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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Nutzbarmachung von Expertenwissen,
bei dem charakterisierende Daten einer Vielzahl von Experten in
einer Datenbank abgespeichert werden.
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Die
Nutzbarmachung des Expertenwissens umfaßt die Gewinnung von Informationen,
die Bewertung von Informationen, die qualifizierte Verarbeitung
von Informationen sowie die strukturierte Speicherung sowie zur
Verfügungstellung
von Informationen.
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Die
Erfindung betrifft darüber
hinaus eine Vorrichtung zur Nutzbarmachung von Expertenwissen, die
einen Speicher zur Bevorratung von charakterisierenden Daten einer
Vielzahl von Experten aufweist.
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Die
Vorrichtung zur Nutzbarmachung von Expertenwissen umfaßt ein Abfragesystem
zur Gewinnung der erforderlichen Informationen, ein Filtersystem
zur Bewertung der Informationen, ein Verarbeitungssystem sowie einen
Speicher zur Bevorratung.
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Bei
der Durchführung
von innovativen Konstruktionsaufgaben besteht häufig das Problem der Auffindung
und Nutzbarmachung erforderlicher Informationen. Vorhandene Forschungsergebnisse
sind häufig
nicht dafür
geeignet, einer unmittelbaren Nutzung zugeführt zu werden. Dies liegt häufig an
der Art und Weise der Darstellung sowie der Zugänglichkeit. Darüber hinaus
liegt ein weiteres Problem in der Bewertung konkreter Forschungsergebnisse
im Hinblick auf ihre Relevanz und Umsetzbarkeit für ein konkretes
Entwicklungsprojekt.
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Konstruktive
Ansätze
zur Verbesserung einer Nutzbarmachung von Expertenwissen beschränken sich
im Wesentlichen darauf, vernetzte Datenbanken mit einer geeigneten
Hardware- sowie Softwarestruktur bereitzustellen, um einen Zugriff
auf charakterisierende. Daten gegebenenfalls relevanter Experten
zu ermöglichen
und hinsichtlich einer konkreten Problematik auszuwerten. Der Nachteil
der bekannten Lösungen
liegt in einer schlechten Strukturierung und somit auch in einer
in der Regel unzureichenden Effektivität.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Verfahren der einleitend
genannten Art derart anzugeben, daß eine verbesserte Effektivität erreicht
wird.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch
gelöst,
daß die
technischen Kenndaten einer durchzuführenden Entwicklung erfaßt und in
die Datenbank eingegeben werden, daß die technischen Kenndaten
ausgewertet und Expertenwissen von bei der Auswertung identifizierten
Experten abgefragt wird, daß anschließend eine
Qualitätsbewertung
des erfaßten
Expertenwissens durchgeführt
und eine Gruppenbildung der hochqualifizierten Experten vorgenommen
wird und daß innerhalb
der Expertengruppe eine Bearbeitung der Informationen zur Problemlösung erfolgt.
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Weitere
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Vorrichtung der
einleitend genannten Art derart zu konstruieren, daß sowohl
eine einfache Bedienbarkeit als auch eine hohe Funktionalität erreicht wird.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch
gelöst,
daß eine
Eingabeeinrichtung für
technische Kenndaten einer durchzuführenden Entwicklung an eine
Auswertungseinheit angeschlossen ist, die mit dem Speicher verbunden
ist, daß die
Auswertungseinheit an eine Ausgabeeinheit zur Kontaktierung identifizierter
Experten angeschlossen sowie mit einer Qualitätsbewertungseinrichtung für abgefragtes
Expertenwissen gekoppelt ist und daß die Auswertungseinheit im
Anschluß an
die Qualitätsbewertung
eine Koordinierungseinrichtung zur Vornahme einer Gruppenbildung
hochqualifizierter Experten aktiviert.
