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TECHNISCHES
GEBIET
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Die
vorliegende Erfindung betrifft einen Rotor, insbesondere für ein Drehflügelflugzeug,
mit einem oder mehreren verstellbaren Rotorblättern. Ferner betrifft die
Erfindung ein Drehflügelflugzeug,
insbesondere einen Hubschrauber, mit mindestens einem solchen Rotor.
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Ein
für ein
Drehflügelflugzeug
vorgesehener Rotor umfasst in der Regel eine Rotorwelle oder einen
Rotormast, einen Rotorkopf und ein oder mehrere verstellbare Rotorblätter, die über den
Rotorkopf drehfest mit der Rotorwelle bzw. dem Rotormast verbunden
sind. Für
eine zyklische und kollektive Blattwinkelverstellung besitzt ein
derartiger Rotor ein Ansteuerungssystem, welches als wesentliche
Elemente ein Mischhebelgetriebe mit Aktuatoren und einem Steuergestänge, eine
um die Rotorwelle oder den Rotormast herum angeordnete und mit dem
Mischhebelgetriebe zusammenwirkende Taumelscheibe mit einem nicht-drehenden
und einem drehenden Teil, einen Taumelscheiben-Mitnehmer sowie mit
der Taumelscheibe und den Rotorblättern bzw. deren Blattverstellhebeln
zusammenwirkende Blattsteuerstangen aufweist. Zur Erzielung der
zyklischen und kollektiven Steuerung bzw. Blattwinkelverstellung
ist die Taumelscheibe mittels des Mischhebelgetriebes in axialer
Richtung der Rotorwelle verschiebbar sowie in mehreren Ebenen kippbar.
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Bei
moderneren Rotorkonzepten, die als sogenannte fly-by-wire- oder
fly-by-light-Steuerungen bekannt
sind, werden die zellenseitig bis zur Taumelscheibe hin reichenden
Teile des Steuergestänges oder
sogar das gesamte Mischhebelgetriebe durch elektrische Leiter oder
Lichtleiter ersetzt. Über
diese Leiter werden Steuersignale eines Piloten übertragen. Diese Steuersignale
steuern dann wiederum Aktuatoren, welche die Taumelscheibe bewegen. Spezielle
Steuerungsvarianten, wie z.B. die sog. higher hannonic control (HHC),
welche zur Lärm-
oder Vibrationsunterdrückung
am Rotor besonders vorteilhaft ist, sind mit dieser Technologie
nur unzureichend möglich.
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Es
sind des Weiteren Rotoren mit einer Einzelblattsteuerung bekannt.
Diese Einzelblattsteuerung wird auch als IBC (individual blade control)
bezeichnet. Bei einem derartigen Rotor sind die Steuerstangen von
der Taumelscheibe zu den Blattverstellhebeln der Rotorblätter durch
längenverstellbare
Aktuatoren ersetzt. Diese Aktuatoren werden einzeln angesteuert
und steuern so wiederum die Rotorblätter individuell an.
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In
dem Bericht „Eighteenth
European Rotorcraft Forum",
Paper No. 16, „development
of active control technology in the rotating system, flight testing
and theoretical investigations" ist
ein Rotor mit IBC beschrieben, bei dem sich die einzeln ansteuerbaren,
längenverstellbaren
Aktuatoren an einem drehenden Teil einer axial verschiebbaren und
kippbaren Taumelscheibe abstützen
und von diesem Teil ausgehend annähernd parallel zur Längsrichtung
der Rotorwelle nach oben zu den Blattverstellhebeln erstrecken.
Bei einer Drehung des Rotors laufen die Aktuatoren mit dem drehenden
Teil der Taumelscheibe und den Rotorblätter um die Rotorwelle um.
Es besteht also eine Relativbewegung zwischen den Aktuatoren und
dem feststehendem Teil der Taumelscheibe sowie zwischen dem drehenden
Teil der Taumelscheibe und der Rotorwelle.
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Das
deutsche Gebrauchsmuster G 89 09 165.5 offenbart ebenfalls einen
Rotor mit IBC, welcher dem in dem vorangegangenen Absatz beschriebenen
IBC-Konzept ähnelt.
