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Die Erfindung betrifft einen Biofilmsensor nach Anspruch 1 und ein Verfahren zur Biofilmdetektion nach Anspruch 6.
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Die Bildung und Ablagerung von Biofilmen in flüssigkeitsgefüllten Systemen wird in umfassenden Artikeln, Berichten und Dokumentationen ausführlich beschrieben. Biofilme stellen dabei ein großes industrielles und gesellschaftliches Problem dar. Sie bergen ein besonderes Gefährdungspotential für Korrosionen, Schichtenbildungen mit Energieverlusten in Anlagen und nicht zuletzt auch Gesundheitsgefahren.
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Biofilme entstehen immer in wässrigen Systemen. In diesen leben unterschiedlichste Mikroorganismen, welche eine extrazelluläre polymere Schicht ausbilden und darunter einen eigenen Lebensraum der Mikroorganismen schützen. Unabhängig der Materialwandungen und ihres Alters werden solche Biofilme gebildet. Entsprechend den Umgebungsbedingungen wächst der Biofilm in der Fläche und Dicke. Desinfektionsmaßnahmen wie Chlorung, Heißwasser- oder Clean-in-place-Prozesse (CIP) können weitestgehend die Biofilmbildung beseitigen oder stoppen, jedoch werden nach kurzer Zeit wieder alte Biofilme aktiviert und neue gebildet.
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Ein Problem ist dabei die kontinuierliche messtechnische Erfassung, Kalibrierung und Überwachung von Biofilmen in flüssigkeitsgefüllten Systemen.
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So gibt es akustische Verfahren, die in Edelstahlrohrleitungen mit DN 40 bis DN 50 Schichtdicken von Biofilmen in der Stärke von 50 - 5000 µm erfassen und kontrollieren können.
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Weiterhin sind Biosensoren bekannt, welche nach den Prinzipien einer elektrochemischen Sonde arbeiten, deren Betrieb auf der kathodischen Depolarisation beruht, die durch das Biofilmwachstum induziert wird, oder eine Sonde, die mit Differentialturbidimetrie, Lichtstreuung, Wärmeübertragung, Druckabfall, Echtzeitmessung von Stoffwechselprodukten, Bildanalyse, Strahlungssignalen oder einem elektrischen Signal oder Vibrationssignalen arbeitet.
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Es sind auch optische Biofilmsensoren zur Bestimmung biologischer Eigenschaften eines Biofilms auf einem Siedlungssubstrat bekannt. Diese enthalten insbesondere folgende Komponenten: einen Sensorkopf, einer im Sensorkopf angeordneten, ein definiertes Emissionsspektrum ausstrahlenden Lichtquelle und wenigstens einen Detektor zum Detektieren des vom Biofilm emittierten Lichts. Der Sensorkopf ist dadurch gekennzeichnet, dass eine Mehrzahl lichtleitender Glasfasern unterhalb des Siedlungssubstrats ringförmig um die zentral im Sensorkopf angeordnete Lichtquelle angeordnet sind, wobei die lichtleitenden Glasfasern wenigstens in Bezug auf eine räumliche Achse in einem Anstellwinkel schwenkbar eingerichtet sind.
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Es werden auch Biofilmsensoren mit einem Verfahren zur Bestimmung der Biofilmbildung an Oberflächen in Fluiden beschrieben, bei denen ein mikrofluidisches, multiparametrisches Sensorsystem zur Bestimmung der Biofilmbildung verwendet wird, wobei die Bestimmung verschiedener Parameter unter standardisierten Bedingungen erfolgt, um eine genaue Aussage zur Biofilmbildung an Oberflächen treffen zu können.
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Die vorgenannten Vorrichtungen und Verfahren zur Biofilmdetektion erweisen sich oft gerätemäßig als aufwändig sowie kostenintensiv. Es besteht somit die Aufgabe, eine vielseitig einsetzbare und aufwandsarme Lösung anzugeben, mit der kontinuierlich und wirtschaftlich das Wachstum von Biofilmen verfolgt und die Wirksamkeit eingesetzter Wasserbehandlungsmaßnahmen zur Biofilmreduktion überprüft werden kann.
