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Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie eine Anordnung nach dem Oberbegriff des Anspruchs 13 und ein Computerprogrammprodukt nach Anspruch 18.
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Bisher ist es nicht möglich, einen Verbrauchsstoff wie z.B. Schwefelhexafluorid (SF6), über mehrere Lebens- bzw. Nutzungszyklen hinweg zu überwachen. Es werden z.B. befüllte Gasflaschen beim Händler eingekauft, zu Baustellen transportiert und dort zur Befüllung von gasisolierten Schaltanlagen eingesetzt. Später ist es dann nur schwierig möglich, zu rekonstruieren, welche Gascharge mit welchen Gaseigenschaften schlussendlich in der Anlage abgefüllt wurde und welchen Zustand diese Gascharge schätzungsweise nach einer gewissen Nutzungsdauer aufweist. Die Hersteller haben i.d.R. keine Information über die Weiterverwendung ihrer Gasflaschen bzw. deren Inhalte. Die Stakeholder entlang des Produktlebenszyklus einer solchen Gasflasche bzw. des SF6-Inhalts, wie z.B. Transportdienste, Anlagenhersteller und Entsorgungsdienste, verfügen nicht über ein gemeinsames System zum Verfolgen einer Charge. Ferner müssen z.B. entsprechend gesetzlicher Vorgaben in Europa lückenlose Dokumentationen über den Gebrauch von SF6 als klimawirksamem Gas den Behörden zur Verfügung gestellt werden. Dies ist derzeit aufgrund der lückenhaften Datenlage für viele beteiligte Unternehmen nur schwierig möglich.
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Bisher werden SF6-Flaschen herstellerseitig mit einer Seriennummer versehen, wobei jedes beteiligte Unternehmen eine eigene Überwachung des Gases und der Gasflasche im eigenen Haus durchführt.
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Ferner sind aus der Veröffentlichung „Mindsphere, The cloudbased, open IoT operating system for digital transformation“, Siemens AG, 2017, Identifikationsnummer 62967-A6 3/17 W, die Grundprinzipen für eine Cloud-basierte Platform-as-a-service (PAAS) bekannt. Das beschriebene „Mindsphere“ System dient dazu, automatisiert („Internet-of-Things“) Daten von Industriekunden (z.B. Echtzeit-Sensordaten) in einen Cloud-Datenspeicher zu laden, dort abzulegen und ggf. mit weiteren Datensätzen zu verknüpfen. Aus den verknüpften Daten können mittels Datenanalyseverfahren geschäftsrelevante Schlussfolgerungen gezogen werden. Beispielsweise könnten Sensordaten zusammen mit Wetterdaten verarbeitet werden, um eine Lebensdauerprognose für eine industriell genutzte Anlage zu geben und vorrausschauend eine Wartung auszulösen, so dass Ausfälle vermieden werden.
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An die Erfindung stellt sich die Aufgabe, ein Verfahren anzugeben, das für alle Nutzer eines Verbrauchsmittels eine automatisierte, gemeinsame Überwachung bereit stellt, wobei eine vergleichsweise lange Nutzungsdauer bzw. Mehrfachnutzung des Verbrauchsmittels erzielt wird.
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Die Erfindung löst diese Aufgabe durch ein Verfahren gemäß Anspruch 1.
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Ein Verbrauchsmittel im Sinne der Erfindung ist z.B. ein Gas, das in einen Behälter vorliegt. Auch ein Bauteil wie z.B. ein Ersatzteil ist ein Verbrauchsmittel im Sinne der Erfindung.
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Eine eindeutige Kennzeichnung kann beispielsweise durch einen sog. RFID-Tag erreicht werden, der mit einem Empfangsgerät wie z.B. einem mobilen Endgerät empfangen wird. Auch eine visuell codierte eindeutige Kennzeichnung wie etwa ein Barcode oder ein Quick-Response-Code (QR-Code) sind geeignete Kennzeichnungen, die z.B. mit einer Kamera eines mobilen Endgeräts erfasst und vom Prozessor des Endgeräts decodiert werden können. In einer Fabrik kann z.B. eine Ableseeinrichtung wie eine Kamera oder ein RFID-Lesegerät an einem Ausgang oder an einem Fließband platziert werden, um automatisiert eine große Menge von Verbrauchsmitteln (Gascontainer in Transportkäfigen oder auf Paletten) in Datensätzen der Auswerteanordnung zu erfassen.
