DE19548645A1 - Verfahren zur Herstellung von hochwertigen Sekundärrohstoffen aus sortenreinem Abbruchmaterial von Bauwerken - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von hochwertigen Sekundärrohstoffen aus sortenreinem Abbruchmaterial von BauwerkenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von hochwertigen Sekundärrohstoffen aus
sortenreinem Abbruchmaterial von Bauwerken.
Bei der Erkundung tribomechanischer Prozesse sind zahlreiche Parameter zu berücksichtigen
[Thiessen, P.-A. Meyer, K.; Heinicke, G.: Grundlagen der Tribochemie. Abhandlungen der Deutschen
Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Klasse für Chemie, Geologie und Biologie, Akademie-Verlag,
Berlin 1967]. Wesentlicher Bestandteil dieser tribophysikalischer Vorgänge im Zusammenhang mit der
mechanischen Aktivierung von Kristallen sind die strukturellen Veränderungen an Werkzeugen und
Werkstück, weil daraus Rückschlüsse auf Vorgänge wie Verformungserscheinungen in der
Kristalloberfläche bzw. in oberflächennahen Bereichen, die aus Versetzungsentstehung, -bewegung
und -reaktionen resultieren, gezogen werden können [Thiessen, P.A.: Physikalisch-chemische
Untersuchungen tribomechanischer Vorgänge. In: Thiessen/Meyer/Heinicke, alle weiteren Angaben
siehe oben]. Der erhöhte potentielle Energieinhalt tribomechanisch behandelter Kristalle kann zum
einen durch Rückbildung der verformten Kristallbereiche bei Temperaturbehandlung nachgewiesen
werden, er zeigt sich aber auch zum anderen durch eine erhöhte chemische Reaktionsfähigkeit der
behandelten Stoffe gegenüber ihrer Umgebung [Meyer, K.: Energetisch angeregte, Zustände in
tribomechanischen Prozessen. In: Thiessen/Meyer/Heinicke, alle weiteren Angaben siehe oben]. Das
drückt sich darin aus, daß Festkörper gleicher chemischer Zusammensetzung oft recht verschiedene
physikalisch-chemische Eigenschaften und eine um Größenordnungen verschiedene
Reaktionsfähigkeit als Ausdruck dieses höheren potentiellen Energieinhaltes zeigen [Heinicke, G.:
Physikalisch-chemische Untersuchungen tribomechanischer Vorgänge. In: Thiessen/Meyer/Heinicke,
alle weiteren Angaben siehe oben]. Die durch mechanische Bearbeitung erzielbare Zunahme der
Reaktionsfähigkeit zeigt, daß die relative und absolute Erhöhung der Reaktionsgeschwindigkeit wie
auch der Reaktionsverlauf bei einzelnen Reaktionen außerordentlich verschieden sind und nicht nur
von den physikalischen und chemischen Eigenschaften der Festkörper, sondern in starkem Maße
auch von der Art und Intensität der mechanischen Bearbeitung abhängig ist. Eine tribochemische
Reaktion gliedert sich in vier Phasen, der Reaktion im unbearbeiteten Zustand, Ankling-Reaktion,
Fahr-Reaktion und der Ruh-Reaktion.
Für tribomechanische Untersuchungen stehen als Bearbeitungsprinzipien z. B. zur Verfügung
die Beanspruchung zwischen zwei Flächen (Kugelmühle, Schwingmühle) sowie die Beanspruchung
frei bewegter Teile an einer Fläche oder untereinander (Schwingtopf, Schüttelgitter, Stiftmühle,
Strahlapparatur, Drehrohrwalze, Fallrohrmühle).
Eine technische Bedeutung der Tribochemie ergibt sich nicht zuletzt für geochemische
Probleme. Beispielsweise haben natürliche Apatite eine sehr geringe Löslichkeit in neutralen und
alkalischen Stoffsystemen, woraus ein geringes Nährstoffangebot resultiert, wenn diese als
Düngemittel für Pflanzen eingesetzt werden. Eine Steigerung der Löslichkeit und damit die
Verbesserung der Düngemittelwirkung kann jedoch dadurch erreicht werden, daß eine
Feinzerkleinerung der Mineralien vorgenommen wird. Ein Weg zur Schaffung einer strukturellen
Unordnung und damit der bedeutenden Zunahme der Löslichkeit ist durch die tribomechanische
Aktivierung der natürlichen Apatite gegeben [Heinicke, G.: Tribochemistry. Akademie-Verlag, Berlin
1984].
