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GEBIET DER ERFINDUNG
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines elektrisch angetriebenen Fahrzeugs unter Berücksichtigung von Komponentengrenzen für elektro-chemische Speicher.
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TECHNISCHER HINTERGRUND
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Komponentengrenzen für elektrochemische Speicher entsprechen festen Werten, z.B. für die Maximalspannung und den Maximalstrom. Wenn die aktuellen gemessenen Werte diese festgelegten Grenzwerte erreichen, oder bspw. der Ladezustand eine festgelegte Grenze über-oder unterschreitet, wird der zulässige Lade- oder Entladestrom abrupt gegen Null gesenkt. Im Allgemeinen findet in modernen Batteriemanagementsystemen keine vorausschauende, kontinuierliche Überwachung dieser Grenzen statt. Stattdessen kommt es zu sprunghaften Änderungen.
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Elektro-chemische Speicher reagieren sensitiv auf Spannungen und Ströme, welche die komponentenspezifischen Grenzen überschreiten. Daher überwachen in der Regel entsprechend programmierte Funktionsmodule auf elektronischen Steuereinheiten (im Folgenden Batteriemanagementsysteme, Abk: BMS, genannt) die Einhaltung dieser komponentenspezifischen Grenzen des elektro-chemischen Speichers durch Begrenzung der maximalen Lade- und Entladeströme. Zur Überwachung findet ein Abgleich der gemessenen Istströme und Istspannungen zu den Grenzwerten statt und führt bei Überschreitung dieser Grenzwerte zu bestimmten Strombegrenzungen bzw. Abschaltungen. Die Information über die limitierten Lade- und Entladeströme ist notwendig für weitere Steuer- und Regelungsvorrichtungen auf elektronischen Steuereinheiten in elektrischen Fahrzeugen mit verbauten elektro-chemischen Speichern, um die erlaubten elektromotorischen Grenzen für das Antriebsmoment und ein regeneratives Bremsmoment abzuleiten. Durch deren Umsetzung ergeben sich die Istströme und Istspannungen der Hochvoltkomponenten.
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Durch Verwendung der Istströme und Istspannungen für die Bestimmung der durch das Batteriemanagementsystem (BMS) kommunizierten Strom- und Spannungsbegrenzungen erfolgt aus regelungstechnischer Sicht eine Verkopplung des Regelverfahrens zur Bildung der Grenzen mit sollmomentenbildenden Steuer- und Regelverfahren der Fahrdynamik- und Antriebssteuerung und -regelung. Durch abrupte Änderung der Limitierungen durch das BMS oder leistungselektronisch durchgeführte Abschaltungen (z.B. Relais-Schaltungen) resultieren sprungförmige Änderungen in den Momentengrenzen für die Elektromotoren, die zu komfort-, leistungs-, akustik-, sicherheits-, und/oder bauteilschutzbeeinträchtigenden sprunghaften Veränderungen des gestellten Istmoments führen können. Heutige Abhilfemaßnahmen beruhen auf vereinfachten (empirischen) Betrachtungen mit Verändern der Momentengrenzen für die sollmomentenbildenden Steuer- und Regelverfahren der Fahrdynamik- und Antriebssteuerung und- regelung anhand des Ladezustands (SoC = State of Charge) des elektro-chemischen Speichers. Das heißt, sobald der Ladezustand gewisse Schwellwerte über- oder unterschreitet, werden die zulässigen Antriebs- oder regenerativen Bremsmomente reduziert. Diese Abhilfemaßnahmen berücksichtigen nicht den potentiell unterschiedlichen Ladezustand der Zellen (Stichwort: Balancing). Sie sind auch zu ungenau, um optimale Lade- und Entladegrenzen für eine maximale Leistungsausnutzung des elektro-chemischen Speichers bereitzustellen.
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ZUSAMMENFASSUNG
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Es ist eine Aufgabe der Erfindung, die Nutzung eines als Batterie dienenden elektrochemischen Speichers eines elektrischen Fahrzeugs zu optimieren, insbesondere soll die Nutzung der Batterie im Hinblick auf Lade- und Entladeströme bzw. Momentengrenzen des Fahrzeugs verbessert werden.