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Herstellerseitig kann eine eindeutige Kennzeichnung im Sinne der Erfindung z.B. neben einer Seriennummer, die erst in der Auswerteanordnung mit vom Hersteller übermittelten Daten verknüpft wird, die verknüpfenden Daten auch direkt enthalten. In dieser Variante werden in der Kennzeichnung z.B. zusätzlich der Abfülldruck einer Gasflasche und das letzte Inspektionsdatum vermerkt, so dass späteren Benutzern diese Informationen bereit gestellt sind.
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Ist keine Datenkommunikation für das mobile Endgerät möglich, so können gescannte eindeutige Kennzeichnungen und/oder zusätzliche Daten zwischengespeichert werden. Ist später eine Datenkommunikation z.B. über WIFI oder LTE verfügbar, werden die Daten an die Auswerteanordnung übertragen.
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Ein mobiles Endgerät ist beispielsweise ein Anzeigemittel, das über einer zumindest zeitweise verfügbare Datenkommunikation verfügt, um z.B. über das Internet mit einer zentralen Auswerteanordnung zu kommunizieren. Ein mobiles Endgerät kann beispielsweise ein Mobiltelefon oder ein Tablet sein. Auch ein Notebook-Computer ist geeignet.
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Im Sinne der Erfindung kann auch eine Ausgestaltung des Verfahrens unter Verwendung eines stationären Computers als mobiles Endgerät verstanden werden, wenn beispielsweise ein Nutzer des Verbrauchsmittels die eindeutige Kennzeichnung manuell abliest (oder ein Foto schießt), und anschließend diese manuelle Ablesung in den stationären Computer einspeist. Auch die Ausgabe bzw. Anzeige der Datensätze kann auf einem stationären Computer erfolgen, beispielsweise in einem Webbrowser.
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Als Auswerteanordnung im Sinne der Erfindung kann beispielswese ein Cloud-Server der eingangs beschriebenen Mindsphere dienen. Als zusätzliche Daten kommen prinzipiell alle Informationen in Frage, die seitens der Nutzer des Verbrauchsmittels oder durch automatisierte Übermittlung von Sensormesswerten in der Auswerteanordnung vorliegen. Der Datensatz ist im Sinne der Erfindung als ein sog. „digitaler Zwilling“ des Verbrauchsmittels zu verstehen, also u.a. eine zentrale Informationssammlung über ein Gerät oder Verbrauchsmittel.
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Ein Nutzungszyklus ist dabei z.B. eine Verwendung des Verbrauchsmittels in einem Produktionsverfahren oder in einem Produkt. Nach Ende der Nutzungsdauer würde das Verbrauchsmittel i.d.R. entweder entsorgt oder wiederverwendet. Bei einer Wiederverwendung stehen bisher keine einzelfallspezifischen Informationen über die Erstnutzung des Verbrauchsmittels zur Verfügung, so dass beispielsweise Qualitätsaussagen nur durch Messungen vor einem erneuten Einsatz getroffen werden können.
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Das erfindungsgemäße Verfahren hat den Vorteil, dass ein einzelnes Verbrauchsmittel wie z.B. ein technisch einsetzbares Gas von der Herstellung, der Lagerung und dem Transport bis hin zur ersten und auch weiteren Nutzungen in technischen Anlagen lückenlos dokumentiert werden kann. Auch die finale Endverwendung und der Endverbleib des Verbrauchsmittels z.B. durch ein fachgerechtes Recycling oder eine fachgerechte Entsorgung können lückenlos dokumentiert werden. Die Dokumentation steht dabei allen Benutzern des Verbrauchsmittels zur Verfügung, so dass Informationen über die Abnutzung oder die Qualität des Verbrauchsmittels aus den historischen Daten geschlossen werden können und ggf. nicht oder nicht ausschließlich von Messungen abhängen.
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In einer bevorzugten und vorteilhaften Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird mittels der Auswerteanordnung der Datensatz ausgewertet, um eine Qualitätseinstufung des Verbrauchsmittels zu treffen, wobei das Verbrauchsmittel bei Vorliegen einer Mindestqualitätseinstufung zur Nutzung in einem neuen Nutzungszyklus verwendet wird. Dies ist ein Vorteil, weil schnell, einfach und kostengünstig aus den vorliegenden Daten auf eine Qualität des Verbrauchsmittels geschlossen werden kann. Es wird so ein Entscheidungskriterium bereit gestellt, ob das Verbrauchsmittel recycelt werden kann. Dies schont die Umwelt und spart Kosten ein.