Die einzeln ansteuerbaren, längenverstellbaren
Aktuatoren greifen jeweils mit einem Ende an einem Blattverstellhebel
und mit dem anderen Ende an einem taumelscheibenartigen Element
an. Wie genau dieses taumelscheibenartige Element ausgebildet ist,
geht aus der G 89 09 165.5 nicht hervor.
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Alle
der zuvor genannten Rotorkonzepte verwenden eine Taumelscheibe oder
ein taumelscheibenartiges Element als mechanische Baugruppe.
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Die
GB 2 149 372 A offenbart
einen aus zwei Einzelrotoren bestehenden Koaxialrotor für einen Hubschrauber,
mit einer Rotorblattsteuerung, bei der die Rotorblattverstellung
eines jeweiligen Rotors mit Hilfe eines elektromotorischen Aktuatorsystems
realisiert wird, welches einen elektrischen Rotor und einen Stator
aufweist. Der Stator ist an einer mit der Zellenstruktur des Hubschraubers
unbeweglich verbundenen hohlen Achse angeordnet, in der eine antreibende
Rotorwelle läuft.
Der elektrische Rotor wiederum ist an einem mit den Rotorblättern mitdrehenden
Element angeordnet und über
eine Art Zwischengetriebe mit den Rotorblättern verbunden. Durch eine Relativbewegung
zwischen dem elektrischen Rotor und dem Stator wird die Rotorblattverstellung
bewirkt. Bei diesem Konzept besteht auch eine Relativbewegung zwischen
denjenigen Teilen des Koaxialrotors, welche den Stator beinhalten
und denjenigen Teilen, welche den elektrischen Rotor und das Zwischengetriebe
beinhalten. Diese Konstruktion ist sehr komplex und aufwendig, besitzt
ein relativ hohes Gewicht und besteht aus einer Vielzahl beweglicher Teile.
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Es
sind ferner Rotoren bekannt, die eine Rotorblattsteuerung ohne Taumelscheibe
realisieren. Anstelle der Taumelscheibe wird hierbei eine sog. Steuerspinne
verwendet. Dieses Konzept weist unter anderem eine sich durch eine
hohle Rotorwelle erstreckende Steuerstange sowie eine besondere
Lager- und Schwenkeinrichtung für
einen Übergang von
einem nicht-drehenden zu einem drehenden Teil des Rotors und des
Steuerspinnensystems auf. Derartige Rotoren kamen z.B. bei dem Westland
WG13 (Lynx)-Hubschrauber oder dem Bristol Sycamore-Hubschrauber
zum Einsatz. Sie sind aber durch modernere Rotoren mit Taumelscheiben
faktisch abgelöst
worden.
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Die
Ansteuerungssysteme der vorbekannten Rotoren sind sehr sicherheitskritisch,
mechanisch und kinematisch hoch komplex, besitzen wegen der über die
Lebensdauer zu gewährleistenden
Ausfallsicherheit ein hohes Gewicht, eine großes Bauvolumen und damit verbunden
auch einen hohen aerodynamischen Widerstand.
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Sie
sind zudem recht anfällig
gegen Außeneinwirkungen
bzw. Beschädigungen,
wobei sie aufgrund ihrer Bauart und exponierten Anordnung am Rotor
per se einer erhöhten
Gefahr ausgesetzt sind, beschädigt
zu werden.
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DARSTELLUNG
DER ERFINDUNG
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe beziehungsweise das technische Problem
zugrunde, einen vereinfachten, effektiven Rotor, insbesondere für ein Drehflügelflugzeug,
zu schaffen, der die dem Stand der Technik anhaftenden Nachteile
möglichst
weitgehend vermeidet. Ferner soll ein Drehflügelflugzeug mit einem solchen
Rotor bereit gestellt werden.
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Diese
Aufgabe wird gemäß einem
ersten Aspekt gelöst
durch einen erfindungsgemäßen Rotor mit
den Merkmalen des Anspruchs 1.
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Dieser
Rotor, insbesondere für
ein Drehflügelflugzeug,
mit einem Rotormast bzw. einer Rotorwelle und einem oder mehreren
verstellbaren Rotorblättern,
umfasst: eine taumelscheibenlose Rotorblattverstelleinrichtung,
die an einer zusammen mit den Rotorblättern zwangsweise synchron
mitdrehenden Trägereinrichtung
angeordnet ist, sich mit dieser und sowohl in Bezug zu dieser als
auch in Bezug zu dem Rotormast und den Rotorblättern relativbewegungsfrei
mitdreht und alle für
eine synchronisierte, zyklische und kollektive Rotorblattverstellung
erforderlichen Blatt-Aktuatoren und Kinematiken sowie eine Steuersignal-Schnittstelle
aufweist, über
die Steuersignale für
die Blatt-Aktuatoren von einem stillstehenden Rotorabschnitt zu
der mitdrehenden Rotorblattverstelleinrichtung übertragbar sind.
