DE19615988A1 - Mittel zur Dekontamination von Abwässern, dessen Herstellung und Verwendung - Google Patents
Mittel zur Dekontamination von Abwässern, dessen Herstellung und VerwendungInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Mittel zur
Dekontamination von Abwässern, insbesondere zur Cyanid-
und Chromatentgiftung sowie zur Schwermetallabtrennung
aus Abwässern, ein Verfahren zur Herstellung dieses
Mittels und seine Verwendung.
Abwässer mit den genannten Kontaminationen werden in
Abwasserbehandlungsanlagen im Chargen- oder Durchlaufbe
trieb entgiftet. Für die Cyanidentgiftung wird vorwiegend
Chlorbleichlauge angewendet. Dieses Verfahren hat den
Nachteil der Bildung von adsorbierbaren organischen
Halogenverbindungen (AOX-Verbindungen) und relativ langen
Reaktionszeiten.
Metalle, die mehrwertig vorliegen (Chromat, Vanadat,
Arsenat usw.) sind der Fällung so nicht zugänglich,
müssen daher erst reduziert werden.
Bevor Chromate gefällt werden können, müssen sie also
reduziert werden. Dies geschieht mit Reduktionschemika
lien (z. B. Natriumbisulfit). Das entstandene dreiwertige
Chrom kann jetzt zusammen mit zumeist anderen vorhandenen
Schwermetallen mittels gelöschtem Kalk (Kalkmilch) oder
Natronlauge im Neutralisationsprozeß als Schwermetall
hydroxid gefällt werden. Eine Wassernachbehandlung
mittels Ionenaustauscher ist zumeist notwendig, der
entstandene Metallhydroxidschlamm weist ein hohes
Löslichkeitsverhalten auf. Bei Anwesenheit von Komplex
bildnern (z. B. Ethylendiamintetraessigsäure EDTA oder
Reinigungsmittel) stößt die hydroxische Fällungsmethode
schnell an ihre Grenzen.
Weiterhin sind Sulfid-, Polysulfid- und Organosulfidver
bindungen für die Abwasserbehandlung bekannt (z. B.
Natriumsulfid) . Neben zumeist besseren und wirksameren
Behandlungsergebnissen gegenüber denen der hydroxischen
Variante bilden diese jedoch Schwefelwasserstoff bei
Überdosierung im sauren pH-Bereich und hinterlassen
Sulfide im Abwasser, die nachbehandelt werden müssen.
Jedes Abwasser hat seine eigene Entstehungsgeschichte und
erfordert daher seine eigene zielgerichtete Dekontamina
tionsbehandlung. Die Komplexität der Problematik
erfordert umfangreiches Wissen und läßt oft verschiedene
Behandlungsmethoden, Mittel und Verfahren und deren
Kombination zu, welche alle den gesetzlichen Bestimmungen
(Rahmenabwasser VwV) entsprechen müssen.
So beschreibt die DE-OS 38 22 922 ein Verfahren zur
Abtrennung von Schwermetallen aus Abwässern sowie
Fällungsmittel zur Durchführung dieses Verfahrens und
Verfahren zur Herstellung des Fällungsmittels. Nach der
vorgenannten Lehre wird vorgeschlagen, bei einem
gattungsgemäßen Verfahren die an sich vorhandenen
Vorteile der sulfidischen Fällung im sauren Medium,
nämlich die außerordentlich niedrigen Restlöslichkeiten
der Schwermetalle, unter erheblicher Herabsetzung der
Gefahren einer eventuellen Überdosierung miteinander zu
vereinigen, d. h. Sicherheit gegen die Bildung von
Schwefelwasserstoff. Das verwendete Fällungsmittel ist
derart ausgebildet, daß im behandelten Abwasser die
sulfidischen und sonstigen Niederschläge bei einem pH-
Wert von ca. 7,5 selbsttätig ausflocken, wobei ein
Abtrennen des Schlammes vom klaren Wasser ohne Zusatz von
Flockungsmitteln erfolgt. Das Mittel zur Abtrennung von
Schwermetallen besteht vorteilhaft aus Erdalkalipolysul
fiden oder Gemischen aus Erdalkalipolysulfiden mit
anderen Erdalkali -Schwefel -Verbindungen.