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Die Aufgabe wird mit dem beanspruchten Biofilmsenor nach Anspruch 1 und dem mit dem Biofilmsensor ausgeführten Verfahren zur Biofilmdetektion nach Anspruch 6 gelöst.
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Der erfindungsgemäße Biofilmsensor weist eine Elektrodenanordnung auf. Die Elektrodenanordnung besteht aus einer mit einer Flüssigkeit durchströmbaren elektrisch kontaktierten rohrförmigen Keramikelektrode aus einem elektrisch leitfähigen Keramikmaterial und einer im Lumen der Keramikelektrode verlaufenden elektrisch kontaktierten Stabelektrode. An der rohrförmigen Keramikelektrode ist ein Probeneingangsanschluss für ein Probeneingangsrohr und ein Probenausgangsanschluss für ein Probenausgangsrohr angeordnet. Die rohrförmige Keramikelektrode und die innere Stabelektrode sind dabei elektrisch isolierend voneinander montiert und kontaktiert.
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Dieser Aufbau bezweckt ein Durchströmen der rohrförmigen Keramikelektrode mit mikrobiologisch belasteten und elektrisch leitendem Wasser. Hierbei kommt es zur Biofilmablagerung auf dem Innenbereich der durchströmten Keramikelektrode. Der abgelagerte Biofilm beeinflusst die elektrischen Eigenschaften der Elektrodenanordnung. Diese können messtechnisch nachgewiesen werden.
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Bei einer vorteilhaften Ausführungsform ist das elektrisch leitfähige unterstöchiometrische Keramikmaterial der rohrförmigen Keramikelektrode ein wasserdichtes und druckbeständiges elektrisch leitfähiges unterstöchiometrisches Titandioxidmaterial.
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Eine derartige Keramik erweist sich als Substrat als besonders gut für eine Biofilmablagerung geeignet.
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Die rohrförmige Keramikelektrode ist elektrisch isolierend bezüglich der inneren Stabelektrode montiert und kontaktiert. Der Stromfluss zwischen der Keramikelektrode und der Stabelektrode verläuft somit ausschließlich durch die im Lumen der Keramikelektrode befindliche Flüssigkeit, insbesondere Wasser.
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Die Stabelektrode im Lumen der Keramikelektrode besteht aus einem korrosionsbeständigen metallischen Material, insbesondere aus einem Edelstahl.
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Außerdem ist eine zwischen die Keramikelektrode und die Stabelektrode schaltbare Messanordnung zur Bestimmung eines frequenzabhängigen komplexen elektrischen Widerstandes der mit der Flüssigkeit durchströmten Elektrodenanordnung vorgesehen.
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Es hat sich gezeigt, dass ein Biofilmbewuchs im Bereich der Elektrodenanordnung besonders deutlich im komplexen elektrischen Widerstand der Elektrodenanordnung, insbesondere in dessen frequenzabhängigem Imaginärteil und dessen Änderung, nachweisbar ist.
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Bei einer weiteren Ausgestaltung ist eine zwischen die Keramikelektrode und die Stabelektrode schalt- und parametrisierbare Gleichspannungsquelle zum Anlegen einer Gleichspannung und zum Bewirken einer Elektrolyse vorgesehen, die einen Biofilm in der Elektrodenanordnung reduzieren und beseitigen kann. Diese ermöglicht ein Reinigen des Biofilmsensors und dessen Rekalibrierung durch eine Wiederherstellung in den Ausgangszustand.
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Das Verfahren zur Biofilmdetektion in einer flüssigkeitsgefüllten Umgebung erfolgt mit einem Detektionsmodus mit folgenden Verfahrensschritten:
- Es wird ein Biofilmsensor mit einer Elektrodenanordnung aus einer rohrförmigen Keramikelektrode und einer im Lumen der Keramikelektrode angeordneten Stabelektrode verwendet.
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Die Elektrodenanordnung wird mit einer mikrobiologisch belasteten Flüssigkeit durchströmt.
