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Die Erfindung betrifft eine VR-Einheit zur Unterstützung von Biographiearbeit bei Demenzpatienten gemäß Anspruch 1.
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Demenzpatienten und insbesondere Patienten mit schwerer Demenz können von der Biographiearbeit profitieren. Die Biographiearbeit basiert auf dem Erzählen und Hören von Geschichten mit Bezug zur Vergangenheit des Demenzpatienten. Bisher werden Demenzpatienten mittels spezifischer Techniken der Gesprächsführung in bestimmte, besonders prägende, Situationen oder an bestimmte Zeitpunkte ihres Lebens zurückversetzt, um diese erneut zu erleben. So kann ein Zugang zu einer Vielzahl von verschiedenen Erinnerungen geschaffen werden. Durch den Rückblick auf das Vergangene kann für den Demenzpatienten die Lebensqualität erhöht werden. Je nach Schwere der Demenz können mittels der Erinnerung auch bereits vergessene Kommunikationsstrategien bei dem Demenzpatienten reaktiviert werden.
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Problematisch ist jedoch, dass Patienten mit schwerer Demenz häufig nicht mehr in der Lage sind, aktiv und zielgerichtet an der Biographiearbeit teilzunehmen. Da Erinnerungen grundsätzlich durch Eindrücke aller Sinne erlebt und hervorgeholt werden können, besteht ein Bedarf nach einem technischen System, das die Biographiearbeit bei Demenzpatienten und insbesondere bei schweren Demenzpatienten unterstützt. Dieses System muss dabei speziell auf die Bedürfnisse des Demenzpatienten und insbesondere seine verminderten Aufnahme- und Reaktionsfähigkeiten abgestimmt sein.
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Der Erfindung liegt das Problem zugrunde, ein technisches System anzugeben, mit dem die Biographiearbeit unterstützt werden kann.
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Das obige Problem wird mittels einer VR-Einheit mit den Merkmalen von Anspruch 1 gelöst. VR ist dabei die Abkürzung für „Virtuelle Realität“.
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Wesentlich ist die grundsätzliche Überlegung, Bilddaten und vorzugsweise Audiodaten aufzunehmen, die einen Bezug zur Vergangenheit des Demenzpatienten aufweisen. Konkret weisen diese Daten einen Bezug zu einer biographisch relevanten Szene des Demenzpatienten auf. Dabei kann es sich beispielsweise um eine Kindheitserinnerung, einen relevanten Ort wie das Elternhaus, eine wichtige Erinnerung wie die Hochzeit und dergleichen handeln. Aus den Bilddaten und vorzugsweise Audiodaten werden dann VR-Daten erzeugt, die ein virtuelles Abbild der biographisch relevanten Szene umfassen. Durch die Ausgabe der VR-Daten mittels einer Ausgabeeinheit wie einer VR-Brille kann ein Erinnern des Demenzpatienten an die biographisch relevante Szene ausgelöst werden.
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Im Einzelnen vorgeschlagen wird eine VR-Einheit zur Unterstützung von Biographiearbeit bei Demenzpatienten, wobei die VR-Einheit eine Aufnahmeeinheit zur Aufnahme von Bilddaten, insbesondere Videodaten, und vorzugsweise Audiodaten, eine Recheneinheit zum Erzeugen von VR-Daten aus den Bilddaten und vorzugsweise Audiodaten und eine VR-Ausgabeeinheit zum Ausgeben der VR-Daten aufweist, wobei die Recheneinheit eingerichtet ist, eine Aufnahmeroutine durchzuführen, wobei in der Aufnahmeroutine die Aufnahmeeinheit Bilddaten und vorzugsweise Audiodaten betreffend eine biographisch relevante Szene des Demenzpatienten aufnimmt, wobei die Recheneinheit eingerichtet ist, eine Virtualisierungsroutine durchzuführen, wobei in der Virtualisierungsroutine die Recheneinheit aus den Bilddaten und vorzugsweise Audiodaten die VR-Daten umfassend ein virtuelles Abbild der biographisch relevanten Szene erzeugt, wobei die Recheneinheit eingerichtet ist, eine VR-Routine durchzuführen, wobei in der VR-Routine die Ausgabeeinheit die VR-Daten ausgibt, um ein Erinnern des Demenzpatienten an die biographisch relevante Szene auszulösen.
