DE19516615A1 - Verfahren zur Kontrolle der Verarbeitungstauglichkeit von Milch durch inline- online-Bestimmung des Gerinnungsverhaltens - Google Patents
Verfahren zur Kontrolle der Verarbeitungstauglichkeit von Milch durch inline- online-Bestimmung des GerinnungsverhaltensInfo
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Description
Die Erfindung beschreibt ein Verfahren zur schnellen Bestimmung der Verarbei
tungsfähigkeit von Milch zu Käse, Sauermilchprodukten und Desserts in Molkereien
und Käsereien, das sowohl für Laboruntersuchungen als auch als Prozeßleitsystem
eingesetzt werden kann.
Bekannt sind viele Verfahren zur Dicklegung der Milch, Eindickung von Buttermilch
Rahm, die sowohl im pH- und Temperaturbereich der isoelektrischen Fällung Tem
peratur 0 . . . 60°C, pH 4,8 . . . 5,0, wie auch im Gesamtfällungsbereich Temperatur
0 . . . 90°C, pH 4,3 . . . 6,0, arbeiten und Bruchmassen mit unterschiedlichen Protein
zusammensetzungen und Verarbeitungseigenschaften liefern.
Die im Betriebslabor einer Molkerei oder Käserei herkömmlichen Untersuchungsme
thoden geben nicht in physikalischen Echteinheiten die Umwandlung der fluiden
Ausgangsmilch in das viskoelastische bzw. festkörpercharakteristische Verhalten
bzw. die Gelbildung nach Gerinnung wieder.
Eine inline-online-Messung zur Bestimmung echter physikalischer Größen zur Fest
körpercharakterisierung erfolgt nicht. Deshalb können in Molkereien und Käsereien
Problemchargen auftreten, deren Handling durch eine zeitliche Variation bzw. Tem
peraturbeeinflussung des Gerinnungsprozesses erfolgt.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist eine direkte Prozeßsteuerung aufgrund der nicht
mit physikalisch sinnvoll vergleichbaren Größen arbeitenden Meßverfahren schwie
rig und subjektiv beeinflußbar. Die Anzeige erfolgt in gerätespezifischen Einheiten,
wodurch ein Vergleich der erhaltenen Werte der verschiedenen Meßsysteme sowie
eine inline-online- Prozeßsteuerung nicht möglich wird.
So muß z. B. in der Käserei vor dem Zerkleinern die Gallerte die für den Käsetyp
richtige Festigkeit aufweisen. Der optimale Schneidezeitpunkt gewährleistet einen
guten Molkenablauf und reduziert Verluste von Eiweiß und Fett.
Die Zeit vom Einlaben der Milch bis zur Schnittreife ist die sog. Dickungszeit. Der
erfahrene Käser bestimmt den optimalen Schneidpunkt mit seinem Tastsinn, in dem
die Dickete über den eingetauchten Finger nach leichtem Krümmen gebrochen wird.
Die üblichen Tastmethoden sind subjektiv und entsprechen nicht mehr den heutigen
hygienischen Anforderungen.
Bekannt sind zahlreiche Geräte zur objektiven Ermittlung der Festigkeitseigenschaf
ten, die auf elektrischen, viskosimetrischen und optischen Verfahren beruhen. Bei
Penetrometermessungen wird die Eindringtiefe eines speziell geformten Körpers in
die Milchgallerte in einer vorgegebenen Zeit oder der auftretende Eindringwider
stand erfaßt. Ein speziell für die Milchgerinnung entwickeltes Gerät ist das Curd-
Tensiometer. Nachteil der Penetrometermessung ist die nur einmalige Meßmöglich
keit aufgrund der Gallertezerstörung, so daß Penetrometer nicht für direkte Messun
gen am Käsefertiger geeignet sind.
Tauch- und Steigkörpergeräte werden in die gerinnende Milch eingetaucht und
langsam hochgezogen. Der dabei in Abhängigkeit von der koagulierenden Milch
auftretende Widerstand ist ein Maß für die Festigkeit. Zu den Vertretern dieses Ge
rätetyps gehören der Schnittreifemelder, die Labuhr und der Einsatz des Instrontest
gerätes. Jeweils sind nur einmalige Messungen möglich. Der Betrieb des Instronge
rätes geschieht ausschließlich im Labor.