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An dieser Elektrodenanordung wird der Detektionsmodus ausgeführt. Dieser umfasst ein Anlegen einer veränderbaren elektrischen Wechselspannung an die Elektrodenanordnung und ein kontinuierliches Messen des komplexen Widerstandes der von der mikrobiologisch belasteten Flüssigkeit durchströmten Elektrodenanordnung.
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Es erfolgt ein Registrieren und/oder ein Aufzeichnen der zeitlichen Änderung des komplexen Widerstandes der durchströmten Elektrodenanordnung.
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Werden in dem angeschlossenen Rohrsystem Desinfektionsmaßnahmen, wie Chlorung, Heisswasser oder Cleaning in Place Prozesse (CIP), durchgeführt, werden analog im Detektionsmodus des Biofilmsensors die Veränderung des Biofilms ermittelt. Damit besteht die Möglichkeit die Reinigungswirkung der durchgeführten Desinfektionsmaßnahme zu ermitteln und gegebenenfalls zu optimieren.
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Bei Bedarf kann zeitweise anstelle des Detektionsmodus ein Reinigungsmodus ausgeführt werden. Dabei wird die Elektrodenanordnung mit einer veränderbaren und parametrierbaren Gleichspannung in einer Stärke beaufschlagt, bei der eine Entfernung abgelagerter mikrobiologischer Beläge auf den Oberflächen der Elektrodenanordnung erfolgt. Diese ermöglicht ein Reinigen des Biofilmsensors und eine Rekalibrierung durch eine Wiederherstellung in den Ausgangszustand.
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Bei einer Ausführungsform des Verfahrens werden bei dem Ausführen des Detektionsmodus Betrag und/oder Phasenwinkel und/oder der Imaginärteil des komplexen Widerstandes bei einer Frequenz der elektrischen Wechselspannung bestimmt.
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Bei einer Ausführungsform des Verfahrens wird bei dem Ausführen des Detektionsmodus der Betrag und/oder Phasenwinkel und/oder der Imaginärteil des komplexen Widerstandes bei mindestens zwei verschiedenen Frequenzen der Wechselspannung oder über ein vorgegebenes durchstimmbares Frequenzintervall als ein Spektrum bestimmt.
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Die Amplitude der Wechselspannung im Detektionsmodus ist variabel einstellbar und parametrisierbar.
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Die Stärke der Gleichspannung im Reinigungsmodus ist ebenfalls variabel einstellbar und parametrisierbar.
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Nachfolgend sollen der erfindungsgemäße Biofilmsensor und das mit dem Biofilmsensor ausgeführte Verfahren anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert werden.
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Der erfindungsgemäße Biosensor besteht aus einer dichten elektrisch leitfähigen unterstöchiometrischen Rohrkeramik, vorzugsweise Titandioxid, in deren Innenraum ein metallisches Rohr oder ein Rohrstab zentriert integriert ist. Das metallische Rohr bzw. der Rohrstab bestehen aus einem korrosionsbeständigen Metall, beispielsweise aus Edelstahl. Im Lumen der Rohrkeramik, also im Bereich zwischen der inneren Oberfläche der Rohrkeramik und dem metallischen Rohrstab, befindet sich das mikrobiologisch belastete Wasser. Die elektrisch leitende Rohrkeramik ist von außen so kontaktiert, dass ein Messkontakt für elektrische Messungen herausgeführt ist. Der metallische Rohrstab ist ebenfalls aus dem inneren Rohrsystem wasserdicht und elektrisch isolierend zu der Rohrkeramik herausgeführt, sodass eine weitere elektrische Kontaktierung an diesem ermöglicht wird.
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Die Enden der Rohrkeramik sind mit Rohradaptern versehen. Über die Rohradapter können Rohre beiderseitig wasserdicht angeschlossen werden, um damit einen kontinuierlichen Durchfluss von Flüssigkeit, d.h. insbesondere Wasser, durch das Innere der Rohrkeramik zu gewährleisten.
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Zwischen den beiden Kontakten der Rohrkeramik und dem inneren metallischen Leiter wird ein elektrisches Messinstrument angeschlossen, welches eine kontinuierliche Messung des komplexen Widerstandes zwischen den beiden Rohrwandungen und der Flüssigkeit ermöglicht.
