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Zukünftige industrielle Systeme sollen zunehmend autonom agieren und gemeinsam mit anderen intelligenten autonomen Systemen immer kompliziertere Aufgabenstellungen in einem Systemverbund lösen. Ein Beispiel für solche Systemverbünde sind Fabriken der Zukunft oder Industrie 4.0-Anlagen, die aus unabhängig agierenden Funktionseinheiten (z.B. Maschinen oder Produktionszellen) aufgebaut sind, die mit dem Ziel der Fertigung eines Produktes kooperieren. Fahrzeugflotten, gebildet aus einzelnen Fahrzeugen auch unterschiedlicher Hersteller, oder medizintechnische Systeme (z.B. CT, MR), die ebenfalls in einem Systemverbund kooperieren, sind ebenfalls möglich. Industrielle System- bzw. Anlagenverbünde können zukünftig auch virtuell z.B. über die Nutzung von virtuellen Marktplätzen gebildet werden. Z.B. kann zur Fertigung eines neuen Produktes eine spezielle Fertigungsfähigkeit bzw. Fertigkeit, auch Skills genannt, benötigt werden, die nicht lokal in der bestehenden Anlage, sondern ggf. in einer anderen Anlage als in der bestehenden Anlage vernetzt sind. Um dieses Produkt dennoch herstellen zu können, können zukünftig über virtuelle Marktplätze Funktionseinheiten gesucht werden, die diese Fertigungsfähigkeiten besitzen und schließlich in den Produktionsprozess mit eingebunden werden. Insbesondere im Zuge der Individualisierung von Produkten kann dieser virtuell entstehende Systemverbund häufig notwendig werden. Dies bedeutet aber auch die Einbindung ggf. unbekannter Systeme, über die wenig bekannt ist und auf die kein direkter Zugriff besteht. Ein analoges Beispiel für medizintechnische Anlagen wäre z.B. die Inanspruchnahme externer Analysen der Ergebnisse bildgebender Verfahren, die auch über virtuelle Marktplätze angeboten werden könnten.
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Das Problem der Vertrauenswürdigkeit eines solchen Systems tritt heute im industriellen Umfeld kaum auf, da üblicherweise alle an einem Systemverbund beteiligten Funktionseinheiten bekannt sind und nur vertrauenswürdige Funktionseinheiten in diesen Systemverbund manuell aufgenommen werden. Eine automatisierte Integration neuer Systeme bzw. Funktionseinheiten in einen Systemverbund erfolgt üblicherweise nicht. Dies wird allerdings in der Zukunft vermehrt erwartet, z.B. auch bei der Nutzung virtueller Marktplätze für industrielle Systeme und deren Fertigungsfähigkeiten.
Es gibt die Möglichkeit, Trustcenter und ihre Zertifizierung zu nutzen. Damit müsste dann allerdings jedes industrielle System zertifiziert werden und bei einer Nutzung des Systems auch dessen Zertifizierung abgefragt werden.
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Es ist möglich, die Zuverlässigkeit sowie weitere Betriebsdaten eines Systems durch eine zentrale Betriebsdatenerfassung und die Auswertung dieser Betriebsdaten im Rahmen der Wartungsplanung zu erfassen.
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Es ist Aufgabe der Erfindung, sicherzustellen, dass alle beteiligten autonomen Systeme bzw. Funktionseinheiten verlässlich und vertrauenswürdig sind und Aufgaben, die über sogenannte Dienste erbracht werden können, bzw. deren Ergebnisse, mit einer geforderten Qualität zu erledigen bzw. zu liefern.
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Die Aufgabe wird durch die in den unabhängigen Ansprüchen angegebenen Merkmale gelöst. In den abhängigen Ansprüchen sind vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung dargestellt.
