DE1698116C - Verfahren und Vorrichtung zur dynami sehen Materialprüfung - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur dynami sehen MaterialprüfungInfo
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Description
' Die Erfindung betrilFt ein Verfahren und uinu Vorrichtung zur dynamischen Materialprüfung von
höchslbeanspruchten Werkstoffen mittelselnorSpronjjstodladung.
Zur Beurteilung der Materialeigenschaften von WerkstolTen sind eine Reihe von Prüfverfahren bekannt, die quantitative Werte bezüglich der Festigkeit,
der Dehnungsflihigkeit, der Streckgrenze, der KerbschlagzUhigkeit u. dgl. ergeben. Diesen Prüfverfahren
liegen statische PrUfbelastungen zugrunde, mit Ausnahme der Kerbelschlagziihigkoitsprlifung, bei der
dynamische Krüfte angewendet werden, allerdings Krüfte verhiiltnisma'ßig geringer Energie.
Diese Prüfverfahren genügen jedoch nicht zur Untersuchung von Werkstoffen, die bei der Bearbeitung in extrem kurzen Zeiten größten Belastungen
ausgesetzt werden, wie etwa Werkstoffen, die durch Explosionswelien, Einschalten extremer Magnetfelder
oder Entladung von Kondensatorbatterien umgeformt, gehärtet, plattiert oder, als PulverwerkstolT,
verpreßt werden, und auch nicht für solche Werkstoffe, die, wie Waffenstähle, zur Herstellung von
höchstbelasteten Bauelementen bestimmt sind. Derartige Werkstoffe werden deshalb sogenannten
Sprengversuchen unterworfen, bei denen Sprengstoffladungen in beispielsweise rohrförmigen Prüflingen
gezündet und durch Verforniungsniessungen deren »Sprengzähigkeit« festgestellt wird. Diese dynamischen
Schlagprüfungen mittels SprengstolTludungen verwirklichen auf verhältnismäßig einfache Weise
hohe Beanspruchungsgeschwindigkeiten und gestatten die tatsächlichen technischen Bearbeitungsprozesse, beispielsweise das Umformen durch Explosionswellen,
im Versuch angenähert nachzuahmen. Die bekannten Sprengprüfungen weisen jedoch eine
Reihe von Nachteilen auf. So müssen, um einen größeren Bereich von Versuchsbedingungen und damit
Abhängigkeitskurven der Materialeigenschaften von der Belastungsstärke zu erhalten, eine Vielzahl von
Einzelsprengungen durchgeführt werden, was nicht nur aufwendig und zeitraubend ist, sondern vor allem
Sprengladungen mit exakt abgestufter Sprengwirkung voraussetzt. Bekanntlich bereitet es aber bereits
große Schwierigkeiten, exakt gleiche Prüfladungen zu schaffen, um so schwieriger ist es, Prüfladungen exakt
abgestufter Sprengwirkung herzustellen, da die Sprengwirkung sowohl von der Art des verwendeten
Sprengstoffs als auch der Sprengstoffmenge und der räumlichen Ausdehnung sowie Gestalt der Priifladung
abhängt. Aus diesem Grund ist es mit cli'ii
bekannten Sprengprüfimgen kaum möglich, exakte technologische Datenreilien zu erhalten, die, etwa
wie bei den herkömmlichen Prüfverfahren, zu Aussagen über die Abhängigkeit der Materialeigenschaften
eines Werkstoffes von unterschiedlichen Belastungen führen, so reproduzierbar sind, daß verschiedene
Werkstoffe miteinander verglichen werden können und eine Gegenüberstellung mit Ergebnissen anderer
Prüfmethoden am gleichen Werkstoff erlauben. Schließlich sind die bekannten Sprengprüfungen auf
eine geringe Anzahl von Prüflingsformen, etwa auf rohrförmige Prüflinge, beschränkt, wobei deren Herstellung,
beispielsweise durch Ausbohren von gehärteten Stählen, sehr schwierig ist.