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Es wird ein Verfahren zum Betreiben eines mittels eines elektrochemischen Speichers elektrisch angetriebenen Fahrzeugs bereitgestellt. Der elektrochemische Speicher ist als Batterie mit einer Mehrzahl von Zellen ausgestaltet.
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In einem Anwendungsfall (a.) wird ein invertiertes dynamisches Ersatzmodell einer Zelle zur Bestimmung eines minimalen (betragsmäßig maximalen) Ladestroms (Ausgangsgröße, Ladestromgrenze) verwendet. Die Ladeströme haben in der vorliegenden Anmeldung definitionsgemäß ein negatives Vorzeichen. Das bedeutet, dass ein minimaler Ladestrom betragsmäßig maximal ist. Der minimale Ladestrom (Ladestromgrenze) wird als Funktion der Spannungsdifferenz aus aktueller Leerlaufspannung der Zelle und maximal zulässiger Zellspannung (Spannungsdifferenz als Eingangsgröße) verwendet. Dabei ist zu beachten, dass die aktuelle Leerlaufspannung nicht gemessen werden kann. Gemessen wird eine Klemmenspannung U(t) einer Zelle, welche weiter unten anhand des Ersatzmodell einer Zelle näher beschrieben ist. Die aktuelle Leerlaufspannung wird für den Fall, dass Ströme fließen, basierend auf empirisch ermittelten Werten geschätzt. Dafür gibt es zahlreiche Verfahren und Modelle. Innerhalb eines Bremsvorgangs ist die aktuelle Leerlaufspannung näherungsweise konstant. Mit verschwindendem Strom entspricht die Klemmenspannung der aktuellen Leerlaufspannung.
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In einem Anwendungsfall (b.) wird ein invertiertes dynamisches Ersatzmodell einer Batteriezelle zur Bestimmung eines maximalen Entladestroms (Ausgangsgröße, Entladestromgrenze) als Funktion der Spannungsdifferenz aus aktueller Leerlaufspannung der Zelle und minimal zulässiger Zellspannung (Spannungsdifferenz als Eingangsgröße) verwendet. Entladeströme haben definitionsgemäß ein positives Vorzeichen.
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Vorteilhaft wird Fall (a.) und/oder Fall (b.) in einer Kontroll- und/oder Steuereinheit des elektrisch angetriebenen Fahrzeugs zum Betreiben des Fahrzeugs ausgeführt. Dadurch wird die Nutzung der Batterie im Hinblick auf Momentengrenzen des Fahrzeugs verbessert.
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Aus einer Mehrzahl von Zellen der Batterie, kann vorteilhaft die Zelle (limitierende Zelle) ausgewählt und verwendet werden, welche im Fall (a.) die höchste Leerlaufspannung oder im Fall (b.) die niedrigste Leerlaufspannung aufweist. Diese Zelle dient als Modell für die Bestimmung des Stroms für die gesamte Batterie. Mit anderen Worten wird ein Gesamtladestrom oder Gesamtentladestrom der Batterie so berechnet, als hätten alle Zellen der Batterie die Eigenschaften der limitierenden Zelle, zumindest im Hinblick auf die Leerlaufspannung, den Innenwiderstand und das dynamische Verhalten.
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Gemäß einem vorteilhaften Aspekt kann eine minimale und/oder maximale Leistungsgrenze des elektro-chemischen Speichers unter Verwendung des invertierten Ersatzmodells bestimmt werden.
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Vorteilhaft kann von der Kontroll- und/oder Steuereinheit ein (a.) minimales und/oder (b.) maximales zulässiges (Gesamt-)Moment für das elektrische Fahrzeug basierend auf den Leistungsgrenzen bestimmt werden. Auch hier sind die oben bezüglich der Ströme eingeführten Vorzeichen zu beachten. Ein Bremsmoment ist definitionsgemäß negativ. Daher ist hier auch das minimale Bremsmoment betragsmäßig maximal. Das maximale Antriebsmoment besitzt definitionsgemäß ein positives Vorzeichen und ist daher auch betragsmäßig maximal.
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Vorteilhaft wird zur Bestimmung des limitierten Stroms (Stromgrenze) das invertierte Ersatzmodell gemäß den Aspekten der vorliegenden Offenbarung verwendet. Dieser kann unter der Annahme vollumfänglicher Ausnutzung der Stromgrenze in das nicht invertierte Ersatzmodell eingesetzt werden, um so die Klemmenspannung zu bestimmen, die sich bei voller Ausnutzung ergeben würde. Aus dieser Klemmenspannung (limitierte Spannung) und dem limitierten Strom wird das Produkt für die Leistungsgleichheit und die damit verbundenen Leistungs- und/oder Momentengrenzen bestimmt.