Eine wichtige Rolle bei der Abwasserbehandlung bildet
also der Schwefel bzw. dessen Verbindungen mit anderen
Stoffen. Aus der analytischen Chemie ist bekannt, daß
sich Nachweisreaktionen anhand von charakteristischen
Fällungs- und Farbreaktionen mit "kochendem Schwefel"
durchführen lassen. Als kochender Schwefel wird der
oberhalb von 119,2°C entstehende my- und lambda-Schwefel
bezeichnet, welcher sich durch Entstehung von ring- und
kettenförmigen S8-Molekülen auszeichnet. Da der Umgang
mit kochendem Schwefel wegen der genannten Temperaturen
sehr problematisch ist, blieb dieser Zweig der Chemie
unerforscht.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, entsprechend
der gegebenen Kontaminationen des Abwassers, ein einziges
Mittel mit reduzierenden, oxidierenden und sulfidisch
fällenden Eigenschaften im gesamten pH-Spektrum sowie ein
Verfahren zu seiner Herstellung und seine Verwendung zur
Verfügung zu stellen.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch ein Mittel zur
Dekontamination von Abwässern, insbesondere zur Cyanid-
und Chromatentgiftung sowie zur Schwermetallabtrennung
aus Abwässern dadurch gelöst, daß es durch Zugeben von
Schwefel in Wasser, 1- bis 3-stündigem Rühren und
nachfolgender Zugabe von Alkalimetallhydroxid im
Gewichtsverhältnis von Wasser: Schwefel: Alkalimetall
hydroxid wie 5 : 1 : 1 bis 3 : 2 : 2 hergestellt worden ist.
Es wird davon ausgegangen, daß in dem erfindungsgemäßen
Mittel ein bei Normaltemperatur fixiertes Gemisch aus my-
und lambda-Modifikationen des Schwefels vorliegt.
Überraschenderweise beherrscht durch die Bereitstellung
der Reaktionsbereitschaft und der Eigenschaften von
kochendem Schwefel auf Normaltemperaturniveau das
erfindungsgemäße Mittel alle aus der Abwasserbehandlung,
besonders der metallbe- und verarbeitenden Industrie,
bekannten Entgiftungsreaktionen. Das erfindungsgemäße
Mittel tritt wie der kochende Schwefel wahlweise als
Reduktions-, Oxidations- und/oder Fällungsmittel auf. Das
Mittel stellt also ein chemisch-physikalisches System
dar, in dem kochender Schwefel in den Modifikationen my
und lambda bereitgestellt wird. Das erfindungsgemäße
Mittel stellt somit keine Sulfid-, Polysulfid- oder
Organosulfid-Verbindung dar. Es stellt als flüssiges
Produkt ein chemisch-physikalisches System dar, das
Redoxpotentiale sowie spezifische Anionen und Kationen
bedarfsgerecht in Anwesenheit von Wasser und Verbrauchern
(Kontaminanten) bereitstellt, realisiert durch die
Tatsache, daß der Schwefel reaktionsfreudig in Ringen und
Ketten vorliegt. Diese bedarfsgerechte Bereitstellung
sichert den Einsatz im gesamten pH-Spektrum von 1 bis 14,
ohne daß Schwefelwasserstoff entstehen kann und nach der
Behandlung Sulfid im Abwasser ist.
Erfindungsgemäß enthält das Mittel als alkalische
Komponente vorzugsweise Natriumhydroxid.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung eines
Mittels zur Dekontamination von Abwässern, insbesondere
zur Cyanid- und Chromatentgiftung sowie zur Schwer
metallabtrennung aus Abwässern, zeichnet sich dadurch
aus, daß man unter Rühren Schwefel in Wasser eingibt, 1
bis 3 Stunden rührt und nachfolgend Alkalimetallhydroxid
zusetzt, wobei das Gewichtsverhältnis von
Wasser : Schwefel : Alkalimetallhydroxid wie 5 : 1 : 1 bis 3 : 2 : 2
ist.
