DE19549117A1 - Verfahren zum spezifischen Nachweisen von Enzymaktivität - Google Patents
Verfahren zum spezifischen Nachweisen von EnzymaktivitätInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum spezifischen Nach
weisen von Enzymaktivität in Blutplasma oder anderen biologi
schen Flüssigkeiten.
Die Hämostase ist das System, welches die Fließbarkeit des
Blutes reguliert. Sie ist gekoppelt mit Immunantwort und Ent
zündung. Störungen der Hämostase gehen einher mit Fehlregula
tionen des enzymatischen Gerinnungs- und/oder Fibrinolyse-Systems.
Diese Störungen sind oft lebensbedrohlich. Es ist
daher von großem klinischen Interesse, wichtige Enzyme und
Enzymregulatoren des menschlichen Blutes spezifisch und schnell
funktionell zu erfassen.
Der Nachweis der Enzymaktivitäten von Thrombin, Faktor Xa,
Protein Ca, Plasmin oder Elastase kann chromogen erfolgen, d. h.
es ist möglich, die Aktivität dieser Enzyme über die amidoly
tische Spaltung eines Peptid-para-Nitroanilid-Substrates zu
bestimmen. In Blut und Plasma ergeben sich allerdings Unspezi
fitäten, da 1. fortlaufend das Enzym prozessiert wird, d. h. die
Pro-Enzym-Form des entsprechenden Enzyms in die aktive Enzym
form und das aktive Enzym in die inaktive Enzymform überführt
wird und da 2. das chromogene Substrat auch von anderen Protea
sen gespalten werden kann, d. h. das chromogene Substrat ist
mehr oder weniger selektiv für eine entsprechende Protease.
So wird bei Hämostaseaktivierung fortlaufend Prothrombin in
Thombin, Faktor X in Faktor Xa, Protein C in Protein Ca,
Prourokinase in Urokinase, Plasminogen in Plasmin umgewandelt
und Elastase von aktivierten Phagozyten freigesetzt. Enzym
erzeugend (Pro-Enzym-Aktivatoren) sind beispielsweise Prothrom
binasekomplex für Prothrombin, Faktor IXa oder Faktor VIIa für
Faktor X, Thrombin/Thrombomodulin für Protein C und Kallikrein
für Urokinase, Plasminogen-Aktivator (wie Urokinase, t-PA oder
Streptokinase) für Plasminogen.
Wenn die Enzymaktivität durch Bestimmen des aus der Enzymreak
tion hervorgehenden Reaktionsprodukts nachgewiesen werden soll,
können Protein/Protein-Interaktionen das Meßergebnis entschei
dend verfälschen. Wird beispielsweise die Thrombinaktivität
über die entstehende Fibrinkonzentration bestimmt, so stört
eine Fibrinogen Fragment X/Fibrinogen Fragment X-Wechselwirkung
die Nachweismethode.
Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Ver
fahren bereitzustellen, wodurch die Enzymaktivität in Blut
plasma oder einer anderen biologischen Flüssigkeit spezifisch
nachgewiesen werden kann.
Zur Lösung dieser Aufgabe muß die im vorstehend gezeigten
Schema mit X gekennzeichnete Enzymprozessierungsreaktion und/oder
eine Protein/Protein-Interaktion der entstehenden
Reaktionsprodukte inhibiert werden.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe gelöst durch ein Verfahren,
bei dem die in der Probe vorhandene Enzymaktivität oder das
Reaktionsprodukt einer Enzymaktivität in Gegenwart eines Enzym
prozessierungs- und/oder eines Protein/Protein-Interaktions-In
hibitors bestimmt wird.
Vorzugsweise wird durch das erfindungsgemäße Verfahren die
Enzymaktivität eines Hämostase-Enzyms bestimmt.
Insbesondere kann erfindungsgemäß die Enzymaktivität von
Thrombin, Faktor Xa, Protein Ca, Plasminogen-Aktivator, Plasmin
oder Elastase bestimmt werden.
Als Enzymprozessierungs- und/oder Protein/Protein-Interaktions-In
hibitor eignen sich chaotrope Lösungen, d. h. Lösungen, die
die Protein-Protein-Interaktion stören, jedoch die Wechsel
wirkung zwischen dem Enzym und dem chromogenen Substrat, wie
Peptid-pNA, unbeeinflußt lassen. Erfindungsgemäß können bei
spielsweise Guanidinogruppen-enthaltende Agenzien und/oder
ionische Reagenzien eingesetzt werden.
