DE19616540A1 - Verwendung von von Willebrand-Faktor und pharmazeutische Zubereitung - Google Patents
Verwendung von von Willebrand-Faktor und pharmazeutische ZubereitungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine pharmazeutische Präparation
enthaltend einen biologisch aktiven FVIII:C/vWF-Komplex sowie
eine neue Verwendung eines von-Willebrand-Faktor-Präparates
und ein diagnostisches Set zur Bestimmung eines Defektes der
Hämostase in einem Patienten.
Der vWF liegt in Humanplasma als heterogenes Homomultimere
vor, mit einem Molekulargewicht von 450 kD bis zu mehr als
10.000 kD. Der vWF dient als Trägerprotein für den
Gerinnungsfaktor VIII und trägt zur Adhäsion von
Blutplättchen an das Endothel von verletzten Blutgefäßen
bei.
Bei der Hämophilie (Bluterkrankheit) ist die Blutgerinnung
durch Mangel an bestimmten plasmatischen
Blutgerinnungsfaktoren gestört. Bei der Hämophilie A beruht
die Blutungsneigung auf einem Mangel an Faktor VIII bzw.
einem Mangel an vWF. Die Behandlung der Hämophilie A erfolgt
durch Ersatz des fehlenden Gerinnungsfaktors durch
Faktorenkonzentrate aus Blutkonserven, z. B. durch intravenöse
Infusion von Faktor VIII, eines vWF/Faktor-VIII-Komplexes
oder von vWF.
Es gibt mehrere Krankheitsbilder, die auf Unter- oder
Überproduktion des von-Willebrand-Faktors zurückzuführen
sind. So führt z. B. eine Überproduktion von vWF zur
vermehrten Neigung von Thrombosen, wohingegen eine
Unterversorgung mit vWF eine vermehrte Blutungsneigung oder
verlängerte Blutungszeit zur Folge hat.
Das von-Willebrand-Syndrom kann sich in mehreren
Erscheinungsformen manifestieren. Alle Formen zeichnen sich
durch eine verlängerte Blutungszeit aus, die durch ein
absolutes Fehlen eines funktionellen vWF begründet sein
können. Der Mangel an vWF kann auch eine phänotypische
Hämophilie A hervorrufen, da der vWF ein wesentlicher
Bestandteil des funktionellen Faktor VIII-Komplexes ist. n
diesen Fällen ist die Halbwertszeit des Faktor VIII derart
verringert, daß er seine spezielle Funktionen in der
Blutgerinnung nicht wahrnehmen kann.
Patienten mit vw-Krankheit weisen einen Mangel an funktionell
aktiven vWF auf, als Ursache für Blutungen. Zur Therapie der
vW-Krankheit werden vor allem therapeutische
Plasmakonzentrate vorgeschlagen, die den vWF enthalten. Der
von Plasma stammende vWF (pdvWF) weist jedoch eine veränderte
Multimerenverteilung auf. Die hochmolekularen Multimeren
werden während des Herstellungsprozesses abgebaut, weshalb
eine verringerte hämostatische Wirkung des Plasmakonzentrats
vermutet wird. Für den Abbau der hochmolekularen
vWF-Multimeren werden vor allem lösliche bzw. an Blutplättchen
oder Leukocyten gebundene Proteasen verantwortlich gemacht.
(Mannucci et al. Blood 83, 3018-3027 (1994)).
Zur Vermeidung von Problemen, die mit der Herstellung von
pdvWF in Zusammenhang stehen, wurde bereits die Herstellung
von rekombinantem vWF (rvWF) durch Fermentation von
rekombinanten Zellen vorgeschlagen. Fischer et al. (FEBS
Letters 351, 345-348 (1994)) beschreiben die Expression des
vWF Wildtyps in CHO-Zellen. Die cDNA für vWF wurde in der
EP-0 197 592 beschrieben. Der hergestellte rvWF wurde auf
seine Molekularstruktur untersucht. Eine
gelelektrophoretische Untersuchung hat gezeigt, daß die
Multimerenstruktur des rvWF mit der idealen Struktur des
pdvWF übereinstimmt, wobei die hochmolekularen Strukturen
ebenfalls nachgewiesen werden konnten. Jedoch wurde gefunden,
daß der rvWF nicht in die Triplett-Struktur aufgetrennt
wird, welche für den pdvWF charakteristisch ist. Diese
Triplett-Struktur enthält eine prominente Bande und zwei oder
mehr Satellitenbanden, welche in einem Komplex mit der
prominenten Bande des pdvWF auftreten.
Die großtechnische Herstellung von rvWF wird von Schlokat et
al. (Thrombosis and Haemostasis 73, Abstr. 993 (1995))
beschrieben. Der in CHO-Zellen hergestellte rvWF wurde
chromatographisch gereinigt, wobei keine Reduktion der
spezifischen Ristocetin-Kofaktoraktivität erfolgte. Durch die
Co-expression des Enzyms Furin wurde die Prozessierung des
Pro-Proteins zum reifen rvWF erreicht. Die erhaltene
Ristocetin-Kofaktoraktivität war für alle untersuchten Klone
relativ hoch, z. B. 70 Einheiten pro Einheit vWF-Antigen.
Die Ristocetin-Kofaktoraktivität des vWF wird üblicherweise
gemäß einer Vorschrift von Weiss et al. (Journal of Clinical
Investigation 52, 2708-2716 (1973)) bestimmt. Dabei wird die
Aktivität des vWF als Cofaktor für die Ristocetin induzierte
Aggregation von Blutplättchen untersucht.
Diese Aktivität dient als Mass für die Wirksamkeit des vWF
zur Behandlung der vw-Krankheit. Von Fricke et al.
(Thrombosis and Haemostasis 70, 351-356 (1993)) wurde in
einem Plasmastandard der World Health Organisation (WHO) für
Faktor VIII und vWF ein sehr hohes Verhältnis von 0,92
Ristocetin-Kofaktoraktivität (RCoF) zu vWF-Antigen (vWF:Ag)
gefunden.
Die im Stand der Technik beschriebenen vWF-Präparate
enthalten den vWF in proteolytisch abgebauter Form. Die
Stabilität dieser Präparate ist dadurch begrenzt. Auch die
Versuche zur Verhinderung der Proteolyse nach Abnahme einer
Blutprobe in Gegenwart von entsprechenden Inhibitoren führten
nicht zu einem vWF mit intakter Struktur.
Alle vWF-Konzentrate, die durch Reinigung des Proteins aus
humanem Blutplasma erhalten werden oder in Kontakt mit
biologischem Material aus Säugetieren getreten sind, sind
außerdem potentiell mit dem Risiko behaftet,
krankheitserregende Moleküle, wie z. B. Viren, vom
Plasmaspender zu enthalten.