Bedeutung für Messungen in der Milchwirtschaft besitzen im Rotations- und Oszilla
tionsmodus gesteuerte Rheometer. Die Messung erfolgt jeweils außerhalb des
Bruchfertigers. Eine mechanische Vorschädigung der Ruhestruktur tritt bei der Pro
benahme, dem Probenauftrag und der Messung an sich ein, so daß eigentlich nicht
mehr die Originalstruktur vermessen wird.
Eine analoge Arbeitsweise weist der Lactodynamograph auf. Die dem Ansatz ent
nommene Teilprobe wird mit definiertem Winkel und definierter Zeit bewegt und ein
in eine Meßküvette tauchender Torsionsdraht erzeugt einen oszillierenden Licht
strahl, der aufgezeichnet wird, aber keine Ruhestrukturierung anzeigen kann.
In der betrieblichen Praxis ist der Einsatz des Formagraphen erprobt. Das Meßsi
gnal eines als Öse ausgeführten, in einer thermostabilen oszillierenden Küvette an
gebrachten Pendels wird optisch erfaßt und über der Zeit dargestellt. Die Ermittlung
einer eigentlichen Ruhestruktur ist nicht möglich, eine direkte Messung am Käsefer
tiger ebenfalls nicht.
Weder das Plint-Cheese-Curd-Tensiometer noch der Gelograph sind in der Lage,
physikalische relevante Eckwerte von der Vermessung einer Gallertestruktur im Ru
hezustand zu liefern.
Ähnliches gilt für optische Methoden mittels Nephelometrie, der Photometrie und
refraktometrischen Messungen. Bei letzterer Meßart wird zwar keine Gallerte me
chanisch beschädigt, aber das Meßsignal beinhaltet die Änderung der Lichtwellen
brechung und liefert keine festigkeitstypischen Aussagen über das Material.
Alle genannten Methoden sind zeitaufwendig, an den Einsatz qualifizierten Perso
nals gebunden und eine direkte Prozeßsteuerung oder qualitative Einschätzung der
Ausgangsstoffe sind nicht möglich.
In zahlreichen weiteren Veröffentlichungen wird die der Erfindung zugrundeliegende
Thematik behandelt. Folgende Druckschriften wurden weiter in Betracht gezogen:
Textureigenschaften und Milchprodukte, Harald Rohm, Verlag Th. Mann, 1990; Pha senumwandlungen in der Technologie der Milch, Volkswirtschaftlicher Verlag, Mün chen, 1987.
Textureigenschaften und Milchprodukte, Harald Rohm, Verlag Th. Mann, 1990; Pha senumwandlungen in der Technologie der Milch, Volkswirtschaftlicher Verlag, Mün chen, 1987.
Ein Verfahren zur rheologischen Prozeßkontrolle beschreibt DD 2 41 646. Mittels pe
riodischer Zufuhr von Probematerial zu einem Durchflußrotationsviskosimeter wer
den dort die Parameter des Deformationssystems bestimmt und mit den Daten der
vorhergehenden Messung verglichen und Abweichungen signalisiert.
Dargestellt wird eine quasikontinuierliche Prozeßkontrolle im Bypaßstrom einer
Conchieranlage zur Schokoladenmassenherstellung.
DE 38 39 907 beschreibt ein Verfahren zum Auswerten der Analyse des Flusses ei
nes aufgeschmolzenen Spritzgießmaterials, bei dem durch ein Formmodell, welches
in Mikroelemente unterteilt ist, das Fließverhalten unter Verwendung numerischer
Analyseverfahren betrachtet wird. Ebenfalls handelt es sich um ein instationäres
Verfahren zur Beschreibung des Füllzyklus beim Spritzvorgang von Kunststoffen
ohne Einbeziehung chemischer Reaktionen.
