DE19547121A1 - Verfahren zur Ermittlung der analytischen inversen Kinematik eines Roboter-Arms mit sieben Freiheitsgraden - Google Patents
Verfahren zur Ermittlung der analytischen inversen Kinematik eines Roboter-Arms mit sieben FreiheitsgradenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf die Steuerung eines redundanten
Roboter-Arms mit 7 Freiheitsgraden.
Allgemein sind bei Roboter-Armen zwei Koordinatenbereiche zu
unterscheiden: zum einen Position und Orientierung des Greifers,
zum anderen die Gelenkwinkel des Arms.
Die grundsätzliche Aufgabe besteht nun in der Ermittlung der
sog. inversen Kinematik, d. h. der Abbildung der 6 kartesischen
Endeffektor-Koordinaten (drei Positionskoordinaten, drei Orien
tierungskoordinaten) in den n-dimensionalen Gelenkwinkelraum,
Für bis zu sechs Roboter-Gelenkwinkel sind nach den Grundlagen
der Robotik zumeist analytische Lösungen angebbar. In dem hier
vorliegenden Fall sind jedoch sieben Gelenkwinkel zu ermitteln.
Zur Lösung dieser Aufgabe wird häufig eine Taylor-Entwicklung
der Vorwärts-Kinematik bis zur 1. Ordnung vorgenommen:
Hierbei ist ₀ die aktuelle Endeffektorposition und -orientierung
und ₀ die aktuelle Gelenkwinkel-Konfiguration des
Roboters.
wird auch Jakobi-Matrix (J) an der Stelle ₀ genannt
und kann leicht aus den aktuellen Drehachsen des Arms gewonnen
werden. Um nun die inverse Kinematik zu erhalten, muß J invertiert
werden:
In dem betrachteten Fall von 7 Freiheitsgraden tritt jedoch das
Problem auf, daß die Matrix J nicht quadratisch ist, und daher
nur näherungsweise (numerisch) invertiert werden kann, was sich
auf Präzison und Rechenzeit auswirkt. Weitere Nachteile sind:
- 1. Näherung durch Taylor-Entwicklung
- 2. Problem im Fall von Singularitäten, d. h.
- 3. Aufwendige Behandlung der Redundanz (Null-Space-Analyse)
Die eben beschriebene Vorgehensweise gehört zu den sogenannten
Jakobi-Verfahren und entspricht dem Standard der Robotik.
Es ist deshalb die Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren anzugeben,
das analytisch exakte Lösungen liefert. Hierin enthalten
ist der Vorteil einer geringeren Rechenzeit, präziserer Endeffektor
bahnen und die Bestimmung der Redundanz unter Berücksichtigung
kinematischer Einschränkungen (z. B. Gelenkwinkelbeschränkungen).
Hierzu betrachte man Abb. 1, die einen allgemeinen Aufbau
eines Roboter-Armes mit sieben Freiheitsgraden darstellt. Es
ist ersichtlich, daß eine Abfolge von Roll- und Knickgelenken
vorliegt. Faßt man nun formal jeweils ein Roll- und ein Knickgelenk
zu einem sphärischen Gelenk (siehe Abb. 2) zusammen, so
ändert dies zunächst nichts an der Kinematik. Man erhält lediglich
anstelle von Gelenk 1 und 2 ein Kugelgelenk an der Position
von Gelenk 2. Ebenso ersetzt ein Kugelgelenk an der Position
von Gelenk 4 die Gelenke 3 und 4 bzw. an der Position von Gelenk
6 die Gelenke 5 und 6. Der siebte Freiheitsgrad (Gelenk 7)
bleibt unverändert.
Die formale Einführung von Kugelgelenken ist nicht unbedingt an
den hier gezeigten Aufbau (Abb. 1) gebunden. Auch andere Gelenk
folgen erlauben meist eine Zusammenfassung der Gelenke 1&2, 3&4
und 5&6. In diesen Fällen müssen lediglich Transformationen
vorgenommen werden.
