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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Durchführung von Serviceroutinen in einer hydraulischen Bremsanlage sowie eine entsprechende Steuereinheit für eine hydraulische Bremsanlage.
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In heutigen hydraulischen Bremsanlage werden die Bremsdrücke häufig mittels eines Linearaktuators aufgebaut der hydraulisch getrennt von einem Bremspedal geschaltet ist. Die Bremsdrücke werden daher alleinig durch den Linearaktuator gestellt und entsprechend eines Fahrerwunschs oder gemäß einer autonomen Regelung eingestellt. Zur korrekten Ansteuerung des Linearaktuators exakt einen angeforderten Bremsdruck aufzubauen, ist zumindest eine zugehörige pV-Kennlinie in einem entsprechenden Steuergerät hinterlegt. Darüber hinaus sind in heutigen hydraulischen Bremsanlagen eine Vielzahl von hydraulischen Ventilen verbaut, um eine Mannigfaltigkeit an Funktionen durchführen zu können. Um den höchsten Sicherheitsanforderungen zu genügen, ist es nicht ausreichend, Serviceroutinen zur Überprüfung der Funktionsfähigkeit der hydraulischen Ventile und der Genauigkeit der pV-Kennlinie lediglich in einem Diagnosebetrieb in der Werkstatt durchzuführen. Bei der Überprüfung der Ventile und der pV-Kennlinie, und insbesondere einem Neuanlernen der pV-Kennlinie, im laufenden Betrieb ergeben sich jedoch einige Probleme, da für diese Serviceroutinen besondere Druckprofile in der hydraulischen Bremsanlage gefahren werden müssen. Die Verwendung von vorhandenen Druckprofilen, wie sie im laufenden Betrieb bei der Durchführung von Bremsungen auftreten, erfüllen im Allgemeinen nicht die erforderlichen Kriterien für die Serviceroutinen, da erforderlichen Stützpunkte nicht in der benötigten Dynamik und Dauer angefahren werden. Ein entsprechender Eingriff in die Druckregelung, bei dem ein hydraulischer Druck abweichend von einem angeforderten Bremsdruck aufgebaut wird, gestaltet sich als schwierig, da es aufgrund der Fahrsicherheit unerwünscht ist, den Fahrerwunsch zu verfälschen. So kann ein solcher Eingriff in die Druckregelung das Fahrverhalten stören und beispielsweise sogenanntes Kleben und Schiefziehen der Bremsanlage verursachen. Darüber hinaus treten unerwünschte Geräusche auf und es besteht die Gefahr, bei einem selbstständigen Anziehen der Radbremsen bei Montagearbeiten Verletzungen durch Fingerquetschen zu verursachen.
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Es ist somit Aufgabe der vorliegenden Erfindung, entsprechende Serviceroutinen ohne die obigen Nachteile durchführen zu können.
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Die Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zur Durchführung von Serviceroutinen gemäß Anspruch 1 mit einem Bremskreis aufweisend einen ersten Teilkreis, welchem zumindest ein ersten Radbremse zugeordnet ist, und einen zweiten Teilkreis, welchem zumindest eine zweite Radbremse zugeordnet ist. Beispielsweise können dem ersten Teilkreis die Radbremsen der Hinterachse zugeordnet sein und dem zweiten Teilkreis die Radbremsen der Vorderachse oder umgekehrt. Es ist jedoch auch eine diagonale Verteilung der Radbremsen auf die beiden Teilkreise möglich. Weiter ist an einem der Radbremsen eine elektromechanische Parkbremse vorgesehen, wobei die elektromechanische Parkbremse mit Unterstützung der hydraulischen Bremsanlage angespannt wird. Dabei wird insbesondere der Aufbau der Bremskraft durch die hydraulische Bremsanlage vorgenommen und erst in einem angespannten Zustand die elektromechanische Parkbremse festgezogen, die daher die Bremskraft lediglich halten und nicht aufbauen muss. Alternativ kann die Bremskraft gemeinsam von der elektromechanischen Parkbremse und der hydraulischen Bremsanlage aufgebaut werden. Anschließend wird ein hydraulischer Druck des ersten Teilkreises auf einem ersten Wert gehalten, während der hydraulische Druck in dem zweiten Teilkreis mittels eines Linearaktuators gemäß einem vorgegebenen Druckprofil mit Druckwerten größer als der erste Wert moduliert wird. Dazu kann der erste Teilkreis mittels eines Ventils von dem Linearaktuator getrennt werden und der zweite Teilkreis mit dem Linearaktuator verbunden werden. Dabei wird der hydraulische Druck, beispielsweise durch eine entsprechend angeordnete Druckmesseinrichtung, des zweiten Teilkreises gemessen und gemeinsam mit zugehörigen Positionswerten des Linearaktuators zur Durchführung der Serviceroutinen verwendet. Dadurch ist es möglich Messungen des pV-Verhaltens des zweiten Teilkreises durchzuführen, ohne dass diese durch den ersten Teilkreis und in diesem angeordnete Radbremsen verfälscht würde. Durch die Ankopplung an das Festziehen der elektromechanischen Parkbremse wird sichergestellt, dass das Fahrzeug nicht kurzfristig wieder bewegt werden soll. Somit können Serviceroutine ohne die oben beschriebenen Nachteile durchgeführt werden.