Ein weiteres Problem für die vWF Präparate des Stand der
Technik liegt in der geringen Halbwertszeit des vWF nach
Verabreichung an einen Patienten. In diesem Zusammenhang
mußte auch eine verringerte Halbwertszeit des FVIII:C
festgestellt werden. Die Halbwertszeit für exogenen FVIII:C
liegt generell unter der von endogenen FVIII:C und ist im
Fall von plasmatischen FVIII:C üblicherweise ca. 10 h, im
Fall von rekombinantem FVIII:C nicht mehr als ca. 12 h.
So liegt die Halbwertszeit für ein FVIII:C/vWF Konzentrat von
CENTRE REGIONAL DE TRANSFUSION SANGUINE DE LILLE (FRANCE)
gemäß Produktbeschreibung 1992 bei 10 bis 14 h; nach Gabe
dieses Präparates konnte ein Anstieg des endogenen FVIII:C
auf lediglich 1-3 Einheiten pro Milliliter in 24 h
beobachtet werden. Für ein anderes FVIII:C/vWF enthaltendes
Präparat (Haemate® HS Behring) wird die Halbwertszeit mit 7
Stunden bei Typ 3 vW-Krankheit, 12,3 h bei Typ 2A und 13,8 h
bei Typ 1 angegeben.
Die Erfindung stellt sich zur Aufgabe, das
Indikationsspektrum für den vWF zu erweitern und eine
verbesserte Pharmakokinetik von Faktor VIII in vivo zu
erreichen.
Die Aufgabe wird durch den Gegenstand der Patentansprüche
gelöst.
Es wurde überraschenderweise gefunden, daß FVIII:C in vivo
besonders gut und lang andauernd stabilisiert werben kann,
wenn von einem vWF mit der hohen Halbwertszeit von mehr als
20 h, vorzugsweise mindestens 30 h, eingesetzt wird. Als
wirksame Komponente kann nicht nur nativer vWF bereitgestellt
werden, sondern auch funktionell aktive Analoge, Derivate,
Fragmente und Mutanten. Vorzugsweise wird rekombinanter vWF
(rvWF) erfindungsgemäß eingesetzt. Es ist weiters bevorzugt,
eine Fraktion des vWF in der erfindungsgemäßen Präparation
zur Verfügung zu stellen. Der vWF kann durch
chromatographische Reinigungsverfahren, insbesondere durch
Ionenaustausch und/oder Affinitätschromatographie
fraktioniert werden, wobei die Fraktionen gewonnen werden
können, die eine hohe Halbwertszeit bzw. anhaltende Erhöhung
des Faktor-VIII-Spiegels in vivo zeigen.
Es hat sich überraschenderweise herausgestellt, daß durch
die Verabreichung eines vWF mit verlängerter Halbwertszeit
der FVIII:C nicht nur stabilisiert wird, sondern FVIII:C in
nachhaltiger Weise endogen induziert wird. Die Induktion des
körpereigenen FVIII:C spielt vor allem dann eine Rolle, wenn
der Organismus nicht mit exogenem FVIII:C belastet werden
soll. Im Fall einer vw-Krankheit wird oftmals gleichzeitig
ein Mangel an FVIII:C gefunden, obwohl der Patient nicht an
Hämophilie A leidet (Pseudohämophilie) . Die Verabreichung des
FVIII:C wäre daher nicht unbedingt erforderlich, falls durch
die Verabreichung des vWF genügend endogener FVIII:C
produziert wird.
Eine Art der Pseudohämophilie ist zurückzuführen auf
Mutationen im vWF-Molekül im Bereich zwischen 1 und 272, die
die Bindung des FVIII:C beeinträchtigen. Im Fall von vWF
Normandi ist beispielsweise eine Punktmutation für die
fehlende Bindungskapazität für FVIII:C verantwortlich.
Dementsprechend eignet sich ein vWF mit einer verlängerten
Halbwertszeit zur erfindungsgemäßen Anwendung an einen
Patienten mit angeborenen oder erworbenen Mangel an
funktionellem vWF. Erfindungsgemäß werden insbesondere die
folgenden Krankheiten bzw. durch die Krankheiten verursachte
Zustände gemäß der Klassifikation von Sadler et al., Thromb.
Haemostasis 74: 161-166 (1995) behandelt. Darunter finden sich
alle vw-Krankheiten, die auf Mutationen des vWF-Moleküls
zurückzuführen sind, aber auch die vW-Krankheiten vom Typ 1,
2, 3, die durch einen Mangel an vWF gekennzeichnet sind.
Diese Krankheiten sind unter den Begriff der funktionellen
Störungen des vWF zu subsumieren.
In einer speziellen Ausführungsform werden Krankheitszustände
behandelt, die im Zusammenhang mit dem Auftreten von
Antikörpern gegen vWF bzw. FVIII:C stehen.
Die Behandlung kann einerseits prophylaktisch und
andererseits therapeutisch vorgenommen werden. Ein Präparat
enthaltend vWF mit einer verlängerten Halbwertszeit eignet
sich insbesondere für die Prophylaxe, z. B. vor einer
möglichen Verletzung des Patienten oder vor einer Operation,
welche mehrere Stunden dauert.
Die Verabreichung des vWF kann dabei je nach Art der
Krankheit mit oder ohne Verabreichung von FVIII:C kombiniert
werden. Ein FVIII:C Gehalt in der pharmazeutischen
Präparation ist vor allem dann wünschenswert, wenn eine akute
Blutung rasch gestillt werden soll. Da die Erhöhung des
endogenen FVIII:C Gehalts im Blut des Patienten erst nach
einigen Stunden relevant wird, ist eine initiale
Verabreichung von FVIII:C gemeinsam mit dem vWF vorzuziehen.
Die Bereitstellung einer pharmazeutischen Präparation
enthaltend FVIII:C und vWF zur erfindungsgemäßen Anwendung
hat den Vorteil, daß der FVIII:C nicht nur in vivo
stabilisiert wird, sondern auch in vitro. Im Fall von rvWF
ist die Kombination mit rFVIII:C oder einem entsprechenden
funktionell aktiven Derivat, Analogen oder Mutanten besonders
vorteilhaft. Die Stabilität des eingesetzten Präparates ist
vor allem für Infusionspräparate relevant, welche über eine
Dauer von mehreren Stunden einen Patienten infundiert werden
können ohne Risiko der Veränderung des Präparates und deren
Notwendigkeit der Veränderung des Dosierschemas.