Aufgabe der Erfindung ist deshalb ein Verfahren und eine Vorrichtung zur dynamischen Materialprüfung
von Baustoffen aller Art mittels Sprengladungen, die einen großen Bereich von Versuchsbcdingungen gewährleisten, exakte und leicht reproduzierbare Ergebnisse liefern und für die Messung
einer Vielzuhl von leicht hersiellbiirun Probenformen
geeignet sind.
s Nach der Erlindung wird diese Aufgabe durch ein
Verfahren gelöst, das darin besieht, daß mehrere gleiche Prüflinge aus dem zu untersuchenden Werkstoff längs eines SprengstolTstabes mit jeweils derart
unterschiedlichem Abstund vom Stab verteilt werden,
to daß beim einseitigen Zünden des Sprengstoffstabes die;Stoßwelle alle Prüflinge gleichzeitig erfaßt.
Eine erfindungsgemUße Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens ist gekennzeichnet durch ein
kegelförmiges Gehäuse, in welches ein zylindrischer
is Sprengstoffstab axial eingesetzt ist und das einen derartigen öffnungswinkel besitzt, daß die Gehäuseinnenwand tangential zu der beim Zünden des
Sprengstoffslabes entstehenden Stoßwellenfront verläuft, und durch an der Gehäuscinnenwand verteilte
2u Meßstellen, die jeweils aus einer Halterung für einen
Prüfling und aus einer vom gehalterten Prüfling abgedeckten Durchbrechung der Gehäusewand bestehen.
Bei der Erlindung werden also mehrere gleiche
ij Prüflinge der ExplosiiMiswelle einer einzigen Sprengladung
ausgesetzt. Dadurch, daß die Prüflinge unterschiedliche Entfernungen von der explodierenden
Sprengladung hüben, treten an ihnen auch unterschiedliche Belastungen auf, wodurch es möglich ist,
ι« die Abhängigkeit der Eigenschaften eines bestimmten Materials von der Belastungsstärke in einem einzigen
Versuch festzustellen. Mit einer einzigen Sprengiladung wercJen jedoch nur dann tatsächlich vergleichbare
Ergebnisse an mehreren Prüflingen erhalten,
J5 wenn sichergestellt ist, daß alle Prüflinge in der gleichen
Weise und ohne gegenseitige Beeinflussung von der Stoßwelle beaufschlagt werden. Nach der Erfindung
ist deshalb durch Verwendung einer stabförmigen Sprengladung und geeigneter Verteilung der
Prüfladungen entlang dem Sprengstab dafür Sorge getragen, daß alle Prüflinge gleichzeitig von der
Wellenfront der Stoßwelle erfaßt werden, wodurch unkontrollierbare Beeinflussungen durch Reflexionen
u. dgl. ausgeschaltet sind. Die Verwendung stabföriniger Sprengladungen ist außerdem deshalb vorteilhaft,
da derartige Ladungen noch am leichtesten mit räumlich exakten Abmessungen hergestellt werden
können. Dabei ist darauf hinzuweisen, daß die der Einfachheit halber gewählte Bezeichnung »Stab«
5<> langgestreckte Körper der verschiedensten geometrischen
Abmessungen umfassen soll, beispielsweise auch Sprengstollbänder und schmale Sprengstoff-Folien.
Die erfindungsgeniäße Vorrichtung ermöglicht nun eine besonders einfache Durchführung dieses Verfahrens, da nach einmaliger Festlegung der Gehäusebemessung, insbesondere lies öffnungswinkels, in Abhängigkeit von ikn verwendeten Sprengladungen die Verfahrensbedingungen für die an der Gehäuse-
Die erfindungsgeniäße Vorrichtung ermöglicht nun eine besonders einfache Durchführung dieses Verfahrens, da nach einmaliger Festlegung der Gehäusebemessung, insbesondere lies öffnungswinkels, in Abhängigkeit von ikn verwendeten Sprengladungen die Verfahrensbedingungen für die an der Gehäuse-
ßo innenwand befindlichen Meßstellen stets eingehalten
sind. Weiterhin bereitet die Anbringung der Prüflinge an den Meßstcllen keinerlei Schwierigkeiten,
und es können durch geeignete Gestaltung der Prüflinge die jeweils interessierenden Meßdaten ermittelt
werden, wie nachfolgend im einzelnen noch erläutert werden wird.