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Beispielsweise kann der Datensatz dahingehend ausgewertet werden, dass Erfahrungswerte über die Abnutzung herangezogen werden. Beispielsweise kann das Verbrauchsmittel ein elektrisches Isoliergas wie z.B. Schwefelhexafluorid (SF6) in einem Behälter sein, das in einer gasisolierten Schaltanlage (GIS) eingesetzt wird. Werden Messdaten über die Temperatur und die Anzahl der Schaltvorgänge in der Auswerteanordnung als zusätzliche Daten mit dem Verbrauchsmittel verknüpft, so kann der Datensatz analysiert werden. Z.B. könnte es in diesem Beispiel in Kenntnis der Anzahl der Schaltvorgänge und der thermischen Belastung sinnvoll sein, anhand von Erfahrungswerten auf die für diesen ersten Nutzungszyklus des SF6 in dieser GIS zu erwartende Abnutzung zu schließen. Die Abnutzung des SF6 ist dabei beispielsweise durch Zerfallsprodukte des Schutzgases gegeben, die bei Löschung von Lichtbögen entstehen.
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In einer weiteren bevorzugten und vorteilhaften Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird mittels der Auswerteanordnung der Datensatz derart geführt, dass nach Abschluss des letzten Nutzungszyklus ein Endverbleib und/oder ein fachgerechtes Recycling und/oder eine fachgerechte Entsorgung lückenlos dokumentiert werden. Dies ist ein Vorteil, weil eine automatisierte Dokumentation von Entsorgung und Recycling große Effizienzgewinne bedeutet, was Zeit und Kosten einspart.
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In einer weiteren bevorzugten und vorteilhaften Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird für das Verbrauchsmittel ein Behälter verwendet, der mit der ersten eindeutigen Kennzeichnung versehen wird. Dies ist ein Vorteil, weil auf diese Weise z.B. eine Gasflasche mit einem Gas überwacht werden kann. Der Datensatz in der Auswerteanordnung weist entsprechend Informationen über den Behälter auf und Daten über das Gas im Behälter. Wird das Gas in einer GIS eingesetzt, so können zusätzliche Nutzungsdaten der GIS dem Datensatz hinzugefügt werden. Wird nach Ende der ersten Nutzung in der GIS das Gas entnommen und in einen anderen Behälter eingefüllt, so kann dieser zweite Behälter eine zweite eindeutige Kennzeichnung aufweisen, die dem Datensatz hinzugefügt wird. Auf diese Weise entsteht eine vollständige Dokumentation des Verbrauchsmittels über mehrere Nutzungszyklen hinweg.
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In einer Weiterbildung der vorgenannten Ausführungsform weist das Verbrauchsmittel ein Gas und/oder Gasgemisch auf, das in dem Behälter vorliegt, wobei anhand der eindeutigen Kennzeichnung einerseits mehrere Nutzungszyklen des Gases und/oder Gasgemisches und andererseits mehrere Nutzungszyklen des Behälters seitens der Auswerteeinrichtung erfasst werden. Dies ist ein wesentlicher Vorteil, weil nicht nur das Gas, sondern auch der eingesetzte Behälter mehrfach wieder verwendet und dabei lückenlos dokumentiert werden kann.
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In einer Weiterbildung der vorgenannten Ausführungsform wird festgestellt, ob eine bestimmte Gascharge aus einer Mehrzahl unterschiedlicher Gasflaschen stets zu vorzeitigem Verschleiß an gasisolierten Schaltanlagen führt. Eine solche schadhafte Charge wird sicher erkannt und aus dem Stoffzyklus entfernt. Andersherum ist es möglich, verminderte Haltbarkeiten von Gasen (wenn Messungen vorliegen) einer Schaltanlage oder einem Schaltanlagentyp zuzuordnen, sollten diese gehäuft auftreten.
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In einer bevorzugten und vorteilhaften Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird als Gas in dem Behälter ein elektrisches Isoliergas verwendet. Als Isoliergas ist beispielsweise SF6 einsetzbar. Auch ein Gasgemisch kann als Gas im Sinne der Erfindung dienen.