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In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung umfasst die Serviceroutine eine Aktualisierung der pV-Kennlinie. Entsprechend wird der hydraulische Druck und die jeweils zugehörige Position des Linearaktuators als eine pV-Kennlinie des zweiten Teilkreises aufgenommen und gespeichert. Da dadurch die pV-Kennlinie immer aktuell gehalten wird, entspricht diese sehr genau dem tatsächlichen Verhalten der Bremsanlage und es kann eine besonders genaue Ansteuerung des Linearaktuators vorgenommen werden.
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In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist dem zweiten Teilkreis eine weitere Radbremse zugeordnet, wobei ein Einlassventil der weiteren Radbremse geschlossen und ein Einlassventil der zumindest einen zweiten Radbremse geöffnet ist während der hydraulische Druck gemäß des Druckprofils moduliert wird. Es wird somit lediglich die zumindest eine zweite Radbremse vermessen und der hydraulische Druck und entsprechende Positionen des Linearaktuators entsprechend als pV-Kennlinie der zumindest einen zweiten Radbremse des zweiten Teilkreis gespeichert wird. Somit können die Radbremsen eines Fahrzeugs einzeln vermessen werden, wodurch die Genauigkeit einer Ansteuerung des Linearaktuators weiter verbessert wird.
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In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung umfasst die Serviceroutine die Überprüfung eines hydraulischen Ventils. Bei dem hydraulischen Ventil kann es sich um ein Trennventil, das heißt ein Ventil zur Trennung des ersten Teilkreises und des zweiten Teilkreises handeln. Auch kann das hydraulische Ventil am Ausgang des Linearaktuators angeordnet sein und diesen daher vom Rest der hydraulischen Bremsanlage entkoppeln. Weiter kann das hydraulische Ventil ein Ventil zur Abtrennung eines Hauptbremszylinders und/oder ein Auslassventil einer Radbremse umfassen. Dazu kann insbesondere mittels entsprechender Ventilstellungen eine Druckdifferenz über das zu überprüfende Ventil aufgebaut werden und das entsprechende pV-Verhalten bei der Modulation des Drucks analysiert werden.
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In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird bei der Unterstützung der elektromechanischen Parkbremse durch die hydraulische Bremsanlage ein oberer Druckwert angefahren und in zumindest einem Teilkreis gehalten, wobei der hydraulische Druck in dem anderen Teilkreis auf einen abweichenden Druckwert gebracht wird. Somit wird der Druckaufbau der Parkbremsfunktion für die Durchführung der Serviceroutine verwendet. Diese kann dadurch schneller, energieeffizienter und mit weniger zusätzlicher Geräuschbelastung durchgeführt werden.
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In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird der obere Druckwert in dem zweiten Teilkreis gehalten und der hydraulische Druck des ersten Teilkreises auf den ersten Wert gebracht und gehalten. Anschließend wird der hydraulische Druck in dem zweiten Teilkreis mittels des Linearaktuators abgeholt und danach gemäß dem vorgegebenen Druckprofil moduliert. Der bereits aufgebaute Druck im zweiten Teilkreis wird somit energieeffizient als Startpunkt des vorgegebenen Druckprofils genutzt.
