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Die
Erfindung betrifft eine Methode und Vorrichtung für die infrarot-spektroskopische
in vitro Analyse von geringsten Mengen von Proben z.B. zur medizinischen
Diagnostik von humanen Körperflüssigkeiten
wie z.B. interstitieller Flüssigkeit
oder Blut. Spektroskopische Analysen können auch eingesetzt werden
für die
Kontrolle und Steuerung von biotechnologischen Prozessen in der
pharmazeutischen, landwirtschaftlichen und Nahrungsmittelindustrie. Spektroskopie
vermeidet den Einsatz von Reagenzien und bietet die Möglichkeit
für die
simultane Bestimmung vieler Komponenten in einer Probe. Insbesondere
betrifft die Erfindung eine Kombination von Methoden zur mechanischen
Dosierung und zur totalen internen Reflexion (ATR)-Spektroskopie bzw. eine
entsprechende Vorrichtung zur Ausführung dieser Methode.
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Es
ist weithin akzeptiert, dass Infrarot (IR) basierte Methoden ein
großes
Potential für
die reagenzfreie Analyse von Proben besitzen. Ein Überblick
für deren
Einsatz im klinischen Anwendungen wird gegeben z.B. in H.M. Heise,
Infrared and Raman Spectroscopy of Biological Materials, eds. H.
Gremlich, B. Yan, Marcel Dekker (New York, Basel), 2001, S. 259 – 322. Nah-Infrarot-Spektroskopie
(NIR) charakterisiert durch einen Wellenzahlbereich von 4000 bis
14000 cm
–1 adressiert
die Oberschwingungen von Schwingungsbanden der zu detektierenden
Analyten. Fundamentale Schwingungsbanden werden analysiert von der
Mittel-Infrarot-Spektroskopie (MIR), die den Wellenzahlbereich zwischen
800 und 4000 cm
–1 abdeckt. Während NIR
hauptsächlich
zur in vivo Analyse von Körperflüssigkeiten
entwickelt wird, wird MIR für
die in vitro Analyse bevorzugt. Dies hängt mit der höheren spektralen
Auflösung
zusammen. So liegt z.B. der Fingerabdruckbereich von Glukose als
ein sehr wichtiger klinische Analyt im Bereich zwischen 900 und
1200 cm
–1.
Aufgrund der hohen Wasserabsorption wird MIR für die in vivo Analyse weniger
bevorzugt. Obwohl der Horizont der vorliegenden Erfindung nicht
auf MIR begrenzt ist und damit auch NIR umfasst, stellt MIR die
bevorzugte Methode für
die Umsetzung der Erfindung dar. In vitro MIR Analyse flüssiger Proben
interferiert mit der hohen Wasserabsorption. Diese Absorption wird
maßgeblich
reduziert durch ein Eintrocknen der Probe. Für die klinische Analyse z.B.
im Point-of-Care-Bereich sollen geringe Probenvolumina im μl und sub-μl Bereich
analysiert werden. Dieser Anforderung folgt eine Diffuse-Reflexions-Methode
zur Analyse einer 1 μl
Blutprobe, die von G.H. Werner et al., SPIE Vol. 3257, S. 91 – 100 beschrieben
wird. Mikrodialyse-Proben
mit einem 1 μl
Volumen wurden durch eine fiberoptikgestützte ATR-Vorrichtung von H.M.
Heise et al., Spectrochimica Acta Pan B 57 (2002), S. 1649 – 1663 getestet.
Obwohl Signal zu Rauschverhältnisse
die Analyse von Proben mit geringeren Volumina bis in den Submikroliterbereich
erlauben würden, bleibt
die manuelle Probenaufgabe eine signifikante Fehlerquelle. Eine
mechanische Dosiervorrichtung für μl Volumina
für eine
reflexionsbasierte Methode wird in
US
5,334,837 beschrieben. Sogar Volumina von 0.5 nl sind von
einem piezoangetriebenen Mikrotropfer für Transmissionsspektroskopie
dosiert worden (M. Haberkorn et al., Applied Spectroscopy 56 (2002),
S. 902 – 908).
Weder Transmissions- noch Reflexionsvorrichtungen sind einfach mit
einer Dosiervorrichtung in einem Instrument fest miteinander zu
verbinden. Daher wird hier die Probe an einem bestimmten Ort präpariert
und darauffolgend zur Probenbühne
für die
spektroskopische Analyse transferiert. Sowohl für Transmissions- als auch Reflexionsmethoden
muss das Probenvolumen sorgfältig
eingestellt werden. Geringere Anforderungen sind notwendig für ATR basierte
Methoden, die vor allem oberflächenempfindlich
sind.
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Zusammenfassend:
es existieren IR-Technologien die Mikrodosiervorrichtungen für die Präparation
von μl und
sub-μl Proben
nutzen, die anschließend
von Transmissions- oder Reflexionsmethoden untersucht werden.
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Die
der Erfindung zugrundeliegenden Aufgabe besteht darin, eine Methode
und eine Vorrichtung bereitzustellen, die die IR-Analyse geringster
Probenmengen erlaubt, die charakterisiert ist durch einfachere Handhabung
und reduzierten Anforderungen für
die Genauigkeit des einzustellenden Probenvolumens.