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In einer bevorzugten und vorteilhaften Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird als Gas in dem Behälter ein technisches Gas verwendet. Als technisches Gas sind beispielsweise Wasserstoff, Helium oder Argon einsetzbar.
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In einer weiteren bevorzugten und vorteilhaften Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird eine geographische Position des Verbrauchsmittels durch das mobile Endgerät erfasst und an die Auswerteanordnung übermittelt. Dies kann beispielsweise mittels einer GPS-Ortung nach dem Global-Positioning-System erfolgen. Die Erfassung der Position ist vorteilhaft, weil auf diese Weise - insbesondere bei gleichzeitiger Speicherung von Datum und Uhrzeit - eine historische Dokumentation des Einsatzes des Verbrauchsmittels erreicht wird. Z.B. kann dann festgestellt werden, dass eine Gasflasche an einem bestimmten Tag zu einer Baustelle geliefert und dort in eine GIS entleert wurde.
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In einer weiteren bevorzugten und vorteilhaften Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird als eindeutige Kennzeichnung ein Funksender verwendet.
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In einer weiteren bevorzugten und vorteilhaften Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird als Funksender ein RFID-Sender verwendet.
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In einer weiteren bevorzugten und vorteilhaften Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird als eindeutige Kennzeichnung ein visueller Code verwendet. Es kann beispielsweise ein Barcode oder ein QR-Code verwendet werden.
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In einer weiteren bevorzugten und vorteilhaften Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens werden als zusätzliche Daten Nutzungsdaten einer Anlage verwendet, für die das Verbrauchsmittel eingesetzt wird. Die Nutzungsdaten werden beispielsweise von Sensoren der Anlage an die Auswerteanordnung übermittelt. Ferner können als zusätzliche Daten Informationen aus Logistik-Software von Transportunternehmen hinzugefügt werden. Auch Informationen über den Preis des Verbrauchsmittels, Bestellungen bezüglich des Verbrauchsmittels und/oder Informationen über Eigentümer des Verbrauchsmittels können dem Datensatz hinzugefügt werden. Ferner können auch Dokumente wie etwa Zertifikate bezüglich des Verbrauchsmittels dem Datensatz hinzugefügt werden. Des Weiteren können analog vorliegende Dokumente wie Namensplatten, Transportdokumente, Gasanalysedokumente und Ähnliches, dem Datensatz durch Fotos, Scannen oder manuelle Eingabe von Informationen hinzugefügt werden.
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In einer weiteren bevorzugten und vorteilhaften Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird mittels der Auswerteanordnung aus dem Datensatz automatisiert ein Bericht erzeugt, der gesetzlichen Nachweispflichten zur Verwendung des Verbrauchsmittels genügt.
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Beispielsweise bestehen für den Einsatz von chemischen Stoffen für den Hersteller und weitere Akteure im Nutzungszyklus der Stoffe umfangreiche Registrierungs- und Informationspflichten, die in der „VERORDNUNG (EG) Nr. 1907/2006 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 18. Dezember 2006 zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe (REACH), zur Schaffung einer Europäischen Chemikalienagentur, zur Änderung der Richtlinie 1999/45/EG und zur Aufhebung der Verordnung (EWG) Nr. 793/93 des Rates, der Verordnung (EG) Nr. 1488/94 der Kommission, der Richtlinie 76/769/EWG des Rates sowie der Richtlinien 91/155/EWG, 93/67/EWG, 93/105/EG und 2000/21/EG der Kommission“ geregelt sind. Diese „REACH“-Nachweispflichten umfassen Berichte, die den Einsatz und die Entsorgung von chemischen Stoffen dokumentieren und von Unternehmen in Europa einzuhalten sind. Die erstellen REACH-konformen Berichte über das Verbrauchsmittel werden dem Datensatz nach der Erstellung hinzugefügt.