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Durch
das erfindungsgemäße Verfahren
und die Vorrichtung ist es möglich,
eine kontextspezifische Informationsgewinnung durchzuführen. Es
erfolgt eine Vernetzung von Informationen aus unterschiedlichen
Fachdisziplinen sowie eine Aufarbeitung von wissen aus aktuellen
Forschungsergebnissen. Darüber
hinaus wird eine Bewertung der Tragfähigkeit des Wissens für die Innovationsentwicklung durchgeführt.
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Zur
systematischen Durchführung
der Entwicklungsaufgabe trägt
es bei, daß die
einzelnen Verfahrensschritte innerhalb von Bearbeitungsmodulen durchgeführt werden.
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Eine
optimale Nutzung des Expertenwissens wird dadurch unterstützt, daß eine strukturierte
Informationsverarbeitung durchgeführt wird.
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In
den Zeichnungen sind Ausführungsbeispiele
der Erfindung schematisch dargestellt. Es zeigen:
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1 Ein Struktogramm zur Veranschaulichung
des konstruktiven Aufbaues der Vorrichtung sowie der verfahrenstechnischen
Verknüpfung
der Bearbeitungsmodule und
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2 eine tabellarische Erläuterung
der funktionellen Bedeutungen der einzelnen Bearbeitungsmodule.
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Die
Vorrichtung gemäß 1 weist einen modularen
Aufbau auf. Es handelt sich hierbei um ein erstes Modul zur Zielerfassung,
das eine Eingrenzung der Problemstellung, eine Identifikation der
Informationsdefizite sowie eine Definition der Zielwerte durchführt. Darüber hinaus
ist ein Explorationsmodul vorgesehen, das eine zielgerichtete Erfassung
von Wissen, Erfahrungen und Ideen vornimmt. Über ein Screening-Modul erfolgt
eine Beurteilung anhand von Kriterien des Markterfolgspotentials.
Ein Umsetzungs- und Produktentwicklungsmodul führt die kooperative Aufarbeitung
der Informationen durch.
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Die
in 1 veranschaulichte
Vorrichtung ermöglicht
es, vorhandenes Expertenwissen nutzbar zu machen und hierbei alle
erforderlichen Bearbeitungsstrukturen abzudecken. Die erste Stufe
bei der Nutzbarmachung des Expertenwissens betrifft hierbei die
interdisziplinäre
Exploration von Expertenwissen, die zweite Stufe die Bewertung des
Expertenwissens und die dritte Stufe die kooperative Verarbeitung
der Informationen.
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Zur
Durchführung
der interdisziplinären
Exploration des Expertenwissens führt die Vorrichtung in der
ersten Stufe eine computergestützte
Abfrage bei den Experten durch. Der Inhalt und die Struktur der
Abfrage werden auf der Grundlage einer genauen Analyse des Informationsbedarfs
bestimmt. Hierdurch ist es möglich,
eine exakt definierte Problemstellung zu formulieren. Die computergestützte Abfrage
wird gezielt an diejenigen Experten übermittelt, die zuvor bei der
durchgeführten
Wissensanalyse als besonders qualifiziert ermittelt wurden.
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1 veranschaulicht, daß zur Realisierung der
ersten Stufe eine Datenbank eingesetzt wird, in der die über vorherige
Recherchen ermittelten Informationen zu der jeweiligen Aufgabe strukturiert
abgespeichert werden. Anhand des hierbei gebildeten Informationsportfolios
erfolgt eine Analyse des Informationsbedarfs und die Definition
des Themas und der Problemstellung zur computergestützten Abfrage.
In einer weiteren Datenbank werden die personenbezogenen Daten der
Experten und ihre spezielle Expertise strukturiert abgespeichert
und hierdurch wird ein Expertenportfolio bereitgestellt. Das Informationsportfolio
und das Expertenportfolio sind über
einen Verarbeitungsalgorhythmus derart miteinander verknüpft, daß die Experten
die zur Problemlösung beitragen
können,
identifizierbar sind.