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Besondere Bedeutung kommt der Verwendung der VR-Einheit zur Behandlung von schwerer Demenz zu. So können die oben genannten Vorteile der Biographiearbeit einer größeren Zielgruppe zugutekommen.
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Gemäß Anspruch 2 kann die Aufnahmeeinheit eine Kamera und/oder ein Mikrofon und/oder einen Scanner aufweisen. Neben der Möglichkeit, so Teile biographisch relevanter Szenen aus der Erinnerung des Demenzpatienten nachzubilden ist auch die Möglichkeit des Digitalisierens analoger persönlicher Daten, insbesondere Fotos, sehr interessant. Die Auswahl der biographisch relevanten Szene und der aufzunehmenden Daten kann auf Basis von Gesprächen mit dem Demenzpatienten oder Angehörigen, auf Basis einer Patientenakte oder anderweitiger Recherchen entstehen.
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Anspruch 3 betrifft einen Verknüpfungsschritt der Virtualisierungsroutine, in dem aus den diversen Daten die VR-Daten erzeugt werden. Dabei kann auch eine Verknüpfung mit vordefinierten generischen Szenen stattfinden.
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Bei einer Ausgestaltung gemäß Anspruch 4 kann die Recheneinheit in dem Verknüpfungsschritt Benutzereingaben berücksichtigen. Insbesondere wenn der Demenzpatient bereits frühzeitig, also in der leichten oder mittleren Phase der Demenzerkrankung, begleitet wird, kann so ermöglicht werden, dass der Demenzpatient selbst Einfluss auf eine oder mehrere der virtuellen Abbilder der biographisch relevanten Szenen nimmt. Alternativ oder zusätzlich können auch Benutzereingaben von Angehörigen usw. die Realitätsnähe der VR-Daten deutlich erhöhen.
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In einer bevorzugten Ausgestaltung gemäß Anspruch 5 handelt es sich um das virtuelle Abbild der biographisch relevanten Szene ein VR-Video oder eine interaktive VR-Szene.
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Bevorzugte Ausgabeeinheiten sind Gegenstand von Anspruch 6 und bevorzugte Eingabeeinheiten sind Gegenstand von Anspruch 7.
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Anspruch 8 betrifft die Möglichkeit einer Interaktion des Demenzpatienten mit der VR-Einheit, bei der sich der Demenzpatient durch die interaktive VR-Szene bewegen kann. Weiterhin können beispielsweise Manipulationen von virtuellen Gegenständen möglich sein.
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Es kann schwierig sein, einem Demenzpatienten die vorgenommenen Maßnahmen zu erläutern. Auch das Hervorrufen von Erinnerungen muss nicht immer positive Effekte haben. Es kann daher gemäß Anspruch 9 vorgesehen sein, dass die VR-Einheit mindestens einen Sensor zur Messung körperlicher Parameter des Demenzpatienten aufweist. Vorzugsweise kann somit ein Stresslevel des Demenzpatienten ermittelt werden, um gegebenenfalls die VR-Routine abzubrechen.
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Eine virtuelle Interaktion in der interaktiven VR-Szene zwischen dem Demenzpatienten und mindestens einer anderen Person ist Gegenstand von Anspruch 10.
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Im Folgenden wird die Erfindung anhand einer lediglich ein Ausführungsbeispiel darstellenden Zeichnung näher erläutert. In der Zeichnung zeigt
- 1 einen Demenzpatienten bei der Verwendung der vorschlagsgemäßen VR-Einheit und
- 2 die VR-Einheit während der Aufnahme- und Virtualisierungsroutine.
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Die in 1 dargestellte VR-Einheit 1 dient zur und findet Verwendung bei der Unterstützung von Biographiearbeit bei Demenzpatienten 2. Insbesondere findet sie Verwendung bei der Biographiearbeit bei Patienten 2 mit schwerer Demenz. Grundsätzlich wird angenommen, dass Demenzpatienten 2 von Biographiearbeit profitieren können. Jedoch steht die Biographiearbeit bei Demenzpatienten 2 vor besonderen Herausforderungen. Insbesondere die Kommunikationsfähigkeiten der Demenzpatienten 2 sind reduziert, sodass die Durchführung der Biographiearbeit auf rein zwischenmenschlicher Ebene schwierig ist.
