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Zur parallelen und sensitiven Messung
von molekularen Wechselwirkungen bei minimalem Verbrauch an Probensubstanz
und Lösungsmitteln
finden sogenannte Microarrays zunehmend Verwendung. In den meisten
Anwendung von Microarrays sind Fängermoleküle in der
Form von Microspots in einem regulären Muster auf einer Oberfläche ausgebracht.
Die Bindung von Probenmolekülen
aus der Probenlösung
wird z. B. über
eine fluoreszente Reportergruppe, die in das Probenmolekül integriert
ist oder einen indirekten Fluoreszenznachweis, z. B. durch fluoreszent
markierte Antikörper,
die gegen das Probenmolekül
gerichtet sind, detektiert. Aus den Ortskoordinaten des Signals
kann auf die Natur des immobilisierten Fängermoleküls und die Art der Wechselwirkung
mit dem Analyten geschlossen werden (Bier FF, Kleinjung F (2001)
Fresenius J Anal Chem 371, 151–156).
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Merkmal der meisten Microarrays ist
das Fehlen einer physikalischen Trennung einzelner Testfelder (Unter
einer physikalischen Trennung wird hier und im Folgenden eine Trennung
verstanden, die eine Mischung von Flüssigkeit zwischen verschiedenen
Testfeldern verhindert. Dies wird üblicherweise dadurch erreicht,
dass die Testsubstanzen sich am Boden von Mikrokavitäten befinden.
Ein Flüssigkeitsübertritt
zwischen diesen Mikrokavitäten wird
vermieden). Das Testfeld wird in einem Arbeitsschritt mit der Probenlösung benetzt. Über Diffusion oder
aktiven Flüssigkeitstransport
wird sichergestellt, dass die Probenlösung und die darin gelösten Probenmoleküle an jedes
Testfeld gelangen. Ein wesentliches Merkmal von Microarrays in der
Rationalisierung von parallelen Testungen liegt in der Reduktion der
erforderlichen Arbeitsschritte bei der Zugabe von Probenlösung begründet. Testungen
der üblichen An,
wie sie z. B. in Microtiterplatten durchgeführt werden, erfordern die Zugabe
von Testlösung
zu jedem der Testfelder in einem separaten Arbeitsschritt.
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Je nach Art der gewählten Technologie
für die
Herstellung von Microarrays ist es erforderlich, sehr kleine Volumina
von Lösungen
mit Fängermolekülen zu pipettieren
und dabei den Pipettierkopf exakt zu positionieren. Diese Leistungsmerkmale
ermöglichen
eine hohe Dichte an Microspots. Dabei helfen Nanopipettierroboter,
die einzelne eng aneinander liegende Punkte auf der Oberfläche ansteuern und
wenige Nano- bis Picoliter Lösung
abgeben. Einige Nanopipettierroboter arbeiten nach der Inkjettechnologie,
bei der die Lösung
auf die Oberfläche gespritzt
wird. Sogenannte Kontaktspotter setzen zur Probenabgabe, anders
als die Inkjetroboter, einen kleinen, mit Lösung der Fängermoleküle benetzten Stempel auf der
Oberfläche
in direktem Kontakt auf (Zubritsky E (2000) Anal Chem 72, 761A–767A).
Eine andere Methode, Moleküle über Oberflächenkontakt aufzutragen,
ist die Stempelmethode (Lin SC, Tseng FG, Huang HM, Huang CY, Chieng
CC (2001) Fresenius J Anal Chem 371, 202–208). Alternativ zum Ausbringen
der Fängermoleküle mit Spottern,
Pipettierern und Stempeln, sind auch Synthesen auf dem Substrat
meist mit lichtoptischen Methoden beschrieben worden (Holmes CP,
Adams CL, Kochersperger LM, Mortensen RB, Aldwin LA (1995) Biopolymers 37,
199–211;
Komolpis K, Srivannavit O, Gulari E (2002) Biotechnol Prog 18, 641–6). Dabei
werden photoaktivierbare Schutzgruppen eingesetzt. Insbesondere
für Peptide
ist die Synthese auf dem Chip nach den Prinzipien der Festphasensynthese
ebenfalls möglich
(Frank R (2002) J Immunol Methods 267, 13–26).
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Das Microarray-Format und ebenso
miniaturisierte Mikrotiterplatten sind auf sehr viele Systeme und
analytische Fragestellungen anwendbar. Diese haben sich bedingt
durch noch zu nennende Limitationen im Stand der Technik, deren Überwindung
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist, auf die Detektion der
Bindung von Molekülen
an DNA-Fängermoleküle und zunehmend
an Proteine, Peptide und potenziellen Wirkstoffmoleküle konzentriert.
Probenmoleküle
und Fängermoleküle liegen
jeweils isoliert in Lösung
vor. Der Einsatz von Microarrays in zellbiologischen Anwendungen
wurde bislang nur in beschränktem
Umfang beschrieben. Gegenstand der Erfindung ist daher die Bereitstellungen
neuer Vorrichtungen und Methoden für die Nutzung der Microarraytechnologie
auf planaren Substraten in der Testung der biologischen Aktivität von Molekülen in Zellen,
wobei die Fängermoleküle zunächst wie
oben beschrieben durch kovalente Anbindung auf den Oberflächen immobilisiert
werden.
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Anknüpfung von Fängermolekülen auf Oberflächen für die Herstellung
von Microarrays. Für
die Immobilisierung von Molekülen
auf planaren Trägern zur
Produktion von funktionellen Oberflächen und Microarrays steht
eine Anzahl an Methoden zur Verfügung.
Die meisten Methoden gehen von planaren Metall- oder Nichtmetalloxidoberflächen, insbesondere
Glas, aus. Für
oberflächenbehandelte
Kunststoffe wurden ebenfalls Methoden beschrieben. Diese planaren
Träger
werden meist mit heterobifunktionellen Molekülen behandelt, die einerseits
eine Reaktivität
für die
Anknüpfung
an die Oberfläche
aufweisen, andererseits die Anbindung weiterer Moleküle erlauben.
Je nach Beschaffenheit dieser Moleküle werden der Oberfläche neue
chemische Eigenschaften verliehen. Sofern eine Knüpfung von
Bindungen der Moleküle
untereinander nicht möglich
ist, erfolgt die Funktionalisierung der Oberfläche in Form einer Monolage.
Ein besonderer Fall der Monolagen sind die sogenannten Self-Assembled
Monolayers (Schaeferling M, Schiller S, Paul H, Kruschina M, Pavlickova
P, Meerkamp M, Giammasi C, Kambhampati D (2002 Electrophoresis 23,
3097–3105).
Diese werden bevorzugt von Alkylreste mit einer Kettenlänge ab ca.
8 Methylengruppen gebildet. Alkylsilane, die an beiden Enden einer
Alkylkette unterschiedliche funktionelle Gruppen tragen, werden
z. B. als heterobifunktionelle Modifikatoren für Glasoberflächen verwendet.
Die Bindung an Glas findet z. B. über ein Trialkoxysilan statt.
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Durch Inkorporierung protonierbarer
oder deprotonierbarer Gruppen wie Amino- oder Carboxygruppen in
diese Moleküle,
können
Ladungen auf der Oberfläche
erzeugt werden. Auf diese Weise können andere Moleküle über elektrostatische
Wechselwirkungen an die Oberfläche
binden. Diese Methode bietet aber nur geringe Spezifität der Immobilisierung.
Trägt das
zu immobilisierende Molekül
Carboxy- bzw. Aminogruppen, so entstehen bei entsprechender Aktivierung
meist der Carboxygruppe kovalente Amidbindungen auf der Oberfläche. Für die Gewährleistung
einer regioselektiven Anbindung der zu immobilisierenden Moleküle ist Sorge
zu tragen, dass nicht mehrere gleichartige reaktive Gruppen im Molekül vorkommen.
So ist bei der Immobilisierung von Peptiden zu beachten, dass neben
den terminalen Amino- und Carboxygruppen, diese Funktionalitäten ebenfalls
in Aminosäureresten
vorkommen.
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Die Modifikation der Oberflächen mit
weiteren heterobifunktionellen Linkem erweitert die Möglichkeiten
für eine
Anbindung von Fängermolekülen an Oberflächen. Ziel
derartiger weiterer Modifikationen ist es häufig, eine chemoselektive Anbindung über eine
bestimmte funktionelle Gruppe im Fängermolekül zu erreichen. Eine Aminooberfläche kann
z. B. mit N-Succinimidyl-3-maleimidopropionat,
ein mit N-Hydroxysuccinimid aktiviertes Maleinimidderivat, in eine
maleinimidaktivierte Oberfläche
umgewandelt werden (Oh SJ, Cho SJ, Kim CO, Park, JW (2002) Langmuir
18, 1764–1769).
An diese Oberfläche
können bevorzugt
Thiolgruppen in einer Michael-Addition addieren und ein Molekül als Thioether
immobilisieren.
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Epoxygruppen sind reaktiv gegenüber einer Vielzahl
nukleophilen funktionellen Gruppen wie Amino-, Thiol- oder Hydroxygruppen.
Ihre Spezifität
gegenüber
diesen unterschiedlichen Nucleophilen, lässt sich über den pH-Wert der Lösung, aus
dem das Fängermolekül auf dieser
Oberfläche
ausgebracht wird, steuern. Des weiteren lässt sich mit durch die Behandlung
mit einem Dithiolbehandlung wie z. B. Ethandithiol aus einer Epoxyoberfläche leicht
eine Thioloberfläche
erzeugen. Die Anbindung von Molekülen an diese Thioloberfläche funktioniert
z. B. durch Thiolgruppenaustausch mit einer Disulfidgruppe des Fängermoleküls unter
Ausbildung einer neuen Disulfidbindung mit der Oberflaeche (Rogers
Y, Jiang-Baucom P, Huang Z, Bogdanov V, Anderson S, Boyce-Jacino
MT (1999) Anal Biochem 266, 23-30).