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Bei
dem erfindungsgemäßen Rotor
ist also keine Taumelscheibe mehr vorhanden. Ebenso entfällt ein
Mischhebelgetriebe und die bei konventionellen Rotorkonstruktionen
zwischen der Taumelscheibe und den Blattverstellhebeln vorhandenen
Gestänge.
Weiterhin entfällt
die gesamte mechanische Steuerung, die bei konventionellen Drehflügelflugzeugen üblicher
Weise zwischen den Blatt-Aktuatoren
selbst bzw. dem Mischhebelgetriebe und Steuerelementen vorhanden ist,
die in einem Cockpit eines Drehflügelflugzeugs angeordnet und
von einem Piloten zu bedienen sind.
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Bei
der erfindungsgemäßen Lösung sind
die für
die synchronisierte, zyklische und kollektive Rotorblattverstellung
erforderlichen Blatt-Aktuatoren (vorzugsweise einschließlich etwaiger
Kraftverstärkungen
und Zusatzgetriebe) im drehenden System des Rotors am Rotorkopf
angeordnet. Anders als bei konventionellen Rotoren, die mit einer
Taumelscheibe oder einer Steuerspinne ausgestattet sind, ist bei dem
erfindungsgemäßen Rotor
folglich keine durch die Rotordrehung bedingte Relativbewegung zwischen
der Rotorblattverstelleinrichtung und den Rotorblättern vorhanden.
Ebenso wenig existiert eine durch die Rotordrehung bedingte Relativbewegung zwischen
den Blatt-Aktuatoren bzw. zugeordneten Kinematiken und den zu verstellenden
Rotorblättern selbst.
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Die
taumelscheibenlose Rotorblattverstelleinrichtung bzw. ihre Blatt-Aktuatoren
sind vielmehr, wie bereits oben erwähnt, an einer Trägereinrichtung befestigt,
die sich zwar mit den Rotorblättern
synchron mitdreht, anders als eine Taumelscheibe oder eine Steuerspinne
für die
Rotorblattverstellung aber keine mechanische Schnittstelle mehr
zwischen drehenden und nicht-drehenden Rotor- oder Rotorkopfelementen
benötigt.
Aufwendige Lagereinrichtungen oder entsprechende Kinematiken entfallen
an dieser Stelle des Rotors daher gänzlich. In der einfachsten Ausführungsform
kann die Trägereinrichtung
somit starr und unbeweglich an der Rotorwelle bzw. dem Rotormast
oder einem damit fest und unbeweglich verbundenen Teil des Rotorkopfes
fixiert sein. Die Blatt-Aktuatoren können daher auf einfachste Art
und Weise an der Trägereinrichtung
und den Blattverstellhebeln oder vergleichbaren Bauteilen befestigt
werden. Die einzigen benötigten
beweglichen Teile zwischen den verstellbaren Rotorblättern und
der Trägereinrichtung
sind nur noch die Blatt-Aktuatoren selbst (dies schließt selbstverständlich nicht
aus, dass an dem erfindungsgemäßen Rotor
bzw. dessen Rotorkopf weitere bewegliche Bauteile vorgesehen werden).
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Die
Steuersignalübertragung
zu den Blatt-Aktuatoren erfolgt vorzugsweise elektrisch, kapazitiv,
induktiv, elektronisch, optisch oder auf andere geeignete Art und
Weise, wobei auch Mischformen aus den zuvor genannten Übertragungsformen
möglich
sind. Eine mechanische Steuersignalübertragung wie bei einer Taumelscheibe
ist nicht erforderlich. Die Steuersignal-Schnittstelle kann somit
relativ einfach, unkompliziert und leichtgewichtig ausgestaltet
werden, wie nachfolgend noch näher
beschrieben werden wird. Die Energieversorgung der Blatt-Aktuatoren erfolgt
zweckmäßiger Weise
ebenfalls über eine
geeignete Schnittstelle.