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Die Erfindung beansprucht ein System zur Qualitätssicherung einer Diensterbringung von Funktionseinheiten einer oder mehrerer technischer Anlagen,
aufweisend:
- - mindestens ein Verarbeitungssystem, das dazu eingerichtet ist, eine oder mehrere Bewertungen von zumindest einer Funktionseinheit zu erfassen, für die ein von dieser beauftragter Dienst von einer oder mehreren anderen Funktionseinheiten erbracht worden ist, wobei der erbrachte Dienst einer Fähigkeit der den Dienst erbringenden Funktionseinheit entspricht,
- - ein Auswahlsystem, das dazu eingerichtet ist, für einen zu erbringenden Dienst wenigstens eine Funktionseinheit aus den Funktionseinheiten auszuwählen, die für die Erbringung des Dienstes eine entsprechende Fähigkeit aufweisen und ein vorgebbares Maß an Qualität desselben erfüllen,
- - wobei das Maß an Qualität dadurch sichergestellt wird oder werden kann, dass aus den erfassten Bewertungen der Grad der Erfüllung des Maßes an Qualität ermittelbar ist oder ermittelt wird.
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Der Dienst kann von der ausgewählten Funktionseinheit erbracht werden. Die Bewertung zum erbrachten Dienst kann zum Verarbeitungssystem geleitet werden.
Das Maß kann durch ein Mindestmaß festgelegt werden/sein, wobei auch der Grad an Erfüllung des Maßes möglichst hoch sein soll.
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Die Bewertung kann auch die Funktionseinheit umfassen, die den beauftragten Dienst ausführt oder ausgeführt hat.
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Eine Funktionseinheit kann hardware-, firmware- und/oder softwaremäßig implementiert sein. Beispiele für Funktionseinheiten sind Maschinen, Fertigungszellen oder auch Fertigungsstraßen bzw. -linien, die ein Teil- und/oder Endergebnis im System liefern können. Die Funktionseinheiten entsprechend ihrer Fähigkeit das Maß an Qualität erfüllen und entsprechend eines Grades ihrer Erfüllung des Maßes sortiert sein.
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Eine Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass die Bewertungen jeweils eine Skala (z.B. numerisch, beschreibende Einstufung) zu einem vorgebbaren Bewertungskriterium umfassen und gegebenenfalls mehrere Bewertungskriterien durch Mittelwertbildung und/oder gewichtete Wertbildung zu einer Skala zusammengefasst werden kann.
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Eine Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass, wenn mehrere Bewertungen zu einem von derselben Funktionseinheit erbrachten Dienst durchgeführt worden sind, diese auf Plausibilität überprüft werden.
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Ein weiterer Aspekt der Erfindung ist eine Anordnung umfassend mehrere solche miteinander verbundenen Systeme, wobei die Bewertungen aller Systeme der Anordnung auf Plausibilität überprüfbar und die überprüften plausiblen Bewertungen zentral oder dezentral gespeichert sind.
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Die Erfindung weist folgende Vorteile auf:
- • Bewertung der zur Verfügung gestellten Dienste bzw. der Funktionseinheiten ermöglicht Vergleichbarkeit alternativer Dienste
- • Nutzung der Bewertung für die Auswahl der Dienste fördert die Leistung der technischen Anlage bzw. mehrerer technischer Anlagen
- • Die Auswahl kann auf Basis von unterschiedlichen Bewertungskriterien sowie der Gesamtbewertung erfolgen.
- • Die Bewertungen können z.B. zur Auswahl von zu ersetzenden Funktionseinheiten, zur Integration zusätzlicher Funktionseinheiten/Systeme zur Vermeidung von Engpässen oder auch zur Festsetzung von Toleranzen für zukünftige Produkte führen.
- • Die Hersteller der Systeme können die Bewertungen für eine Verbesserung ihrer Anlagen/Systeme nutzen.
- • Die Bewertungen können für einen Vergleich von Funktionseinheiten mit gleichartigen Diensten genutzt werden und als Entscheidungshilfe für die Gestaltung zukünftiger Anlagen oder den Kauf neuer Systeme genutzt werden.