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Im Gegensatz zu diesen kovalenten
Anbindungsmethoden eignen sich auch Molekülkomplexe mit sehr kleinen
Dissoziationskonstanten für
Immobilisierungen. Ausführlich
wurde die Wechselwirkung zwischen Biotin und Streptavidin beschrieben
und zur Funktionalisierung von Oberflächen eingesetzt. Wenn Biotin
z.B. über
eine Amidbindung auf eine Oberfläche
gebunden wird, dann ist die Möglichkeit offen,
Streptavidin nicht-kovalent an die Oberfläche zu binden. An dieses Streptavidin
können
wiederum biotinylierte Moleküle
binden.
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Anders als bei den zweidimensionalen
Monolagen funktioniert die Immobilisierung in Gelen, die dreidimensionale
Gestalt haben. Dabei können
die Moleküle über funktionelle
Gruppen direkt während der
Polymerisation eingebunden (Vasiliskov AV, Timofeev EN, Surzhikov
SA, Drobyshev AL, Shick VV, Mirzabekov AD (1999) Biotechniques 27,
592–605) oder
einfach in den engen Maschen dreidimensionaler Netze, z.B. eines
Polyacrylamidgels, eingeschlossen werden (Delgado M, Spanka C, Kerwin
LD, Wentworth P, Janda KD (2002) Biomacromolecules 3, 262–271).
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DNA Microarrays. Sind auf einem planaren Substrat
DNA-Moleküle
immobilisiert, so wird von einem DNA-Microarray oder DNA-Chip gesprochen. DNA-Moleküle sind
dabei als Microspots in hoher oder sehr hoher Dichte (Microspots/Fläche) aufgetragen.
Die immobilisierten DNA-Moleküle
dienen als Fänger
für DNA-Moleküle in einer
Probelösung. Komplementäre markierte
DNA aus der Probenlösung
hybridisiert mit DNA auf der Oberfläche und erzeugt dadurch ein
Signal auf der Oberfläche.
Die Markierung gestattet entweder die direkte Auslesung über Fluoreszenz
oder Radioaktivität
oder aber erlaubt die Bindung von Molekülen, die wiederum eine Detektion
erlauben. DNA-Chips werden z.B. für Mutationsanalysen und zur
Erstellung von Genexpressionsprofilen genutzt.
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Bei Mutationsanalysen werden Oligonucleotide
auf einem Chip aufgetragen, die komplementär zu Genmutationen sind (Goto
S, Takahashi A, Kamisango K, Matsubara K (2002) Anal Biochem 307, 25–32). Dabei
werden auch einzelne Basenaustausche berücksichtigt. Unter stringenten
Bedingungen wird das Microarray mit markierter Proben-DNA inkubiert. Ein
Signal auf dem Chip deutet direkt auf Hybridisierung und das Vorliegen
einer Genmutation im untersuchten DNA-Pool hin.
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Zur Erstellung von Genexpressionsprofilen werden
DNA-Chips verwendet, auf denen eine Auswahl von Oligonucleotiden
immobilisiert sind (Lockhart DJ, Winzeler EA (2000) Nature 405,
827–836). Mit
einer markierten cDNA-Probe wird der Chip inkubiert. Findet Hybridisierung
statt, so enthält
das Signalmuster auf der Oberfläche
Information darüber, welche
Gensequenzen in der Probe, aus der die cDNA erzeugt wurde, exprimiert
waren. Zwei verschiedene Proben können vergleichend auf einem Chip
untersucht werden, wenn beide Proben unterschiedlich markiert sind,
z. B. mit zwei spektral unterschiedlichen Fluoreszenzfarbstoffen.
Diese Technik wird häufig
in der Tumorforschung angewandt, um Genexpressionsprofile von Tumorzellen
mit denjenigen gesunder Zellen zu vergleichen.
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Komplementarität der Sequenzen von Oligonucleotiden
ist eine hinreichende Bedingung für Hybridisierung. Dreidimensionale
Konformationen wie bei den Interaktionen von Proteinen spielen eine
geringe Rolle. Deshalb kann in der DNA-Chip-Technologie auf synthetische
Oligonucleotide für
die Immobilisierung zurückgegriffen
werden. Diese können durch
Festphasensynthese mit der Phosphoramidit-Methode hergestellt werden
(Beaucage SL (2001) Curr Med Chem, 8, 1213–1244). Auch PCR (Polymerase
Chain Reaction) ist eine Möglichkeit,
Oligonucleotide zu gewinnen. Oligonucleotide können aber auch direkt auf der
Oberfläche
synthetisiert werden. Entweder werden klassische Schutzgruppen eingesetzt
und an gezielten Stellen auf dem Chip gespalten oder es werden temporäre Schutzgruppen
eingesetzt, die durch Bestrahlung mit Licht abgespalten werden und
reaktive Zentren für
einen folgenden Kupplungszyklus freisetzen (Barone AD, Beecher JE,
Bury PA, Chen C, Doede T, Fidanza JA, McGall GH (2001) 20, 525–531).
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Proteinmicroarrays. Protein-Microarrays oder
Protein-Chips sind den DNA-Microarrays ähnlich (Stoll D, Templin MF,
Schrenk M, Traub PC, Vöhringer
CF, Joos TO (2002) Front Biosci 7, 13–32). Auf kleinen Flächen eines
Substrates werden Proteine immobilisiert (MacBeath G, Schreiber
SL (2000) Nature 289, 1760–1763).
Die Immobilisierung von Proteinen zur Detektion molekularer Interaktionen mit
Probenmolekülen
ist jedoch anspruchsvoller als die von Oligonucleotiden, da bei
Proteinen die Bindungseigenschaften nicht nur aus der Aminosäuresequenz,
sondern aus der dreidimensionalen Anordnung der Aminosäuren im
nativen, gefalteten Zustand des Proteins bestimmt werden. Sofern
die Anwendung die native räumliche
Faltung der Proteine erfordert, ist sicherzustellen, dass diese
räumliche Faltung
während
der Immobilisierung und Handhabung des Chips erhalten bleibt. Protein-Chips
werden z.B. zur Erstellung von Proteomprofilen, zur Charakterisierung
von Antikörpern
oder zum Auffinden von Tumormarkern oder Enzymsubstraten eingesetzt.
In letzterem Fall beruht der Nachweis der Aktivität auf der
Umsetzung der auf dem Microarray immobilisierten Proteine oder Peptide,
die als Substrate für
die Reaktion dienen (Houseman BT, Huh JH, Kron SJ, Mrksich M (2002)
Nature Biotech 20, 270–274).
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Ein Beispiel für die Erstellung von Proteomprofilen
ist die Analyse des Proteoms von Krebszellen. Antikörper gegen
einzelne Proteine werden auf einem festen Substrat immobilisert
und mit Probelösung
inkubiert. Die Proteine der Probelösung binden an entsprechenden
Antikörper
und erzeugen, sofern sie markiert wurden oder mit einem markierten
Sekundärantikörper detektiert
werden, ein entsprechendes Signal auf der Oberfläche. Das resultierende Signalmuster
lässt direkt
auf das Proteinexpressionsprofil in der Probe schließen (Knezevic
V, Leethanakul C, Bichsel VE, Worth JM, Prabhu VV, Gutkind JS, Liotta
LA, Munson PJ, Petricoin EF, Krizman DB (2001) Proteomics 1, 1271–1278).
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Um Antikörper zu charakterisieren, werden Proteine
oder Peptide, die mögliche
Epitope darstellen, auf einer Oberfläche immobilisiert und der Microarray
wird mit Antikörperlösung inkubiert.
Auch hier muss der Antikörper
markiert sein oder mit einem markierten Sekundärantikörper detektiert werden (Cahill
DJ (2001) J Immunol Methods 250, 81–91).
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Microarrays mit kleinen Molekülen (Small-Molecule
Microarrays). Statt Proteinen oder Oligonucleotiden lassen sich
auch kleine organische Moleküle
oder synthetische Peptide auf einem Chip immobilisieren (Heiduschka
P, Göpel
W, Beck W, Kraas W, Kienle S, Jung G (1996) Chem Eur J 2, 667–672) bzw.
synthetisieren (Frank R (2002) J Immunol Methods 267, 13–26). Peptidmicroarrays
können
sowohl den Protein- als auch den Microarrays mit kleinen Molekülen zugerechnet
werden. Oft stammen diese niedermolekularen Verbindungen aus kombinatorischen
Substanzbibliotheken (Jung G (ed.) (1996) Wiley-VCH, Weinheim; Birkert
O, Tünnemann
R, Jung G, Gauglitz G (2002) Anal Chem 74, 834–840).
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Mit diesen Substanzbibliotheken auf
Chips ließen
sich bereits einige Protein-Ligand-Wechselwirkungen (MacBeath G, Koehler
AN, Schreiber SL (1999) J Am Chem Soc 121, 7967–7968) oder gar Regulatoren
für Proteinaktivität (Kuruvilla
FG, Shamji AF, Sternson SM, Hergenrother PJ, Schreiber SL (2002)
Nature 416, 653657) identifizieren.
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Immobilisierte Peptide wurden verwendet, um
Enzymsubstrate, zum Beispiel Kinasesubstrate (Houseman BT, Huh JH,
Kron SJ, Mrksich M (2002) Nature Biotech 20, 270–274), zu identifizieren.
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Zell-Chips. Es wird zunehmend versucht,
die Vorteile der Microarray-Technologie, d. h. Gewinnung einer Vielzahl
von Parametern bei einem Minimum an Fängermolekülen und Testsubstanz, auch
bei Zellanalysen zu nutzen. Dabei wachsen Zellen als Zellkultur
oder Kokultur verschiedener Zelllinien auf funktionalisierten Substraten
bzw. werden Zellen mit diesen Substraten in Kontakt gebracht (Blau
A, Weinl C, Mack J, Kienle S, Jung G, Ziegler C (2001) J Neurosc Methods
112, 65–73).