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In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird der obere Druckwert in dem ersten Teilkreis als erster Wert gehalten, während der hydraulische Druck in dem zweiten Teilkreis mittels des Linearaktuators gemäß des vorgegebenen Druckprofils moduliert wird. Somit kann auch für diesen Fall das Verfahren besonders energieeffizient durchgeführt werden.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung werden nach einem Anspannen der elektromechanischen Parkbremse beide Teilkreise auf den ersten Wert abgesenkt, wobei der erste Teilkreis auf dem ersten Wert gehalten wird und der hydraulische Druck in dem zweiten Teilkreis mittels des Linearaktuators gemäß des vorgegebenen Druckprofils moduliert wird. Dabei ist es insbesondere nicht nötig, ein Trennventil zwischen den beiden Trennkreisen zu aktivieren, sondern diese Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens lässt sich alleinig durch Ansteuerung der Einlassventile der Radbremsen durchführen.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird die Unterstützung der elektromechanischen Parkbremse nur mittels eines Teilkreises der hydraulischen Bremsanlage durchgeführt wird. Insbesondere kann die Unterstützung mit dem Teilkreis durchgeführt werden, dem die Radbremsen zugeordnet sind, an denen elektromechanische Parkbremsen angeordnet sind.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung liegt zwischen dem Anspannen der elektromechanischen Parkbremse und der Modulation des hydraulischen Drucks gemäß des Druckprofils eine Zeitspanne kleiner zwanzig Sekunden, insbesondere kleiner zehn Sekunden. Somit wird sichergestellt, dass nach dem Abstellen des Fahrzeugs noch nicht genug Zeit vergangen ist, in der ein Rad abmontiert werden kann und somit ein Monteur oder eine andere Person Zugriff zu den Radbremsen erhält. Falls sich die Radbremsen bei der Durchführung des vorbestimmten Druckprofils kurzzeitig von der Bremsscheibe lösen, kann somit nicht aus Versehen zwischen Bremsbelag und Bremsscheibe gelangt werden. Somit wird verhindert, dass durch die Durchführung des Verfahrens Fingerverletzungen durch Einquetschen verursacht werden können.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist der erste Wert null. Entsprechend wird der erste Teilkreis druckfrei gestellt und gehalten, während der Druck im zweiten Teilkreis moduliert wird. Entsprechend kann das vorgegebene Druckprofil Drücke bis auf null bar ansteuern, ohne dass der erste Teilkreis durch überströmende Bremsflüssigkeit durch Rückschlagventile beeinflusst werden könnte.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird der hydraulische Druck des ersten Teilkreises auf einem ersten Wert gehalten, indem hydraulische Ventile zwischen dem ersten Teilkreis und dem Linearaktuator geschlossen werden. Es kann sich dabei beispielsweise um Einlassventile der zugeordneten Radbremsen oder ein Trennventil zwischen den Teilkreisen handeln. Da diese Ventile in bekannten Bremsanlage bereits vorhanden sind, ist das Verfahren besonders kostengünstig umsetzbar.
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Die Aufgabe wird außerdem gelöst durch eine Steuereinheit für eine hydraulische Bremsanlage, welches dazu eingerichtet ist, ein Verfahren nach einem der vorstehenden Verfahren durchzuführen.
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Weitere Merkmale, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten der Erfindung ergeben sich auch durch die nachfolgende Beschreibung von Ausführungsbeispielen und der Zeichnungen. Dabei gehören alle beschriebenen und/oder bildlich dargestellten Merkmale sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination zum Gegenstand der Erfindung, auch unabhängig von ihrer Zusammenfassung in den Ansprüchen oder deren Rückbezügen.