Weitere Merkmale, Vorteile und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung, der
Zeichnung und dun Ansprüchen, In der Zeichnung
ist mi Hand oiuer AiiHfUlmingsform die Erfindung
boi>piclswuisü erllUitert, und zwar zulyun
l·'Ig. I u, Ib, Ic Skizzen zur ßrliluierung des Verfahrens
mich der Erfindung,
F i g. 2 üine Vorrichtung mich der Urfindung im
Längsschnitt,
Fig. 3 eine Draufsicht auf die Vorrichtung von
F i g. 2,
F i g. 4 einen Querschnitt entlang der Linie 4-4 von F i g. 2,
Fig. 5 cinon Prüfling in Draufsicht,
Fig. 6a und 6b Diagramme von mit der ErIIndung
erhaltenen Meßergebnissen und
F i g. 7 eine Darstellung von Prüflingen nach dem Sprengversuch,
Der Grundgedanke der Erfindung besteht darin, mehrere gleiche Prüflinge aus dem zu untersuchenden
Werkstoff in verschiedenen Abständen von einer Sprengladung anzubringen, um so mit einer einzigen
Sprengladung Prüflingen bei verschiedenen Lasten vornehmen zu können. Damit nun die Explosionswelle auf alle Prüflinge gleichzeitig trilTt, wird eine
stabförmige Sprengladung verwendet, diese einseitig gezündet und jeder Prüfling an einem Ort angeordnet,
der von der Stoßwellenfront der Explosion zum gleichen Zeitpunkt erreicht wird. Dieser Grundgedanke
der Erfindung soll nun an Hand der Fig. 1 näher erläutert werden. In Fig. la ist ein zylindrischer
Sprengstoff stub 10 einer Länge L in die K-Aehse eines Koordinatensystems gelegt, derart, daß der
Stab vom Punkt Y ~ 0 bis zum Punkt Y = L reicht.
Wird nun dieser Stab 10 an seinem oberen Ende, also am Ort Y = L, gezündet, so tritt eine Explosions-StoUwellu
auf. Nimmt man zunächst vereinfacht an, dall die Züiulgeschwiiuligkeit vv im Stab 10 konstant
und die Ausbreitungsgeschwindigkeit v\. der Explosionswelle
ebenfalls konstant und gleich der Schallgeschwindigkeit ist, so ergibt sich eine Wellenfront,
wie sie in Fig. Ib für drei verschiedene Zeitpunkte
nach Zünden der SprengstolTladung dargestellt ist. Der öffnungswinkel \ der kegelförmigen Wellenfront
ist dabei gegeben durch
Dies bedeutet aber, dall alle Prüflinge, die beispielsweise auf dem mit 11 bezeichneten Kegelmantel,
welcher einen öffnungswinkel \ besitzt und die Wellenfront tangiert, angeordnet sind, zum gleichen Zeitpunkt
von der Stoßwelle erfaßt werden, unabhängig davon, welchen Abstand χ sie jeweils von dem
Sprengstab 10 aufweisen. Andererseits aber hängt die Stärke der auf die Prüflinge auftretenden Stoßwelle
von der Entfernung χ vom Sprengstab ab, da der
Druck Px eine Funktion der Entfernung χ ist. Wird
also beispielsweise eine erste Probe am Punkt /', Cv1V1), eine zweite Probe am Punkt Ps (x.,y.,) angeordnet,
wobei beide Punkte auf dem Kegelmantel 11
liegen, so werden beide Proben gleichzeitig von der Stoßwelle erfaßt, jedoch mit unterschiedlicher Belastung.