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In einer Weiterbildung der vorgenannten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird werden in dem Bericht Informationen über unbeabsichtigte und/oder bestimmungsfremde Emissionen des Verbrauchsmittels zur Verfügung stellt. Dies wird durch fortlaufende Ergänzung relevanter Daten zum Datensatz und einer Auswertung im Hinblick auf Unerwartete Verluste, beispielsweise eine unerwartet geringe Gasmenge im Vergleich zu einem früheren Zeitpunkt, erreicht. Eine unerwartet geringe Gasmenge ist beispielsweise erkennbar, wenn eine Druckmessung geringer als erwartet ausfällt. Der auf diese Weise ergänzte Datensatz und die darin enthaltenen detaillierten Informationen können genutzt werden, um direkt Erkenntnisse z.B. zum Ort, Zeitpunkt und relevanten Prozessparametern zu entnehmen. Diese Erkenntnisse können analysiert werden und daraus resultierend Rückschlüsse auf Ursachen bestimmungsfremder Emissionen gezogen werden. Es können nachfolgend reaktive Maßnahmen eingeleitet werden, um die unbeabsichtigte und/oder bestimmungsfremde Emissionen des Verbrauchsmittels abzustellen. Beispielsweise kann ein Behälter für ein Gas aus dem Kreislauf entnommen werden, wenn Hinweise auf Undichtigkeiten bestehen. Bei einer GIS kann bei Verdacht auf Undichtigkeiten eine Wartung ausgelöst werden. Durch diese Maßnahmen wird präventiv für die Zukunft eine weitere unbeabsichtigte Emission vermieden und eine vergleichsweise lange Nutzungsdauer bzw. Mehrfachnutzung des Verbrauchsmittels erzielt.
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Andere Nachweispflichten bestehen beispielsweise bzgl. der sog. „F-Gase-Verordnung (EU) 517/2014“, SESIS (eine Software der Siemens AG). Weitere Nachweispflichten bestehen für sog. Gefahrgüter („Dangerous Goods information“). Um die Anforderungen des internationalen Gefahrgutrechts einhalten zu können, ist es unabdingbar die Gasqualität einzustufen. Derzeit sind Anforderungen zu einem Druck- und Leckagetest, zur lückenlosen Handhabung und Entsorgung sowie zur Kennzeichnung („Labelling“) der Produkte in Kraft.
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Ansonsten ist regelmäßig ein „Worst-Case“ für die Gasqualität zu klassifizieren (vgl. UN 3308). In diesem Worst-Case handelt es sich dann um einen toxischen, korrosiven Gefahrstoff. Damit gelten dann sehr strenge Auflagen, z.B. für eine Schulung von Mitarbeitern, Nachweispflichten, Sicherungspläne etc. Die unnötige „Überklassifizierung“ kann durch die Erfindung vermieden werden, was erhebliche Auswände und Kosten einspart.
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An die Erfindung stellt sich ferner die Aufgabe, eine Anordnung anzugeben, mittels derer für alle Nutzer eines Verbrauchsmittels eine automatisierte, gemeinsame Überwachung bereitstellbar ist, wobei eine vergleichsweise lange Nutzungsdauer bzw. Mehrfachnutzung des Verbrauchsmittels erzielbar ist.
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Die Erfindung löst diese Aufgabe durch eine Anordnung gemäß Anspruch 13. Bevorzugte Ausführungsformen sind in den abhängigen Ansprüchen 14 bis 17 angegeben. Es ergeben sich für die erfindungsgemäße Anordnung und ihre Ausführungsformen sinngemäß die gleichen Vorteile wie eingangs für das erfindungsgemäße Verfahren erläutert.
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An die Erfindung stellt sich des Weiteren die Aufgabe, ein Computerprogrammprodukt anzugeben, das bei Ausführung auf einem Computer für alle Nutzer eines Verbrauchsmittels eine automatisierte, gemeinsame Überwachung bereit stellt, wobei eine vergleichsweise lange Nutzungsdauer bzw. Mehrfachnutzung des Verbrauchsmittels erzielt wird.
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Die Erfindung löst diese Aufgabe durch ein Computerprogrammprodukt gemäß Anspruch 18. Es ergeben sich für das erfindungsgemäße Computerprogrammprodukt sinngemäß die gleichen Vorteile wie eingangs für das erfindungsgemäße Verfahren erläutert.
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Zur besseren Erläuterung der Erfindung wird ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel anhand einer Figur dargestellt.