Durch eine geeignete Funktionalisierung der Oberfläche kann
das Zellwachstum auf solche Bereiche beschränkt werden, in denen eine Substanztestung
durchgeführt
werden soll. Eine derartige Vorgehensweise und der Einsatz zur Testung
von Substanzen in zellulären
Nachweisverfahren wurden z. B. in WO0017624 und
DE10032730A1 dargelegt.
In WO0017624 wurden Mikrokavitäten durch
Auflegen einer Mikrotiterplatte auf den Zellchip erzeugt wurden.
Im folgenden wird der Begriff der Testsubstanz synomym mit dem Begriff
des Fängermoleküls, wie
er oben für
auf dem Microarray immobilisierte Substanzen gebraucht wurde, verwendet.
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Mit geeigneten Mikromessmethoden
kann eine Vielzahl funktioneller Parameter in den Zellen gemessen
werden. So kann durch den Einsatz von automatisierter Fluoreszenzmikroskopie
mit digitaler Bildaufnahme der Einfluss von potenziellen Wirkstoffmolekülen auf
die Translokation von Proteinen und Vesikeln in Zellen automatisiert
bestimmt werden. Messvorrichtungen und Methoden wurden von der Firma
Cellomics z. B. in WO003246, WO0079241 und WO0070342 dargelegt.
Die Kleinheit der Zellen ist per se kompatibel mit einer hohen Probendichte, sofern
für eine
hinreichend kleine Zellzahl ein statistisch aussagekräftiges Ergebnis
gewonnen werden kann. Des Weiteren wurden Träger vorgestellt, mit dem elektrophysiologische
Untersuchungen an einzelnen Zellen durchgeführt werden können (Fertig
N, Blick RH, Behrends JC (2002) Biophys J 82, 3056–3062) und
DE10032568A1 .
In einer weiteren Anwendung wurden HeLa-Zellen mittels einer Stempeltechnik
auf eine funktionalisierte Oberfläche aufgebracht und deren Sauerstoffverbrauch
mit Mikroelektroden gemessen (Nishizawa M, Takoh K, Matsue T (2002)
Langmuir 18, 3645–3649).
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Der Stand der Technik der bisherigen
Anwendung von Microarrays für
zellbiologische Untersuchungen ist in der Applikation einer Testsubstanzen
pro physikalisch abgegrenztem Testfeld limitiert. Werden Substanzmischungen
getestet, wie es in der kombinatorischen Chemie häufig erfolgt,
so kann eine biologische Aktivität
nicht einer einzelnen Substanz innerhalb der Mischung zugewiesen
werden. Die Testung unterschiedlicher Substanzen erfordert eine
physikalische Trennung der Testfelder. Vorrichtungen, in der über Mikrofluidik
Testsubstanzen zu unterschiedlichen Mikrokavitäten geleitet werden kann, wurden
z. B. in WO0017624 und CN1330154 dargelegt.
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Sampson et al. (Sampson NS, Mrksich
M, Bertozzi CR (2001) PNAS 98, 12870–12871) ist das Problem der
Trennung von unterschiedlichen Testfeldern in zellulären Microarrays
durch die kovalente Immobilisierung von Testsubstanzen umgangen,
deren Einfluss auf das Zellwachstum untersucht wurde. Mit einem
solchen Microarray lassen sich beispielsweise Liganden gegen Zelloberflächenmoleküle identifizieren,
die das Zellwachstum beeinflussen. Eine derartige Vorrichtung ist
jedoch auf Testsubstanzen limitiert, die ihre Wirkung auf extrazelluläre Proteine
ausüben.
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Schwenk hat den Nachweis von zellulären Oberflächenantigenen
demonstriert, indem je Testfeld ein unterschiedlicher Zelltyp mit
einem Kontaktprinter mikrostrukturiert auf die Oberfläche aufgebracht
wurde und die Bindung eines Typs von Antikörpern gegen Zelloberflächenproteine
getestet wurde (Schwenk J, Stoll D, Templin MF, Joos TO (2002) Biotechniques).
In diesem Fall entsprachen die Zellen den Fängermolekülen und der Antikörper den Probenmolekülen. Um
die Aktivität
unterschiedlicher Probenmoleküle
zu untersuchen, sind diese mit unterschiedlichen Markierungen zu
versehen, die z. B. aufgrund ihrer spektralen Eigenschaften unterschieden
werden können.
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Biologisch aktive Substanzen entfalten
ihre Wirkung häufig
im Innern von Zellen durch molekulare Wechselwirkung mit intrazellulären Molekülen. Zu diesem
Zweck müssen
zellbiologische Testsysteme derart gestaltet sein, dass eine Aufnahme
von Substanzen in Zellen möglich
ist. Der derzeitige Stand der Technik für die Erzeugung und den Einsatz
von Microarrays wird diesem Anspruch nicht gerecht. Wie dargestellt,
wird eine dauerhafte lokale Anbindung von Fängermolekülen auf der Oberfläche angestrebt. Eine
Ablösung
der Fängermoleküle von der
Oberfläche
und Übertritt
in den Inkubationspuffer würde
die Trennung der einzelnen Testfelder ausheben. Aus diesem Grund
war der Einsatz zellulärer
Microarrays auf Ausführungsbeispiele
der oben dargestellten Art beschränkt. Eine Testung synthetischer
Moleküle,
die ihre Wirkung innerhalb von Zellen entfalten auf einem planaren
Träger
ohne physikalische Trennung von Testfeldern durch Stege voneinander,
wurde bislang nicht beschrieben.
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Allein von Ziauddin et al. (Ziauddin
J, Sabatini DM (2001) Nature 411, 107–110) wurde die Inkorporation
von Transfektions- und Plasmidlösung
in Gelkissen beschrieben. Diese Technologie ist ebenfalls von David
M. Sabatini in WO02077264 dargelegt. Diese Gelkissen waren voneinander
räumlich getrennt.
Nach Aufwachsen von Zellen auf die Gelkissen, wurde von diesen lokal
Plasmid aufgenommen. Der Nachweis der Aufnahme erfolgte über die Expression
des Grünen
Fluoreszenten Proteins GFP. Diese Anwendung ist jedoch auf Moleküle beschränkt, die
sich nicht-kovalent in einer polymeren Matrix inkorporieren lassen
und aufgrund ihrer physikochemischen Eigenschaften langsam aus dieser Matrix
austreten. Für
die Induktion und den Nachweis einer Proteinexpression sind nur
sehr geringe Mengen aufgenommener DNA erforderlich. Bereits die Freisetzung
kleinster Substanzmengen führt
bei dieser Art des Nachweises bereits zu einem detektierbaren Signal.
Darüberhinaus
sind sich DNA Moleküle, die
unterschiedliche Gene tragen in ihren physikochemischen Eigenschaften
nahezu identisch. Es kann daher eine sehr ähnliche Kinetik der Freisetzung
unterschiedlicher DNA Moleküle
an unterschiedlichen Testfeldern des Microarrays angenommen werden.
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Kleine Moleküle sowie Peptide, die auf ihre biologische
Aktivität
in Zellen getestet werden sollen, unterscheiden sich im Gegensatz
dazu meist erheblich in ihren physikochemischen Eigenschaften. Darüber hinaus
besitzen sie ein deutlich niedrigeres Molekulargewicht als die von
Ziauddin et al. beschriebenen DNA Moleküle. Der Austritt solcher kleinen
Moleküle
aus einer polymeren Matrix erfolgt deutlich schneller als der Austritt
der DNA. Zudem ist zu erwarten, dass die Effizienz und die Kinetik
des Austritts stark von den physikochemischen Eigenschaften des
Probenmoleküls
abhängen.
In Abhängigkeit von
diesen physikochemischen Eigenschaften interagieren diese Probenmoleküle unterschiedlich
stark über
nicht-kovalente Wechselwirkungen mit der Polymermatrix.
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Chemolabile, kovalente Anbindung
der kleinen Moleküle
an das Substrat. Für
eine langsame und hinsichtlich ihrer Kinetik einheitliche Freisetzung von
Molekülen
aus einem Polymer ist daher eine kovalente Verknüpfung mit dem Polymer erforderlich. Die
Freisetzung der Verbindung erfolgt entweder durch die langsame Auflösung des
Polymers unter den Bedingungen der Anwendung oder durch die Inkorporierung
einer unter den Bedingungen der Anwendung spaltbaren chemischen
Bindung zwischen der funktionellen Gruppe über die die Anbindung der Substanzen
an das Polymer erfolgt und dem Teil des kleinen Moleküls, der
auf seine biologische Wirksamkeit untersucht werden soll.
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Unter einer langsamen Freisetzung
wird in diesem Zusammenhang eine Freisetzung mit einer Halbwertzeit
der Bindungsspaltung von typischerweise 12 h bis wenigen Tagen verstanden.
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Diese langsame Kinetik bei zellulären Microarrays
ergibt sich aus der Notwendigkeit, den Zellen zunächst Gelegenheit
für die
Ausbildung eines Kontaktes mit der Oberfläche zu geben.
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Die Anwendung von hydrolyselabilen
Bindungen zur langsamen Freisetzung von Wirkstoffen aus Polymeren
ist im pharmakologischen Bereich beschrieben. Darüber hinaus
werden Wirkstoffe selber so modifiziert, dass sie erst nach Abspaltung
der Modifkikation ihre Wirksamkeit entfalten. Wenn ein Wirkstoff
so derivatisiert wird, dass durch Hydrolyse der Wirkstoff freigesetzt
wird, so lässt
sich über
die Hydrolysegeschwindigkeit die Wirkstofffreisetzung steuern. Diese
Wirkstoffderivate sind ein Beispiel für Prodrugs. Hydrolyselabile
Bindungen sind z.B. Ester mit Thiol- oder aromatischen Hydroxygruppen
Bonina FP, Arenare L, Palagiano F, Saika A, Nava F, Trombetta D,
Caprariis P (1999) J Pharm Sci 88, 561–567,
US2001012893 ). Werden Wirkstoffderivate
enzymatisch gespalten, so lässt
sich dadurch ihre Aktivität
an den Ort der Enzymaktivität
lenken. Diese Vorgehensweise ist z. B. in
US6350780 und WO0059546 dargelegt.
