DE10220440C1 - Verfahren zur bordautonomen Vorhersage des zu erwartenden Auftreffpunktes einer Höhenforschungsrakete und Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens - Google Patents
Verfahren zur bordautonomen Vorhersage des zu erwartenden Auftreffpunktes einer Höhenforschungsrakete und Einrichtung zur Durchführung des VerfahrensInfo
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- DE10220440C1 DE10220440C1 DE2002120440 DE10220440A DE10220440C1 DE 10220440 C1 DE10220440 C1 DE 10220440C1 DE 2002120440 DE2002120440 DE 2002120440 DE 10220440 A DE10220440 A DE 10220440A DE 10220440 C1 DE10220440 C1 DE 10220440C1
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Abstract
Um den zu erwartenden Bodenauftreffpunkt einer Höhenforschungsrakete im Falle eines Ausfalles des Raketenantriebsmotors bordautonom vorherzusagen, werden an Bord der Rakete Signale eines globalen Satellitennavigationssystems, z. B. GPS, empfangen und daraus Pseudoentfernungen und Pseudogeschwindigkeiten ermittelt, woraus die jeweilige momentane Position und Geschwindigkeit der Rakete errechnet wird. Aus den errechneten momentanen Positions- und Geschwindigkeitsdaten der Rakete wird dann in Echtzeit der zu erwartende Auftreffpunkt am Boden unter Anwendung der physikalischen Ballistikgesetze berechnet, so daß bei zu großen Abweichungen von einem geplanten oder erlaubten Auftreffpunkt selbständig ein Eigenzerstörungsmechanismus der Rakete aktiviert werden kann. Die Erfindung ist als Sicherheitsmaßnahme beim Betrieb von Höhenforschungsraketen zu verwenden.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur bordautonomen Vor
hersage des zu erwartenden, sogenannten instantanen Auftreff
punktes einer Höhenforschungsrakete am Boden im Falle eines
Ausfalles des Raketenantriebsmotors. Darüber hinaus betrifft
die Erfindung eine Einrichtung zur Durchführung des Verfah
rens.
In DE 196 45 496 A1 ist eine hinsichtlich Reichweite und Abga
bepräzession leistungsgesteigerte Rakete bekannt, bei welcher
mittels Signalen eines GPS-Navigationssystems ständig Flugzeit
und Position bestimmt werden.
Der Einsatz von Höhenforschungsraketen erfordert umfangreiche
Begleitmaßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit am Start
platz (range safety). Hierzu zählt insbesondere die Vorhersage
des erwarteten Auftreffpunktes der Rakete für den Fall eines
Ausfalles des Raketenmotors. Die Vorhersage muß die jeweiligen
instantanen Bewegungsverhältnisse der Rakete berücksichtigen
und hat in Echtzeit zu erfolgen, um notfalls geeignete Maßnah
men zur Schadensminimierung, z. B. für eine Sprengung der Rake
te, treffen zu können. Bisher werden zur Vorhersage des als
IIP (Instantaneous Impact Point) bezeichneten Auftreffpunktes
vorwiegend bodengestützte Radarmessungen verwendet. Alternativ
wurde die bordgestützte Vorhersage unter Nutzung eines inerti
alen Navigationssystems demonstriert. Beide Verfahren weisen
jedoch eine Reihe von erheblichen praktischen Nachteilen auf.
Während bei der bodengestützten Radarmessung die Relativent
fernung mit Hilfe eines Radars mit großer Genauigkeit ermit
telt werden kann, unterliegt die Messung der Position senk
recht zur Blickrichtung einer natürlichen Begrenzung auf Grund
der verfügbaren Antennendurchmesser und der verwendeten Sig
nalwellenlängen. Erschwerend kommt hinzu, dass die dreidi
mensionale Geschwindigkeit der Rakete nur indirekt aus der Än
derung der Position abgeleitet werden kann. Dies erfordert
zwangsläufig hohe Meßraten und den Einsatz numerischer Fil
terverfahren. Naturgemäß liegen die Messungen von Radarsta
tionen zunächst lediglich am Boden vor, so daß eine autonome
Nutzung an Bord der Rakete nur unter zusätzlichem Aufwand,
vor allem durch die Verwendung von Funkkommunikationseinrich
tungen, möglich wäre.