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Die
Lösung
der erfindungsgemäßen Aufgabe
besteht in einer Methode und einer Vorrichtung, die die spektroskopische
Analyse von geringsten Probenmengen erlaubt. Die Erfindung betrifft
insbesondere eine Methode, die die folgenden Schritte einschließt: Einsaugen
einer flüssigen
Probe in eine Dosiervorrichtung, Dosieren der Probe auf das optische Element
einer ATR-Vorrichtung, Eintrocknen der Probe, Durchführung einer
ATR-IR-spektroskopischen Messung, Konzentrationsvorhersage der zu
detektierenden Analyten gemäß einer
modellgestützten
Kalibrationsprozedur. Bevorzugt ist die MIR Spektroskopie. In einer
bevorzugten Ausführungsform
wird insbesondere Glukose in humanen Körperflüssigkeiten detektiert. Es wird
eine Vorrichtung beansprucht, die eine Dosiereinrichtung mit einer
ATR-Vorrichtung in einem Instrument kombiniert.
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Gegenstand
der Erfindung ist ein Verfahren zur Analyse einer flüssigen Probe,
die einen oder mehrere Analyten enthält und die folgenden Schritte umfasst:
Einsaugen der Probe in eine Dosiervorrichtung, Dosieren der Probe
auf die Messfläche
einer ATR-Vorrichtung mittels der Dosiervorrichtung, Messen des
ATR-IR Spektrums, Analysieren des Spektrums mit einer Kalibrationsprozedur
zur Konzentrationsbestimmung der zu detektierenden Analyten, dadurch
gekennzeichnet, dass vor dem Messen des ATR-IR-Spektrums die Probe
auf der Messfläche
getrocknet wird.
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Bevorzugt
ist die Probe ausgewählt
aus der Reihe: interstitielle Flüssigkeit,
Blut, Serum, Plasma, Urin, Speichel, Schweiß oder Tränenflüssigkeit.
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Der
Analyt ist bevorzugt ausgewählt
aus der Reihe: Glukose, High density lipoproteine (HDL), Low density
lipoproteine (LDL), Cholesterin, Triglyceride, Albumin, Gesamtprotein
allein oder in beliebiger Kombination, Harnstoff, Harnsäure, Hämoglobin und/oder
Creatinin.
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Das
Verfahren wird bevorzugt so durchgeführt, dass das NIR-Spektrum
im Wellenzahlbereich von 800 bis 14000 cm– 1 gemessen wird, bevorzugt im Wellenzahlbereich
von 900 bis 1200 cm–1.
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In
einem bevorzugten Verfahren werden Probenvolumina von 0,2 bis 1000
nl, bevorzugt 0,5 bis 500 nl eingesetzt und analysiert.
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Die
Probe kann in einem Tropfen auf die ATR-Vorrichtung dosiert werden.
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In
einer bevorzugten Variante des Verfahren wird aber die Probe in
mehreren Schritten als Tropfensequenz auf die Messfläche der
ATR-Vorrichtung aufgebracht, wobei die Tropfensequenz jeweils aus einem
oder mehreren Tropfen besteht und wobei zwischen den Tropfensequenzen
die Probe getrocknet wird.
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Bevorzugt
erfolgt die Trocknung der Probe durch Wärmezufuhr, durch Überströmen mit
Trocknungsgas oder Evakuieren des Probenraumes.
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Die
Messfläche
wird vorteilhafterweise auf dem optischen Element der ATR-Vorrichtung durch einen
Rahmen begrenzt.
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Zusätzlich zu
den spektroskopischen Daten können
morphologische Daten der eingetrockneten Probe experimentell bestimmt
werden. Bevorzugt ist daher ein Verfahren das dadurch gekennzeichnet
ist, dass zusätzlich
zum IR-Spektrum die Morphologie der eingetrockneten Probe bestimmt
wird, insbesondere durch eine Bildaufnahme der Probe oder Interferometrie.
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Die
morphologische Information besteht z.B. aus der Grundfläche der
eingetrockneten Probe, in dem Volumen oder in einem dreidimensionalen
Höhenprofil
der eingetrockneten Probe.
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Die
morphologischen Informationen können z.B.
durch Abstandsmessungen von der Oberfläche des eingetrockneten Films
zu einem Referenzpunkt mittels eines fokussierten Laserstrahls erzeugt
werden.
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Die
zu verwendende spektroskopische Methode beruht vorzugsweise auf
FTIR oder basiert auf der Reflexion von diskreten Wellenlängen im
NIR und/oder MIR-Bereich.
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Die
spektroskopische Methode kann auch auf der Reflexion eines Teststrahls
beruhen, der von einer schmalbandigen IR-Quelle emittiert wird.
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Alternativ
kann die spektroskopische Methode auf einem breitbandigem IR-Emitter
und einem oder mehreren Detektoren beruhen, die entweder simultan
oder nacheinander ausgelesen werden und für verschiedene Wellenlängenbereiche
empfindlich sind, was durch breitbandig empfindliche Detektoren in
Verbindung mit wellenlängenselektiven
Filtern oder durch abstimmbare schmalbandig empfindliche Detektoren
realisiert wird.
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Die
Konzentrationen von einem oder mehrerer Analyten können von
spektroskopischen Daten abgeleitet werden, wobei das entsprechende
Konzentrationsmodell auf Partial Least Squares (PLS) oder neuronalen
Netzen basiert.
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Die
Konzentrationen von einem oder mehrerer Analyten können auch
von spektroskopischen Daten und morphologischen Daten wie oben beschrieben
abgeleitet werden, wobei das entsprechende Konzentrationsmodell
auf PLS oder neuronalen Netzen basiert.