Für die weiteren Betrachtungen seien folgende Bezeichnungen
(siehe a. Abb. 3) eingeführt:
- - Gelenk 1&2: Schultergelenk; Ursprung des Basis koordinatensystems
- - Gelenk 3&4: Ellbogen; kartesische Position: E
- - Gelenk 5&6: Handgelenk; kartesische Position: HG
- - kartesische Endeffektorposition: EEF
- - Oberarm: O = E
- - Unterarm: U = E - HG
- - Hand: H = EEF - HG
- - Orientierung der Greiferbacken: G
Position und Orientierung des Endeffektors sind vorgegeben, d. h.
EEF, G und HG sind im Sinne der inversen Kinematik konstant zu
halten. Unter Berücksichtigung der formal eingeführten Kugelgelenke
(Schultergelenk und Handgelenk) besteht die verbleibende
Freiheit des Systems in einer Kreisbewegung des Ellbogens um
die Schultergelenk-Handgelenk-Achse.
Dies läßt sich leicht aus dem Umstand ableiten, daß sich der
Endpunkt des Oberarms auf einer Sphäre um das Schultergelenk
und der Anfangspunkt des Unterarms auf einer Sphäre um das
Handgelenk befindet. Da beide Punkte sich berühren müssen, entspricht
die Redundanz der Schnittlinie zweier Sphären, also einem
Kreis (siehe a. Abb. 3).
Mittelpunkt und Radius dieses Redundanz-Kreises lassen sich aus
der Konstruktion leicht bestimmen:
wobei R den Radius und M- den Mittelpunkt des Kreises bezeichnet.
Die karthesische Position des Ellbogens E ist durch die Angabe
einer einzigen Variablen - nämlich des Winkels, bezogen auf die
Drehung um die Schultergelenk-Handgelenk-Achse - bestimmt.
Drückt man die Position des Handgelenks beispielsweise in Kugel
koordinaten aus
so ergibt sich E zu:
mit Ry, Rz als Rotationsmatrizen und α als Redundanzwinkel.
Der Wert von α sei zunächst gegeben. Dann läßt sich die Aufgabe
der Bestimmung der inversen Kinematik leicht lösen:
Die Gelenkwinkel müssen natürlich in ihrem jeweiligen Bezugssystem
ermittelt werden. Für den Oberarm ist dies die Basis (also
die Position des Schultergelenks), für den Unterarm das Ellbogen
koordinatensystem, für den Endeffektor das des Handgelenks
und für die Orientierung der Greiferbacken das des Endeffektors.
Der im folgenden eingeführte linke obere Index . . . beschreibt
das Koordinatensystem, in dem der entsprechende Vektor jeweils
betrachtet wird (Abb. 4: B: Basis, Elb: Ellbogen, Hnd: Handgelenk,
EEF: Endeffektor). αtan2(y,x) ist die sogenannte Arkustangens2-
Funktion.
Ry, Rz sind wie zuvor Rotationsmatrizen.
Bei der Steuerung des Roboters vermittels oben berechneter Winkel
müssen eventuell die kinematischen Beschränkungen der Gelenke
berücksichtigt werden. Hierzu läßt sich beispielsweise
die Mehrdeutigkeit (Φ, ϕ) = (Φ+π,-ϕ) nutzen. Der Wechsel zwischen
beiden Winkel-Domänen entspricht einer Änderung der Konfiguration
des Roboters und läßt sich sicher detektieren und behandeln.
Es verbleibt noch die bisher vorausgesetzte Bestimmung des Re
dundanzwinkels α:
Sofern keine kinematischen Gelenkwinkelbeschränkungen vorliegen,
ist α im Intervall [0,2 π] frei wählbar und kann für definierte
Teile des Arbeitsbereiches konstant gehalten werden. In
der Regel ist man jedoch gezwungen, die Redundanz, bezogen auf
die Vermeidung von Endlagen und Hindernissen im Arbeitsbereich,
auszunutzen.