Der letztgenannte, bei Einsatz eines bodengestützten, also
prinzipiell bordexternen Radarsystems auftretende Nachteil
kann prinzipiell durch Nutzung eines bordintern angeordneten,
inertialen Navigationssystems vermieden werden, das jedoch
andere Nachteile aufweist. Hierzu zählen zum einen die Ver
wendung beweglicher mechanischer Komponenten, die speziell
für den Einsatz unter hohen dynamischen Bedingungen (Schock,
Vibration, statische Beschleunigung) qualifiziert werden müs
sen. Ferner ist eine genaue Kalibrierung von Driftparametern
erforderlich, was insgesamt zu erheblichen Systemkosten
führt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, unter Verzicht auf
platz- und kostenintensive bordexterne Radarstationen einer
seits und auf ein kompliziertes bordinternes Trägheitsnaviga
tionssystem andererseits ein Verfahren zur bordautonomen Vor
hersage des Auftreffpunktes einer Höhenforschungsrakete zu
schaffen, das in Echtzeit äußerst sicher, zuverlässig und
präzise arbeitet. Darüber hinaus soll durch die Erfindung ei
ne Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens angegeben wer
den.
Gemäß der Erfindung, die sich auf ein Verfahren der eingangs
genannten Art bezieht, wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß
an Bord der Rakete Signale eines globalen Satellitennavigati
onssystems, z. B. des GPS(Global Positioning System)-Navigati
onssystems, empfangen werden und aus den empfangenen Naviga
tionssignalen Pseudoentfernungen und Pseudogeschwindigkeiten
ermittelt und aus diesen die jeweilige momentane Position und
Geschwindigkeit der Rakete errechnet wird und daß aus den er
rechneten momentanen Positions- und Geschwindigkeitsdaten der
Rakete in Echtzeit der zu erwartende Auftreffpunkt am Boden
unter Anwendung der physikalischen Ballistikgesetze berechnet
wird.
Die Vorhersage des instantanen Raketenauftreffpunktes erfolgt
dabei in Echtzeit an Bord der Rakete unter Nutzung der Si
gnale eines globalen Satellitennavigationssystems.
Eine vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung zeichnet sich
dadurch aus, daß der Satellitennavigationssignalempfang zur
Sicherstellung der Signalakquisition durch Daten der nomina
len Flugbahn gestützt wird, die vor dem Abflug an Bord der
Rakete abgelegt werden, daß mit Hilfe dieser Daten während
des Fluges zu jedem Zeitpunkt der Ort und die Geschwindigkeit
der Rakete durch geeignete Verfahren, z. B. Polynome, approxi
miert werden und daß diese Daten sodann zur Vorausberechnung
der erwarteten Dopplerverschiebung der Navigationssignale he
rangezogen werden.
Weitere vorteilhafte Weiterbildungen und Ausgestaltungen des
Verfahrens nach der Erfindung sind in den Patentansprüchen 3
bis 7 angegeben, die sich unmittelbar oder mittelbar auf den
Anspruch 1 rückbeziehen.
Eine besonders vorteilhafte und zweckmäßige Einrichtung zur
Durchführung des Verfahrens nach der Erfindung ist dadurch
gekennzeichnet, daß an Bord der Rakete als erster Funktions
block ein Antennensystem mit Filtern und Umschalteinrichtun
gen vorgesehen ist, der mit verschiedenen Einzelantennen den
uneingeschränkten Empfang von Signalen des globalen Navigati
onssatellitensystems sicherstellt, je nach Missionsphase mit
tels der Umschalteinrichtungen die Umschaltung zwischen den
verschiedenen Einzelantennen oder Kombinationen von Einzelan
tennen ermöglicht und störende Fremdsignale durch die geeig
net dimensionierten Filter ausblendet, daß im Anschluß an den
ersten Funktionsblock an Bord der Rakete als zweiter Funkti
onsblock ein Satellitennavigationsempfänger vorgesehen ist,
der aus den empfangenen Navigationssignalen Pseudoentfernun
gen und Pseudogeschwindigkeiten ermittelt und diese zur Be
rechnung der jeweiligen momentanen Position und Geschwindig
keit der Rakete verwendet, und daß im Anschluß an den zweiten
Funktionsblock an Bord der Rakete als dritter Funktionsblock
eine Auftreffpunkt-Vorhersageeinrichtung vorgesehen ist, die
in Echtzeit den zu erwartenden Auftreffpunkt aus den im zwei
ten Funktionsblock bestimmten Positions- und Geschwindig
keitsdaten rechnerisch ermittelt.