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Die Leistungsgrenzen können also mittels der Leistungsgleichheit unter Berücksichtigung der gemessenen Drehzahl eines oder mehrerer Räder oder einer aus Fahrzeuggeschwindigkeit und Sollschlupf modellierten Drehzahl eines gemittelten Rades zur Bestimmung des maximalen oder minimal zulässigen Gesamtmoments für die sollmomentenbildenden Steuer- und Regelverfahren der Fahrdynamik- und Antriebssteuerung und -regelung verwendet werden. Dabei können die tatsächlichen Raddrehzahlen natürlich individuell variieren. Der elektrochemische Speicher wird jedoch üblicherweise für alle Räder verwendet. Bevorzugt wird daher die Fahrzeuggeschwindigkeit verwendet und unter Berücksichtigung von Sollschlupf etc. auf die Drehzahl der Räder umgerechnet.
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Das invertierte Ersatzmodell kann auf einem Ersatzschaltkreis basieren.
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Das Ersatzmodell kann linear und parametervariant sein.
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Der Ersatzschaltkreis kann eine Gleichspannungsquelle entsprechend der aktuellen Leerlaufspannung, einen Innenwiderstand und ein oder mehrere RC-Glied/-er aufweisen, die alle in Reihe geschaltet sind.
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Der Ersatzschaltkreis kann den Zellstrom als Eingang und die Zellspannung als Ausgang aufweisen.
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Das Ersatzmodell (der Zelle der Batterie) kann vorteilhaft folgende Zelleigenschaften berücksichtigen: Leerlaufkennlinie, Innenwiderstand, dynamisches Verhalten, Ladezustand und Zelltemperatur, wobei die beiden letzten den stärksten Einfluss auf die Widerstände und die Kapazität des Ersatzmodells haben. Bei den Zelleigenschaften kann vorteilhaft auch die Alterung der Zelle berücksichtigt werden.
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Der Innenwiderstand (Ri) und das oder die RC-Glied/-er (R1C) können auch bezüglich eines Ladevorgangs oder Entladevorgangs variieren.
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Vorteilhaft findet eine Nachbildung eines Tiefpassverhaltens von Batteriestrom zu Batteriespannung statt. Das ist vorteilhaft, weil ein Tiefpass sich langsam seinem Endwert nähert. Wenn man diesen Tiefpass invertiert, dann kann anfänglich ein betragsmäßig großer Strom zugelassen werden.
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Die aktuelle Leerlaufspannung kann durch Kombination des zellspezifischen Zusammenhangs von Leerlaufspannung zu Ladezustand, offener Integration des Stroms für den Ladezustand und ein Zurücksetzen (Reset) des Wertes auf den aktuellen Spannungswert bestimmt werden, wenn über einen längeren Zeitraum (>500ms) keine Lade- oder Entladestrom vorhanden ist. Zurücksetzen bedeutet hier, dass die Klemmenspannung der Zelle gemessen wird, weil nach einer gewissen Zeit ohne Lade- oder Entladestrom die Klemmenspannung der aktuellen Leerlaufspannung entspricht. Aufwändigere Modellierungs- und Beobachtungsverfahren kommen für die Fälle in Betracht, in denen dauerhaft Ströme fließen.
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Es wird ebenfalls ein elektrisch angetriebenes Fahrzeug bereitgestellt, welches einen elektrochemischen Energiespeicher als Batterie und einen elektrischen Antrieb umfasst, wobei das Fahrzeug eine oder mehrere Kontroll- und/oder Steuereinheiten aufweist, welche zur Durchführung des Verfahrens nach einem der hier genannten Aspekte eingerichtet sind.
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Die Aspekte der vorliegenden Offenbarung können auch auf stationäre Antriebe angewandt werden.
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Die Erfindung stellt auch eine Kontrolleinheit für ein elektrisches Fahrzeug bereit, welche eingerichtet ist, um die Aspekte des Verfahrens umzusetzen.