Insbesondere kann als ionisches Reagenz ein Kaliumsalz, wie
Kaliumchlorid, vorzugsweise in einer Endkonzentration von 270
bis 1000 mmol/l, am meisten bevorzugt von 300 bis 800 mmol/l
eingesetzt werden.
Als Enzymprozessierungs- und/oder Protein/Protein-Interaktions-In
hibitor eignet sich auch ein Caesiumsalz, wie Caesiumchlorid,
vorzugsweise in einer Endkonzentration von 200 bis 800 mmol/l.
Weiterhin sind für das erfindungsgemäße Verfahren Guanidino
gruppen-enthaltende Agenzien, wie Guanidiniumcarbonat und
Arginin, vorzugsweise in einer Endkonzentration von 20 bis
300 mmol/l, am meisten bevorzugt in einer Endkonzentration von
120 bis 250 mmol/l, bei vorzugsweise einem alkalischen pH-Wert,
verwendbar.
Gute Ergebnisse werden auch bei der Verwendung von Harnstoff,
vorzugsweise in einer Endkonzentration von 100 bis 1000 mmol/l,
und Detergenzien, wie Triton X 100®, vorzugsweise in einer End
konzentration von 0,5 bis 5%, und SDS (Natriumdodecylsulfat),
vorzugsweise in einer Konzentration von 0,01 bis 0,1%,
erzielt.
Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich insbesondere für
einen spezifischen Nachweis der Thrombinaktivität, wobei lösli
ches Fibrin spezifisch nachgewiesen wird.
Besonders vorteilhaft ist es, den spezifischen Enzymaktivitäts
nachweis bei einer Temperatur von 37 bis 55°C, vorzugsweise
45 ± 5°C durchzuführen, da bei dieser Temperatur die Enzym
prozessierung unterbleibt und gleichzeitig die Reaktions
geschwindigkeit der Farbstoffabspaltung gegenüber 37°C erhöht
wird. Folglich führt auch eine Temperaturerhöhung zu einer
Enzymprozessierungs- und/oder Protein/Protein-Interaktions-In
hibition. Eine Reaktionstemperatur über 37°C wird somit
ebenfalls als Enzymprozessierungs- und/oder Protein/Protein-Inter
aktions-Inhibitor definiert.
Von klinischem Interesse ist besonders die Verwendung einer
Kombination der vorstehend erwähnten Enzymprozessierungs-In
hibitoren bzw. eine Kombination von Enzymprozessierungs-In
hibitoren und erhöhter Reaktionstemperatur, da die Diagnose
in diesen Fällen innerhalb weniger Minuten erstellt werden
kann. Vorteilhaft ist eine Kombination aus Enzymprozessierungs-In
hibitor und einem Serinproteaseninhibitor (Serpin)-In
aktivator oder/und -Inhibitor, wie vorzugsweise Singulett-Sau
erstoff oder eine omega-Aminocarbonsäure, letzteres falls
das Serpin α2-Antiplasmin ist. Damit wird erreicht, daß das
einmal generierte Enzym nicht wieder inhibiert wird.
Das erfindungsgemäße Verfahren läßt sich besonders schnell und
effizient durchführen, wenn ein für den Enzymnachweis spezifi
sches, chromogenes Substrat gleichzeitig mit dem Enzymprozes
sierungs- und/oder Protein/Protein-Interaktions-Inhibitor zur
Probe zugegeben wird. In Fällen, in denen das Enzym, dessen
Aktivität nachgewiesen werden soll, erst durch einen voraus
gehenden Prozessierungsschritt erzeugt wird, ist es vorteil
haft, die Probe eine bestimmte Zeitdauer stehenzulassen, bevor
eine weitere Enzymprozessierung bzw. Protein/Protein-Wechsel
wirkung durch Zugabe des Inhibitors gehemmt wird. Der spezifi
sche Enzymaktivitätsnachweis läßt sich durch ein Ein-Schritt-Ver
fahren wie auch durch Mehr-Schritt-Verfahren durchführen.