DE 28 23 726 beschreibt ein Verfahren zur Bestimmung des Eindickverhaltens von
polaren Harzen und die Harzsynthese mittels Messung der Viskosität nach gezielter
Vorbehandlung der Probe. Durch Rotationsviskosimetereinsatz wird eine Istviskosi
tät mit einer Kalibrierkurve verglichen und der Gehalt an Eindickmittel bestimmt. Es
handelt sich um eine Einpunktmessung je Probe nach erfolgter Aushärtung im La
borverfahren und -maßstab. Alle genannten Verfahren stellen keine eigentlichen on
line- bzw. inline-Meßverfahren dar.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu schaffen, welches er
laubt, die Verarbeitungsfähigkeit von Milch in Molkereien und Käsereien anhand
objektiver Kriterien abzuschätzen, dadurch das Dicklegungsregime vorzugeben und
bei Anwendung als Prozeßleitsystem aufgrund des Verlaufs der scheinbaren Vis
kosität zu einer Kalibrierkurve den Dicklegungsprozeß online zu steuern, um den
Verarbeitungsvorgang optimal zu gestalten. Die Aussagen zur Verarbeitungsfähig
keit der Milch ermöglichen den Schluß, welche Variante des Dicklegungsverfahrens
technologisch am günstigsten erscheint.
Viskositätsmessungen mit Hilfe eines geeigneten Meßsystems detektieren in einma
lig auflösender Weise stoffliche Änderungen, die sich bei biochemischen, enzymati
schen Prozessen, wie sie beim Dicklegen ablaufen, ergeben. Die rheologischen
Messungen dienen damit der Erfassung der viskositätsbildenden und viskositätsab
bauenden Vorgänge während des Dicklegungsvorganges. Die Viskosität als objekti
ve physikalische Größe soll als direkte Steuergröße des Dicklegungsvorganges ge
nutzt werden.
Die verwendete Meßeinrichtung ist einfach zu handhaben und betriebssicher. Ein
PC-Anschluß mit standardisierter Auswertung erfaßt die etwa pro Sekunde anfallen
den Meßdaten, ermittelt einen Mittelwert pro Versuchsminute und trägt diesen mit
tels Grafikprogramm zur visuellen Darstellung auf. Die numerischen Daten werden
mittels eines Auswerteverfahrens aufgearbeitet.
Nachstehend werden anhand der zugehörigen Zeichnungen bevorzugte Ausfüh
rungsbeispiele des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Auswertung des Prozeßvis
kositätsverlaufes gemacht.
Es zeigt:
Fig. 1 eine Originaldarstellung des Prozeßviskositätsverlaufes über der Zeit für
ein Standardverfahren,
Fig. 2 die schematische Darstellung dieses Verlaufes und die Einteilung des
Gerinnungsvorganges in relevante Prozeßabschnitte und die ermittelba
ren Parameter,
Fig. 3 die Anwendung des Auswerteverfahrens am Beispiel der Abschnitte 1, 2
und 3,
Fig. 4 das Prozeßviskositätsverhalten am Beispiel der Dicklegung zu Käse
durch Lab unter Zugabe von Kultur, Säure und anderen Zusätzen,
Fig. 5 den charakteristischen Prozeßviskositätverlauf beim Gerinnen mit unter
schiedlichem Temperaturregime,
Fig. 6 ein Vergleich des Koagulationsverhaltens bei unterschiedlicher Wärme
vorbehandlung der Ausgangsmilch.
Bei Anwendung des Verfahrens zur Auswertung des Prozeßviskositätsverlaufes
beim Dicklegen von Milch zur Käseherstellung auf konventionellem Weg mit 35°C
Gerinnungstemperatur kann nach Fig. 1 der dargestellten Prozeß in 3 Abschnitte
unterschieden werden.
Dabei stellt Abschnitt 1 die sogenannte Primärphase dar, die Abschnitte 2 und 3
stellen aus technologischer Sicht die Sekundärphase dar. Ein Einsatz des Meßsy
stems in Abschnitt 4, der Tertiärphase wird aufgrund der ablaufenden Synärese als
nicht sinnvoll eingeschätzt, da ein ablaufender Entmischungsprozeß um den Meß
fühler zur Meßdatenverfälschung führt.
Die Auswertung des so gewonnenen Prozeßviskositätsverlaufes für die genannten
Abschnitte erfolgt je nach Kurvenverlauf mittels linearer bzw. potentieller bzw. expo
nentieller Regression.