- • Fehlerhafte, unzuverlässige oder nicht vertrauenswürdige Funktionseinheiten können auf Basis von Analysen der abgegebenen Bewertungen identifiziert werden und zukünftig gemieden werden.
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Die vorliegende Erfindung betrifft ferner ein Verfahren sowie ein Computerprogrammprodukt.
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Das Verfahren zur Qualitätssicherung einer Diensterbringung von Funktionseinheiten einer oder mehrerer technischen Anlagen, weist folgende Schritte auf:
- - Erfassen von einer oder mehrerer Bewertungen von zumindest einer Funktionseinheit, für die ein von dieser beauftragter Dienst von einer oder mehreren anderen Funktionseinheiten erbracht worden ist, wobei der erbrachte Dienst einer Fähigkeit der den Dienst erbringenden Funktionseinheit entspricht,
- - Auswählen einer Funktionseinheit aus den Funktionseinheiten für einen zu erbringenden Dienst, die für die Erbringung des Dienstes eine entsprechende Fähigkeit aufweisen und ein vorgebbares Maß an Qualität desselben erfüllen,
- - wobei das Maß an Qualität dadurch sichergestellt wird oder werden kann, dass aus den erfassten Bewertungen der Grad der Erfüllung des Maßes an Qualität ermittelt wird.
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Das Computerprogrammprodukt umfassend computerausführbare Anweisungen, welche, wenn in ein Gerät (z.B. Computer) geladen, zur Durchführung eines Verfahrens nach der oben genannten Art und Ausführungsformen ausgelegt sind.
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Des Weiteren ist ein Computerprogramm(produkt) umfassend Programm-Code vorgesehen, der von mindestens einem Prozessor ausgeführt werden kann und der bewirkt, dass der mindestens eine Prozessor das erfindungsgemäße (Betriebs-)Verfahren und dessen Ausführungsformen ausführt. Das Computerprogramm kann auf einem Gerät/Modul bzw. Vorrichtung der vorstehend genannten Art ablaufen oder als Computerprogrammprodukt auf einem computerlesbaren Medium gespeichert sein.
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Das Verfahren bzw. das Computerprogramm(produkt) kann entsprechend der Weiterbildungen/Ausführungsformen der vorgenannten Systeme, Einheiten, Vorrichtungen, Einrichtungen bzw. Geräte, Module und deren Weiterbildungen/Ausführungsformen und umgekehrt ausgebildet sein.
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Die oben beschriebenen Eigenschaften, Merkmale und Vorteile dieser Erfindung sowie die Art und Weise, wie diese erreicht werden, werden klarer und deutlicher verständlich im Zusammenhang mit der folgenden Beschreibung der Ausführungsbeispiele, die im Zusammenhang mit den Figuren näher erläutert werden. Dabei zeigt in schematischer Darstellung:
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Es zeigen:
- 1 eine Kommunikation zwischen zwei Funktionseinheiten A und B zur Inanspruchnahme eines Dienstes, wobei der erbrachte Dienst und die den Dienst ausgeführte Funktionseinheit bewertet wird,
- 2 einen Systemverbund mit drei Funktionseinheiten, in die jeweils ein Bewertungssystem integriert ist,
- 3 einen Systemverbund mit drei Funktionseinheiten, in das ein zentrales Bewertungssystem eingebunden ist.
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In 1 ist ein Ablauf in einer Kommunikation zwischen zwei Systemen A und B, die insbesondere zwei Funktionseinheiten entsprechen können, skizziert. Die Schritte sind mit Ziffern 1 bis 5 gekennzeichnet. In Schritt 1 fragt System A bei System B einen Dienst (z.B. Montieren, Fräsen, Lackieren) bzw. eine Aufgabe an, dessen Anfrage durch System B durch Vergleich des angefragten Dienstes mit Fertigungsfähigkeit (Skill) von System B in Schritt 2 bestätigt wird (d.h. dieser angefragte bzw. beauftragte Dienst ist tatsächlich ausführbar bzw. erbringbar). Nach Inanspruchnahme des Dienstes bewertet in Schritt 5 System A System B in diesem Beispiel direkt, d.h. System A leitet seine Bewertung des von System B erbrachten Dienstes an eine in 1 nicht dargestellte Verarbeitungseinheit von System B.