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Eine Anordnung 1 zum Überwachen von Verbrauchsmitteln 33 über mehrere Nutzungszyklen weist eine Auswerteanordnung 2 auf, die in diesem Beispiel als eine Cloud-Anwendung wie etwa Siemens „Mindsphere“ ausgebildet ist. Die Auswerteanordnung 2 ist über eine Datenkommunikation 31 mit Anzeigemitteln 32 verbunden. Ferner ist die Auswerteanordnung 2 über eine Datenkommunikation 5,6 mit einem mobilen Endgerät 4 verbunden.
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Das mobile Endgerät 4 ist über eine Datenkommunikation 7 mit einer Informationsressource 3 für zusätzliche Daten 28 verbunden. Die zusätzlichen Daten können beispielsweise Bestellungsinformationen 8, Ergebnisse von Gasanalysen 9, Transport-Dokumente 10 und Bilder von Namensplatten 11 an Anlagen oder auf Gasflaschen sein. Die Informationsresource 3 kann beispielsweise eine externe Datenbank oder ein Computer eines Nutzers eines Verbrauchsmittels 33 sein. Das mobile Endgerät 4 kann verwendet werden, um die analog vorliegenden Dokumente der zusätzlichen Daten zu scannen oder manuell einzugeben.
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Das mobile Endgerät 4 weist Anzeigemittel 14 auf und ist als ein handelsübliches Smartphone ausgebildet. Es weist eine Positionserkennungseinrichtung 13 für GPS-Daten 12 auf. Das mobile Endgerät 4 ist über eine Datenkommunikation 17 mit weiteren Datenressourcen 18 verbunden, die beispielsweise Informationen von mehreren Nutzern des Verbrauchsmittels bereit stellen bzw. von den Computersystemen der Nutzer stammen. Es können z.B. Informationen zu Rohmaterialien 21, die für das Verbrauchsmittel eingesetzt wurden, Transportinformationen 23, Herstellungsinformationen 19, Auslieferungsinformationen 20 und Entsorgungs- bzw. Recyclinginformationen 21 einbezogen werden.
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Das mobile Endgerät 4 verfügt beispielsweise über eine Kamera, um einen Quick-Response-Code (QR-Code) einzulesen, der bei Verbrauchsmitteln 33 oder sonstigen Anlagen 27 mit eindeutiger Kennzeichnung 25,26 vorliegt. Dies kann durch einen Scanvorgang 16 erfolgen. Alternativ oder zusätzlich kann eine Empfangseinrichtung für RFID-Signale 26 vorgesehen sein.
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Des Weiteren liefern Sensoren 29 zusätzliche Daten 30, die z.B. mittels des mobilen Endgeräts erfasst und mit der eindeutigen Kennzeichnung verknüpft werden können. Auch eine direkte Übermittlung zur Auswerteanordnung 2 ist möglich.
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Im Folgenden soll auf die Funktionsweise der erfindungsgemä-ßen Anordnung eingegangen werden. Als Verbrauchsmittel wird im Ausführungsbeispiel eine Gasflasche 33 mit SF6 eingesetzt. Dieses Gas ist stark klimawirksam, sein Einsatz und seine Entsorgung müssen entsprechend genau nachweisbar und dokumentiert sein. Das SF6 liegt nach Herstellung in einer Gasflasche vor, die vom Hersteller mit einer eindeutigen Kennzeichnung wie etwa einem QR-Code versehen ist. Der Hersteller übermittelt Daten über die Gasflasche wie z.B. die eindeutige Kennzeichnung, die Charge des Gases, den Gasdruck, die Qualität usw. an die Auswerteanordnung, in der diese Informationen in einem Datensatz 41 hinterlegt werden. Wird die Gasflasche dann von einem Transportunternehmen 23 zu einem Lager oder einem Einsatzort transportiert, kann der Benutzer mit dem mobilen Endgerät 4 den QR-Code 25 scannen 16. Dafür ist eine spezifische App vorgesehen. Der QR-Code 25 wird entschlüsselt und mit einer GPS-Ortsinformation 12 und einem Zeitstempel an die Auswerteanordnung übermittelt und dem Datensatz 41 hinzugefügt.
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Am Einsatzort, z.B. einer Herstellerfabrik für GIS 40 oder einer Baustelle, kann der QR-Code 25 der Gasflasche durch den Inbetriebnehmer erneut gescannt werden; es werden erneut Position 12, Zeitstempel und eindeutige Kennzeichnung dem Datensatz 41 hinzugefügt. Am Einsatzort wird die Gasflasche 33 z.B. entleert und mithilfe einer speziellen Serviceanlage mit erneuter Gasqualitätsinformation in eine GIS 40 eingefüllt. Die leere Gasflasche 33 wird zeitgleich zur erneuten Verwendung frei.