Zweckmäßige Ausführungsformen und Weiterbildungen dieser Ein
richtung sind in den Patentansprüchen 9 bis 15 angegeben, die
sich unmittelbar oder mittelbar auf den Anspruch 8 rückbezie
hen.
Die Erfindung und ihre Vorteile werden nachfolgend anhand von
in Zeichnungen dargestellten vorteilhaften Ausführungsbei
spielen erläutert. Im einzelnen zeigen:
Fig. 1 in einem Blockschaltbild die Funktionseinheiten und
zwischen diesen verlaufenden Signal-/Datenwege einer
Einrichtung nach der Erfindung,
Fig. 2 ebenfalls in einem Blockschaltbild ein Ausführungs
beispiel eines dem Satellitennavigationsempfänger ei
ner Einrichtung nach der Erfindung vorgeschalteten
Antennensystems mit Filter und Umschaltung,
Fig. 3 in einer Teilschnittdarstellung ein Ausführungsbei
spiel einer an der Raketenspitze angebrachten Heli
xantenne, und
Fig. 4 eine Seitenansicht (Fig. 4a), eine Draufsicht (Fig. 4b)
und eine bei A-A geschnittene Vorderansicht (Fig. 4c)
eines Ausführungsbeispiels einer am Rumpf der Rakete
angebrachten Hakenantenne.
Die in Fig. 1 dargestellte Einrichtung besteht aus vier Funk
tionsblöcken 1, 2, 3 und 4, die an Bord einer Höhenfor
schungsrakete angebracht sind. Hiervon enthält der Funktions
block 1 ein Antennensystem mit Filtern und Umschaltung, der
Funktionsblock 2 einen Satellitennavigationsempfänger zur
Messung von Pseudoentfernungen und Pseudogeschwindigkeiten
sowie zur Berechnung der momentanen räumlichen Position und
Geschwindigkeit der Rakete, der Funktionsblock 3 eine Auf
treffpunkt-Vorhersageeinrichtung und der Funktionsblock 4 ei
ne Kommunikationseinheit zur Weitergabe von Informationen an
eine entfernt von der fliegenden Rakete auf der Erdoberfläche
5 angeordnete Bodenbetriebsstelle 6.
Die Funktionsblöcke 1 bis 4 werden im weiteren Verlauf näher
beschrieben.
Die Vorhersage des zu erwartenden Auftreffpunktes der Rakete
am Boden im Falle eines Ausfalls des Raketenmotors erfolgt
dabei in Echtzeit an Bord der Rakete unter Nutzung der Si
gnale eines globalen Satellitennavigationssystems, von dem in
Fig. 1 zur Veranschaulichung zwei Navigationssatelliten 7 und
8 dargestellt sind.