Es hat sich überraschenderweise herausgestellt, daß der vWF
mit der verlängerten Halbwertszeit die Pharmakokinetischen
Eigenschaften des FVIII:C wesentlich verbessert. So kann
erfindungsgemäß auch ein Präparat zur Verfügung gestellt
werden, welches den biologisch aktiven FVIII:C/vWF-Komplex
enthält, dessen verbesserte pharmakokinetische
Eigenschaften, wie eine hohe in vivo "recovery"
(Wiederfindung oder biologische Verfügbarkeit) bzw. eine
verlängerte Halbwertszeit in vivo für den FVIII:C v.a.
zurückzuführen sind auf den Gehalt an vWF mit einer
verlängerten Halbwertszeit. Das erfindungsgemäße
FVIII:C/vWF-Präparat zeigt im allgemeinen eine biologische
Halbwertszeit des FVIII:C von mehr als 13 h insbesondere mehr
als 17 h, wobei auch Halbwertszeiten von mehr als 25 h
möglich sind. Die in vivo "recovery" des erfindungsgemäßen
Präparates ist üblicherweise im Bereich von 90 bis 100%, im
Plasma.
Der FVIII:C Anstieg nach Gabe des vWF mit verlängerter
Halbwertszeit kann bis auf 6 Einheiten pro Milliliter oder
mehr herbeigeführt werden, während im Kontrollversuch
bestätigt werden konnte, daß durch Gabe von Haemate® HS
Behring im Tierversuch lediglich 3 Einheiten pro Milliliter
erreicht worden sind.
Für die erfindungsgemäße Anwendung eignet sich vor allem die
mature Form des vWF, welcher zum Großteil proteolytisch
prozessiert ist. Vorzugsweise wird der rvWF verwendet, der
durch Kontakt mit einer Protease, wie z. B. Furin oder einer
Protease vom Subtilisin-Typ, zumindest 80%, am meisten
bevorzugt mehr als 90% bis zu 100%, proteolytisch prozessiert
ist.
Erfindungsgemäß wird der vWF in der Art und Konzentration
verabreicht, daß der FVIII:C über einen Zeitraum von
mindestens 48 Stunden, vorzugsweise mehr als 72 Stunden in
vivo stabilisiert wird. Der FVIII:C Gehalt in vivo gilt dann
als stabil, wenn trotz Elimination von endogenen bzw.
exogenen FVIII:C zumindest 0,1, vorzugsweise mehr als 0,3,
Units pro Milliliter Blut enthalten ist. Dieser Mindestgehalt
an FVIII:C gewährleistet einen minimalen Schutz des Patienten
vor unerwünschten Blutungen.
Entsprechend der lang andauernden Wirkung des vWF in vivo
kann die initiale Dosis verringert werden, daß das
pharmazeutische Präparat erfindungsgemäß ohne
Nebenwirkungsreaktionen, wie Thrombosebildung,
Thrombozytenaktivierung oder Thrombozytopänie an einem
Patienten verabreicht werden kann.
Die Verabreichung der Präparation kann mehrmals erfolgen,
wobei durch die hohe Halbwertszeit des vWF längere Intervalle
möglich sind, beispielsweise Intervalle von mehr als 12
Stunden, vorzugsweise etwa 24 Stunden (tägliche
Verabreichung). Die effektive vWF Menge in der
erfindungsgemäß verwendeten pharmazeutischen Präparation
führt vorzugsweise zu einer Konzentration an vWF,
beispielsweise gemessen als Antigen mit einem entsprechenden
ELISA, von mehr als 2 Einheiten/ml Blut über einen Zeitraum
von mehr als 24 Stunden, vorzugsweise mehr als 48 Stunden.
Die effektive Menge an vWF soll weiters die
Blutungscharakteristik normalisieren, d. h. die
Blutungsintensität soll deutlich reduziert werden und ein
Blutungsstillstand in kürzester Zeit nach einer Verletzung,
insbesondere in weniger als 15 Minuten, vorzugsweise weniger
als 10 Minuten, herbeigeführt werden.
Um die Übertragung von möglicherweise vorhandenen Viren zu
verhindern, ist darauf zu achten, daß vorzugsweise
pharmazeutische Präparationen zur Anwendungen kommen, die zur
Inaktivierung bzw. Abreicherung von Viren behandelt sind.
Zur Inaktivierung von Viren eignet sich insbesondere eine
Hitzebehandlung in Lösung bzw. in festem Zustand, welche
sowohl lipidumhüllte als auch nicht-lipidumhüllte Viren
verläßlich inaktivieren kann. Beispielsweise wird die
erfindungsgemäße Präparation gemäß der EP 0 159 311 in
festem, nassem Zustand hitzebehandelt. Andere Verfahren zur
Virus-Inaktivierung umfassen auch die Behandlung mit
Detergenzien oder chaotropen Substanzen, beispielsweise
gemäß der EP 0 519 901, Wo 94/13329, DE 44 34 538, EP 0 131
740 und WO 90/15613.
Der vWF wird vorzugsweise als hochreines Protein eingesetzt,
welches durch ein chromatographisches Reinigungsverfahren
erhalten wird. Die chromatographische Reinigung erfolgt
insbesondere durch Ionenaustauschchromatographie und/oder
Affinitätschromatographie. Dafür können u. a. Materialien zum
Anionenaustausch, darunter synthetische Trägermaterialien
oder Träger auf Kohlenhydratbasis, mit Liganden, wie DEAE-,
TMAE-, QAE-, Q- oder Aminoalkylgruppen herangezogen werden,
bzw. Träger mit immobilisierten Substanzen, die eine
spezifische Affinität für vWF aufweisen. Geeignete
Affinitätsmaterialien enthalten beispielsweise Heparin.
Dieses Reinigungsverfahren eignet sich v. a. für die
großtechnische Gewinnung des rvWF.
Dabei ist zu beachten, daß der vWF in der erfindungsgemäßen
Präparation eine ausreichende Resistenz gegenüber einem
proteolytischen Abbau aufweist, daß auf den Zusatz üblicher
Stabilisatoren verzichtet werden kann. In Ausnahmefällen kann
aber auch während des Herstellungsverfahrens ein
entsprechender Proteaseinhibitor zugesetzt werden, um die
intakte Struktur zu erhalten. Zur weiteren Unterstützung der
Stabilität des vWF kann das pharmazeutische Präparat auch ein
Polyalkylenglycol, wie PEG oder Polypropylenglycol, oder
Glycerin in einer Konzentration enthalten, die den vWF nicht
präzipitiert und physiologisch verträglich ist.