Je nach Abschnitt sind der ermittelte Anstieg oder das Gesamtviskositätsniveau
Kriterien für die im Multi-Enzymsystem Milch-Gerinnungsmittel ablaufenden bio
chemischen Prozesse. Bei exponentiellem Ansatz enthält der Parameter b₂₂ Infor
mationen zur Reaktionskinetik. Der Abschnitt 1 wird vom Beginn der Zugabe und
Vermischung des Gerinnungsmittels zur Ausgangsmilch festgelegt und beinhaltet
die enzymatische oder Primärphase. Er ist gekennzeichnet durch keine Änderung
des Bruttoviskositätsverlaufes trotz ablaufender enzymatischer Prozesse wie Ab
spaltung eines hydrophilen Teiles des Glycomakropeptids, vom Kappacasein, Ver
lust der negativen Ladungsgruppen und Verlust der Hydrathüllen. Die Höhe des
konstanten Viskositätswertes und die Zeitdauer des ersten Abschnittes werden von
der Wahl des Dicklegungsverfahrens, der thermischen Vorgeschichte der Milch und
weiteren Randbedingungen bestimmt.
Es gilt
a₁ = konst. (1)
oder
Wie beschrieben, läßt das Level des Koeffizienten a₁ eindeutige Rückschlüsse auf
das Dicklegungsverfahren bzw. die Wahl der Ingredenzien zu.
Dem Bruttoviskositätsverlauf nach handelt es sich um eine Reaktion 0. Ordnung.
Freie Konvektion in Form Brownscher Molekularbewegung findet ungehindert statt.
Dem 1. Prozeßabschnitt wird zur mathematischen Beschreibung das Zeitintervall
2 t tI zugeordnet.
In einer relativ kurzen Übergangsphase wird im 2. Abschnitt das Gerinnungsverhal
ten mit Hilfe eines Potenzansatzes bzw. mittels Exponentialfunktion beschreibbar.
Eine eindeutige Abgrenzung der Bereiche zueinander kann an den Grenzen durch
Überprüfung auf Vorliegen einer Sprungfunktion erfolgen.
Die Beschreibung des Viskositätsverlaufes im 2. Abschnitt bei transformiertem Ko
ordinatensystem erfolgt mit den Ansätzen
ηs(t) = a₂₁ · (t-tI)b (3)
bzw.
ηs(t) = a₂₂ · exp. [b₂₂ (t-tI)] (4)
Augenscheinlich liegt eine Reaktion zwischen 0. und 1. Ordnung vor. In der sich nun
einspielenden Gerinnungs- oder Koagulationsphase findet das Aneinanderlagern
von Caseinmicellen und die Formierung der Ketten aufgrund vorwiegend hydropho
ber Wechselwirkungskräfte durch Ausbildung von Wasserstoffbrückenbindung statt.
Gewissermaßen laufen in diesem Prozeßabschnitt die Vorstufen für die nachfolgen
de Vernetzung der Ketten zu einem dreidimensionalen, festen Netzwerk, also der
Ausbildung der Labgallerte ab. Der Stoffaustausch ist an eine mehr und mehr be
hinderte konvektive Molekularbewegung gebunden.
Der Definitionsbereich der Gleichungen 3, 4 wird mit tI t tII festgelegt.
Der Übergang zum dritten Prozeßabschnitt wird wieder durch einen Sprung in der
Viskositätsfunktion über der Zeit indiziert.
Die Potenz- oder Exponentialfunktion geht nach einer vom angewandten Gerin
nungsverfahren abhängigen Zeit tII in eine Geradenfunktion, beim Säuerungsvor
gang in eine asympthodische Funktion über. Weitergeführt wird die immer stärker
werdende Vernetzung der Caseinmicellenketten zum Netzwerk bzw. die eigentliche
Ausbildung der Labgallerte.
Die mathematische Beschreibung des dritten Abschnittes mit transformiertem Koor
dinatensystem erfolgt mit dem Ansatz:
ηs(t) = a₃₃ + b₃ (t-tII) in mPa · s (5)
Gleichung (5) kennzeichnet eine Gesamtreaktion 1. Ordnung durch die linear mit der
Zeit ansteigende Viskosität als Maß für die Zunahme der Festigkeit der Labgallerte.
