DE19628193C2 - Beckenpfannen-Setzinstrument - Google Patents

Description

Die vorliegende Erfindung betrifft ein Beckenpfannen-Setzinstrument zum Setzen einer künstlichen Beckenpfanne in ein Acetabulum, wobei nach dem Einsetzen der Beckenpfanne in deren Inneres ein Inlet eingesetzt wird, welches aus geeignetem Material besteht und den Gleitpartner für die künstliche Gelenkkugel des künstlichen Hüftgelenks bildet. Als Inlet kommt in der Praxis häufig hochverdichtetes Polyäthylen zum Einsatz. In jüngerer Zeit jedoch findet keramisches Material als Inlet verstärkt Verwendung. Insbesondere ein Inlet aus Keramik erfordert bei der Einpassung in das Innere der Gelenkpfanne höchste Sorgfalt, was die Passungen betrifft. Überlicherweise wird das Inlet im Beckenpfanneninneren durch einen konischen Klemmsitz gehalten, der Geometrieabweichungen von höchstens 10 µm zuläßt. Ist das Spiel größer, kommt es zu keinem dauerhaften Klemmsitz des Inlets in der Gelenkpfanne, so daß das Inlet bildhaft gesprochen im Gelenkpfanneninneren schwimmt, was unter Belastung des künstlichen Gelenkes zu einer regelrechten Sprengung des Materials führen kann. Diese Kenngröße ist bei der Verwendung von hochverdichtetem Polyäthylen als Inletmaterial nicht kritisch, da es in weitem Bereich zähelastisch ist.

Üblicherweise wird beim Einsetzen einer künstlichen Beckenpfanne in das Acetabulum vom Operateur ein spezielles Instrument verwendet, welches direkt an dem Inneren der Beckenpfanne zum Anliegen kommt, wenn der Operateur die Gelenkpfanne durchaus mit Kraftaufwand in das Acetabulum setzt. Übliche Instrumente weisen eine meist metallische Platte auf, die auf den Rand der Beckenpfanne gesetzt wird. Am anderen Ende ist eine Hantel vorgesehen, mit der der Operateur das Instrument greifen kann. Die Hantel weist meist eine Schlagfläche auf, auf die der Operateur dann mit einem Hammer schlagen kann, um die Beckenpfanne fest in das Acetabulum einzubringen.

Diese Vorgehensweise mag akzeptabel sein, solange zähelastisches Material, wie Polyäthylen für das Inlet zum Einsatz kommt. Aus oben dargelegten Gründen kann dies jedoch für keramische Inlets nicht mehr gelten. Durch die Anlage der Instrumentenplatte direkt an den Rand der Beckenpfanne kommt es beim Einschlagen der Beckenpfanne in das Acetabulum zum direkten Kontakt zwischen der Instrumentenplatte und Teilen des Inneren der Gelenkpfanne und infolge dessen zu Verformungen, die weit über den zulässigen Maximalbereich von 10 µm liegen. Eine mit herkömmlichen Instrumenten eingesetzte Beckenpfanne eignet sich daher nicht für den Einsatz von keramischen Inlets, da kein vernünftiger konischer Klemmsitz mehr zwischen dem Inlet und der Beckenpfanne herstellbar ist.

Vor diesem Hintergrund ist es nun die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, hier Abhilfe zu schaffen, d. h. also, ein Beckenpfannen-Setzinstrument anzugeben, welches während des Einsetzvorganges der Beckenpfanne in das Acetabulum zu keinerlei Verformungen des Beckenpfanneninneren führt. Die mit Hilfe des Setzinstrumentes gesetzte Pfanne soll sich für den Einsatz eines keramischen Inlets unter Herstellung eines konischen Klemmsitzes zwischen Beckenpfanne und Inlet eignen.

Diese Aufgabe wird gelöst durch das Beckenpfannen-Setzinstrument gemäß Anspruch 1. Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den Unteransprüchen angegeben.

Demnach ist vorgesehen, daß das erfindungsgemäße Becken­ pfannen-Setzinstrument eine Hantel aufweist, an deren vorderem Ende ein Kopf angebracht ist, der zu den Innenkonturen der Beckenpfanne im wesentlichen komplementär ausgeformte Außenkonturen geringfügig kleinerer Dimension aufweist, so daß er berührungsfrei in das Innere der Beckenpfanne setzbar ist, an dessen Basis ein Ringflansch zur Anlage an die Basiskante der Beckenpfanne vorgesehen ist, und der wenigstens einen elastischen Abstandshalter aufweist, der seine Außenkonturen von den Innenkonturen der Beckenpfanne auch während des Einsetzvorganges fernhält.