Die Formulierung der erfindungsgemäß angewandten
Präparationen kann in an sich bekannter und üblicher Weise
erfolgen, z. B. mit Hilfe von Salzen und gegebenenfalls
Aminosäuren, aber auch in Gegenwart von Tensiden vorgenommen
werden. Vorzugsweise werden Salze, wie z. B. Natriumchlorid
oder Calziumchlorid, verwendet und ein pH im Bereich von 6-8
gewählt. Als Aminosäuren sind Glycin oder Lysin bevorzugt.
Ebenso kann ein pharmazeutisch akzeptabler Puffer gewählt
werden. Aufgrund der hohen Stabilität des vWF kann
üblicherweise auf die Verwendung von Stabilisatoren, wie
Trägerproteine oder Inhibitoren in der Formulierung
verzichtet werden.
Vorzugsweise kommt ein rvWF in einem Präparat zur Anwendung,
welcher nach elektrophoretischer Analyse Multimerenbanden in
Abwesenheit von Satellitenbanden zeigt. Dies entspricht der
Struktur eines vWF als nicht-fragmentiertes, also intaktes
Protein. Vorzugsweise zeigt der rvWF im pharmazeutischen
Präparat das gesamte Spektrum an Multimeren, insbesondere
auch den vWF mit hohem Molekulargewicht, ähnlich der nativen
Multimerenverteilung.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform wird der rvWF in
einer Form erhalten, die nach Verabreichung an ein Säugetier
das Multimerenmuster mit einer Singulettstruktur beibehält.
Eine proteolytische Aufspaltung der Singuletts in
Satellitenbanden bleibt somit aus.
Die bevorzugte Konzentration des vWF in der
verabreichungsfertigen Lösung ist im Bereich von 1 bis 100
Einheiten/ml. Durch die hohe Reinheit des Präparates kann
dieses auch in Konzentrationen bis zu 1000 E/ml formuliert
werden. Die Aktivität ist durch die Ristocetin-mediierte
Plättchenaggregation charakterisiert und wird als Ristocetin-
Cofaktor-Aktivität (RCoF) angegeben (siehe dazu Journal of
Clinical Investigation 52, 2708-2716, 1973). Die übliche
Dosis für den vWF liegt im Bereich von 40-80
RCoF-Einheiten/kg in Intervallen von 6-48 Stunden. Als initiale
Dosis kann auch eine höhere Dosis bis zu 200 RCoF gewählt
werden.
In einer speziellen Ausführungsform enthält die
erfindungsgemäß verwendete pharmazeutische Präparation den
vWF als einzigen wesentlichen Bestandteil. Somit kann diese
Präparation im wesentlichen aus hochgereinigtem vWF bestehen.
Zur Herstellung der pharmazeutischen Präparationen kann der
vWF aus Plasma oder einer Plasmapraktion gereinigt werden,
wobei je nach Verwendungszweck die gleichzeitige Anreicherung
oder Abreicherung des FVIII:C zweckmäßig ist. Wenn von einem
Zellkulturüberstand ausgegangen wird kann der vWF ebenfalls
in Anwesenheit oder Abwesenheit von FVIII:C gereinigt und
aufkonzentriert werden. FVIII:C kann in diesem Fall entweder
dem Zellkulturmedien zugesetzt werden bzw. von der Zelle co
exprimiert werden.
Gemäß der Erfindung wird weiters ein diagnostisches Set zur
Bestimmung einer phänotypischen Hämophilie A zur Verfügung
gestellt, welches
- a) vWF in einer pharmazeutisch akzeptablen Form und
- b) ein Mittel zur Bestimmung der FVIII:C-Aktivität in einer Blutprobe des Patienten
enthält. Vorzugsweise wird ein vWF mit einer verlängerten
Halbwertszeit eingesetzt, insbesondere vWF mit einer
Halbwertszeit von mehr als 20 Stunden. rvWF ist für diesen
Zweck besonders gut geeignet, da er frei von FVIII:C-
Aktivität zur Verfügung gestellt werden kann. Bei einem
Patienten mit phänotypischer Hämophilie A verursacht die
Verabreichung eines vWF Präparates den Anstieg des endogenen
FVIII:C Gehaltes. Dieser Anstieg ist um so signifikanter,
wenn der vWF den FVIII:C in vivo erfindungsgemäß
stabilisiert. Falls der Patient jedoch an einem Defekt der
Hemostase leidet, der einen Mangel an FVIII:C verursacht,
wie, Hämophilie A, oder falls der Patient Antikörper gegen
FVIII:C enthält, die einen Mangel an funktionell aktiven
FVIII:C verursachen, bleibt der Anstieg des endogenen FVIII:C
aus. Somit kann der vWF mit der verlängerten Halbwertszeit
zur Herstellung einer Präparation verwendet werden, die die
Differenzierung zwischen einer vW-Krankheit und einer
vW-Krankheit mit einem gleichzeitigen Auftreten eines
genomischen Defekts mit der folge eines FVIII:C Mangels,
insbesondere Hämophilie A, verwendet werden.
Das Mittel zur Bestimmung der FVIII:C Aktivität ist entweder
ein Mittel zur Bestimmung der Blutgerinnungsaktivität, wobei
die Blutgerinnungszeit gemessen wird (Einstufentest oder
Zweistufentest), oder aber ein chromogener Test bzw. ein Test
zur Bestimmung von aktiven Blutgerinnungsenzymen, die in
Abhängigkeit von der FVIII:C Aktivität einer Probe wirken.
Vorzugsweise wird ein chromogener Test zur Bestimmung der
FVIII:C Aktivität in einer Plasma- oder Serumprobe gemäß der
EP 0 496 723 durchgeführt. Als chromogenes Substrat wird in
diesem Fall ein Substrat für Faktor Xa eingesetzt.
Es ist aber auch möglich die FVIII:C Aktivität mit Hilfe der
aPTT (activated partial thromboplastin time) unter Verwendung
eines Faktor VIII Mangelplasmas zu bestimmen. Die aPPT ist
ein Beispiel für einen Test, welcher die Aktivierung der
Blutgerinnung mit einem entsprechenden Aktivator vorsieht,
worauf das Ausmaß der Blutgerinnung mit einem entsprechenden
Mittel detektiert wird. Das Ausmaß der Blutgerinnung kann
beispielsweise durch die Erfassung der Blutgerinnungszeit
(Endpunktbestimmung) oder der Kinetik der Blutgerinnung
detektiert werden.
Die Erfindung wird weiters durch die nachfolgenden, die
Erfindung nicht limitierende Beispiele näher beschrieben.