- 1 zeigt schematisch beispielhaft den Aufbau einer Bremsanlage,
- 2 zeigt ein Diagramm mit Druckverläufen und Ventilstellungen einer ersten Ausführungsform der Erfindung,
- 3 zeigt ein Diagramm mit Druckverläufen und Ventilstellungen einer zweiten Ausführungsform der Erfindung,
- 4 zeigt ein Diagramm mit Druckverläufen und Ventilstellungen einer dritten Ausführungsform der Erfindung,
- 5 zeigt ein Diagramm mit Druckverläufen und Ventilstellungen einer vierten Ausführungsform der Erfindung,
- 6 zeigt ein Diagramm mit Druckverläufen und Ventilstellungen einer fünften Ausführungsform der Erfindung,
- 7 zeigt ein Diagramm mit Druckverläufen und Ventilstellungen einer sechsten Ausführungsform der Erfindung;
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In 1 ist eine Bremsanlage 1 dargestellt, welche in einem normalen Betriebsmodus nach dem Brake-by-wire Verfahren arbeitet und mit der das erfindungsgemäße Verfahren durchgeführt werden kann. In einem Reservoir 2 wird Bremsflüssigkeit vorgehalten, welche durch einen Hauptbremszylinder 3 oder einen Linearaktuator 5 zu einzelnen Radbremsen 6, 7, 8, 9 gefördert werden kann. In einem normalen Betriebsmodus ist der Hauptbremszylinder 3 durch ein Isolationsventil (MCV) 11 von den einzelnen Radbremsen 6, 7, 8, 9 getrennt. Stattdessen ist ein Simulatorventil 10 geöffnet, über welches eine Verbindung zwischen dem Hauptbremszylinder 3 und einem Simulator 4 hergestellt wird. Wird ein Bremspedal, welches mit dem Hauptbremszylinder 3 verbunden ist, betätigt, so wird Bremsflüssigkeit von dem Hauptzylinder 3 in den Simulator 4 verschoben, um ein passendes Pedalgefühl zu simulieren. Der vom Fahrer über den Hauptbremszylinder 3 ausgeübte Bremsdruck, wird durch eine Druckmesseinrichtung 17 gemessen. Basierend auf dem gemessenen Bremsdruck wird ein Linearaktuator 5 angesteuert, welcher über ein geöffnetes Versorgungsventil (PFV) 12 mit den einzelnen Radbremsen 6, 7, 8, 9 verbunden ist. Die hydraulische Bremsanlage 1 ist durch ein Trennventil (CSV) 13 in zwei Teilkreise aufgeteilt. Einem ersten Teilkreis sind die Radbremsen 8, 9 der Hinterachse zugeordnet und einem zweiten Teilkreis sind die Radbremsen 6, 7 der Vorderachse zugeordnet. Die Radbremsen 6, 7, 8, 9 weisen je ein Einlassventil 14 und ein Auslassventil 15 auf. In einem normalen Betriebsmodus ist das Trennventil 13 geöffnet, sodass der durch den Linearaktuator 5 bereitgestellte hydraulische Druck an alle vier Radbremsen 6, 7, 8, 9 geleitet wird.
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Jede Radbremse 6, 7, 8, 9 weist eine pV-Kennlinie auf, welche einen Zusammenhang zwischen dem in die Radbremse 6, 7, 8, 9 geförderten Volumen und dem sich einstellenden hydraulischen Druck darstellt. Um einen angeforderten Bremsdruck exakt aufbauen zu können, ist es entscheidend, diese pV-Kennlinien und/oder Kennlinien von Gruppen von Radbremsen 6, 7, 8, 9 genau zu kennen, sodass mittels des Linearaktuators 5 das entsprechende hydraulische Volumen gefördert werden kann.
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Durch das erfindungsgemäße Verfahren können verschiedene Serviceroutinen durchgeführt werden, wie beispielsweise das neue Anlernen besagter pV-Kennlinien, wodurch deren Genauigkeit maßgeblich verbessert wird. Weitere Beispiele für Serviceroutinen sind die Überprüfung der Funktionsfähigkeit der einzelnen hydraulischen Ventile 11, 12, 13. Bei vorgenannten Serviceroutinen wird jeweils das pV-Verhalten bei einer entsprechenden Ventilstellung vermessen.