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Figurenliste
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Weitere Merkmale und Aspekte ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf die beigefügten Figuren:
- - 1 zeigt ein vereinfachtes elektrisches Ersatzschaltbild einer Zelle einer Batterie und
- - 2 zeigt eine vereinfachte Darstellung eines Regelkreises für ein elektrisches Fahrzeug unter Verwendung der vorliegenden Offenbarung.
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DETAILLIERTE BESCHREIBUNG DER AUSFÜHRUNGSBEISPIELE
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1 zeigt ein vereinfachtes elektrisches Ersatzschaltbild einer Zelle
1 einer Batterie. Die Gleichspannungsquelle UOCV repräsentiert die aktuelle Leerlaufspannung der Zelle und stellt einen Strom I(t) bereit, der durch den Innenwiderstand Ri und anschließend durch das RC-Glied R1C fließt, welches aus einer Parallelschaltung aus einem Widerstand
R1 und einer Kapazität C besteht. Am Ausgang der Zelle wird die Klemmenspannung U(t) bereitgestellt. Die Übertragungsfunktion hat im Frequenzbereich die folgende Form (s=jω):
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Positive Ströme stehen für ein Entladen der Batterie, während negative Ströme für ein Laden stehen. Die Parameter Ri, R1 und C können für Ladung und Entladung stark abweichen und hängen allgemein vom Ladezustand (State of Charge = SoC) und der Zelltemperatur ab. Die Zelle wird hier als lineares, parametervariantes System modelliert, dessen Parameter durch Tests bestimmt werden. Das dynamische Spannungsverhalten durch die Widerstände
R1 und Ri sowie die Kapazität C, kann durch die folgende Übertragungsfunktion beschrieben werden:
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Im Allgemeinen ist die aktuelle Leerlaufspannung UOCV eine nichtlineare Funktion der elektrischen Ladung, d.h. des Ladezustands (SoC). Für eine vorgegebene Zelle wird diese Charakteristik durch Tests mit kleinen Ladungs- und Entladungsraten bestimmt. Da eine genaue Messung des aktuellen Stroms einer verwendeten Batterie möglich ist, kann eine Kombination aus Ampere-Stunden-Messung und Rekalibrierung während des Stillstands für die Bestimmung der aktuellen Leerlaufspannung UOCV während des Betriebs verwendet werden. Die Rekalibrierung (oder aus RESET) basiert darauf, dass die Klemmenspannung U(t) der aktuellen Leerlaufspannung UOCV entspricht, wenn kein Strom I(t) fließt. Diese Möglichkeit der Bestimmung der aktuellen Leerlaufspannung gilt sowohl für die Leerlaufspannung jeder Zelle wie auch der gesamten Batterie.
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Die Ampere-Stunden-Messung basiert auf der Integration über Entlade- und Ladestrom I(t) und kann durch die folgende Gleichung beschrieben werden:
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Hier ist Qbat die ermittelte gespeicherte Ladungsmenge (in Ah) oder auch Batteriekapazität. Der anfängliche Wert SoC(t0) wird durch eine Spannungsmessung während des Stillstands, bei dem kein Strom ab- oder zufließt, bestimmt, wobei diese Messung mit der umgekehrten Beziehung der Leerlaufspannung und des Ladezustands kombiniert wird.
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Angesichts der quasi-statischen Leerlaufspannung UOCV und der konstanten Grenzspannung Umax beschreibt die Differenz aus diesen beiden Spannungen die Grenze für die dynamische Überspannung. Die dynamische Überspannung ergibt sich durch den Spannungsabfall über dem RC-Glied R1C. Durch Inversion der GI. 1 ergibt sich:
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Daraus wird für den Fall (a.) des Ladens der minimal (betragsmäßig maximal) zulässige Ladestrom Imin für die Batterie abgeleitet, der erforderlich ist, damit die Batterie nicht ihre maximale Spannungsgrenze Umax überschreitet:
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Da die Spannung über einem (idealen) Kondensator C anfänglich Null ist, ist es möglich, größere Ladeströme am Anfang einer Bremsphase zum Laden zu verwenden. Da der Strom über dem Kondensator C (betragsmäßig) exponentiell abnimmt und die Überspannung zunimmt, verringert sich die Ladestromgrenze Imin über die Zeit der Bremsung. Dieser Umstand wird gemäß der vorliegenden Offenbarung vorteilhaft genutzt, also das Ausnutzen von betragsmäßig hohen initialen Ladeströmen.