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Die
Steuersignale für
die Blatt-Aktuatoren liefert vorzugsweise eine Kontrolleinrichtung,
die mit Steuerelementen zusammenwirkt, welche von einem Piloten
des Hubschraubers zu bedienen sind. Diese Kontrolleinrichtung kann
z.B. über
eine geeignete Steuerungselektronik sowie ein oder mehrere mittels Steuerungssoftware
und/oder Steuerungshardware implementierte Steuerungsprogramme für die zyklische
und kollektive Rotorsteuerung verfügen. Das Steuerungsprogramm
kann ferner vordefinierte Steuerroutinen enthalten, die über die
Rotorblattsteuerung bei einem Drehflügelflugzeug spezielle Flugroutinen
oder Flugfiguren gestatten. Überdies
kann die Kontrolleinrichtung bei Bedarf auch mit einer Einrichtung
zur Flugzustandserkennung und einem Autopilot gekoppelt sein. Das
Steuerverhalten des erfindungsgemäßen Rotors sowie die entsprechenden Stellwege
der Aktuatoren und die Steuereigenschaften sind somit in einem hohen
Maße vorprogrammierbar
und variierbar. Über
die Kontrolleinrichtung und die Steuerungselektronik sowie die damit
bewirkte Ansteuerung der Blatt-Aktuatoren und der Rotorblätter können somit
diejenigen Funktionen, die bei konventionellen Rotoren die Taumelscheibe
und entsprechend zugeordnete Komponenten ausüben, simuliert, also technisch
wirklichkeitsgetreu nachgeahmt und hinsichtlich des Steuerverhaltens
weit übertroffen
werden.
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Bei
der erfindungsgemäßen Lösung ist
also die Taumelscheibe und eine Vielzahl von Komponenten, die einer
Taumelscheibe normalerweise zugeordnet sind, durch ein System ersetzt,
welches die Funktionen der Taumelscheibe und ihrer zugerordneten
Komponenten (wie z.B. Mischhebelgetriebe und die zugehörige Steuerstangen)
zuverlässig
simulieren kann. Mit anderen Worten verfügt der erfindungsgemäße Rotor
gewissermaßen über eine
rein „virtuelle" Taumelscheibe.
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Auf
diese Weise ist es möglich,
die Konstruktion des Rotors bzw. des gesamten Rotorkopfes erheblich
zu vereinfachen und die Gesamtanzahl der benötigten Bauteile sowie die Anzahl
der beweglichen Teile erheblich zu reduzieren. Ferner ist gegenüber konventionellen
Rotoren bzw. Rotorkopfsystemen eine nicht unbeachtliche Gewichtseinsparung erzielbar.
Im Vergleich zu Rotoren, die mit einer Taumelscheibe, einer Steuerspinne
oder vorbekannten IBC-Systemen ausgestattet sind, reduziert sich
darüber
hinaus das Bauvolumen des Rotorkopfes beträchtlich, was wiederum auf vorteilhafte
Weise den aerodynamischen Widerstand des Rotors senkt.
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Das
Ansteuerungssystem des erfindungsgemäßen Rotors ist im Vergleich
zu vorbekannten Rotoren, die über
mechanische Steuereinrichtungen verfügen, sicherheitstechnisch weitgehend
unkritisch und kann mit nahezu beliebig hoher Redundanz ausgelegt
werden. Das Ansteuerungssystem besitzt zudem eine erheblich verringerte
Anfälligkeit
gegen Außeneinwirkungen,
da es geschützt
an oder in der Trägereinrichtung
angeordnet werden kann und damit per se einer geringeren Gefahr
ausgesetzt ist, beschädigt
zu werden.
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Weitere
bevorzugte und vorteilhafte Ausgestaltungsmerkmale des erfindungsgemäßen Rotors sind
Gegenstand der Unteransprüche
2 bis 14.
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Die
der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird gemäß einem zweiten Aspekt gelöst durch ein
erfindungsgemäßes Drehflügelflugzeug
mit den Merkmalen des Anspruchs 15.