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Auf
der zweiten Stufe der Nutzbarmachung des Expertenwissens, auf der
die Bewertung des Expertenwissens erfolgt, wird diese Bewertung über eine
Selbstevaluation sowie einen Abgleich der abgespeicherten Literaturinformationen
durchgeführt. Zur
Durchführung
der Selbstevaluation erfolgt von jedem Experten eine Dateneingabe
hinsichtlich der Zuverlässigkeit
der Informationen in seinem Beitrag. Die Fremdevaluation erfolgt über eine
externe Bewertung der jeweiligen Beiträge sowie eine Eingabe entsprechend
der Bewertungsinformation. Auf der Basis des durchgeführten Literaturabgleiches
wird von einem Moderator definiert, ob die eingespeisten Informationen
neu sind und im Hinblick auf den vorhandenen Informationsbestand
als plausibel oder nicht plausibel bewertet werden. Die von der
Vorrichtung durchgeführten
Bewertungen werden in einer Prioritätenliste statistisch ausgewertet
und zusammengefaßt.
Anhand der Prioritätsliste
kann eine Auswertung hinsichtlich der Bedeutung der einzelnen Beiträge zur Problemlösung und
insbesondere eine Bewertung der Beiträge relativ zueinander erfolgen.
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Die
in der Stufe der kooperativen Verarbeitung durchgeführte Informationsverarbeitung
läßt sich
verfahrenstechnisch in verschiedene Phasen unterteilen. In einer
ersten Phase erfolgt eine Festlegung der zu verarbeitenden Informationsgebiete
unter Berücksichtigung
der Inhalte der Beiträge
sowie des Informationsportfolios. In der zweiten Phase erfolgt eine
entsprechende Konfigurierung. Bei der Konfiguration werden die jeweiligen
Verarbeitungsbereiche in ihrem jeweiligen Bezug zueinander geordnet
und die Struktur und der zeitliche Verarbeitungsablauf werden festgelegt.
Darüber
hinaus erfolgt eine Festlegung der an der Verarbeitung beteiligten
Teilnehmer sowie die jeweilige Verarbeitungsrolle. In der dritten
Phase erfolgt in einem iterativen Verarbeitungsprozeß die eigentliche
Bearbeitung. Sämtliche während dieser
Verarbeitung generierten zusätzlichen
Informationen werden den ursprünglich bereits
vorhandenen Informationen hinzugefügt und bei der weiteren Bearbeitung
berücksichtigt.
Sich ergebende Zwischenergebnisse sowie die Endergebnisse werden
strukturiert in einer Datenbank gespeichert. Hierdurch wird die
vierte Verarbeitungsphase abgeschlossen.
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Den
in 1 eingezeichneten
Verknüpfungen
der einzelnen Bearbeitungsmodule ist zu entnehmen, daß eine Vielzahl
der Verarbeitungsabläufe iterativ
und wiederholt durchgeführt
werden können. Bei
einem mehrfachen Verarbeitungsdurchlauf werden jeweils die bei den
vorangegangenen Bearbeitungsdurchläufen gewonnenen Ergebnisse
berücksichtigt,
um kontinuierlich die Verarbeitungsergebnisse zu verbessern und
zu genaueren Verarbeitungsergebnissen zu gelangen.
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Der
in 1 eingezeichnete
Themengenerator verfügt über Verarbeitungsalgorhythmen
zur Aufbereitung von Informationen hinsichtlich der jeweiligen Problemlösung derart,
daß Informationsdefizite
und Risiken bei der Umsetzung erkennbar werden. Aufgrund der durchgeführten Anwendung
der verarbeiteten Verarbeitungsalgorhythmen wird eine unmittelbare
Generierung der Diskussionsthemen durchgeführt. Der konstruktive Aufbau
des Themengenerators kann durch eine spezielle Kombination bestehender
Softwaresysteme zur Verarbeitung von qualitativen Informationen
sowie von quantitativen Informationen erfolgen. zur Realisierung
des erfindungsgemäßen Themengenerators
ist neben einer speziellen Verknüpfung
dieser Softwaresysteme ein zusätzliches
Eingabemodul für
die zu verarbeitenden Informationen aus den Datenbanken erforderlich.