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Gegenstand
der Erfindung ist ferner eine Vorrichtung zum Ausführen des
erfindungsgemäßen Verfahrens
mindestens aufweisend eine Kombination von einer Dosiervorrichtung
mit einer ATR-Spektrometer-Vorrichtung, gegebenenfalls mit Trocknereinheit,
dadurch gekennzeichnet, dass die Dosiervorrichtung Tropfenvolumen
im Bereich von 0,2 bis 1000 ml, bevorzugt 0,5 bis 500 nl dosiert.
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Bevorzugt
ist die Dosiervorrichtung ein piezogetriebener Tropfer oder ein
spritzengetriebener Tropfer.
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Besonders
bevorzugt ist die Vorrichtung in einem evakuierbaren Gehäuse montiert
und mit zusätzlichen
Mitteln zur Evakuierung ausgerüstet.
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Die
Vorrichtung kann bevorzugt zusätzlich mit
einem Gebläse
und damit verbundenen Zuleitung sowie einer oder mehrerer mit der
Zuleitung verbundenen Düsen,
die auf die Messfläche
des optischen Elements der ATR-Vorrichtung gerichtet sind, ausgestattet
sein.
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Besonders
bevorzugt wird das die Probe trocknende Gas in einer solchen Anordnung
vorgeheizt.
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Das
optische Element der ATR-Vorrichtung kann auch von einer separaten
IR-Quelle geheizt werden.
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Eine
Trocknung der Probe wird auch ermöglicht, wenn das optische Element
der ATR-Vorrichtung in einem Halter montiert ist, der durch einen elektrischen
Strom geheizt werden kann.
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Das
optische Element der ATR-Messvorrichtung ist bevorzugt ein Prisma,
ein planarer Wellenleiter oder ein plattenförmiger Wellenleiter und ist
jeweils aus Diamant, Silizium, Zinkselenid oder Germanium hergestellt.
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In
einer bevorzugten Variante der Vorrichtung ist das optische Element
der ATR-Messvorrichtung
eine optische Faser hergestellt aus Chalcogeniden oder Silberhalogeniden.
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In
einer bevorzugten Variante der Vorrichtung ist das optische Element
der ATR-Vorrichtung mit
einem Einmalfilm überzogen.
Dieser Film ist zusätzlich
mechanisch abziehbar und auf den Film wird die Probe dosiert.
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Der
Einmalfilm ist vorteilhafterweise aus Polyethylen hergestellt.
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Bevorzugt
ist das optische Element der ATR-Vorrichtung zur Begrenzung der
Messfläche
mit einem Rahmen versehen.
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Der
Rahmen kann besonders bevorzugt aus einem auf den Einmalfilm aufgedruckten
Ring aus hydrophobem Material bestehen.
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Der
mechanische Ring kann mit dem Einmalfilm kombiniert sein oder ist
insbesondere in den Einmalfilm durch Prägetechniken integriert.
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Insbesondere
bevorzugt ist die Vorrichtung zusätzlich mit einer Digital-Kamera
zur Aufnahme eines Bildes von der Probe ausgestattet ist.
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Die
Vorrichtung ist gegebenenfalls zusätzlich mit einer Lichtquelle
ausgestattet, um ein Bild der Probe mit der Digital-Kamera aufzunehmen
zu können.
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In
einer besonders bevorzugten Variante ist die Vorrichtung zusätzlich mit
einer Schichtdicken-Messvorrichtung insbesondere auf Basis von Laser-Rückstreuung
ausgerüstet.
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Die
ATR-Vorrichtung kann ein Interferometer zum Ausführen von FTIR-Spektroskopie beinhalten.
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Das
Ausleseelement der ATR-Messvorrichtung enthält zweckmäßigerweise bevorzugt einen Globar
und einen oder mehrere breitbandige IR-Detektoren, die mit dielektrischen
Interferenzfiltern ausgestattet sind.
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Es
können
auch IR-Strahlen diskreter Wellenlängen von Halbleiterbauelementen
oder CO2-Lasern verwendet werden. Die Halbleiterbauelemente bestehen
z.B. aus einem oder mehreren Quantenkaskadenlasern oder aus einem
oder mehreren Diodenlasern. Bevorzugt sind die Laser durchstimmbar.
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Besonders
effektiv ist eine Vorrichtung, bei der die Dosiervorrichtung und
das optische Element der ATR-Messvorrichtung auf einem gemeinsamen Substrat
zusammengefasst sind.
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Das
optische Element der ATR-Messvorrichtung kann insbesondere mittels
Lichtleiterelementen an die Ausleseeinheit der ATR-Messvorrichtung
gekoppelt sein.
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Ganz
besonders bevorzugt ist eine Vorrichtung, bei der die Dosiervorrichtung,
das optische Element und das Ausleseelement der ATR-Messvorrichtung
auf einem gemeinsamen Substrat integriert sind.
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ATR-Messvorrichtung:
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Eine
ATR-Messvorrichtung besteht z.B. bevorzugt aus einem optischen Element,
einem Ausleseelement und gegebenenfalls aus Lichtleiterelementen,
die das optische Element mit dem Ausleseelement verbinden.
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Optisches Element:
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Das
optische Element ist beispielsweise ein Festkörper, der infrarottransparent
mit einem Brechungsindex höher
als Wasser oder Proteinschichten ist und daher geeignet ist, Grenzflächen bereitzustellen,
an denen totale interne Reflexion eines auftreffenden IR Strahls
stattfindet. Beispiele für
optische Elemente sind rechtwinklige Prismen hergestellt aus Diamant,
Silizium oder Germanium oder Wellenleiter aus den gleichen Materialien.