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Dieses
Drehflügelflugzeug,
insbesondere ein Hubschrauber, umfasst mindestens einen Rotor nach einem
oder mehreren der Ansprüche
1 bis 14. Bei dem Rotor handelt es sich vorzugsweise um einen Hauptrotor
oder einen Heckrotor. Unter einem Hauptrotor ist auch ein Kipprotor
zu verstehen. Mit dem erfindungsgemäßen Drehflügelflugzeug sind im Wesentlichen
die gleichen Vorteile erzielbar, wie sie bereits oben in Zusammenhang
mit dem erfindungsgemäßen Rotor
erläutert
wurden.
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Ein
bevorzugtes Ausführungsbeispiel
der Erfindung mit zusätzlichen
Ausgestaltungsdetails und weiteren Vorteilen ist nachfolgend unter
Bezugnahme auf die beigefügte
Zeichnung näher
beschrieben und erläutert.
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KURZE BESCHREIBUNG
DER ZEICHNUNG
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1 zeigt
eine schematische, stark vereinfachte und teilweise geschnittene
Perspektivansicht eines wesentlichen Bereichs eines erfindungsgemäßen Rotors.
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DARSTELLUNG
EINES BEVORZUGTEN AUSFÜHRUNGSBEISPIELS
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In
der 1 ist in einer schematischen, stark vereinfachten
und teilweise geschnittenen Perspektivansicht ein erfindungsgemäßer Rotor
im Bereich seines Rotorkopfes dargestellt. Es handelt sich hierbei
um den Rotor eines Hubschraubers. Der Rotor ist mit einem Rotormast
bzw. einer Rotorwelle versehen. Dieses Bauteil ist in der Zeichnung
nicht dargestellt. Statt dessen ist mit dem Bezugszeichen A jedoch
die durch den Rotormast bzw. die Rotorwelle festgelegte Rotorachse
angedeutet. Der Rotor ist des Weiteren mit mehreren Rotorblättern 2 ausgerüstet. In
der Figur ist der besseren Übersichtlichkeit
halber nur ein einzelnes Rotorblatt 2 dargestellt.
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Der
erfindungsgemäße Rotor
umfasst eine taumelscheibenlose Rotorblattverstelleinrichtung 4, die
an einer zusammen mit den Rotorblättern 2 zwangsweise
synchron mitdrehenden Trägereinrichtung 6 angeordnet
ist. Die taumelscheibenlose Rotorblattverstelleinrichtung 4 dreht
sich im Betrieb des Rotors mit dieser Trägereinrichtung 6 und
sowohl in Bezug zu dieser als auch in Bezug zu dem Rotormast und
den Rotorblättern 2 relativbewegungsfrei
mit. Die taumelscheibenlose Rotorblattverstelleinrichtung 4 weist
alle für
eine synchronisierte, zyklische und kollektive Rotorblattverstellung
erforderlichen Blatt-Aktuatoren 8 und
Kinematiken sowie eine Steuersignal-Schnittstelle 10 auf, über die
Steuersignale für
die Blatt-Aktuatoren 8 von einem stillstehenden Rotorabschnitt
zu einem drehenden Rotorabschnitt und der mitdrehenden Rotorblattverstelleinrichtung 4 übertragbar
sind.
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Die
Trägereinrichtung 6 ist
im Gegensatz zu einer vorbekannten Taumelscheibe als eine lagerlose Trägereinrichtung
ausgebildet und in den Rotorkopf integriert. Ferner ist die Trägereinrichtung 6 direkt (oder
auch indirekt, d.h. über
weitere Zwischenelemente) drehfest und axial unverschiebbar mit
dem Rotormas oder dem Rotorkopf verbunden.
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Wie
in der Figur erkennbar, ist bei dem vorliegenden Ausführungsbeispiel
die Trägereinrichtung 6 ein
flaches, ringförmig
ausgebildetes Gehäuseelement 6,
welches sich konzentrisch um die Rotorachse A herum erstreckt. Von
dem ringförmigen
Gehäuseelement 6 ist
in der Figur nur ein Teilsegment dargestellt. Die drehfeste, axiale
unverschiebbare Verbindung dieses ringförmigen Gehäuseelementes 6 mit
der Rotorwelle oder einem damit verbundenen Bauteil des Rotorkopfes
kann beispielsweise über scheibenförmige, sternförmige, flansch-
oder speichenartige Gehäuseabschnitte
oder zusätzliche
zwischengeschaltete Bauteile oder dergleichen erfolgen (in der Zeichnung
nicht dargestellt). Das Gehäuseelement 6 kann
bei Bedarf gepanzert sein bzw. ein beschusssicheres Material aufweisen.