Als weiteres technisches Beispiel der Einflußnahme auf chemische Reaktionen durch
tribomechanische Voraktivierung sei hier die Schwingmahlung von Zement angeführt. Nach R.
Schrader und B. Hoffmann: Änderung der Reaktionsfähigkeit von Festkörpern durch vorhergehende
mechanische Bearbeitung. [In: V. Boldyrev, K. Meyer (Hrsg.): Festkörperchemie. Beiträge aus
Forschung und Praxis. VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1973] beruht die
Abbindefähigkeit von Zement, d. h. die mit ihm erreichbare Festigkeit, auf der Hydratation seiner
Kristallphasen. Die mechanische Aktivierung von Zement ermöglicht eine deutliche
Festigkeitssteigerung des hydratisierten mineralischen Bindemittels [P.A. Rehbinder: Schwingmahlung,
die wirksamste neuzeitliche Feinzerkleinerungsmethode. Stroitel. mat. 2 (1956) 8-10; A.S.
Pantelejew: Anwendung der Vibrationsmahlung in der Baustoffindustrie. Staatsverlag für Baukunde,
Moskau 1967; L. Opoczky, B. Beke: Strukturänderungen bei der Klinkervermahlung zu extremen
Feinheiten. Zement-Kalk-Gips 20 (1967) 267-270; G. Knape, H. Schumann, W. Koelling, R. Schrader,
H. Hennek: Beitrag zur Vibroaktivierung von Zement. Silikattechnik 18 (1967) 388-394; Z. Bruthans:
Sprechsaal 101 (1968) 106;]. Die Standard-Druckfestigkeit σD (28-Tage-Wert) von hydratisiertem
Portland-Zement PZ 400 wird durch vorangehende Schwingmahlung des Zements auf Partikelgrößen
< 10 µm gebracht (vgl. dazu Autorenkollektiv: Mechanische Verfahrenstechnik II. VEB Deutscher
Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1979), was beim hydratisierten Zement dazu führt, daß sich eine
Festigkeitssteigerung von 475 kp·cm-2 auf 560 kp·cm-2 im Falle des mechanisch aktivierten Zements
ergibt. Bei Zementen geringerer Qualität, wie PZ 225, ist der durch Aktivierung erzielbare Effekt sogar
noch größer.
Da Zement ein Gemisch verschiedener Mineralphasen darstellt, lassen sich quantitative
Feinstrukturuntersuchungen mit den bei Festkörpern angewandten Methoden nicht ausführen. Zur
Begründung der erhöhten Hydratationsfähigkeit von Zement wurden deshalb seine wichtigsten
Einzelphasen wie Tricalciumsilicat C₃S, Dicalciusilicat β-C₂S und γ-C₂S, Tricalciumaluminat C₃A,
Dodekacalciumheptaaluminat C₁₂A₇ sowie Tetracalciumaluminatferrit C₄AF hergestellt, chargenweise
in einer Schwingmühle mechanisch aktiviert und nach Hydratation ihre Festkörpereigenschaften
ermittelt [R. Schrader, H. Schumann: Über die Veränderung von Zement und seiner Einzelphasen
durch mechanische Aktivierung und Lagerung. Silikattechnik 22 (1971) 344-348]. Die vereinfachte
schematische Darstellung der Primärteilchengröße λ und der Gitterstörung ux der Einzelphasen
begründen im wesentlichen den Gang der Zementfestigkeit mit der Mahldauer. Gitterverzerrung wurde
nicht gefunden. Die spezifische Oberfläche läuft lediglich zu Beginn der Mahlung mit der
Zementfestigkeit annähernd konform.
Eine erhöhte Hydratationsgeschwindigkeit ist nach einer Schwingmahlung von CaO-SiO₂-Ge
mischen [G.J. Loggonow, P.A. Rehbinder, W.F. Abposenkowa: Wechselwirkung von
Calciumhydroxid mit Sand verschiedener Dispersität bei normalen Temperaturen (Orig. Russisch).
Kolloidnÿ Zhurnal 21 (1959) 442-448], MgO [D.N. Polubojarinow: Feuerfeste Mater. (UdSSR) 26
(1961) 80] und CaO [R. Schrader, B. Hoffmann, H. Plänitz, J. Henneberger: Über aktiviertes
Calciumoxid. Zement-Kalk-Gips 23 (1970) 194-199] zu verzeichnen. Die Kalk-Sand-Aktivierung ist
großtechnisch zur Herstellung des Baustoffs Silicalcit [J. Hint: Grundlagen der Herstellung von
Silicalciterzeugnissen. Moskau/Leningrad 1962] angewandt worden.