Durch die im wesentlichen komplementäre Ausbildung zu dem Inneren der Beckenpfanne erfüllt der Kopf des Instrumentes eine einwandfreie Führungsfunktion. Kräfte jedoch werden nicht über diese Außenkonturen in die Beckenpfanne eingeleitet. Hierfür dient ausschließlich der Ringflansch an der Basis, der sich an die Basis- oder Stirnkante der (metallischen) Beckenpfanne anlegt und über den die Kräfte in die Beckenpfanne eingeleitet werden, während der Operateur mit einem Einschlaginstrument auf die Hantel des Instrumentes schlägt. Damit der Kopf in dem Beckenpfanneninneren nicht wackelt, ist der wenigstens eine elastische Abstandshalter vorgesehen, der quasi nur als Platzhalter zwischen den Konturen des Kopfes und jenen der Beckenpfanne dient, in keinem Fall aber Kräfte überträgt.

Mit der erfindungsgemäßen Ausgestaltung bleiben die Innenkonturen der Beckenpfanne beim Einsetzvorgang unberührt, so daß keinerlei für einen späteren konischen Klemmsitz des Inlets in der Beckenpfanne abträgliche Verformungen auftreten.

Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform ist der wenigstens eine Abstandshalter gebildet aus einem in die Peripherie des Kopfes eingelassenen O-Ring. Es können freilich auch mehrere O-Ringe in den Kopf eingelassen sein, die dann als Platzhalter zwischen dem Kopf und dem Inneren der Beckenpfanne fungieren. Die elastischen Eigenschaften der Abstandshalter ermöglichen es, daß der Operateur beispielsweise mit einem Hammer auf das andere Ende der Hantel schlägt während des Einsetzvorganges, ohne daß es zu einer Berührung zwischen dem Kopf und dem Inneren der Gelenkpfanne kommt. Kleine Bewegungen puffert der Abstandshalter, beispielsweise in Form des O-Ringes, ab.

In einer bevorzugten Ausführung besteht der Abstandshalter aus Kautschuk. Andere zähelastische Materialien kommen jedoch ebenfalls in Betracht.

Gemäß einer noch weiteren bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen, daß im Übergangsbereich des Ringflansches zur Basis des Kopfes im Ringflansch ein Umlauf im Rücksprung vorgesehen ist. Dieser Rücksprung bewirkt, daß der Ringflansch unter Aussparung des Bereichs der inneren Basiskante der Beckenpfanne an diese anlegbar ist. Hierdurch wird die Sicherheit gegen eine Verformung des Beckenpfanneninneren noch erhöht. Die Schlagkräfte beim Einsetzvorgang werden dann ausschließlich durch den Ringflansch in den äußeren Bereich der Gelenkpfanne eingeleitet.

Oftmals weisen die heute verwendeten Beckenpfannen in ihrem Polbereich einen Durchbruch auf, durch den der Operateur den Sitz im Acetabulum erfühlen kann. In diesem Fall ist gemäß einer noch weiteren vorteilhaften Ausführungsform vorgesehen, daß im vorderen Bereich des Kopfes ein zylindrischer Führungsansatz vorgesehen ist, der beim Einsetzen des Instrumentenkopfes durch diesen Durchbruch greift, wobei es jedoch wiederum zu keinerlei Berührung zwischen dem Kopf und dem Beckenpfanneninneren kommt. Der Führungsansatz dient ausschließlich der Führung und keiner Kraftübertragung.

Die Erfindung wird nun anhand eines Ausführungsbeispiels gemäß der Zeichnungsfiguren näher erläutert. Hierbei zeigt:

Fig. 1 eine Ansicht des Kopfes des Setzinstrumentes, teilweise geschnitten,

Fig. 2 eine vollständige Schnittansicht des Kopfes gemäß Fig. 1 und

Fig. 3 eine Schnittansicht durch eine Beckenpfanne, in welche der Kopf des Setzinstrumentes gemäß den Fig. 1 und 2 eingesetzt ist.

Fig. 1 zeigt den Kopf 1 des Beckenpfannen-Setzinstrumentes in Seitenansicht, wobei der Bereich, in dem die (nicht dargestellte) Hantel des Instrumentes an den Kopf 1 angekoppelt wird, im Schnitt dargestellt ist. Zur Ankoppelung der Hantel dient hier die Gewindesackbohrung 12.

Der Kopf 1 ist massiv ausgebildet mit einer Außenkontur, welche der Außenkontur des in die Beckenpfanne 4 (Fig. 3) einzusetzenden Inlets (nicht dargestellt) entspricht. Allerdings ist der Kopf etwas kleiner, da vorliegend ja keine konische Verklemmung zwischen dem Kopf 1 und der Beckenpfanne 4 stattfinden soll. Am vorderen Ende ist ein zylindrischer Führungsansatz 10 ausgebildet, der in eine entsprechende Ausnehmung 11 im Polbereich der Beckenpfanne 4 einsetzbar ist.

In die Peripherie des Kopfes 1 ist vorliegend ein O-Ring 8 eingelassen, derart, daß er als Abstandshalter dient, wenn der Kopf 1 in die Beckenpfanne 4 geführt wird. Dieser O-Ring besteht aus einem elastischen Material, so daß er auch beim eingesetzten Kopf in der Beckenpfanne 4 zusammengedrückt werden kann.