Die obige Annahme, daß die Ausbreitungsgeschwindigkeit
Vx konstant sei, stellt nur eine Annäherung dar. Streng genommen ist Vx vom Druck Px abhängig,
der seinerseits, wie erwähnt, mit steigender Entfernung χ abnimmt. Genaue Messungen führen
deshalb Ai einer Wellenironi, wie nie in F i g. I c dargestellt
ist. Um eine oxakte Gleichzeitigkeit des AuftrelTens
dor Stoßwelle iw erreichen, inüßlen also die
Prüflinge auf einer gekrümmten KegeWilehe aii|}c-
5 ordnet werden, für die in dor Praxis erforderliche
Genauigkeit gunllgt jedoch dur geradlinige Kegelmantel
11, dessen ÖITniingswinkel λ jedoch auf die Druckubhlingigkcit der Ausbroitungsgosehwlndigkeit
Vx korrigiert ist.
ι» Nochmals zusammengefaßt besteht also das Erfindungsverfahren
darin, mehrere Prüflinge an verschie-
, denen Stellen des Kegelmantels U anzuordnen und auf diese Weise die Prüflinge mittels einer einzigen
Sprengladung, gleichzeitig unterschiedlichen BeIa-
>5 stungen auszusetzen. Die Gleichzeitigkeit der Belastung erbringt dabei ikn Vorteil, daß der Einfluß
von zwnnglUufig auftretenden Rellexionswellen ausgeschaltet
ist.
In den Fig. 2, 3 und 4 ist eine Vorrichtung zur
2» Durchführung des Verfahrens dargestellt. Die Vorrichtung
besteht im wesentlichen aus einem trichterförmigen Gehäuse 12, das uas zwei Halbschalen Ivsteht
und durch einen ersten als Fuß dienenden Haltering 13« sowie einen zweiten, auf den Trichler-
oberrand aufgelegten und mit Ausnehmungen für Steckzapfen der Trichterhalbschalen versehenen
Haltering 13/) zusammengehalten wird. Der Bodenteil des Trichtergehäuses 12 umschließt ein Einsatzrohr
14, in welches der zylindrische Sprengstolfstab
Ju 10 mit seinem unteren Ende eingesteckt ist. Ein auf
dem oberen Rand des Trichtergehäuscs 12 aufliegendes Zenlrierkrcuz 15 hält den SprengstolTstab 10 in
der axialen Lage. Am freien, aus dem Gehäuse 12 als Anlaufstrecke herausragenden linde des Spreng-
Stabes 10 ist unter Zwischenschalten eines Relais 16
eine Sprengkapsel 17 angebracht, die über Leitungen 18 elektrisch gezündet werden kann. An der Wandung
lies Gehäuses 12 sind Meßstellen vorgesehen; in der Zeichnung sind sieben Mcßstellen angedeutet,
»" und /.war in einer derartigen Verteilung, daß die Meßstellen
auf einer Spirallinie angeordnet sind. Jede Meßstelle besieht aus einer Waiulausnehinung I1) mit
vertikaler Rückwand, in welcher Gewmdebohnmgen /um Einsetzen von Schrauben vorgesehen sind, sowie
einer von der vertikalen Rückwand horizontal nach außen führenden Wanddurchbreehung 20 mit kreisförmigem
Querschnitt. In jede Ausnehmung I1) ist
ein Prüfling 21 eingesetzt und mit Schrauben an der Ausnehnningsrückwaiul befestigt, derart, daß der
5" Mittelteil des Prüflings 21 die Durchbrechung 20 überdeckt. Die plattenförmigen Prüllinge 21 sind für
Biegeversuche bestimmt und weisen eine Form auf, wie in Fig. 5 dargestellt.