Wasser wird mit technischem Mahlschwefel unter intensivem
Rühren bis zur Bildung einer Wasserhülle um die
Schwefelkristalle und Entstehung eines hellgelben
Schwefel-Wasser-Breies mit einer Ausgangstemperatur
unterhalb 20°C, insbesondere von 13°C, vermischt und
danach die alkalische Komponente unter Rühren zeit- und
temperaturabhängig zugeführt.
Eine besonders bevorzugte Ausführungsform des erfindungs
gemäßen Verfahrens zeichnet sich dadurch aus, daß man ca.
600 l Wasser mit etwa 240 kg Mahlschwefel unter
intensivem, mehrstündigem Rühren bis zur Bildung einer
Wasserhülle um die Schwefelkristalle und Entstehung eines
hellgelben Schwefel-Wasser-Breies mit einer
Ausgangstemperatur von vorzugsweise 13°C mischt und
danach etwa 210 kg Natriumhydroxid in Form von Miniperlen
oder Schuppen unter Beibehaltung des Rührens zeit- und
temperaturabhängig in folgender Weise zugibt:
- 1. x Zugabe von 60 kg NaOH -Temp.-Anstieg auf 36°C
- 2. x+10min Zugabe von 30 kg NaOH -Temp.-Anstieg auf 47°C
- 3. x+34min Zugabe von 15 kg NaOH -Temp.-Anstieg auf 60°C
- 4. x+48min Zugabe von 15 kg NaOH -Temp.-Anstieg auf 65°C
- 5. x+65min Zugabe von 15 kg NaOH -Temp.-Anstieg auf 72°C
- 6. x+75min Zugabe von 15 kg NaOH -Temp.-Anstieg auf 76°C
- 7. x+90min Zugabe von 15 kg NaOH -Temp.-Anstieg auf 81°C
- 8. x+92min Zugabe von 15 kg NaOH -Temp.-Anstieg auf 86°C
- 9. x+130min Zugabe von 30 kg NaOH -Temp.-Anstieg auf 88°C
- 10. Weiterrührung mit niedriger Drehzahl < 5h und langsame natürliche Abkühlung.
Darin bedeutet x den Startpunkt.
Mahlschwefel ist eigentlich wasserunlöslich; durch die
lange und intensive Vermischung mit Wasser wird jedoch
erreicht, daß sich eine Wasserhülle (Adhäsion) um die
Schwefelkristalle legt. Durch Zugabe von NaOH (Mini
perlen) in Wasser wird Wärmeenergie freigesetzt. Dieser
Umstand wird ausgenutzt als Energiequelle, dem Schwefel-
Wasser-Brei intern Wärmeenergie zuzuführen. Bei Zugabe
von NaOH bewirkt die Umhüllung der Schwefelkristalle mit
Wasser vermutlich eine gleichmäßige Temperaturzuführung
und sorgt für die allmähliche Umwandlung des Schwefel
kristalles in die Schwefelmodifikationen my und lambda.
Weiterhin unterbindet die Wasserhülle, daß NaOH in
direkten Kontakt zum Schwefelkristall kommt. Im weiteren
Verlauf ändert sich die Farbe des Wasser-Schwefel-Breies
über postgelb, orange, orangerot bis hin zum dunkel
orangeroten flüssigen Endprodukt, welches bereits ab
Schritt 7. erreicht ist. Die weiteren NaOH-Zugaben und
das fortgesetzte Rühren dienen der Fixierung der
entstandenen Ring- und Kettenmoleküle von Schwefel in
Natronlauge. Das Endprodukt hat eine Dichte von ca. 1,4.