Besonders gute Ergebnisse werden erzielt, wenn der Enzymaktivi
tätsnachweis zusätzlich in Gegenwart eines Serpin-Inaktiva
tors/Inhibitors, wie Singulett-Sauerstoff oder omega-Amino
carbonsäure, durchgeführt wird. Als Singulett-Sauerstoff-Er
zeuger kann Chloramin, vorzugsweise in Mengen von 1 bis
3 µmol/50 µl Plasma eingesetzt werden.
Die Erfindung wird durch die folgenden Vergleichsversuche und
Beispiele weiter erläutert.
- A) 25 µl normales Plasma wird mit 175 µl Kaninchenhirn-Throm boplastin mit 5,8 mmol/l CaCl₂ (Sigma Reagenz für die Pro thrombinzeit, 1 : 2 verdünnt in 0,9% NaCl) bei 37°C inku biert. Nach 5 Sekunden werden 50 µl einer 3 mmol/l Lösung des chromogenen Thrombinsubstrates HD-Phe-Pip-Arg-pNA in
- B) 1 IU Urokinase wird mit 2,5 CTA-Einheiten Plasminogen/ml in 100 mmol/l Tris, 0,05% Triton X 100®, pH 8,0, 5 Minuten bei 37°C in einem Volumen von 200 µl inkubiert. Daraufhin wird 50 µl einer 3 mmol/l Lösung des chromogenen Plasmin substrats HD-Val-Leu-Lys-pNA in
- 1) aqua dest.
- 2) 0,5 mol/l CsCl
- 3) 1,0 mol/l CsCl
- 4) 1,5 mol/l CsCl
- 5) 0,5 mol/l KCl
- 6) 1,0 mol/l KCl
- 7) 1,5 mol/l KCl
- 8) 2,0 mol/l KCl
- 9) 2,5 mol/l KCl
- 10) 1,0 mol/l NaCl
- 11) 2,0 mol/l NaCl
- 12) 3,0 mol/l NaCl
- 13) 0,5 mmol/l ZnCl₂
- 14) 5 mmol/l ZnCl₂
- 15) 10 mmol/l ZnCl₂
- 16) 5% Triton X 100®
- 17) 0,25% Natriumdodecylsulfat
- 18) 2 mol/l Harnstoff
- 19) 250 mmol/l Guanidiniumcarbonat
- 20) 500 mmol/l Guanidiniumcarbonat
- 21) 750 mmol/l Guanidiniumcarbonat
- 22) 250 mmol/l Argininhydrochlorid
- 23) 500 mmol/l Argininhydrochlorid
- 24) 750 mmol/l Argininhydrochlorid
- 25) aqua dest. bei einer Endinkubationstemperatur von 45°C zugegeben.
Wird das chromogene Substrat in aqua dest. zugegeben und die
Endinkubationstemperatur nicht auf über 37°C eingestellt, so
ergibt sich eine nichtlineare (hyperbelförmige) Zeit-Extink
tionskinetik, d. h. die Enzymprozessierung wurde nicht inhi
biert, fortlaufend wird neues Enzym nachgebildet, welches
zusätzlich das chromogene Substrat spaltet.
Die Enzymprozessierung wird durch Inkubation bei < 40°C oder
durch Anwesenheit von mindestens 300 mmol/l NaCl, oder
270 mmol/l KCl, oder 200 mmol/l CsCl, oder 0,5 mmol/l ZnCl₂
(bei der Plasminprozessierung), oder 1% Triton X 100®, oder
0,05% Natriumdodecylsulfat, oder 500 mmol/l Harnstoff, oder
100 mmol/l Guanidiniumcarbonat oder 100 mmol/l Argininhydro
chlorid inhibiert.
Es resultiert jeweils eine lineare Zeit-Extinktionskinetik.
Optimale lineare Extinktionsänderungen betragen etwa
0,100/min.
- 1. 50 µl humanes Thrombin (0,1 NIH-Einheiten/ml) in 150 mmol/l Tris, 0,1% Triton X 100®, pH 8,0
- 2. 50 µl humanes Plasmin (0,01 CTA-Einheiten/ml) in 150 mmol/l Tris, 0,1% Triton X 100®, pH 8,0
- 3. 50 µl 150 mmol/l Tris, 0,1% Triton X 100®, pH 8,0 (Kontrolle)
werden mit 150 µl 150 mmol/l Tris, 0,1% Triton X 100®, pH 8,0,
und 50 µl
- a) 3 mmol/l chromogenes Thrombinsubstrat HD-Phe-Pip-Arg-pNA in aqua dest.