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Dieser komplexe elektrische Widerstand ist frequenzabhängig und wird durch einen Real- und Imaginärteil charakterisiert. Der darin enthaltene Realteil spiegelt den ohmschen elektrischen Widerstand und der Imaginärteil den kapazitiven und induktiven Widerstand je Messfrequenz der Anordnung aus dem Keramikrohr, der im Inneren befindlichen Flüssigkeit und dem metallischem Rohrstab wider.
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Da elektrisch leitfähige Keramiken, insbesondere auch als Implantate, eine hohe Bioaktivität und Bioverträglichkeit im Vergleich zu Kunststoffen oder metallischen Materialien aufweisen, erfolgt eine sehr frühe Besiedelung der Keramikoberflächen mit einem Biofilm. Dieser aufwachsende Biofilm ist in einem sehr frühen Zustand schon in der Veränderung des komplexen Widerstandes nachzuweisen. Mit zunehmender Biofilmbildung verändert sich auch der komplexe Widerstand des Messsystems. Charakteristisch sind dabei besonders die imaginären Anteile des komplexen Widerstandes, wobei der Leitwert der Flüssigkeit vorwiegend durch den Realteil des komplexen Widerstandes charakterisiert wird.
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Entsprechend lässt sich auch eine Veränderung des komplexen Widerstandes nach Durchführung einer Desinfektionsmaßnahme an der zu testenden Flüssigkeit feststellen und registrieren. Ist die durchgeführte Desinfektionsmaßnahme wirkungsvoll, so zeigt sich die Beseitigung des Biofilms im Biofilmsensor darin, dass der Ausgangswert des komplexen Widerstandswertes wieder erreicht wird.
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Somit ist die Veränderung des komplexen elektrischen Widerstandes ein Maß dafür, wie sich der auf der Keramik aufgelagerte Biofilm in einem Flüssigkeitssystem verändert.
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Da der Aufbau des Biofilmsensors dem eines Rohrkondensators ähnelt, kann mit dieser Anordnung auch zeitweise eine aktive Elektrolyse durchgeführt werden. Dies erfolgt, indem eine Gleichspannung zwischen der Rohrkeramik und dem inneren metallischen Rohrstab angelegt wird. Die Rohrkeramik wird dabei auf ein positives und der innere metallische Rohrstab auf ein negatives Potential gelegt. Das Ergebnis dieser Elektrolyse ist eine vollständige Entfernung von mikrobiologischen Belegen auf den Oberflächen. Hierdurch kann ein Biosensor wieder auf einen Ausgangszustand gereinigt und somit neu kalibriert werden.
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Der Biofilmsensor zeichnet sich also in einem Ausführungsbeispiel dadurch aus, dass dieser einen Rohrkondensator aus zwei Elektroden mit einer wasserdicht elektrisch leitenden Rohrkeramik und mit einem metallischen festen Rohrstab bildet und der Zwischenraum von Flüssigkeiten durchströmt werden kann, indem der sich ergebende veränderliche elektrische komplexe Widerstand zwischen den zwei Elektroden und der Flüssigkeit ein Maß für die veränderliche Biofilmbildung darstellt.
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Die elektrisch leitende Rohrkeramik besteht beispielsweise aus wasserdichtem elektrisch leitfähigem Titandioxidmaterial und die metallische Rohrelektrode besteht beispielsweise aus Edelstahl. Das Titandioxidmaterial ist insbesondere unterstöchiometrisch. Das bedeutet, dass im Gitter der Keramik kationische oder anionische Fehlstellen vorhanden sind, die als elektrischer Ladungsträger dienen und somit der Keramik die Leitfähigkeit verleihen.
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Der Biofilmsensor kann kalibriert und gereinigt werden, indem zeitweise eine aktive Elektrolyse zwischen den beiden Elektroden betrieben wird.
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Das Maß der Biofilmveränderung widerspiegelt sich in den frequenzabhängigen kapazitiven und induktiven elektrischen Widerstandsveränderungen.