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Batterieanordnungen für elektrisch angetriebene Fahrzeuge setzen sich aus einer großen Anzahl von Zellen zusammen, die seriell und parallel miteinander verschaltet sind. Unter realen Bedingungen können deren Leerlaufspannungen voneinander abweichen. Aus diesem Grund wird hier eine „Worst-Case“-Betrachtung angestellt, welche die Zelle mit der größten Leerlaufspannung UOCV (für die Ladestromgrenze) verwendet, um Imin zu bestimmen. Dies kann vorteilhaft zur Bestimmung eines zulässigen Gesamtladestromes für die gesamte Batterie genutzt werden. Dabei wird davon ausgegangen, dass alle Zellen der Batterie sich so verhalten wie die WORST-CASE Zelle. Insbesondere basieren die Leerlaufspannung UOCV und die Parameter Ri, R1 und C auf der WORST-CASE-Zelle. Imin berechnet sich aus Gl. 5.
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Die vorstehende Art der Modellierung mittels einer Worst-Case-Zelle gilt analog für die Entladestromgrenze des Falls (b.). Dabei wir die Zelle mit der kleinsten Leerlaufspannung UOCV (für die Entladestromgrenze) verwendet, um Imax zu bestimmen. Imax ist dabei der maximale Entladestrom (positives Vorzeichen), welcher der Zelle entnommen werden kann. Dies kann vorteilhaft zur Bestimmung eines zulässigen Gesamtentladestroms für die gesamte Batterie genutzt werden. Dabei wird davon ausgegangen, dass alle Zellen der Batterie sich so verhalten wie die WORST-CASE-Zelle. Insbesondere basieren die Leerlaufspannung UOCV und die Parameter Ri, R1 und C auf der WORST-CASE-Zelle. Imax berechnet sich aus Gl. 5, wenn Imin durch Imax und Umax durch Umin ersetzt werden. Der maximal (betragsmäßig maximal) zulässige Entladestrom Imax sorgt dafür, dass die minimale Spannungsgrenze Umin der WORST-CASE-Zelle nicht unterschritten wird. Auch hier wird der Umstand der sich langsam aufbauenden dynamischen Überspannung durch den Spannungsabfall über R1C genutzt, um initial hohe Entladeströme für das Antreiben zuzulassen.
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Da die sollmomentenbildenden Steuer- und Regelverfahren der Fahrdynamik- und Antriebssteuerung und Regelung Drehmomentbefehle bereitstellen, ist es notwendig, die Stromgrenzen in Drehmomentbeschränkungen umzuwandeln. Das gelingt durch Gleichsetzen der elektrischen und mechanischen Leistung gemäß der folgenden Gleichung:
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Dabei ist Ulim die Klemmenspannung, die sich über die Nachberechnung durch das nicht-invertierte Ersatzmodell ergibt. Bei dieser Berechnung wird zuerst das Ilim bestimmt, wie in dieser Offenbarung angegeben. Im Anschluss daran wird dann Ulim bestimmt (nicht durch Messung).
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Für den Fall (a.) des Ladens ist Ilim das Maximum (bzw. betragsmäßige Minimum) aus der Ladestromgrenze Imin der vorliegenden Offenbarung, die keine harte Grenze darstellt, und der harten absoluten Ladestromgrenze durch das Batteriemanagementsystem Ibmsa (vgl. hierzu auch 2). Dabei gilt idealerweise Imin>=lbmsa (bzw. betragsmäßig abs(Imin)<=abs(Ibmsa).
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Für den Fall (b.) des Entladens ist Ilim das Minimum (auch betragsmäßig Minimum) aus der Entladestromgrenze Imax der vorliegenden Offenbarung, die keine harte Grenze darstellt, und der harten absoluten Entladestromgrenze durch das Batteriemanagementsystem Ibmsb (vgl. hierzu auch 2). Dabei gilt idealerweise Imax<=lbmsb.
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Tbat ist für den Fall (a.) die sich ergebende Gesamtbremsmomentengrenze und für den Fall (b.) die sich ergebende Gesamtantriebsmomentengrenze (ergibt sich aus Gl. 6 durch auflösen nach Tbat) der Batterie und ω die Drehzahl eines gemittelten Rades, wobei diese vorteilhaft aus Fahrzeuggeschwindigkeit und Sollschlupf der Räder (im Fall (a.) Sollbremsschlupf und im Fall (b.) Sollantriebsschlupf) ermittelt wird.