- b) 3 mmol/l chromogenes Thrombinsubstrat HD-Phe-Pip-Arg-pNA in 2 mol/l KCl
- c) 3 mmol/l chromogenes Plasminsubstrat HD-Val-Leu-Lys-pNA in aqua dest.
- d) 3 mmol/l chromogenes Plasminsubstrat HD-Val-Leu-Lys-pNA in 2 mol/l KCl
bei
- I) Raumtemperatur
- II) 37°C
- III) 45°C
- IV) 55°C
60 Minuten inkubiert. Daraufhin wird die entstandene Extink
tionsänderung bei 405 nm durch einen Mikrotiterplatten-Leser
(Organon, Turnhout, Belgien) bestimmt.
Die Quotienten geben die Unselektivität des chromogenen
Substrates an, d. h. inwieweit das chromogene Thrombinsubstrat
von Plasmin bzw. das chromogene Plasminsubstrat von Thrombin
gespalten wird. Ihre Größe ist indirekt proportional zur Inku
bationstemperatur. (3,3-6,7-9,2-10) und zur Anwesenheit
von < 300 mmol/l KCl. Daraus ergibt sich, daß die Enzymprozes
sierungs-Inhibition bei 45° ± 5°C und/oder in Anwesenheit eines
weiteren Enzymprozessierungs-Inhibitors erfolgen sollte.
Der Enzymprozessierungs-Inhibitor führt folglich auch zu einer
verbesserten Substratselektivität, er unterdrückt unspezifische
Substratspaltung.
50 µl humanes Thrombin (0,1 NIH-Einheiten/ml) in 150 mmol/l
Tris, 0,1% Triton X 100®, pH 8,0 oder 50 µl humanes Plasmin
(0,01 CTA-Einheiten/ml) in 150 mmol/l Tris, 0,1% Triton X
100®, pH 8,0 werden mit 50 µl einer Arginin-Lösung unter
schiedlicher Konzentration (0 bis 700 mmol/l) und a) 50 µl
3 mmol/l chromogenes Thrombinsubstrat HD-Phe-Pip-Arg-pNA in
aqua dest. oder b) 50 µl 3 mmol/l chromogenes Plasminsubstrat
HD-Val-Leu-Lys-pNA in aqua dest. 60 min bei Raumtemperatur (RT)
inkubiert.
Daraufhin wird die entstandene Extinktionsänderung bei 405 nm
durch einen Mikrotiterplatten-Leser (Organon, Turnhout,
Belgien) bestimmt.
Das Guanidinogruppen-enthaltende Agens führt bei Konzentratio
nen unter 100 mmol/l Arginin im Test zu keiner Inhibition der
amidolytischen Enzymaktivität von Thrombin oder Plasmin, selbst
eine Konzentration von 233 mmol/l im Test führt nur zu einer
etwa 20%-igen Hemmung der amidolytischen Thrombinaktivität.
Die amidolytische Plasminaktivität bleibt unbeeinflußt bei
dieser Argininkonzentration, Arginin bei etwa 50 mmol/l im Test
erzeugt sogar eine etwa 30%-ige Stimulation der amidolytischen
Plasminaktivität.
25 µl Plasma wurden mit 25 µl Cephalin in 0,1 mmol/l Ellagsäure
(Sigma Reagenz für aktivierte partielle Thromboplastinzeit)
3 Minuten bei 37°C inkubiert. Daraufhin wurden 125 µl 4 mmol/l
CaCl₂, 20 mmol/l Hepes, 50 mmol/l NaCl, 0,5 g/l NaN₃ zugegeben
und 15 Sekunden bei 37°C inkubiert. Der Zusatz von 60 µl
3 mmol/l chromogenem Thrombinsubstrat
Tosylglycyl-L-prolyl-arginyl-5-amino-2-nitrobenzoesäure-isopropylami-d
(Tos-Gly-Pro-Arg-ANBA-IPA)
in a) aqua dest.