Wellenleiter können entweder
planar auf einem Substrat ausgeführt
sein, aus plattenförmigen
Wellenleitern bestehen oder Wellenleiter sein, die mit einem kreisförmigen Querschnitt
als optische Fasern ausgeführt
sind.
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Ausleseelement:
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Das
Ausleseelement besteht beispielsweise aus einer oder mehreren IR-Lichtquellen,
gegebenenfalls optischem Zubehör
wie Linsen, Spiegel, Interferometern, wellenlängenselektiven Filtern und
einem oder mehreren IR- empfindlichen
Detektoren. Im allgemeinen kann der Raum, in dem der IR-Strahl frei propagiert,
evakuiert werden, um die Wasserabsorption zu eliminieren.
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Lichtleiterelement:
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Ein
Lichtleiterelement ist beispielsweise ein entsprechend geformter
Festkörper,
der Licht durch totale interne Reflexion leitet. Beispiele sind
IR-leitende optische Fasern hergestellt aus Silberhalogeniden, Chalcogeniden
und Wellenleiter, die photolitographisch definiert z.B. als Siliziummikrostrukturen ausgeführt sind.
Lichtleiterelemente können
mit Linsen ausgestattet sein, um die Lichtstrahlen ein- und auszukoppeln.
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Die
Erfindung wird nachstehend anhand der Figuren beispielhaft näher erläutert. Es
zeigen:
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1a Dosiervorrichtung und
ATR-Vorrichtung, dessen optisches Element ein Prisma ist.
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1b Dosiervorrichtung und
ATR-Vorrichtung, dessen optisches Element ein plattenförmiger Wellenleiter
ist.
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2 Vorrichtung montiert in
einem Gehäuse,
das evakuiert werden kann.
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3 Vorrichtung mit zusätzlichem
Luftventilator, um die Eintrocknung der flüssigen Probe zu beschleunigen.
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4 Aufsicht auf ein optisches
Element, das in einem Halter montiert ist.
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5a Vorrichtung ausgestattet
mit einer Einheit, die oberhalb des optischen Elements montiert
ist, zur Aufnahme eines Probenbildes.
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5b Vorrichtung ausgestattet
mit einer Einheit, die unterhalb des optischen Elements montiert
ist, zur Aufnahme eines Probenbildes.
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5c Vorrichtung ausgestattet
mit einer Laser-Rückstreu-Einheit,
die oberhalb des optischen Elements montiert ist, um ortsaufgelöst Höheninformationen
der Probe zu generieren.
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6 Dosiervorrichtung und
optisches Element auf einem Chip.
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7 Spritzenbasierte Dosiervorrichtung und
optisches Element auf einem Chip.
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8 Dosiervorrichtung und
optisches Element gekoppelt mit einem Auswerteelement über planare
Wellenleiter und optischen Fasern auf einem Chip.
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9 Dosiervorrichtung und
ATR-Vorrichtung auf einem Chip.
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10a MIR-ATR-Spektren von
wässrigen Glukoselösungen für verschiedene
Konzentrationen.
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10b Basislinienkorrigierte MIR-ATR-Spektren
von wässrigen
Glukoselösungen für verschiedene
Konzentrationen.
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11 Glukosesignal abgeleitet
von basislinienkorrigierten MIR-ATR-Spektren von wässrigen Glukoselösungen für verschiedene
Konzentrationen.
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12 Vorhergesagte Glukosekonzentrationen
abgeleitet von basislinienkomgierten MIR-ATR-Spektren von wässrigen
Glukoselösungen für verschiedene
Konzentrationen in Kombination mit einem monoexponentiellen Kalibrationsmodell
als Funktion der Glukosekonzentration.
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Die
grundlegende Neuheit der Erfindung ist die Kombination einer Dosiervorrichtung
mit einer ATR-Vorrichtung um Proben im Sub-μl-Bereich von 0,2 nl bis 1000
nl in einem Instrument zu präparieren und
zu analysieren. Diese kleinen Volumina sind vorteilhaft für die Analyse
von Körperflüssigkeiten,
die nur in diesen Volumina gewonnen werden können. Z.B. für die Analyse
von interstitieller Flüssigkeit,
die durch die Haut gewonnen wird, liegen typische Probenvolumina
zwischen 100 und 500 nl vor. Die grundlegenden Funktionsprinzipien
werden anhand von 1a erläutert. Die
Dosiervorrichtung 1 saugt die Probe 2 durch eine
Einlassleitung 3 ein und dosiert die Probe anschließend auf
das optische Element 4 der ATR-Vorrichtung durch eine Auslassdüse 5.
Hier ist das optische Element ein Prisma. Die nachfolgende Eintrocknung
der Probe erhöht
die Konzentration des Analyten und eliminiert die Wasserabsorption
für die
MIR-Spektroskopie. Der Trockenfilm 6 der Probe wird mit
einem IR-Strahl beaufschlagt, der von einem Ausleseelement 7 emittiert
und detektiert wird und als Option von und zur Probe 6 über Lichtleiterelemente 8 geführt wird.