Daß sich der Schwefel nicht mit NaOH umgesetzt bzw.
verbunden hat, beweist die Tatsache, daß nach einem
Verdunstungsprozeß der zum Einsatz gekommene Alpha-
Schwefel wieder zum Vorschein kommt.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung
eines Mittels aus einem bei Normaltemperatur fixierten
Gemisch von my- und lambda-Modifikationen des Schwefels
und einer alkalischen Komponente sowie Wasser zur
Dekontamination von Abwässern, insbesondere zur Cyanid-
und Chromatentgiftung sowie zur Schwermetallabtrennung
aus Abwässern.
Überschüsse des erfindungsgemäßen Mittels nach
abgeschlossener Abwasserbehandlung bauen sich im Wasser
selbständig ab. Die Abbauprodukte sind Wasser und
kristalline alpha-Schwefel-Strukturen.
Die Haltbarkeit des Mittels bei sachgemäßer Lagerung
(Lagertemperatur <10°C) beträgt mindestens 4 Monate.
Verdünnungen mit Wasser sind nur begrenzt lagerfähig (im
Wasser einsetzender Abbauprozeß).
Das erfinderische Mittel erlaubt einen Einsatz im pH-
Bereich von 1,0 bis 14. Für die Schwermetallfällungen und
die Chromatreduktion verlaufen die Reaktionen optimal im
sauren Milieu, vorzugsweise pH 1,5 bis 5,5.
AOX-Bildung ist systembedingt durch das Mittel nicht
möglich; vorhandene AOX-Verbindungen werden oft im
Fällungsprozeß mit eingebunden.
Die Dosierung des Mittels ist steuerungstechnisch über
- - pH-Wert-Messung
- - Leitfähigkeitsmessung
- - Redoxpotentialmessung
realisierbar. Als Dosierungselemente eignen sich alle
alkalienfesten Ausführungen (analog Natriumhydroxid
lösung-Natronlauge).
Erfahrungsgemäß betragen die erforderlichen Dosiermengen:
- - 0,5 bis 0,8 Liter Mittel je kg Schwermetall,
- - 1,1 bis 1,2 Liter Mittel je kg Cyanid.
Salzfrachten, Emulsionen und organische Bestandteile im
Abwasser erhöhen den Verbrauch des Mittels, da diese mit
in die Sedimentationsprodukte inkorperiert werden können.
Optimierung der Dosiermengen erfolgt durch Reaktions- und
Verweilzeitenkorrektur.
In Durchlaufanlagen können durch Zugabe von Flockungs
hilfsmitteln (z. B. basische Flockungsmittel auf
Bentonitbasis, Eisensalzlösungen, Polymerverbindungen,
welche jedoch den weiteren Alterungsprozeß der
abgetrennten Metallsulfide behindern) die
Koagulationszeiten bei Bedarf der Anlagenspezifik
angepaßt werden. Für die erforderlichen pH-Wert-
Einstellungen sollten vorzugsweise Salzsäure (techn.) und
Calciumhydroxidlösung (Kalkmilch) eingesetzt werden.
Beim Einsatz des erfindungsgemäßen Mittels sind folgende
Kriterien vorteilhaft:
- - flockenschonende Rührwerke, die während der Reaktions- und Koagulationsprozesse nur geringe Bewegungen des Wassers erzeugen,
- - gute Durchmischung des zu behandelnden Abwassers mit dem Mittel,
- - Einstellung des pH-Wertes bei abschließender Neutralisation zwischen 8,0 bis 8,75,
- - Sedimente (Dünnschlamm) durch kurzes "Aufwallen" zur Verbesserung der Salzfrachteninkorporation nutzen (Molekularsiebeffekt der Sedimente).
Bei der Cyanidentgiftung erfolgt die Zugabe des
erfindungsgemäßen Mittels im Alkalischen, wobei die
Umsetzung von Cyaniden zu Thiocyanaten ohne AOX-Bildung
erfolgt (NaCN + S → NaSCN). Bei Schwermetallcyanidkom
plexen bewirkt das erfindungsgemäße Mittel eine
Komplexspaltung. In der Regel wird Thiocyanat mit den
Schwermetall-(poly)-sulfiden (z. B. Cu(SCN)₂) abgetrennt.
