DE19543133C2 - Verfahren zur Erzeugung stark hydrophober Polymerschichten mittels Plasmapolymerisation - Google Patents
Verfahren zur Erzeugung stark hydrophober Polymerschichten mittels PlasmapolymerisationInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung dünner stark hydrophober Polymerschichten
mittels Plasmapolymerisation von organischem Silan.
Vielfach sind für technische Prozesse und Gegenstände hydrophobe Oberflächen erforderlich. Der
Grund hierfür kann die wasserabweisende Wirkung bei z. B. Textilien, Papieren,
korrosionsempfindlichen Metallen, Sichtfenstern oder Dichtungsmaterialien sein. Aber es kann
auch das Erfordernis nach einer Antihaftung von z. B. Lebensmitteln, Farben, Tinten und
Klebstoffen sein. Daraus ergeben sich zusätzliche Anforderungen an die Beschichtung. Sie muß
z. B. selbst gut haften, so weit wie möglich mechanisch stabil sein, optisch transparent, flexibel und
dicht.
Es ist seit langem bekannt, daß mit dem Verfahren der Plasmapolymerisation Monomere verarbeitet
werden können, die sich in ausreichender Menge in die Gasphase überführen lassen, jedoch
konnten in diesem Verfahren keine stark hydrophoben Schichten hergestellt werden.
Aus dem Derwent-Referat, Nr. 94-054168/07 zu JP 06010132 A2 ist ein Verfahren bekannt, bei
dem zur Herstellung von Polymerschichten das Verfahren der Fragmentpolymerisation eingesetzt
wird.
Die Plasmapolymerisation als ein Niederdruckbeschichtungsverfahren eignet sich um sowohl
zweidimensionale bahnförmige, als auch dreidimensionale Bauteile mit in vielen Fällen
ausreichender Homogenität zu beschichten. Die dazu verwendeten Gase sind
Fluorkohlenwasserstoffe (z. B. Octafluorcyclobutan) oder Siloxane (z. B. Hexamethyldisiloxan) wie in
der Offenlegungsschrift DE-OS 39 21 652 A1 beschrieben. Beide Stoffgruppen weisen
entscheidende Nachteile auf. Aus den Fluorkohlenwasserstoffen lassen sich zwar im Vergleich zu
den Siloxanen mechanisch stabile teflonähnliche Schichten herstellen, jedoch ist die Verwendung
aus Gründen der Umweltschonung zu vermeiden und die Beschaffung solcher Gase aus den
gleichen Gründen auf Dauer nicht sicherzustellen. Für die Bereiche Medizin- und
Lebensmitteltechnik sind diese Stoffe grundsätzlich auszuschließen. Die aus Siloxanen
hergestellten Schichten sind zwar hydrophob, aber weder dicht noch mechanisch stabil. Sie sind
außerdem noch weiteren chemischen Reaktionen zugänglich. Erst beim Übergang zu Schichten,
die z. B. dem Dimethylsiloxan ähnlich sind, werden stabile Schichten erzeugt, die jedoch nicht stark
hydrophob sind.
Eine weitere Lösung besteht darin, Silikonöle gleicher oder unterschiedlicher Kettenlänge auf die zu
beschichtende Oberfläche aufzubringen (unvernetzt: Wasserrandwinkel max. 110°) und diese Öle
anschließend mit einem sauerstoffhaltigen Plasma zu vernetzen. Hiermit lassen sich leicht vernetzte
Schichten mit Wasserrandwinkeln von 90° herstellen DE-OS 40 19 539.
Die Trennwirkung von Silikonen beruht im wesentlichen darauf, daß an das Silizium Gruppen
gebunden sind, wie z. B. Methyl, welches nur eine sehr geringe Affinität zu Wasser aufweist. Diese
Gruppen müssen zudem so ausgerichtet sein, daß sie zur Oberfläche zeigen.