In der Variante nach 1b ist
das Prisma durch einen planaren Wellenleiter 9 ersetzt. Die
spektroskopischen Daten werden in Bezug auf ein oder mehrere Analyten
entsprechend eines Kalibrationsmodells analysiert. Dieses Modell
ist aus der Analyse eines Testdatensatzes mittels PLS (partial least
squares) oder neuronaler Netze abgeleitet. Die Kombination einer
Dosiervorrichtung 1 mit einer ATR-Vorrichtung in einem
Instrument ist vorteilhaft, da eine ATR-Vorrichtung einen freien
Zugang zur Oberfläche
des optischen Elements 4 gewährleistet. Es werden keine
zusätzlichen
Mittel wie reflektierende Oberflächen
für Diffuse-Reflexions-Methoden oder
-Detektoren bzw. Spiegel oder Lichtleiterelemente für die Transmissionsmethode
benötigt,
die den freien Zugang zur Oberfläche
der Probenbühne blockieren.
Das zu analysierende Probevolumen wird durch die Parametereinstellungen
der Dosiervorrichtung 1 bestimmt. Daher werden keine Küvetten benötigt, die
das Probenvolumen definieren. Da die ATR-Methode aufgrund der evaneszenten Natur
des IR-Teststrahls oberflächenempfindlich
ist, ist die Dicke des dosierten Probenfilms 6 nicht so entscheidend
wie bei der Reflexions- oder Transmissionsmethode solange die Schichtdicke
deutlich oberhalb der Eindringtiefe des evaneszierenden Feldes liegt.
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Die
zu analysierende Probe liegt zunächst flüssig vor.
Im Rahmen der medizinischen Diagnostik werden bevorzugt Körperflüssigkeiten
wie interstitielle Flüssigkeit,
Blut, Serum, Plasma, Urin, Speichel, Schweiß oder Tränenflüssigkeit untersucht. Analyten sind
alle klinisch relevanten Komponenten, die von der IR-Spektroskopie
unterschieden werden können: insbesondere
Glukose, HDL und LDL Cholesterin, Triglyceride, Albumin, Gesamtproteingehalt,
Harnstoff, Harnsäure,
Hämoglobin
und Creatinin. IR-Spektroskopie ist aufgeteilt in den Nah-Infrarotbereich
(NIR) zwischen 4000 und 14000 cm–1 und
dem Mittel-Infrarotbereich zwischen 800 und 4000 cm–1. Beide
Methoden können
grundsätzlich
für die
Erfindung genutzt werden, obwohl MIR-Spektroskopie aufgrund der
höheren
Auflösung
die bevorzugte Methode ist.
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Die
Dosiervorrichtung 1 ist ein mechanischer Apparat der vordefinierte
Volumina einer flüssigen Probe
einsaugen und dosieren kann. Die grundlegende Funktion beruht auf
dem Anlegen von Druck an die Probe mittels eines Piezokristalls
oder mittels einer Spritze. Piezokristallbasierte Dosiervorrichtungen
werden bevorzugt für
ultrakleine Volumina zwischen 0,1 und 100 nl, während spritzenbasierte Dosiervorrichtungen
für größere an
diesen Bereich anschließende
Volumenbereiche eingesetzt werden.
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Das
Probenvolumen kann wie oben beschrieben in einem einzigen Tropfen
oder in einer Sequenz aufeinander folgender Tropfen dosiert werden. Innerhalb
der Sequenz wird zwischen der Dosierung einzelner Tropfen soviel
Zeit eingeräumt,
dass die individuellen Tropfen eingetrocknet sind, bevor der nächste Tropfen
dosiert wird. Pro Dosierungsschritt innerhalb der Sequenz kann auch
mehr als ein Tropfen dosiert werden.
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Die
sequentielle Dosierung hat den Vorteil, geringere Grundflächen des
eingetrockneten Films zu realisieren als die Methode, die Probe
des gleichen Volumens in einem Tropfen zu dosieren. Um den Eintrocknungsprozess
zu beschleunigen, können
zusätzliche
Methoden angewendet werden. 2 zeigt
ein Beispiel, bei dem die Dosiervorrichtung und die ATR-Messvorrichtung
in einem Gehäuse 10 montiert
sind, das über
eine Leitung 11 mittels einer Pumpe 12 evakuiert
werden kann.
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In
einer anderen Ausführungsform
dargestellt in 3 wird
die Eintrocknung durch einen Gasstrom über die dosierte Probe 6 beschleunigt.
Zusätzlich
kann der Gasstrom vorgeheizt sein. Dies kann durch einen Luftventilator 13,
einer Zuleitung 14 und einer Düse 15 bewerkstelligt
werden. Wärme kann
auch appliziert werden durch eine Lichtquelle, die eine signifikante
Emission im IR hat, um das Wasser der wässrigen Probe beschleunigt
zu verdampfen. Diese Lichtquelle kann eine Glühbirne sein, die an der gleichen
Stelle montiert ist wie die Luftdüse 15 in 13.
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In
einer anderen Ausführungsform,
s. 4 (Aufsicht), ist
das optische Element 4 in einem Halter 16 montiert,
der beispielsweise auf 40 bis 70 °C
geheizt ist. Aufgrund der Wärmebrücke zwischen
Halter 16 und optischem Element 4 wird die Verdampfung der
flüssigen
Probe befördert.
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Das
optische Element 4 der ATR-Messvorrichtung hat wenigstens
eine Oberfläche,
an der der IR-Strahl totalreflektiert wird. An dieser Grenzfläche wird
der auf das optische Element 4 dosierte Probenfilm durch
das evaneszente Feld getestet. Eine geeignete Oberfläche ist
eine Oberfläche
eines optischen Elements der ATR-Vorrichtung.
