- und Umfangsrichtung teilweise
umgreifender Ringkörper ausgebildet.
Nach Anspruch 3 besitzt der Federbalg vorzugsweise ein geringes Innen- zu
Außendurchmesserverhältnis, um so auf einfache Weise eine große Falten
tiefe und dementsprechend geringe Federsteifigkeit zu erzielen.
Im Hinblick auf ein günstiges Elastizitätsverhalten und eine hohe Schwin
gungsfestigkeit besteht der Federbalg nach Anspruch 4 zweckmäßigerweise
aus Titan, und unter dem Aspekt einer großen Faltentiefe empfiehlt es sich
nach Anspruch 5, den Federbalg in herstellungsmäßig einfacher Weise aus
vorgefertigten Einzelronden zusammenzusetzen, die am Innen- und Außen
rand aus Gründen einer hohen Schweißgüte und -haltbarkeit elektronen
strahlverschweißt sind.
Wird der Schwingungstilger, wie nach Anspruch 6 bevorzugt, in einem Hub
schrauber zum Reduzieren der Schwingungsübertragung vom Rotorsystem
an die Zellstruktur verwendet, so ist der Federbalg zweckmäßigerweise mit
seinem rotorseitigen Ende an die Zellstruktur und seinem gegenüberflie
genden Ende an das Rotorsystem angeschlossen, wodurch sichergestellt
wird, daß der Federbalg während des Flugs unter der Wirkung der vom
Rotorsystem an die Zellstruktur übertragenen Auftriebskräfte druckbelastet
ist und daher seine Funktionsfähigkeit selbst bei einem Ermüdungsriß oder
einer anderen örtlichen Bruchstelle zumindest noch in beschränktem Umfang
beibehält.
Nach Anspruch 7 besteht eine weitere, besonders bevorzugte Ausgestaltung
der Erfindung darin, daß die wirksame Hebellänge zwischen Pendelmasse
und Gelenkverbindung des Übersetzungshebels und somit die Antiresonanz
frequenz des Schwingungstilger motorisch veränderbar ist, wie dies vor
allem bei modernen Hubschraubern, die mit einer variablen Rotordrehzahl
betrieben werden, erwünscht ist.
Nach Anspruch 8 schließlich bestehen die Gelenkverbindungen im Hinblick
auf eine verschleißarme Ausbildung aus dämpfungsarmen Elastomerlagern.
Die Erfindung wird nunmehr anhand eines Ausführungsbeispieles in Verbin
dung mit den Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen in stark schematisierter
Darstellung:
Fig. 1 eine teilweise geschnittene Seitenansicht eines mechanischen
Schwingungstilgers; und
Fig. 2 einen Schnitt längs der Linie II-II der Fig. 1.
Der in den Fig. gezeigte Schwingungstilger ist zwischen einem dynamisch
erregten Bauteil 2 und einer Tragstruktur 4, z. B. dem Rotor-Getriebesystem
und der Zellstruktur eines Hubschraubers, angeordnet und dient dazu, die
statischen Lastanteile L1, also die während des Flugs vom Rotorsystem er
zeugten Auftriebskräfte, an die Zellstruktur 4 zu übertragen, die dyna
mischen Lastanteile L2 hingegen von der Zellstruktur 4 fernzuhalten. Zu
diesem Zweck enthält der Schwingungstilger ein insgesamt mit 6 bezeichne
tes Hebel-/Pendelsystem sowie eine lastübertragend zwischen Rotorgetriebe 2
und Zellstruktur 4 angeordnete Feder in Form eines Federbalgs 8, der an
seinem getriebeseitigen Ende 10 an der Zellstruktur 4 befestigt und an
seinem gegenüberliegenden Ende 12 über eine Zugstrebe 14 an das Rotor
getriebe 2 angeschlossen ist, so daß er während des Flugs unter der Wirkung
der dann vom Rotor-Getriebesystem 2 an die Zellstruktur 4 übertragenen
Auftriebskräfte ständig druckbelastet ist.
Das Hebel-/Pendelsystem 6 besteht aus einem den Federbalg 8 diametral
übergreifenden Übersetzungshebel 16, der an seinem freien Hebelende mit
einer Pendelmasse 18 versehen ist, welche - wie am deutlichsten aus Fig. 2
ersichtlich - den Federbalg 8 mit radialem Abstand kreisbogenförmig um
greift. An seinem anderen Ende ist der Übersetzungshebel 16 über ein Dreh
gelenk in Form eines Elastomerlagers 20 und einen Zwischenlenker 22 in
Richtung der statischen und dynamischen Lastanteile L1, L2 mit der Zell
struktur 4 und über ein weiteres Elastomerlager 24 mit dem Rotorgetriebe 2
schwerikbeweglich verbunden. Um den Abstand der Gelenkverbindungen
20, 24 im Hinblick auf ein großes Übersetzungsverhältnis des Hebels 16
kleinzuhalten, befindet sich das Elastomerlager 24 an einem an der
Zugstrebe 14 befestigten, seitlich bis über den Rand des Federbalgs 8
auskragenden Tragarm in Form eines Vierkant-Hohlrohres 26, dessen Innen
querschnitt ausreichend groß für die Pendelbewegungen des Übersetzungs
hebels 16 bemessen ist.