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Disulfidbindungen sind ein weiteres
Beispiel chemolabiler Bindungen. Sie lassen sich durch Oxidation
oder Thiolgruppenaustausch bilden, sind unter vielen Bedingungen
stabil und lassen sich reduktiv, z.B. mit Dithiothreitol, spalten.
Anwendung findet dies unter anderem bei wiederverwendbaren Sensoroberflächen (Schlecht
U, Nomura Y, Bachmann T, Karube I (2002) Bioconjug Chem 13, 188–193).
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Bindungspaltung lässt sich bei geeigneten sensitiven
Gruppen ebenfalls durch Licht oder elektrische Potentiale induzieren.
Eine 1-(2-Nitrophenyl)-ethyl-Gruppe ist z.B. eine durch Licht aus
dem nahen Ultraviolettbereich spaltbare Gruppe. Dies wurde z. B.
für einen
Biotin-Anker genutzt,
um Biotin vom eigentlichen Zielmolekül wieder zu entfernen (Olejnik
J, Sonar S, Krzymanska-Olejnik E, Rothschild KJ (1995) PNAS 92,
7590–7594).
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Leipert et al. haben die mikrostrukturierte
Belegung von Oberflächen
mit Peptid über
elektrochemische Polymerisation beschrieben (Leipert D (1998) Dissertation,
Fakultät
für Chemie
und Pharmazie, Universität
Tübingen).
Die Verwendung eines Chinonesters als Brückenmolekül zwischen einem Anker und
einem funktionellen Molekülteil
erlaubte bei Reduktion des Chinons zum Hydrochinon durch ein elektrisches
Potential die Spaltung einer Bindung in diesem Brückenmolekül und die
Freisetzung des funktionellen Molekülteils (Yeo W, Hodneland CD, Mrksich
M (2001) Chembiochem 7, 590–593).
Bei der beschriebenen Anwendung wurde der Einfluss von Änderungen
des Wachstumssubstrates durch Freisetzung des funktionellen Molekülteils auf
Zellwachstum untersucht.
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Die Freisetzung von Molekülen aus
Polymeren lässt
sich durch Polymere erreichen, die in Abhängigkeit von Umgebungsbedingungen
wie pH-Wert oder Temperatur z. B. eine lockere oder eine kollabierte
Form annehmen. In der lockeren Form ist die Rezeptor-Ligand-Wechselwirkung fast
unbeeinflusst, in der kollabierten Form ist sie aber fast überhaupt
nicht mehr möglich
(Stayton PS, Shimoboji T, Long C, Chilkoti A, Chen G, Harris JM,
Hoffman AS (1995) Nature 378, 472–474).
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Polymere lassen sich auch so synthetisieren, dass
sie Moleküle
nicht nur binden und in ihren Maschen fixieren, sondern auch durch
Diffusion entweichen lassen. Durch die Maschengröße kann diese Freisetzung gesteuert
werden (Delgado M, Spanka C, Kerwin LD, Wentworth P, Janda KD (2002)
Biomacromolecules 3, 262–271).
Alternativ ist ein langsamer Abbau des einschließenden Polymers im Körper möglich (z.
B.
US5548035 ).
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Die mikrostrukturierte Ausbringung
von Proteinen auf einem planaren Träger, der ein polymeres Substrat
geringer Dicke trägt,
wurde von Perkin Elmer LifeSciences beschrieben (HydrogelTM Microarray Substrate). Derartige Träger eignen
sich bei geeigneter chemischer Voraktivierung ebenfalls für die Immobilisierung
von kleinen Molekülen.
Die Möglichkeit
und die Anwendungsmöglichkeiten
einer mikrostrukturierten chemolabilen, kovalenten Anbindung von
kleinen Molekülen
auf derartigen Trägern,
wie sie durch Inkorporation einer chemolabilen chemischen Bindung
zwischen der Funktionalität
des kleinen Moleküls
zur Anbindung an die voraktivierte Gruppe des polymeren Trägers und
dem Teil des Moleküls,
das die relevante biologische Aktivität trägt, ermöglicht wird, und die Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist für
zellbiologische Assays, wurden bislang jedoch nicht erkannt.
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Inhalt der
Erfindung
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Wie zu dem Hintergrund der vorliegenden Erfindung
dargelegt, zielte die mikrostrukturierte Immobilisierung von Verbindungen
in Form von Microarrays bislang fast ausschließlich auf eine stabile Anknüpfung der
Verbindung an das Substrat ab. Das genannte Beispiel, in dem eine
langsame Freisetzung der immobilisierten Verbindung mit dem Ziel
einer Aufnahme in Zellkulturzellen angestrebt wurde, ist wie dargelegt,
nur mit großen
Einschränkungen auf
kleine Moleküle übertragbar.
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Die chemolabile Anbindung an eine
polymere Matrix für
eine langsame Freisetzung eines Wirkstoffes hat nach dem Stand der
Technik bislang ausschließlich
die Bereitstellung einer therapeutischen Darreichungsform des Wirkstoffes
bezweckt. Im Gegensatz zu diesem Stand der Technik zielt die vorliegende
Erfindung auf eine chemolabile Anbindung einer Vielzahl von verschiedenen
Molekülen
auf planaren Trägern
zum Zweck der Testung dieser Moleküle auf eine biologische Aktivität ab.
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Der Inhalt der Erfindung zielt daher
insbesondere auf solche Methoden der chemolabilen Anbindung ab,
die sich in Form einer Mikrostruktur, insbesondere in Form eines
Microarrays auf Substraten ausbringen lassen. Die chemolabile Anbindung
und langsame Freisetzung der Moleküle ist daher unabhängig von
der Einbettung der Moleküle
in eine polymere Matrix. Der Inhalt der Erfindung zielt daher insbesondere
auf die chemolabile, kovalente Anknüpfung von Molekülen auf
einem planaren Substrat in Form einer Monolage ab. Durch Abspaltung
der Substanzen von den Oberflächen,
die bevorzugt in dem Format eines Microarrays aufgebracht werden,
wird angestrebt, solche Substanzen aus der Gesamtheit aller auf
dem Microarray ausgebrachten Substanzen zu identifizieren, die die
Aktivität
von Zellen beeinflussen. Gegenstand der Erfindung sind insbesondere solche
Methoden zur chemolabilen Anbindung von kleinen Molekülen an Oberflächen, die
eine Halbwertzeit der Bindungsspaltung von 12 bis 48 Stunden unter
den jeweiligen physiologischen Bedingungen der verwendeten Zellen
besitzen. Für
Zellkulturzellen aus Säugetieren,
die insbesondere Gegenstand dieser Erfindung sind, sind dies 37 °C und eine
wässrige Umgebung
mit pH 7 – 7,4,
deren ionische Zusammensetzung derjenigen entspricht, die für gewöhnlich in
den Zellmedien und Puffern vorherrscht, wie sie für die Kultivierung
dieser Zellen verwendet wird. Die wesentlichen Merkmale der Erfindung
sind in den 1 und 2 zusammengefasst.
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Auf einem geeigneten Substrat (1)
sind lokal Testsubstanzen aufgebracht (2), wobei der Durchmesser
der Flecken mit Testsubstanz Idealerweise zwischen 100 und 500 μm liegt.
Die Testsubstanzen (6) weisen eine chemische Funktionalität zur Anbindung
an eine reaktive Gruppe auf der Oberfläche auf (3), eine
chemische Bindung, die unter den jeweiligen Bedingungen der Zellkultur
im Sinne der Erfindung spaltbar (chemolabil) ist (4) sowie
eine Gruppierung auf, die auf ihre biologische Aktivität im jeweiligen
biologischen Assay getestet wird (6). Als Optionen kann
die Testsubstanz mit einer Funktionalität versehen sein, die eine Aufnahme
in Zellen steuert (5a) sowie zusätzlich einer Gruppierung, die
die Detektion der Aufnahme der Testsubstanz in Zellen zulässt (5b),
z. B. eine Fluoreszenzmarkierung. Die Steuerung des Wachstums von
Zellen (9) ist zusätzlich über Substanzen
möglich,
die Zellwachstum unterbinden (7) oder fördern (6). Es sind
aber auch Realisierungen der Erfindung möglich, bei denen keine Steuerung
des Zellwachstums stattfindet, sondern die Zellen gleichmäßig auf
dem ganzen Substrat wachsen. Die Aktivität der Zellen wird dann in den Bereichen
ausgelesen, in denen sich Testsubstanz (2) befindet. In
den Zellen sind molekulare Targets (10), die potenziell
in ihrer biologischen Aktivität durch
die Testsubstanz beeinflusst werden können.
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Die typische Durchführung eines
solchen zellulären
Nachweises ist in 2 dargestellt.
(A) Nach der Herstellung eines mit Testsubstanzen mikrostrukturiert
funktionalisierten Substrates (1), wird dieses mit Zellen
(9) inkubiert. Sofern die Oberfläche zusätzlich mit Substanzen funktionalisiert
ist, die das Zellwachstum steuern (7, 8) wachsen
die Zellen nur auf den Bereichen an, in denen sich Testsubstanzen (6)
befinden oder gleichmäßig auf
der ganzen Oberfläche.