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Die vorschlagsgemäße VR-Einheit 1 weist wie in 2 gezeigt eine Aufnahmeeinheit 3 zur Aufnahme von Bilddaten, insbesondere Videodaten, und vorzugsweise Audiodaten auf. Bei den Bilddaten kann es sich um Fotodaten handeln. Hier und vorzugsweise handelt es sich jedoch um Videodaten.
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Die VR-Einheit 1 weist eine Recheneinheit 4 zum Erzeugen von VR-Daten aus den Bilddaten und vorzugsweise aus den Audiodaten und eine VR-Ausgabeeinheit 5 zum Ausgeben der VR-Daten auf. Unter VR-Daten werden hier ganz allgemein verarbeitete Bilddaten und vorzugsweise Audiodaten und gegebenenfalls weitere Daten verstanden, die zum Ausgeben auf der VR-Ausgabeeinheit 5 verarbeitet wurden. Die VR-Ausgabeeinheit 5 weist wie in 1 gezeigt hier und vorzugsweise eine VR-Brille 6 auf. Die Recheneinheit 4 kann durch einen Computer gebildet werden, kann jedoch auch verteilt angeordnet sein und beispielsweise teilweise durch die VR-Brille 6 gebildet werden.
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Die Recheneinheit 4 ist eingerichtet, eine Aufnahmeroutine durchzuführen, die in 2 angedeutet wird. In der Aufnahmeroutine nimmt die Aufnahmeeinheit 3 Bilddaten und vorzugsweise Audiodaten betreffend eine biographisch relevante Szene des Demenzpatienten 2 auf. Bei der biographisch relevanten Szene kann es sich um eine Erinnerung des Demenzpatienten 2 handeln, die vorliegend im Rahmen der Biographiearbeit mittels der VR-Einheit 1 wieder hervorgerufen werden soll.
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Die Recheneinheit 4 ist weiterhin eingerichtet, eine in 2 angedeutete Virtualisierungsroutine durchzuführen, wobei in der Virtualisierungsroutine die Recheneinheit 4 aus den Bilddaten und vorzugsweise Audiodaten die VR-Daten umfassend ein virtuelles Abbild der biographisch relevanten Szene erzeugt. Das in 1 ausschnittsweise auf der VR-Brille 6 dargestellte virtuelle Abbild entspricht somit dem in 2 gezeigten realen Ort.
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Die Recheneinheit 4 ist eingerichtet, eine VR-Routine durchzuführen, wobei in der VR-Routine die VR-Ausgabeeinheit 5 die VR-Daten ausgibt, um ein Erinnern des Demenzpatienten 2 an die biographisch relevante Szene auszulösen. Dies ist in 2 dadurch angedeutet, dass der Demenzpatient 2 virtuell in den VR-Daten abgebildet wird.
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Hier und vorzugsweise weist die Aufnahmeeinheit 3 eine Kamera 7 zur Aufnahme der Bilddaten, insbesondere Videodaten, auf. Die Kamera 7 kann insbesondere eine 3D-Kamera und/oder eine 360°-Kamera sein. Zusätzlich oder alternativ kann die Aufnahmeeinheit 3 ein Mikrofon zur Aufnahme der Audiodaten aufweisen. Das Mikrofon ist hier nicht gezeigt, da es in die Kamera 7 in 2 integriert ist. Da nicht alle der in die VR-Daten einfließenden Daten neu erstellt werden müssen, kann die Aufnahmeeinheit 3 weiterhin einen Scanner zum Digitalisieren analoger persönlicher Daten des Demenzpatienten 2 aufweisen. Dabei kann es sich um alte Fotos, Videos in diversen analogen Formaten und dergleichen handeln. Entsprechend ist der Begriff „Scanner“ weit auszulegen.
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Hier und vorzugsweise nimmt die Aufnahmeeinheit 3 in der Aufnahmeroutine Bilddaten und vorzugsweise Audiodaten betreffend einem biographisch relevanten Ort des Demenzpatienten 2 auf. Der Vorteil an der Aufnahme eines Ortes ist, dass sich dieser über die Zeit meist weniger verändert und ein Ort relativ einfach zu digitalisieren ist. Dem Demenzpatienten 2 wird somit der Besuch von Orten aus seiner Vergangenheit ermöglicht, die gegebenenfalls ein Erinnern fördern.