Verlauf der Gerinnungsparameter in einem von Willebrand-
defizienten Schwein nach Behandlung mit dem
erfindungsgemäßen vWF-Präparat.
Verlauf der Gerinnungsparameter in einem von Willebrand-
defizienten Schwein nach Behandlung mit einem plasmatischen
vWF/FVIII-Konzentrat.
Behandlungsschema einer von Willebrand Faktor-
immundepletierten Maus.
Blutungscharakteristik von von Willebrand Faktor-defizienten
immundepletierten Mäusen nach Behandlung mit plasmatischem
von Willebrand Faktor und dem erfindungsgemäßen Präparat mit
je 100 E RCoF/kg Körpergewicht im Vergleich zu normalen
Mäusen und unbehandelten von Willebrand Faktor-defizienten
immundepletierten Mäusen.
Ein CHO-Zellklon, der rekombinanten von Willebrand Faktor
produziert, wird wie in Fischer et al., EEBS.Lett. 351: 345-348,
1994, beschrieben, hergestellt. Durch Transfektion mit
einem für die cDNA humanen Furins kodierenden Vektor (van den
Ouweland et al., Nucleic Acids Res. 18: 664, 1990) wurde die
Zellinie zur Co-Expression von humanem Furin gebracht.
Derartige stabile Zellklone wurden im Großmaßstab in
Perfusionsreaktoren auf Microcarriern fermentiert (Blüml et
al., In: Spier RE, Griffith JB, Berthold W, eds. Animal cell
technology. Oxford, London: Butterworth-Heinemann, 1994:
267-269).
Die Reinigung wurde durch ein 2-stufiges chromatographisches
Verfahren gemäß Thromb.Haemost. 73: 1160, 1995, durchgeführt.
Die durch Elution mit Kochsalz desorbierte Fraktion wurde
gewonnen und durch Gelfiltration über Sephadex G25
(Pharmacia) in einen Puffer, enthaltend 5 g/l Na₃Citrat·2H₂O,
2 g/l NaCl, 5 g/l Glycin, 5 g/l L-Lysin·HCl und
0,62 g/l CaCl₂·2H₂O, pH 7,0, umgepuffert. Die Präparation war
charakterisiert durch einen von Willebrand Faktor-
Antigengehalt von 36,4 E/ml, gemessen in einem kommerziellen
von Willebrand Faktor-ELISA (Boehringer Mannheim) und durch
eine von Willebrand Faktor-Aktivität von 13,8 E/ml, gemessen
mittels Ristocetin-mediierter Plättchenaggregation (Evans et
al., Brit.J.Haematol. 37: 289-294, 1977).
Für die Untersuchung können von Willebrand-defiziente Tiere,
wie z. B. die von Roussi et al., Brit.J.Haematol. 90: 661-668
1995, beschriebenen homozygoten von Willebrand-defizienten
Schweine, verwendet werden. In diesem Versuch wurde ein 4
Monate altes, 37 kg schweres, weibliches, homozygotes von
Willebrand-defizientes Schwein eingesetzt. Dieses war
charakterisiert durch eine Blutungszeit von über 30 Minuten,
gemessen nach der Ohrblutungsmethode von Samama et al.,
Thromb.Haemostas. 71: 663-669, 1994, und einen von Willebrand
Faktor-Plasmaspiegel von unter der Nachweisgrenze, sowohl im
Antigen-ELISA als auch in der Ristocetincofaktoraktivität
bestimmt. Die Faktor VIII-Aktivität betrug ca. 1 E/ml,
gemessen als humaner Faktor VIII im 1-Stufen-Gerinnungstest
(Immuno), 2-Stufen-Gerinnungstest (Immuno), oder chromogenem
Faktor VIII-Test (Immunochrom FVIII:C, Immuno).
Unter Narkose wurde dem Schwein eine erfindungsgemäße
Präparation, die, wie in Beispiel 1 beschrieben, gewonnen
wurde, in einer Dosis von 34 RCoF E/kg Körpergewicht
injiziert. Unmittelbar vor der Infusion sowie 30 min., 1 Std.,
2 Std., 3 Std., 6 Std., 9 Std., 12 Std., 24 Std. und 32 Std. nach
Infusion wurden Blutproben genommen, daraus Citratplasma
hergestellt und aus diesem von Willebrand Faktor-Antigen,
Ristocetincofaktoraktivität und Faktor VIII nach den oben
genannten drei Testmethoden bestimmt. Die Resultate sind
Abb. 1 zu entnehmen. Es zeigte sich, daß nach etwa
24 Stunden, zu einem Zeitpunkt als keine
Ristocetincofaktoraktivität des infudierten Präparates ex
vivo mehr nachweisbar war, eine nachhaltige Verfünffachung
des Plasmaspiegels an Faktor VIII eingetreten war. Für das
vWF-Antigen konnte eine biologische Halbwertszeit von 32,4
Stunden errechnet werden.
Als Kontrolle wurde ein porcines, plasmatisches von
Willebrand Faktor-Präparat unmittelbar nach Entnahme der
letzten Blutprobe demselben Schwein in einer Dosis von
45 RCoF E/kg Körpergewicht gegeben. Ebenso wie nach Gabe des
erfindungsgemäßen Präparates wurden zum Zeitpunkt 30 min.,
Std., 2 Std., 3 Std., 6 Std., 9 Std., 12 Std., 24 Std. und 32 Std.
nach Infusion Blutproben gezogen, aus diesen Plasma
hergestellt und die entsprechenden Faktor VIII/von Willebrand
Faktor-spezifischen Gerinnungsparameter bestimmt. Es zeigte
sich, daß es auch hier zu einer Induktion des Faktor VIII
kam, der jedoch bezogen auf den Ausgangswert nach ca.
10 Stunden aber nur den doppelten Wert erreichte und auch
schneller wieder abnahm. Der porcine, plasmatische von
Willebrand Faktor zeigte eine Halbwertszeit von ca.
10 Stunden. Als makroskopischen Parameter für die
Normalisierung des im defizienten Tier gestörten
Gerinnungssystems wurde die Blutungszeit bestimmt, die von
über 30 Minuten vor Infusion des von Willebrand Faktors auf
ca. 13 Minuten nach Infusion korrigiert werden konnte, wobei
dieser Effekt auch noch 32 Stunden nach der Infusion
nachweisbar war. Die Infusion des plasmatischen von
Willebrand Faktor führte ebenso zu einer Korrektur der
Blutungszeit auf ca. 15 Minuten während die Blutungszeit
24 Stunden nach der Infusion des plasmatischen von Willebrand
Faktor-Präparates bereits wieder dem Ausgangswert entsprach,
also keine Verkürzung feststellbar war.