Die von den Navigationssatelliten, also z. B. von den Naviga
tionssatelliten 7 und 8 kommenden HF-Funksignale werden von
dem das Antennensystem enthaltenden Funktionsblock 1 aufge
fangen und zum Funktionsblock 2 weitergeleitet. Ein wesentli
ches Merkmal der Erfindung ist der Einsatz des im Funktions
block 2 enthaltenen Satellitennavigationsempfängers zur Posi
tions- und Geschwindigkeitsmessung der Rakete. Beispiele für
globale Satellitennavigationssysteme sind das amerikanische
GPS (Global Positioning System), das russische Gegenstück
GLONASS und das in Planung befindliche europäische GALILEO-
System. Die von den genannten Konstellationen, also im Bei
spiel der Fig. 1 unter anderen von den Navigationssatelliten 7
und 8 ausgesandten Signale ermöglichen Nutzern weltweit durch
Messung von vier Pseudoentfernungen die dreidimensionale Po
sition relativ zum Mittelpunkt der Erde in einem durch Erd
äquator und Meridian von Greenwich definierten Koordina
tensystem zu bestimmen. Durch Messung der Frequenzverschie
bung der empfangenen Signale kann im Navigationsempfänger,
also z. B. im Funktionsblock 2, außerdem die dreidimensionale
Geschwindigkeit der Rakete ermittelt werden. Mit Hilfe der so
erhaltenen Zustandsdaten werden später in dem die Auftreff
punkt-Vorhersageeinrichtung enthaltenden Funktionsblock 3
bordautonom und in Echtzeit die Koordinaten des zu erwarten
den Auftreffpunktes der Rakete vorhergesagt.
Aufgrund der schwierigen und unüblichen Empfangsbedingungen
beim Betrieb eines Satellitennavigationsempfängers sind im
Funktionsblock 2 besondere Maßnahmen zur Sicherstellung der
Signalakquisition vorgesehen. Hierzu werden vor dem Flug der
Rakete die nominalen Bahndaten in geeigneter Form abgelegt.
Mit ihrer Hilfe wird während des Fluges zu jedem Zeitpunkt
der ungefähre Ort und die ungefähre Geschwindigkeit der Ra
kete bestimmt. Diese Daten dienen sodann zur Vorhersage der
Dopplerverschiebung und zur Steuerung eines Referenzoszilla
tors, mit dessen Hilfe die eingehenden Signale der Navigati
onssatelliten, z. B. 7 und 8, auf eine feste Zwischenfrequenz
gemischt werden.
Wie bereits erläutert worden ist, wird der den Satellitenna
vigationsempfänger enthaltende Funktionsblock 2 mit HF-Sig
nalen der globalen Navigationsatellitenkonstellation über das
Antennensystem im Funktionsblock 1 versorgt. Im Hinblick auf
optimale Sichtbarkeitsverhältnisse während aller Flugphasen
der Rakete ist hier in vorteilhafter Weise eine Kombination
aus mehreren Einzelantennen vorgesehen. Wie in Fig. 2 in einem
Blockschaltbild dargestellt ist, enthält diese Kombination
eine in Fig. 3 hinsichtlich ihres Aufbaus im einzelnen darge
stellte Helixantenne 9, die an der Spitze der Rakete ange
bracht wird und während der Startphase eine praktisch unein
geschränkte Sichtbarkeit aller Navigationssatelliten ermög
licht.
Die Helixantenne 9 wird ergänzt durch ein Filter 10, das stö
rende Hochfrequenz-Signale im Umfeld der vom Satellitennavi
gationssystem verwendeten Frequenzbänder ausblendet, sowie
einen Vorverstärker 11, der Leitungsverluste ausgleicht und
den erforderlichen Signalpegel für den im Funktionsblock 2
enthaltenen Satellitennavigationsempfänger sicherstellt. Über
ein Relais 12 kann alternativ auf ein am Rumpf der Rakete
montiertes zweites Einzelantennensystem gewechselt werden,
das seinerseits aus zwei oder mehr in Fig. 4 hinsichtlich ih
res Aufbaus im einzelnen dargestellte Hakenantennen 13 be
steht, die über eine Zusammenführung 14 phasengleich kombi
niert werden. Im weiteren Verlauf des Signalwegs werden mit
den vorgenannten Zielen wieder ein Filter 15 sowie ein Vor
verstärker 16 eingesetzt. Optional kann das Antennensystem
durch eine dritte, extern angebrachte Einzelantenne ergänzt
werden, die als aktive Außenantenne 17 zweckmäßig auf dem
Dach des Startgebäudes montiert wird.