Auf eine Beschreibung des sich anschließenden 4. Prozeßabschnittes, der sog.
Tertiärphase oder Synärese, die mit der Kontraktion des Caseingerüstes und der
Molkenabgabe einhergeht, wird verzichtet, da eine Meßwertverfälschung in der
Grenzschicht des Meßsystems eintritt.
Anhand der angeführten Auswertemodalität kann auf die jeweils spezifische En
zymaktivität in den Abschnitten 1 . . . 3 geschlossen werden. Von besonderer Bedeu
tung für die Einschätzung des Gesamtgerinnungsverhaltens ist der Abschnitt 3. Je
nach charakteristischer Käseart wird bei einer definierten Festigkeit der Labgallerte,
hier ausgewiesen durch die Prozeßviskosität, die technologisch relevante Schnittzeit
erreicht.
Das Erreichen dieses Levels, analog einem Wert des Formagraphen, initiiert damit
die weitere Bearbeitung des Käsebruchs.
Für das Standardverfahren, sowie technologisch interessante Varianten, sind in der
nachfolgend aufgeführten Zusammenstellung die ermittelten Konstanten, Koeffizien
ten und Exponenten, sowie die dazugehörige Zeitdauer der Prozeßabschnitte aufge
führt.
Mit Hilfe der ermittelten Parameter in den Abschnitten 1 bis 3 kann ab ca. der 30.
Minute des Dicklegungsverfahrens der Zeitpunkt der weiteren technologischen Be
handlung des Käsebruchs bestimmt werden.
Für die Beschreibung des Viskositätsverlaufes über der Zeit nimmt Gl. 6 am Beispiel
der Standardvariante folgendes Aussehen an:
ηs(t) = 1,8 + 0,026 (t-15)1.765 + [4,0 + 0,5 (t-25)] in mPa · s (6)
Aus diesem Gleichungsansatz kann sofort in Abhängigkeit vom Dicklegungsverfah
ren bei Kenntnis der Parameter ai und bi die Viskosität im entsprechenden Abschnitt
ermittelt, bzw. der Zeitpunkt des Einschneidens oder weiteren technologischen Ope
rationen durch Umstellung gewonnen werden.
Es gilt:
In einer Käserei soll die Ausgangsmilch auf ihre Käsereitauglichkeit hin untersucht
werden.
Die aus dem Stapeltank entnommene Probe von ca. 300 ml wird im Betriebslabor
konventionell bei 35°C durch Labzugabe dickgelegt.
Direkt nach Zugabe und intensiver Verrührung der Ingredenzien wird das Meßsystem
auf ein durchsichtiges Versuchsgefäß in einem Themostatiergefäß eingesetzt.
Die Prozeßmeßeinrichtung ist von Anfang an nach Eintauchen des Meßfühlers in die
einzudickende Milch in Betrieb, eine Auswertung der Meßdaten zur funktionellen
Abhängigkeit der Prozeßviskosität von der Zeit, findet ab der 2. Versuchsminute
statt. Die hier dargestellte Schnellbestimmungsmethode zur Bestimmung der Käse
reitauglichkeit der Milch wird bis zum Erreichen eines für die Käsesorte typischen
Viskositätsgrenzwertes geführt. Aus den Originaldaten mit ca. 1 Meßwert pro Se
kunde wird mittels Statistikprogramm ein Mittelwert des Prozeßviskositätsverlaufes
pro Minute berechnet.
Diese Prozeßkurve wird anhand ihres charakteristischen Aussehens und der zwei
Funktionssprünge in drei Abschnitte eingeteilt: Abschnitt 1 beinhaltet die Zeit von
der 2. Prozeßminute bis zur 15. Prozeßminute, Prozeßabschnitt 2 dauert bis zur 25.
Minute. Prozeßabschnitt 3 wird bis zur 40. Minute geführt.