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Der Biofilmsensor und das Verfahren zur Biofilmdetektion sollen nachfolgend anhand beispielhafter Figuren näher beschrieben werden.
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Es zeigt:
- 1 ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Biofilmsensors,
- 2 den Biofilmsensor zusammen mit einer Messeinheit und einer Steuereinheit.
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Der beispielhafte Biofilmsensor 1 enthält als ein Rohrsystem jeweils einen Probeneingangsanschluss 2a und einem Probenausgangsanschluss 2b, welche einen Einlassstrom 1a und einen Auslassstrom 1b der Flüssigkeit gewährleisten. Der Probeneingangsanschluss 2a und der Probenausgangsanschluss 2b können jeweils als Rohradapter ausgeführt sein. Im Allgemeinen handelt es sich bei den Anschlüssen 2a und 2b jeweils um einen Rohrflanschanschluss für ein Probeneingangsrohr bzw. ein Probenausgangsrohr in und aus dem Biofilmsensor.
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Weiterhin ist ein dichtes, elektrisch leitfähiges Keramikrohr als eine Keramikelektrode 4 vorgesehen, welches zwischen den Probeneingangs- und -ausgangsanschlüssen 2a und 2b drucksicher und wasserdicht montiert ist. Diese wirkt als elektrisch leitende Keramikelektrode in Rohrform. Bei einer Ausführungsform der Probeneingangs- und -ausgangsanschlüsse als Rohradapter können die Verbindungen zwischen dem Keramikrohr und den Rohradaptern lösbar, beispielsweise als Gummimuffen, ausgeführt sein.
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Weiterhin ist im Keramikrohr der Keramikelektrode 4 eine metallische Stabelektrode 3 zentriert positioniert. Die Stabelektrode 3 ist in dem Probeneingangsanschluss 2a und dem Probenausgangsanschluss 2b elektrisch isoliert und drucksicher montiert. Die Stabelektrode 3 ist wasserdicht aus einem der Anschlüsse 2a oder 2b herausgeführt und bildet am Stabende einen elektrischen Anschlusskontakt 6. Außerdem ist an der äußeren Oberfläche der Rohrkeramik der Keramikelektrode 4 ein elektrischer Anschluss 5 realisiert.
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Die Stabelektrode 3 kann entweder ein massiver Metallstab oder auch ein Rohrstab sein.
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Mit dem Biofilmsensor sind zwei unterschiedliche Betriebsmodi möglich. Die Biofilmdetektion erfolgt in einem Detektionsmodus, die Reinigung des Biofilmsensors erfolgt in einem Reinigungsmodus. Durch den Reinigungsmodus kann der im Biofilmsensor abgelagerte Biofilm beseitigt und der Biofilmsensor auf einem definierten Ausgangszustand rekalibriert werden.
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Der Detektionsmodus wird wie folgt ausgeführt. Zwischen den elektrischen Anschlüssen 5 und 6 wird eine elektrische Wechselspannung angelegt. Mittels einer Messanordnung 7 wird der komplexe elektrische Widerstand der Anordnung aus der Keramikelektrode 4, der Stabelektrode 3 und der durchströmenden Flüssigkeit gemessen und über einen im Prinzip beliebig langen Zeitraum hinweg überwacht. Die zeitliche Veränderung des komplexen elektrischen Widerstandes ist dann ein Maß für die Biofilmveränderung auf der inneren Oberfläche der Keramikelektrode, d.h. allgemein im von der Flüssigkeit durchflossenen Lumen.
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Zur Messung der Biofilmbedeckung auf der Rohrkeramik der Keramikelektrode 4 wird beispielsweise eine sinusförmige Wechselspannung angelegt. Die Amplitude der angelegten Wechselspannung ist zweckmäßigerweise so groß, dass der auf der Rohrkeramik abgelagerte Biofilm durch die Messung möglichst wenig beeinflusst wird. Sie beträgt beispielsweise 20 bis 50 mV. Die Amplitude ist variierbar und parametrisierbar. Sie kann insbesondere in einem Messprogramm verändert werden.