Die Verwendung einer zusätzlichen aktiven Außenantenne 17 er
möglicht eine Initialisierung des im Funktionsblock 2 enthal
tenen Satellitennavigationsempfängers vor dem eigentlichen
Start, solange sich die Rakete noch im Startgebäude befindet
und keine freie Sicht zu den Navigationssatelliten gegeben
ist. Die Umschaltung auf das bordinterne Antennensystem mit
der Helixantenne 9 und den Hakenantennen 13 erfolgt mittels
eines Relais 18, welches wahlweise entweder automatisch durch
das Abziehen des Verbindungskabels zur aktiven Außenantenne
17 beim Verlassen der Rakete des Startturmes geschaltet oder
per Telekommando aus der Bodenbetriebsstelle gesteuert wird.
Wie Fig. 3 in einer Teilschnittdarstellung im einzelnen zeigt,
ist die eigentliche Helixantenne 9 mittels einer Antennenhal
terung 19 an der Spitze der Rakete befestigt. Die von der He
lixantenne 9 aufgenommenen HF-Signale werden über ein
HF-Anschlußkabel 20 ins Innere der Rakete zur weiteren Be
handlung geführt. Die eigentliche Helixantenne 9 und die An
tennenhalterung 19 sind durch eine konische, strahlungsdurch
lässige Abdeckhaube 21 aus Kunststoff nach außen geschützt.
Fig. 4 zeigt in drei Konstruktionszeichnungen im einzelnen ei
ne Seitenansicht (Fig. 4a), eine Draufsicht (Fig. 4b) und eine
bei A-A geschnittene Vorderansicht (Fig. 4c) eines Ausfüh
rungsbeispiels einer am Rumpf der Rakete angebrachten Haken
antenne 13.
Nachfolgend wird wieder auf Fig. 1 Bezug genommen. Aus den vom
Satellitennavigationsempfänger im Funktionsblock 2 geliefer
ten Positions- und Geschwindigkeitsmessungen wird an Bord der
Rakete in der im Funktionsblock 3 enthaltenen Auftreffpunkt-
Vorhersageeinrichtung in Echtzeit der erwartete Auftreffpunkt
berechnet, für den Fall, daß zum momentanen Zeitpunkt der An
trieb der Rakete abgeschaltet wird. Es wird hierzu in vor
teilhafter Weise ein Verfahren verwendet, das aus der aktuel
len Höhe über Grund sowie der momentanen Vertikalgeschwindig
keit, unter Annahme einer idealen ballistischen Flugbahn, die
verbleibende Zeit bis zum Auftreffen der Rakete auf der Erd
oberfläche 5 berechnet. Bei bekannter Position sowie Horizon
talgeschwindigkeit der Rakete kann mittels der verbleibenden
Flugzeit der theoretische Auftreffpunkt bestimmt werden. Der
so ermittelte Auftreffpunkt wird anschließend noch hinsicht
lich der durch die Corioliskraft verursachten Effekte sowie
bezüglich atmosphärischer Abbremsungseffekte korrigiert.
Die in der Auftreffpunkt-Vorhersageeinrichtung im Funktions
block 3 berechneten Daten können sowohl an Bord der Rakete
direkt weiterverarbeitet werden, um gegebenenfalls bei zu
großen Abweichungen vom geplanten/erlaubten Auftreffpunkt
selbständig den Zerstörungsmechanismus der Rakete zu aktivie
ren. Sie können aber auch mittels der im Funktionsblock 4
enthaltenen Kommunikationseinheit in Form von Ortskoordinaten
der Bodenbetriebsstelle 6 zur Verfügung gestellt und mittels
einer einfachen graphischen Software dargestellt werden. Es
wird hierdurch ein hohes Maß an Unabhängigkeit von start
platzspezifischen Bodengerätschaften geschaffen, da keine um
ständliche Anpassung des Datenstromes zwischen Satellitenna
vigationssystem an Bord der Rakete und vorhandenen, aber
nicht standardisierten Bodeneinrichtungen zur Vorhersage des
Auftreffpunkts nötig wird.