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Vorteilhaft kann noch der Wirkungsgrad der Komponenten berücksichtigt werden.
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2 zeigt eine vereinfachte Darstellung der Regelkreise für ein elektrisches Fahrzeug unter Verwendung der vorliegenden Offenbarung.
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Wesentlich ist hierbei die Stufe 21 (Grenz-Steuerstufe), in der sich die Übertragungsfunktion des invertierten Batteriemodells befindet, die gemäß der vorliegenden Offenbarung bestimmt wird.
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Für den Fall (a.) des Ladens, wird aus der aktuellen Leerlaufspannung UOCV (der Zelle mit der aktuell höchsten Leerlaufspannung) und der maximal zulässigen Zellspannung Umax hierbei ein minimaler (betragsmäßig maximaler) Ladestrom Imin ermittelt.
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Für den Fall (b.) des Entladens, wird aus der aktuellen Leerlaufspannung UOCV (der Zelle mit der aktuell niedrigsten Leerlaufspannung) und der minimal zulässigen Zellspannung Umin hierbei ein maximaler (auch betragsmäßig maximaler) Ladestrom Imax ermittelt.
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Dieser Strom Imin und/oder Imax wird in Stufe 25 mit einem weiteren Strom Ibmsa und/oder Ibmsb verglichen, der aus dem Batteriemanagementsystem 22 hervorgeht.
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Für den Fall (a.) des Ladens (Rekuperation) wird das Maximum (betragsmäßige Minimum) aus den beiden Strömen Imin und Ibmsa gewählt.
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Für den Fall (b.) des Entladens (antreibende Momente) wird das Minimum (auch betragsmäßiges Minimum) aus den beiden Strömen Imax und Ibmsb gewählt.
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Das herkömmliche Batteriemanagementsystem (BMS) 22 gibt lediglich harte diskrete Werte für den Strom Ibmsa bzw. Ibmsb vor.
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Für den Fall (a.) des Ladens gilt: Sobald die Zellspannung U(t) der Zelle mit der höchsten Leerlaufspannung UOCV die maximale Spannung Umax überschreitet, wird dieser Strom vom BMS komplett abgeschaltet (Ibmsa wird betragsmäßig auf Null abgesenkt). Die in Stufe 21 gebildete Stromgrenze Imin soll stattdessen verhindern, dass die Spannung der Zelle die Spannungsgrenze Umax überhaupt überschreitet und somit der diskrete Wert des Stroms aus dem BMS 22 auf Null gesetzt wird.
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Für den Fall (b.) des Entladens gilt: Sobald die Zellspannung U(t) der Zelle mit der niedrigsten Leerlaufspannung UOCV die minimale Spannung Umin unterschreitet, wird dieser Strom vom BMS komplett abgeschaltet (Ibmsb wird auf Null abgesenkt). Die in Stufe 21 gebildete Stromgrenze Imax soll stattdessen verhindern, dass die Spannung der Zelle die Spannungsgrenze Umin überhaupt unterschreitet und somit der konstante Wert des Stroms aus dem BMS 22 auf Null gesetzt wird.
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Über die oben erläuterte Leistungsgleichheit in Stufe 26 werden die Momentengrenzen Tbat für die sollmomentenbildenden (Msoll) Steuer- und Regelverfahren der Fahrdynamik- und Antriebssteuerung und Regelung 24 ermittelt. Eine Drehzahlermittlung kann anhand der sich durch die Regelstrecke „Aktuator-, Antriebsstrang-, Rad-, Fahrdynamik“ in Stufe 23 ergebenden Fahrzeuggeschwindigkeit vx in Kombination mit Sollschlüpfen der Räder erfolgen. Über die Leistungsgleichheit in Stufe 27 wird der Zusammenhang der mechanischen Leistung aus gestellten Ist-Momenten der elektrischen Antriebe Mist sowie der Drehzahlen und der elektrischen Leistung aus tatsächlich gemessenem Batteriestrom Imess(t) und gemessener Batterieklemmenspannung Umess(t) angedeutet.