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Die vorliegende Erfindung betrifft eine automatische Fenster- oder Türanlage mit mindestens einem durch eine Antriebseinrichtung angetriebenen Flügel, mit einer Steuereinrichtung zur Ansteuerung der Antriebseinrichtung und mit einer Personenerfassungseinrichtung, die dazu eingerichtet ist, eine im Bereich des Flügels befindliche Person zu erfassen und daraufhin ein erstes Steuersignal an die Steuereinrichtung auszugeben.
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Häufig sind Fußgänger durch ihr Smartphone abgelenkt, wodurch die Unfallwahrscheinlichkeit im Straßenverkehr stark zunimmt. Gleiches gilt beim Begehen von Türen. Wenn etwa ein Sicherheitssensor einer automatischen Drehtür auf der Bandseite eine Person detektiert, wird die Tür typischerweise dazu angesteuert stehenzubleiben. Ist diese Person durch ein Smartphone oder sonstiges abgelenkt, läuft die Person gegen die Tür und kann sich womöglich verletzen. Weiter soll die Sensorik nach Norm so eingestellt sein, dass ein stehender Prüfkörper erkannt und vom Flügel nicht berührt wird. Eine unaufmerksame, der Tür entgegenkommende Person kann trotz normgerechter Sensorik vom Türflügel berührt und eventuell verletzt werden.
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DE 10 2017 129 626 A1 offenbart eine automatische Schiebetüranlage, die mit einem Sensorsystem zum dreidimensionalen optischen Erfassen der Umgebung der Schiebetür ausgestattet ist. Die erfasste Umgebung wird anschließend mittels Datenverarbeitung ausgewertet.
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Es ist eine Aufgabe der Erfindung, die Sicherheit von Personen im Bereich des Flügels einer automatischen Fenster- oder Türanlage der eingangs beschriebenen Art zu verbessern.
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Diese Aufgabe wird durch eine automatische Fenster- oder Türanlage gemäß Anspruch 1 gelöst, und insbesondere durch eine Einrichtung, die eingerichtet ist festzustellen, ob die Person abgelenkt oder unaufmerksam ist oder nicht, und gegebenenfalls ein zweites Steuersignal an die Steuereinrichtung auszugeben, und die ferner eingerichtet ist, einen Abstand zwischen einem Kopf der Person und einem elektronischen Handgerät und/oder eine Blickrichtung und/oder eine Kopfausrichtung der Person zu ermitteln.
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Hierdurch kann die Personensicherheit beim Begehen einer automatischen Türanlage bzw. beim Aufenthalt im Bereich einer automatischen Fensteranlage verbessert werden. Der Flügel kann vorteilhaft je nach Bedarf in Abhängigkeit vom ersten Steuersignal und vom zweiten Steuersignal angesteuert werden, insbesondere derart, dass eine Verletzungsgefahr für eine erfasste Person im Bereich des Flügels zumindest im Wesentlichen minimal ist. Insbesondere kann der Flügel abhängig vom Ablenkungszustand derart angesteuert werden, dass eine Unfallgefahr reduziert ist. Alternativ oder zusätzlich kann die automatische Fenster- oder Türanlage beispielsweise ein Warnsignal ausgeben und beispielsweise so die Person auf die Gefahrenquelle des beweglichen Flügels hinweisen.
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Gemäß einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Steuereinrichtung dazu eingerichtet ist, dass der Flügel in Abhängigkeit davon angetrieben wird, ob die Person abgelenkt bzw. unaufmerksam ist oder nicht.