Bei der Chromatentgiftung wird intermediär durch die
Reduktionskomponente Schwefel eine schokoladenbraune
Verbindung gebildet, bei der es sich vermutlich um ein
Monosulfid handelt. In Abhängigkeit vom pH-Wert
hydrolisiert selbiges zum hellblauen amorphen Chrom
(III)-oxid, welches in das tiefgrüne Chromoxid übergeht.
Im sauren Abwasser erfolgt die Reduktion und Fällung in
einem Schritt.
Bei der Schwermetallfällung bilden alle Schwermetalle mit
dem erfindungsgemäßen Mittel zumeist schwerstlösliche
(Poly-)Sulfide. Möglich ist die fraktionierte Fällung
sortenreiner, recyclingfähiger Monoschlammsubstrate durch
Verschieben des pH-Wertes.
Bei den Entgiftungs- bzw. Fällungsverfahren werden
folgende Nebeneffekte erzielt:
- 1. Senkung des Elektrolytgehaltes durch Integration der Salze und einiger AOX-Verbindungen in Zwischen gitterplätzen des alternden Niederschlages bei Verweilzeiten über 6 h verbunden mit öfteren sanften Aufwallen des sedimentierten Schlammes als physikalischer Vorgang.
- 2. Entgiftung von Nitriten zu Stickstoff-Schwefel- Verbindungen ohne AOX-Bildung und Entstehung keinerlei schädlicher Reaktionsgase.
- 3. Reduzierung der Schlammvolumina und -massen gegenüber denen der hydroxischen Fällungsmethode um 40-60% und Erzielung besserer TS-Gehalte (Nachtrocknung unnötig).
- 4. Endaustauscher sind zumeist aufgrund der guten Endwerte im Wasser nicht mehr nötig.
- 5. Die gezogene Immobilität der weiter bis in das Stadium der Metallblenden alternden Sulfidschlämme (Desorptionsvorgänge finden nicht statt) erlaubt deren Verbringung nach weniger strengen Deponieklassen.
Durch den Einsatz des erfindungsgemäßen Mittels werden
insbesondere folgende Vorteile erreicht:
- - Ausschluß der erwähnten Nachteile bei der Behandlung mit herkömmlichen Mitteln (AOX, Schwefelwasserstoff entstehung, Sulfidbildung),
- - Nutzung der bekannten Vorteile der Sulfidfällung (sehr gute Abwasserwerte und geringe Wiederlöslich keit der abgetrennten Schadstoffe, da selbige bereits im sauren Bereich gefällt werden; komplexzerstörend),
- - Substituierung der vielen Behandlungschemikalien entsprechend der gegebenen Kontaminationen durch ein einziges Mittel mit reduzierenden, oxidierenden und sulfidisch fällenden Eigenschaften,
- - Anwendungsbereich im gesamten pH-Spektrum,
- - selbsttätiger Abbau des Mittels bei Überdosierungen zu unschädlichen Zersetzungsprodukten.
Die Erfindung wird nachfolgend an einigen Beispielen
näher erläutert.
Es werden 600 Liter Wasser mit 240 kg techn. Mahlschwefel
vermischt. Nach 2stündiger intensiver Rührung ist ein
hellgelber Schwefel-Wasser-Brei mit einer Ausgangs
temperatur von 13°C entstanden. Die folgenden Herstel
lungsschritte beinhalten eine Zugabe von insgesamt 210 kg
Natriumhydroxid (Miniperlen) unter Beibehaltung der
Rührung und werden zeit- und temperaturabhängig geführt
(x = Startpunkt)
- 1. x Zugabe von 60 kg NaOH -Temp.-Anstieg auf 36°C
- 2. x+10min Zugabe von 30 kg NaOH -Temp.-Anstieg auf 47°C
- 3. x+34min Zugabe von 15 kg NaOH -Temp.-Anstieg auf 60°C
- 4. x+48min Zugabe von 15 kg NaOH -Temp.-Anstieg auf 65°C
- 5. x+65min Zugabe von 15 kg NaOH -Temp.-Anstieg auf 72°C
- 6. x+75min Zugabe von 15 kg NaOH -Temp.-Anstieg auf 76°C
- 7. x+90min Zugabe von 15 kg NaOH -Temp.-Anstieg auf 81°C
- 8. x+92min Zugabe von 15 kg NaOH -Temp.-Anstieg auf 86°C
- 9. x+130min Zugabe von 30 kg NaOH -Temp.-Anstieg auf 88°C
- 10. Weiterrührung mit niedriger Drehzahl <5h und langsame natürliche Abkühlung.