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Die Virtualisierungsroutine kann einen Verknüpfungsschritt umfassen. Die Recheneinheit 4 kann in dem Verknüpfungsschritt die Bilddaten und die Audiodaten und/oder die digitalisierten persönlichen Daten und/oder externe digitale persönliche Daten und/oder Daten aus einer Patientenakte des Demenzpatienten 2 zu den VR-Daten verknüpfen. Das Anreichern der Bilddaten mit weiteren persönlichen Daten oder Daten, die weitere Sinne neben dem optischen Sinn ansprechen, hier vorzugsweise Audiodaten, kann auch zum Erinnern beitragen. Grundsätzlich ist es dabei vorteilhaft, mehrere Sinne anzusprechen.
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Zur Reduktion des Aufwands und zur Verbesserung der Ergebnisse kann vorgesehen sein, dass die VR-Einheit 1 eine Datenbank mit vordefinierten generischen Szenen aufweist und dass die Recheneinheit 4 in dem Verknüpfungsschritt die vordefinierten generischen Szenen personalisiert. Es kann beispielsweise vorgesehen sein, dass eine generische Klassenzimmer-Szene für viele Demenzpatienten 2 verwendet wird und dass in dem Verknüpfungsschritt diese generische Szene an den Demenzpatienten 2 auf Basis der Bilddaten und gegebenenfalls weiterer persönlicher Daten angepasst wird. Unter dem Begriff „personalisieren“ ist somit eine Anpassung der vordefinierten generischen Szene an den Demenzpatienten 2 zu verstehen.
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Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie vorliegend die VR-Daten in dem Verknüpfungsschritt erzeugt werden können. Kern der Biographiearbeit ist die Beschäftigung mit der Vergangenheit des Demenzpatienten 2. Wird der Demenzpatient 2 über eine längere Zeit und gegebenenfalls durch verschiedene Phasen der Demenz begleitet, können bereits Daten zu wichtigen Erinnerungen vorliegen. Ist dies nicht der Fall, können diese Daten aus persönlichen Daten des Demenzpatienten 2, wie Fotoalben und dergleichen und Gesprächen mit Angehörigen gewonnen werden. Die so gewonnenen Daten können dann in die Verknüpfung der Bilddaten und gegebenenfalls der weiteren Daten zu den VR-Daten einfließen. Dabei ist durch die Nutzung von beispielsweise Deepfakes das Erstellen von Szenen möglich, die auch Personen und Konversationen enthalten, die so nicht aufgenommen wurden. Beispielsweise kann die vordefinierte generische Szene so mit den Gesichtern von Personen aus der Vergangenheit des Demenzpatienten 2 gefüllt werden.
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Es ist entsprechend bevorzugt so, dass die Recheneinheit 4 in dem Verknüpfungsschritt Benutzereingaben, insbesondere des Demenzpatienten 2 selbst, berücksichtigt. Es kann vorgesehen sein, dass der Demenzpatient 2 in einer frühen Phase der Demenz selbst das virtuelle Abbild der biographisch relevanten Szene erzeugt oder verändert. Die Benutzereingaben können eine Auswahl von Musik oder eine Auswahl der vordefinierten generischen Szenen und/oder eine Auswahl aus den Bilddaten und/oder Audiodaten und/oder den digitalisierten persönlichen Daten und/oder den externen digitalen persönlichen Daten und/oder den Daten aus der Patientenakte des Demenzpatienten 2 umfassen.
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Das virtuelle Abbild der biographisch relevanten Szene ist hier und vorzugsweise ein VR-Video oder eine interaktive VR-Szene. Bei einem VR-Video ist zumindest die Betrachtung von diversen Blickwinkeln aus der Perspektive des Benutzers möglich. Dieses kann beispielsweise mit einer 360°-Kamera aufgenommen sein. Bei einer interaktiven VR-Szene ist ein Einwirken oder ein Verändern der virtuellen Daten möglich. Dabei kann es sich um einfache Aktionen wie das Greifen von Gegenständen oder das Erzeugen von Musik durch Trommeln handeln. Auch komplexe Interaktionen mit der virtuellen Welt ähnlich wie bei einem Computerspiel können möglich sein. Die VR-Daten sind hier und vorzugsweise 3D-Daten und das virtuelle Abbild der biographisch relevanten Szene entsprechend eine 3D-Szene. Dadurch wird auch in gewissem Maße eine Bewegung durch die Szene möglich, da Gegenstände und/oder Orte aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden können. Bei den 3D-Daten handelt es sich, wie aus dem Gebiet der VR grundsätzlich bekannt, um virtuelle Abbilder von Orten, die es dem Betrachter grundsätzlich erlauben, seinen virtuellen Blickwinkel oder Standort zu wechseln und entsprechend nicht nur passiv die Bilddaten zu betrachten.