Bevorzugte Materialien für
die optischen Elemente sind Diamant, Silizium, Zinkselenid oder
Germanium. In einer anderen Ausführungsform
dienen optische Fasern als optische Elemente, die aus Chalcogeniden
oder Silberhalogeniden bestehen. Um die Vorrichtung in Richtung
Point-of-Care-Anwendungen
zu entwickeln, kann das optische Element 4 mit einem Einmalfilm vorzugsweise
einem Polymerfilm wie z.B. Polyethylen zum Schutz der Oberfläche und
schnellen Erneuerung ausgestattet werden. Dieser Film hat beispielsweise
eine Dicke von 100 bis 1000 nm und ist in einem engen Kontakt, d.h.
ohne jeden Zwischenraum, mit dem optischen Element. Nach der spektroskopischen
Messung wird der Film mechanisch von dem optischen Element 4 abgezogen
und ein neuer Film wird auf das optische Element aufgezogen.
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Um
die Reproduzierbarkeit des ATR-Signals zu erhöhen, kann die Grundfläche des
Probenfilms auf dem optischen Element 4 durch einen Rahmen eingegrenzt
werden. Der Rahmen kann aus einem Teflonring bestehen, der auf das
optische Element gepresst wird. Ein Alternative besteht darin, einen
hydrophoben Ring auf das optische Element mit einem hydrophoben
Stempelprozess aufzubringen. Diese Ringe können auch mit dem zuvor erwähnten Einmalfilm
kombiniert werden, wobei der Film den Boden des Teflonrings überspannt
oder der hydrophobe Ring auf den Einmalfilm gedruckt wird. Eine
weitere Alternative besteht darin, einen mechanischen Ring aus demselben
Material wie der Einmalfilm durch Prägetechniken in den Einmalfilm
zu integrieren. Als eine alternative Methode die Grundfläche des
Trockenfilms oder sogar die Filmgestalt zu bestimmen, kann ein Bild
aufgenommen oder ein Laser-Rückstreu-Scan
des Trockenfilms durchgeführt
werden. Diese Daten liefern zusätzliche
Informationen für
die Vorhersage von Analytkonzentrationen gemäß einer Kalibration. Ein Bild
der Grenzfläche
der Totalreflexion des optischen Elements wird von einer CCD-Kamera 17 aufgenommen,
die oberhalb, s. 5a,
oder unterhalb, s. 5b,
des optischen Elements 4 montiert ist. Für die Montage
der Kamera 17 unterhalb des optischen Elements wird entweder
eine separate Lichtquelle 18 oder die IR-Strahlung selber
als Lichtquelle genutzt, um ein Bild des Probenfilms 6 zu
generieren. Ist die Kamera 17 oberhalb des optischen Elements 4 etwas
verkippt gegen die Dosiervorrichtung 1 montiert, muss eine
zusätzliche
Lichtquelle 18 genutzt werden, um die Probe 6 von
oben zu beleuchten. Aus dem Bild wird die Grundfläche des
Probenfilms 6 mittels handelsüblicher Bildbearbeitungssoftware
bestimmt. Darüber
hinaus kann aus einem Farbbild zusätzliche Informationen zur Topographie des
Probenfilms 6 aufgrund von optischen Interferenzphänomenen
abgeleitet werden. Diese können als
zusätzliche
Parameter für
die quantitative Vorhersage von Analytkonzentrationen dienen.
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In
einer weiteren Ausführungsform
in 5c ist ein Beispiel
für eine
Laser-Rückstreu-Einrichtung dargestellt.
Ein fokussierter Strahl 19 von einem Laser 20 wird über die
Probe 6 gerastert. Sein reflektierter Strahl 21 wird
von einer CCD-Kamera 22 aufgenommen.
Sowohl der Laser 20 als auch die Kamera 22 können mit
beispielsweise Objektiven zur Erhöhung der Auflösung ausgestattet
sein. Das beschriebene Triangulationsprizip liefert Informationen
für die Höheninformation
der Probe 6 mit Bezug auf die Oberfläche des optischen Elements.
Räumliche
Rasterung erlaubt die dreidimensionale Rekonstruktion der Probengestalt.
Außer
diesem Satz von Höheninformationen,
die als zusätzliche
individuelle Parameter für
die Vorhersage der Analytkonzentration herangezogen werden können, kann
hieraus auch das Probevolumen berechnet werden und dies anstelle
des Satzes der jeweiligen Höhenangaben
als ein zusätzlicher
Parameter verwendet werden.
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Das
optische Element 4 ist in den optischen Weg integriert,
um entweder Fourier-Transform-Infrarot-Spektroskopie
(FTIR) durchzuführen
oder eine nichtinterferometrische Methode anzuwenden. Die Letztere
ist dadurch charakterisiert, dass die Probe 6 mit Licht
diskreter Wellenlängen,
Wellenlängenbereichen
oder breitbandigem Licht (in Verbindung mit wellenlängenselektiven
Detektoren) im NIR und/oder MIR-Bereich bestrahlt wird. Diskrete
Wellenlängen können von
Lasern wie z.B. CO2-Lasern oder Halbleiterlasern
bereitgestellt werden, die zusätzlich
auch durchstimmbar sein können.