(B) Im Laufe der Inkubation lösen
sich die chemolabilen Bindungen (4), so dass Testsubstanzen
unterhalb der Zellen in Lösung
treten. (C) Diese Testsubstanzen werden von den Zellen in Abhängigkeit
von ihren physikochemischen und strukturellen Eigenschaften aufgenommen
und binden innerhalb der Zellen potenziell an molekulare Targets
(10). (D) Die Beeinflussung der zellulären Aktivität wird mit Hilfe einer geeigneten
Detektionsvorrichtung (11), z. B. einem Fluoreszenzmikroskop,
ausgelesen.
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Ein besonderer Vorteil einer chemolabilen, kovalenten
Anbindung der Fängermoleküle auf einem
planaren Substrat in Form einer Monolage liegt in der Möglichkeit,
mit dem gleichen Substrat sowohl zellbiologische Testungen durchführen zu
können, als
auch, sofern die Kinetik der Spaltung der chemolabilen Bindung hinreichend
langsam ist, Bindungstests mit isolierten Probenmolekülen, wie
für Small-molecule
microarrays beschrieben, durchführen
zu können.
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Wie durch eine Abschätzung der
auf einer Oberfläche
in Form einer Monolage immobilisierbaren Moleküle leicht zu erkennen ist,
ist die Anzahl der Moleküle
durchaus ausreichend, um in einer darüber hinaus befindlichen Zellschicht
eine ausreichend hohe lokale Konzentration für eine Substanztestung zu erreichen.
Bei einer Belegung mit einem Molekül Testsubstanz/nm2 sind
auf einem Substanzspot von 100 μm
Durchmesser 7,85 × 109 Moleküle
vorhanden, entsprechend einer Stoffmenge von 1,3 × 1014 mol. Treten alle diese Moleküle in das
Volumen ein, das sich in einer 5 μm
hohen Schicht über
dem Substanzspot befindet, so ergibt sich eine Konzentration von
0,33 mM. Eine Schichtdicke von 5 μm
entspricht der Schichtdicke, die von einer Monolage von Zellen eingenommen
würde.
Aus dieser Abschätzung
ist leicht zu sehen, dass bereits bei einer Ablösung von nur einem Teil der
Substanzmoleküle
Konzentrationen erreicht werden, wie sie für die Substanztestung in zellulären Assays üblicherweise
erforderlich sind. Bei einem gesamten Volumen von 1 ml Inkubationspuffer
für den
gesamten Zellarray, verdünnt
sich diese Substanzmenge, sofern sie in das Gesamtvolumen eintritt,
auf eine Konzentration von 1,3 × 10-11 M. Diese Konzentration liegt deutlich
unterhalb der Konzentration, bei der in der Regel eine biologische
Aktivität
beobachtet wird. Aus dieser Abschätzung ist zu erkennen, dass
trotz des Fehlens einer physikalischen Trennung zwischen den Testfeldern,
tatsächlich
nur in dem jeweiligen Testfeld für
eine Testung relevante Konzentrationen erreicht werden. Sobald die Testsubstanzen
das Testfeld durch Diffusion verlassen, werden sie auf nicht aktive
Konzentrationen verdünnt.
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Eine Anbindung auf einer Oberfläche in Form einer
Monolage besitzt, im Gegensatz zu einer polymeren Matrix, bei Anwendungen,
bei denen auch eine Bindung von isolierten Probenmolekülen beabsichtigt
ist, den Vorteil einer uneingeschränkten Zugänglichkeit der Probenmoleküle an die
Fängermoleküle. Bei
Einbettung in eine polymere Matrix, kann die Maschenweite der Matrix
die Zugänglichkeit
der Probenmoleküle
in das Innere der Matrix erschweren. Diese Limitation polymerer
Trägermaterialien
bei der Nachweisung molekularer Wechselwirkungen ist z. B. beim
sogenannten On-bead Screening bekannt (Meldal M (2002) Tetrahedron
Lett. 43, 6409–6411)
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Als eine Strategie für eine chemolabile
Anbindung mit besonderer Relevanz für die vorliegende Erfindung
sind Verbindungen mit einer Estergruppierung als Linkergruppe zu
nennen. Esterbindungen in wässrigen
Lösungsmitteln
durch Wasser gespalten. Wasser ist grundlegender Bestandteil jeder
zellulären
Umgebung und dadurch in biologischer Sicht ein sehr geeignetes Spaltreagenz.
Nach allgemeinem Kenntnisstand ist die Hydrolysestabilität von Estergruppen
sowohl abhängig
von Substitution des Carbonyl-Kohlenstoffs als auch von der des
alkoholischen Sauerstoffs. So sind aromatische Ester, wie sie z.
B. durch die Veresterung der Hydroxygruppe der Aminosäure Tyrosin
mit Carbonsäuren
erzeugt werden können,
weniger stabil gegenüber
Wasser als z. B. ein aliphatischer Ester, wie er durch Veresterung
der Hydroxygruppe der Aminosäure
Serin mit einer Carboxygruppe erzeugt werden kann. Die Stabilität aromatischer
Ester kann darüber
hinaus durch geeignete Substitution des Aromaten beeinflusst werden,
die die Elektronendichte im Aromaten ändern. Substituenten, die die
Elektronendichte verringern, bewirken eine einfachere Spaltbarkeit
der Estergruppe, während
Substituenten, die die Elektronendichte erhöhen, die Spaltbarkeit erschweren.
Thiolester sind in ihrer Stabilität den jeweiligen alkoholischen
Estern vergleichbar. Seitenketten von Aminosäuren wie z. B. Polylysin in
der Nachbarschaft der Esterbindung beschleunigen die Hydrolyse des
Esters.
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Wie sich bei der Etablierung von
Estergruppierungen als hydrolyselabile chemolabile Gruppierung für die langsame
Freisetzung von Molekülen von
Oberflächen
jedoch überraschenderweise
gezeigt hat, ist die Hydrolyselabilität von Verbindungen, die eine
Estergruppierung tragen in Lösung,
nicht mit derjenigen auf Oberflächen
vergleichbar.
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Ausführungsbeispiel: Verwendung
von Estergruppierungen als chemolabile Gruppierung.
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Die Verwendung einer Estergruppierung
zur chemolabilen Immobilisierung von kleinen Molekülen wurde
anhand von Verbindungen getestet, bei denen jeweils Serin, Cystein
oder Tyrosin mit der Carboxygruppe von Cystein verestert wurden.
Die Sulfhydrylgruppe des Cystein, das als Carboxykomponente eingesetzt
wurde, diente der regioselektiven Anbindung der Esterverbindungen
auf Maleinimid-voraktivierten Oberflächen.
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Zur Verfolgung des Hydrolyseverlaufs
von Oberflächen,
wurde der N-terminus der Aminosäuren,
die als Abgangsgruppen dienten, zusätzlich mit dem Fluoreszenzfarbstoff
Carboxyfluoreszein als Reportergruppe markiert.
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Die Synthese dieser Verbindungen
erfolgte nach allgemein bekannten Methoden der Festphasenpeptidsynthese
durch Kopplung von Fmoc-Ser(Trt)-OH, Fmoc-Cys(Mmt)-OH oder Fmoc-Tyr(ClTrt)-OH
auf Rinkamid-Harz. Nach Fmoc-Abspaltung erfolgte die Kupplung von
Carboxyfluoreszein an die Aminogruppe und die Umsetzung der Hydroxygruppen
des Carboxyfluoreszeins mit di-tertiär-butyl-dicarbonat. Danach
wurden die Trt-Schutzgruppe des Serin, bzw. die Mmt-Schutzgruppe
des Cysteins oder die ClTrt-Schutzgruppe des
Tyrosins selektiv entfernt und die freiwerdende Gruppe mit Boc-Cys(Trt)-OH verestert. Dazu
wurden 5 eq Boc-Cys(Trt)-OH und DMAP (N,N-Dimethyl-4-aminopyridin) (2
eq) in 1 ml DMF gelöst
und DIC (5 eq) zupipettiert. Die gemischte Lösung wurde auf das jeweilige
trockene Harz mit den entschützten Aminosäuren gegeben
und 3 Stunden geschüttelt. Das
Harz wurde nach Reaktionsende mit DMF, Methanol, DCM und Diethylether
gewaschen. Nach diesem letzten Schritt am Harz wurden die Peptide
abgespalten. Der Serinester ist im folgenden PS benannt, der Cystein-Thiolester
PC und der Tyrosinester PY.
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In 3 ist
die Struktur der Oberflächenbeschichtung,
auf der die Immobilisierung der Ester erfolgte, dargestellt. In
der linken Bildhälfte
ist die Molekülstruktur
der Maleinimidoberfläche,
in der rechten Bildhälfte
die der PEG-Maleinimidoberfläche
(rechts) auf einem Glasträger
aufgezeichnet. Der Glasträger ist
als horizontale Linie dargestellt.
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4 zeigt
das HPLC-Chromatogramm (UV-Detektion bei 214 nm) und die Strukturformel von
Fluo-Tyr(Cys)-NH2 Die Immobilisierung auf
einer in 3 gezeigten,
maleinimidaktivierten Oberfläche
findet über
die freie Thiolgruppe statt.
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In 5 ist
Molekülstruktur
des Peptids PY, dessen Thiolgruppe an die Doppelbindung des Maleinimids
addiert ist (links) und damit als Thioether immobilisiert ist und
von Mercaptoethanol, als Thioether an die Oberfläche gebunden (rechts) gezeigt. Zunächst wurde
das Zeitfenster der Hydrolyse bestimmt, welches eine Halbwertszeit
von etwa 48 h nicht überschreiten
sollte. Des Weiteren wurde auf diese Weise sichergestellt, dass
die Spaltung des Peptids tatsächlich
an der Esterbindung stattfindet. Beides konnte durch HPLC- und MALDI-MS-Analysen
der Peptidlösungen
ermittelt werden.