- b) 1,5 mol/l CsCl
- c) 2 mol/l KCl
- d) 3 mol/l NaCl
- e) aqua dest., Endinkubation bei 45°C
startet die Nachweisreaktion. Die entstehende Extinktions
zunahme pro Minute bei 405 nm wird in einem automatischen
Mikrotiterplatten-Leser (Organon, Turnhout, Belgien) bestimmt
und ist ein direktes Maß für die entstandene Thrombinaktivität.
Chromogene APTT (aktivierte partielle Thromboplastinzeit)
Gepooltes normales Plasma delta A/min = 0,067 linearer Anstieg
Pathol. oder antikoagul. Plasma A/min < 0,040 linearer Anstieg.
Gepooltes normales Plasma delta A/min = 0,067 linearer Anstieg
Pathol. oder antikoagul. Plasma A/min < 0,040 linearer Anstieg.
Wird das chromogene Substrat in aqua dest. nicht zusammen mit
einem Enzymprozessierungs-Inhibitor gegeben, so ergibt sich
eine nichtlineare Zeit-Extinktionskinetik. Dieser hyperbel
förmige Anstieg der Enzymaktivität ergibt sich, da fortlaufend
weiter Enzym gebildet wird und die Enzymprozessierung nicht
inhibiert wurde. Eine Endinkubation bei 45°C führt auch zu
einem linearen Anstieg der gemessenen Extinktion bei 405 nm,
d. h. bei Temperaturen < 37°C wird die Enzymprozessierung zuneh
mend inhibiert ohne zunächst die amidolytische Aktivität des
Enzyms negativ zu beeinflussen.
50 µl Plasma wurden mit 50 µl Testreagenz, welches aus 12 IU/ml
Urokinase, 3 mmol/l Tranexamsäure, 150 mmol/l Tris, 0,1%
Triton X 100®, pH 8,0 besteht, 15 Minuten bei 37°C inkubiert.
Daraufhin wurden 50 µl 3 mmol/l HD-Val-Leu-Lys-pNA in 1,2 mol/l
KCl, 180 mmol/l Arginin, pH 8 (oder in aqua dest. zur
Kontrolle) zugesetzt und die entstehende Extinktionsänderung
bei 405 nm verfolgt.
Normales gepooltes Plasma ergibt eine delta A/min von 0,042,
charakterisiert durch einen linearen Anstieg.
Wird das chromogene Plasminsubstrat in aqua dest. zugegeben, so
ist der Anstieg der Extinktion gegen die Zeit hyperbelförmig,
da fortlaufend Plasmin erzeugt wird, d. h. die Enzymprozes
sierung nicht inhibiert wird.
50 µl Arginin/EDTA-Plasma (120 mmol/l Arginin) wird mit 50 µl
15 mmol/l Chloramin T® und 150 µl Testreagenz, bestehend aus
50 µg/ml Ellagsäure in 100 mmol/l Tris, 0,1% Triton X 100®,
pH 8,0, 45 Minuten bei 37°C inkubiert. Dann werden 50 µl
3 mmol/l HD-Val-Leu-Lys-pNA in 2 mol/l KCl, 300 mmol/l Arginin,
10 mmol/l Tranexamsäure zugegeben, bei 45°C inkubiert und die
Extinktionsänderung/15 Minuten bei 405 nm bestimmt. Ergebnis:
Der Normalbereich der Kontaktphasen-aktivierten, fibrinoly
tischen Aktivität liegt bei 100% ± 30% (Mittelwert ± Stan
dardabweichung) (100% = ca. 0,100 Extinktionsein
heiten/15 Minuten).