An der Basis 2 des Kopfes 1 ist ein Ringflansch 6 angeformt. Vorliegend ist in dem Übergangsbereich des Ringflansches 6 zur Basis 2 des Kopfes 1 ein umlaufender Rücksprung 9 vorgesehen, dessen Ausbildung weiter unten anhand der Zeichnungsfigur 3 erläutert wird.

Der Ringflansch 6 ist das einzige Element des Kopfes 1, über welches Kraft in die Beckenpfanne 4 eingeleitet wird. Es findet kein Kontakt zwischen den Außenkonturen 5 des Kopfes 1 und den Innenkonturen 3 der Beckenpfanne 4 statt. Dies veranschaulicht Fig. 3.

Darin ist die Situation dargestellt, wie sie sich bei eingesetztem Kopf 1 in der Beckenpfanne 4 ergibt.

An keiner Stelle der Innenkonturen 3 der Beckenpfanne 4, die später an dem konischen Klemmsitz des einzusetzenden Inlets teilnehmen, findet eine Berührung mit dem Kopf 1 statt. Hierfür sorgt sowohl die geringfügig kleinere Dimension des Kopfes 1, als auch der Abstandshalter bzw. O-Ring 8. Der Führungsansatz 10 ist so dimensioniert, daß er exakt in den Durchbruch 11 im Polbereich der Beckenpfanne 4 paßt. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Seitenflächen des Führungsansatzes 10 mit der Wandung des Durchbruchs 11 in Berührung kommen oder nicht, da diese Fläche nicht an der späteren konischen Verklemmung teilnimmt.

Die in den Kopf 1 eingeleiteten Kräfte beim Einsetzvorgang werden ausschließlich über den Ringflansch 6 in die Basiskante 7 der Beckenpfanne 4 eingeleitet. Dabei wird die innere Basiskante 7' der Beckenpfanne 4 durch den umlaufenden Rücksprung 9 ausgespart, damit in jedem Falle sichergestellt ist, daß keinerlei Verformung im Inneren der Beckenpfanne 4 stattfinden kann.

Wie eingangs schon erwähnt, bietet sich der Einsatz des erfindungsgemäßen Beckenpfannen-Setzinstrumentes besonders dort an, wo ein keramisches Inlet in das Innere der Beckenpfanne 4 gesetzt werden soll und dort mittels einer konischen Verklemmung dauerhaften Halt finden soll. Durch das erfindungsgemäße Instrument ist sichergestellt, daß keinerlei Verformungen im Bereich des Beckenpfanneninneren stattfinden, was der späteren Herstellung für konische Verklemmung abträglich wäre.

Claims (5)

1. Beckenpfannen-Setzinstrument zum Setzen einer künstlichen Beckenpfanne mit einem Inlet als Gleitpartner für eine künstliche Gelenkkugel des künstlichen Hüftgelenks in ein Acetabulum, wobei das Inlet in einen konischen Klemmsitz in das Innere der Beckenpfanne eingebracht wird, mit einer Hantel, an deren vorderen Ende ein Kopf (1) angebracht ist,

• - der zu den Innenkonturen (3) der Beckenpfanne (4) im wesentlichen komplementär ausgeformten Außenkonturen (5) geringfügig kleinerer Dimension aufweist, so daß er berührungsfrei in das Innere der Beckenpfanne (4) setzbar ist,
• - an dessen Basis (2) ein Ringflansch (6) zur Anlage an die Basiskante (7) der Beckenpfanne (4) vorgesehen ist, und
• - der wenigstens einen elastischen Abstandhalter (8) aufweist, der seine Außenkonturen (5) von den Innenkonturen (3) der Beckenpfanne (4) auch während des Einsetzvorganges fernhält.

2. Beckenpfannen-Setzinstrument nach Anspruch 1, bei dem der Abstandhalter (8) gebildet ist aus einem in die Peripherie des Kopfes (1) eingelassenen O-Ring.

3. Beckenpfannen-Setzinstrument nach Anspruch 1 oder 2, bei dem der wenigstens eine Abstandhalter (8) aus Kautschuk besteht.

4. Beckenpfannen-Setzinstrument nach einem der Ansprüche 1 bis 3, bei dem im Übergangsbereich des Ringflansches (6) zur Basis (2) des Kopfes (1) im Ringflansch (6) ein umlaufender Rücksprung (9) vorgesehen ist, so daß der Ringflansch (6) unter Aussparung des Bereichs der inneren Basiskante (7) der Beckenpfanne (4) an diese anlegbar ist.

5. Beckenpfannen-Setzinstrument nach einem der Ansprüche 1 bis 4, bei dem im vorderen Bereich des Kopfes (1) ein zylindrischer Führungsansatz (10) vorgesehen ist.