- a) Zugabe des Mittels bis pH-Wert-Anstieg um einen Betrag von 0,4 erfolgt, anschließend Rührwerk ausschalten bzw. mit flockenschonender Drehzahl betreiben. Die anschließende Reaktionszeit ist von der Schwermetallbelastung des Wassers abhängig. Erfahrungsgemäß beträgt sie zwischen 15 bis 60 Minuten.
- b) Einstellung des pH-Wertes auf 8 bis 8,75 (z. B. mit Kalkmilch). Der Bedarf an Kalkmilch ist gering, da die Fällung der Schwermetalle das Mittel realisier te.
- c) Nach der Sedimentation der Flocken kurzes Aufrühren des Dünnschlammes. Vor der Filtration behandeltes Wasser einer Standzeit von < 60 Minuten unterziehen. In der Regel kann Klarphase des Wassers gut abgetrennt werden, so daß nur der Dünnschlamm filtriert werden muß.
- a) Einstellung eines pH-Wertes < 3,5, wenn das zu behandelnde Abwasser einen höheren pH-Wert aufweist.
- b) Zugabe des Mittels und Weiterbehandlung analog Beispiel 2.
Bei Cr6+-Konzentrationen < 150 ml/l ist ggf. eine
Nachsäuerung zur Regulation des Wasserstoffionengehaltes
erforderlich. Selektive Gewinnung eines Chrommono
schlammes aus Mischkontaminationen mit hohem Chromat
monogehalt wird durch Konstanthaltung eines pH-Wertes von
1,5 realisiert.
Cyanidhaltige Abwässer sind in der Regel alkalisch.
- a) Zur Cyanidentgiftung wird das Mittel zudosiert. Die
Zugabe kann im pH-Bereich 8 bis 14 erfolgen. Die
Dosierung kann über die Leitfähigkeitsmessung
gesteuert werden. Grundsätzlich sollte das Mittel
bezogen auf den Gehalt an Cyanid mit 15 bis 25%
überdosiert werden.
AOX-Bildung durch den Mittelüberschuß ist nicht möglich.
Die überschüssige Dosierung erhöht die Handlungs sicherheit und ergibt sich aus der Tatsache, daß das Mittel auch im alkalischen Medium mit Schwermetallen und anderen Verbindungen reagiert (Parallel- bzw. Konkurrenzreaktionen Thiocyanat/Rhodanid-Bildung). - b) Nach der Herstellung der Cyanidfreiheit des Abwassers (Kontrolle; wobei die Querempfindlich keiten von Cyanid und Rhodanid zu beachten sind), erfolgt die Weiterbehandlung analog Beispiel 3. Rhodanid wird durch die weiteren Reaktionen gefällt und sedimentiert.
Zumeist erzielt man mit den genannten Beispielen 2 bis 4
den gewünschten Erfolg. Die hohe Vielfalt der
Zusammensetzungen der Abwässer erfordern teilweise
Abweichungen von diesen Technologien. Ursache dafür
können u. a. sein:
- - unterschiedlichste Komplexbildner, Glanzbildner und weitere organische Verbindungen,
- - Emulsionen, hohe Tensidkonzentrationen, u. a.
Diese Problemstellungen sind wie folgt zu lösen:
- - bei hohen Cyanid-Metall-Komplexkonzentrationen vor der Mittelzugabe den pH-Wert mit Natriumhydroxid erhöhen,
- - Erhöhung der Reaktionszeiten, z. B. Nutzung der Saurewirkung zur "Komplexspaltung" bei pH <2,
- - Zugabe des Mittels vor der Ansäuerung,
- - Nachdosierung des Mittels im pH-Bereich 4 bis 5.