Aus den Plasmaproben des Versuches aus Beispiel 2 wurde die
Struktur der von Willebrand Faktor-Multimere durch
SDS-Agarosegelelektrophorese im 2%igen Agarosegel nach der
Methode von Ruggeri et al., Blood 57: 1140-1143, bestimmt.
Dabei wurden die von Willebrand Faktor-Multimere durch eine
immunenzymatische Färbung nach Aihara et al.,
Thromb.Haemostas. 55: 263-267, 1986, sichtbar gemacht. Als
primärer Antikörper wurde ein Kaninchen-anti-von Willebrand
Faktor-Antiserum (Dakopatts, Glostrup, Denmark) in einer
Verdünnung von 1 : 5000 verwendet. Als sekundärer Antikörper
diente ein alkalische Phosphatase-konjugierter,
affinitätsgereinigter Ziegen-anti-Kaninchen-IgG H + L
Antikörper (Axell, Accurate Chemical and Scientific Corp.,
NY) in einer Verdünnung von 1 : 1000. Die Färbung der
Proteinbanden erfolgte mittels des Nitroblau-tetrazolium-
chloridbrom-indolyl-phosphatsubstratsystems.
Vor Behandlung mit dem erfindungsgemäßen Präparat konnte
kein von Willebrand Faktor im Schwein nachgewiesen werden.
Nach Gabe des Präparates zeigte sich, eine für den nativen
Zustand atypische Struktur eines aus Singuletts bestehenden
Multimerenmusters, welches auf einen nicht proteolytisch
verdauten von Willebrand Faktor zurückzuführen ist. Diese
Struktureigenschaft blieb über den gesamten
Beobachtungszeitraum unverändert, d. h. keine proteolytische
Degradation des Präparates fand statt. Das Präparat wurde
allerdings entsprechend der Pharmakokinetik aus der
Zirkulation sukzessive eliminiert. Multimere des niedrigsten
Molekulargewichtes blieben bis zu 32 Stunden nach Infusion
des Präparates nachweisbar.
Analog zum Beispiel 2 wurde einem 91 kg schweren weiblichen,
homozygoten, vWF-defizienten Schwein ein humanes,
plasmatisches FVIII/vWF-Konzentrat, HAEMATE HS 1000 (Fa.
Behring), in einer Dosierung von 34 RCoF E/kg KG gegeben.
Dieses Präparat ist ein Faktor VIII- und von Willebrand
Faktor-enthaltendes Konzentrat. Entsprechend wurde mit der
Gabe des von Willebrand Faktors dem Schwein eine Dosis von 17
IE FVIII/kg KG verabreicht. Unmittelbar vor der Infusion
sowie 30 min., 1 Std., 2 Std., 3 Std., 6 Std., 9 Std., 12 Std., 24
Std. und 32 Std. nach der Infusion wurden Blutproben genommen,
Citratplasma hergestellt und aus diesem von Willebrand
Faktor-Antigen, Ristocetincofaktoraktivität und Faktor VIII
nach den im Beispiel 2 beschriebenen Testmethoden bestimmt.
Die Resultate sind Abb. 2 zu entnehmen. Es zeigte sich,
daß etwa 12 Stunden nach der Infusion des Präparates, zu
einem Zeitpunkt, wo noch ein meßbarer Plasmaspiegel an von
Willebrand Faktor-Ristocetincofaktoraktivität nachweisbar
war, die FVIII-Plasmakonzentration auf das 2,8-fache
angestiegen war. Durch externe Zuführung von Faktor VIII
stieg der FVIII-Spiegel unmittelbar nach der Infusion um ca.
0,4 E/ml Plasma an. Dies entsprach einer theoretischen
Wiederfindungsrate von 94% des infundierten Faktors VIII.
Für das vWF-Antigen wurde eine biologische Halbwertszeit von
7,5 Stunden errechnet. Damit zeigte sich eine deutlich
kürzere biologische Halbwertszeit des humanen, plasmatischen
von Willebrand Faktors im Vergleich zum rekombinanten von
Willebrand Faktor aus Beispiel 2.
Analog zu Beispiel 3 wurde die Multimerenstruktur des von
Willebrand Faktors in den Schweineplasmaproben analysiert.
Die schnellere Elimination aus der Zirkulation als die des
rekombinanten von Willebrand Faktors konnte auch hier
nachgewiesen werden und war mit den in der Abb. 2
angegebenen Antigenkonzentrationen vergleichbar. Das Präparat
zeigte die für von Willebrand Faktor typische Triplett-
Struktur, die auf eine proteolytische Degradation
zurückzuführen ist.
Weibliche NMRI-Mäuse (ca. 20-30 g) werden verwendet und
durch Gabe von 65 mg/kg Pentobarbital narkotisiert.
Anschließend wird die Blutungscharakteristik mit einer
modifizierten Methode nach Novak et al., Brit. J. Ha ematol.
69: 371-378, 1988, durch definierte Verletzung der
Schwanzspitze bestimmt. Das aus der arterio-venösen
Verletzung der Schwanzspitze austretende Blut wird auf
Filtern (Pipetman P5000-Schutzfilter, Gilson) so gesammelt,
daß das Blut direkt den Filter tropfen kann, ohne von diesem
durch Kapillarwirkung aufgesogen zu werden, um zu verhindern,
daß ein sich formierendes Blutgerinnsel zerstört wird. Die
Filtereinheiten werden alle 2 Minuten gewechselt und das
austretende Blut in Fraktionen gesammelt. Die Blutsammlung
wird 16 Minuten fortgesetzt. Danach wird, sofern die Blutung
nicht zum Stillstand gekommen ist, die Wunde verödet. Die
Qualifizierung der Blutungscharakteristik erfolgt durch
Extraktion des in Fraktionen auf den filtern gesammelten
Blutes jeweils mit 5 ml 0,04%iger Ammoniumhydroxidlösung
über 5 Stunden. Dabei lysieren die Erythrozyten, die mit dem
Blut im Filter gesammelt sind. Durch eine 10-minütige
Ultraschallbehandlung (Sonorex RK100, Bandelin electronic,
Berlin) wird das Haemoglobin extrahiert und quantitativ
photometrisch bei 416 nm gegen eine Eichkurve bestimmt. Eine
solche kann ermittelt werden indem Mausblutvolumina zwischen
10 µl-1 ml auf die Filter pipettiert werden, diese wie oben
beschrieben extrahiert werden und das entsprechende
Haemoglobin photometrisch bei 416 nm bestimmt wird.