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Bei
der Durchführung
der Konfiguration werden spezielle Algorhythmen eingesetzt, die
eine Verarbeitung des eingegebenen Expertenwissens, der vorhandenen
Informationen sowie zu der definierten Verarbeitungsbereiche vornehmen
können.
Als von den Algorhythmen zu berücksichtigende
Teilnehmer werden hier die bei der zuvor erfolgten Prioritätenauswertung
ermittelten Teilnehmer mit hoher Prioritätszahl berücksichtigt.
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Für eine Kommunikation
der Experten untereinander wird eine Diskussionsplattform bereitgestellt,
die einen elektronischen Austausch von Expertenwissen ermöglicht und
eine unmittelbare Kopplung zum Themengenerator aufweist. Durch diese Systemstruktur
ist es möglich,
bestimmte Phasen des Informationsaustausches sowie der Informationsexploration
zeitlich in Abhängigkeit
vom jeweiligen Verarbeitungsfortschritt zu definieren und gegebenenfalls
zu beenden. Die Vorrichtung gemäß 1 bestimmt somit adaptiv
die für
die jeweiligen Verarbeitungsschritte erforderlichen Prozeßzeiten selbst
und führt
hiermit eine automatische Systemadaption in Abhängigkeit vom jeweiligen Status
der Datenverarbeitung durch. Zusätzlich
zu der von der Vorrichtung gemäß 1 bereitgestellten Datenverarbeitungsfunktionen
wird somit eine weiteren Funktion als adaptive Kommunikationsstelle
realisiert, die auf Art und Umfang des Informationsaustausches Einfluß nimmt.
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2 veranschaulicht noch einmal
im Überblick
eine Zuordnung der einzelnen Verarbeitungsmodule zu ihrer jeweiligen
operativen Ebene und der durchzuführenden Verarbeitungsaufgaben
sowie eine Kennzeichnung der jeweiligen Systemeigenschaft. Hierdurch
werden die in 1 dargestellten komplexen
Informationen zum konstruktiven Systemaufbau funktionell zusammengefaßt.
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Die
Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens
soll anhand des folgenden Anwendungsbeispiels erläutert werden.
Die technische Konstruktionsaufgabe besteht hierbei darin, für den Bereich einer
Oberfläche
von Schiffskörpern
eine Entwicklung von organischen Grenzschichten durchzuführen, um
eine Bewuchsverhinderung zu erzielen. Für eine Lösung dieser technischen Konstruktionsaufgabe
ist es erforderlich, Expertenwissen zu Art und Ausmaß der Hemmung
des Bewuchses durch organische Oberflächenfilme in der Natur, Stoffe
und chemische Endgruppen, zu denen eine spezifische Hemmung bereits
bekannt ist sowie Informationen zu Wechselwirkungen zwischen bekannten
organischen Oberflächenfilmen
und den Organismen bereitzustellen. Die zu diesen Einzelpunkten
erfaßten
Informationen werden in der Datenbank inhaltlich strukturiert und
gespeichert. Aufgrund dieser Datenspeicherung erfolgt im Modul II
eine Qualitätsbewertung
im Hinblick auf Machbarkeit, Effizienz und Risiken. Als Ergebnis
wird eine Prioritätenliste
geliefert, die Auskunft gibt über
die Qualität
der Informationen für
die gesuchte Problemlösung.
Es erfolgt gleichzeitig eine Identifizierung der Experten, die für die Gruppenbildung
benötig
werden.
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Innerhalb
der gebildeten Gruppe erfolgt eine Optimierung der Antifouling-Wirkung
von organischen Oberflächen
durch Einfügen
von chemischen Endgruppen, eine Bewertung der ökologischen Risiken der Nutzung
von organischen Oberflächen,
eine Bewertung des potentiellen kommerziellen Nutzens von speziellen
organischen Oberflächen
sowie die Erfassung des finanziellen Aufwandes zur weiteren Produktentwicklung
sowie der erforderlichen Entwicklungszeit bis zur Marktreife des
Produktes.