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Die leere Gasflasche 33 kann beispielsweise erneut mit SF6 gleicher Qualität befüllt werden. Dafür kann seitens der Auswerteanordnung 2 eine Kopie des Datensatzes angelegt werden, in den nun sämtliche weitere Informationen des neuen Nutzungszyklus der Gasflasche 33 eingehen. Hierdurch wird eine Nutzungszyklus-übergreifende Dokumentation gewährleistet. Es kann die erste eindeutige Kennzeichnung weiter verwendet werden oder eine neue eindeutige Kennzeichnung an der Gasflasche angebracht werden.
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Das in eine GIS 40 eingefüllte Gas kann nach Ende der Nutzung, beispielsweise bei einer Wartung oder einer Entsorgung der GIS 40, wieder entnommen und in eine andere Gasflasche mit einer anderen eindeutigen Kennzeichnung eingefüllt werden. Der anderen eindeutigen Kennzeichnung werden anschließend im Datensatz Informationen für die entsprechend vorhandene Gasqualität (SF6-Gemisch mit Luft oder anderen Beiprodukten) des neu eingefüllten Gases hinzugefügt. Der Datensatz 41 des Gases, der mit der ersten eindeutigen Kennzeichnung verknüpft ist, wird zusätzlich mit der neuen eindeutigen Kennzeichnung der neuen Gasflasche, der Position der Gasflasche und mit einem Zeitstempel abgespeichert. Auf diese Weise ist die Verwendung des Gases auch in einem neuen Lebenszyklus bis zur Herstellung zurückverfolgbar. Die Auswerteanordnung 2 ist folglich ausgebildet, den Datensatz 41 über das Verbrauchsmittel 33 derart zu führen, dass mehrere Nutzungszyklen des Verbrauchsmittels 33 erfasst werden.
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Die Auswerteanordnung 2 ist ausgebildet, den Datensatz 41 auszuwerten, um eine Qualitätseinstufung des Verbrauchsmittels 33 zu treffen, wobei das Verbrauchsmittel 33 bei Vorliegen einer Mindestqualitätseinstufung zur Nutzung in einem neuen Nutzungszyklus verwendbar ist. In diesem Beispiel wird aus der Anzahl der Schaltvorgänge und der thermischen Belastung der GIS 40 anhand von Erfahrungswerten auf die für diesen ersten Nutzungszyklus des SF6 in dieser GIS 40 zu erwartende Abnutzung geschlossen. Die Abnutzung des SF6 ist dabei beispielsweise durch Zerfallsprodukte des Schutzgases gegeben, die bei Löschung von Lichtbögen entstehen. Dabei korreliert die Abnutzung mit der Mindestqualitätseinstufung dahingehend, dass bei starker Abnutzung des Gases der Schwellenwert für die Mindestqualität unterschritten wird. In einem solchen Fall wird das Gas nicht wieder verwendet.
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Besonders wirtschaftlich interessant ist es, mittels der Auswerteanordnung 2 aus dem Datensatz 41 automatisiert einen Bericht zu erzeugen, der gesetzlichen Nachweispflichten wie z.B. EU F-Gas oder ZVEI Berichten zur Verwendung des Verbrauchsmittels SF6 genügt. Die konformen Berichte können allen beteiligten Nutzern 19,20,21,22,23 des Verbrauchsmittels 33 über die App auf dem mobilen Endgerät 4 zur Verfügung gestellt werden. Die App bzw. die konformen Berichte können im Sinne der Erfindung jedoch auch auf stationären Computern eingesehen werden, also beispielsweise an Desktop-Computern der beteiligten Nutzer 19,20,21,22,23 des Verbrauchsmittels 33. In einem solchen Fall kann die beispielsweise als Hybrid-App konzipiert sein, die einerseits eine Anzeige auf einem mobilen Endgerät und andererseits eine Anzeige auf einem nicht-mobilen Desktop-Computer, z.B. im Browser, ermöglicht.
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Es ist damit jederzeit eine vollständige Dokumentation für jeden Nutzer abrufbar.