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Bevorzugt kann es vorgesehen sein, dass die Steuereinrichtung dazu eingerichtet ist, dass eine Bewegung des Flügels, insbesondere eine Bewegung des Flügels zu der Person hin, verlangsamt und/oder gestoppt wird und/oder dass der Flügel von der Person wegbewegt wird, wenn die Person abgelenkt bzw. unaufmerksam ist. Diese Maßnahmen können insbesondere auch kombiniert vorgesehen sein, insbesondere in Abhängigkeit von einer Personensituation im Bereich des Flügels wahlweise durchgeführt werden. Insbesondere wenn eine abgelenkte Person eine Tür von der Bandseite begeht, kann beispielsweise der Flügel geschlossen werden, um diesen von der Person zu entfernen. Dabei kann bevorzugt ein Warnsignal ausgegeben werden. Allgemein bevorzugt kann die Steuereinrichtung daher dazu eingerichtet sein, zusätzlich zum Ablenkungs- bzw. Aufmerksamkeitszustand der Person eine allgemeine Personensituation im Bereich des Flügels zu berücksichtigen. Zum Beispiel kann die Steuereinrichtung eine Geschwindigkeit und/oder Bewegungsrichtung der betreffenden Person und/oder das Vorhandensein sowie eine Geschwindigkeit und/oder Bewegungsrichtung von anderen Personen berücksichtigen. Diese Informationen können beispielsweise durch die Personenerfassungseinrichtung erfasst werden.
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Die automatische Fenster- oder Türanlage, insbesondere die Steuereinrichtung oder ein mit der Steuereinrichtung verbundener Signalgeber, kann beispielsweise dazu eingerichtet sein, ein Warnsignal auszugeben, wenn die Person abgelenkt bzw. unaufmerksam ist. Das Warnsignal kann beispielsweise ein optisches und/oder akustisches Warnsignal sein oder umfassen. Alternativ oder zusätzlich kann ein elektromagnetisches und/oder digitales Warnsignal vorgesehen sein, das beispielsweise für den Empfang durch ein elektronisches Handgerät, wie zum Beispiel ein Smartphone, vorgesehen sein kann. Somit kann insbesondere das elektronische Handgerät, welches die Person ablenkt, selbst eine Warnung, beispielsweise optisch und/oder akustisch, ausgeben.
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Insbesondere ist die Einrichtung dazu eingerichtet festzustellen, ob die Person von einem elektronischen Handgerät, insbesondere einem Smartphone, abgelenkt ist oder nicht. Hierbei handelt es sich um eine heutzutage typische Ablenkungssituation, und auf diesem Weg lassen sich viele derartige Ablenkungen erfassen. Somit lässt sich die erhöhte Sicherheit mit guter Zuverlässigkeit gewährleisten.
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Die Einrichtung kann beispielsweise eine Kamera und/oder einen oder mehrere Abstandssensoren, bevorzugt ein Array von Abstandssensoren, und/oder wenigstens einen Sensor zur dreidimensionalen Abtastung aufweisen.
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Die Einrichtung kann alternativ oder zusätzlich beispielsweise einen Time-of-Flight-Sensor umfassen. Dieser kann insbesondere ein Laser- und/oder Infrarotsensor sein. Als Time-of-Flight-Sensor oder kurz ToF-Sensor wird insbesondere ein solcher Sensor bezeichnet, der ein Sender- und ein Empfängerelement, insbesondere in einer Sensoreinheit, aufweist, wobei das Senderelement zum Aussenden eines Taststrahls und das Empfängerelement zum Detektieren des Taststrahls nach einer Reflexion an einem Objekt eingerichtet sind, wobei anhand der Laufzeit des Taststrahls eine Entfernung von der Sensoreinrichtung zu dem Objekt ermittelbar ist.
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Bei einer weiteren Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Einrichtung eine Bildaufnahmevorrichtung und eine Rechnereinheit aufweist, die für eine Bildverarbeitung eines von der Bildaufnahmevorrichtung aufgenommenen Bildes des Bereichs des Flügels eingerichtet ist. Bei dem Bild kann es sich etwa um ein zweidimensionales Bild handeln, wie es beispielsweise von einer Kamera aufgenommen werden kann. Alternativ kann es sich bei dem Bild beispielsweise um ein dreidimensionales Bild handeln, wie es beispielsweise von einem Sensor zur dreidimensionalen Abtastung aufgenommen werden kann.
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Allgemein kann die Einrichtung und/oder eine Rechnereinheit der Einrichtung eine künstliche Intelligenz aufweisen, die beispielsweise lehrbar sein kann und/oder eine Bildverarbeitung unterstützen kann.