Die innere, kegelige. Mantellläche des Gehäuses 11
ist nach den Grundsätzen gestallet, wie sie an Hand der Fig. 1 erläutert worden sind. Das heißt also, der
öffnungswinkel der Gchüuscinncnwniuf ist so bemessen,
daß die Gehäuseiniicnwand tangential zu einer beim Zünden des Sprengstabes 10 entstehenden Stoßwelleufront
verläuft.
Zur Durchführung des Sprengversuclies wird der
Sprengstolfstab 10 über die Leitung 18, die Sprengkapsel
17 und das Relais 16 an seinem oberen linde gezündet, worauf die im Sprengstab nach unten fort-
schreitende Detonation eine Stoßwellenfront erzeugt, welche alle sieben Meßstellen und damit alle sieben
Prüflinge 21 gleichzeitig erreicht. Die Prüflinge werden durch die Stoßwelle an ihrem die Durchbieciiun-
gen 20 überbrückenden Mittelteil durchgebogen, wobei
die Stärke der Verbicgung um so größer ist, je näher der jeweilige Prüfling dem Sprengstab 10 angenähert
ist: In anderen Worten, der oberste, dem
Gchüuserand benachbarte Prüfling wird der geringsten, der unterste, dem Gehäuseboden benachbarte
Prüfling am stärksten belastet.
Nach erfolgter Sprengung wird der Haltering 13 b abgenommen und das Gehäuse 12 aus dem Haltering
13 α herausgezogen, worauf die einzelnen Prüflinge von den Meßstellen an den beiden, offen liegenden
Halbschalen des Gehäuses leicht entnommen werden können. Die Verbiegung der einzelnen Prüflinge wird
gemessen, und diese Meßwerte ergeben dann die Abhängigkeit der Biegeeigenschaften des verwendeten
Werkstoffes von der Stärke der Explosionsbelaslung.
Bei einem praktischen Versuch zur Feststellung der Biegeeigenschaften wurden sieben Meßstcllen
verwendet, und zwar mit folgenden Abständen von der Mittelachse des Gehäuses 12 bzw. des Sprengstabes
10:
Meßstelle Nr. | Miltenabstand χ (mm) |
1 | 125 |
2 | 105 |
3 | 85 |
4 | 66 |
5 | 47 |
6 | 27 |
7 | 20 |
Unter der vereinfachten Annahme, daß der Druck Px umgekehrt proportional der Entfernung .r ist,
kann also zwischen den Meßstcllen 1 und 7 die dynamische Last um etwa den Faktor 6 geändert werden.
Ein größerer Faktor würde lediglich eine größere Abmessung des Gehäuses 12 und eine größere
Länge des SprengstofTstabes 10 erfordern. Eine andere Möglichkeit für die Erweiterung des Meßbereiches
besteht darin, mehrere Sprengungen verschiedener Stärke vorzunehmen. Da'iei ist zu berücksichtigen,
daß bei Verwendung von Sprengstäben beträchtlich unterschiedlicher Abmessung bzw. Verwendung
stark voneinander abweichender Sprengstoffe entsprechend angepaßte Trichtergehäuse vorzusehen
sind. In der Praxis hat sich gezeigt, daß zur Prüfung fast aller technischen Werkstoffe bei Probenformen
gemäß I-ig.5 mit drei verschiedenen Sprengladungen
ein genügend großer Meßbereich crzielbar ist.