Von n = 23 normalen Blutspendern wurden 50 µl Plasma (mit
120 mmol/l Arginin und 7 mmol/l EDTA antikoaguliert), außerdem
50 µl Thrombinstandard (0,1 NIH-Einheiten (100 mU)/ml in
150 mmol/l Tris, 120 mmol/l Arginin, 0,1% Triton X 100®,
pH 8,0), 50 µl Plasminstandard (0,01 CTA-Einheiten (10 mU)/ml
in 150 mmol/l Tris, 120 mmol/l Arginin, 0,1% Triton X 100®,
pH 8,0) mit 100 µl 75 mmol/l Tris, 600 mmol/l KCl, 150 mmol/l
Arginin, pH 8,0, enthaltend
- a) 1.5 mmol/l chromogenes Substrat für Thrombin HD-Phe-Pip-Arg-pNA
- b) 1.5 mmol/l chromogenes Substrat für Faktor Xa Bz-Ile-Glu-Gly-Arg-pNA
- c) 1.5 mmol/l chromogenes Substrat für Protein Ca <Glu-Pro-Arg-pNA
- d) 1.5 mmol/l chromogenes Substrat für Plasmin HD-Val-Leu-Lys-pNA
- e) 1.5 mmol/l chromogenes Substrat für PMN Elastase <Glu-Pro-Val-pNA
35 Minuten bei 45°C (Erhitzungsblock für Mikrotiterplatten,
Turnhout, Belgien) inkubiert. Daraufhin wurde die spezifische
Extinktionsänderung bei 405 nm (und gegebenenfalls ein
Trübungsausgleich bei 490 nm) bestimmt. Als Nullwert diente die
Messung nach 5 Minuten Inkubation. Alternativ dazu kann das
Substrat-Reagenz in 50 µl 2 × konzentriert und zusätzlich 50 µl
40 mmol/l Chloramin T® zugesetzt oder 600 mmol/l KCl,
150 mmol/l Arginin, pH 8, beispielsweise durch 300 mmol/l eines
Guanidinogruppen-tragenden Enzymprozessierungs-Inhibitors, pH 7
bis 11, vorzugsweise pH 8 bis 10, ersetzt werden. Vorteilhaft
ist ein Reaktionsgemisch-Reagenz aus Enzymprozessierungs-
Inhibitor und Singulett-Sauerstoff-Erzeuger. Falls
α2-Antiplasmin inhibiert werden soll, kann statt (oder in
Kombination mit) dem Singulett-Sauerstoff-Freisetzer Chloramin
auch eine omega-Aminocarbonsäure, vorzugsweise Tranexamsäure,
in einer Konzentration von 5 mmol/l, oder die vierfache Menge
an epsilon-Aminocapronsäure, oder die 40fache Menge an Lysin,
zugesetzt werden.
In normalem menschlichen Plasma ist amidolytische Enzymaktivi
tät nachzuweisen. Dabei handelt es sich zum größten Teil um
durch α2-Makroglobulin komplexiertes Enzym. 3,1 ± 1,46 (NIH)
mU/ml Thrombin, 2,6 ± 0,62 (CTA) mU/ml Plasmin und
16,2 ± 7,4 ng/ml aktive Elastase konnten bei Gesunden
(Mittelwert ± Standardabweichung) nachgewiesen werden.
Eine Bestimmung dieses Parameters ist von großem klinischen
Interesse, da er eine Gerinnungs-(Thrombin, Faktor Xa, Protein
Ca), Fibrinolyse-(Plasmin) oder Entzündungs-(Elastase)Akti
vierung anzeigt. Krankheiten wie Thrombose und Präthrombose,
Hyperfibrinolyse, Sepsis oder Transplantatabstoßungskrisen
können so einfach und schnell diagnostiziert werden. Die Inku
bation bei < 37°C ist von Vorteil, da sie die Reaktionsgeschwin
digkeit beschleunigt und die Enzymprozessierung inhibiert.
25 µl a) normales (Arginin/EDTA) Plasma, welches mit 34 µg/ml
löslichem Fibrin (Kabi, Mölndal, Schweden) supplemen
tiert wurde, und
b) normales (Arginin/EDTA) Plasma, welches mit
1000 µg/ml BrCN-Fibrinogenspaltprodukten (Boehringer
Mannheim, Deutschland) supplementiert wurde,
wurden inkubiert wie in folgender Aufstellung angegeben. Die zusammen mit dem t-PA-Substrat Plasminogen (oder alternativ dem t-PA) zugesetzte Konzentration an Arginin (oder Guanidinium) wurde variiert (13 bis 90 mmol/l Endkonzentration). Die erhaltenen Extinktionswerte für b) wurden durch die bei a) erhaltenen geteilt.