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Ein
jeweiliges Rotorblatt 2 ist über seinen Blatthals 12 oder
einen speziellen Blattanschluss in Rotordrehrichtung drehfest mit
dem ringförmigen
Gehäuseelement 6 oder
einem Teilabschnitt davon verbunden. Die Erfindung ist jedoch nicht
auf diese spezielle Anbringungsweise beschränkt. Ebenso ist es möglich, ein
jeweiliges Rotorblatt 2 mit einem anderen Teil des Rotorkopfes,
z.B. einem separaten Rotorstern, zu verbinden. Die Rotorblätter 2 sind
in diesem Beispiel als lager- und gelenklose Rotorblätter ausgeführt, die über einen
schlag- und schwenkweichen sowie torsionsweichen Blatthalsbereich
verfügen,
der die Funktion eines sog. „virtuellen" Schlag- und Schwenkgelenks übernimmt.
Die Torsionsweichheit gestattet hierbei ein Verdrehen des Rotorblattes 2 um
eine Rotorblattlängsachse
AB zum Zwecke der Blattwinkelverstellung.
Je nach Art des Hubschraubers oder des Rotors können natürlich auch andere Rotorblatttypen
Anwendung finden.
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Ein
torsionssteifes Steuerelement 14, z.B. eine Steuerwelle,
ist mit einem Ende drehfest mit dem Rotorblatt 2 verbunden
und mit dem anderen Ende durch eine Öffnung 16 und ein
Drehlager hindurch in den Innenraum des ringförmigen Gehäuseelements 6 geführt und
drehfest mit einem Blattverstellhebel 18 verbunden.
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Wie
aus der 1 des Weiteren hervorgeht, sind
die Blatt-Aktuatoren 8 innerhalb des ringförmigen Gehäuseelementes 6 in
einer zu eine Rotorkreisebene im Wesentlichen parallelen Ebene (oder
einem geringen Winkel dazu) liegend angeordnet. Jedem einzelnen
Rotorblatt 2 ist hierbei mindestens ein eigener, ansteuerbarer
Blatt-Aktuator 8 zugeordnet. Bei den Blatt-Aktuatoren 8 handelt
es sich im vorliegenden Beispiel um längenverstellbare Hydraulikaktuatoren.
Grundsätzlich
sind jedoch auch beliebige andere geeignete Blatt-Aktuatoren einschließlich Piezoaktuatoren
sowie mit Zwischengetrieben ausgestattete Aktuatoren verwendbar.
Mit Hilfe der Blatt-Aktuatoren 8 sind die Rotorblätter 2 für eine zyklische
und kollektive Blattverstellung individuell aber koordiniert bzw.
synchronisiert verstellbar. Ein jeweiliger Blatt-Aktuator 8 ist
mit einem Ende an dem Innenumfang des ringförmigen Gehäuseelementes 6 oder
einem am Gehäuseelement 6 vorgesehenen Befestigungsabschnitt
und mit dem anderen Ende an dem freien Ende des Blattverstellhebels 18 fixiert.
Bei einer Betätigung
des Blatt-Aktuators 8 wird das Rotorblatt 2 über die
torsionssteife Steuerwelle 14 um die Rotorblattlängsachse
AB verdreht und dadurch der Blattwinkel
verstellt.
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Die
hydraulischen Blatt-Aktuatoren 8 werden z.B. über eine
zentrale Versorgung von einem Hauptgetriebe des Hubschraubers aus über einen
hydraulischen Schleifring oder unter Ausnutzung einer Relativbewegung
zwischen dem Rotorkopf und einem Rotor-Getriebegehäuse über ein
drehendes Teil mit Energie versorgt. Diese Komponenten sind in der Zeichnung
nicht dargestellt.
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Die
zur Ansteuerung der Blatt-Aktuatoren 8 benötige und
mit diesen korrespondierende Steuersignal-Schnittstelle 10 besitzt
bei der in der 1 gezeigten Ausführungsvariante
berührende
Schnittstellenelemente, z.B. in Form eines an dem ringförmigen Gehäuse 6 befestigten
Schleifkontaktes bzw. eines Schleifrings 20 mit Synchronisator
und einem nicht-drehenden Kontakt 22, der an einer Zelle
des Hubschraubers oder einem nicht-drehenden Teil des Rotors angeordnet
ist. Die Steuersignal-Schnittstelle 10 kann jedoch auch
mit berührungsfreien
Schnittstellenelementen (z.B. einem Optokoppler oder dergleichen)
realisiert werden. Ebenso sind Mischformen aus den genannten Schnittstellenelement-Arten möglich.