Damit sind Dünnschichtverfahren bekannt, die in der Lage sind, hydrophobe Oberflächen
herzustellen, die jedoch in ihrer Wirkung (Wasserrandwinkel ≦ 110°) nicht besser sind, als
konventionell naßchemisch aufgebrachte Schichten (vgl. Silicontrennpapier). In beiden Fällen
reichen die Oberflächenspannungen nicht aus um z. B. Materialien mit besonders hohem
Spreitungsvermögen wie Öle und Tenside, hinreichend abzuweisen.
Aus der US 5355832 ist der Einsatz von Silanen als Haftvermittler für eine auf Kohlenwasserstoffen
aufgebaute Nutzschicht bekannt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Erzeugung stark hydrophober
Polymerschichten und mit derartigen Schichten beschichtete Substrate anzugeben, wobei die bei
dem Verfahren eingesetzen Materialien umweltverträglich sein sollten.
Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Bevorzugte
Ausführungsformen dieses Verfahrens sind Gegenstand der Unteransprüche.
Bei dem Verfahren wird organisches Silan eingesetzt, das mindestens eine Gruppe mit einer
ungesättigten Kohlenstoffbindung und Gruppen mit geringer Affinität zu Sauerstoff aufweist,
wobei der Energieeintrag in das Plasma so gering ist, daß der Reaktionsweg der
Fragmentpolymerisation unterdrückt wird unter weitgehendem Strukturerhalt, der die geringe
Affinität zu Sauerstoff aufweisenden Gruppen. Beispiele für Silane sind Vinylmethylsilan und
Vinyltrimethoxysilan. Hier ist das Silicium von drei großen
Methylgruppen, die eine geringe Affinität zu Sauerstoff aufweisen und von einer Vinylgruppe, die
ausgesprochen reaktiv ist, umgeben. Dadurch lassen sich diese Substanzen unter weitgehendem
Strukturerhalt plasmapolymerisieren, da die Vinylgruppe in der Plasmazone sehr schnell reagiert
und die Methylgruppen, die für den hydrophoben Charakter verantwortlich sind, weitgehend
erhalten bleiben. Dieses Vorgehen führt zur Vernetzung der Schicht über die sich öffnende
Vinylgruppe unter Beibehaltung der Methylgruppen. Die Vernetzung sorgt für die mechanische
Stabilität der Schichten, ebenso wie für die chemische Stabilisierung. Der Erhalt der Methylgruppen
sorgt für den stark hydrophoben Charakter. Insbesondere der Erhalt von drei Methylgruppen, die
das Siliciumatom räumlich umgeben, führt dazu, daß immer solche Gruppen zur
Beschichtungsoberfläche weisen. Damit stellt sich eine wohldefinierte Oberfläche ein, obwohl die
plasmapolymere Beschichtung von Natur aus amorph ist. Die Stärke des hydrophoben Charakters
läßt sich durch die Veränderung des Energieeintrages variieren.
Für bestimmte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es vorteilhaft, zusätzlich ein
nicht polymerisierbares Gas als Hilfs- oder Trägergas zuzusetzen, beispielsweise um die
Homogenität des Plasmas zu verbessern und um den Druck in der Gasphase zu erhöhen.
Durch die Veränderung der Abscheideparameter läßt sich zudem noch der hydrophobe Charakter
der Schicht in seiner Stärke steuern dadurch, daß sich durch die Erhöhung des Energieeintrages der
Fragmentierungsgrad erhöhen läßt und somit der Anteil der Gruppen mit geringer Affinität zu
Wasser gesenkt wird.
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren abgeschiedene Schichten sind, ebenso wie andere
Plasmapolymere, flexibel, transparent und dicht. Außerdem lassen sie sich gut haftend auftragen.
Die Schichtdicke liegt im Bereich 1 nm bis 10 µm. Als besonders vorteilhaft haben sich
Schichtdicken von 50 nm bis 500 nm erwiesen.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird vorzugsweise unter den Bedingungen eines
Niedertemperatur-Plasmas durchgeführt, das die Steuerung der Polymerisationsbedingungen in
besonders guter Weise ermöglicht. Das Niedertemperatur-Plasma kann durch verschiedene Formen
der elektrischen Entladung erzeugt werden:
- 1. Gleichspannungs- und Niederfrequenz-Glimmentladung,
- 2. Hochfrequenz-Glimmentladung,
- 3. Mikrowellenentladung/ECR-Plasmen,
- 4. Corona Entladung,
- 5. Unselbständige Glimmentladung.