Entsprechend lassen sich lineare Eichkurven erstellen, die
eine direkte Umrechnung der Haemoglobinkonzentration auf die
Blutmenge pro Filter ermöglichen. Die Blutungscharakteristik
wird ermittelt, indem graphisch die einzelnen Blutfraktionen
additiv gegen die Zeit aufgetragen werden. Der
Blutungsverlauf einer gesunden Maus ist unter diesen
Bedingungen dadurch charakterisiert, daß in einem
Beobachtungszeitraum zwischen 6 min und Versuchsende kein
weiteres Blut aus der künstlich herbeigeführten Verletzung
austritt, also die Blutung bereits zuvor zum Stillstand
gekommen ist. In der Graphik zeichnet sich ein derartiger
Verlauf durch Parallelität zur x-Achse aus (siehe Abb.
3).
Mäuse werden nun mit einem anti-von Willebrand
Faktor-Inhibitor in einer Dosis von 10 ml/kg Körpergewicht
vorbehandelt. Das anti-von Willebrand Faktor-Inhibitorplasma
wird durch Immunisierung einer ca. 50 kg schweren 1,5 Jahre
alten Ziege mit einem von Willebrand Faktor-Präparat wie
folgt gewonnen:
1 g Kryopräzipitat wird in 35 ml einer Tris/Lysin-gepufferten
NaCl-Lösung (85 mM) gelöst. Proteine des Prothrombinkomplexes
werden durch Adsorption an AlOH₃ und BaSO₄ entfernt. Dazu
wird die von Willebrand Faktor/Faktor VIII enthaltende Lösung
mit 0,1 Gew.-% AlOH₃ 1 Stunde bei 22°C inkubiert.
Anschließend wird der AlOH₃-Proteinkomplex durch
Zentrifugation abgetrennt. Der gewonnene Überstand wird
weiters mit 0,1 Gew.-% BaSO₄ unter Rühren inkubiert und der
BaSO₄-Proteinkomplex neuerlich durch Zentrifugation
abgetrennt. Der Überstand wird anschließend auf pH 6,8
eingestellt und durch Chromatographie über Q-Sepharose® FF
(Pharmacia) gereinigt. Der von Willebrand Faktor-Komplex wird
an das in einer Säule gepackte Gel adsorbiert; nicht-bindende
Proteine werden durch Waschen mit 4 Säulenvolumina des
Startpuffers entfernt. Die Elution der Proteinfraktion wird
mit einem Puffer (50 mM Tris/HCl, 500 mM NaCl, pH 6,8)
durchgeführt. Das gewonnene Eluat wird mit 50 mM Tris/HCl-
Puffer, pH 6,8, auf eine Konzentration von 175 mM NaCl
verdünnt und anschließend durch Gelfiltration auf Sepharose®
CL6B (Pharmacia) weiter gereinigt. Die Gelfiltration wird mit
einem linearen Fluß von 5,7 cm/h in einer Säule mit 26 mm
Durchmesser und einer Betthöhe von 82 cm durchgeführt. Die
Proteinfraktion des Ausschlußvolumens wird bei 280 nm
UV-spektroskopisch detektiert. Der Protein-Peak des
Ausschlußvolumens wird durch Ultrafiltration, mit einem
Ultrafilter mit einer Retentionsmasse von 30.000 D
konzentriert. Ein so hergestellter von Willebrand
Faktor/Faktor VIII-Komplex hat eine spezifische Aktivität von
173 Ristocetin-Cofaktoreinheiten (E RCoF) vWF/mg Protein
(bestimmt mittels Proteinbestimmung nach Bradford,
Anal.Biochem. 72: 248-254, 1976). Die Präparation ist frei an
Gerinnungsfaktoren II, VII, IX, X, XI und XII.
Mäuse werden nun mit dem anti-von Willebrand
Faktor-Inhibtiorplasma nach dem Schema aus Abb. 4 vorbehandelt.
Eine Maus mit derart indizierter temporärer von Willebrand-
Defizienz zeigt bei Infusion von physiologischer
Kochsalzlösung in der nachfolgenden
Schwanzspitzenblutungscharakteristik eine stetige Blutung vom
Beginn des Meßzeitraumes bis zum Abschluß des Experimentes
(siehe Abb. 4). In diesem Modell des von
Willebrand/Jürgens-Syndroms werden nun ein Präparat,
enthaltend plasmatischen von Willebrand Faktor, sowie ein
erfindungsgemäßes Präparat auf ihre Wirkung untersucht.
Dabei werden in beiden Fällen 100 E vWF
Ristocetincofaktoraktivität (RCoF)/kg jeweils als Bolus
gegeben. Die Blutungscharakteristik ist der Abb. 4 zu
entnehmen. Überraschenderweise zeigt sich, daß ein gemäß
Beispiel 1 hergestelltes von Willebrand Faktor-Präparat in
diesem Ansatz die Blutungscharakteristik der von Willebrand-
defizienten Maus auf die einer gesunden Maus korrigiert,
während das plasmatischen von Willebrand Faktor-Präparat
(IMMUNATE® STIM4, Immuno) in derselben Dosierung zwar eine
deutliche Reduktion der Blutungsintensität bewirkt, aber zu
keinem Blutungsstillstand wie das erfindungsgemäße Präparat
führt. Nach Gabe des rekombinanten von Willebrand Faktor-
Präparates und durchgeführter Bestimmung der
Blutungscharakteristik wurde den Tieren eine Blutprobe durch
Herzpunktion entnommen. Aus ex vivo Plasmaproben wurde die
Mulitmerenzusammensetzung des infundierten vWF bestimmt. Es
zeigte sich, daß die Singulettstruktur auch nach Infusion
über den gesamten Messzeitraum erhalten blieb.
Claims (33)
1. Pharmazeutische Präparation zur anhaltenden Erhöhung des
Blutgerinnungsfaktor-VIII-Spiegels in einem Säugetier,
enthaltend von Willebrand-Faktor (vWF) bzw. eine
vWF-Fraktion mit einer verlängerten biologischen
Halbwertszeit.
2. Präparation nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der vWF bzw. die vWF-Fraktion eine in vivo-
Halbwertszeit von mehr als 20 Stunden aufweist.
3. Präparation nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß der FVIII:C eine in vivo-
Halbwertszeit von mehr als 13 Stunden, vorzugsweise mehr
als 17 Stunden, aufweist.
4. Präparation nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß der vWF bzw. die vWF-Fraktion eine
aus Singuletts bestehende Multimerenstruktur zeigt.