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Für
die Peptidlösungen
wurden je 1 mg der Peptide PS, PC und PY in 10 μl DMF in einem Plastikreaktionsgefäß gelöst und mit
HBS auf 1 ml aufgefüllt
(HEPES gepufferte Kochsalzlösung,
HEPES(4-(2-Hydroxyethyl)-piperazin)-1-ethansulfonsäure)): HEPES
(2,38 g, 10 mmol), Natriumchlorid (7,89 g, 135 mmol), Kaliumchlorid
(372,5 mg, 5 mmol), Magnesiumchlorid (95,3 mg, 1 mmol) und Calciumchlorid
(111,1 mg, 1,8 mmol) wurden in 1 1 bidestilliertem Wasser gelöst und auf
pH 7,3 eingestellt). Die Reaktionsgefäße wurden fest verschlossen
und in einem Heizblock bei 37 °C
stehen gelassen. Aliquots wurden zu Beginn, nach 24 h und nach 48
h entnommen. Nach Entnahme eines Aliquots wurde dieses entsalzt.
Dazu wurde eine Entsalzungssäule
(Hewlett-Packard) mit je 1 ml destilliertem Wasser, ACN, 0,1 %TFA
und nochmals destilliertem Wasser äquilibriert. 100 μl Peptidlösung wurde aufgetragen
und dreimal mit 1 ml destilliertem Wasser gewaschen. Mit 100 μl ACN, 0,1
% TFA wurde das Peptid von der Säule
eluiert und in einem Plastikreaktionsgefäß aufgefangen. Bis zur Analyse
wurde die entsalzte Peptidlösung
bei –20° C aufbewahrt. Von
jeder entsalzten Aliquotlösung
wurden eine analytische HPLC-Analyse und ein MALDI-Massenspektrum
aufgenommen. In den HPLC-Chromatogrammen waren bereits nach 24 h
die Signale des Ausgangsstoffes nicht mehr vorhanden. Im MALDI-Spektrum
konnte die Masse des Fragmentes nach Esterspaltung nachgewiesen
werden (Peptidfragmentmassen [m/z] berechnet/gemessen: PS: 461,4/463,1;
PC: 476,5/479,0; PY: 537,5/539,2).
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Zur Bestimmung der Hydrolyse auf
Oberflächen
wurden die Peptide PS, PC und PY auf Maleinimidoberflächen und
auf PEG-Maleinimidoberflächen (4, 5) aufgebracht. Beide Oberflächenvarianten besitzen
Maleinimidgruppen, die über
Amidbindungen auf die Oberfläche
aufgebracht wurden, unterscheiden sich aber in ihrer Struktur zwischen Maleinimid
und Glas. Bei den PEG-Oberflächen
wurde statt einer direkten Aminofunktionalisierung eine Epoxyfunktionalisierung
durchgeführt
und die Epoxygruppen anschließend
mit Diamino-PEG in eine hydrophilere Aminooberfläche umgewandelt. Es ist im
Gebiet der Oberflächenfunktionalisierung
bekannt, dass durch derartige weitere Funktionalisierungen unspezifische
Wechselwirkungen von Molekülen
an Oberflächen
beeinflusst werden können.
Insbesondere wurde in diesem Durchführungsbeispiel untersucht, ob
eine zusätzliche
Funktionalisierung der Oberfläche
mit Diamino-PEG die Kinetik der Freisetzung der Peptide von der
Oberfläche
beeinflusst.
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Als Oberfläche wurde Glas verwendet, das chemisch
modifiziert und damit funktionalisiert wurde. Als Substrate zur
Oberflächenfunktionalisierung dienten
handelsübliche
Mikroskopiedeckgläser
mit 12 mm Durchmesser. Weil immer nur eine Glasseite chemisch behandelt
wurde, wurden die Deckgläser mit
einem Glaskratzer so markiert, dass beide Seiten unterscheidbar
waren. Funktionalisierte Deckgläser wurden
bis zu ihrem Gebrauch unter Argongas in der Dunkelheit aufbewahrt.
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Die Deckgläser wurden in einem Acetonbad unter
Ultraschall 15 min gereinigt, getrocknet und 30 min in Piranha-Lösung (25
ml 30 % wässriges
H2O2 und 30 ml H2SO4) behandelt,
anschließend
gründlich mit
bidestilliertem Wasser gespült
und trockengeblasen. Eine Lösung
aus 3 % Aminopropyltriethoxysilan in Ethanol/Wasser 95:5 (v/v) wurde
5 min geschüttelt und
anschließend
wurde davon 60 μl
auf die Glasoberseite pipettiert. In einer geschlossenen Reaktionskammer
standen die Gläser
genau 60 min. Durch Eingießen
von Ethanol in die Kammer wurde die Reaktion abgestoppt. Die Gläser wurden
mit Ethanol gespült,
trocken geblasen, 60 min bei 99° C
stehen gelassen, nach dem Abkühlen
nochmals mit Ethanol gespült
und getrocknet. Dann wurde auf die Glasoberseite 80 μl Succinimidylmaleimidopropionat
in DMF (1 mg/ml) pipettiert und in einer geschlossenen Reaktionskammer
3 h stehen gelassen. Die Reaktionslösung wurde mit DMF und Ethanol
abgespült und
die Gläser
getrocknet. Für
die Peptidimmobilisierung thiolhaltiger Peptide wurde 200 μg Peptid
(ca. 400 nMol) in 10 μl
DMF gelöst.
Aus dieser Lösung wurde
jeweils frisch ein Aliquot entnommen und mit dem zehnfachen Volumen
Ammoniumacetatpuffer (10 mM, pH 6,8) aufgefüllt (ca. 4 mM Peptidlösung). Daraus
wurden Tropfen zu 0,3 μl
auf die Glasoberfläche
aufgetropft und 20 min in einer mit Wasserdampf gesättigten
Reaktionskammer stehen gelassen. Durch Öffnen der Kammer trockneten
die Tropfen und das Glas wurde 30 min lang in ein Mercaptoethanolbad
gelegt. Mercaptoethanol und ungebundenes Peptid wurde durch Spülen mit
Ethanol, DMF und Aceton entfernt und die Gläser durch einen Luftstrom gerocknet.
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PEG (Polyethylenglycol)-Maleinimidoberflächen wurden
nach folgender Vorschrift hergestellt: Zuerst wurden Oberflächen mit
Epoxygruppen hergestellt. Auf die mit Epoxygruppen funktionalisierten Gläser wurde
50 μl Bis(3-Aminopropyl)-PEG
800 pipettiert und über
Nacht bei 70° C
in einer geschlossenen Kammer stehen gelassen. Nach Abkühlen wurden
die Gläser
mit Aceton gespült
und getrocknet. Die Einführung
der Maleinimidgruppe und die Peptidimmobilisierung erfolgten oben
beschrieben.
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Die Peptide wurden in Ammoniumacetat-Puffer
auf die Oberfläche
manuell aufgetropft. Die Inkubationsbedingungen wurden so gewählt, dass eine
Ausbringung mit einem automatisierten Pipettierroboter bis zu nanoliter
und subnanoliter Volumina ebenfalls möglich ist. Die kovalente Anbindung
an die Oberfläche
erfolgte durch eine Michael-Addition der Thiolgruppe an die Doppelbindung
des Maleinimids (5).
Für eine
lokal begrenzte Immobilisierung des Peptids auf der Oberfläche wurde
der Tropfen erst eingetrocknet, dann wurden restliche Maleinimidgruppen
durch Reaktion mit Mercaptoethanol abreagiert. Zuletzt wurde nicht-gebundenes
Peptid durch Waschen im Ultraschallbad mit DMF von der Oberfläche entfernt. 5 stellt schematisch die Oberflächenfunktionalisierung
dar. Der linke Bildabschnitt zeigt über ein Thioether immobilisiertes Peptid
PY. Nicht mit Peptid behandelte Oberfläche wurde mit Mercaptoethanol
abgesättigt.
Die Thiolgruppe des Mercaptoethanols addiert an die Doppelbindung
des Maleinimids und die Hydroxyethylgruppen bilden wie im rechten
Bildabschnitt gezeigt die Endgruppen der Oberfläche.
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Die Betrachtung der mit Carboxyfluoreszein (Fluoreszein)
markierten Peptide auf den Oberflächen geschah mit einem Epifluoreszenzmikroskop (6). In der unteren Reihe
wurde ein mit Fluoreszein markiertes modifiziertes Myc-Tag-Peptid
(Fluoreszein-EQKLISEEDLC)
immobilisiert, das über
ein C-terminales Cystein auf der Oberfläche immobilisiert wurde. Es
wurde als Referenzpeptid ausgewählt,
weil es in dieser Form bereits mit guter Reinheit hergestellt und
gut wasserlöslich
war. Wegen der Abwesenheit von hydrolyselabilen Bindungen wurde eine
stabile Anbindung auf der Oberfläche
erwartet. Die hellen Stellen der 6 entsprechen
den peptidfunktionalisierten Bereichen auf der Oberfläche. Jedes
Peptid wurde in den oberen beiden Reihen zweimal, jeweils untereinander
aufgetragen. Die hellen Gebiete sind sehr homogen und haben eine scharfe
Begrenzung. Der Hintergrund ist schwarz, da dort Fluoreszein fehlt.
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Zur Bestimmung der Hydrolyse der
oberflächengebundenen
Peptidester von der Oberfläche, wurden
Deckgläser,
auf denen die Peptidester PS, PC und PY immobilisiert worden war,
in HBS bei 37°C
inkubiert. Kurz vor der Inkubation sowie nach 5 h, nach 24 h und
nach 48 h wurden nach kurzem Spülen
mit Wasser mikroskopische Aufnahmen gemacht (6). In der linken Spalte sind die Peptidester
zu den Zeitpunkten 0 h, 5 h, 24 h und 48 h (von oben nach unten)
zu sehen, die auf einer Maleinimidoberfläche ausgebracht waren; in der
rechten Spalte immobilisierte Peptidester auf PEG-Maleinimidoberfläche zu den
Zeitpunkten 0 h, 5 h, 24 h und 72 h. Bei den jeweils unteren drei
Punkten in jeder Teilabbildung handelt es sich um ein nicht hydrolysierbares Kontrollpeptid,
die oberen beiden Punkte links sind PS, die oberen beiden Punkte
in der Mitte sind PC und die oberen beiden Punkte rechts PY. In
der linken Spalte sind Aufnahmen eines Deckglases mit Maleinimidoberfläche, in
der rechten Spalte mit PEG-Maleinimid dargestellt. Von oben nach
unten nimmt jeweils die Inkubationsdauer zu. Deutlich erkennbar
ist eine Abnahme der Helligkeit der beiden oberen, rechten Gebiete.