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In Verbindung damit wird der komplexe elektrische Widerstand der Elektrodenanordnung aus dem Keramikrohr der Keramikelektrode 4, der Stabelektrode 3 und der zwischenbeiden Elektroden befindlichen Flüssigkeit, d.h. insbesondere Wasser, gemessen. Der komplexe elektrische Widerstand kann dabei sowohl bei einer fest eingestellten Frequenz als auch in Abhängigkeit mehrerer einzelner Frequenzen der angelegten Wechselspannung, aber auch in Form eines quasi kontinuierlichen Spektrums, bestimmt werden. Bei der Erfassung des Spektrums wird der jeweils zu erfassende Frequenzbereich der Wechselspannung durchgestimmt und dabei der komplexe elektrische Widerstand in Abhängigkeit von der Wechselspannungsfrequenz erfasst. Diese Erfassung des Spektrums wird zeitlich in regelmäßigen Abständen wiederholt, sodass im Ergebnis der komplexe elektrische Widerstand über der Frequenz und der Zeit zweidimensional aufgezeichnet wird.
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Aus den gemessenen Werten des komplexen elektrischen Widerstandes können sodann dessen Realteil, der Imaginärteil, der Betrag und/oder auch der Phasenwinkel in der komplexen Widerstandsebene ermittelt werden. In der Regel enthält der Realteil des komplexen Widerstands vor allem Informationen über den ohmschen Widerstand der Flüssigkeit als solcher und wird von dem wachsenden Biofilm kaum beeinflusst. Der wachsende Biofilm macht sich durch zusätzliche kapazitive oder induktive Anteile in der Elektrodenkonfiguration des Biofilmsensors bemerkbar, die zu frequenzabhängigen Anteilen im Imaginärteil des komplexen Widerstands führen. Das Wachstum des Biofilms äußert sich somit somit vor allem in einer Veränderung im Imaginärteil des komplexen Widerstands.
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Maßgebliche Messgrößen sind sowohl der Betrag des komplexen Widerstands, also der Scheinwiderstand, als auch gegebenenfalls dessen Phasenwinkel und somit auch der Realteil und der Imaginärteil des komplexen Widerstands als dessen vektorielle Komponenten.
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Weiterhin kann eine Kalibrierung und gezielte bakteriologische Reinigung des Biofilmsensors erfolgen. Dies erfolgt im Reinigungsmodus, der wie folgt ausgeführt wird.
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Im Reinigungsmodus wird eine aktive Gleichspannung an die elektrischen Anschlüsse 5 und 6 der Keramikelektrode 4 bzw. der Stabelektrode 3 angelegt. Dabei wird insbesondere ein positives Potential an dem elektrischen Anschluss 5 und ein negatives Potential an den Anschluss 6 so angelegt, dass eine Elektrolyse zwischen der Stabelektrode 3 und der Keramikelektrode 4 realisiert werden kann. Die angelegte Gleichspannung dient der bakteriologischen Reinigung und damit zur Beseitigung des Biofilms und zur Rekalibrierung des Biofilmsensors. Sie ist zweckmäßigerweise auf eine wirkungsvolle Zerstörung des abgelagerten Biofilms gerichtet. Die Stärke der Gleichspannung beträgt 10 bis 100 V, beispielsweise 30 V. Sie ist insbesondere variabel einstellbar und kann innerhalb eines Reinigungsprogramm auch parametrisierbar sein. Somit können auch in aufeinander folgenden Zeitintervallen verschiedene Gleichspannungswerte an den Biofilmsensor angelegt werden.
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2 zeigt eine beispielhafte Anordnung aus dem Biofilmsensor 1 und einer Steuereinheit 8 zum Betreiben des Biofilmsensors mit einer Messanordnung 7. Die Messanordnung 7 ist im hier vorliegenden Beispiel ein Bestandteil der Steuereinheit 8. Die Steuereinheit 8 ermöglicht zum einen den erwähnten Detektionsmodus, bei dem die Messanordnung 7 zur Anwendung kommt, und zum anderen den Reinigungsmodus, bei dem die Messanordnung 7 inaktiv ist und stattdessen der Biofilmsensor 1 mit einer Gleichspannung aus einer Gleichspannungsquelle 9 beaufschlagt wird, um den gebildeten Biofilm auf der Keramikelektrode zu beseitigen.