Beispiele für
Halbleiterlaser sind Quantenkaskadenlaser oder Diodenlaser. Verschiedene
Wellenlängenbereiche
werden von mehreren entsprechend unterschiedlichen Laserquellen
abgedeckt. Wellenlängenbereiche
werden von breitbandigen Lichtquellen bereitgestellt wie z.B. einem
Globar in Verbindung mit wellenlängenselektiven
Filtern. Um Hintergrundlicht zu eliminieren, werden Infrarotdetektoren
wie z.B. MCT, DTGS, DLATGS, Thermoelementdetektoren oder Bolometer mit
wellenlängenselektiven
Filtern ausgerüstet.
Die Filter basieren auf dielektrischen Vielfachschichten mit einstellbaren
Wellenlängenfenstern.
Außerdem können durchstimmbare
Emitter, Filter und Detektoren, die z.B. auf der photonischen Bandlücken-Technologie
(z.B. von Ion Optics Inc., Waltham, MA, USA) beruhen, eingesetzt
werden. Mehrere Detektoren, die empfindlich für verschiedene Wellenlänge oder Wellenlängenbereiche
sind, können
nacheinander oder simultan ausgelesen werden. Die parallele Auslesung
hat den Vorteil, zeitliche Fluktuation von Signalen zu eliminieren.
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Die
Kombination einer Dosiervorrichtung mit einer ATR-Vorrichtung besitzt
das Potential, auf einem gemeinsamen Chip integriert zu werden.
Ein erster Schritt ist die Integration der Dosiervorrichtung mit
dem optischen Element 4 auf einem Chip. Kanalstrukturen 23 und
druckerzeugenden Vorrichtungen 24 wie z.B. Membranpumpen
oder ein z.B. ein Prisma 25 als optisches Element 4 können auf
einem Siliziumwafer 26, (s. 6),
erzeugt werden.
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Ein
druckerzeugende Vorrichtung kann auch mit Piezokristallen realisiert
werden, die auf einem Kanal sitzen, oder durch eine Spritze 27 in
Verbindung mit einem Dreiwegehahn 28 in 7, die beide in Mikrosystemtechnik (MEMS)
ausgeführt
sind. Das optische Element 4 auf dem Chip in 6 oder 7 kann mit dem Ausleseelement 7 über ein
Lichtleiterelement verbunden werden. Diese Wellenleiter können auf
dem Chip mittels photolitographischer Techniken integriert werden.
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Alternativ
können
sie auch in separaten optischen Fasern oder in einer Kombination
von integrierten Wellenleitern 29 und optischen Fasern 30 bestehen,
s. 8. Die optischen
Fasern können
auf dem Chip positioniert werden, in dem sie in auf dem Chip erzeugte
Rillen 31 eingelegt werden. Die größtmögliche Integration ist erreicht,
indem die Dosiervorrichtung und die ATR-Vorrichtung auf einem gemeinsamen
Chip realisiert werden. Eine Ausführungsform beruht auf MEMS-Technologie
wie z.B. der photonischen Bandlückentechnologie,
s. Ion Optics Inc. In Erweiterung von 6 in 9 ist eine sog. Mikrobrücke 32 als
IR emittierende Quelle und eine weitere Mikrobrücke 33 als Detektor
ausgeführt. Mikrobrücken sind
z.B. Teile von Ion Optics IR gas SensorChipTM.
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Kalibrationsmodelle
werden mit mathematischen Prozeduren realisiert. Diese Modelle übersetzen
Daten, die von spektroskopischen Daten abgeleitet sind, in gesuchte
Analytkonzentrationen. Das generelle Prinzip ist dadurch gekennzeichnet,
dass ein Satz von Trainingsdaten benutzt wird, um ein Modell zu
generieren. Mit diesem Modell werden anschließend die Konzentration für den Satz
von Testdaten bestimmt. Einfache Modell benutzen Funktionen, die
auf einem oder mehreren Parametern beruhen, die im allgemeinen aus
nichtlinearen Anpassungsprozessen unter Verwendung des Satzes von Trainingsdaten
resultieren. Ein einfaches Beispiel ist die lineare Regressionsanalyse.
Komplexe Abhängigkeiten
der spektroskopischen Daten von den Analytkonzentrationen werden
modelliert von Standard-Partial-Least-Squares-Methoden (PLS) oder neuronalen
Netzen. Diese Modelle können
sogar erweitert werden, indem sie mehrere Parameter über die
spektroskopischen Daten hinaus wie z.B. morphologische Parameter
wie Probenfilmgrundflächengröße, Probenvolumen
oder Höhenprofil
berücksichtigen.
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Beispiel
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Methode und Vorrichtung
zur Detektion von Glukose in wässrigen
Glukoselösungen
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Das
Beispiel beschreibt eine Ausführungsform,
bei der eine wässrige
Glukoselösung
auf ein ATR-Prisma mittels eines Micro Droppers dosiert wird. Dieses
Beispiel illustriert das Prinzip der Erfindung aber limitiert die
Erfindung nicht hierauf.
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Wässrige Lösungen enthaltend
Glukose (Fluka, Deisenhofen, Deutschland, purity > 99.5 %) in deionosiertem
Wasser mit Konzentrationen von 10, 25, 50, 100, 200, 400 und 600
mg/dl wurden präpariert.