Besonders bevorzugt ist die Erzeugung eines Niedertemperatur-Plasmas durch Mikrowellen
entladung, wobei der Druck im Bereich von 10-3 bis 10 mbar, vorzugsweise von 10-2 bis 1 mbar
liegen sollte.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispieles und der Fig. 1 und 2 nä
her erläutert:
Zur Beschichtung wurde ein Gasfluß von 35 sccm VTMS und ein Gasfluß von 50 sccm Argon (Ar)
bei einem konstanten Druck von 0,25 mbar verwendet. Die Verfahrensdauer betrug 45 sec bei
einer Leistung von 400 W. Beide Abbildungen (Fig. 2) wurden mit einer solchen Schicht erstellt. Die
statischen Kontaktwinkel wurden mit zwei Flüssigkeiten (Wasser und Glycerin) bestimmt. Sie
betrugen: für Wasser 139° und für Glycerin 134°.
Die dadurch entstandene Schicht wies einen Wasserrandwinkel von <130° auf. Diese Schichten
eignen sich insbesondere zu einer anschließenden konventionellen naßchemischen Silikonisierung
mit Polydimethylsiloxan. Das Verfahren wurde in einer Niederdruckplasmapolymerisationsanlage
mit einer Mikrowellenkanone und einer Druck- und Gasflußregelung durchgeführt.
In Fig. 1 ist ein FTIR-Absorptionsspektrum gezeigt. Es ist daraus ersichtlich, daß die C=C-Bindung
der Vinylgruppe im Bereich 3000 bis 3100 cm-1, vollständig verschwunden ist, die Methylgruppen
bei 2930, 2850 und 1260 cm -1, die der Fragmentpolymerisation zugänglich sind, weitgehend
erhalten geblieben sind. Weiterhin ist noch das Si-O-Si-Gerüst bei 1025 cm -1 und verschiedene Si-
C-Bindungen im Wellenzahlbereich von 700-900 cm-1 erkennbar.
In Fig. 2 sind zwei rasterelektronenmikroskoptische Aufnahmen unterschiedlicher Vergrößerung
wiedergegeben. Sie zeigen, daß die Schichtbreite so weit polymerisiert ist, daß erste Partikel
(Größe ca. 100 nm), die in der Gasphase bebildet werden, in die plasmapolymere Beschichtung
eingebaut werden. Diese Schicht ist so dicht und haftet so gut, daß sie sich bei einer dreiwöchigen
Lagerung in Leitungswasser weder ablöst, auflöst, noch das darüber liegende trockene Substrat
durchnäßt wird.
Claims (5)
1. Verfahren zur Herstellung stark hydrophober Polymerschichten mittels
Plasmapolymerisation von organischem Silan, das eine Gruppe mit einer ungesättigten
Kohlenstoffbindung und Gruppen mit geringer Affinität zu Sauerstoff aufweist, wobei der
Energieeintrag in das Plasma so gering ist, daß eine Fragmentpolymerisation
unterdrückt wird unter weitgehendem Strukturerhalt der die geringe Affinität zu
Sauerstoff aufweisenden Gruppen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als plasmabildendes Gas
monomeres Vinyltrimethylsilan oder Vinyltrimethoxysilan verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß dem Monomeren nicht
polymerisierbare Gase wie z. B. Edelgas, Stickstoff oder Wasserstoff zugesetzt werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der
Gasdruck oder Gasgemischdruck, in dem ein Niederdruckplasma erzeugt wird, 0,13 bis
1,33 mbar beträgt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4 dadurch gekennzeichnet, daß die
Polymerschicht auf einem Substrat erzeugt wird und daß sie einen Wasserrandwinkel <
120° und eine Dicke von 1 ÷ 10.000 nm aufweist.
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