Auf diesen Gebieten war PY immobilisiert. Die anderen Gebiete behalten
ihre Helligkeit bei. Das bedeutet, dass zum einen sowohl PS als auch
PC auf der Oberfläche
nicht feststellbar hydrolysieren bzw. von dieser freigesetzt werden.
Von der Konstanz der Helligkeit des Kontrollpeptides konnte die
Stabilität
der Oberflächenbeschichtung
in HBS abgeleitet werden.
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Mit digitaler Bildverarbeitung konnten
die mikroskopischen Aufnahmen bezüglich ihrer Helligkeit quantitativ
ausgewertet werden. Es wurde von jedem hellen Gebiet mit oberflächengebundenem
Peptid bzw. Ester die mittlere Helligkeit bestimmt. Zur Korrektur
von Defokussierung und Photobleichung wurden die Helligkeiten der
Ester durch die Helligkeit des Kontrollpeptides der jeweiligen Aufnahme
geteilt und diese korrigierten Werte gegen die Inkubationsdauer aufgetragen.
Die Resultate dieser Auswertung sind für Maleinimidoberflächen in 7 und für PEG-Maleinimidoberflächen in 8 wiedergegeben. Für Serinester
sind Rauten abgebildet, für
Cysteinester Quadrate und für
Tyrosinester Dreiecke.
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Die Hydrolyse auf der Oberfläche war
bei allen drei Peptidestervarianten gegenüber der Hydrolyse in Lösung verlangsamt.
Dennoch lag die Hydrolysegeschwindigkeit von (PY) im Rahmen des
vorgegeben Zeitfensters für
einen Einsatz in zellulären
Microarrays. Die Helligkeit des Peptidesters PY fällt innerhalb
des Inkubationszeitraumes auf etwa 30 % seiner Ausgangshelligkeit
ab.
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In 6–8 ist zu erkennen, dass sich
die Helligkeiten der drei Peptidester PS, PC und PY auf der PEG-Maleimiooberfläche ebenso
wie auf der Maleinimidoberfläche
unterschiedlich verhalten. Auch hier nimmt die Helligkeit des Peptidesters
PY ab, während
die anderen beiden Peptidester konstante Helligkeit zeigen. Die
Helligkeit des Gebietes mit PY nimmt jedoch nur auf etwa 55 % seiner
Ausgangshelligkeit während
des Inkubationszeitraums von 70 h ab. Offensichtlich unterscheiden
sich die Hydrolysegeschwindigkeit auf verschiedenen Oberflächen und ist
auf der PEG-Maleinimidoberfläche langsamer
ist als auf der Maleinimidoberfläche.
Einschränkend
ist zu sagen, dass mit dem gewählten
Messprotokoll nicht zwischen Hydrolyse und Freisetzung von Oberfläche unterschieden
werden kann. Letztere ist jedoch für die Aufnahme der Verbindungen
in Zellen entscheidend.
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Die Eignung des Tyrosinesters für die Freisetzung
kleiner Moleküle
unter Zellkulturbedingungen wurde durch Inkubation eines Deckglases,
das über
eine Maleinimidoberflächen,
die mit PY und Myc-Tag-Peptid als Referenz beschichtet war, mit Zellen
getestet. Zellen wurden in RPMI Zellkulturmedium auf das Deckglas
angesät
und im Brutschrank 24 Stunden inkubiert. Vor und nach der
Inkubation wurden Aufnahmen gemacht (9).
Die schematische Darstellung unten links zeigt die Belegung: 1: PY,
2: Fluo-Myc-Tag-C.
Die Teilabbildung oben links vor der Inkubation, die Teilabbildung
oben rechts nach 24 Stunden Inkubation. Die Teilabbildung unten rechts
zeigt Zellen, die sowohl auf der PY-Fläche (heller
Bereich – rechts)
als auch daneben (dunklerer Bereich -links) wachsen.
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9 zeigt
deutlich eine Abnahme der Helligkeit der PY-Flächen bereits nach 24 Stunden
Inkubation. Allerdings verliert auch Fläche, die mit Referenzpeptid
funktionalisiert wurde, deutlich an Helligkeit. Die Helligkeitsabnahme
des Referenzpeptids ist möglicherweise
auf einen Einfluss der Zellen zurückzuführen. Vermutlich spalten Peptidasen
das Referenzpeptid und setzen auf diese Weise Fluoreszein von der
Oberfläche
frei. Allerdings ist die Helligkeitsabnahme des Tyrosinester gebundenen
Peptides größer. Die
Verträglichkeit
der PY-Funktionalisierung ist anhand der Zellmorphologie im funktionalisierten Bereich
und daneben deutlich zu erkennen.
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Ausführungsbeispiel: Chemolabile
Anbindung von Disulfiden Als eine zweite Strategie für eine reversibe
Immobilisierung mit kontrollierter Freisetzung der Verbindungen
von der Oberfläche
bietet sich die Anbindung über
Disulfide an. Eine Spaltung der Disulfidbrücken ist mit thiolhaltigen
Reagenzien über
eine Thiolaustauschreaktionen möglich.
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Wie bei der chemolabilen Anbindung über Ester,
wird die Strategie mit einer fluoreszenzmarkierten niedermolekularen
Verbindung demonstriert. An Rinkamid-Harz wurde Fmoc-Cys(Trt)-OH
gebunden. Nach Abspaltung der Fmoc-Schutzgruppe wurde an die freigesetzte
Aminogruppe des Cysteins Fluoreszein gekuppelt und danach die Trityl-Schutzgruppe des
Cysteins selektiv entfernt. Für
die effiziente Ausbildung von Disulfidbrücken, wurden die Thiolgruppen
der Testverbindung mit 2,2'-Dithiopyridin aktiviert.
Dabei bildet sich durch Disulfidaustausch ein Disulfid zwischen
der Thiolgruppe des Peptides und 2-Thiopyridin. Das Thiopyridin
kann durch andere Thiolgruppen substituiert werden. Zur Aktivierung wurde
2,2'-Dithiopyridin
(5 eq) in 2,5 % Essigsäure
in DCM gelöst,
zum trockenen Harz gegeben, 1 h geschüttelt, abgesaugt und mit DMF,
Methanol, DCM und Diethylether gewaschen. Um eine quantitative Aktivierung
zu erreichen, wurden die Reaktionsschritte einmal wiederholt.
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Das MALDI-Spektrum und das HPLC-Chromatogramm
zeigten neben dieser Zielverbindung (PTP) (Masse errechnet: 585,5
m/z; Masse gemessen: 587,9 m/z) noch die Bildung disulfidverbrückter homodimere
Peptide (PHD) (Masse errechnet: 950,9 m/z; Masse gemessen: 955,3
m/z). Diese Homodimerisierung fand vermutlich bereits auf dem Harz statt,
indem noch freie Thiolgruppen mit bereits gebildeten Disulfiden
austauschten. Die Struktur der voraktivierten Verbindung sowie des
symmetrischen Disulfids sind in 10 unten
bzw. oben dargestellt.
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Diese Verbindungen wurden ohne weitere Reinigung
auf Thioloberflächen
aufgetropft. Die Herstellung von Thioloberflächen ging von epoxyfunktionalisierten
Oberflächen
aus. Zur Herstellung dieser Oberflächen wurden handelsübliche Mikroskopiedeckgläser mit
einem Durchmesser von 12 mm 5 min in 20 % (v/v) wässriger
Extranlösung
(alkalische Detergenzlösung)
im Ultraschallbad gesäubert
und mit Milliporewasser gespült.
Danach wurden die Deckgläser
in Piranha-Lösung
(25 ml 30 % wässriges H2O2 und 30 ml H2SO4) im Ultraschallbad
20 min lang behandelt, um organische Substanzen von der Oberfläche zu entfernen
und die Silanolgruppen des Glases zu aktivieren. Nach intensivem
Spülen
mit bidestilliertem Wasser und Trocknen der Gläser mit Druckluft wurde auf
die Oberseite der Gläser
50 μl GOPTS (3-Glycidyloxypropyl)trimethoxysilan)
pipettieri und 5 h in einer geschlossenen Reaktionskammer stehen gelassen.
Das GOPTS wurde durch Spülen
mit Aceton von der Oberfläche
entfernt und die Gläser
durch Druckluft getrocknet. Auf die Epoxyoberfläche wurde 60 μl Ethandithiol
pipettiert und 45 min stehen gelassen. Das Ethandithiol wurde mit
Ethanol heruntergespült
und die Gläser
getrocknet. Für
die Peptidimmobilisierung wurde 200 μg thiolaktiviertes Peptid in
10 μl DMF
gelöst,
ein Aliquot mit dem zehnfachen Volumen Ammoniumacetatpuffer (10
mM, pH 6,8) aufgefüllt
und in Tropfen zu 0,3 μl
auf die Oberfläche
getropft. Nach 20 min Inkubation in einer mit Wasserdampf gesättigten
Reaktionskammer wurden die Gläser
mit PBS übergossen
und für
eine Stunde in ein PBS-Bad gelegt. Nach dem Herausnehmen wurden
die Gläser
mit bidestilliertem Wasser gespült
und getrocknet.
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Durch Thiolgruppenaustausch war eine
Bindung des Peptids an die Oberfläche über eine Disufidbindung möglich. Der
direkte Nachweis einer Disulfidbrücke konnte nicht erbracht werden.