Der Druck I\ an der inneren Mantelfläche des Trichtcrgchäuscsl2 kann selbstverständlich nicht nur
für Biegeversuche, sondern auch für Zug- und Druckversuche sowie für Versuche herangezogen werden,
welche das Pulverpressen betreffen. Je nachdem, was geprüft werden soll, müssen an den Meßstellen verschiedene
Vorrichtungen angeordnet werden. Auch die Form der Prüflinge kann entsprechend abgewandelt
werden. Die in der Zeichnung dargestellten Prüflinge 21 sind, wie erwähnt, für Biegeversuche
bestimmt, wobei die Bedingungen beim Explosivumformcn nachgeahmt werden. Bei vorgenommenen
Versuchen wurden drei Prüflingsgrößen verwendet, und zwar mit einer effektiven Belaslungsflächc (nicht
unterstützte Flüche) von Ift (4-4), 25 (S-S) und 50
(S ■ H)) mm'-'. Die Dicke der Proben betrug in allen
drei Fällen 1 mm. iiir die Biegeversuche ist dann die jeweilige Belastung und Ausbiegung mit dem tragenden
Querschnitt, für Zugversuche mit der Belaslungsfläche in Beziehung zu setzen. Die plastische Dehnung dagegen kann durch Anbringen von Meßmarken
an den Prüflingen oder einfach durch Ausmessen der Durchbiegung bestimmt werden. Als oberste Grenze
der plastischen Dehnung kann dabei die halbkreisförmige
Durchbiegung eines Prüflings angesehen werden, da bei noch stärkerer Dehnung die Prüflings-ίο
form unbestimmt wird und ein Bruch eintritt. Meist erfolgt jedoch bei sehr viel geringeren Dehnungen
eine Bruchbildung. Bei allen diesen Versuchen ist jedoch dafür Sorge zu tragen, daß auf den eigentlichen
Meßbereich des Prüflings eine möglichst gleichmäßige Belastung ausgeübt wird, alle anderen
Stellen des Prüflings dagegen weitgchcndst unbelastet bleiben.
Fig. 6a zeigt als Diagramm die Versuchsergebnisse
zur Feststellung der Dehnungsfähigkeit von Tiefziehslahl (St 27). Dabei ist auf der Ordinate der
reziproke Wert des Abstandes R der Mcßstellen von
der Längsachse des Sprengstabes, auf der A-Achse der Wert der jeweiligen Ausbiegungsgröße der Prüflinge
aufgetragen. Es wurden drei Parallelvcrsuche mit gleichen Sprengladungen und Prüflingen durchgeführt.
Die Streuung der Meßwerte beträgt dabei ± 1O0Ai. Eine Genauigkeit in dieser Größenordnung
kann also auch beim Vergleich von unterschiedlichen Werkstoffen bei konstanter Sprengladung angenommen
werden. Der Anfangspunkt der Kurve (Schnittpunkt) mit der y-Achse entspricht der Streckgrenze,
der Endpunkt (Bruch der Probe) ist dagegen hier nicht erfaßt worden. Für den exakten Absolutwert
des Last-Dchnungs-Diagramms, ist es sclbstverständlieh
erforderlich, die Beziehung Px = j (l/R) genau zu wissen. Für viele Fälle genügt aber bereits die
Kenntnis des relativen Dchnungsverlaufes. Die zweite KurveB in Fig. 6a entspricht einem Versuch mit
stärkerer Sprengladung, die, wie erwartet, zu höhercn Dehnungsbeträgen führt. Um den gleichen Lastmaßstab
zu erhalten, muß der Maßstab der y-Achse entsprechend verändert werden. Es hat sich gezeigt,
daß die Dehnungswerte bei kleineren Drücken sehr gut, bei größeren Drücken immer noch befriedigend
übereinstimmen. Es können also unter bestimmten Bedingungen auch Ergebnisse, die mit verschiedenen
Sprengladungen erhalten wurden, miteinander verglichen werden.
In Fi g. 6 b sind die Ergebnisse einer weiteren Versuchsreihc
veranschaulicht. Dabei wurden ein härtbarer Kohlenstoffstahl (St 70) und technisches Reinaluminium
mit den Vcrsuchscrgebnisscn von Fi g. 6 ε
verglichen. Außerdem wurde ein Versuch mit cinerr spröden organischen Kunststoff (Perlinax) durchgcführt.