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Mögliche vorgebbare Bewertungskriterien für die Bewertung sind z.B.:
- • Allgemeine Bewertungskriterien (für das System insgesamt ohne Differenzierung bzgl. der Skills):
- o Verfügbarkeit des Systems
- o Kommunikation: Erfolgte die Kommunikation mit dem System ohne Probleme? Wurde der richtige Service in der zugesicherten Qualität ausgeführt?
- o Zuverlässigkeit des Systems, d.h. ist der gewünschte Dienst korrekt ausgeführt worden.
- o Erreichbarkeit des Systems im Sinne von Transportwegen für das benötigte Material oder Zwischenprodukten zum System, das den beauftragten Dienst erbringt.
- • Bewertungskriterien für die einzelnen Dienste, d.h. für jeden angebotenen Dienst kann eine einzelne Bewertung erfolgen:
- o Verfügbarkeit des Dienstes
- o Qualität des Ergebnisses (nach Ausführung des Dienstes)
- o Zeitdauer für die Erledigung eines beauftragten Dienstes
- o Wartezeit bis der beauftragte Dienst erledigt wurde.
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Aus diesen Bewertungskriterien kann schließlich eine Gesamtbewertung erstellt werden. Gegebenenfalls kann dazu zunächst für jeden Dienst einzeln eine Gesamtbewertung erstellt werden. Diese Gesamtbewertungen werden dann wiederum zu einer Gesamtbewertung des Systems integriert. Für die einzelnen Bewertungskriterien können jeweils die möglichen Wertebereiche einer numerischen Skala festgelegt werden, z.B. kann die Bewertung der Verfügbarkeit eines Skills auf Basis einer numerischen Skala von 0 bis 10 erfolgen oder aufgrund fest definierter Antwortmöglichkeiten bzw. beschreibender Einstufung, z.B. „nicht verfügbar“, „gelegentlich nicht verfügbar“ und „immer verfügbar“. Diese Antwortmöglichkeiten können dann ggf. noch einem Zahlenwert zugewiesen werden, um eine Gesamtbewertung - wie oben beschrieben - zu ermöglichen. Bei der Bildung einer Gesamtbewertung können jeweils die Bewertungskriterien durch Mittelwertbildung bzw. gewichtete (Mittel-)Wertbildung zu einer Skala zusammengefasst werden.
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Es kann ein Maß an Qualität (manuell oder errechnet), vorzugsweise ein Mindestmaß, für zumindest einen beauftragten Dienst vorgegeben werden.
Die von System A durchgeführte Bewertung kann von System B erfasst werden. Hierbei kann aus allen von System B erfassten Bewertungen der Grad der Erfüllung des Maßes an Qualität ermittelt werden.
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Die Funktionseinheiten können entsprechend ihrer (Fertigungs)Fähigkeit einer Kategorie zugeordnet sein, innerhalb dieser die zugehörigen Funktionseinheiten das Maß an Qualität erfüllen und entsprechend eines Grades ihrer Erfüllung des Maßes sortiert werden.
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Für die Vergabe der Bewertungen wird ein (Bewertungs-)System BS benötigt, das die Bewertung eindeutig einer Funktionseinheit z.B. A oder B zuordnet und die vorhandenen Bewertungen erfasst, sammelt und verarbeitet - im folgenden auch Bewertungsservice genannt. Dieser Bewertungsservice kann in ein bestehendes System integriert sein oder ein unabhängiges System bilden. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, wie dieser Bewertungsservice in ein System bzw. den Systemverbund integriert werden kann.