Eine Disulfidbrücke
scheint aber am plausibelsten. 11 links
zeigt die Struktur des immobilisierten Peptids auf der Oberfläche über eine
Disulfidverbrückung. Der
Rest der Oberfläche
trägt freie
Thiolgruppen. In der rechten Teilabbildung ist eine epifluoreszenzmikroskopische
Aufnahme der immobilisierten Testverbindung dargestellt. Helle Gebiete
zeigen mit Fluoreszein markiertes Peptid auf einer Thioloberfläche.
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Zur Freisetzung dieser disulfidverbrückten Verbindungen
von der Oberfläche
wurde Dithioerythritol (DTE) als thiolhaltiges Reagenz eingesetzt.
Bei Inkubation des Deckglases in HBS-Puffer, der mit 5 mM DTE versetzt
war, nahm die Helligkeit der Flecken deutlich ab. Bei Inkubation
in HBS-Puffer blieb die Helligkeit erhalten (12). Dies sprach für eine Spaltung der Disulfidbrücken durch
DTE, Ablösung des
mit Fluoreszein markierten Peptids von der Oberfläche und
einer daraus resultierenden Helligkeitsabnahme. Helle Flecken sind
jeweils Peptide, immobilisiert auf einer Thioloberfläche. In
der Teilabbildung oben rechts ist eine Aufnahme des gleichen Deckglases
wie oben links nach 20 Stunden Inkubation in DTE-haltigem HBS-Puffer
zu sehen. Zwischen den Aufnahmen der unteren Deckgläsern liegt
eine Inkubationszeit von 20 Stunden in HBS-Puffer. Das rechte Bild
ist das spätere.
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Aus den dargestellten Ausführungsbeispielen
ergeben sich folgende Möglichkeiten
für die
Anwendung der Testvorrichtung zur Testung einer Vielzahl von Substanzen
in zellulären
Tests.
- 1) Bei einer Verwirklichung der Erfindung
wird eine Kollektion von Substanzen, die zum einen über eine
Funktionalität
für eine
gerichtete Anbindung dieser Moleküle an Oberflächen verfügen, sowie über eine
chemolabile Verknüpfung
dieser Funktionalität mit
dem Teil des Moleküls
verbunden sind, das auf seine biologische Aktivität in zellbiologischen
Tests untersucht werden soll, mit Methoden der Synthesechemie hergestellt.
Die mikrostrukturierte Immobilisierung auf Oberflächen findet
z. B. nach einer der Methoden statt, wie sie in den Ausführungsbeispielen
beschrieben sind, wobei typischerweise ein Nanopipettierer zum automatisierten
Auspipettieren der Verbindungen eingesetzt wird. Durch die langsame
Lösung
der Testsubstanzen von der Oberfläche wird ermöglicht,
dass Zellen zunächst
unter Beibehaltung der chemischen Mikrostrukturierung in einem wässrigen
Puffer bzw. in einem geeigneten Zellkulturmedium auf die Oberflächen ausgebracht werden
können.
Eine Lösung
des überwiegenden Teils
der Testsubstanzen findet erst nach Herstellung des Kontaktes der
Zellen mit den Oberflächen
statt. Durch die Miniaturisierung der Testfelder und Einstellung
der Dichte der Belegung der Testsubstanzen auf den Oberflächen kann
erreicht werden, dass allein im Kontaktbereich mit den Zellen eine
biologisch wirksame Konzentration erreicht wird. Die Aufnahme in
die Zellen erfolgt je nach physikochemischen und strukturellen Merkmalen
der Substanzmoleküle
entweder durch Durchtritt der Substanz durch die Plasmamembran oder
endozytotisch in Vesikeln. Dies kann entweder ein pinocytotischer
Mechanismus sein, bei dem keine molekulare Interaktion der Subtanzen
mit Molekülen
der Zelloberfläche
erfolgt oder aber ein rezeptorvermittelter endozytotischer Vorgang.
Substanzmoleküle,
die sich von der Oberfläche
lösen und
nicht von den Zellen aufgenommen werden, sondern statt dessen in das
umgebene Medium/Puffer diffundieren, werden auf eine Konzentration
verdünnt,
in der sie keine biologische Wirkung mehr entfalten können. Eine
mögliche
biologische Aktivität
der Moleküle auf
die Zellen wird mit einer geeigneten Methode (z. B. Fluoreszenzmikroskopie)
untersucht.
- 2) Bei einer weiteren Verwirklichung der Erfindung werden Moleküle und insbesondere
Biomoleküle wie
Antikörper,
Peptide oder rekombinante Proteine mit einem Linkermolekül chemisch
derivatisiert. Im Gegensatz zu den in Anwendungsbeispiel 1 beschriebenen
Substanzen, wird das Linkermolekül
also erst nachträglich
am zu testenden Molekül
angebracht. Dieses Linkermolekül
verfügt über eine
chemische Funktionalität,
die eine chemisch gerichtete Immobilisierung dieses Moleküls auf einer
Oberfläche
erlaubt, sowie über eine
chemolabile Bindung, die eine Freisetzung des Biomoleküls von der
Oberfläche
ermöglicht. Der
Teil des Linkermoleküls, über den
die Derivatisierung des Biomoleküls
erfolgt, verbleibt am Biomolekül,
während der
andere Teil auf der Oberfläche
verbleibt. Die Spaltung des Linkers erfolgt ausreichend langsam,
dass ein Aussähen
von Zellen auf diese Oberflächen
in wässrigen
Puffern unter Erhalt der Mikrostrukturierung möglich ist. Infolge der Spaltung
des Linkers stehen die Moleküle
für die
Aufnahme in darüber
befindlichen Zellen bereit. Die Biomoleküle werden über einen ihrer Beschaffenheit
entsprechenden Prozess (s. o.) in die Zellen aufgenommen. Eine mögliche biologische
Aktivität
dieser Biomoleküle
auf die Zellen wird mit geeigneten Methoden, z. B. Fluoreszenzmikroskopie,
untersucht.
- 3) Bei einer Modifikation der in 1 und 2 beschriebenen Anwendungsbeispiele,
wird mit den auf den Trägern
immobilisierten Testsubstanzen zunächst ein Nachweis mit löslichen
Probenmolekülen
geführt,
bevor in einem zweiten Schritt Zellen auf die Probenträger gegeben
werden. Auf diese Weise kann mit einem Microarray sowohl ein Bindungsassay
mit isolierten Molekülen
als auch ein zellulärer
Assay durchgeführt
werden.
- 4) Bei einer dritten Verwirklichung der Erfindung werden die
Testsubstanzen typischerweise entsprechend der in den Ausführungsbeispielen
gegebenen Methoden chemolabil auf der Oberfläche von Testkavitäten immobilisiert.
Diese Testkavitäten
sind physikalisch voneinander getrennt, d. h. bei Befüllung mit
einem Volumen, das kleiner ist als das Volumen der Kavitäten, ist
ein Austausch von Flüssigkeit
zwischen einzelnen Kavitäten nicht
möglich.
Nach Befüllung
der Kavitäten
mit einer wässrigen
Testlösung
werden die Testsubstanzen langsam in diese Testlösung abgegeben. In bevorzugten
Verwirklichungen werden sich in dieser Testlösung ebenfalls Zellen befinden. Durch
Realisierungen dieser Art kann durch die chemolabile Oberflächenanbindung
eine verzögerte
Freisetzung von Substanzen erreicht werden, die sonst zu Beginn
des Testes, durch die jeweilige Art der Durchführung bedingt, zwischen benachbarten
Testkavitäten
ausgetauscht werden könnten.
Auf diese Weise können
Probenträger, z.
B. Nanotiterplatten, ohne Rücksichtnahme
auf einen Übertritt
von Substanzen zwischen einzelnen Testkavitäten zunächst in einem Schritt mit einer
Zellsuspension befällt
werden und erst in einem zweiten Schritt das Flüssigkeitsvolumen so weit reduziert
werden, dass die Trennung zwischen den Kavitäten wirksam wird. Die Arbeitsschritte,
die zur Befüllung
aller Kavitäten
mit Zellen erforderlich sind, werden dadurch von der Zahl der Kavitäten auf
zwei reduziert (gemeinsames Befüllen
aller Kavitäten
und Absaugen des überschüssigen Zellvolumens).
- 5) Ein weiteres Einsatzgebiet ist die Testung von Peptiden bzw.
Proteinen auf ihre antigenen Eigenschaften. Diese Peptide bzw. Proteine
werden typischerweise gemäß den in
den Ausführungsbeispielen
genannten Methoden auf der Oberfläche von geeigneten Trägern mikrostrukturiert
immobilisiert. Anschliessend werden antigenpräsentierende Zellen auf die
Oberflächen
gegeben. Die sich lösenden
Peptide bzw. Proteine werden von diesen aufgenommen und bei geeigneten
strukturellen Voraussetzungen intrazellulär prozessiert und auf der Zelloberfläche der
antigenpräsentierenden
Zellen im Komplex mit sogenannten MHC-Molekülen präsentiert. Anschließend werden
T-Lymphozyten (T-Zellen) auf diese Träger gegeben. Bei Kontakt der
T-Lymphozyten mit den peptidbeladenen antigenpräsentierenden Zellen findet
eine Aktivierung der T-Lymphozyten statt, sofern die T-Lymphozyten
einen zu den jeweiligen MHC-Peptidkomplexen passenden T-Zellrezeptor tragen
bzw. die Peptide/Proteine so in den antigenpräsentierenden Zellen prozessiert
wurden, dass eine ausreichende Präsentation erfolgte. Die Aktivierung
der T-Zellen kann z. B. nach Fixierung und Immunofluoreszenzfärbung gegen
Transkriptionsfaktoren bestimmt werden, die infolge der Aktivierung
vom Zytoplasma in den Zellkern übertreten.