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Die
Steuersignal-Schnittstelle 10 ist im vorliegenden Fall
so ausgelegt, dass sie sowohl Steuersignale S von einem nicht-drehenden
Rotorelement- bzw. Hubschrauberteil zu den Blatt-Aktuatoren 8 als auch
optional Sekundärsignale
S2 von einem drehenden Rotorkopfelement
zu einem nicht-drehenden Rotorelement bzw. Hubschrauberteil übertragen
kann. Bei den Sekundärsignalen
S2 kann es sich z.B. um Messdaten von Sensoren
handeln, die an dem drehenden Teil des Rotors bzw. dessen Rotorblättern 2 angebracht
sind. Die Steuersignal-Schnittstelle 10 ist über ein-
oder mehrkanalige Datenleitungen 24 oder eine drahtlose
Datenübertragungsstrecke
mit einer Kontrolleinrichtung 26 sowie Steuerelementen 28 verbunden,
die vom Piloten des Hubschraubers bedienbar sind. Das gesamte Ansteuerungssystem
für die
Rotorblätter 2 ist
hierbei als sog. fly-by-light- oder fly-by-wire-Steuerungen ausgelegt.
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Die
Kontrolleinrichtung 26 liefert die Steuersignale S für einen
jeweiligen Blatt-Aktuator 8.
Je nach Flugzustand bzw. Steuerungssituation können die Steuersignale S für die jeweiligen
Blatt-Aktuator 8 gleich (z.B. bei der kollektiven Rotorblattverstellung) oder
aber unterschiedlich sein (z.B. bei der zyklischen Rotorblattverstellung
und bei einem Steuerbefehl durch den Piloten). Die Kontrolleinrichtung 26 ist mit
einer Datenverarbeitungseinrichtung 30 und einer Steuerungselektronik 32 sowie
ein oder mehreren mittels Steuerungssoftware und/oder Steuerungshardware
implementierten Steuerungsprogrammen 34 für die zyklische
und kollektive Rotorsteuerung ausgestattet. Zusätzlich enthält das Steuerungsprogramm vordefinierte
Steuerroutinen, die über
die Rotorblattsteuerung spezielle Flugroutinen oder Flugfiguren
des Hubschraubers gestatten.
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Die
Steuersignale S können
mit Steuerbefehlen SP des Piloten überlagert
bzw. gemischt werden. Es ist möglich,
die von der Kontrolleinrichtung 26 generierten Steuersignale
S in bestimmten Zuständen
des Hubschraubers durch die Steuerbefehle SP des
Piloten vollständig
oder teilweise zu überbrücken, so
dass S den Steuerbefehlen SP entspricht. Die
Kontrolleinrichtung 26 verfügt optional über eine Regeleinrichtung 36 oder
eine andere Kontrollkomponente, welche u.a. die oben genannten Sekundärsignale
auswertet. Die Kontrolleinrichtung 26 kann des Weiteren
mit einer Einrichtung zur Flugzustandserkennung, einem Autopiloten
oder zusätzlichen Sensoren
gekoppelt sein.
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Die
Regeleinrichtung 36 und die Sekundärsignale S2 können z.B.
dazu verwendet werden, die Rotorblätter 2 für eine Fluglageregelung
oder eine Vermeidung einer Kollision mit Blattwirbeln auf geeignete
Weise zu verstellen. Das Steuerverhalten des erfindungsgemäßen Rotors
sowie die Stellwege der Blatt-Aktuatoren 8 und deren Steuereigenschaften sind
somit in einem hohen Maße
vorprogrammierbar und variierbar. Mit Hilfe der Kontrolleinrichtung 26, der
Steuerungselektronik 32 bzw. der Steuerungsprogramme 34 sowie
die damit bewirkte Ansteuerung der Blatt-Aktuatoren 8 und der Rotorblätter 2 können somit
diejenigen Funktionen, die bei konventionellen Rotoren die Taumelscheibe
und entsprechend zugeordnete Komponenten ausüben, simuliert, also technisch
wirklichkeitsgetreu nachgeahmt und hinsichtlich des Gesamtsteuerverhaltens
des Rotors sogar übertroffen
werden.