Für einfache Laborversuche - Behandlung von Abwasser
proben im Labormaßstab - sind zumeist ausreichend:
- - Abwasserprobenmenge je Versuch 100 ml,
- - Becherglas, Magnetrührgerät,
- - pH-Meßinstrument, Kolbenhubpipetten
sowie analytische Ausrüstung.
Da geringe Mengen des Mittels für die Laborversuche
benötigt werden, wird eine Verdünnung des Mittels mit
Wasser (Verhältnis 1 : 10) empfohlen (Verdünnung nur
begrenzt haltbar).
Neben dem Mittel sollten für die Versuche technische
Chemikalien (z. B. Kalkmilch, HCl techn. etc.) eingesetzt
werden, um die Versuche nahe an die reale Chargen
behandlungsbedingungen auszurichten.
Nach abgeschlossener Behandlung im Laborversuch kann das
Mittel auch für einen einfachen Schnelltest eingesetzt
werden. Genutzt werden hierbei die Farbreaktionen bei der
Schwermetallfällung durch das Mittel. Das Testprinzip ist
sehr einfach:
Das Filtrat der behandelten Abwasserprobe wird mit einer
Blindprobe (destilliertes Wasser) verglichen, nachdem
beide Proben auf pH 3 angesäuert wurden und je ein
Tropfen des Mittels zudosiert wurde. Nach 5 bis 10 min
vergleicht man die farbliche Niederschlagsbildung
zwischen Blindprobe und Filtratprobe. Bei Abweichungen
war die Behandlung mit dem Mittel nicht optimal. Eine
Nachbehandlung des Filtrates (Absenkung des pH-Wertes,
geringe Dosierung des Mittels und Neutralisation) geben
Hinweise zur Optimierung: Dosierung, Reaktionszeiten,
Koagulation.
Überschüssiges Mittel in behandelten Abwasserproben zeigt
sich durch "Gelbstich" im Filtrat (pH-Wert 8 bis 8,5).
Das Abbauverhalten des Mittels bewirkt eine Klärung des
Wassers, in Abhängigkeit von der Überschußmenge nach
Minuten bzw. Stunden. Schnellerer Abbau erfolgt im
unfiltrierten Zustand des Wassers (Inkorperation). Nach
erfolgtem Abbau sind im Filtrat auch keine Reaktionen mit
farbkomplexometrischen Testpapieren (z. B.
Bleiacetatpapier) feststellbar.
1. Behandlung von 2 typischen Abwasserströmen einer
Galvanik mit folgenden Inhaltsstoffen:
Abwasser sauer: Chromat, Nickel, Kupfer, Zink, Chelat . . .
Abwasser alkalisch: Cyanid, Chromat, Nickel, Kupfer, Zink . . .
Abwasser sauer: Chromat, Nickel, Kupfer, Zink, Chelat . . .
Abwasser alkalisch: Cyanid, Chromat, Nickel, Kupfer, Zink . . .
Zunächst wurde das alkalische Abwasser überschüssig,
bezogen auf den Cyanidgehalt, mit dem Mittel versetzt und
nach Kontrolle auf Cyanidfreiheit mit dem sauren Abwasser
zusammengeführt (pH < 3). Weitere Dosierung des Mittels im
jetzt sauren Abwasser. Nach Reaktionszeit Abschlußneu
tralisation mittels Kalkmilch.
Filtrat und Dekantat klar und farblos, Schlamm gut
sedimentiert und filtrierbar, Kreislauffähigkeit gegeben.