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Die Messanordnung 7 enthält einen Frequenzgenerator 10 zum Erzeugen einer veränderlichen Wechselspannung. Der Frequenzgenerator ist entweder auf eine einzelne Frequenz eingerichtet, er kann aber auch mehrere Frequenzen erzeugen oder auch innerhalb eines bestimmten Frequenzbereichs durchstimmbar sein. Die Amplitude der Wechselspannung ist variabel einstellbar und parametrisierbar. Die dabei erzeugten periodischen Spannungsverläufe sind nicht von vornherein auf eine bestimmte Form beschränkt, sie können beispielsweise sinusartig, sägezahnförmig oder rechteckförmig sein.
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Die Messanordnung 7 enthält außerdem eine Messschaltung 11 zum Bestimmen des komplexen elektrischen Widerstandes der flüssigkeitsgefüllten Elektrodenanordnung des Biofilmsensors und eine Auswerteeinheit 12 zum Errechnen des Betrages, des Imaginärteiles des komplexen Widerstandes, des Phasenwinkels und/oder des Realteiles des komplexen Widerstandes.
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Eine Speichereinheit 13 zeichnet die gemessenen und nachträglich ermittelten Werte des komplexen Widerstandes und der daraus abgeleiteten Größen auf und ermöglicht so deren zeitliche Verfolgung. Die Speichereinheit 13 kann bezüglich der Steuereinheit 8 intern oder extern als entferntes Gerät angeordnet sein. Maßgeblich für die gespeicherten Werte sind in erster Linie zeitliche Veränderungen der gemessenen Werte des komplexen elektrischen Widerstands sowie der danach abgeleiteten genannten Parameter. Zeitlich konstante Werte zeigen dabei einen entweder nicht vorhandenen oder in seiner Dicke und Ausdehnung unveränderten Biofilm an, sich ändernde Werte einen sich entsprechend ändernden, in der Regel ausdehnenden Biofilm. Eine Rückveränderung der geänderten Werte infolge einer Wasserbehandlung, wie beispielsweise einer Chlorierung, weist auf eine Zurückdrängung des Biofilms bzw. dessen teilweise oder vollständige Beseitigung hin. Die Speichereinheit 13 kann hierzu zusätzlich die Eingabe von Ereignissen in Bezug auf Desinfektionsmaßnahmen, Wasserbehandlungen und dergleichen Eingriffe ermöglichen, sodass den entsprechenden Messwertveränderungen ein entsprechendes Ereignis zugewiesen und im Messsystem zeitlich protokolliert werden kann.
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Das Zurücksetzen des Biofilmsensors auf einen biofilmfreien Zustand zum Zweck einer Rekalibrierung ist jederzeit wie beschrieben durch den Reinigungsmodus und durch das Aktivieren der Gleichspannungsquelle 9 möglich. Die Gleichspannungsquelle liefert eine Gleichspannung, die variierbar und parametrisierbar ist. Hierzu bietet die Steuereinheit ein entsprechendes Umschaltmittel, beispielsweise einen Kippschalter oder Taster.
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Der Biofilmsensor und das Verfahren zur Biofilmdetektion wurden anhand beispielhafter Ausführungsformen erläutert. Weitere Ausführungsformen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Biofilmsensor
- 1a
- Eintritt Flüssigkeitstrom in den Biofilmsensor
- 1b
- Austritt Flüssigkeitstrom aus dem Biofilmsensor
- 2a
- Probeneingangsanschluss,
- 2b
- Probenausgangsanschluss
- 3
- Stabelektrode
- 4
- Keramikelektrode
- 5
- Elektrischer Anschluss für Keramikelektrode
- 6
- Elektrischer Anschluss für metallische Stabelektrode
- 7
- Messanordnung
- 8
- Steuereinheit
- 9
- Gleichspannungsquelle
- 10
- Frequenzgenerator
- 11
- Messschaltung
- 12
- Auswerteeinheit
- 13
- Speichereinheit