Als Dosiervorrichtung 1 wurde ein microdrop-AutoDrop-System in
Verbindung mit einem AD-K-501 Dosierkopf und einem computerkontrollierten
3D Positioniersystem (alle von MicroDrop, Norderstedt, Deutschland)
verwendet. Die Spitze des Dosierkopfes besteht aus einer Glaskapillare,
die zu einer Düse
(Innendurchmesser = 70 μm)
ausgeformt ist. Aus dieser Düse
werden einzelne Tropfen mit einem Volumen von 0.2 nl von einem auf
die Glaskapillare wirkenden piezokristallbasierten Antrieb herausgeschleudert.
Ein Protokoll wurde erarbeitet, dass die reproduzierbare Dosierung
von Nanolitervolumina auf die Oberfläche eines Golden-Gate-Diamant-ATR-Kristalls
(Specac, Smyrna, GA, USA) erlaubt. Die Glukoselösung wurde in 20 Serien, die
jeweils zwei Tropfen enthielten, mit einer Rate von 100 Hz aufgetropft.
Der resultierende Tropfen aus der ersten Serie auf dem Prisma trocknete
während
30 s ein, bevor die zweite Serie auf die gleiche Stelle aufgetropft
wurde. Hieraus ergab sich die Probenmenge zu 8 nl. Der Abstand zwischen
Düse und
der Prismenoberfläche
betrug 0.5 mm. Mit diesem Protokoll wurden eingetrocknete Glukosefilme
mit einem nahezu konstantem Durchmesser von ca. 200 μm erzeugt unabhängig von
der eingesetzten Glukosekonzentration. Die FTIR-Messungen wurden
durchgeführt
mit einem Bruker Tensor 27 Fourier Transform IR Spektrometer
(Bruker GmbH, Ettlingen, Deutschland). Das Spektrometer war ausgerüstet mit
einem Standard-Globar als Lichtquelle und einem DLATGS pyroelektrischem
Detektor. Das Golden-Gate-ATR-System wurde in der Probenkammer des
Spektrometers montiert. Referenzmessungen wurden nach jeder Probe
und Reinigung der ATR-Kristalloberfläche mit Äthanol und Wasser aufgenommen.
Hierdurch konnten Abweichung zwischen Proben- und Referenzmessungen
aufgrund von Repositionierungsfehlern des ATR-Kristalls im Spektrometer
vermieden werden. Es wurde darauf geachtet, dass Äthanol vollständig verdampfte,
bevor die Referenzmessung durchgeführt wurde. Folglich diente
Umgebungsluft als Referenzmedium. Alle Spektren wurden mit einer Auflösung von
4 cm–1 im
Spektralbereich zwischen 500 und 6000 cm–1 aufgenommen
und 256-fach gemittelt. Die Zeit für eine Messung betrug 300 s.
Proben wurden vielfach gemessen mit N = 4 bis 6. Die erhaltenen
Spektren, s. 10a, wurden
anschließend
basislinienkorrigiert im Spektralbereich zwischen 950 und 1150 cm–1,
s. 10b. Gepunktete Linien
in 10a und 10b zeigen die Variabilität der Spektren
im Rahmen einer Standardabweichung um den Mittelwert innerhalb eines
experimentellen Satzes der gleichen Glukosekonzentration. Zur Analyse
der Signalantwortunktion in Abhängigkeit
der Konzentration c, wurde die Fläche unterhalb des basislinienkorrigierten
Spektrums im Bereich zwischen 950 und 1150 cm–1 als
Glukosesignal s definiert. 11 zeigt
eine nahezu lineare Antwortfunktion für den Konzentrationsbereich
zwischen 10 und 100 mg/dl. Für
diesen Bereich haben wir ein Kalibrationsmodell aufgestellt, dass
eine monoexponentielle Form s = s0 + A exp
(–c/t)
mit (s0, A, t) als Anpassungsparameter besitzt.
Die Güte
des Modells spiegelt sich in einem hohen Korrelationsfaktor R2 = 0.997. Folglich ist der Standardfehler
der Konzentrationsvorhersage, der von einer leave-one-out Kreuzvalidierung
stammt, mit 2.6 mg/dl sehr klein. Vorhergesagte Glukosekonzentrationen
gegen Glukosekonzentrationen sind in 12 dargestellt.
Ein vorhergesagter Konzentrationswert stammt von einer Prozedur,
bei der alle Glukosesignaldaten bis auf die des zu betrachtenden
Falls herangezogen werden, um die Ampassungsparameter (s0, A, t) zu bestimmen. Mithilfe dieser Parameter
und des ausgelassenen Glukosesignals wird die entsprechende vorherzusagende
Glukosekonzentration berechnet. Die Anpassungsroutine, die das monoexponentielle
Modell verwendet, ist Bestandteil einer kommerziell erhältlichen
Software (ORIGIN6.1G, OriginLab Corporation, Northampton, MA, USA).
Zwischen 100 und 600 mg/dl sättigt
das Signal, weil die Probenfilmdicke die Eindringtiefe des evaneszenten
Feldes übersteigt. Jedoch
besitzen die nicht basislinienkorrigierten Spektren aus 10a genug spektral unterschiedliche
Informationen, die einen erfolgversprechenden Einsatz von PLS und
neuronalen Netzen versprechen, um den Vorhersagebereich entsprechend
auszudehnen. Zusammenfassend demonstriert die beschriebene Kombination
einer Dosiervorrichtung mit einer ATR-Vorrichtung die Empfindlichkeit und
Reproduzierbarkeit zur Detektion von Glukose bis zu 10 mg/dl in
einem 8 nl Probenvolumen.