Untersuchungen der Stoßbearbeitung von Kristallen bei tiefen Temperaturen haben gezeigt,
daß entsprechend der zugeführten kinetischen Energie verschiedene Stufen der plastischen
Verformung und der Rißbildung resultieren. Während bei kleinen Stoßenergien die Zerstörungen in der
Kristalloberfläche auf die unmittelbare Kontaktfläche beschränkt bleiben, führt eine Erhöhung der
Energie zur Bildung von Versetzungen. Bei der Energie einer Stahlkugel von 2 mm Durchmesser und
ungefähr 4 cm Fallhöhe bilden sich fast ausschließlich Schraubengleitbänder. Diese liegen in (110)-Gleit
ebenen, die zu einer (001)-Oberfläche unter einem Winkel von 45° liegen. Die Abtragung der
deformierten Schichten zeigt mit größerer Entfernung von der Oberfläche eine abnehmende
Versetzungsdichte, die sich im Zentrum zuerst verringert, bis in einer Tiefe von etwa 130 µm nur noch
einzelne Gleitlinien erkennbar sind [Meyer, K.: Energetisch angeregte Zustände in trobomechanischen
Prozessen. In: Thiessen/Meyer/Heinicke, alle weiteren Angaben siehe oben].
Bei der Untersuchung der plastischen Verformbarkeit von MgO-Kristallen bei Beanspruchung
durch eine rollende Kugel wurden ebenfalls hohe Versetzungsdichten, verursacht durch Schnitt zweier
Gleitebenen, in einer Tiefe gemessen, in der das Maximum der nach der Hertzschen Stoßtheorie
berechneten Schubspannung auftritt [Amateau, M.F.; Spretnak, J.W.: Plastic deformation in
magnesium oxide crystals subjected to rolling-contact stresses. Journal of Applied Physics 34 (1963)
2340-2345].
Steinkohlenfilterasche, die zur Herstellung von Hochleistungsbeton dient [Khatri, R.P.;
Sirivivatnanon, V.: Effect of different supplementary cementitious materials on mechanical properties of
high performance concrete. Cement and Concrete Research 25 (1995) 209-220], kann durch
chemische Aktivierung in ihrem kristallinen Aufbau so verändert werden, daß sich diese Behandlung
auf die Bildung der mineralischen Phasen des hydratisierenden mineralischen Bindemittels auswirkt
und damit verbesserte Eigenschaften des Werkstoffs sich ergeben [Shi, C.; Day, R.L.: Acceleration of
reactivity of fly ash by chemical activation. Cement and Concrete Research 25 (1995) 209-220].
Aufgabe der Erfindung ist es, eine Verwertung von sortenreinen Abfällen aus silicatisch
mineralischen Abbruchmaterialien von Bauwerken vorzunehmen, ohne dabei auf die bekannten
thermischen Verfahren wie das Verbrennen oder Schmelzen oder die klassisch-mechanischen
Verfahren wie der Herstellung von Betonkies zurückzugreifen, um damit einen Beitrag im Sinne des
Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes zu leisten, wobei Bauschutt als Sekundärrohstoff definiert
wird, für den die Wiederverwertung in Frage kommen soll; es geht also letztlich darum, der Wirtschaft
einen sortenreinen hochwertigen Sekundärrohstoff bzw. ein für die Herstellung von
Recyclingbaustoffen geeignetes Material zur Verfügung zu stellen.
Die Aufgabe wird dadurch gelöst, daß hochwertige Sekundärrohstoffe aus sortenreinem
silicatisch-mineralischen und vorzerkleinertem Abbruchmaterialien von Bauwerken hergestellt werden,
indem sie erfindungsgemäß durch tribomechanische und/oder tribochemische Behandlung in einen
reaktionsfähigeren, aktivierten Zustand versetzt werden.
Verfahrensgemäß entsteht ein Gut mit mechanisch und/oder chemisch induzierten
Veränderungen im Kristallverband oder Gefügeaufbau und im Ergebnis dieser Behandlung ändern sich
die bislang bekannten Materialeigenschaften und schließlich entsteht ein Stoff, der einen hochwertigen
Sekundärrohstoff darstellt.