2. Eluatwerte eines Schlammes, der aus der Behandlung
eines Abwassers (Chromat 1200 mg/l); Kupfer 250 mg/l) mit
dem Mittel stammt:
Chromat < 0,009 mg/l; Kupfer < 0,027 mg/l
Chromat < 0,009 mg/l; Kupfer < 0,027 mg/l
Claims (8)
1. Mittel zur Dekontamination von Abwässern, insbeson
dere zur Cyanid- und Chromatentgiftung sowie zur
Schwermetallabtrennung aus Abwässern, dadurch gekenn
zeichnet, daß es durch Zugeben von Schwefel in
Wasser, Rühren über 1-3 Stunden und nachfolgender
Zugabe von Alkalimetallhydroxid im Gewichtsverhältnis
von Wasser : Schwefel : Alkalimetallhydroxid wie 5 : 1 : 1
bis 3 : 2 : 2 hergestellt worden ist.
2. Mittel zur Dekontamination von Abwässern nach
Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es durch
Zugabe von Schwefel zu Wasser, Rühren über 1 bis 3
Stunden und nachfolgende Zugabe von Alkalimetall
hydroxid über 1 bis 3 Stunden sowie anschließendem
Abkühlen unter weiterem Rühren für 1 bis 10 Stunden
hergestellt worden ist.
3. Mittel zur Dekontamination von Abwässern nach
Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß das
Alkalimetallhydroxid Natrium- oder Kaliumhydroxid
ist, welches vorzugsweise in Form von Miniperlen
zugesetzt wird.
4. Mittel zur Dekontamination von Abwässern nach
Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß es
durch Eingeben von 240 kg Mahlschwefel in 600 l
Wasser, 1- bis 3-stündigem Rühren und nachfolgender
Zugabe von 210 kg Natriumhydroxid in Form von
Miniperlen unter fortgesetztem Rühren nach folgender
Zeit- und Temperaturabhängigkeit
- 1. x Zugabe von 60 kg NaOH -Temp.-Anstieg auf 36°C
- 2. x+10min Zugabe von 30 kg NaOH -Temp.-Anstieg auf 47°C
- 3. x+34min Zugabe von 15 kg NaOH -Temp.-Anstieg auf 60°C
- 4. x+48min Zugabe von 15 kg NaOH -Temp.-Anstieg auf 65°C
- 5. x+65min Zugabe von 15 kg NaOH -Temp.-Anstieg auf 72°C
- 6. x+75min Zugabe von 15 kg NaOH -Temp.-Anstieg auf 76°C
- 7. x+90min Zugabe von 15 kg NaOH -Temp.-Anstieg auf 81°C
- 8. x+92min Zugabe von 15 kg NaOH -Temp.-Anstieg auf 86°C
- 9. x+130min Zugabe von 30 kg NaOH -Temp.-Anstieg auf 88°C
- 10. Weiterrührung mit niedriger Drehzahl <5h und langsame natürliche Abkühlung,
worin x für den Startpunkt steht, hergestellt worden ist.
5. Verfahren zur Herstellung eines Mittels zur Dekonta
mination von Abwässern, dadurch gekennzeichnet, daß
man unter Rühren Schwefel in Wasser eingibt und
nachfolgend Alkalimetallhydroxid zusetzt, wobei das
Gewichtsverhältnis von Wasser : Schwefel : Alkali
metallhydroxid wie 5 : 1 : 1 bis 3 : 2 : 2 ist.
6. Verfahren zur Herstellung eines Mittels zur Dekonta
mination von Abwässern nach Anspruch 5, dadurch
gekennzeichnet, daß man unter Rühren Schwefel in
Wasser gibt, das Rühren 1-3 Stunden fortsetzt und
anschließend innerhalb von 1 bis 3 Stunden Alkali
metallhydroxid, vorzugsweise Natriumhydroxid in Form
von Miniperlen zusetzt sowie anschließend für 1 bis
10 Stunden unter weiterem Rühren abkühlt.
7. Verwendung des Mittels nach Anspruch 1 bis 4 zur
Cyanid- und Chromatentgiftung sowie zur Schwermetall
abtrennung aus Abwässern.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1996115988 DE19615988C2 (de) | 1996-04-09 | 1996-04-09 | Mittel zur Dekontamination von Abwässern, dessen Herstellung und Verwendung |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
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