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Die
Erfindung ist nicht auf das obige Ausführungsbeispiel beschränkt, welches
lediglich der allgemeinen Erläuterung
des Kerngedankens der Erfindung dient. Im Rahmen des Schutzumfangs
kann der erfindungsgemäße Rotor
vielmehr auch eine andere als die oben konkret beschriebene Ausgestaltungsform
annehmen.
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Insbesondere
kann die Form des Gehäuseelements
der Trägereinrichtung
je nach Ausführungsform
und Verwendungszweck des Rotors variieren. So ist es zum Beispiel
auch möglich,
das Gehäuseelement
zylinderförmig,
glockenförmig,
linsenförmig, kugelförmig, als
Polyeder, oder dergleichen auszugestalten. Auch hierbei kann es über scheibenförmige, sternförmige, flansch-
oder speichenartige Abschnitte oder dergleichen verfügen. Zudem
kann das Gehäuseelement
im Wesentlichen geschlossen oder verschließbar ausgebildet sein. Anstelle
eines teilweise oder vollständig
verschlossenen Gehäuseelementes
ist die Tragereinrichtung auch als Plattform oder dergleichen auszugestalten.
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Anders
als in dem obigen Ausführungsbeispiel
können
die Blatt-Aktuatoren auch außerhalb des
Gehäuseelementes
angeordnet sein. Hierbei sind sie jedoch höheren Fliehkräften sowie
etwaigen Außeneinwirkungen
ausgesetzt. Die in dem Ausführungsbeispiel
beschriebene Anbringungsweise ist daher vorzuziehen. Je nach Aktuatorentyp
und Einbausituation können
die Blatt-Aktuatoren auch eine andere Ausrichtung in Bezug zur Rotorebene
bzw. Rotorachse A einnehmen und hierbei z.B. parallel zur Rotorachse
oder in einem schrägen
Winkel zur Rotorachse oder der Rotorebene angeordnet sein. Ferner
ist es im Rahmen der Erfindung möglich,
die Blatt-Aktuatoren direkt an dem Rotorblatt anzubringen oder in
das Rotorblatt bzw. Rotorblatt-Anschlussbereiche zu integrieren.
Diese Bauweise eignet sich z.B. besonders für Piezoaktuatoren.
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Anstelle
der o.g. Steuerwelle 14 kann je nach Rotortyp auch eine
sog. Steuertüte
verwendet werden.
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Ferner
ist es möglich,
dass zumindest ein Teil der Kontrolleinrichtung bzw. die gesamte
Kontrolleinrichtung in oder an einem drehenden Teil des Rotors angeordnet
ist. Hierbei kann die Kontrolleinrichtung z.B. über Funk angesteuert werden,
ohne dass eine spezielle Steuersignal-Schnittstelle mit berührenden
oder nicht-berührenden
Schnittstellenelementen erforderlich ist.
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Bezugszeichen
in den Ansprüchen,
der Beschreibung und den Zeichnungen dienen lediglich dem besseren
Verständnis
der Erfindung und sollen den Schutzumfang nicht einschränken.
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- 2
- Rotorblatt
- 4
- Taumelscheibenlose
Rotorblattverstelleinrichtung
- 6
- Trägereinrichtung/ringförmiges Gehäuseelement
- 8
- Blatt-Aktuator(en)
- 10
- Steuersignal-Schnittstelle
- 12
- Blatthals
von 2
- 14
- Torsionssteifes
Steuerelement/Steuerwelle
- 16
- Öffnung in 6
- 18
- Blattverstellhebel
- 20
- Schleifring
mit Synchronisator von 10
- 22
- Nicht-drehender
Kontakt von 10
- 24
- Datenleitungen
- 26
- Kontrolleinrichtung
- 28
- Steuerelemente
für Piloten
- 30
- Datenverarbeitungseinrichtung
von 26
- 32
- Steuerungselektronik
von 26
- 34
- Steuerungsprogramme)
von 26
- 36
- Regeleinrichtung
von 26
- A
- Rotorachse
- AB
- Rotorblattlängsachse
- S
- Steuersignale
für 8
- S2
- Sekundärsignale
- SP
- Steuerbefehle/Steuersignale
von Pilot