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Die VR-Ausgabeeinheit 5 weist wie bereits erwähnt hier und vorzugsweise eine VR-Brille 6 auf. Sie kann vorzugsweise mit einem Kopfhörer 8 oder Lautsprecher 9 aufweisen. Weiterhin kann die VR-Ausgabeeinheit 5 ein tragbares Elektronikteil 10 aufweisen, das sensorische Reize an den Demenzpatienten 2 abgeben kann. Das tragbare Elektronikteil 10 kann einen Anzug 11 und/oder eine Weste 12 und/oder Schuhe 13 und/oder Handschuhe 14 aufweisen. Das tragbare Elektronikteil 10 weist eine Möglichkeit auf, die sensorischen Reize an den Demenzpatienten 2 abzugeben. Dies können beispielsweise Elektromotoren zur Erzeugung von Druck oder Vibrationen sein. Auch die moderate Erzeugung von Hitze oder dergleichen kann vorgesehen sein. Somit wird es dem Demenzpatienten 2 ermöglicht, insbesondere die Interaktion mit der interaktiven VR-Szene tatsächlich zu fühlen.
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Die VR-Einheit 1 kann eine Eingabeeinheit 15 aufweisen, mit der der Demenzpatient 2 mit der interaktiven VR-Szene interagieren kann. Vorzugsweise weist die Eingabeeinheit 15 einen VR-Controller 16 und/oder einen sensorbehafteten Anzug 11 und/oder eine sensorbehaftete Weste 12 und/ oder sensorbehaftete Schuhe 13 und/oder sensorbehaftete Handschuhe 14 auf. Hier und vorzugsweise entspricht die Eingabeeinheit 15 dem tragbaren Elektronikteil 10. Der VR-Controller 16 kann mit Lagesensoren und/oder Geschwindigkeitssensoren ausgestattet sein, um so Bewegungen des Demenzpatienten 2 in die VR-Szene zu übertragen.
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Es kann vorgesehen sein, dass sich der Demenzpatient 2 in der VR-Routine mittels der Eingabeeinheit 15 durch die interaktive VR-Szene bewegen kann. Vorzugsweise kann der Demenzpatient 2 in der VR-Routine mittels der Eingabeeinheit 15 virtuelle Gegenstände manipulieren, insbesondere greifen. Zusätzlich oder alternativ kann der Demenzpatient 2 in der VR-Routine mittels der Eingabeeinheit 15 musizieren, insbesondere Trommeln. Hier und vorzugsweise ist die interaktive VR-Szene an den Demenzpatienten 2 oder Demenzpatienten 2 im Allgemeinen angepasst. Da auch die motorischen Fähigkeiten von Demenzpatienten 2 häufig reduziert sind, kann vorgesehen sein, dass der Demenzpatient 2 im Sitzen laufen kann. Weiterhin können insbesondere einfache Bewegungen zur Interaktion mit der interaktiven VR-Szene vorgesehen sein.
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Dabei sollte auch beachtet werden, dass körperliche Reaktionen des Demenzpatienten 2 eventuell schwerer lesbar sind als bei Nicht-Demenzpatienten. Es kann daher vorgesehen sein, dass Bewegungen des Demenzpatienten 2 nicht identisch in die VR-Szene eingebunden werden, sondern, dass diese geglättet, insbesondere tiefpassgefiltert, werden. Zusätzlich oder alternativ kann insbesondere ein Zittern aus den Bewegungen herausgerechnet werden.