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In 2 ist nun ein Druckprofil einer ersten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens dargestellt, mit dem die pV-Kennlinie der Vorderachse in Verbindung mit dem Spannen der elektromechanischen Parkbremse neu angelernt wird. Um die elektromechanische Parkbremse anzuspannen, wird diese mittels der hydraulischen Bremsanlage 1 unterstützt. Dazu wird bei geöffnetem Trennventil 13 und geöffneten Einlassventilen 14 aller Radbremsen 6, 7, 8, 9 Druck mittels des Linearaktuators 5 aufgebaut, welcher daher sowohl in die Radbremsen 6, 7, 8, 9 der Hinterachse als auch der Vorderachse geleitet wird. Der erste Teilkreis im Sinne der Erfindung umfasst daher die Radbremsen 8, 9 der Hinterachse mit den zugehörigen Einlassventilen 14 und Auslassventilen 15 und der zweite Teilkreis die Radbremsen 6, 7 der Vorderachse mit den zugehörigen Einlassventilen 14 und Auslassventilen 15. Wie in der 2 dargestellt, steigen somit der Linearaktuatordruck 22, der Vorderachsdruck 20 und der Hinterachsdruck 21 gemeinsam an. Nach Erreichen eines oberen Druckwerts wird die elektromechanische Parkbremse innerhalb einer Aktivierungszeit 23 angespannt und verbleibt für die Zeitspanne 24 in dem angespannten Zustand. Nach Ende der Aktivierungszeit 23 wird bei einem normalen Spannen der elektronischen Parkbremse der Vorderachsdruck 20, der Hinterachsdruck 21 sowie der Linearaktuatordruck 22 wieder abgebaut. In der in 2 dargestellten Ausführungsform der Erfindung wird jedoch nach dem Spannen der elektromechanischen Parkbremse das Trennventil (Kreistrennventil) 13 geschlossen und für eine Zeitdauer 25 geschlossen gehalten. Erst nach Schließen des Trennventils 13 wird der Linearaktuatordruck 22 abgebaut. Da durch das Schließen des Trennventils 13 nur noch die Hinterachse mit den Radbremsen 8, 9 mit dem Linearaktuator 5 verbunden sind, wird lediglich der Hinterachsdruck 21 abgebaut. Der Vorderachsdruck 20 verbleibt hingegen auf dem hohen Niveau des zum Anspannen der elektronischen Parkbremse aufgebauten oberen Druckwerts. Beim Abbauen des Hinterachsdrucks 21 sind die Einlassventile 14 der Hinterradbremsen 8, 9 geöffnet. Es ist jedoch auch möglich, die Einlassventile 14 bereits vorher zu schließen und die Radbremsen 8, 9 über Rückschlagventile zu entleeren, welche parallel zu den Einlassventilen 14 angeordnet sind. Sobald der Hinterachsdruck 21 abgebaut wurde, werden die Einlassventile 14 der Radbremsen 8, 9 der Hinterachse geschlossen und für den Zeitraum 26 geschlossen gehalten. Der Linearaktuator 5 wird nun aktiviert, um den Linearaktuatordruck 22 wieder auf den Druckwert des Vorderachsdrucks 20 zu bringen und den Vorderachsdruck 20 somit abzuholen. Durch die geschlossenen Einlassventile 14 der Radbremsen 8, 9 der Hinterachse verbleibt der hydraulische Druck des ersten Teilkreises auf null als einen ersten Wert, während der hydraulische Druck in dem zweiten Teilkreis mittels des Linearaktuators gemäß einem vorgegebenen Druckprofil moduliert wird. Dazu wird, sobald der Linearaktuatordruck 22 dem Vorderachsdruck 20 entspricht, das Trennventil 13 wieder geöffnet. Der Linearaktuator 5 wird nun gemäß dem vorgegebenen Druckprofil angesteuert, welches in der Ausführungsform der 2 einem linearen Druckabbau entspricht. Anstelle des lineare Druckabbaus können andere Druckprofile gefahren werden. Dabei werden die einzelnen Linearaktuatorpositionen als Volumenwert und die zugehörigen Druckwerte, welche über die Druckmesseinrichtung 16 gemessen werden, als neue pV-Kennlinie der Vorderachse abgespeichert.
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Alternativ ist es möglich, eines der Einlassventile 14 der Radbremsen 6, 7 der Vorderachse zu schließen und daher die pV-Kennlinie einer einzelnen Radbremse 6, 7 neu zu lernen.