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Die Einrichtung kann dazu eingerichtet sein, einen Abstand zwischen einem Kopf der Person und einem elektronischen Handgerät zu ermitteln. Dies kann ein geeigneter Anhaltspunkt dafür sein, ob die Person abgelenkt ist oder nicht.
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Alternativ oder zusätzlich kann es beispielsweise vorgesehen sein, dass die Einrichtung dazu eingerichtet ist, eine Blickrichtung und/oder eine Kopfausrichtung der Person zu ermitteln. Dies kann ebenfalls ein geeigneter Anhaltspunkt dafür sein, ob die Person abgelenkt ist oder nicht. Allgemein kann die Einrichtung beispielsweise dazu eingerichtet sein, eine Position und/oder eine Orientierung wenigstens eines Körperteils, insbesondere Positionen und/oder Orientierungen von wenigstens zwei Körperteilen zu ermitteln und insbesondere im Verhältnis zueinander zu berücksichtigen. Auch kann es beispielsweise als Ablenkungszustand gewertet werden, wenn die Person ein elektronisches Handgerät lediglich vor sich, z.B. etwa auf Brusthöhe, hält.
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Generell vorteilhaft kann die Einrichtung dazu eingerichtet sein festzustellen, ob die Person ausreichend auf das Begehen einer Tür der Türanlage oder die Bedienung eines Fensters der Fensteranlage konzentriert ist. Ein Anhaltspunkt hierfür kann etwa eine Blickrichtung und/oder eine Kopfausrichtung der Person sein.
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Grundsätzlich kann die Einrichtung z.B. an einem Rahmen für den Flügel oder einer Wand, in der der Flügel vorgesehen ist, oder allgemein ortsfest angeordnet sein. Ferner ist z.B. auch eine Anordnung am Flügel möglich.
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Die Einrichtung kann beispielsweise in die Personenerfassungseinrichtung integriert sein. Die Personenerfassungseinrichtung weist dabei insbesondere einen Sensor auf und beurteilt die Personensituation im Bereich des Flügels bevorzugt selbst und/oder bildet insbesondere selbst die Einrichtung.
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Die Einrichtung kann aber beispielsweise auch von einem elektronischen Handgerät gebildet sein. So kann es beispielsweise vorgesehen sein, dass ein elektronisches Handgerät die Einrichtung bildet und dazu eingerichtet ist, zu erkennen, ob eine Person, insbesondere von dem Handgerät selbst, abgelenkt bzw. unaufmerksam ist, und ein entsprechendes zweites Steuersignal, beispielsweise über Funk, auszugeben. Folglich kann die Steuereinrichtung beispielsweise eine Empfangseinheit für ein derartiges Signal aufweisen. Der Aufmerksamkeitszustand kann beispielsweise lediglich anhand des von dem Handgerät ausgegebenen zweiten Steuersignals festgestellt werden. Es kann aber auch eine zusätzliche Einrichtung vorgesehen sein, beispielsweise ortsfest beim Flügel. Auf einfache Weise kann etwa anhand einer aktiven Bedienung des elektronischen Handgeräts festgestellt werden, dass die Person abgelenkt ist. Auch kann festgestellt werden, dass die Person abgelenkt ist, wenn das elektronische Handgerät ein Video abspielt. Ferner kann die Durchführung eines Telefongesprächs als abgelenkter Zustand gewertet werden.
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Insoweit hier die Erfindung mit Bezug auf eine automatische Fenster- oder Türanlage beschrieben ist, versteht es sich, dass die Erfindung auch ein gegenwärtig nicht separat beanspruchtes Verfahren zum Betrieb einer solchen mit entsprechenden Verfahrensschritten umfasst.
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Die Erfindung wird nachfolgend lediglich beispielhaft anhand der schematischen 1 erläutert.
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Diese zeigt eine automatische Türanlage 10 mit einem Flügel 12, der mittels einer Antriebseinrichtung 14 zu einer Öffnungs- und einer Schließbewegung antreibbar ist. Eine Steuereinrichtung 16 ist hier gesondert dargestellt, kann aber zum Beispiel auch im Gehäuse der Antriebseinrichtung 14 integriert sein.