25 µl Plasma (120 mmol/l Arginin, 7 mmol/l EDTA)
+ 100 µl 9 CTA-Einheiten Lys-Plasminogen/ml in 100 mmol/l Tris, 0,05% Triton X 100®, 125 mmol/l Arginin, pH 8
+ 50 µl 12 mmol/l Chloramin T®
+ 50 µl 2,5 µg t-PA/ml in 30 mmol/l Natriumacetat, pH 4,2, 0.05% Triton 10 Minuten Inkubation bei Raumtemperatur
+ 25 µl 3 mmol/l HD-Val-Leu-Lys-pNA in 3,6 mol/l KCl delta A/min bei 405 nm ablesen
wurden inkubiert wie in folgender Aufstellung angegeben. Die zusammen mit dem t-PA-Substrat Plasminogen (oder alternativ dem t-PA) zugesetzte Konzentration an Arginin (oder Guanidinium) wurde variiert (13 bis 90 mmol/l Endkonzentration). Die erhaltenen Extinktionswerte für b) wurden durch die bei a) erhaltenen geteilt.
25 µl Plasma (120 mmol/l Arginin, 7 mmol/l EDTA)
+ 100 µl 9 CTA-Einheiten Lys-Plasminogen/ml in 100 mmol/l Tris, 0,05% Triton X 100®, 125 mmol/l Arginin, pH 8
+ 50 µl 12 mmol/l Chloramin T®
+ 50 µl 2,5 µg t-PA/ml in 30 mmol/l Natriumacetat, pH 4,2, 0.05% Triton 10 Minuten Inkubation bei Raumtemperatur
+ 25 µl 3 mmol/l HD-Val-Leu-Lys-pNA in 3,6 mol/l KCl delta A/min bei 405 nm ablesen
Bestimmungen bei 0 mmol/l Arginin (Endkonz.) erfolgten ohne
Zusatz von Arginin in Plasma und Test. Zur Nullwertkontrolle
wird dem Plasminogen-Reagenz 10 mmol/l Tranexamsäure
(Aminomethylcyclohexansäure → Inhibition der t-PA Stimulation
durch lösliches Fibrin) zugesetzt. Der erhaltene Wert wird vom
Hauptwert abgezogen.
70 mmol/l (Endkonz.) Arginin
- a) delta A/min = 0,053
- b) delta A/min = 0,0036
Ein hoher Quotient zeigt hohe Spezifität für Fibrin an, ein
tiefer Wert zeigt an, daß der Test nicht zwischen Fibrin und
Fibrinogenspaltprodukten diskriminiert. Je höher die zugesetzte
Argininkonzentration, desto spezifischer wird Fibrin nachgewie
sen. Die t-PA-Stimulation durch Flbrinogenspaltprodukte wird
durch Arginin unterdrückt. So kann zwischen Thrombin- und
Plasmin-Wirkung auf Blut unterschieden werden. Kovalent ver
netztes Fibrin wird vom Protein/Protein-Interaktions-Inhibitor
nicht entpolymerisiert, im Gegensatz zu polymerisiertem Frag
ment X. Arginin oder Guanidinium inhibiert allerdings auch die
Plasminogen-Aktivierung des zugefügten t-PA. Deswegen ergibt
sich beim enzymatischen Test ein Optimum an Arginin zwischen 50
und 100 mmol/l Endkonz. Lösliches Fibrin oder polymerisiertes
Fragment X kann auch über Antikörper nachgewiesen werden. Das
erfindungsgemäße Agens würde die Antikörperspezifität beträcht
lich erhöhen.