Die Ergebnisse stimmen qualitativ mit dem au: den slatischcn-mechanischen Eigenschaften zu erwar
tendcn Verhalten überein. Das Aluminium bricht vor Meßstelle 5 an und zeigt schon bei kleinen Werter
von MR eine sehr große Dehnung. Die Dehnung de; Stahles mit der höheren Festigkeit ist crwartungsge
maß geringer. Interessant ist, daß das Verhältnis de
Dehnung beider Stähle für alle Drücke onnähernc konstant 2:3 bleibt. Bei allen Prüflingen üus Kunst
stoff dagegen erfolgte ein Bruch, so daß also keim Dchnungsmcßkurvc aufgestellt werden konnte.
Vergleicht man nun die erhaltenen Ergebnisse mi denjenigen der herkömmlichen, statischen Prüf met ho
den. so /eigen sich beträchtliche Unterschiede. Dii
beiden durchgeprüften Stähle (St 27 und St 70) ergeben nämlich bei statischen Zugversuchen folgende
Werte:
Streckgrenze 16 bzw. 65 kp/mm-
Zugfestigkeit 29 bzw. 70 kp/mm-
Bruchdehnung 65 bzw. 3%
Der Vergleich mit der Fig. 6b zeigt, daß der härtere
Stahl (St 70) trotz seiner geringen Dehnung im statischen Zugversuch bei der dynamischen Prüfung
eine gute Verformbarkeit zeigt. Das deutet daraufhin, daß aus den Werkstoffdaten, die aus den herkömmlichen
Zugversuchen erhalten werden, nicht unbedingt auf das Verhalten bei dynamischer Höchstbeanspruchung
geschlossen werden kann. Ein systematischer Vergleich der mit beiden Prüfmethoden
erhaltenen Ergebnisse für Werkstoffe mit verschiedensten Eigenschaften ist deshalb von größter
Bedeutung.
Wie erwähnt, stellt der geschilderte Durchbiegungsversuch nur eine Möglichkeit der Anwendung des
Erfindungsverfahrens dar. Durch Einbau geeigneter Zusatzeinrichtungen zur Aufnahme der Prüflinge
können auch dynamische Zug-Druck- und Pulverpreßversuche durchgeführt werden. Beim Zugversuch
wird die Probe mit einem Ende am Trichtergehäuse befestigt, während das andere Ende einen Stempel
trägt, der wiederum an der jeweiligen Meßstelle durch den Druck Px beschleunigt wird. Die Beschleunigung
und damit die Verformungsgeschwindigkeit hängt von dem Druck Px und der Masse des Stempels ab,
die konstant gehalten werden muß, um vergleichbare Ergebnisse zu erhalten. Die Spannung in der Probe
kann durch Wahl eines geeigneten Probenquerschnitts eingestellt werden. Beim Druck- und Pulverpreßversuch
liegt die Rückseite der Prüflinge am Probenhalter an, und der beschleunigte Stempel komprimiert
die Probe. Die Halterungen können so eingerichtet werden, daß an den Meßstellen beliebige Versuche
der erwähnten Art durchgeführt werden könner. Außerdem ist es möglich, im Unterteil des Trichtergehäuses
eine Vorrichtung zum Prüfen bei direkt
aufliegendem Sprengstoff (für Explosivhärtung) anzubringen.
Weiterhin ist es auch möglich, die Sprengungen in einem anderen Medium als Luft, beispielsweise in
Wasser durchzuführen. Dies kann in manchen Fällen (Unterseeboot-Stahl) von Vorteil sein, da die Abnahme
des Drucks in Wasser größer ist als in Luft, somit ein größerer Meßbereich erzielt werden kann.
Schließlich können die Versuche auch bei verschiedenen Temperaturen durchgeführt werden, soweit
keine Begrenzung durch den Sprengstoff gegeben ist.