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Die VR-Einheit 1 kann mindestens einen Sensor 17 zur Messung körperlicher Parameter des Demenzpatienten 2 aufweisen. Vorzugsweise ist die Recheneinheit 4 eingerichtet, mittels des Sensors 17 ein Stresslevel des Demenzpatienten 2 zu messen und bei Überschreiten eines vorbestimmten Grenzwertes die VR-Routine zu verändern, insbesondere abzubrechen. Alternativ oder zusätzlich kann das Stresslevel auch für eine weitere Person ausgegebene werden, damit diese weitere Person eine Maßnahme durchführen kann. Dies trägt dem Umstand Rechnung, dass der Demenzpatient 2 nicht gegen seinen Willen mit der VR-Einheit 1 konfrontiert werden soll, jedoch möglicherweise nicht mehr in der Lage ist, seinen Willen ausdrücklich zu äußern.
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Der Sensor 17 kann ein Biofeedbacksensor, beispielsweise ein EKG-Sensor, ein EEG-Sensor, ein EMG-Sensor oder dergleichen sein. Wichtig ist dabei immer, dass die VR-Einheit 1 sich selbst oder einer die Biographiearbeit begleitenden Person eine Orientierung am Wohle des Demenzpatienten 2 erlaubt.
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Dieser die Biographiearbeit begleitenden Person kommt vorliegend hohe Bedeutung zu. Entsprechend kann vorgesehen sein, dass ein Benutzer, der nicht der Demenzpatient 2 ist, während der VR-Routine Benutzereingaben tätigt. Diese Benutzereingaben können vorzugsweise eine Aktion der VR-Einheit 1, insbesondere eine Veränderung oder einen Abbruch der VR-Routine, bewirken.
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Zusätzlich oder alternativ kann vorgesehen sein, dass die Recheneinheit 4 während der VR-Routine eine Dokumentationsroutine durchführt und dass die Benutzereingaben während der VR-Routine dokumentiert werden. Vorzugsweise werden die Benutzereingaben dabei in der Dokumentationsroutine von der Recheneinheit 4 mit den VR-Daten zeitlich verknüpft. Diese zeitliche Verknüpfung erlaubt später ein Nachvollziehen, welche VR-Daten während der Benutzereingabe und kurz vorher angezeigt wurden.
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Die Benutzereingaben können auf verbalen oder nonverbalen Äußerungen des Demenzpatienten 2, je nach Schwere der Demenz, basieren. Daher können die Benutzereingaben eine, insbesondere standardisierte, Repräsentation dieser Äußerungen umfassen.
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Die so gewonnenen Daten können dann in der Patientenakte hinterlegt werden und zur Durchführung weiterer VR-Routinen herangezogen werden. Vorzugsweise stellt die Recheneinheit 4 dem Benutzer mindestens eine vordefinierte, auswählbare Benutzereingabe zur Verfügung, die dieser auswählen kann. Die vordefinierten, auswählbaren Benutzereingaben umfassen insbesondere eine Reaktion des Demenzpatienten 2 auf die Ausgabe der VR-Daten. Es kann vorgesehen sein, dass die vordefinierten, auswählbaren Benutzereingaben zwischen positiven und negativen Reaktionen des Demenzpatienten 2 unterscheiden. Es kann dann weiter vorgesehen sein, dass in zukünftigen Durchläufen der VR-Routine mit negativen Reaktionen verknüpfte VR-Daten nicht mehr verwendet werden. So kann das Fachwissen der die Biographiearbeit begleitenden Person von der VR-Einheit 1 genutzt werden.
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Weiterhin kann vorgesehen sein, dass die VR-Einheit 1 derart ausgestaltet ist, dass mindestens eine andere Person, insbesondere ein Angehöriger des Demenzpatienten 2, in der interaktiven VR-Szene mit dem Demenzpatienten 2 interagieren kann. Vorzugsweise ist dabei vorgesehen, dass die andere Person in der interaktiven VR-Szene dem Demenzpatienten 2 digital verändert, insbesondere verjüngt, angezeigt wird. Es wird also ein Abbild der anderen Person virtuell in die interaktive VR-Szene integriert, wobei dieses Abbild beispielsweise mittels Kameras erstellt werden kann und das Abbild kann digital verändert werden. Beispielsweise kann so ein Ehepartner des Demenzpatienten 2 digital verjüngt angezeigt werden und mit dem Demenzpatienten 2 interagieren. Diese andere Person kann die bereits angesprochene, die Biographiearbeit begleitenden Person oder eine weitere Person sein.