Claims (20)
1. Verfahren zum spezifischen Nachweisen von Enzymaktivität
in Blutplasma oder einer anderen biologischen Flüssigkeit,
dadurch gekennzeichnet, daß die in der Probe vorhandene
Enzymaktivität oder das Reaktionsprodukt einer Enzymakti
vität in Gegenwart eines Enzymprozessierungs- und/oder
eines Protein/Protein-Interaktions-Inhibitors bestimmt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Enzymaktivität eines Hämostase-Enzyms und/oder einer
Serinprotease bestimmt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Enzymaktivität von Thrombin, Faktor VIIa, Faktor IXa,
Faktor Xa, Protein Ca, Plasminogen-Aktivator, Plasmin,
Elastase, Subtilisin oder Limulus-Endotoxin-aktivierbarer
Protease bestimmt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß als Enzymprozessierungs- und/oder
Protein/Protein-Interaktions-Inhibitor ein Guanidino
gruppen-enthaltendes Agens eingesetzt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß als Enzymprozessierungs- und/oder
Protein/Protein-Interaktions-Inhibitor ein ionisches
Reagenz eingesetzt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß als
ionisches Reagenz ein Kaliumsalz, ein Caesiumsalz und/oder
ein Guanidinogruppen-enthaltendes Agens eingesetzt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß als
Kaliumsalz Kaliumchlorid, als Caesiumsalz Caesiumchlorid
und als Guanidinogruppen-enthaltendes Agens Arginin einge
setzt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet,
daß das Kaliumsalz in einer Endkonzentration von 270 bis
1000 mmol/l eingesetzt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß das
Kaliumsalz in einer Endkonzentration von 300 bis
800 mmol/l eingesetzt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet,
daß das Caesiumsalz in einer Endkonzentration von 200 bis
800 mmol/l eingesetzt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet,
daß das Guanidinogruppen-enthaltende Agens in einer End
konzentration von 20 bis 300 mmol/l, vorzugsweise 120 bis
250 mmol/l, eingesetzt wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß die Nachweisreaktion der Enzymaktivi
tät bei einer Temperatur von 37 bis 55°C bestimmt wird.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß
die Nachweisreaktion der Enzymaktivität bei einer Tempera
tur von 45 ± 5°C bestimmt wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch
gekennzeichnet, daß die Nachweisreaktion der Enzymaktivi
tät bei einem pH-Wert von 7 bis 11, vorzugsweise von 8 bis
10, durchgeführt wird.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch
gekennzeichnet, daß lösliches Fibrin, Fibrinogendegrada
tionsprodukte oder polymerisierte Fibrinogenderivate spe
zifisch nachgewiesen werden.
16. Verfahren nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeich
net, daß der Enzymprozessierungs- und/oder Protein/Pro
tein-Interaktions-Inhibitor eine solche Temperatur
aufweist, daß dessen Zugabe zu Blutplasma oder einer
anderen biologischen Flüssigkeit zu einer Endtemperatur
gemäß Anspruch 12 oder 13 führt.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 16, dadurch
gekennzeichnet, daß zusammen mit dem Enzymprozessierungs
und/oder Protein/Protein-Interaktions-Inhibitor ein Enzym
substrat eingesetzt wird.
18. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 17, dadurch
gekennzeichnet, daß zusätzlich ein Serinproteasen
inhibitor-Inaktivator und/oder -Inhibitor, vorzugsweise
Singulett-Sauerstoff und/oder omega-Aminocarbonsäure,
eingesetzt wird.
19. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 17, dadurch
gekennzeichnet, daß zusätzlich ein Singulett-Sauerstoff-Er
zeuger, vorzugsweise Chloramin, eingesetzt wird.
20. Verfahren nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, daß
Chloramin in Mengen von 1 bis 3 µmol/50 µl Plasma einge
setzt wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1995149117 DE19549117A1 (de) | 1995-12-29 | 1995-12-29 | Verfahren zum spezifischen Nachweisen von Enzymaktivität |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1995149117 DE19549117A1 (de) | 1995-12-29 | 1995-12-29 | Verfahren zum spezifischen Nachweisen von Enzymaktivität |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19549117A1 true DE19549117A1 (de) | 1997-07-03 |
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ID=7781629
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---|---|---|---|
DE1995149117 Ceased DE19549117A1 (de) | 1995-12-29 | 1995-12-29 | Verfahren zum spezifischen Nachweisen von Enzymaktivität |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19549117A1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP1600775A2 (de) * | 2004-05-26 | 2005-11-30 | Thomas Dr. Stief | Verfahren zur Anti-Limulus-Faktoren-unabhängien Bestimmung der Lipopolysaccarid- und/oder Lipid-A- und/oder Glukan-Reaktivität |
Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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DE3929329A1 (de) * | 1989-09-04 | 1991-03-07 | Behringwerke Ag | Stabilisierungsmittel zur verbesserung der wiederfindung von gerinnungsfaktoren in blutproben |
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1995
- 1995-12-29 DE DE1995149117 patent/DE19549117A1/de not_active Ceased
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