Eine Zusammenfassung der beschreibenden Parameter ist in der Zusammenfassung
unter der Standardvariante erfolgt. Anhand der Größe der beschreibenden Parame
ter, insbesondere des Exponenten b₂₁ und des Koeffizienten b₃ sind Rückschlüsse
auf die Käsereitauglichkeit der Ausgangsmilch bzw. der Zusätze möglich. Hohe
Werte signalisieren eine schnelle Bildung der Gallerte und damit eine gute Käserei
tauglichkeit der eingesetzten Ausgangsstoffe.
In einer Käserei soll die mit allen erforderlichen Zusätzen versehene Kesselmilch zu
Labkäse verarbeitet werden. Direkt nach dem Einlaben der Milch im Käsefertiger
und intensiver Verrührung der Ingredenzien wird das Meßsystem mittels einer spe
ziellen Haltevorrichtung von oben in den zum Teil abdeckbaren Käsefertiger einge
setzt. Die Prozeßmeßeinrichtung ist nach Eintauchen des Meßfühlers in die zu ver
arbeitende Kesselmilch in Betrieb und sendet die Meßwerte an ein Prozeßleitsy
stem.
Mit Erreichen eines für die jeweilige Käsesorte und das entsprechende Herstel
lungsverfahren typischen Viskositätswertes im 3. Prozeßabschnitt, hier von
45 . . . 50 mPa · s für Edamer Käse, wird der Schneidezeitpunkt der Gallerte definiert und
über das Prozeßleitsystem die weitere technologische Behandlung eingeleitet.
Dieses Auswerteverfahren ermöglicht die für die jeweilige Käsesorte objektive und
physikalisch probate Erfassung der Gallertefestigkeit, die für den weiteren Käsungs- und
Reifungsprozeß von ausschlaggebender Bedeutung ist.
Problemchargen können im Prozeß erkannt werden und bei verzögerter Gallertebil
dung durch Variation des Zeitregimes Korrekturen durchgeführt werden. Eine will
kürliche Steuerung weiterer technologischer Schritte nach Zeitvorgabe entfällt damit.
Claims (8)
1. Verfahren zur schnellen Bestimmung der Verarbeitungsfähigkeit von Milch nach
Zugabe geeigneter Gerinnungsenzyme und oder Säuerungskulturen, gegebenen
falls einer thermischen Behandlung nach Vorlage des betreffenden Systems in
einem für das Herstellungsverfahren relevanten Behältnis bzw. im Labor als Vor
versuch unter Verwendung eines für Milchprodukte geeigneten inline-online-Pro
zeßviskosimeters, dadurch gekennzeichnet, daß der Prozeßviskositätsverlauf bei
konstanten Bedingungen oder thermischen Beeinflussungen kontinuierlich aufge
zeichnet, in genau definierte Prozeßabschnitte des angewandten Herstellungsver
fahrens unterteilt und mit unterschiedlichen algebraischen und numerischen Ver
fahren so analysiert wird, daß die gewonnenen Parameter als Qualitätskriterium
das Gerinnungsverhalten der eingesetzten Milch bzw. die enzymatische Aktivität
der eingesetzten Kulturen und oder Gerinnungsenzyme, die gelbildende Eigen
schaft und die thermische Behandlung der Milch charakterisieren und es sowohl
als Labormeßverfahren zur Schnellbestimmung der Verarbeitungsfähigkeit der
Milch zu Milchprodukten als auch als Prozeßleitsystem im industriellen Herstel
lungsprozeß zur Optimierung der Verfahrensführung und zur Sicherung der je
weils geforderten Qualität der Chargenproduktion über die erreichbare Festigkeit
der Milchgallerte als Abbruchkriterium inline nutzbar wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der 1. Prozeßabschnitt
die Zugabe des Gerinnungsenzymes und oder der Säuerungskultur bei gleich
bleibender Bruttoprozeßviskosität oder die thermische Vorgeschichte der in der
Käserei eingesetzten Milch aufgrund des angezeigten Levels in der sog. Induk
tionsphase beschreibt, dessen kennzeichnender Parameter die Konstante a₁ ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß der 2. Prozeß
abschnitt als Zeitintervall den Übergang des Prozeßviskositätsverlaufes von ei
nem konstanten Wert in Form einer Exponential- oder Potenzfunktion bis zum
Übergang in eine lineare Funktion die eigentliche Dicklegung durch ablaufende
Umordnungs- und Aggregationsvorgänge als Teil der Gerinnungs- bzw. Koagula
tionsphase durch den Koeffizienten a₂₁ und den Koeffizienten des Exponenten
b₂₁ beschreibt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 und 3, dadurch gekennzeichnet, daß der 3. Pro
zeßabschnitt den Prozeßviskositätsverlauf als Gerade mit den Parametern a₃₃
und b₃ abbildet und den zweiten Teil der Gerinnungs- und Koagulationsphase mit
einer Verfestigung der Netzwerkstruktur beschreibt und ablaufende Stofftrans
portvorgänge durch Diffusion bewirkt und nach Erreichen einer optimalen Galler
tefestigkeit, bestimmt durch ηkrit, der nachfolgende technologische Schritt ange
schlossen werden kann.