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In 3 ist eine zweite Ausführungsform der Erfindung mittels des zugehörigen Druckprofils dargestellt. Der Beginn des Druckprofils, bis die elektronische Parkbremse vollständig festgezogen ist, entspricht der Ausführungsform der 1. Das Trennventil 13 wird in der Ausführungsform der 3 jedoch nicht geschlossen, sodass beim Druckabbau des Linearaktuators 5 der Linearaktuatordruck 22, der Vorderachsdruck 20 und der Hinterachsdruck 21 gemeinsam abgesenkt werden. Nach Erreichen der Druckfreiheit werden wieder die Einlassventile 14 der Hinterachse geschlossen und mittels des Linearaktuators 5 ein Druck aufgebaut. Aufgrund der geschlossenen Einlassventile 14 verbleibt der Hinterachsedruck 21 als erster Teilkreis wieder bei null, während der Linearaktuatordruck 22 und der Vorderachsdruck 20 ansteigen. Somit wird auch in dieser Ausführungsform der hydraulische Druck des ersten Teilkreises auf einem ersten Wert gehalten, während der hydraulische Druck in dem zweiten Teilkreis mittels des Linearaktuators moduliert wird. Nach Erreichen eines Druckausgangswerts, wird das vorbestimmtes Druckprofil abgefahren, welches im dargestellten Beispiel wieder ein linearer Druckabfall ist. Dabei werden ebenfalls die Druckwerte mittels der Druckmesseinrichtung 16 aufgenommen und die dazugehörigen Volumenwerte mittels der Linearaktuatorposition bestimmt. Auch in dieser Ausführungsform können diese Werte als neue pV-Kennlinie gespeichert werden.
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Die Ausführungsform der 4, welche ebenfalls zum Erlernen einer neuen pV-Kennlinie genutzt wird, entspricht im Wesentlichen der Ausführungsform der 3. Nach dem Anspannen der elektromechanischen Parkbremse wird der Linearaktuatordruck 22 und damit der Vorderachsdruck 20 und der Hinterachsdruck 21 jedoch nicht auf null, sondern lediglich bis auf einen Minimalwert abgebaut. Somit wird in dieser Ausführungsform der hydraulische Druck des ersten Teilkreises auf dem Minimalwert als ersten Wert gehalten, während der hydraulische Druck in dem zweiten Teilkreis mittels des Linearaktuators 5 moduliert wird. Das vorgegebene Druckprofil verbleibt dabei mit den jeweiligen Druckwerten immer oberhalb des an der Hinterachse eingestellten Minimalwerts, um zu verhindern, dass Bremsflüssigkeit über die Rückschlagventile der Einlassventile 14 der Radbremsen 8, 9 fließt und die Messung somit beeinflusst.
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In 5 ist eine weitere Ausführungsform der Erfindung dargestellt, in welcher in ähnlicher Weise wie in 2, durch Schließen des Trennventils 13, der Vorderachsdruck 20 eingesperrt wird. Der Hinterachsdruck 21 wird auf ähnliche Weise wie in der 4 nicht bis auf null, sondern lediglich auf einen Minimalwert abgebaut. Somit wird auch in dieser Ausführungsform der hydraulische Druck des ersten Teilkreises auf dem Minimalwert als ersten Wert gehalten, während der hydraulische Druck in dem zweiten Teilkreis mittels des Linearaktuators moduliert wird. Der Linearaktuatordruck 22 wird dazu anschließend wieder erhöht, bis dieser dem Vorderachsdruck 20 entspricht, um diesen abzuholen. Das Trennventil 13 wird daraufhin geöffnet und ein vorgegebenes Druckprofil abgefahren, welches wiederrum oberhalb des Minimalwerts des Hinterachsdrucks 21 verläuft.