Die Eigenfrequenz des durch das Hebel-/Pendelsystem 6 und den Federbalg
8 gebildeten Feder-Massesystems ist so abgestimmt, daß die dabei erzeug
ten Pendelkräfte gleich groß wie, aber entgegengesetzt zu den Erreger
kräften L2 gerichtet sind (Antiresonanzfall). Hierfür muß der Federbalg 8
eine geringe Federsteifigkeit, zugleich aber aus Lebensdauergründen
eine hohe Schwingungsfestigkeit und im Hinblick auf einen niedrigen
Platzbedarf ein kleines Einbauvolumen besitzen. Dies wird dadurch er
reicht, daß der Federbalg 8 eine möglichst große Faltentiefe, d. h. ein
großes Außen- zu Innendurchmesserverhältnis aufweist und wegen der
hinsichtlich Elastizitätsmodul und Schwingungsfestigkeit günstigen
Werkstoffeigenschaften aus Titan in der Weise hergestellt ist, daß er aus
ringförmigen Titanronden 28 zusammengesetzt ist, die jeweils einzeln
mit großer radialer Breite maschinell vorgefertigt und an ihren Innen- und
Außenrändern (bei 30) elektronenstrahlverschweißt werden. Zur
Verringerung des Baugewichts können die Titanronden 28 mit einer
dem Biegespannungsverlauf entsprechend ungleichförmigen Wandstär
ke hergestellt werden.
Für Anwendungsfälle mit variabler Erregerfrequenz, also etwa für Ro
torsysteme, die mit veränderlicher Rotordrehzahl betrieben werden be
steht die Möglichkeit, die Antiresonanzfrequenz des Schwingungstilgers
der Erregerfrequenz nachzusteuern. Zu diesem Zweck ist am freien He
belarm des Übersetzungshebels 16 eine Zusatzmasse 32 angeordnet,
die mit Hilfe eines entsprechend der Erregerfrequenz gesteuerten Stell
motors 34 in Hebel-Längsrichtung verschieblich ist, so daß die wirksa
me Hebellänge zwischen der Gelenkverbindung 24 und dem Schwer
punkt der aus Pendelmasse 18 und Zusatzmasse 32 bestehenden Ge
samtmasse und dadurch die Eigenfrequenz des Schwingungstilgers
während des Betriebs in bestimmten Grenzen kontinuierlich veränder
bar ist.
Claims (8)
1. Mechanischer Schwingungstilger, bestehend aus einem zwischen
einem dynamisch erregten Bauteil und einer Tragstruktur angeord
neten Feder-Massesystem mit einer lastübertragend zwischen Bauteil
und Tragstruktur wirkenden Federanordnung sowie einem einerseits
mit dem Bauteil und andererseits mit der Tragstruktur in Richtung der
Bauteilerregung drehgelenkig verbundenen, am freien Hebelende mit
einer Pendelmasse versehenen Übersetzungshebel,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Federanordnung aus einem metallischen Federbalg (8) besteht und
der Übersetzungshebel (16) den Federbalg übergreifend mit der
Pendelmasse (18) auf der einen und der Gelenkverbindung (20, 24)
des Übersetzungshebels auf der gegenüberliegenden Seite des Feder
balgs angeordnet ist.
2. Schwingungstilger nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Pendelmasse (18) als einseitig offener, den Federbalg (8) auf der
Außenfläche mit radialem Abstand in Längs- und Umfangsrichtung
teilweise umgreifender Ringkörper ausgebildet ist.
3. Schwingungstilger nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Federbalg (8) ein geringes Innen- zu Außendurchmesserverhältnis
besitzt.
4. Schwingungstilger nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Federbalg (8) aus Titan besteht.
5. Schwingungstilger nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Federbalg (8) aus miteinander elektronenstrahlverschweißten
Metallronden (28) hergestellt ist.
6. Schwingungstilger nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
zum Reduzieren der Schwingungsübertragung vom Rotorsystem an
die Zellstruktur eines Hubschraubers,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Federbalg (8) mit seinem rotorseitigen Ende (10) an die Zellstruk
tur (4) und mit seinem gegenüberliegenden Ende (12) an das Rotor
system (2) angeschlossen ist.
7. Schwingungstilger nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
die wirksame Hebellänge zwischen Pendelmasse (18, 32) und Gelenk
verbindung (24) des Übersetzungshebels (16) motorisch veränderbar
ist.
8. Schwingungstilger nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Gelenkverbindungen (20, 24) aus dämpfungsarmen Elastomer
lagern bestehen.
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