Ferner wird man energetisch günstige Armstellungen bevorzugen,
z. B. die Minimierung der potentiellen Energie. In diesem Fall
wird α so gewählt werden, daß der Ellbogen die tiefstmögliche
Position erhält. Falls der Roboter-Arm ein Objekt greifen soll,
das auf einem Tisch steht, so muß der Ellbogen sich mindestens
auf der Höhe des Endeffektors befinden, um eine Kollision des
Unterarms mit dem Tisch zu vermeiden. In beiden Fällen ist die
Beziehung zwischen α und der Position des Ellbogens leicht be
rechenbar.
Wie oben angedeutet, wirken sich auch Gelenkwinkelbeschränkungen
auf den Redundanzbereich aus, wodurch bestimmte Abschnitte
des Redundanzkreises kinematisch ausgeschlossen sein können. Um
zu zeigen, daß auch diese innerhalb des hier beschriebenen Verfahrens
analytisch berechenbar sind, soll exemplarisch eine häufig
auftretende Beschränkung behandelt werden:
Bei vielen Roboter-Armen ist der Winkel zwischen Endeffektor
und Unterarm auf mindestens 90° beschränkt (Abb. 5).
Zur Ermittlung derjenigen Punkte auf dem Redundanzkreis, die
diese Bedingung gerade noch erfüllen, läßt sich eine geometrische
Konstruktion (Abb. 6) angeben.
Zunächst muß die Handgelenk-Schulter-Achse auf eine Hauptachse
(z. B. die z-Achse) transformiert worden sein. Anschließend lassen
sich folgende Berechnungen durchführen:
Der in dem betrachteten Fall kinematisch nicht erlaubte Bereich
des Redundanzkreises lautet κ±δ. Der Redundanzwinkel darf sich
daher nur im verbleibenden freien Bereich des Kreises befinden.
Zur weitergehenden Festlegung lassen sich Optimierungsverfahren
anwenden, die - wie oben bereits genannt - zum Beispiel die po
tentielle Energie bei gleichzeitiger Vermeidung von Kollisionen
minimieren.
Claims (4)
1. Verfahren zur Ermittlung der analytischen inversen Kinematik
eines Roboter-Arms mit sieben Freiheitsgraden,
gekennzeichnet durch folgende Schritte:
- - formale Substitution zweier aufeinanderfolgender Gelenke durch ein Kugelgelenk
- - Bestimmung der Redundanz als Kreis im kartesischen Raum
- - Festlegung eines Punktes auf diesem Kreis (und damit Beseitigung der Unterbestimmtheit der inversen Kinematik)
- - Berechnung der Gelenkwinkel durch sukzessive Trans formation der jeweiligen Koordinatensysteme in das Basis-Koordinatensystem.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
gekennzeichnet durch
- - Verwendung des Redundanzkreises zur Energieoptimierung.
3. Verwendung nach Anspruch 1,
gekennzeichnet durch
- - Verwendung des Redundanzkreises zur Vermeidung von Endlagen.
4. Verfahren nach Anspruch 1,
gekennzeichnet durch
- - Verwendung des Redundanzkreises zur Vermeidung von Hindernissen.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1995147121 DE19547121A1 (de) | 1995-12-16 | 1995-12-16 | Verfahren zur Ermittlung der analytischen inversen Kinematik eines Roboter-Arms mit sieben Freiheitsgraden |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE1995147121 DE19547121A1 (de) | 1995-12-16 | 1995-12-16 | Verfahren zur Ermittlung der analytischen inversen Kinematik eines Roboter-Arms mit sieben Freiheitsgraden |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19547121A1 true DE19547121A1 (de) | 1996-05-30 |
Family
ID=7780379
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DE1995147121 Withdrawn DE19547121A1 (de) | 1995-12-16 | 1995-12-16 | Verfahren zur Ermittlung der analytischen inversen Kinematik eines Roboter-Arms mit sieben Freiheitsgraden |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19547121A1 (de) |
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