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Gemäß 2 wird ein Systemverbund aus drei Systemen A, B und C, die insbesondere Funktionseinheiten sein können, die jeweils ein Bewertungssystem BS integrieren, gezeigt. System A kann Dienste X und Y erbringen, System B kann Dienst X1 erbringen und System C kann X und Y1 erbringen.
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Jedes System integriert ein eigenes Bewertungssystem BS bzw. -service, das ein Verarbeitungssystem V und ggf. ein in dieses integriertes Auswahlsystem aufweisen kann. Dieser Bewertungsservice kann in intelligenten autonomen Systemen bereits integriert sein oder nachträglich hinzugefügt werden, d.h. jedes System bewertet für sich die anderen Systeme, mit denen es zusammenarbeitet. Falls ein System mit einem neuen System in Kontakt tritt (d.h. es hat noch keine Bewertung für dieses System), dann kann es bei bekannten, vertrauenswürdigen Systemen nach deren Erfahrungen mit diesem System anfragen und diese Erfahrungen bzw. Bewertungen ggf. übernehmen. Die Pfeile in 2 repräsentieren frühere Inanspruchnahmen von Diensten. Beispielsweise beauftragt System A einen Dienst X1. System B beauftragt einen Dienst X oder Y von System A und System B einen Dienst X oder Y1 von System C. Bei Beauftragung von Dienst X hat System B die Wahl, diesen Dienst bei System A oder bei System C anzufragen.
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Der Bewertungsservice der einzelnen Systeme hat einen unterschiedlichen Kenntnisstand über die Systeme des Systemverbunds, zum Teil wurden den Systemen Bewertungen (z.B. BWA und BWC in System B) anderer Systeme bereits mitgeteilt oder es sind nur die eigenen Bewertungen vorhanden (z.B. eigene Bewertung BWC in System C). Hierbei kann ein nicht näher dargestelltes Auswahlsystem aus den Bewertungen zu Dienst X von System A und von System C, die vom Verarbeitungssystem V von System B erfasst worden sind, diejenige Bewertung auswählen, die ein vorgebbares Maß an Qualität erfüllen. Anhand dieser ausgewählten Bewertung kann dann das System aus den Systemen ausgewählt werden, das für die Erbringung des Dienstes eine entsprechende Fähigkeit aufweist.
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Im Beispiel können die verschiedenen Bewertungen zu Dienst X grundsätzlich auch auf Plausibilität überprüft und abgeglichen werden, insbesondere dann, wenn mehrere Bewertungen zu einem vom selben System erbrachten Dienst durchgeführt worden sind. Dafür sollten die Bewertungen eindeutig identifizierbar sein, um tatsächlich jede Bewertung nur einmalig zu berücksichtigen. Dies kann ggf. über einen Zeitstempel sowie das bewertende System realisiert werden.
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3 zeigt beispielsweise einen Systemverbund aus drei Systemen A, B, C, wobei System A ein zentrales Bewertungssystem BS mit einem Verarbeitungssystem für alle Systeme des Systemverbundes zur Verfügung stellt. Alle Systeme melden ihre Bewertungen an das Bewertungssystem BS in System A, das die Bewertungen entsprechend integriert. Doppelmeldungen können über die vorstehend bereits erläuterte, eindeutige Identifizierung der Bewertungen ausgeschlossen werden. Alle Systeme können die Bewertungen der anderen Systeme zentral anfragen. Das zentrale Bewertungssystem bzw. der zentrale Bewertungsservice wird z.B. entweder allen Systemen mitgeteilt oder durch Befragen der anderen Systeme ermittelt. Im Beispiel nehmen System B und C eine Bewertung BW aufgrund der Inanspruchnahme von Diensten vor (Pfeile) und melden diese Bewertungen an den Bewertungsservice in System A (gestrichelte Pfeile). Die Systeme können nach jeder Zusammenarbeit mit anderen Systemen ihre Erfahrungen an diesen Bewertungsservice melden und dieser stellt die Bewertungen in aggregierter aufbereiteter Form für alle interessierten Systeme zur Verfügung. Falls ein System mit einem System in Kontakt tritt zur Inanspruchnahme eines Dienstes eines anderen Systems kann es zunächst die aktuelle Bewertung dieses Systems abfragen.