Die tribomechanische und/oder tribochemische Behandlung des aufbereiteten
Abbruchmaterials erfolgt in Vorrichtungen der Stoffzerkleinerung durch Schlag und/oder Reibung in
einer Gas- und/oder flüssigen Phase unter Bildung von Partikeln mit einem Durchmesser in den
Grenzen, bezogen auf den Maximalwert in der Häufigkeitsverteilung, von 0,1 bis 30 µm, vorzugsweise
in den Grenzen von 0,7 bis 3,0 µm.
Als Vorrichtungen zur Teilchenzerkleinerung dienen insbesondere Schwing- und Kugelmühlen.
Unter silicatisch-mineralische Abbruchmaterialien sind beispielsweise vorzerkleinerte
gebrannte Ziegelsteine oder Dachziegel bzw. Asbestzementplatten zu verstehen.
Die Erfindung soll anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert werden, ohne sie damit in ihrem
Umfang einzuschränken.
Aus Ziegelsplitt wird mit Hilfe einer Schwingmühle in Luft unter Normaldruck ein Feinstmahlgut
mit einem Korndurchmesser im Bereich von 1 bis 10 µm hergestellt. Dieses Ziegelmehl zeigt latent
hydraulische Eigenschaften, mit dem nach Zusatz einer synthetischer Porenlösung des hydratisierten
Portland-Zements, d. h. 42 g/l KOH + 8 g/l NaOH + kaltgesättigt an Ca(OH)₂, zementähnliche
Druckfestigkeiten erzielbar sind. Das so erhaltene Produkt ist in seinen Festigkeitseigenschaften dem
Hydratationsprodukt von gemahlener Hochofenschlacke vergleichbar.
Demgegenüber wird konventionelles Ziegelmehl ebenso wie Traß, Tuff und
Steinkohlenflugasche in die Gruppe der nicht hydraulischen Stoffe (Puzzolane) eingeordnet, die allein
keine hydraulische Eigenschaften aufweisen [Hennig, O.; Knöfel, D.: Baustoffchemie. Bauverlag
GmbH, Wiesbaden und Berlin 1989, S. 115]. Ihre chemischen Zusammensetzung bzw. Lage im
Dreistoffsystem Kalk-Kieselsäure-Tonerde kann aus [Kaminsky, W.: Zement. Verlag von Theodor
Steinkopff, Dresden und Leipzig 1950, S. 4], entnommen werden. Derartiges Ziegelmehl mit einer
spezifischen Oberfläche, die ungefähr der des Zements PZ 45 F entspricht, ermöglicht jedoch bei der
Frischmörtelherstellung, wenn es zu 20% den Portland-Zement ersetzt, eine bessere Verarbeitbarkeit
des ziegelmehlhaltigen Mörtels, jedoch geht bei diesen Proben die Druckfestigkeit (28 d-Wert) im
Vergleich zum reinen Portland-Zement deutlich zurück [Müller, A.: Wiederverwertung von
Mauerwerksstoffen in Mörteln und Betonen. Baustoff Recycling + Deponietechnik 11 (1995) 11, S. 4-9].
Aus Asbestzement, einem Material aus Portland-Zement und dem Mineral Chrysotil im
Mengenverhältnis von etwa 9 : 1, wird mit Hilfe einer Kugelmühle in Anwesenheit von Wasser
(Naßmahlung) ein Feinstmahlgut mit einem Korndurchmesser im Bereich von 0,6 bis 2,0 µm
hergestellt. Der so mechanisch behandelte Asbestzement hat eine zementähnliche chemische
Zusammensetzung, ohne daß darin Faserstoffe nachgewiesen werden konnten. Ein derartiges
Mahlgut kann beispielsweise bei der gefahrlosen Herstellung von Zementrohmehlmischungen als
Ausgangsstoff verwendet werden.
Claims (1)
- Verfahren zur Herstellung von hochwertigen Sekundärrohstoffen aus sortenreinem silicatisch- mineralischen und vorzerkleinertem Abbruchmaterial von Bauwerken, dadurch gekennzeichnet, daß sie durch tribomechanische und/oder tribochemische Behandlung in einen reaktionsfähigeren, aktivierten Zustand versetzt werden, indem das aufbereitete Abbruchmaterial in Vorrichtungen der Stoffzerkleinerung durch Schlag und/oder Reibung in einer Gas- und/oder flüssigen Phase unter Bildung von Partikeln mit einem Durchmesser in den Grenzen, bezogen auf den Maximalwert in der Häufigkeitsverteilung, von 0,1 bis 30 µm, vorzugsweise in den Grenzen von 0,6 bis 3,0 µm, erfolgt.
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