5. Präparation nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß der vWF bzw. die vWF-Fraktion das
gesamte Spektrum an Multimeren, insbesondere auch solche
mit hohem Molekulargewicht, ähnlich der nativen
Multimerenverteilung zeigt.
6. Präparation nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß die verabreichungsfertige Lösung
den vWF bzw. die vWF-Fraktion in einer Konzentration im
Bereich von 1 ist 1000 E/ml enthält.
7. Präparation nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß der vWF bzw. die vWF-Fraktion
chromatographisch gereinigt ist.
8. Präparation nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß rekombinanter vWF (rvWF) bzw. eine
Fraktion des rvWF enthalten ist.
9. Präparation nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß rvWF bzw. die rvWF-Fraktion durch
Kontakt mit einer Protease zumindestens 80%,
vorzugsweise mehr als 90% bis zu 100%, proteolytisch
prozessiert ist.
10. Pharmazeutische Zusammensetzung, enthaltend die
Präparation nach einem der Ansprüche 1 bis 9, wobei der
vWF bzw. die vWF-Fraktion mit Faktor VIII komplexiert
ist.
11. Pharmazeutische Zusammensetzung nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet, daß der Faktor VIII biologisch
aktiv und ein natives Protein bzw. ein funktionelles
Agens, eine Mutante oder ein Derivat ist.
12. Verwendung einer Präparation nach Anspruch 1 bis 9 zur
Herstellung einer pharmazeutischen Zusammensetzung nach
Anspruch 10 oder 11.
13. Verwendung eines von Willebrand Faktors (vWF) bzw. einer
vWF-Fraktion mit einer verlängerten biologischen
Halbwertszeit zur Herstellung einer Präparation nach
Anspruch 1 zur Stabilisierung von Blutgerinnungsfaktor
VIII (FVIII:C) in einem Säugetier.
14. Verwendung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet,
daß der vWF bzw. die vWF-Fraktion eine in vivo-
Halbwertszeit von mehr als 20 Stunden aufweist.
15. Verwendung nach Anspruch 13 oder 14, dadurch
gekennzeichnet, daß die Präparation zur Erhöhung des
endogenen Gehalts an FVIII:C geeignet ist.
16. Verwendung nach einem der Ansprüche 13 bis 15, dadurch
gekennzeichnet, daß die Präparation an einen Patienten
mit angeborenem oder erworbenem Mangel an funktionellem
vWF verabreicht wird.
17. Verwendung nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet,
daß die Präparation an einen Patienten verabreicht
wird, der an funktionellen Störungen des vWF,
insbesondere von Willebrand-Krankheit leidet.
18. Verwendung nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet,
daß die Präparation an einen Patienten verabreicht
wird, der Antikörper gegen den vWF bzw. FVIII:C
aufweist.
19. Verwendung nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet,
daß die Präparation an einen Patienten verabreicht
wird, der an phänotypischer Hämophilie A leidet.
20. Verwendung nach einem der Ansprüche 13 bis 19, dadurch
gekennzeichnet, daß die Präparation rekombinanten vWF
(rvWF) bzw. eine Fraktion des rvWF enthält.
21. Verwendung nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet,
daß der rvWF bzw. die rvWF-Fraktion durch Kontakt mit
einer Protease zumindestens 80%, vorzugsweise mehr als
90% bis zu 100%, proteolytisch prozessiert ist.
22. Verwendung nach einem der Ansprüche 13 bis 21, dadurch
gekennzeichnet, daß die Präparation in Intervallen von
mehr als 12 Stunden, vorzugsweise täglich, wiederholt an
das Säugetier verabreicht wird.
23. Verwendung nach einem der Ansprüche 13 bis 22, dadurch
gekennzeichnet, daß die Präparation in Kombination mit
einem FVIII:C-Präparat verabreicht wird.
24. Verwendung nach einem der Ansprüche 13 bis 23, dadurch
gekennzeichnet, daß die Präparation zusätzlich FVIII:C
insbesondere rekombinanten FVIII:C enthält.
25. Verwendung nach einem der Ansprüche 13 bis 24, dadurch
gekennzeichnet, daß die Präparation zur Stabilisierung
des FVIII:C-Gehaltes über einen Zeitraum von mindestens
48 Stunden geeignet ist.
26. Verwendung von vWF bzw. einer vWF-Fraktion zur
Herstellung einer Präparation zur Bestimmung einer
phänotypischen Hämophilie A.
27. Verwendung nach Anspruch 26, dadurch gekennzeichnet,
daß die Präparation vWF bzw. eine vWF-Fraktion mit
einer Halbwertszeit von mindestens 20 Stunden,
insbesondere rvWF, enthält.
28. Verwendung nach Anspruch 26 oder 27, dadurch
gekennzeichnet, daß differenziert wird zwischen einer
von Willebrand-Krankheit und einer Krankheit mit einem
gleichzeitigen Auftreten eines genomischen Defekts mit
der Folge eines FVIII:C-Mangels, insbesondere Hämophilie
A.
29. Diagnostisches Set zur Bestimmung einer phänotypischen
Hämophilie A, enthaltend
- a) vWF bzw. eine vWF-Fraktion in einer pharmazeutisch akzeptablen Form und
- b) ein Mittel zur Bestimmung des FVIII:C-Aktivität in einer Blutprobe des Patienten.
30. Diagnostisches Set nach Anspruch 29, dadurch
gekennzeichnet, daß der vWF bzw. die vWF-Fraktion frei
von FVIII:C-Aktivität ist.
31. Diagnostisches Set nach Anspruch 29 oder 30, dadurch
gekennzeichnet, daß der vWF bzw. die vWF-Fraktion mit
einer Halbwertszeit von mindestens 20 Stunden,
insbesondere rvWF, enthalten ist.
32. Diagnostisches Set nach einem der Ansprüche 29 bis 31,
dadurch gekennzeichnet, daß das Mittel zur Bestimmung
der FVIII:C-Aktivität ein Reagenz umfaßt, welches einen
Aktivator der Blutgerinnung und ein Mittel zur Detektion
der Blutgerinnung enthält.
33. Diagnostisches Set nach Anspruch 32, dadurch
gekennzeichnet, daß das Mittel zur Detektion der
Blutgerinnung ein chromogenes Substrat enthält, welches
spezifisch für den Faktor Xa ist.
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Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19616540A DE19616540A1 (de) | 1995-11-10 | 1996-04-25 | Verwendung von von Willebrand-Faktor und pharmazeutische Zubereitung |
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NO964758A NO964758L (no) | 1995-11-10 | 1996-11-08 | Anvendelse av von Willebrand-faktor og farmasöytiske preparater |
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