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Die Daten der Bewertungen können entsprechend ausgewertet und für weitere Abfragen zur Verfügung gestellt werden. Es gibt z.B. folgende Möglichkeiten:
- o Der zentrale Bewertungsservice steht nur für einen ausgezeichneten Systemverbund und dessen Systeme/Funktionseinheiten zur Verfügung (z.B. eine Fertigungsanlage)
- o Der zentrale Bewertungsservice steht global zur Verfügung, d.h. es können über beliebige Systemverbünde hinweg die Daten gesammelt und zur Verfügung gestellt werden (z.B. für alle Fertigungsanlagen, insbesondere auch bei der Nutzung virtueller Marktplätze)
- o Es gibt einen Bewertungsservice für ausgezeichnete Systemtypen: Z.B. stellt ein Hersteller einen Bewertungsservice zur Verfügung, mit dem „seine“ Systeme bewertet werden können. Diese Bewertungsservices können auch direkt in den eigenen Systemen angesiedelt sein und als zentrale Bewertungsservices agieren
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Zusätzlich oder alternativ zum zentralen Bewertungsservice kann es noch dezentrale Bewertungsservices in einigen (bzw. ggf. in allen) Systemen geben, die eigene Bewertungen und ggf. abgefragte Bewertungen aus dem zentralen Bewertungsservice beinhalten und ggf. spiegeln. Dies ermöglicht insbesondere die Berücksichtigung der eigenen Erfahrungen mit Systemen und ermöglicht den Zugriff unabhängig von Systemausfällen, Kommunikationsproblemen etc.
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Weitere Varianten: Zusätzlich kann es Mischformen der beiden oben genannten Möglichkeiten geben. Also z.B. einen zentralen Bewertungsservice sowie zusätzlich in einzelne (oder alle) beteiligten Systeme integrierte Bewertungsservices.
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Alle Bewertungsservices können zusätzliche Plausibilitätsprüfungen der erhaltenen Bewertungen durchführen und diese analysieren. Z.B. können Bewertungen eines Systems ausgeschlossen oder niedrig priorisiert werden, wenn ein System gegensätzliche Bewertungen im Vergleich zu anderen Systemen abgibt (z.B. ein System bewertet sich selbst oder (vorgeblich) ein anderes System mit sehr vielen sehr guten Bewertungen, andere Systeme bewerten dasselbe System deutlich differenzierter).
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Es können auch „verifizierte Nutzungen“ ermittelt werden: Eine Nutzung gilt dann als „verifiziert“, wenn die Nutzung des bewerteten Skills tatsächlich erfolgt ist: Dies kann ggf. durch Nachfrage bei dem System erfolgen, das den Dienst zur Verfügung stellt. Die Bewertungen solcher „verifizierter Nutzungen“ können dann entweder stärker gewichtet werden oder nur solche „verifizierten Nutzungen“ werden für die Bewertung von Diensten und Systemen berücksichtigt.
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Liegt für ein System noch keine Bewertung vor (oder es ist keine Bewertung verfügbar): In diesem Fall sollte für das System ein sogenannter Default-Wert vorgegeben werden, um es dennoch in der Auswahl zu berücksichtigen - entweder durch das Auswahlsystem oder durch eine Vorbelegung seitens der Bewertungsservices. Die Nutzung eines „neuen“ Systems stellt zwar ein Risiko dar, da noch keine Erfahrungen mit ihm vorliegen. Umgekehrt kann ein neues System auch die Chance bieten, dass der gewünschte Dienst deutlich besser, schneller etc. ausgeführt wird als durch bekannte Systeme. Der Umgang mit neuen Systemen kann durch Parametrierung der Bewertungen oder durch eine ggf. auch manuelle Vorbelegung im Bewertungsservice gesteuert werden.