Wesentliche Bedeutung kommt bei der Erfindung dem verwendeten Sprengstoff zu. Gemäß Fi g. 2 wird
der Sprengstoffstab 10 durch eine Sprengkapsel 17 gezündet. Da nun in der Ebene der obersten Meßstelle
bereits die volle Detonationsgeschwindigkeit erreicht sein muß, ist es erforderlich, einen entsprechenden Anlauf zu berücksichtigen. Diese Anlaufstrecke ist abhängig in erster Linie vom Sprengstoff
selbst und von seinem Durchmesser. Um sämtliche Probenkörper gleichmäßig zu belasten, ist es außerdem erforderlich, daß der Sprengstoff Über die gesamte Länge den gleichen Durchmesser besitzt und
vor allem völlig homogen und rißfrei ist. Die besten Ergebnisse wurden mit einem plastisch verformbar
Sprengstoff etwa folgender Zusammensetzung erzie
Nitrocellulose 33%
Nitroglyzerin 28 %
Nitropenta 33%
Stabilisatoren und Gelatinatoren ... 6%
Die Herstellung dieses Sprengstoffes vollzieht sl·
in der Wärme im plastifizierten Zustand und kann
ίο beliebigen Längen und Durchmessern nahtlos dun
Strangpressen erfolgen. Irgendwelche Entmischung! erscheinungen treten dabei im gelatinösen Zustai
nicht auf. Ferner erbringt dieser Sprengstoff eint wesentlichen Vorteil, daß, wie Versuche bestäti
haben, die bei etwa 8000 m/s liegende Stoßwelle; geschwindigkeit im wesentlichen unabhängig von de
Durchmesser des Sprengstoffstabes. Dies erleichte wesentlich die Vergleichsmöglichkeiten bei der Ve
wendung von Sprengladungen unterschiedlich!
Stärke.
Claims (1)
- Patentansprüche:1. Verfahren zur dynamischen Materialprüfur von höchstbeanspruchten Werkstoffen mitte einer Sprengstoffladung, dadurch gekenr. zeichnet, daß mehrere gleiche Prüflinge ai dem zu untersuchenden Werkstoff längs ein«. Sprengstoffstabes mit jeweils derart unterschiei lichem Abstand vom Stab verteilt werden, da beim einseitigen Zünden des Sprengstoffstabes di Stoßwelle alle Prüflinge gleichzeitig erfaßt.2. Vorrichtung zur Durchführung des Verfar rens nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch ei kegelförmiges Gehäuse (12), in welches ein zylirdrischer Sprengstoffstab (10) axial eingesetzt i; und.das einen derartigen öffnungswinkel besitz daß die Gehäuseinnenwand tangential zu de beim Zünden des Sprengstoffstabes (10) entste henden Stoßwellenfront verläuft, und durch a.der Gehäuseinnenwand verteilte Meßstellen, di jeweils aus einer Halterung für einen Prüfling (21 und aus einer vom gehalterten Prüfling abgedeck ten Durchbrechung (20) der Gehäusewand be stehen.3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das kegelförmige Gehäuse (12 aus zwei Halbschalen besteht, die durch einei als Gehäusefuß dienenden und einen auf dei Gehäuserand auflegbaren Haltering (13 a, 136so zusammengehalten sind.4. Vorrichtung nach Anspruch 2 oder 3, da durch gekennzeichnet, daß der Sprengstoffstal: (10) mittels eines Zentrierkreuzes (15) im Ge häuse (12) axial festgehalten ist.SS 5. Vorrichtung nach einem der Ansprüchebis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßstellen an der Innenwand des Kegelgehäuses (12) aul einer Spirallinie angeordnet sind.6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßstellen mit auf die Prüflinge einwirkenden, verschiebbar gelagerten Kolben versehen sind.7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß als Spreng·stoff für den Sprengstab (10) ein plastisch verformbarer Sprengstoff verwendbar ist.Hierzu 2 Blatt Zeichnungen209629/175
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