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Oberhalb des Türflügels 12 ist eine Personenerfassungseinrichtung 18 ortsfest, nämlich am Rahmen oder einer Wand, vorgesehen. Die Personenerfassungseinrichtung 18 ist dazu eingerichtet, eine im Bereich des Flügels 12 befindliche Person zu erfassen und daraufhin ein erstes Steuersignal an die Steuereinrichtung 16 auszugeben, auf der Grundlage dessen die Steuereinrichtung 16 die Antriebseinrichtung 14 zum Öffnen bzw. Schließen des Flügels 12 ansteuert. Dies beschreibt insbesondere den normalen Betrieb der Türanlage 10, wie er auch im Stand der Technik üblich ist und hier insbesondere solange ausgeübt wird, wie keine abgelenkte Person im Bereich des Flügels festgestellt wird.
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Eine Einrichtung zum Feststellen, ob eine Person im Bereich des Flügels abgelenkt oder unaufmerksam ist oder nicht, kann zum Beispiel in die Personenerfassungseinrichtung 18 integriert und/oder durch diese gebildet sein. Die Einrichtung ist dazu eingerichtet, ein zweites Steuersignal in Abhängigkeit vom Ablenkungszustand bzw. Aufmerksamkeitszustand der Person an die Steuereinrichtung 16 auszugeben. Die Steuereinrichtung 16 berücksichtigt insbesondere sowohl das erste als auch das zweite Steuersignal um den Flügel 12 über die Antriebseinrichtung 14 derart anzusteuern, dass eine Verletzungsgefahr für eine Person im Bereich des Flügels 12 möglichst gering ist. So kann der Flügel 12 beispielsweise verlangsamt, angehalten und/oder von der Person wegbewegt werden, insbesondere auch dann, wenn auf der Basis allein des ersten Steuersignals eine andere Ansteuerung angezeigt wäre. In dem Sinne kann die Steuereinrichtung 16 insbesondere dazu eingerichtet sein, dass das zweite Steuersignal das erste Steuersignal übersteuert. Dies muss jedoch nicht für jede Personensituation der Fall sein.
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Über einen Sensor, zum Beispiel einen solchen der Personenerfassungseinrichtung 18, kann erkannt werden, dass die Person beim Begehen der Tür durch ein Smartphone abgelenkt wird. Die Einrichtung erkennt dies und die automatische Fenster- oder Türanlage, insbesondere die Steuereinrichtung, leitet entsprechende Schutzmaßnahmen ein. Eine mögliche Schutzmaßnahme umfasst ein Aktivieren eines Warnsignals, z.B. ein optisches und/oder akustisches Warnsignal und/oder ein digitales Warnsignal, das z.B. vom Smartphone angezeigt werden kann. Wird eine abgelenkte Person erkannt, so kann beispielsweise der Flügel langsamer öffnen, insbesondere damit die Antriebseinrichtung den Flügel schneller stoppen kann. Wenn etwa eine unaufmerksame Person eine Tür von der Bandseite begeht, kann der Flügel geschlossen werden, insbesondere um den Flügel von der Person zu entfernen. Dies erfolgt bevorzugt in Kombination mit einem Warnsignal. Der Flügel kann beispielsweise in einem Niedrigenergiemodus geöffnet werden, etwa um die Folgen eines Unfalls zu minimieren. Die Schutzmaßnahmen können auch kombiniert werden und insbesondere in Abhängigkeit von der Personensituation im Bereich des Flügels wahlweise durchgeführt werden.
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Zur Erkennung einer abgelenkten oder unaufmerksamen Person können etwa Kamerasensoren mit Bildverarbeitung eingesetzt werden. Auch Abstandssensoren, beispielsweise Time-of-Flight-Sensoren oder kurz ToF-Sensoren können verwendet werden. Zur einfachen Erkennung kann auch das Abstandsverhältnis Kopf/Smartphone berücksichtigt werden. Auch die Blickrichtung der Person kann ermittelt werden, um festzustellen ob die Person abgelenkt oder unaufmerksam ist.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- automatische Türanlage
- 12
- Flügel
- 14
- Antriebseinrichtung
- 16
- Steuereinrichtung
- 18
- Personenerfassungseinrichtung