- o Schließlich wird ein System aufgrund des Vergleichs der Systeme als „bestes System“ (durch den Grad an Erfüllung des Maßes an Qualität s.o.) bestimmt und ausgewählt. Dieses System wird zur Ausführung des Dienstes kontaktiert. Sollte dieses System gerade nicht verfügbar sein, kann das zweitbeste System ausgewählt werden usw.
- o Nach Nutzung eines Dienstes eines Systems sollte dieser wiederum über die Bewertungsservices bewertet werden.
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Liegen bereits Bewertungen für alle Systeme vor, so werden diese Bewertungen miteinander verglichen. Als Basis für eine Bewertung wird festgelegt, welche der oben erwähnten Bewertungskriterien dabei maßgeblich sind - diese werden durch die Bewertungsservices bereitgestellt.
- ■ Z.B. kann es eine Gesamtbewertung geben (z.B. durch gewichtete Mittelwertbildung anderer Kriterien). Als solche Kriterien könnten die Qualität des Dienstes und/oder die Ausführungszeiten zur Entscheidungsfindung herangezogen werden. Weitere Auswahlkriterien könnten sich z.B. auch auf Eigenschaften der Systeme beziehen, z.B. ob das System lokal vorhanden ist oder die „Kosten“ eines Systems (Transportkosten zu / von diesem System, Nutzungsgebühr etc.).
- ■ Für eine automatisierte Auswahl beispielsweise durch das Auswahlsystem werden die Auswahlkriterien und ihre Gewichtung festgelegt oder jedes System / Produkt definiert diese selbst mittels einer geeigneten Sprache für die Auswahl alternativer Systeme (z.B. gewichteter Mittelwert aus mehreren Kriterien wird für jedes System ermittelt, der beste Gesamtwert bestimmt das auszuwählende System zur Diensterbringung) .
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Stehen Dienste bzw. Skills auch über die Grenzen einer Anlage hinaus über eine virtuelle Integration der Anlage zur Verfügung, so können die Bewertungsservices auch anlagenübergreifend genutzt werden.
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Es ist nicht notwendig, dass alle Systeme diesen Bewertungsservice nutzen oder bereits integriert zur Verfügung stellen. Grundsätzlich ist eine standardisierte Schnittstelle sinnvoll, die mindestens die Abfrage von Bewertungen für bestimmte Systeme erlaubt.
Die Schnittstelle eines Bewertungsservices sollte die folgende Funktionalität zur Verfügung stellen:
- - Service „Bewertung eines Systems“, z.B. mit den Parametern „Identität des bewerteten Systems“, „Identität des bewertenden Systems“, Bewertung als Menge von Tupeln <„Kriterium der Bewertung“, „Bewertung“>
- - Abfrage der Definition der möglichen Kriterien der Bewertung sowie deren Wertebereiche
- - Ggf. Adresse des zugehörigen Bewertungsservices eines Systems (z.B. für Systemtyp-spezifische Bewertungsservices, für die das System selbst den Zugang ermöglicht oder bekannter Bewertungsservice, der ggf. auch in ein anderes System integriert ist)
- - Service „Abfrage einer Bewertung eines Systems“, z.B. mit den Parametern „Identität des bewerteten Systems“, optional „gewünschtes Kriterium der Bewertung“, Ergebnis ist eine Menge von Tupeln <„Kriterium der Bewertung“, „Bewertung“>
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Die Bewertungen können einerseits für die operative Zusammenarbeit der Systeme genutzt werden, andererseits können sie auch als Information für weitere Zielgruppen sinnvoll sein:
- - Wird jeder Skill / jeder Dienst eines Systems einzeln bewertet gemäß bestimmter Bewertungskriterien, so kann der Hersteller daraus mögliche Verbesserungen ableiten. Zusätzlich kann es sinnvoll sein, dass auch weitere Informationen hinterlegt werden können, z.B. das Ergebnis einer Qualitätsprüfung nach Ausführung eines Dienstes durch ein anderes System. Diese Informationen können dann z.B. direkt an den Hersteller weitergeleitet werden oder zu definierten Zeitpunkten oder auf Anfrage gesammelt weitergeleitet werden.