Zur Weitergabe der im Funktionsblock 2 mit dem Satellitenna
vigationsempfänger berechneten Positions- und Geschwindig
keitsinformationen sowie der im Funktionsblock 3 in der Auf
treffpunkt-Vorhersageeinrichtung errechneten Vorhersage des
Auftreffpunktes der Rakete auf der Erdoberfläche 5 mittels
der im Funktionsblock 4 enthaltenen Kommunikationseinheit
stehen verschiedene Konzepte zur Verfügung. Zum einen können
die Daten zunächst an einen Bordrechner, falls ein solcher
vorhanden ist, übergeben werden, um dann von diesem mit ande
ren Informationen verflochten über einen bereits bestehenden
Telemetriekanal an die Bodenbetriebsstelle 6 übertragen zu
werden.
Nach einer anschließenden Decodierung am Boden stehen die Da
ten dann über eine Schnittstelle zur weiteren Verarbeitung
zur Verfügung. Es ist jedoch auch denkbar, eine unabhängige
Kommunikationseinheit mit eigener Stromversorgung und separa
tem Übertragungskanal zu verwenden. Durch diese Entkopplung
vom Bordrechner und eine zusätzliche Ergänzung des Systems
durch eine zweite, redundante Kommunikationseinheit kann die
Betriebssicherheit des Gesamtsystems erheblich gesteigert
werden.
Als Übertragungsprotokoll für den Datenverkehr zwischen der
im Funktionsblock 4 enthaltenen Kommunikationseinheit an Bord
der Rakete und den Bodensystemen, das zum Teil beispielsweise
in der Bodenbetriebsstelle 6 enthalten ist, ist die Verwen
dung des NMEA(National Marine Electronics Association)-Proto
kolls 0183 zu empfehlen. Das NMEA-Protokoll wurde ursprüng
lich zum Datenaustausch zwischen elektronischen Marine-Meß-
und Auswertungsgeräten entworfen und ist inzwischen zu einem
Standardprotokoll für das Interface vielseitiger Meß- und Da
tengeräte, sowie von handelsüblichen GPS-Empfängern gewach
sen. Es setzt auf eine serielle Schnittstelle auf und verwen
det zur Übertragung ausschließlich Zeichen aus dem AS-
CII-Zeichensatz. NMEA-Informationen sind in Sätze aus jeweils
maximal 80 Zeichen unterteilt. Neben den fest definierten Da
tensätzen ist im NMEA-Standard auch eine Protokollerweiterung
um herstellerspezifische Datensätze vorgesehen.
Durch den Einsatz des NMEA-Protokolls kann sichergestellt
werden, daß Datensätze mit sehr unterschiedlichem Inhalt mit
vertretbarem Anpassungsaufwand von jeder NMEA-geeigneten Bo
denstation entschlüsselt und verarbeitet werden können.
Einige wesentliche Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens
und einer Einrichtung zur GPS-basierten, bordautonomen Vor
hersage des instantanen Aufschlagpunktes von Höhenforschungs
raketen sind nachfolgend aufgeführt:
- - eine Minimierung der notwendigen Einrichtungen in der Bo denbetriebsstelle;
- - eine Vereinfachung der Schnittstelle Rakete-Bodeneinrich tung;
- - ein höheres Maß an Unabhängigkeit von startplatzspezifi schen Bodeneinrichtungen;
- - eine Steigerung der Präzision der Auftreffpunktvorhersage durch direkte Verfügbarkeit von Position und Geschwindig keit mit hoher Genauigkeit;
- - eine Erhöhung der Sicherheit am Startplatz, und
- - ein möglicher Verzicht auf platz- und kostenintensive Ra darstationen.