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In der Ausdrucksform der 6 wird das Anspannen der elektronischen Parkbremse lediglich an der Hinterachse unterstützt. Die Einlassventile 14 der Vorderachse sind daher zu Beginn des Verfahrens geschlossen. Wird der Linearaktuator 5 aktiviert, um einen Druck aufzubauen, wird dieser somit lediglich an den Radbremsen 8, 9 der Hinterachse aufgebaut. Linearaktuatordruck 22 und Hinterachsdruck 21 steigen somit parallel an, bis diese den oberen Druckwert erreichen, der für das Anspannen der elektronischen Parkbremse benötigt wird.
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Nach der Aktivierungszeit 23 und damit dem Anspannen der elektronischen Parkbremse, wird der Linearaktuatordruck 22 und mit diesem der Vorderachsdruck 21 wieder bis auf null abgebaut. Zu diesem Zeitpunkt werden die Einlassventile 14 der Radbremsen 8, 9 der Hinterachse geschlossen und die Einlassventile 14 der Radbremsen 6, 7 der Vorderachse geöffnet. Daraufhin wird mit dem Linearaktuator 5 erneut ein hydraulischer Druck aufgebaut, wodurch Linearaktuatordruck 22 und Vorderachsdruck 20 parallel bis auf einen Ausgangsdruck ansteigen. Ausgehend von diesem Ausgangsdruck kann wieder ein vorgegebenes Druckprofil abgefahren werden, welches in der Ausführungsform der 6 wieder als linearer Druckabfall dargestellt ist. Auch in dieser Ausführungsform wird somit der hydraulische Druck des ersten Teilkreises auf null als ersten Wert gehalten, während der hydraulische Druck in dem zweiten Teilkreis mittels des Linearaktuators moduliert wird.
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7 zeigt nun eine Ausführungsform der Erfindung zum Testen des Trennventils 13. Zu Beginn des Verfahrens werden wieder Vorderachsdruck 20 und Hinterachsdruck 21 mit Hilfe des Linearaktuators 5 auf einen oberen Druckwert gebracht, sodass die elektromechanische Parkbremse angespannt werden kann. Nach Ende der Aktivierungszeit 23 wird der hydraulische Druck jedoch nicht abgebaut, sondern der Vorderachsdruck 20 wird auf dem Sollwert gehalten, während der Hinterachsdruck 21 erhöht wird. In dieser Ausführungsform wird der erste Teilkreis somit durch den Vorderachskreis mit den Radbremsen 6, 7 gebildet und dessen hydraulischer Druck als erster Wert auf dem oberen Druckwert gehalten, der zum Anspannen der elektromechanischen Parkbremse eingestellt wurde. In dieser Ausführungsform sind die Einlassventile 14 der Hinterachse und das Trennventil 13 geschlossen und der Linearaktuator 5 drückt bei Aktivierung lediglich gegen geschlossene Ventile. Der Linearaktuatordruck 22 und der Hinterachsdruck sollten somit steigen, ohne dass durch den Linearaktuator 5 nennenswert Volumen gefördert wird. Entsprechend werden auch in dieser Ausführungsform Druckwerte und Volumenwerte aufgenommen, die mit einem entsprechenden Soll-Verhalten verglichen werden können, um die Dichtheit des Trennventils 13 zu überprüfen.
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Durch die Andockung der Druckprofile an das Anspannen der elektromechanischen Parkbremse können somit die oben beschriebenen Nachteile vermieden und die Serviceroutinen im laufenden Betrieb gefahren werden.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Bremsanlage
- 2
- Bremsmittelreservoir
- 3
- Hauptzylinder
- 4
- Simulator
- 5
- Linearaktuator
- 6
- Radbremse vorne links
- 7
- Radbremse vorne rechts
- 8
- Radbremse hinten links
- 9
- Radbremse hinten rechts
- 10
- Simulatorventil
- 11
- Isolationsventil
- 12
- Versorgungsventil
- 13
- Trennventil
- 14
- Einlassventile
- 15
- Auslassventile
- 16
- Druckmesseinrichtung System
- 17
- Druckmesseinrichtung Hauptzylinder
- 20
- Vorderachsdruck
- 21
- Hinterachsdruck
- 22
- Linearaktuatordruck
- 23
- Aktivierungszeit EPB
- 24
- Zeitspanne mit angespannter EPB
- 25
- Zeitdauer geschlossenes Trennventil
- 26
- Zeitraum geschlossene Einlassventile Hinterachse