- - Anlagenbetreiber können die Bewertungen nutzen, um mögliche Probleme für die Wartung in ihrer Anlage sowie die Nutzung einzelner Systeme zu analysieren und entsprechende Verbesserungen abzuleiten (z.B. zur Optimierung der Anlage). Falls alle Systeme in einer Anlage nach jeder Nutzung eine Bewertung abgeben, so kann daraus sowohl die Häufigkeit der Nutzung bestimmter Dienste als auch deren Qualität sowie die Systemverfügbarkeit abgelesen werden.
- - Eine weitere Zielgruppe für die Bewertungen sind potentielle Käufer von Anlagen bzw. Systemen. Die Bewertungen können als Überblick über Systeme unterschiedlicher Hersteller aufbereitet werden und als Entscheidungsunterstützung für den Kauf neuer Systeme herangezogen werden.
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Obwohl die Erfindung im Detail durch das bevorzugte Ausführungsbeispiel näher illustriert und beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht durch die offenbarten Beispiele eingeschränkt und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden, ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen.
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Die Implementierung der vorstehend beschriebenen Prozesse oder Verfahrensabläufe kann anhand von Instruktionen erfolgen, die auf computerlesbaren Speichermedien oder in flüchtigen Computerspeichern (im Folgenden zusammenfassend als computerlesbare Speicher bezeichnet) vorliegen. Computerlesbare Speicher sind beispielsweise flüchtige Speicher wie Caches, Puffer oder RAM sowie nichtflüchtige Speicher wie Wechseldatenträger, Festplatten, usw.
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Die vorstehend beschriebenen Funktionen oder Schritte können dabei in Form zumindest eines Instruktionssatzes in/auf einem computerlesbaren Speicher vorliegen. Die Funktionen oder Schritte sind dabei nicht an einen bestimmten Instruktionssatz oder an eine bestimmte Form von Instruktionssätzen oder an ein bestimmtes Speichermedium oder an einen bestimmten Prozessor oder an bestimmte Ausführungsschemata gebunden und können durch Software, Firmware, Microcode, Hardware, Prozessoren, integrierte Schaltungen usw. im Alleinbetrieb oder in beliebiger Kombination ausgeführt werden. Dabei können verschiedenste Verarbeitungsstrategien zum Einsatz kommen, beispielsweise serielle Verarbeitung durch einen einzelnen Prozessor oder Multiprocessing oder Multitasking oder Parallelverarbeitung usw.
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Die Instruktionen können in lokalen Speichern abgelegt sein, es ist aber auch möglich, die Instruktionen auf einem entfernten System abzulegen und darauf via Netzwerk zuzugreifen.
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Das System bzw. auch Funktionseinheiten kann/können ein oder mehrere Prozessoren aufweisen. Der Begriff „Prozessor“, „zentrale Signalverarbeitung“, „Steuereinheit“ oder „Datenauswertemittel“ umfasst Verarbeitungsmittel im weitesten Sinne, also beispielsweise Server, Universalprozessoren, Grafikprozessoren, digitale Signalprozessoren, anwendungsspezifische integrierte Schaltungen (ASICs), programmierbare Logikschaltungen wie FPGAs, diskrete analoge oder digitale Schaltungen und beliebige Kombinationen davon, einschließlich aller anderen dem Fachmann bekannten oder in Zukunft entwickelten Verarbeitungsmittel. Prozessoren können dabei aus einer oder mehreren Vorrichtungen bzw. Einrichtungen bzw. Einheiten bestehen. Besteht ein Prozessor aus mehreren Vorrichtungen, können diese zur parallelen oder sequentiellen Verarbeitung bzw. Ausführung von Instruktionen ausgelegt bzw. konfiguriert sein.