5. Verfahren nach Anspruch 1, 2, 3 und 4, dadurch gekennzeichnet, daß unter defi
nierten Bedingungen eines Labormeßplatzes innerhalb von 25 Minuten die Ver
arbeitungsfähigkeit der Milch durch Bestimmung der Zeit bis zum gewünschten
Viskositätswert ermittelt und diese, untersetzt in die Größe der Koeffizienten und
Exponenten des 1., 2. und 3. Abschnittes, ein Maß für die Gerinnungsfähigkeit
der eingebrachten Komponenten ist.
6. Verfahren nach Anspruch 1, 2, 3, 4 und 5, dadurch gekennzeichnet, daß anhand
des Prozeßviskositätsverlaufes über der Zeit bei ausgewählten Temperaturbedin
gungen der Einfluß des Verlaufes der Säuerung auf die Milchgallertebildung bei
der Joghurtherstellung eingeschätzt und gesteuert werden kann.
7. Verfahren nach Anspruch 1, 2, 3, 4, 5 und 6, dadurch gekennzeichnet, daß an
hand des Prozeßviskositätsverlaufes zwischen zweitem und drittem Prozeßab
schnitt der Übergang von der Sol- in die Gelphase erkennbar ist und durch die
Größe der beschreibenden Parameter a₂₁, b₂j und a₃₃ und b₃₃ die Wirkung der
Geliermittel in Milcherzeugnissen und Lebensmitteln mit Milchanteil, wie z. B.
Desserterzeugnissen, die Eignung der Milchbasis unter Verwendung gleicher Ge
liermittel bestimmt werden kann.
8. Verfahren nach Anspruch 1, 2, 3, 4, 5, 6 und 7, dadurch gekennzeichnet, daß
anhand des Prozeßviskositätsverlaufes über der Zeit beispielsweise eine sekreti
onsbedingte bzw. veterinärmedizinische Beeinflussung der Ausgangsmilch er
kennbar wird, welche die ablaufenden Prozesse der Gerinnungs- und Koagula
tionsphase einschränken und zu geringen Anstiegen b₃ im Abschnitt 3 und gerin
geren Koeffizienten des Exponenten b₂₁ im Abschnitt 2 führen.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1995116615 DE19516615A1 (de) | 1995-04-25 | 1995-04-25 | Verfahren zur Kontrolle der Verarbeitungstauglichkeit von Milch durch inline- online-Bestimmung des Gerinnungsverhaltens |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1995116615 DE19516615A1 (de) | 1995-04-25 | 1995-04-25 | Verfahren zur Kontrolle der Verarbeitungstauglichkeit von Milch durch inline- online-Bestimmung des Gerinnungsverhaltens |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19516615A1 true DE19516615A1 (de) | 1996-10-31 |
Family
ID=7761224
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1995116615 Withdrawn DE19516615A1 (de) | 1995-04-25 | 1995-04-25 | Verfahren zur Kontrolle der Verarbeitungstauglichkeit von Milch durch inline- online-Bestimmung des Gerinnungsverhaltens |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19516615A1 (de) |
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-
1995
- 1995-04-25 DE DE1995116615 patent/DE19516615A1/de not_active Withdrawn
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