1
Funktionsblock (Antennensystem mit Filter und Um
schaltung)
2
Funktionsblock (Satellitennavigationsempfänger)
3
Funktionsblock (Auftreffpunkt-Vorhersageeinrich
tung)
4
Funktionsblock (Kommunikationseinheit)
5
Erdoberfläche
6
Bodenbetriebsstelle
7
,
8
Navigationssatelliten
9
Helixantenne
10
Filter
11
Vorverstärker
12
Relais
13
Hakenantennen
14
Zusammenführung
15
Filter
16
Vorverstärker
17
Außenantenne
18
Relais
19
Antennenhalterung
20
HF-Anschlußkabel
21
Abdeckhaube
Claims (15)
1. Verfahren zur bordautonomen Vorhersage des zu erwartenden,
sogenannten instantanen Auftreffpunktes einer Höhenfor
schungsrakete am Boden im Falle eines Ausfalles des Raketen
antriebsmotors, dadurch gekennzeichnet, daß an Bord der Ra
kete Signale eines globalen Satellitennavigationssystems,
z. B. des GPS(Global Positioning System)-Navigationssystems,
empfangen werden und aus den empfangenen Navigationssignalen
Pseudoentfernungen und Pseudogeschwindigkeiten ermittelt und
aus diesen die jeweilige momentane Position und Geschwindig
keit der Rakete errechnet wird und daß aus den errechneten
momentanen Positions- und Geschwindigkeitsdaten der Rakete in
Echtzeit der zu erwartende Auftreffpunkt am Boden unter An
wendung der physikalischen Ballistikgesetze berechnet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der
Satellitennavigationssignalempfang zur Sicherstellung der
Signalakquisition durch Daten der nominalen Flugbahn gestützt
wird, die vor dem Abflug an Bord der Rakete abgelegt werden,
daß mit Hilfe dieser Daten während des Fluges zu jedem Zeit
punkt der Ort und die Geschwindigkeit der Rakete durch geeig
nete Verfahren, z. B. Polynome, approximiert werden und daß
diese Daten sodann zur Vorausberechnung der erwarteten Dopp
lerverschiebung der Navigationssignale herangezogen werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die an Bord der Rakete errechneten, ihren Auftreffpunkt
am Boden betreffenden Daten an Bord der Rakete direkt weiter
verarbeitet werden, um gegebenenfalls bei zu großen Abwei
chungen von einem geplanten oder erlaubten Auftreffpunkt
selbständig einen Zerstörungsmechanismus der Rakete auszulö
sen.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die an Bord der Rakete errechneten, ihren Auftreffpunkt
am Boden betreffenden Daten über eine Kommunikationseinheit
in Form von Ortskoordinaten auf dem Funkweg einer Bodenbe
triebsstelle zur Verfügung gestellt werden und dort z. B. gra
phisch dargestellt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
errechneten Daten zunächst einem bereits vorhandenen Bord
rechner übergeben werden und dann von diesem zusammen mit an
deren Informationsdaten verflochten über einen ebenfalls be
reits bestehenden Telemetriekanal von der Kommunikationsein
heit über Funk an die Bodenbetriebsstelle übertragen werden,
in der sie dann nach einer sich anschließenden Decodierung
über eine Schnittstelle zur weiteren Verarbeitung zur Verfü
gung gestellt werden.
6. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
errechneten Daten einer von einem vorhandenen Bordrechner und
von dessen Kommunikationseinheit entkoppelten, also unabhän
gigen Kommunikationseinheit mit vorzugsweise eigener Strom
versorgung und separatem Übertragungskanal für eine Funküber
tragung zur Bodenbetriebsstelle übergeben werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch ge
kennzeichnet, daß die geographischen Koordinaten des an Bord
der Rakete errechneten Auftreffpunktes über die Kommunikati
onseinheit in Form von dem NMEA(National Marine Electronics
Association)-Protokoll entsprechenden Datensätzen zur Verfü
gung gestellt werden.
8. Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch
1, dadurch gekennzeichnet, daß an Bord der Rakete als erster
Funktionsblock (1) ein Antennensystem mit Filtern (10; 15)
und Umschalteinrichtungen (12; 18) vorgesehen ist, der mit
verschiedenen Einzelantennen (9; 13) den uneingeschränkten
Empfang von Signalen des globalen Navigationssatellitensy
stems sicherstellt, je nach Missionsphase mittels der Um
schalteinrichtungen die Umschaltung zwischen den verschiede
nen Einzelantennen oder Kombinationen von Einzelantennen er
möglicht und störende Fremdsignale durch die geeignet dimen
sionierten Filter ausblendet, daß im Anschluß an den ersten
Funktionsblock an Bord der Rakete als zweiter Funktionsblock
(2) ein Satellitennavigationsempfänger vorgesehen ist, der
aus den empfangenen Navigationssignalen Pseudoentfernungen
und Pseudogeschwindigkeiten ermittelt und diese zur Berech
nung der jeweiligen momentanen Position und Geschwindigkeit
der Rakete verwendet, und daß im Anschluß an den zweiten
Funktionsblock an Bord der Rakete als dritter Funktionsblock
(3) eine Auftreffpunkt-Vorhersageeinrichtung vorgesehen ist,
die in Echtzeit den zu erwartenden Auftreffpunkt aus den im
zweiten Funktionsblock bestimmten Positions- und Geschwindig
keitsdaten rechnerisch ermittelt.
9. Einrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß
als eine der Einzelantennen eine Helixantenne (9) an der
Spitze der Rakete vorgesehen ist.
10. Einrichtung nach Anspruch 8 und 9, dadurch gekennzeich
net, daß als weitere Einzelantenne eine Gruppe von wenigstens
zwei am Rumpf der Rakete angebrachten Hakenantennen (13) vor
gesehen ist, deren Signale mittels einer Zusammenführung (14)
phasengleich kombiniert werden.
11. Einrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 10, dadurch
gekennzeichnet, daß im Signalweg von jeder Einzelantenne (9;
13) zum Satellitennavigationsempfänger, also zum zweiten
Funktionsblock (2), jeweils ein Filter (10; 15), das störende
Hochfrequenz-Signale im Umfeld der vom Satellitennavigations
system verwendeten Frequenzbänder ausblendet, und ein Vorver
stärker (11; 16), der Leitungsverluste ausgleicht und den er
forderlichen Signalpegel für den Satellitennavigationsempfän
ger sicherstellt, enthalten sind.
12. Einrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß das Antennensystem optional durch eine
bordextern beim Startgelände der Rakete angebrachte Einzelan
tenne (17) ergänzt ist, die durch eine Umschalteinrichtung
(18) vor dem eigentlichen Start der Rakete zur Initialisie
rung des Satellitennavigationsempfängers, also des zweiten
Funktionsblocks, zum Satellitennavigationsempfänger durchge
schaltet ist, solange keine freie Sicht zu den Navigationssa
telliten gegeben ist.
13. Einrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 12, dadurch
gekennzeichnet, daß als Umschalteinrichtungen für die Ein
schaltung von jeweils einer der Einzelantennen Relais (12,
18) vorgesehen sind.
14. Einrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 13, dadurch
gekennzeichnet, daß an Bord der Rakete als vierter Funktions
block (4) eine Kommunikationseinheit vorgesehen ist, an wel
che die im Satellitennavigationsempfänger, also im zweiten
Funktionsblock (2) errechneten Positions- und Geschwindig
keitsdaten sowie die in der Auftreffpunkt-Vorhersageeinrich
tung, also im dritten Funktionsblock (3) ermittelten Vorher
sagedaten des Auftreffpunktes am Boden zugeführt werden, und
daß die Kommunikationseinheit diese Daten für eine Funküber
tragung zu einer Bodenbetriebsstelle (6) zur Verfügung
stellt.
15. Einrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 14, gekenn
zeichnet durch eine gemeinsame Verarbeitungseinheit zur
Durchführung der Funktionen des Satellitennavigationsempfän
gers und der Auftreffpunkt-Vorhersageeinrichtung, also des
ersten und zweiten Funktionsblocks (1, 2), zur Vermeidung von
Schnittstellen.
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US8274023B2 (en) | 2008-02-21 | 2012-09-25 | Mbda Uk Limited | Missile training system |
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2002
- 2002-05-07 DE DE2002120440 patent/DE10220440C1/de not_active Expired - Fee Related
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